IS vs AQ oder der globale Bürgerkrieg der Jihadisten

Moderator: Moderatoren Forum 3

Antworten
Benutzeravatar
Platon
Beiträge: 19503
Registriert: Samstag 31. Mai 2008, 19:27
user title: Im Schützengraben d Geschichte

IS vs AQ oder der globale Bürgerkrieg der Jihadisten

Beitrag von Platon »

Liebe Userinnen und User

Die Ausrufung des Kalifats durch den Islamischen Staat hatte sich im Sommer 2014 eine Alternative im radikal-jihadistischen Lager zu al Qaida etabliert. Seither gibt es in vielen Gebieten in denen militante Gruppen aktiv sind, sowohl solche die al Qaida, d.h. Ayman al Zawahiri und solche die sich dem Islamischen Staat, d.h. Abu Bakr al Bagdadi den Gefolgschaftseid (Ba’ia) geleistet haben.
Da mich das Thema interessiert, zunächst ein historischer Abriss, wie es zur Entstehung dieses Konflikts kam. :)

Entstehung von Salafi-Jihadistischen Gruppen

Seit den 1980er Jahren haben sich in der islamischen Welt neu entstehende militante Gruppen den islamistischen Lager zugerechnet. Dabei gibt es zwei große Hauptrichtungen, die der Muslimbrüder und die der Salafisten. Die Muslimbrüder sind eine sozial-politische Bewegung, die in Ägypten in den 1920er Jahren entstanden ist und eine islamische Alternative zur säkularen Gesellschaft und Politik bieten will und erst einmal ganz abstrakt eine Islamisierung von Individuum, Politik und Gesellschaft vorantreiben will. Im Kern ist es aber eine konservativ-islamische soziale Bewegung.
Die Salafisten sind hingegen eine Islamische Reformbewegung, welche den Islam und alle Muslime reformieren will. Das heißt sie wollen das durchsetzen was Muhammad Abd Al Wahab den tauhīd al-ulūhīya genannt hat, d.h. jede Verehrung soll nur Gott gelten und alle Mittler, Fürsprecher oder ähnliches muss abgeschafft werden. Gemeint sind damit z.B. Orte an denen man Imame, Sufi-Scheichs verehrt oder Kultstätten vorislamischer Religionen. Dazu gibt es noch ein paar weitere Eigenheiten, die würden jetzt aber zu weit führen.
Das Endziel ist in beiden Fällen ein Islamischer Staat in dem die eigene Version des Islams herrscht, wobei die Muslimbrüder theologisch und allgemein etwas flexibler sind und vielen Dingen, wie z.B. demokratischen Wahlen, weitaus offener gegenüber stehen, solange es nur glaubhaft als genuin islamisch begründet werden kann. Das ganze vermischt man in beiden Fällen mit anti-kolonialem Gedankengut, welches von praktisch allen Ideologien der Region geteilt wird. Begründet wird es häufig damit, dass es vor allem ausländische Mächte sind, welche die Errichtung der islamischen Ordnung entgegen stehen. Die Menschen wollen ja Islam, mit denen man sie beglücken will bzw. sie sollen ihn wollen, damit sie ins Paradies kommen können. Es gibt dann ebenfalls in beiden Fällen die Möglichkeit dieses Ziel durch apolitische Mission und soziale Arbeit, durch die Teilnahme an politischen Prozessen wie z.B. demokratischen Wahlen, oder durch den bewaffneten Kampf - d.h. Jihad - zu erreichen. Der Jihad ist also nur ein Weg das Ziel der Reislamisierung der Muslime, der islamischen Gesellschaften, der islamischen Welt zu erreichen.

Die Salafisten waren lange Zeit ausschließlich unpolitisch, sie hatten durch ihr Bündnis mit der Saud-Familie ihren Staat Saudi-Arabien bekommen, in dem sie dann in der religiösen Bürokratie den Ton angaben, dafür den Saudis die politische Herrschaft zusprachen. Ein Aufstand gegen die herrschende Ordnung der Sauds glich einer Selbstmordaktion, da es ja immer eine ziemlich schlechte Idee ist, an dem Ast zu sägen auf dem man sitzt. Also beschränkte man sich auf die Mission, die durch die Petrodollars, die seit der Ölkrise 1973 astronomische Mengen annahmen, zu einer echten salafistischen Weltmission wurden. Vor allem die Islamische Weltliga und damit verbundene Hilfsorganisationen waren hier die Hauptakteure. Es entwickelte sich dann auch eine internationalisierte Version des Wahabismus, die Salafisten, wo da jetzt die Unterschiede sind, würde hier aber zu weit führen. Die politische Situation unter Nasser in Ägypten und die zeitweils äußerst brutale Verfolgung der Muslimbrüder in den 1960er und 1970ern führte zu Migration vieler ihrer Mitglieder nach Saudi Arabien. Dort wurden sie z.B. im Bildungssystem beschäftigt, wodurch sie Gelegenheit erhielten viele Saudis mit ihren politischen Ideen bekannt zu machen. Ein prominentes Beispiel ist der Bruder des bekannten Sayyid Qutb Mohammed Qutb, der die Ideen seines Bruders zu den Salafisten brachte. Das Ergebnis dieses Zusammenkommens politischer Ideen von Muslimbrüdern und des Reformeifers der Salafisten war eine Politisierung und später dann Militarisierung eines Teils der Salafistischen Reformbewegung einerseits und eine Salafisierung einiger Muslimbrüder andererseits, die allerdings mehrheitlich der Gewalt abgeschworen hatten. Auch die Wahabiten und Salafisten sind in ihrer überwiegenden Mehrheit in der Mission aktiv und gehören keiner gewaltbereiten Gruppe an. Als dann Nasser im 6-Tage-Krieg besiegt, die panarabische und sozialistische Ideologie an Anziehungskraft verlor und eine allgemeine Hinwendung zur Religion hoffähig wurde, war der Weg frei für islamistische Gruppen, verschiedenster Machart.

Der Stern militanter Gruppen mit salafistischer Ideologie begann weiter zu steigen, als die Saudis bemerkten, dass sie diese Leute als eine Art fromme Fremdenlegion einsetzen konnten. Ganz prominent natürlich in Afghanistan, als Abdallah Azzam zahlreiche Araber dazu rekrutierte, in den Kampf gegen die Sowjets zu ziehen. Und seitdem werden immer wieder Gruppen gefördert, zumeist von Stiftungen und Privatpersonen. Wer da wem Geld gibt ist für den neutralen Beobachter zumeist nicht zu ermitteln. Zumeist als Instrument saudischer Außenpolitik, wie jetzt in Syrien, oder für eine Art jihadistische Weltmission. Weil natürlich erwartet man von diesen Gruppen, dass sie zum einen einen legitimen islamistischen Gegner haben, also ein säkularer Herrscher, Israel oder ein Verbündeter Irans. Und das sie in den von ihnen eroberten Gebieten die salafistische Doktrin durchsetzen und Anlagen, die vom tauhīd al-ulūhīya ablenken, zerstören. Das nennen sie dann Scharia wieder einführen.

Entstehung von al Qaida

Das Hauptproblem mit diesen Gruppen ist, neben der falschen Ideologie, der Brutalität und dem anti-kulturellen Eifer, dass die Saudis ihre Leute nicht im Griff haben. Denn bin Laden, der mit seinem Geld in den 1990ern eine Gruppe alter Afghanistan-Veteranen um sich scharte, wurde erst wirklich zum Problem als er sich 1990 mit den Saudis überwarf, die lieber Hunderttausende US-Soldaten, auf die arabische Halbinsel holten, als ihn und seine Mujahedin Kuwait befreien zu lassen. Also die fromme Fremdenlegion das tun zu lassen, was sie immer tun sollten, „den Islam“ d.h. saudische Interessen im Ausland zu verteidigen. Bin Laden war nicht allein mit seiner Kritik. Denn es gab eine Reihe von wahabitischen Gelehrten die die Aktion der Saudis Ungläubige, und dann auch noch Frauen, ins Land zu lassen hart kritisierten. (Sahwa (Saudi-Arabien)) Im Ergebnis fanden sich die Kritiker im Gefängnis wieder, bin Laden verlor seine saudische Staatsbürgerschaft und erklärte 1998 den Garanten der Herrschaft der Saudi-Familie: den USA den Krieg, weil diese in die islamische Welt eingefallen und anti-islamische Diktatoren wie die Saudis unterstützten und an der Macht hielten. Es folgten Anschläge auf die US-Botschaften in Kenia und Tansania 1998, der Anschlag auf die USS Cole 2000, und 2001 schließlich 9/11.

Daraufhin wurden die Taliban, welche Bin Laden und seinen Mannen in Afghanistan Unterschlupf gegeben hatten, von der Macht entfernt, es gelang jedoch sich nach Pakistan ins Grenzgebiet zu retten. Von dort etablierte sich bin Laden als Kopf eines Internationalen Netzwerks, d.h. alle möglichen salafistischen Jihad-Gruppen schlossen sich seinem Kampf an. Darüber hinaus schickte er selbst die Mitglieder seiner Organisation aus Saudi Arabien in sein Heimatland, wo sie einige Anschläge verübten, allerdings schnell aufgerieben wurden. Nicht zuletzt, weil die Gelehrten der Sahwa-Bewegung auf die bin Laden sich dereinst in seiner Kritik am saudischen Königshaus berufen hatte, sich offen gegen ihn aussprachen und ihm daher die soziale Basis entzogen. (Beispiel) Die AQ-Mitglieder die überlebten, zogen dann weiter und bildeten einen al Qaida-Ableger im Jemen, welches als Rückzugsraum diente und Anschläge im Westen organisierte. Dazu gibt es eine Reihe weiterer Gruppen die sich al Qaida direkt anschlossen oder zumindest als al Qaida irgendwie verbunden angesehen werden. Die Prominentesten:
Al Qaida im Islamischen Maghreb (d.h. Algerien und umliegende Sahara-Gebiete)
Al Shabab in Somalia.
Islamisches Emirat im Kaukasus
Al Qaida im Irak (heute der Islamische Staat)
Inwiefern Boko Haram Verbindungen zu al Qaida hat, weiß ich jetzt nichts genaues.

Die Taliban sind übrigens kein Teil von al Qaida, sondern umgekehrt. Bin Laden und Zawahiri hatten Mullah Omar die Gefolgschaft geschworen, ist er doch ihr Gastgeber. Ganz aktuell hat Zawahiri dem neuen Anführer der Taliban die Bai’a geleistet. Die Nachricht vom Tod Mullah Omars ging ja erst kürzlich durch die Medienlandschaft und es wurde mit Mullah Akhter Mansour ein neuer Chef gewählt.

