Wie faschistisch ist Anonymität im Internet? (Dieter Nuhr)

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frems
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Wie faschistisch ist Anonymität im Internet? (Dieter Nuhr)

Beitrag von frems »

Als langjähriger Beobachter der öffentlichen Meinung muss man heute eine düstere Diagnose stellen: Wir befinden uns auf dem Weg zurück ins Mittelalter. Inwiefern? Nun, beginnen wir mit einem Beispiel. [...]

Der Zivilisation fehlt in der Anonymität des Virtuellen ihre wichtigste Grundlage: die Haftbarkeit des Einzelnen. Die Erfindung des Individuums als haftbare, sein eigenes Handeln verantwortende Person war die Voraussetzung für die Errichtung der bürgerlichen Gesellschaft und ihrer großen Errungenschaften: Rechtsstaatlichkeit und Menschenwürde. Die anonymen Massenaufläufe im Internet entheben den Einzelnen aus der bürgerlichen Verantwortlichkeit.

Die pöbelnde Masse tritt heute wieder selbstbewusst als Handelnder auf. Die Anonymität des Internets bedeutet insofern einen zivilisatorischen Rückschritt in Richtung Faschismus und Mittelalter, Pogrom und Hexenverbrennung. Es ist die Aufgabe der kommenden Jahrzehnte, unter den Akteuren im Internet eine Kultur der Aufklärung zu schaffen, um die digitale Welt in ein bürgerliches Zeitalter zu überführen.
http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/m ... ageIndex_2
Vor seinem Griechen-Witz war der Kabarettist vor einiger Zeit als „islamophober Ausländerfeind abgestemptel“, wie er selbst schreibt.

Der Osnabrücker Mulsim Erhart Toka hatte im Herbst 2014 dem Kabarettisten Hetze und die Beschimpfung von Religionsgemeinschaften vorgeworfen, ihn als „Hassprediger“ bezeichnet und angezeigt. Als Beleg diente ein Videoclip, der antiislamische Passagen aus Nuhrs Programmen aneinanderreiht. Im Mai entschied das Stuttgarter Landgericht, dass sich Nuhr die Kritik als „Hassprediger“ gefallen lassen muss.
http://www.huffingtonpost.de/2015/07/17 ... 16224.html

Hat Nuhr recht? Ist der anonyme Umgang mit Menschen ein Schritt in Richtung Faschismus und mittelalterliche Hexenverbrennung? Und wie kann das lösen? Staatliches Verbot von Pseudonymen? Aufklärung und eine neue Kultur erschaffen, wo die Nutzung des Klarnamens überall selbstverständlich wird?
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von Grimm
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Re: Wie faschistisch ist Anonymität im Internet? (Dieter Nuh

Beitrag von von Grimm »

Nuhr hat nicht recht.

Faschismus etc. war nie anonym.

Eigentlich gibt es keine Anonymität.


Ob ein User in Wirklichkeit Müller heißt und sich hier als Prinz vom Sauerkraut bezeichnet, ist doch völlig egal.
Ich sehe sein Gesicht nicht, das ist wohl wahr.
Aber, ich erinnere mich auch nicht an das Gesicht der Dame an der Kaufland-Kasse.
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JJazzGold
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Re: Wie faschistisch ist Anonymität im Internet? (Dieter Nuh

Beitrag von JJazzGold »

frems » Fr 17. Jul 2015, 17:06 hat geschrieben: http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/m ... ageIndex_2


http://www.huffingtonpost.de/2015/07/17 ... 16224.html

Hat Nuhr recht? Ist der anonyme Umgang mit Menschen ein Schritt in Richtung Faschismus und mittelalterliche Hexenverbrennung? Und wie kann das lösen? Staatliches Verbot von Pseudonymen? Aufklärung und eine neue Kultur erschaffen, wo die Nutzung des Klarnamens überall selbstverständlich wird?

Ich weiß leider nicht mehr wo und von wem ich es in den letzten Tagen gehört und gelesen habe, ......
moment, doch ich weiß, es war gestern Nacht bei Lanz und es ging um den CDU Politiker Martin Patzelt der zwei Flüchtlinge aus Eriträa aufgenommen hat und dafür unter aller Sau von Anonymus angegriffen wird.

Er sagte sinngemäß, "besser sie toben sich anonym im Internet und per e-mail aus, als tatsächlich tätlich zu werden"
Damit geht er davon aus, dass die digitale Hexenverbrennung die tatsächliche zu verhindern hilft.

Ich gehe davon aus, dass die meisten User, die im anonymen Internet den Faschisten, Rassisten, Hexenverbrenner, etc. raus lassen, in der Realität bedeutungslose Würstchen sind, die bei konkreter Nachfrage den Mund nicht aufbekommen würden. Ganz zu schweigen davon, dass sie Gleiches unter ihrem Klarnamen posten würden.

Sollte die Anonymität wegfallen, würden sich die Hassbeiträge verringern, aber das Gedankengut wäre nach wie vor vorhanden, in gleich hoher Quote.
Die gefährlichste aller Weltanschauungen ist die der Leute, welche die Welt nie angeschaut haben.
Alexander Freiherr von Humboldt

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Re: Wie faschistisch ist Anonymität im Internet? (Dieter Nuh

Beitrag von Brainiac »

Nuhr hat nicht unrecht.

Die Hemmschwellen der User gehen durch die Anonymität im Internet immer weiter runter, das ist was anderes als im Supermarkt, wo man theoretisch jederzeit persönlich idenzifiziert werden kann.

Und das Schreiben beeinflußt auch das Denken, nicht nur umgekehrt.

Ich habe allerdings keine Lösung. Ggf muss man mit diesem Phänomen leben.
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Re: Wie faschistisch ist Anonymität im Internet? (Dieter Nuh

Beitrag von Dr. Nötigenfalls »

Wer glaubt das heute noch das Internet Anonym ist,der hat die Zeit verpennt.
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Re: Wie faschistisch ist Anonymität im Internet? (Dieter Nuh

Beitrag von Brainiac »

Dr. Nötigenfalls » Fr 17. Jul 2015, 21:48 hat geschrieben:Wer glaubt das heute noch das Internet Anonym ist,der hat die Zeit verpennt.
Öffne mir die Augen. Wie kann ich dich identifizieren (ohne Daten von pf.eu oder deinem Provider)? :)
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frems
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Re: Wie faschistisch ist Anonymität im Internet? (Dieter Nuh

Beitrag von frems »

Dr. Nötigenfalls » Fr 17. Jul 2015, 21:48 hat geschrieben:Wer glaubt das heute noch das Internet Anonym ist,der hat die Zeit verpennt.
Für Straftaten (Volksverhetzung etc.) mag das stimmen, wenn sich der Absender nicht schützt (TOR, Proxys, ...). Aber geh mal zur Polizei und sag, daß Du eine Anzeige gegen 200 Twitter-Nutzer machen möchtest, die sich vulgär äußerten und Dich beleidigten.
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Re: Wie faschistisch ist Anonymität im Internet? (Dieter Nuh

Beitrag von Dr. Nötigenfalls »

frems » Fr 17. Jul 2015, 21:11 hat geschrieben: Für Straftaten (Volksverhetzung etc.) mag das stimmen, wenn sich der Absender nicht schützt (TOR, Proxys, ...). Aber geh mal zur Polizei und sag, daß Du eine Anzeige gegen 200 Twitter-Nutzer machen möchtest, die sich vulgär äußerten und Dich beleidigten.
Wer sich freiwillig ins Internet begibt muss damit Rechnen beleidigt zu werden.
Das Netz lebt von den Kontroversen,ansonsten wäre es uninteressant.
Zuletzt geändert von Dr. Nötigenfalls am Freitag 17. Juli 2015, 22:14, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Wie faschistisch ist Anonymität im Internet? (Dieter Nuh

Beitrag von hafenwirt »

frems » Freitag 17. Juli 2015, 17:06 hat geschrieben: http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/m ... ageIndex_2


http://www.huffingtonpost.de/2015/07/17 ... 16224.html

Hat Nuhr recht? Ist der anonyme Umgang mit Menschen ein Schritt in Richtung Faschismus und mittelalterliche Hexenverbrennung? Und wie kann das lösen? Staatliches Verbot von Pseudonymen? Aufklärung und eine neue Kultur erschaffen, wo die Nutzung des Klarnamens überall selbstverständlich wird?
Hm, mein Eindruck ist das nicht, zumindest was die Anonymität angeht.