Die so genannte Kern Al Qaida war nach 9/11 vor allem der ideologischer Kopf und Aushängeschild dieser Gruppen bzw. des "AQ-Netwerks", d.h. bin Laden, nach dessen Tod Zawahiri. Sie hielten bzw. im Falle von Zawahiri halten sie sich in Pakistan auf und standen und stehen in Kontakt mit all diesen Gruppen. Die Frage ist natürlich wie weit dieser Treueeid wirklich Bedeutung hatte oder ob die verschiedenen Gruppen nicht in erster Linie selbstständig handeln. Denn es kommt durchaus auch zu Meinungsverschiedenheite. Denn Zawahiri sieht auch nach dem Tod bin Ladens in den USA den Hauptfeind und nicht z.B. den Iran und den schiitischen Einfluss. Die USA haben in den letzten Jahren sehr erfolgreich versucht die Veteranen von Kern al Qaida anzugreifen und sehr viele sind getötet worden. Am prominentesten natürlich die gezielte Tötung von Bin Laden. Hierdurch konnte Kern al Qaida kaum noch viel mehr machen, als hin und wieder eine Erklärung rauszugeben. Wirklich aktiv wurden die Ableger, im Westen vor allem Al Qaida im Jemen, zu dem viele Lone Wolf-Terroristen im Westen Kontakte hatten. Auch die Paketbomben kamen aus dem Jemen.

Wie man sich die Rolle von Kern al Qaida vorzustellen hat sieht man an folgender englisch-sprachiger Publikation von Zawahiri:
General Guidelines for Jihad - Shaikh Ayman al Zawahiri (das ist keine AQ-nahe Seite sondern von einem westlichen Kommentator, der Quellen sammelt)

Entstehung des IS

Die Wurzeln des IS ist die jihadistische Gruppe um Abu Musab az Zarqawi. Dieser wurde in der berühmten Rede von Colin Powell vor dem UN-Sicherheitsrat, in der er den Irak Krieg 2003 zu rechtfertigen versuchte, als Bindeglied zwischen Saddam Hussein und al Qaida genannt und wurde dadurch schlagartig bekannt. Er gehörte zwar dem Salafistisch-Jihadistischen Millieu an, hatte sich aber zunächst nicht der Gruppe von Bin Laden angeschlossen. Er führte ab 2003 dann eine sunnitische Gruppe an, die gegen die USA einen Guerilla-Krieg führte und vor allem durch blutige Anschläge gegen Schiiten und Zivilisten bekannt wurde. Man rechtfertigte das damit, es handele sich um Abtrünnige, weil sie der Zentralregierung in Bagdad helfen bzw. weil sie Schiiten seien. Er leistete 2004 schließlich al Qaida die Gefolgschaft und nannte sich seitdem „Al Qaida im Zweistromland“, welche mit der Zeit zur stärksten Organisation im sunnitischen Bürgerkrieg aufstieg und sich 2006 in den Islamischen Staat Irak umbenannte.
Es kam seit jeher zu Streitigkeiten mit Kern Al Qaida über die Frage ob es jetzt wirklich notwendig ist so viele Schiiten und Zivilisten zu töten. Zawahiri, wie bin Laden vor ihm, kritisierte dies und meinte man dürfe Schiiten nicht töten, weil sie Schiiten seien, zumindest nicht solange man sie nicht angemessen zum korrekten Islam eingeladen und über ihn unterrichtet habe. Da man nicht sicher sein kann, dass diese Vorbedingung erfüllt ist, sollte man von willkürlichen Anschlägen gegen Zivilisten absehen. Man muss wohl Salafist sein um auf so ein Argument zu kommen, wenn man begründen will, warum man keinen Massenmord an Unschuldigen verüben sollte. Es gab jedenfalls seit jeher Spannungen zwischen der Organisation im Irak und der Zentrale in Pakistan.


Der Konflikt IS vs al Qaida

In den Jahren 2013 und 2014, also nach dem Tod von Bin Laden einerseits und Zarqawi andererseits, eskalierte der Streit schließlich. Nachdem man 2007 durch ein Bündnis sunnitischer Stämme und der US-Armee geschlagen wurde, und man nur noch ein Schatten einstiger Größe war, übernahm 2010 der spätere „Kalif“ Abu Bakr al Bagdadi die Führung der Organisation. Gegen Ende 2011 begann der Bürgerkrieg in Syrien richtig Fahrt aufzunehmen und auch im Irak bildete sich eine sunnitische Protestbewegung, da die Sunniten nach dem Abzug der USA aus dem Irak aus dem politischen System rausgedrängt wurden. Die Protestbewegung wurde niedergeschlagen, der ISI erstarkte aufs Neue und expandierte nach Syrien, wo mit al Nusra ein Ableger der Organisation gegründet wurde. Es folgte ein denkwürdiger Aufstieg der Gruppe und als Bagdadi 2013/2014 versuchte die Gruppe unter dem neuen Namen ISIS (Islamischer Staat in Irak und Syrien bzw. ISIL Islamic State in Iraq and the Levante) in seine Hauptgruppe einzugliedern, widersetzte sich der Führer von al Nusra al Julani und wollte sich nicht so einfach der irakischen Organisation unterordnen. Kern-al Qaida, d.h. Ayman al Zawahiri, erklärte daraufhin, dass al Nusra für Syrien und die Bagdadi-Gruppe für den Irak zuständig sei und beide Organisationen nicht vereinigt werden sollten. Das akzeptierte Bagdadi jedoch nicht.
Am Ende, d.h. in der ersten Jahreshälfte von 2014, kam es zum offenen Bruch zwischen Zawahiri und ISIS, begleitet vom Beginn des Krieges zwischen syrischen Rebellen und ISIS. Teile von al Nusra unter Julani schlossen sich dabei den anderen Rebellen an und beide Seiten teilten sich die Rebellenterritorien unter sich auf. Als im Irak dann auch noch die irakische Armee auseinanderfiel und ISIS weite Teile des Irak eroberte, hatte man eine Herrschaft von Aleppo bis Bagdad etabliert und rief am 29. Juni 2014 das Kalifat aus.

Vor allem letzteres war ein ziemlicher Coup mit dem man die anderen jihadistischen Gruppen, allen voran al Qaida ordentlich überrumpelt hatte. Man hatte eine weitreichende Herrschaft von Aleppo bis Bagdad etabliert und darin die Salafi-Scharia eingeführt, man eroberte immer neue Territorien und hatte sogar das 1924 abgeschaffte Kalifat erneut ausgerufen. Während andere Gruppen froh sind, wenn sie ein paar Dörfer halten können herrscht der Islamische Staat über eine Großstadt wie Mossul und Raqqah, in dem man das eigene Hauptquartier aufschlug, hatte vor dem Krieg auch immerhin 200 000 Einwohner. Damit hatte man sich als Spitze der salafistisch-jihadistischen Bewegung etabliert und al Qaida um Zawahiri offen herausgefordert.

Denn man erhebt den Anspruch den eigenen wahren Islam in die ganze Welt zu tragen. Wie man sich das so vorstellt hatte man ja durch eine Karte recht deutlich gemacht.

Und ähnlich wie sich eine Reihe von Gruppen nach 9/11 der al Qaida Kernorganisation angeschlossen haben, haben sich eine Reihe von Gruppen zum Islamischen Staat bekannt und sich ihm faktisch untergeordnet. Dies führt zu der Situation, dass wir im Internationalen Salafi-Jihad-Geschäft eine Konkurrenzsituation haben.

Gruppen die sich bisher dem Islamischen Staat angeschlossen haben:
1. Ansar Bait al-Maqdis auf dem Sinai, sind im Moment recht aktiv
2. Boko Haram aus Nigeria, sehr bemerkenswert
3. Teile des Islamischen Emirats Kaukasus
4. Islamic Movement of Uzbekistan eine Gruppe, die wie der Name schon sagt ursprünglich aus Usbekistan stammt, da aber erfolglos war und schon viele Jahre im pakistanischen Grenzgebiet lebt.
5. Teile der Taliban sollen sich dem IS angeschlossen haben.
6. Teile von Ansar al Sharia, einer jihadistischen Gruppe in Libyen, haben sich unter dem kreativen Namen ISIL in Libya dem IS angeschlossen.
7. Teile von AQIM haben sich als Jund al Khilafah dem IS angeschlossen.
8. Mehrere Anschläge in Saudi Arabien auf schiitische Moscheen im Juli 2015, für die der IS die Verantwortung übernommen hatte, lösten Massenverhaftungen aus. Letzte Woche gab es einen weiteren Anschlag auf eine Moschee der saudischen Armee.
9. Auch im Jemen verübte man Anschläge auf schiitische Moscheen und ist dort in jedem Fall aktiv. Quelle
10. Teile von Abu Sayyaf auf den Philippinen, wobei das wie so manches andere Bai’a Video der weiteren Erläuterung bedarf.

Es haben sich also vor allem Gruppen aus der zweiten Reihe und einzelne Kommandeure, die wohl mit ihrer Hauptorganisation unzufrieden oder einfach nur persönlichen Ehrgeiz haben, dem IS angeschlossen. Mit der prominenten Ausnahme von Boko Haram. Das deutet darauf hin, dass es mit der Anziehungskraft des IS dann auch nicht so weit her ist. Wo der IS meinem Eindruck nach die Nase vorne hat, ist im Internet und in den sozialen Medien.

Islamischer Staat - Die Zukunft des Terrors - Vortrag von Guido Steinberg über Geschichte des IS und der AQ-Ableger. Guido Steinberg führender Experte zum Thema in deutscher Sprache. :)

In diesem Strang möchte ich über diese verschiedenen Untergruppen von al Qaida und dem Islamischen Staat schreiben, über die Frage, welche Gruppe sich welchem Lager angeschlossen hat, über die Streitpunkt und auch Diskussionen zwischen den Gruppen, über die direkten militärischen Auseinandersetzungen usw. usf. Es ist zu erwarten, dass es in den nächsten Monaten und Jahren immer wieder Ereignisse gibt, die mit dieser Situation zusammenhängen und es gibt sicherlich immer wieder auch Artikel und Berichte im Internet hierzu.