Wenn ich mir die Seiten von den besorgten Bürgern bei Facebook anschaue, sind die meisten von denen mit Klarnamen unterwegs, teilweise sogar mit öffentlichen Angaben zu Jobs, usw.

In den Kommentarspalten sieht das anders aus, aber da reguliert es sich ja langsam.

Stattlicherseits könnte man evtl. stärker dagegen vorgehen, wenn jemand rumhetzt. Wäre mal interessant zu wissen, ob sowas ernsthaft verfolgt wird. Wenn einer auf der Straße so rumpöbelt, würde man ihn direkt festnehmen.
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Re: Wie faschistisch ist Anonymität im Internet? (Dieter Nuh

Beitrag von hafenwirt »

Dr. Nötigenfalls » Freitag 17. Juli 2015, 22:13 hat geschrieben:
Wer sich freiwillig ins Internet begibt muss damit Rechnen beleidigt zu werden.
Das Netz lebt von den Kontroversen,ansonsten wäre es uninteressant.
Kontroversen sind aber was anderes als Beleidigungen. In der Kneipe gibt es auch hitzige Diskussionen, ich habe es zumindest aber noch nie erlebt, dass dann einer nach einem Diskussionspunkt man persönlich wird und anfängt Vergewaltigungsphantasien zu äußern, oder man ihn niederschiessen möchte. Selbst wenn man anderer Meinung war.
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Jekyll
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Re: Wie faschistisch ist Anonymität im Internet? (Dieter Nuh

Beitrag von Jekyll »

In der Anonymität des Internets ist man vor allem ehrlich(er) und direkt(er).

(Dieter Nuhr ist ein Dummschwätzer.)

Wenn das (ehrlichere) Verhalten im Internet von dem in der nichtvirtuellen Welt abweicht, dann bedeutet das nur, dass man sich in Sachen "Zivilisation" die ganze Zeit was vorgemacht hat.
Sie schufen eine Wüste und nannten es...Frieden.
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Re: Wie faschistisch ist Anonymität im Internet? (Dieter Nuh

Beitrag von Brainiac »

Jekyll » Fr 17. Jul 2015, 22:53 hat geschrieben:In der Anonymität des Internets ist man vor allem ehrlich(er) und direkt(er).

(Dieter Nuhr ist ein Dummschwätzer.)

Wenn das (ehrlichere) Verhalten im Internet von dem in der nichtvirtuellen Welt abweicht, dann bedeutet das nur, dass man sich in Sachen "Zivilisation" die ganze Zeit was vorgemacht hat.
Das sehe ich etwas anders. Du gehst anscheinend davon aus, ein Mensch "hat" diese oder jene Meinung und durch das Internet kommt sie endlich ans Licht.

Kennst du diesen Text: https://de.m.wikipedia.org/wiki/%C3%9Cber_die_allm%C3%A4hliche_Verfertigung_der_Gedanken_beim_Reden

Also etwa (fiktives Beispiel ;) )

1. Müller hat bislang eher Mitte gewählt. Gegen "Ausländer" hat er nichts, ist auch gegen Verschärfung der Asylgesetze.
2. Müller entdeckt ein interessantes politisches Diskussionsforum.
3. Müller beteiligt sich an einem Migrationsstrang. Es entsteht eine Eigendynamik, er wird beleidigt, schreibt sich in Rage.
4. Er schnappt Informationen auf, und in ihm verfestigt sich: "Die ziehen unser Bildungsniveau runter, leben von unserem Geld, etc." Ihm falle aus seinem Lebensumfeld die dazu passenden Beispiele ein. Die Gegenbeispiele werden verdrängt.
5. Er schreibt dies als seine "Meinung". Damit legt er sich selbst darauf fest, wäre ja sonst Gesichtsverlust.
6. Er beginnt mit rechtsextremen Parteien zu sympathisieren.