:)
Zuletzt geändert von Platon am Samstag 15. August 2015, 14:17, insgesamt 3-mal geändert.
Dieser Beitrag ist sehr gut.
Benutzeravatar
UncleSams_Berater
Beiträge: 2056
Registriert: Donnerstag 18. Juli 2013, 00:56
user title: Царь
Wohnort: Frankfurt am Main
Kontaktdaten:

Re: IS vs AQ oder der globale Bürgerkrieg der Jihadisten

Beitrag von UncleSams_Berater »

Meiner Meinung nach bleibt aber im Moment Al Qaida was Anschläge und so an geht für den Westen gefährlicher, der IS ist vorallem ein regionales Problem und für die Menschen vor Ort sehr schlimm. Al Qaida hat es nie geschafft mit einer Art Terror Armee so ein großes Gebiet zu besetzen. Aber der IS hat bis jetzt im Moment nur durch Einsame Wölfe, Anschläge im Westen verübt(was auch sehr schlimm ist) die man nicht mit den größeren Anschlägen die AQ verübt vergleichen kann.
MAKE POLITIK-FORUM.EU GREAT AGAIN
Benutzeravatar
Platon
Beiträge: 19503
Registriert: Samstag 31. Mai 2008, 19:27
user title: Im Schützengraben d Geschichte

Re: IS vs AQ oder der globale Bürgerkrieg der Jihadisten

Beitrag von Platon »

Der letzte große Anschlag im Westen von AQ liegt ja nun auch schon 10 Jahre zurück, bzw. seitdem wurde einiges verhindert und es gab die Lone Wolf-Anschläge und natürlich Charlie Hepdo.
Dieser Beitrag ist sehr gut.
Benutzeravatar
UncleSams_Berater
Beiträge: 2056
Registriert: Donnerstag 18. Juli 2013, 00:56
user title: Царь
Wohnort: Frankfurt am Main
Kontaktdaten:

Re: IS vs AQ oder der globale Bürgerkrieg der Jihadisten

Beitrag von UncleSams_Berater »

Man sieht einfach nur dass allgemein auf der Welt der islamistische Terror immer größer wird und gerade zu diesem Zeitpunkt haben wir eine Witzfigur im Oval Office die eine Menge Schuld an diesem Desaster trägt
MAKE POLITIK-FORUM.EU GREAT AGAIN
Benutzeravatar
Platon
Beiträge: 19503
Registriert: Samstag 31. Mai 2008, 19:27
user title: Im Schützengraben d Geschichte

Re: IS vs AQ oder der globale Bürgerkrieg der Jihadisten

Beitrag von Platon »

Ein Ort an dem der jihadistische Bürgerkrieg zu bestaunen ist, ist das afghanisch-pakistanische Grenzgebiet. Dort haben einige Taliban-Kommandeure sich dem IS angeschlossen und wurden daraufhin vom IS zu Gouverneuren ihrer Provinzen ernannt. Es geht also durchaus darum, dass der IS unzufriedenen Gruppen und Abspaltungen von der Hauptgruppe die Möglichkeit gibt Anerkennung und Prestige durch ihre Verbindungen zum IS zu gewinnen, wenn diese sich zum IS bekennen.
Vor allem hier deutet das Auftreten des IS auf eine Krise der dortigen Jihadisten-Organisation, welche durch den Tod Mullah Omars - der ja bereits 2013 eingetreten war - und die damit verbundene Führerlosigkeit ausgelöst wurde. Dazu kommen Spaltungen innerhalb der Organisation, wie mit den Friedensgesprächen mit der afghanischen Regierung umzugehen sei. Dabei geht es darum, dass Taliban-Chefs Stellen in der Staatsbürokratie - und entsprechend eine dauerhafte Einnahmequelle - angeboten wurde, wenn sie ihre Waffen niederlegen und es zu einer nationalen Aussöhnung kommt. Ebenso zeigt sich, dass die Haltung der Taliban gegenüber den afghanischen Schiiten schon fast freundlich wird und entsprechend die Haltung zum Iran offener wird. Hier deutet sich, dass eine Mäßigung bzw. Revisionismus von Teilen der Jihadisten die Stärkung der Radikalsten Option - dem islamischen Staat - begünstigt.
http://www.theguardian.com/world/iran-b ... -iran-isis

Berichte wonach sich Hekmatyar, ja den gibt es noch, dem IS angeschlossen hat, haben sich nicht bestätigt.
http://www.reuters.com/article/2015/07/ ... SH20150713

Ganz aktuell haben die Taliban dem IS gesagt, dass er sich aus Afghanistan heraushalten soll und es gab dieser Tage die Verurteilung eines Video des IS. Diese einige Dorfälteste die die Taliban unterstützten auf Sprengstoff gesetzt und den Sprengstoff dann gezündet und das Video davon im Internet hochgeladen. Die Taliban verurteilten dieses Video wegen seiner Brutalität und weil es respektlos ist Stammesälteste zu töten, gar auf diese Weise.
http://www.spiegel.de/politik/ausland/i ... 47725.html

In Afghanistan und Pakistan hat sich ein echter Bürgerkrieg entwickelt, wenngleich die Taliban zahlenmäßig die Überhand haben.
http://jihadology.net/2015/08/11/new-st ... nangarhar/
http://www.abendzeitung-muenchen.de/inh ... 7648a.html
http://nationalinterest.org/feature/tal ... stan-13153

Interessant ist auch wer alles den Tod von Mullah Omar kondoliert hat. Die Taliban hatten Ende Juli ihren charismatischen Anführer und Gründungsfigur für tot erklärt und daraufhin Mullah Mohammed Akhter Mansour zum neuen Oberbefehlshaber ernannt.
Daraufhin setzte eine Flut an Beileidsbekunden ein, darunter Ahrar al Shams, al Nusra, AQIM, AQAP, Ansar Dine uvm.. Dies kann wohl auch als Bildung einer Gruppe verstanden werden, die sich für AQ und die Taliban und gegen den IS stellt. Kondolenzen von Boko Haram wären mir nicht bekannt.


Weitere Links zu IS und die Taliban:
Situating the Emergence of the Islamic State of Khorasan
http://jihadology.net/2015/07/20/jihado ... er-part-1/
http://jihadology.net/2015/07/23/jihado ... er-part-2/
Zuletzt geändert von Platon am Freitag 14. August 2015, 10:11, insgesamt 1-mal geändert.
Dieser Beitrag ist sehr gut.
Benutzeravatar
Platon
Beiträge: 19503
Registriert: Samstag 31. Mai 2008, 19:27
user title: Im Schützengraben d Geschichte

Re: IS vs AQ oder der globale Bürgerkrieg der Jihadisten

Beitrag von Platon »

Wo das mit dem "Revolutionsexport" für den IS recht gut geklappt hat ist auf dem Sinai. Dort sind nach der Revolution 2011 militante Gruppen entstanden, deren bedeutendste zunächst mit al Qaida in Verbindung gebracht, nach der Ausrufung des Kalifats sich aber dem IS angeschlossen hat und seitdem als "Provinz Sinai" bzw. arabisch "Wilayat Saina" aktiv ist. Sie war allerdings auch schon während der Zeit von Mohammed Morsi aktiv und ist nicht das Resultat des Militärputsches von al-Sissi.
https://en.wikipedia.org/wiki/Islamic_S ... i_Province

Auf ihr Konto gehen mehrere groß angelegte Angriffe im Norden des Sinai bei denen viele ägyptische Soldaten und Polizisten umgekommen sind. Es hat auch mal ein Fahrzeug mit Touristen angegriffen. Dazu haben sie erst kürzlich eine kroatische Geisel enthauptet, die sie für die Entlassung der "Frauen in ägyptischen Gefängnissen" austauschen wollten. Man versucht auch Ziele in Israel anzugreifen, aber die IDF ist dann doch ein etwas anderes Kaliber als die ägyptische Armee. Es handelt sich damit um die aktivste Terrorgruppe in Ägypten derzeit.
https://en.wikipedia.org/wiki/Ansar_Bait_al-Maqdis
https://de.wikipedia.org/wiki/Sinai-Aufstand
http://www.longwarjournal.org/archives/ ... ostage.php

Videos/Statements der Gruppe:
http://jihadology.net/category/the-isla ... ina-sinai/

In diesem Fall sieht man, dass für neue aufstrebende Gruppen der Islamische Staat aktuell deutlich attraktiver ist, als al Qaida.
Zuletzt geändert von Platon am Freitag 14. August 2015, 10:48, insgesamt 2-mal geändert.
Dieser Beitrag ist sehr gut.
Benutzeravatar
Platon
Beiträge: 19503
Registriert: Samstag 31. Mai 2008, 19:27
user title: Im Schützengraben d Geschichte

Re: IS vs AQ oder der globale Bürgerkrieg der Jihadisten

Beitrag von Platon »

Eine weitere Front zwischen al Qaida und dem IS ist die ideologische. Die berühmtesten Ideologen der jihadistischen Gruppen, welche auch bzw. damit zentral für al Qaida sind, haben sich gegen den IS und für al Nusra/Zawahiri ausgesprochen. Teilweise werden sie sogar aus dem Gefängnis entlassen, damit sie dann die entsprechenden Statements im Fernsehen machen. Der bekannteste und bedeutendste ist Muhammad al Maqdisi, welcher dereinst der Mentor von IS-Ahnherr Abu Musab al Zarqawi war, sich allerdings später von ihm und seiner Gruppe abwandte und im Konflikt IS vs al Qaida zur Loyalität mit al Qaida-Chef Zawahiri aufruft. Er wurde anlässlich der Gefangenname des jordanischen Piloten, der dann verbrannt wurde, entlassen und sollte einen Gefangenenaustausch mit einer von Jordanien gefangenen Jihadistin al Rishawi erreichen. Allerdings war er nicht erfolgreich, er hat dann im jord. Fernsehen ein Interview gegeben:
Jordan releases jihadi cleric and Isis critic after group’s murder of pilot

[youtube][/youtube]
mit dt. Untertiteln

Eine deutsche Übersetzung einer Fatwa von Maqdisi gegen den IS findet sich hier:
https://burhanulhaqq.wordpress.com/2014 ... 26-5-2014/

Maqdisi ist nicht irgendwer, sondern eine zentrale Figur der Jihadisten. Es gibt sogar eine englischsprachige wissenschaftliche Biographie über ihn, von 2012.
A Quietist Jihadi: The Ideology and Influence of Abu Muhammad al-Maqdisi

Abu Qatada ist ein weiterer bekannter AQ-Ideologe der sich in Jordanien für AQ und gegen den IS ausspricht:


http://www.theguardian.com/world/2015/j ... d-al-qaida
Langer aber informativer Artikel über das Verhältnis von AQ und IS, jemand erzählt die Geschichte und hat gleichzeitig Maqdisi und Abu Qatada in Jordanien besucht. Sehr spannend, auch wenn man den Teil über die Geschichte des IS überspringen kann.
Zuletzt geändert von Platon am Freitag 14. August 2015, 12:31, insgesamt 1-mal geändert.
Dieser Beitrag ist sehr gut.
Benutzeravatar
Brainiac
Beiträge: 9240
Registriert: Donnerstag 30. Juni 2011, 11:41

Re: IS vs AQ oder der globale Bürgerkrieg der Jihadisten

Beitrag von Brainiac »

Vielen Dank für diese fundierten und informativen Beiträge. :)

Die ganzen Machtkämpfe der verschiedenen Gruppen wirken ja eher fokussiert auf das Ziel der Vorherrschaft in der islamischen Welt. Ich frage mich, inwieweit auch das Ausdehnungsziel in Richtung "erste Welt" eine ernsthafte Rolle spielt oder eher Show ist.