Sozusagen das Stammtischphänomen, nur halt potenziert. Sicher ein etwas plattes Beispiel, aber was ich meine dürfte klar sein.

-> Der Extremismus nimmt zu.

Ich finde diesen Effekt nicht so toll. Angesichts der zahlreichen sonstigen Segnungen des Internets :) halte ich ihn aber für tragbar.
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Re: Wie faschistisch ist Anonymität im Internet? (Dieter Nuh

Beitrag von Cloudfox »

Was soll am Faschismus jemals anonym gewesen sein...ok vielleicht outen sich im Internet (und seiner angeblichen Anonymität) ein paar Leute eher zu mehr (zu allem Möglichen), die sonst ihre Klappe nicht aufkriegen...aber heutzutage darf doch jeder unter dem Motto...*das wird man ja noch sagen dürfen...*weit über die Grenze gehen und danach wieder relativieren :rolleyes: ... siehe Aushängeschilder bei Pegida...Parteien...usw.
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Re: Wie faschistisch ist Anonymität im Internet? (Dieter Nuh

Beitrag von Keoma »

Cloudfox » Sa 18. Jul 2015, 09:17 hat geschrieben:Was soll am Faschismus jemals anonym gewesen sein...ok vielleicht outen sich im Internet (und seiner angeblichen Anonymität) ein paar Leute eher zu mehr (zu allem Möglichen), die sonst ihre Klappe nicht aufkriegen...aber heutzutage darf doch jeder unter dem Motto...*das wird man ja noch sagen dürfen...*weit über die Grenze gehen und danach wieder relativieren :rolleyes: ... siehe Aushängeschilder bei Pegida...Parteien...usw.
Was meinst du - soll man seine Meinung sagen dürfen, auch wenn sie dir nicht gefällt?
Der Gescheitere gibt nach!
Eine traurige Wahrheit, sie begründet die Weltherrschaft der Dummheit.

Marie von Ebner-Eschenbach
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Re: Wie faschistisch ist Anonymität im Internet? (Dieter Nuh

Beitrag von Cloudfox »

Keoma » Sa 18. Jul 2015, 10:32 hat geschrieben: Was meinst du - soll man seine Meinung sagen dürfen, auch wenn sie dir nicht gefällt?
Es ging darum, ob Faschismus durch das anonyme Internet...
Wer sagt denn hier seine Meinung nicht, auch wenn sie mir nicht gefällt?
Seltsam, die *Meinungsdiktatur-Verschwörer* sagen zum Teil mehr, als durch Artikel 5 geschützt ist, und schreien ganz laut, wenn Artikel 5, Absatz 2 zutreffen könnte und andere §§ im GG und StGB Einschränkungen vorsehen...und zum Tragen kommen.... selbst § 130 (Volksverhetzung) sehen sie sehr selten, wenn überhaupt, als erfüllt an :eek:
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Re: Wie faschistisch ist Anonymität im Internet? (Dieter Nuh

Beitrag von Teeernte »

OHMANNNNNNN !!!

Versucht es doch mal mit besseren Argumenten ! Gehen die Argumente aus >>

Endlich - Stasi 2.0..... Es kann nicht sein - dass es Leute gibt , die anders denken.

Da muss man doch etwas tun !!!

....eine Grüne Schutz Staffel muss her. ...besser noch ein "Sicherheitsdienst" - der den Anonymen Meinungssagern eine auf die Nuss haut.....auf der Arbeit ANSCHWÄRZT ....öhmmm Meldet - dass der Mitarbeiter XY gegen die Compliance Regeln verstösst.

Sollte man die Abweichler alle in Lagern zusammenfassen - oder reicht eine Einzelzelle in Bautzen ?

Jeder MUSS mit seiner Meinung verfolgbar sein !!! F R E I E Meinungsäusserung - ja wo kämen wir denn da hin ????

Wer der Staatspropaganda nicht folgt - muss enteignet werden (die Möglichkeit die Meinung breit zu streuen..) und die Allgemeinheit muss vor solchen GESCHÜTZT werden - dazu sollte man diese in Haft (ung) nehmen.

Dass nannte sich früher SCHUTZ-Haft.

HERR OBER - ein Schnitzel für den Spitzel.......und einen MELDE-KORN. http://i.ebayimg.com/t/Werbeschild-Meld ... 3/$_35.JPG

Ironie aus......
Zuletzt geändert von Teeernte am Samstag 18. Juli 2015, 11:06, insgesamt 1-mal geändert.
Obs zu kalt, zu warm, zu trocken oder zu nass ist:.... Es immer der >>menschgemachte<< Klimawandel. :D
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Re: Wie faschistisch ist Anonymität im Internet? (Dieter Nuh

Beitrag von yogi61 »

Das Dieter Nuhr nicht gerade eine Leuchte ist, hat ja wohl ausser den Bild und FAZ Lesern in der letzten Woche jeder mitbekommen.
Dieter Nuhr lebt mit seinen platten Witzchen ganz gut vom Internet und sollte sich deswegen nicht beschweren.
Two unique places, one heart
https://www.youtube.com/watch?v=Ca9jtQhnjek
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Re: Wie faschistisch ist Anonymität im Internet? (Dieter Nuh

Beitrag von Cloudfox »

Teeernte » Sa 18. Jul 2015, 11:03 hat geschrieben:OHMANNNNNNN !!!

Versucht es doch mal mit besseren Argumenten ! Gehen die Argumente aus >>

Endlich - Stasi 2.0..... Es kann nicht sein - dass es Leute gibt , die anders denken.

Da muss man doch etwas tun !!!

....eine Grüne Schutz Staffel muss her. ...besser noch ein "Sicherheitsdienst" - der den Anonymen Meinungssagern eine auf die Nuss haut.....auf der Arbeit ANSCHWÄRZT ....öhmmm Meldet - dass der Mitarbeiter XY gegen die Compliance Regeln verstösst.

Sollte man die Abweichler alle in Lagern zusammenfassen - oder reicht eine Einzelzelle in Bautzen ?

Jeder MUSS mit seiner Meinung verfolgbar sein !!! F R E I E Meinungsäusserung - ja wo kämen wir denn da hin ????

Wer der Staatspropaganda nicht folgt - muss enteignet werden (die Möglichkeit die Meinung breit zu streuen..) und die Allgemeinheit muss vor solchen GESCHÜTZT werden - dazu sollte man diese in Haft (ung) nehmen.

Dass nannte sich früher SCHUTZ-Haft.

HERR OBER - ein Schnitzel für den Spitzel.......und einen MELDE-KORN. http://i.ebayimg.com/t/Werbeschild-Meld ... 3/$_35.JPG

Ironie aus......
Nette Sommerloch-Plattitüde...aber wer hat das denn gefordert :?:
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Re: Wie faschistisch ist Anonymität im Internet? (Dieter Nuh

Beitrag von Jekyll »

Brainiac » Sa 18. Jul 2015, 08:08 hat geschrieben: Das sehe ich etwas anders. Du gehst anscheinend davon aus, ein Mensch "hat" diese oder jene Meinung und durch das Internet kommt sie endlich ans Licht.

Kennst du diesen Text: https://de.m.wikipedia.org/wiki/%C3%9Cber_die_allm%C3%A4hliche_Verfertigung_der_Gedanken_beim_Reden
Den Text kannte ich nicht (Danke), aber die Erfahrung macht wohl jeder hier, der Beiträge verfasst und zur Präzisierung und Strukturierung seiner Gedanken angehalten wird.
Also etwa (fiktives Beispiel ;) )

1. Müller hat bislang eher Mitte gewählt. Gegen "Ausländer" hat er nichts, ist auch gegen Verschärfung der Asylgesetze.
2. Müller entdeckt ein interessantes politisches Diskussionsforum.
3. Müller beteiligt sich an einem Migrationsstrang. Es entsteht eine Eigendynamik, er wird beleidigt, schreibt sich in Rage.
4. Er schnappt Informationen auf, und in ihm verfestigt sich: "Die ziehen unser Bildungsniveau runter, leben von unserem Geld, etc." Ihm falle aus seinem Lebensumfeld die dazu passenden Beispiele ein. Die Gegenbeispiele werden verdrängt.
5. Er schreibt dies als seine "Meinung". Damit legt er sich selbst darauf fest, wäre ja sonst Gesichtsverlust.
6. Er beginnt mit rechtsextremen Parteien zu sympathisieren.