In der oben verlinkten Karte ist zB Griechenland als künftig islamisch dargestellt. Wie will man das erreichen? Angriffskriege kommen wohl kaum ernsthaft in Betracht, und Terroranschläge bringen zwar Prominenz, eine signifikante Destabilisierung der westlichen Welt kann man ja aber wohl nicht erwarten.

Oder ist die "Unterwanderung" mit muslimischen Migranten, wie von Sarrazin als Schreckensszenario beschworen, vielleicht tatsächlich ein strategisches Ziel?
History doesn't repeat itself, but it often rhymes (Twain). Unfortunately, we can't predict the rhyme.
Benutzeravatar
Kardux
Beiträge: 3066
Registriert: Freitag 29. März 2013, 16:48
user title: کوردستان زیندووە

Re: IS vs AQ oder der globale Bürgerkrieg der Jihadisten

Beitrag von Kardux »

Brainiac hat geschrieben:Oder ist die "Unterwanderung" mit muslimischen Migranten, wie von Sarrazin als Schreckensszenario beschworen, vielleicht tatsächlich ein strategisches Ziel?
Ich, als Mitteleuropäer mit "islamischen Migrationshintergrund" habe die Empörung der deutschen Gesellschaft gegenüber Sarrazin niemals verstanden. Vieles was er schrieb ist korrekt. Wer sich diese Wahrheit nicht eingestehen will soll einfach dumm sterben. Das sehr viele muslimische Migranten die europäischen Demokratiewerte schamlos ausnutzen und sich im Abendland immer "breiter" machen ist Fakt. Die Unterwanderung findet statt - definitiv. Was ich nie verstanden habe ist, weshalb die westlichen Staaten den Islamunterricht an Schulen fördern. Oftmals wird dort nicht einmal die eigentliche Lehre des Islams erkundet, sondern nur Hetze gegen die europäischen Werte betrieben. Da spreche ich aus Erfahrung !

Im Gegensatz dazu wird der Unterricht des christlichen Glaubens an öffentlichen Schulen in muslimischen Staaten nicht gewährt, obwohl die Christen dort Einheimische sind und nicht Wirtschaftsflüchtlinge oder politische Flüchtlinge. Verkehrte Welt...
Make Kurdistan Free Again...
Benutzeravatar
Jekyll
Beiträge: 10537
Registriert: Dienstag 31. August 2010, 17:35
user title: Je suis Jekyll

Re: IS vs AQ oder der globale Bürgerkrieg der Jihadisten

Beitrag von Jekyll »

Kardux » Fr 14. Aug 2015, 20:59 hat geschrieben:Ich, als Mitteleuropäer mit "islamischen Migrationshintergrund" habe die Empörung der deutschen Gesellschaft gegenüber Sarrazin niemals verstanden.
Es gab eine "Empörung der deutschen Gesellschaft" gegenüber Sarrazin? Kardux, wo haben Sie bloß die letzten Jahre verbracht?
Vieles was er schrieb ist korrekt. Wer sich diese Wahrheit nicht eingestehen will soll einfach dumm sterben. Das sehr viele muslimische Migranten die europäischen Demokratiewerte schamlos ausnutzen und sich im Abendland immer "breiter" machen ist Fakt.
Für Fakt halten das auch braune Rechte ganz ohne Migrationshintergrund (neuerdings auch in Gestalt des "besorgten Bürgers")...was ist los mit Ihnen Kardux? Sie klingen immer mehr nach Breivik (oder waren Sie schon immer so?).
Die Unterwanderung findet statt - definitiv.
Ja, natürlich...die stehen sogar kurz vor der Machtübernahme. Was gedenken Sie eigentlich dagegen zu unternehmen? Sie aus dem Land jagen kann man ja nicht mehr. Irgendwelche konstruktiven Ideen um dieser definitiv stattfindenen Unterwanderung Herr zu werden?
Was ich nie verstanden habe ist, weshalb die westlichen Staaten den Islamunterricht an Schulen fördern. Oftmals wird dort nicht einmal die eigentliche Lehre des Islams erkundet, sondern nur Hetze gegen die europäischen Werte betrieben. Da spreche ich aus Erfahrung !
Lassen Sie mich raten - nach Ihrer "Erfahrung" sind es rein zufälligerweise fast ausschließlich türkische und evtl. auch arabische Ausländer, die sich so frech verhalten, auf keinen Fall aber kurdische, schon gar nicht die linksextremistisch-terroristischen PKK-Kurden. Stimmts?
Sie schufen eine Wüste und nannten es...Frieden.
Benutzeravatar
Jekyll
Beiträge: 10537
Registriert: Dienstag 31. August 2010, 17:35
user title: Je suis Jekyll

Re: IS vs AQ oder der globale Bürgerkrieg der Jihadisten

Beitrag von Jekyll »

UncleSams_Berater » Fr 14. Aug 2015, 00:03 hat geschrieben:Meiner Meinung nach bleibt aber im Moment Al Qaida was Anschläge und so an geht für den Westen gefährlicher, der IS ist vorallem ein regionales Problem und für die Menschen vor Ort sehr schlimm. Al Qaida hat es nie geschafft mit einer Art Terror Armee so ein großes Gebiet zu besetzen. Aber der IS hat bis jetzt im Moment nur durch Einsame Wölfe, Anschläge im Westen verübt(was auch sehr schlimm ist) die man nicht mit den größeren Anschlägen die AQ verübt vergleichen kann.
Richtig. Das ist genau der Grund, warum z. B. für die Türkei die PKK eine höhere Priorität hat als die IS. Die große Anzahl der in der Türkei seitens der PKK verübten Anschläge inkl. der getöteten Opfer sprechen da eine klare Sprache.
Sie schufen eine Wüste und nannten es...Frieden.
Benutzeravatar
Kardux
Beiträge: 3066
Registriert: Freitag 29. März 2013, 16:48
user title: کوردستان زیندووە

Re: IS vs AQ oder der globale Bürgerkrieg der Jihadisten

Beitrag von Kardux »

Jekyll hat geschrieben:Für Fakt halten das auch braune Rechte ganz ohne Migrationshintergrund (neuerdings auch in Gestalt des "besorgten Bürgers")...was ist los mit Ihnen Kardux? Sie klingen immer mehr nach Breivik (oder waren Sie schon immer so?).
Ihr Argumentationsstil ist sehr einseitig, vielleicht spiegelt das auch Ihren sehr einfachen Geist wieder.

Wenn es auch nur im Ansatz um Kurden geht schwingen Sie mit der Terrorismuskeule. Wenn man die schleichende Islamisierung Europas anspricht schwingen Sie die Nazikeule.

Ich kann nur über Zustände urteilen, ob ich mich da wie Breivik oder sonstwer anhöre ist eine andere Geschichte.
Jekyll hat geschrieben:Ja, natürlich...die stehen sogar kurz vor der Machtübernahme. Was gedenken Sie eigentlich dagegen zu unternehmen? Sie aus dem Land jagen kann man ja nicht mehr. Irgendwelche konstruktiven Ideen um dieser definitiv stattfindenen Unterwanderung Herr zu werden?
Menschen die nicht gewillt sind sich den christlich- abendländischen Werten anzupassen sollten schon in dem Stadium wo sie nur einen Flüchtlingsstatus besitzen abgeschoben werden. Man muss den Menschen auch irgendwo Grenzen aufzeigen, wenn das nicht schon zu Beginn geschieht ist der Weg für eine Parallelgesellschaft geebnet. Ansonsten würde ich den Islam- Unterricht aus dem Lehrplan streichen oder eine scharfe Kontrolle gegenüber den Islam- Lehrern durchführen. Oftmals sind diese Islam- Lehrer in Deutschland, Österreich oder der Schweiz Menschen mit einer extremistischen Gesinnung. Oftmals war der Grund ihres Aufenthalts in Europa die Flucht vor dem Heimatland weil sie dort wegen ihrer Gesinnung in Haft saßen. Vielleicht sollten die europäischen Staaten, wenn sie schon Islam- Unterricht fördern wollen, mehr Initiative zeigen und viel kontrollierter handeln. Das heißt das es einen fix geregelten Lehrplan für diese Lehrer geben muss, wo nur der Islam an sich, sprich die Lehre gelehrt wird und nicht politische Diskussionen geführt werden und das bei der Auswahl der Islamlehrer einfach besser selektiert werden muss. In der Türkei zum Beispiel regelt das Amt für religiöse Angelegenheiten (Diyanet) die Reden der Prediger und auch sonst wird der Versuch unternommen den radikalen Islam einzudämmen. Nach Erdogan hat sich das natürlich verändert, aber für westliche Staaten wie Deutschland könnte dies ein gutes Modell sein. Die totale Bewachung von Moscheen und auch Klassenzimmern wo Islam gelehrt wird wäre förderlich.

Aber ich denke, das solche Massnahmen nicht durchgesetzt werden. Die Europäer schaffen sich und ihre Werte selber ab. Herr Sarrazin hätte es kaum besser beschreiben können.
Jekyll hat geschrieben:Lassen Sie mich raten - nach Ihrer "Erfahrung" sind es rein zufälligerweise fast ausschließlich türkische und evtl. auch arabische Ausländer, die sich so frech verhalten, auf keinen Fall aber kurdische, schon gar nicht die linksextremistisch-terroristischen PKK-Kurden. Stimmts?
:?
Linksextremistisch- terroristische PKK- Kurden als Islam- Lehrer ?

Nein, davon habe ich noch nicht gehört. So schlimm ist es um Sie bereits, das Sie sogar hier PKK- Kurden wittern.
Jekyll hat geschrieben:Richtig. Das ist genau der Grund, warum z. B. für die Türkei die PKK eine höhere Priorität hat als die IS.
Der IS hat für die Türkei überhaupt KEINE Priorität. Wollen wir das einmal klarstellen.
Make Kurdistan Free Again...
Benutzeravatar
Brainiac
Beiträge: 9240
Registriert: Donnerstag 30. Juni 2011, 11:41

Re: IS vs AQ oder der globale Bürgerkrieg der Jihadisten

Beitrag von Brainiac »

Back to topic: Hier geht es ja darum, was ISIS oder Al Quaida oder die Muslimbrüder tatsächlich wollen und was ihre Strategien sind. Ich bin mir nicht im klaren darüber, ob Unterwanderung der "ersten Welt" durch Migration wirklich dazugehört. Vielleicht wird dieser Prozess ja auch als nicht wünschenswert empfunden, weil die Migration ja in der Mehrheit eher zu Säkularisierung und Anpassung an westliche Standards führt.

Ich kenne mich hier zu wenig aus, habe auf die Schnelle das hier gefunden:
Included in the documents seized during the raid of Nada’s Swiss villa was a 14-page plan written in Arabic and dated December 1, 1982, which outlines a 12-point strategy to “establish an Islamic government on earth” – identified as The Project.[...]What makes The Project so different from the standard “Death of America! Death to Israel!” and “Establish the global caliphate!” Islamist rhetoric is that it represents a flexible, multi-phased, long-term approach to the “cultural invasion” of the West.
http://archive.frontpagemag.com/readArt ... ARTID=4476

Wenn ich dann aber das Bezugsdokument lese, geht das mit der "kulturellen Invasion" für mich nicht so daraus hervor.
http://archive.frontpagemag.com/readArt ... ARTID=4475

Vielleicht bin ich ungenügend mit der eher indirekten Ausdrucksweise vertraut? Was sind die entsprechenden kritischen Stellen aus dem Bezugsdokument?
History doesn't repeat itself, but it often rhymes (Twain). Unfortunately, we can't predict the rhyme.
Benutzeravatar
Platon
Beiträge: 19503
Registriert: Samstag 31. Mai 2008, 19:27
user title: Im Schützengraben d Geschichte

Re: IS vs AQ oder der globale Bürgerkrieg der Jihadisten

Beitrag von Platon »

Jo, es gibt ein Dokument das in den USA bei Muslimbrüdern gefunden wurde, in denen erklärt wird die USA und die westliche Zivilisation von innen besiegen zu wollen.
https://en.wikipedia.org/wiki/Muslim_Br ... ted_States
http://www.clarionproject.org/Muslim_Br ... Memorandum#

Von al Qaida selbst wäre mir so etwas aber nicht bekannt. Da geht es darum wie man in der islamischen Welt die aktuellen Herrscher stürzt und ein Kalifat errichtet und die Eroberung der Welt kommt dann irgendwann am "utopischen" Schluss, wenn quasi der Endsieg in der islamischen Welt schon eingetreten ist. Der Westen spielt da die Rolle des Unterstützers der aktuellen Herrscher, welche die Errichtung des Islamischen Staates mit der korrekten Scharia behindern.
Dieser Beitrag ist sehr gut.
Benutzeravatar
Platon
Beiträge: 19503
Registriert: Samstag 31. Mai 2008, 19:27
user title: Im Schützengraben d Geschichte

Re: IS vs AQ oder der globale Bürgerkrieg der Jihadisten

Beitrag von Platon »

Die IS-Weltkarte schlägt übrigens die Territorien dem Bagdadi-Kalifat zu, welche in der Vergangenheit von einem islamischen Reich beherrscht wurden. Also die größte Ausdehnung der Osmanen (Österreich wird der Einfachheit halber komplett dem Kalifat zugeschlagen), Spanien natürlich auch, Indien wurde dereinst vom Mogul-Reich beherrscht und in Zentralasien und Ostchina gab es auch ein paar islamische Herrschaften. Es ist einfach eine sehr großzügige Auffassung, was denn alles "Islamische Welt" bedeutet.
Zuletzt geändert von Platon am Samstag 15. August 2015, 10:23, insgesamt 1-mal geändert.
Dieser Beitrag ist sehr gut.
Benutzeravatar
Brainiac
Beiträge: 9240
Registriert: Donnerstag 30. Juni 2011, 11:41

Re: IS vs AQ oder der globale Bürgerkrieg der Jihadisten

Beitrag von Brainiac »

Ok, danke.

In Summe kann man dann wohl sagen, dass die von vielen befürchtete zunehmende Islamisierung Europas zwar vielleicht nicht auszuschliessen ist, dies aber dann nicht das Ergebnis irgendeines teuflischen Masterplans wäre, sondern das Resultat zufälliger, chaotischer, unsteuerbarer Prozesse (Flüchtlinge, Migration).
History doesn't repeat itself, but it often rhymes (Twain). Unfortunately, we can't predict the rhyme.
Benutzeravatar
Quatschki
Beiträge: 13178
Registriert: Mittwoch 4. Juni 2008, 09:14
Wohnort: Make Saxony great again

Re: IS vs AQ oder der globale Bürgerkrieg der Jihadisten

Beitrag von Quatschki »

... zufälliger, chaotischer, unsteuerbarer Prozesse (Flüchtlinge, Migration).
Was ist daran zufällig oder chaotisch oder unsteuerbar?
Hinter der bundesrepublikanischen Flüchtlings- und Migrationspolitik steht ein klarer politscher Wille, der jeden Versuch, das Chaos unter Kontrolle zu bringen, das Steuer herumzureißen und die Zukunft des Landes zu bewahren, aktiv bekämpft!
Zuletzt geändert von Quatschki am Samstag 15. August 2015, 11:29, insgesamt 1-mal geändert.
Benutzeravatar
Jekyll
Beiträge: 10537
Registriert: Dienstag 31. August 2010, 17:35
user title: Je suis Jekyll

Re: IS vs AQ oder der globale Bürgerkrieg der Jihadisten

Beitrag von Jekyll »

Das was Kardux meint hat auch eher was mit dem äußerst populären Schreckgespenst vieler Islamophoben und Xenophoben über die Ottonormal-Muslime zu tun, die angeblich mangels Anpassung Parallelgesellschaften bilden und so die christlich-abendländische Zivilisation usurpieren und aufheben würden, als mit einem ominösen Masterplan durchgeknallter Islamisten, die Weltherrschaft an sich zu reißen.
Zuletzt geändert von Jekyll am Samstag 15. August 2015, 11:32, insgesamt 1-mal geändert.
Sie schufen eine Wüste und nannten es...Frieden.
Benutzeravatar
IndianRunner
Beiträge: 17626
Registriert: Samstag 3. August 2013, 22:35
user title: Sorry
Wohnort: Froschhausen

Re: IS vs AQ oder der globale Bürgerkrieg der Jihadisten

Beitrag von IndianRunner »

Quatschki » Sa 15. Aug 2015, 10:29 hat geschrieben: Was ist daran zufällig oder chaotisch oder unsteuerbar?
Hinter der bundesrepublikanischen Flüchtlings- und Migrationspolitik steht ein klarer politscher Wille, der jeden Versuch, das Chaos unter Kontrolle zu bringen, das Steuer herumzureißen und die Zukunft des Landes zu bewahren, aktiv bekämpft!
So siehts aus. Volle Kraft voraus, in den Untergang...
Benutzeravatar
Platon
Beiträge: 19503
Registriert: Samstag 31. Mai 2008, 19:27
user title: Im Schützengraben d Geschichte

Re: IS vs AQ oder der globale Bürgerkrieg der Jihadisten

Beitrag von Platon »

Nur Putin kann uns jetzt noch retten.
Dieser Beitrag ist sehr gut.
Benutzeravatar
IndianRunner
Beiträge: 17626
Registriert: Samstag 3. August 2013, 22:35
user title: Sorry
Wohnort: Froschhausen

Re: IS vs AQ oder der globale Bürgerkrieg der Jihadisten

Beitrag von IndianRunner »

Platon » Sa 15. Aug 2015, 11:11 hat geschrieben:Nur Putin kann uns jetzt noch retten.
Nicht mal der. :p
Demolit

Re: IS vs AQ oder der globale Bürgerkrieg der Jihadisten

Beitrag von Demolit »

Platon » Sa 15. Aug 2015, 09:23 hat geschrieben:Die IS-Weltkarte schlägt übrigens die Territorien dem Bagdadi-Kalifat zu, welche in der Vergangenheit von einem islamischen Reich beherrscht wurden. Also die größte Ausdehnung der Osmanen (Österreich wird der Einfachheit halber komplett dem Kalifat zugeschlagen), Spanien natürlich auch, Indien wurde dereinst vom Mogul-Reich beherrscht und in Zentralasien und Ostchina gab es auch ein paar islamische Herrschaften. Es ist einfach eine sehr großzügige Auffassung, was denn alles "Islamische Welt" bedeutet.
Wie bei jedem ideologischen Mumpitz steckt auch in dem Mumpitz etwas Interessantes.

Hier ist es die alberne Selbstüberhöhung in einer Diktion des frühen Mittelalters, asl Kompensation zur gefühlten minderen Bedeutungslosigkeit im Heute Das zeigt, dass der Islam seinen Minderwertigkeitskomplex gegenüber der weiter drehenden Welt in seiner Entwicklung seit seiner Berührung mit der Aufklärung bis heute immer noch nicht losgeworden ist.

Dies ist begründet durch seine religiös-ideologische Denke. Geprägt durch die Ausprägung der sog "geschlossen Tür" ( Streit Al-Ġazālī vs Ibn Rushd aus der der Hardliner Al-Gazali in der islamischen Welt als Sieger hervorging ) = also Stillstand nach Art der Denke im 12. Jhd. Also liegt die Verquerung in der Denkschule des Islam selber begründet und daher liegt die Verpflichtung zur Aufarbeit des Minderwertigkeitskomplexes ohne Gewaltausbrüche, sichtbar durch der ständig neue Ausbrüche, die nur signalisieren auch endlich mal number one zu sein, dort beim Islam selber.

Das trifft auch den Otto-Normal-Muslim. Dessen Einstellung in der Welt des aufgeklärten Seins hat immer Schwierigkeiten sich mit dem Jetzt abzugleichen. daher der ständige Vorbehalt gegenüber dem Jetzt. Das ist erkennbar in der interaktiven Form der Rückkopplung von kritischen Reaktionen auf sein Verhalten iaus einer Vorbehaltshaltung gegenüber den Einflüssen des Jetzt und Hier. Daher ist es schwierig den Minderwertigkeitskomplex aktiv, positiv aufzulösen..

Wenn schon der eloquente Chef des dt. Abteilung der Türkischen Lenkungsbehörde ;) dieser Religion dies von sich gibt:

Bekir Alboğa [DITIB] sagt: “Alle, die an diesem Tisch sitzen, verteidigen die Presse- und die Meinungsfreiheit. Wir wollen aber auch respektiert werden. Auf Provokationen müsste man verzichten. Wir lieben unseren Propheten.” Eine Diskussion über die Position der Verbände zu den Karikaturen halte er derzeit nicht für “förderlich”.