Sozusagen das Stammtischphänomen, nur halt potenziert. Sicher ein etwas plattes Beispiel, aber was ich meine dürfte klar sein.

-> Der Extremismus nimmt zu.
Nun, dein Beispiel beschreibt einen Menschen, der offenbar empfänglich für extremistische Inhalte ist. Hätten wir (und er selber) das auch wissen können, wenn es das Internet mit seinen Möglichkeiten der anonymen Auseinandersetzung nicht gäbe? Da ist tatsächlich was ans Licht gekommen, nämlich seine Affinität zum Extremismus (als freier Mensch hätte er sich ja auch anders entscheiden können, niemand hat ihn dazu gezwungen - das Resultat entspricht seiner inneren Natur).
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Re: Wie faschistisch ist Anonymität im Internet? (Dieter Nuh

Beitrag von Fadamo »

JJazzGold » Fr 17. Jul 2015, 20:18 hat geschrieben:

Ich weiß leider nicht mehr wo und von wem ich es in den letzten Tagen gehört und gelesen habe, ......
moment, doch ich weiß, es war gestern Nacht bei Lanz und es ging um den CDU Politiker Martin Patzelt der zwei Flüchtlinge aus Eriträa aufgenommen hat und dafür unter aller Sau von Anonymus angegriffen wird.

Er sagte sinngemäß, "besser sie toben sich anonym im Internet und per e-mail aus, als tatsächlich tätlich zu werden"
Damit geht er davon aus, dass die digitale Hexenverbrennung die tatsächliche zu verhindern hilft.

Ich gehe davon aus, dass die meisten User, die im anonymen Internet den Faschisten, Rassisten, Hexenverbrenner, etc. raus lassen, in der Realität bedeutungslose Würstchen sind, die bei konkreter Nachfrage den Mund nicht aufbekommen würden. Ganz zu schweigen davon, dass sie Gleiches unter ihrem Klarnamen posten würden.

Sollte die Anonymität wegfallen, würden sich die Hassbeiträge verringern, aber das Gedankengut wäre nach wie vor vorhanden, in gleich hoher Quote.

Du wetterst auf die anonymen user und bist hier selber anonym :?:
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Re: Wie faschistisch ist Anonymität im Internet? (Dieter Nuh

Beitrag von Brainiac »

Jekyll » So 19. Jul 2015, 19:33 hat geschrieben:Nun, dein Beispiel beschreibt einen Menschen, der offenbar empfänglich für extremistische Inhalte ist. Hätten wir (und er selber) das auch wissen können, wenn es das Internet mit seinen Möglichkeiten der anonymen Auseinandersetzung nicht gäbe? Da ist tatsächlich was ans Licht gekommen, nämlich seine Affinität zum Extremismus (als freier Mensch hätte er sich ja auch anders entscheiden können, niemand hat ihn dazu gezwungen - das Resultat entspricht seiner inneren Natur).
Das klingt so, als ob man die Bevölkerung einteilen könnte: 11,8% sind empfänglich für extremistische Inhalte. Die restlichen 88,2% nicht. Gut, dass wir die 11,8% dank Internet besser erkennen können.

Meiner Meinung nach sind Menschen nicht derart festgelegt. Niemand "ist" so oder so, Menschen entwickeln und ändern sich, und irgendeine Affinität zu irgendeiner extremen Ansicht haben doch die meisten.