Zeigt er diese Wagenburgmentalität deutlich......er mag seinen Propheten lieben...seine Liebe verpflichtet hier im Jetzt niemand zu nichts...außer, dass er die Möglichkeit hat hier im Jetzt zu lieben...
Zuletzt geändert von Demolit am Samstag 15. August 2015, 12:37, insgesamt 1-mal geändert.
Benutzeravatar
Brainiac
Beiträge: 9240
Registriert: Donnerstag 30. Juni 2011, 11:41

Re: IS vs AQ oder der globale Bürgerkrieg der Jihadisten

Beitrag von Brainiac »

Quatschki » Sa 15. Aug 2015, 11:29 hat geschrieben: Was ist daran zufällig oder chaotisch oder unsteuerbar?
Hinter der bundesrepublikanischen Flüchtlings- und Migrationspolitik steht ein klarer politscher Wille, der jeden Versuch, das Chaos unter Kontrolle zu bringen, das Steuer herumzureißen und die Zukunft des Landes zu bewahren, aktiv bekämpft!
Meine Aussage bezog sich darauf, dass die Migrantenströme jedenfalls offensichtlich eher nicht durch IS oder Al Qaida ferngesteuert sind. Wie sollten sie das auch tun.

Zur Diskussion der deutschen Asyl- und Einwanderungspolitik gibt es hier 583 andere Threads. :rolleyes:
Zuletzt geändert von Brainiac am Samstag 15. August 2015, 12:55, insgesamt 1-mal geändert.
History doesn't repeat itself, but it often rhymes (Twain). Unfortunately, we can't predict the rhyme.
Benutzeravatar
Kardux
Beiträge: 3066
Registriert: Freitag 29. März 2013, 16:48
user title: کوردستان زیندووە

Re: IS vs AQ oder der globale Bürgerkrieg der Jihadisten

Beitrag von Kardux »

Brainiac hat geschrieben:Zur Diskussion der deutschen Asylpolitik gibt es hier 583 andere Threads.
Zumindest rekrutiert der IS in Staaten wie Deutschland oder Frankreich viele Jugendliche. So off-topic ist das gar nicht. Und überhaupt können islamistische Organisationen ihren Jihad nur wegen der Migranten global gestalten, das wäre sonst unmöglich...

Wie sonst sollte man in Europa Fuß fassen ?
Make Kurdistan Free Again...
Benutzeravatar
Quatschki
Beiträge: 13178
Registriert: Mittwoch 4. Juni 2008, 09:14
Wohnort: Make Saxony great again

Re: IS vs AQ oder der globale Bürgerkrieg der Jihadisten

Beitrag von Quatschki »

Brainiac » 15. Aug 2015, 12:49 hat geschrieben: Meine Aussage bezog sich darauf, dass die Migrantenströme jedenfalls offensichtlich eher nicht durch IS oder Al Qaida ferngesteuert sind. Wie sollten sie das auch tun.

Zur Diskussion der deutschen Asylpolitik gibt es hier 583 andere Threads. :rolleyes:
Der Terror dieser Bewegungen in ihren Herrschafts- und Aktivitätsgebieten hat durchaus die Vertreibung und "Säuberung" von Andersdenkenden und den Raub und die Übernahme deren Landbesitzes zum Ziel. Denn das ist das, was endlich ist auf dieser immer enger werdenden Welt.
Wenn es dann noch gelänge, durch die Migrantenflut den Westen zu destabiliseren, so ist das aus deren Sicht umso besser!
Benutzeravatar
Brainiac
Beiträge: 9240
Registriert: Donnerstag 30. Juni 2011, 11:41

Re: IS vs AQ oder der globale Bürgerkrieg der Jihadisten

Beitrag von Brainiac »

Klar nutzt der IS die sowieso vorhandenen Migrationsbewegungen in seinem Sinne. Er wäre ja blöde, es nicht zu tun.

Mich interessiert, ob das Erzeugen bzw Bestärken von Migrationsbewegungen von Muslimen nach Europa irgendwie zur aktiven Strategie des IS gehört. Solche Mutmaßungen habe ich auch schon gelesen, kenne aber bis jetzt keine Quelle, die das bestätigen würde.
History doesn't repeat itself, but it often rhymes (Twain). Unfortunately, we can't predict the rhyme.
Benutzeravatar
Platon
Beiträge: 19503
Registriert: Samstag 31. Mai 2008, 19:27
user title: Im Schützengraben d Geschichte

Re: IS vs AQ oder der globale Bürgerkrieg der Jihadisten

Beitrag von Platon »

Die aktive Strategie im Westen besteht für den IS darin hier Kämpfer zu rekrutieren, die wenn sie nicht nach Syrien kommen können, auf eigene Faust hierzulande Anschläge verüben dürfen/sollen/können. Die oberste Priorität ist aber für den Krieg in Syrien/Irak Kämpfer zu bekommen. Wenn sie eine gute Ausbildung haben, werden sie im zivilen Bereich eingesetzt - Leute mit medizinischer Ausbildung werden händeringend gesucht - wenn sie eine militärische Ausbildung haben als Frontkämpfer, wenn sie Frauen sind als Ehefrauen für die syrischen Kämpfer. Wenn sie Männer sind, nichts können und nichts haben, zumeist als Selbstmordattentäter, wohlgemerkt auf den Schlachtfeldern in Syrien und im Irak und nicht im Westen. Die Leute sollen in den Islamischen Staat migrieren und sich dort nützlich machen. Der Kampf im Westen genießt da keine Priorität.

Das ist dann auch ein Unterschied zu AQ, welche sehr wohl Anschläge im Westen verüben wollen, da sie sich in einem transnationalen Jihad mit den USA befindlich verstehen. In diesem Sinne ist im Moment die Gefahr, die von al Qaida ausgeht größer. Vornehmlich von al Qaida im Jemen, die ja auch für die zwei Attentäter von Charlie Hepdo verantwortlich sind, während der IS-Mann der dann den jüdischen Supermarkt gestürmt hat, ziemlich unvorbereitet und überhastet war und dann ja auch einen weitaus geringeren medialen Effekt erzielt hatte, als die bei der Redaktion der Zeitschrift selbst.

Wenn es im Westen Anschläge durch den IS geben sollte, dann wird es sich sehr wahrscheinlich um Einzeltäter handeln, die aus irgendeinem Grund nicht nach Syrien reisen wollten oder konnten. Wenngleich diese potenziellen Einzeltäter durch erfolgreiche Rekrutierung hierzulande und durch die Rückkehrer natürlich zahlenmäßig zunehmen und damit die berühmte latente Terrorgefahr besteht. Auch wenn man begründet annehmen darf, dass die IS-Zentrale im Moment keine spektakulären Anschläge im Westen vorbereitet oder anweist.

Und das mit der Migration ist ohnehin abenteuerlich, wie gesagt die Leuten sollen in die Gebiete des Kalifats kommen, sich dort nützlich machen und nicht nach Europa kommen.
Zuletzt geändert von Platon am Samstag 15. August 2015, 15:54, insgesamt 3-mal geändert.
Dieser Beitrag ist sehr gut.
Benutzeravatar
Brainiac
Beiträge: 9240
Registriert: Donnerstag 30. Juni 2011, 11:41

Re: IS vs AQ oder der globale Bürgerkrieg der Jihadisten

Beitrag von Brainiac »

Bleibt die Frage, wie man denn den auf dieser Karte dargestellten Zustand des Osmanischen Reichs, zzgl Spanien etc, wiedererreichen will. Das ist dann wohl eher eine wohlklingende Vision zu Marketingzwecken.
History doesn't repeat itself, but it often rhymes (Twain). Unfortunately, we can't predict the rhyme.
Benutzeravatar
Platon
Beiträge: 19503
Registriert: Samstag 31. Mai 2008, 19:27
user title: Im Schützengraben d Geschichte

Re: IS vs AQ oder der globale Bürgerkrieg der Jihadisten

Beitrag von Platon »

Die Taliban haben sich bei allen bedankt, die ihnen Gefolgschaft geschworen haben. Als Erstes bei Zawahiri von al Qaida. Das zeigt, dass sich nicht nur al Qaida zu den Taliban, sondern auch die Taliban zu al Qaida bekennen. Ein gemeinsames Bündnis gegen den IS. Ebenso interessant ist diese Wortmeldung des neuen Taliban-Anführers auch, weil er meint die USA würden geschlagen aus Afghanistan abziehen. Eine solche Sichtweise könnte den Weg für Friedensgespräche mit der afghanischen Regierung bereiten, da ja die pösen Imperialisten nicht mehr im Lande sind.
[...]
I feel a great sense of pride to be addressing you at a time when the infidel coalition under the leadership of America has been defeated in Mujahid Afghanistan and its subdued forces are leaving Afghanistan disgraced and humiliated.

[...]

Availing this occasion I want to wholeheartedly thank all those respected brothers who have sympathized with us in this critical juncture of the Islamic Ummah, have sent messages of condolence about the passing away of Amir ul Mumineen or have pledged allegiance with us as the new Amir (leader) of the Islamic Emirate and servant of the Muslims.

Among these respected brothers, I first and foremost accept the pledge of allegiance of the esteemed Dr. Ayman ad-Dhawahiri, the leader of international Jihadi organization (Qaedatul Jihad) and thank him for sending a message of condolence along with his pledge and pledge of all Mujahideen under him. Similarly those Mujahideen protecting the Jihadi frontlines, Madaris (religious seminaries), teachers of universities and centers for learning, national personalities and all Islamic and Jihadi personalities as well as Jihadi organizations spread throughout the globe who have sent messages of condolence or pledge allegiance with us as leader of Jihad, I reciprocally thank them and implore Allah Almighty to grant me and all our brothers success to properly serve Islam and Muslims.[...]
http://jihadology.net/2015/08/14/new-st ... llegiance/
Dieser Beitrag ist sehr gut.
Benutzeravatar
Platon
Beiträge: 19503
Registriert: Samstag 31. Mai 2008, 19:27
user title: Im Schützengraben d Geschichte

Re: IS vs AQ oder der globale Bürgerkrieg der Jihadisten

Beitrag von Platon »

Brainiac » Sa 15. Aug 2015, 17:21 hat geschrieben:Bleibt die Frage, wie man denn den auf dieser Karte dargestellten Zustand des Osmanischen Reichs, zzgl Spanien etc, wiedererreichen will. Das ist dann wohl eher eine wohlklingende Vision zu Marketingzwecken.
Ich verstehe es vor allem als Ausdruck des Selbstverständnis des IS in die ganze Islamische Welt expandieren zu wollen. Konkret wird es ja umgesetzt durch die Jihadisten-Gruppen aus anderen Ländern die Bagdadi die Gefolgschafts schwören. Von daher ist es jetzt nicht reine Propaganda, sondern das wird auch versucht umzusetzen, indem man die Bai'a akzeptiert und den Leuten entsprechende Provinzen zuweist. Wie eben Wilāyat Sīnā' (Sinai), Wilāyat Ṭarābulus (Tripolis) und viele mehr. Die Bezeichnung Wilāyat bezeichnet ja auch die Provinzen innerhalb des eigentlich IS, also Wilāyat al-Raqqah, Homs oder Bagdad etc. Dadurch soll tatsächlich von den Namen her ein umfassender Herrschaftsbereich suggeriert werden, der sich über weite Teile der islamischen Welt erstreckt und der einheitlich gegliedert ist.
Die nehmen diese Selbstbezeichnung als Staat durchaus ernst bzw. er ist im eigenen Selbstverständnis zentral, auch gegenüber anderen Gruppen, die höchsten Subgruppen und Milizen sind, aber in keinster Weise als gleichwertig anerkannt werden. Bagdadi ist ja der Kalif und diesen Anspruch nimmt man überaus ernst.