Wichtig ist, was Menschen letztlich tatsächlich tun. Z.B. politisch extreme Ansichten verbreiten oder nicht. Mir sind Leute, die nur ein Potenzial dazu in sich tragen, lieber als solche, die es tatsächlich tun (und dann auch dementsprechend wählen). Zu letzterem leistet die Anonymität des Internets einen Vorschub.
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Re: Wie faschistisch ist Anonymität im Internet? (Dieter Nuh

Beitrag von Shlabotnik »

Prinzipiell finde ich die Anonymität im Internet schon in Ordnung. Es gab hier im Thread einen Einwand dagegen; nun, was die NSA kann, gilt aber nicht für einen x-beliebigen Diskussionsteilnehmer, der kann eben nicht mal so einfach rausfinden, wer der andere ist.

Es stimmt aber auch, dass die Hemmschwelle gesunken ist. Es gab hier im Thread einen Beitrag, der betonte, dass es Auseinandersetzungen und Meinungsverschiedenheiten geben sollte, was ja auch normal ist. Das ist natürlich richtig, aber man muss schon eine "Beleidigung" von einer normalen Auseinandersetzung unterscheiden. Solange noch Argumente ausgetauscht werden, ist gegen eine Meinungsverschiedenheit nichts zu sagen. Die Beleidigung ersetzt jedoch mitunter die Argumente. Und dann hat man recht schnell einen Konflikt, der jenseits der Argumente stattfindet und gegen die Personen als solche geht. Das geht dann wiederum in eine falsche Richtung.

S.
Виден сокол по полёту.
HugoBettauer

Re: Wie faschistisch ist Anonymität im Internet? (Dieter Nuh

Beitrag von HugoBettauer »

Nuhr hat keine Ahnung vom Internet. Das Internet bringt den Menschen keine neuen Ideen und Anonymität ist vor allem eine Möglichkeit für viele, zu veröffentlichen was sie denken. Das war schon bei Heinrich Heine so.
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Re: Wie faschistisch ist Anonymität im Internet? (Dieter Nuh

Beitrag von Brainiac »

SoleSurvivor » Mo 3. Aug 2015, 10:29 hat geschrieben:Das Internet bringt den Menschen keine neuen Ideen
Du solltest nicht von dir auf andere schliessen.
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Re: Wie faschistisch ist Anonymität im Internet? (Dieter Nuh

Beitrag von HugoBettauer »

Brainiac » Mo 3. Aug 2015, 21:09 hat geschrieben: Du solltest nicht von dir auf andere schliessen.
Tu ich ja nicht. Das wäre ein anderer Beitrag geworden.
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Re: Wie faschistisch ist Anonymität im Internet? (Dieter Nuh

Beitrag von Brainiac »

SoleSurvivor » Mo 3. Aug 2015, 23:14 hat geschrieben: Tu ich ja nicht. Das wäre ein anderer Beitrag geworden.
Ach so. :s
Das soll wohl bedeuten, dass du im Internet sehr wohl was lernst, nur alle anderen nicht. :D
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Re: Wie faschistisch ist Anonymität im Internet? (Dieter Nuh

Beitrag von HugoBettauer »

Brainiac » Di 4. Aug 2015, 07:45 hat geschrieben: Ach so. :s
Das soll wohl bedeuten, dass du im Internet sehr wohl was lernst, nur alle anderen nicht. :D
Mit mehr Anstrengung wird auch dir eine korrekte Interpretation des Gesagten gelingen.
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Re: Wie faschistisch ist Anonymität im Internet? (Dieter Nuh

Beitrag von Brainiac »

SoleSurvivor » Di 4. Aug 2015, 14:46 hat geschrieben: Mit mehr Anstrengung wird auch dir eine korrekte Interpretation des Gesagten gelingen.
Nee. :s
Du schriebst:
SoleSurvivor » Mo 3. Aug 2015, 10:29 hat geschrieben:Nuhr hat keine Ahnung vom Internet. Das Internet bringt den Menschen keine neuen Ideen und Anonymität ist vor allem eine Möglichkeit für viele, zu veröffentlichen was sie denken. Das war schon bei Heinrich Heine so.
Nuhr ist mir relativ egal, aber es geht ja in diesem Thread darum, ob sich Leute im Internet radikalisieren.
Wenn jetzt gelten würde "Das Internet bringt den Menschen keine neuen Ideen", dann könnten sie sich natürlich schwerlich durchs Internet radikalisieren. Mir ist aber nach wie vor unklar, wie du zu dieser Aussage kommst.