Es hat sich halt noch kein erfolgsversprechender Kandidat für Provinz Griechenland oder Provinz Spanien gemeldet, nehme ich an. ^^
Zuletzt geändert von Platon am Samstag 15. August 2015, 17:38, insgesamt 2-mal geändert.
Dieser Beitrag ist sehr gut.
Benutzeravatar
Brainiac
Beiträge: 9240
Registriert: Donnerstag 30. Juni 2011, 11:41

Re: IS vs AQ oder der globale Bürgerkrieg der Jihadisten

Beitrag von Brainiac »

Platon » Sa 15. Aug 2015, 17:31 hat geschrieben: Es hat sich halt noch kein erfolgsversprechender Kandidat für Provinz Griechenland oder Provinz Spanien gemeldet, nehme ich an. ^^
Vielleicht muss man den Rückzug von Yanis Varoufakis aus der aktiven Politik vor diesem Hintergrund sehen. :)
History doesn't repeat itself, but it often rhymes (Twain). Unfortunately, we can't predict the rhyme.
Benutzeravatar
King Kong 2006
Beiträge: 6043
Registriert: Dienstag 3. Juni 2008, 11:41
user title: Kongenial

Re: IS vs AQ oder der globale Bürgerkrieg der Jihadisten

Beitrag von King Kong 2006 »

Ein bekannter Salafistenführer konnte im Libanon verhaftet werden.

Die ISIS ernannte ihn zuletzt zum Emir des Libanon!

Zu diesem Anlass gönnte er sich wohl eine Gesichtsoperation. Dennoch fiel er bei der libanesischen Polizei durch.
Salafistenführer in Beirut festgenommen

Scheich Ahmed al-Asir hatte sich Gesichtsoperation unterzogen

Beirut – Ein bekannter untergetauchter Islamist ist auf dem Flughafen der libanesischen Hauptstadt Beirut festgenommen worden. Der Salafistenführer Scheich Ahmed al-Asir sei am Samstag bei dem Versuch, mit einem gefälschten Ausweis über Ägypten nach Katar auszureisen, von Behörden festgenommen worden, berichtete die staatliche Nachrichtenagentur.

http://derstandard.at/2000020776604/Sal ... stgenommen
Wenn man zuviel weiß, wird es immer schwieriger, einfache Entscheidungen zu treffen.
Wissen stellt eine Barriere dar, die einen daran hindert, etwas in Erfahrung zu bringen.
- Frank Herbert, Die Kinder des Wüstenplaneten
Benutzeravatar
Platon
Beiträge: 19503
Registriert: Samstag 31. Mai 2008, 19:27
user title: Im Schützengraben d Geschichte

Re: IS vs AQ oder der globale Bürgerkrieg der Jihadisten

Beitrag von Platon »

In Libyen sind al Qaida und IS-Gruppen Teil des dortigen Bürgerkrieges. Der IS hat das Land in drei Provinzen eingeteilt. Velayat Tripolis im Westen, Velayat Barqah im Osten und Velayat Fezzan im Süden.Das folgt der klassischen Einteilung des Landes in Tripolitanien, Fezzan und Kyrenaika.
https://upload.wikimedia.org/wikipedia/ ... ibyens.png
http://jihadintel.meforum.org/pics/symb ... ge/465.jpg
(rechts steht Islamischer Staat, unten steht Provinzen des Islamischen Staates in Libyen und die Beschriftungen der Provinzen sind wie gerade genannt)

Die allgemeine Situation in Libyen ist die, dass das Land von verschiedenen lokalen Milizen kontrolliert wird. Dabei gibt es ein Machtzentrum in Tripolis, eines in Benghazi jeweils mit einem eigenen "Parlament" und eigenen Milizen, die auch jeweils von unterschiedlichen ausländischen Mächten unterstützt werden. Dazu gibt es zwei Salafi-jihadistische Lager, einmal den IS und einmal zwei Jihadisten-Shuras (eines in Benghazi, eines in Derna) an denen auch der lokale al Qaida-Ableger Ansar al Sharia beteiligt ist.
Siehe: Wiki: Libyan Civil War (2014–present)
Karte: https://upload.wikimedia.org/wikipedia/ ... il_War.png

Wenngleich sie auch in anderen Bereichen des Landes aktiv sind, im Osten des Landes in Derna setzte es im Juni eine heftige Niederlage gegen anderen Jihadisten, ist der IS vor allem in Sirte und Umgebung stark. Dort hatten sich bald nach dem Krieg die al Qaida-nahe Gruppe Ansar al Sharia etabliert. In Sirte lief man dann zum IS über und kontrolliert die Stadt mittlerweile und auch Gebiete in der Umgebung. Man kann das Gebiet auch erfolgreich gegen die zwei großen Koalitionen in Benghazi und Tripolis verteidigen.

Hintergrund dieses Erfolges ist, dass ehemalige Loyalisten von Gaddafi sich dem IS angeschlossen haben und dadurch nach ihrer Niederlage im vorherigen Krieg 2011 nun eine neue Gruppe und ein neues Ziel gefunden haben, der sie sich anschließen können. Sind sie doch im neuen Libyen die Besiegten. Aus diesem Grund konnte sich die al Qaida-affilierte Gruppe Ansar al Sharia in der Stadt etablieren, allerdings konnte der IS den Laden übernehmen und sich in der Stadt durchsetzen. Aufgrund der Vergangenheit sind auch die Chancen der aus dem Krieg 2011 als Sieger hervorgegangen Milizen die Stadt zurück zu erobern eher begrenzt, weil die lokale Bevölkerung eher den IS als die neuen Mächtigen in Benghazi und Tripolis unterstützt.
The Telegraph's Ruth Sherlock and Sam Tarling report from Sirte in Libya, Gaddafi's hometown and the first major foothold for Islamic State on the Mediterranean coast.[...]
http://www.telegraph.co.uk/news/worldne ... dists.html

Arte-Reportage: Libyen Sirte Stadt der Besiegten (lädt bei mir nicht richtig :( )
While much of the focus on the Islamic State in Libya (ISL) has centered on its mid-June defeat in Darnah, over the past few months it has slowly built up its assets and capabilities in the country's Sirte district. In many ways, this effort is the first example of ISL fully resembling its ISIS parent in Iraq and Syria. Unlike in Darnah, where ISL originated, no other insurgent factions remain in Sirte to compete with the group. This is due to several developments: defections from the local wing of jihadist group Ansar al-Sharia in Libya (ASL), arrangements ISL has made with local tribes, and ex-Qadhafi loyalists from the late leader's hometown joining up with or acquiescing to ISL's rise in Sirte, in a manner similar to ex-Baathists in Iraq. As a result, Sirte could soon become the capital for ISL, equivalent to Raqqa in Syria and Mosul in Iraq.
The Islamic State's Burgeoning Capital in Sirte, Libya
The Rise and Decline of Ansar al-Sharia in Libya


Dieser Tage hatte es in Sirte einen Aufstand gegen die Herrschaft des IS in der Stadt gegeben, der allerdings blutig niedergeschlagen wurde.
[...]Der IS verlangte von den ehemaligen Staatsbediensteten, dass sie schriftlich Abbitte leisten und einen Treueeid auf den selbsternannten Kalifen des "Islamischen Staats", Abu Bakr al-Baghdadi, abgeben sollten. Bin Rajab soll seine Anhänger in der Moschee ermuntert haben, sich den Dschihadisten zu widersetzen.

Das wurde dem Imam zum Verhängnis: Anfang vergangener Woche töteten IS-Kämpfer den Prediger. Daraufhin griffen Einwohner seines Stadtviertels zu den Waffen. Die meisten Menschen im "Stadtteil Nummer drei" gehörten wie der Imam dem Ferjani-Stamm an, sie wollten den Tod ihres prominenten Verwandten sühnen.

Doch gegen die bestens ausgerüstete IS-Miliz hatten die Aufständischen keine Chance. Laut Augenzeugenberichten beschossen die Kämpfer das Viertel zunächst mit Mörsergranaten, dann rückten sie mit Panzern vor. Die Dschihadisten sollen rücksichtslos gegen Männer, Frauen und Kinder vorgegangen sein. Schließlich setzten sie sogar das Krankenhaus in Brand. 22 Menschen sollen in dem Gebäude bei lebendigem Leib verbrannt sein.

Insgesamt sind bei den Kämpfen laut Berichten aus der Stadt mindestens 70 Menschen getötet worden. Der libysche Botschafter in Frankreich spricht sogar von 200 Toten. Die Zahl der Opfer dürfte noch steigen: Der IS hat das Viertel abgeriegelt, bislang weiß niemand, wie viele Tote dort noch liegen. Zur öffentlichen Abschreckung hängten die Dschihadisten die enthaupteten Leichen mehrerer Mitglieder des Ferjani-Stammes in der Stadt auf. [...]
http://www.spiegel.de/politik/ausland/l ... 48397.html
Zuletzt geändert von Platon am Montag 17. August 2015, 12:51, insgesamt 5-mal geändert.
Dieser Beitrag ist sehr gut.
Benutzeravatar
UncleSams_Berater
Beiträge: 2056
Registriert: Donnerstag 18. Juli 2013, 00:56
user title: Царь
Wohnort: Frankfurt am Main
Kontaktdaten:

Re: IS vs AQ oder der globale Bürgerkrieg der Jihadisten

Beitrag von UncleSams_Berater »

Es gibt bestimmt noch bewaffnete Gaddafi Anhänger, die werden dass schon richten oder die libysche Regierung
MAKE POLITIK-FORUM.EU GREAT AGAIN
Benutzeravatar
Platon
Beiträge: 19503
Registriert: Samstag 31. Mai 2008, 19:27
user title: Im Schützengraben d Geschichte

Re: IS vs AQ oder der globale Bürgerkrieg der Jihadisten

Beitrag von Platon »

UncleSams_Berater » Mo 17. Aug 2015, 17:38 hat geschrieben:Es gibt bestimmt noch bewaffnete Gaddafi Anhänger, die werden dass schon richten oder die libysche Regierung
Die Kampftruppen des IS in Sirte sind die bewaffneten Gaddafi-Anhänger. Die kämpfen nicht gegen sie sondern das sind sie. Ähnlich wie im Irak die alten Saddam-Loyalen sich dem IS angeschlossen haben und dadurch den Aufstieg seit 2011 entscheidend mitgetragen haben. Dazu gibt es wie gesagt zwei libysche Regierungen eine in Benghazi und eine Tripolis. Die allerdings nach der Aktion jetzt beide Offensiven starten wollen. Wie entschlossen das sein wird und ob es nur darum geht international gut auszusehen wird man sehen.

Die Sache mit dem IS ist ja so, dass die internationale Gemeinschaft will, dass beide großen Lager in Libyen gemeinsam gegen den IS vorgehen, d.h. erst muss es eine nationale Aussöhnung geben und dann gibt es westliche Luftunterstützung gegen den IS. Die Ägypter und auch die Emiratis greifen auch so an, aber das hatte bisher keinen durchschlagenden Effekt. Habe irgendwann mal gelesen, dass das den USA gar nicht so gefallen hat, dass ihre Verbündeten ihre Kampfjets die sie ja von den USA bekommen haben, auf eigene Faust einsetzen und nicht im Rahmen einer Koalitionsaktion, wie die gegen den IS. Der Westen will die Bedrohung durch den IS dazu nutzen die Rivalitäten im Land abzuschwächen und auf mehr Zusammenarbeit zu drängen.
Zuletzt geändert von Platon am Montag 17. August 2015, 18:32, insgesamt 1-mal geändert.
Dieser Beitrag ist sehr gut.
Benutzeravatar
UncleSams_Berater
Beiträge: 2056
Registriert: Donnerstag 18. Juli 2013, 00:56
user title: Царь
Wohnort: Frankfurt am Main
Kontaktdaten:

Re: IS vs AQ oder der globale Bürgerkrieg der Jihadisten

Beitrag von UncleSams_Berater »

Platon » Mo 17. Aug 2015, 17:30 hat geschrieben: Die Kampftruppen des IS in Sirte sind die bewaffneten Gaddafi-Anhänger. Die kämpfen nicht gegen sie sondern das sind sie. Ähnlich wie im Irak die alten Saddam-Loyalen sich dem IS angeschlossen haben und dadurch den Aufstieg seit 2011 entscheidend mitgetragen haben. Dazu gibt es wie gesagt zwei libysche Regierungen eine in Benghazi und eine Tripolis. Die allerdings nach der Aktion jetzt beide Offensiven starten wollen. Wie entschlossen das sein wird und ob es nur darum geht international gut auszusehen wird man sehen.

Die Sache mit dem IS ist ja so, dass die internationale Gemeinschaft will, dass beide großen Lager in Libyen gemeinsam gegen den IS vorgehen, d.h. erst muss es eine nationale Aussöhnung geben und dann gibt es westliche Luftunterstützung gegen den IS. Die Ägypter und auch die Emiratis greifen auch so an, aber das hatte bisher keinen durchschlagenden Effekt. Habe irgendwann mal gelesen, dass das den USA gar nicht so gefallen hat, dass ihre Verbündeten ihre Kampfjets die sie ja von den USA bekommen haben, auf eigene Faust einsetzen und nicht im Rahmen einer Koalitionsaktion, wie die gegen den IS. Der Westen will die Bedrohung durch den IS dazu nutzen die Rivalitäten im Land abzuschwächen und auf mehr Zusammenarbeit zu drängen.
Libyen muss einfach geteilt werden genau wie Syrien oder Irak. Diese Staaten brechen ohne ihre Diktatoren zusammen
Wozu warten bis sich beide Lage vereinen und dann erst mit Luftschlägen gegen den IS unterstützen?
Man muss jetzt was machen
MAKE POLITIK-FORUM.EU GREAT AGAIN
Benutzeravatar
Platon
Beiträge: 19503
Registriert: Samstag 31. Mai 2008, 19:27
user title: Im Schützengraben d Geschichte

Re: IS vs AQ oder der globale Bürgerkrieg der Jihadisten

Beitrag von Platon »

UncleSams_Berater » Mo 17. Aug 2015, 18:44 hat geschrieben:Libyen muss einfach geteilt werden genau wie Syrien oder Irak.
Jo, genau so wie die Ukraine, Georgien, Moldawien. :)
Diese Staaten brechen ohne ihre Diktatoren zusammen.
Die Frage ist wie viel von dem Staat auch unter den Diktatoren wirklich da war.
Wozu warten bis sich beide Lage vereinen und dann erst mit Luftschlägen gegen den IS unterstützen?
Man muss jetzt was machen
Weil der IS in Libyen für Europa keine Gefahr darstellt und es nicht Aufgabe der Europäer ist den Krieg für die libyschen Milizen zu führen. Es ist vielmehr ein Druckmittel den Libyern endlich mal eine Zusammenarbeit abzuringen, auch dort ist ja längst eine föderale Ordnung denkbar, aber man muss sich auch dafür irgendwie in einigen Punkten einig sein.
Dieser Beitrag ist sehr gut.
Benutzeravatar
UncleSams_Berater
Beiträge: 2056
Registriert: Donnerstag 18. Juli 2013, 00:56
user title: Царь
Wohnort: Frankfurt am Main
Kontaktdaten:

Re: IS vs AQ oder der globale Bürgerkrieg der Jihadisten

Beitrag von UncleSams_Berater »

Platon » Mo 17. Aug 2015, 18:11 hat geschrieben: Jo, genau so wie die Ukraine, Georgien, Moldawien. :)

Die Frage ist wie viel von dem Staat auch unter den Diktatoren wirklich da war.

Weil der IS in Libyen für Europa keine Gefahr darstellt und es nicht Aufgabe der Europäer ist den Krieg für die libyschen Milizen zu führen. Es ist vielmehr ein Druckmittel den Libyern endlich mal eine Zusammenarbeit abzuringen, auch dort ist ja längst eine föderale Ordnung denkbar, aber man muss sich auch dafür irgendwie in einigen Punkten einig sein.
Ich meine auch die USA, Europa ist militärisch nutzlos
MAKE POLITIK-FORUM.EU GREAT AGAIN
GrünLinker

Re: IS vs AQ oder der globale Bürgerkrieg der Jihadisten

Beitrag von GrünLinker »

Platon » Mo 17. Aug 2015, 12:42 hat geschrieben: Doch gegen die bestens ausgerüstete IS-Miliz hatten die Aufständischen keine Chance. Laut Augenzeugenberichten beschossen die Kämpfer das Viertel zunächst mit Mörsergranaten, dann rückten sie mit Panzern vor. Die Dschihadisten sollen rücksichtslos gegen Männer, Frauen und Kinder vorgegangen sein. Schließlich setzten sie sogar das Krankenhaus in Brand. 22 Menschen sollen in dem Gebäude bei lebendigem Leib verbrannt sein.
Das machen die doch am liebsten: Krieg gegen Zivilisten führen.
Mit Allahs Hilfe (und Mösern, und Panzern etc)

Aber gegen die Kurden gabs dagegen was auf die Backen.

Naja, und dann hat Tante Baghdadi bei Onkel Erdogan angerufen und um Hilfe geflennt.

Seitdem versucht der Türken-Emir eine Sicherheitszone für den IS zu installieren. Also eine Kurden-Freie Zone. Was natürlich schon teilweis egelungen ist. Die kurdischen Offensiven wurden gestoppt. Der IS kann sich reorganisieren.

Was natürlich richtig praktisch ist, die USA dabei auch noch mit einzuspannen, so kann man bei sinnlos organisierten Aktionen und Vernachlässigung der Flankendeckung noch ein paar Allierte Truppen mit in Gefahr bringen.
Zuletzt geändert von GrünLinker am Montag 17. August 2015, 20:10, insgesamt 3-mal geändert.
Benutzeravatar
UncleSams_Berater
Beiträge: 2056
Registriert: Donnerstag 18. Juli 2013, 00:56
user title: Царь
Wohnort: Frankfurt am Main
Kontaktdaten:

Re: IS vs AQ oder der globale Bürgerkrieg der Jihadisten

Beitrag von UncleSams_Berater »

Platon » Mo 17. Aug 2015, 17:30 hat geschrieben: Die Kampftruppen des IS in Sirte sind die bewaffneten Gaddafi-Anhänger. Die kämpfen nicht gegen sie sondern das sind sie. Ähnlich wie im Irak die alten Saddam-Loyalen sich dem IS angeschlossen haben und dadurch den Aufstieg seit 2011 entscheidend mitgetragen haben. Dazu gibt es wie gesagt zwei libysche Regierungen eine in Benghazi und eine Tripolis. Die allerdings nach der Aktion jetzt beide Offensiven starten wollen. Wie entschlossen das sein wird und ob es nur darum geht international gut auszusehen wird man sehen.

Die Sache mit dem IS ist ja so, dass die internationale Gemeinschaft will, dass beide großen Lager in Libyen gemeinsam gegen den IS vorgehen, d.h. erst muss es eine nationale Aussöhnung geben und dann gibt es westliche Luftunterstützung gegen den IS. Die Ägypter und auch die Emiratis greifen auch so an, aber das hatte bisher keinen durchschlagenden Effekt. Habe irgendwann mal gelesen, dass das den USA gar nicht so gefallen hat, dass ihre Verbündeten ihre Kampfjets die sie ja von den USA bekommen haben, auf eigene Faust einsetzen und nicht im Rahmen einer Koalitionsaktion, wie die gegen den IS. Der Westen will die Bedrohung durch den IS dazu nutzen die Rivalitäten im Land abzuschwächen und auf mehr Zusammenarbeit zu drängen.
Ich habe aber jetzt in einer Doku was anderes gesehen viele ehemalige Gaddafi Soldaten und Generäle kämpfen gegen die Islamisten im Land
MAKE POLITIK-FORUM.EU GREAT AGAIN
Antworten