Man kann im Internet z.B. lernen, dass die Anzahl der Asylanträge in den letzten 10 Jahren um das 5-10fache gestiegen sind und dass es eine Facebook-Selbsthilfegruppe in Worms gegen ein Asylanten-Containerdorf gibt. Oder auch, wie man ISIS-Videos findet.
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Re: Wie faschistisch ist Anonymität im Internet? (Dieter Nuh

Beitrag von Cloudfox »

Ich finde schon, dass sich Sprache und Information verändert haben. So sind extremistische Haltungen weit salonfähiger geworden, entweder haben Demorkraten lange geschlafen, oder das Medium unterschätzt oder man ist schlechend abgestumpft..
Teilweise geht es zu, als befände man sich in der Diskussion beliebter Fernsehsender, die sich darauf spezialisiert haben Freundes- und Familiengedöhns der untersten Schublade zu ultimativen und wichtigen Inhalten ihrer Sendung zu erklären.

Die Stammtischmentalität im politischen Bereich ist doch entschieden mehr beworden, das ist zumindest meine gefühlte Wahrheit ;) . Ist ja auch easy...Behauptungen stehen da, auch ohne dass sie belegt werden könnten. Abhilfe (wenn man die Verbreitung von Lügen denn vermeiden möchte) bedarf dann schon wieder im krassesten Fall einer Meldung...so werden politische Ideologien - und seien sie noch so schwachsinnig - ernsthaft ins www hinausgeschleudert.

Im Allgemeinen wird hier recht ordentlich aufgeräumt. Das hat sich glaube ich auch ver ändert, m.E.

Vielleicht haben sich auch die Leser verändert, keine Ahnung!Die lesen mehrheitlich scheinbar, ungeprüft, unkritisch ohne Anspruch auf Richtigkeit und posaunen als neue Stammtischteilnehmer den ganzen Mist dann alle 5 Seiten wieder heraus...hier und anderswo...man sehe sich nur einmal die Foren zur politischen Diskussion an.
Als Meinung wird zum Teil eben alles erachtet, was man auf dem Herzen hat, auch wenn es da eindeutig Grenzen gibt.
Zuletzt geändert von Cloudfox am Dienstag 4. August 2015, 20:15, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Wie faschistisch ist Anonymität im Internet? (Dieter Nuh

Beitrag von HugoBettauer »

Brainiac » Di 4. Aug 2015, 18:21 hat geschrieben: Nee. :s
Du schriebst:


Nuhr ist mir relativ egal, aber es geht ja in diesem Thread darum, ob sich Leute im Internet radikalisieren.
Wenn jetzt gelten würde "Das Internet bringt den Menschen keine neuen Ideen", dann könnten sie sich natürlich schwerlich durchs Internet radikalisieren. Mir ist aber nach wie vor unklar, wie du zu dieser Aussage kommst.
Das Internet ist Nuhr ein Medium (haha), das Internet ist aber auch nur ein Medium. Das Internet macht keine Gedanken, wie das Buch keine Gedanken macht. Es liefert Eindrücke, Informationen. Die Schlüsse aus den Informationen sind Sache des Users und sie stehen nicht fest. Du kannst Kanal Telemedial schauen und dann drauf kommen, der Hornauer, das ist doch alles ein blühender Unsinn. Oder du vertelefonierst 30 Euro, weil du den Energieausgleich einleuchtend findest. Deine Entscheidung. Nuhr ist im Fernsehen so [] wie im Internet.
Man kann im Internet z.B. lernen, dass die Anzahl der Asylanträge in den letzten 10 Jahren um das 5-10fache gestiegen sind


Du wirst nur mit einer Information konfrontiert. Ob du die überhaupt glaubst, für relevant hältst und wie du sie in dein Denken einbeziehst ist alles nicht Sache des Internet. Radikalisierung passiert im Kopf, meinetwegen im Sessel, aber nicht im viereckigen Kasten.

und dass es eine Facebook-Selbsthilfegruppe in Worms gegen ein Asylanten-Containerdorf gibt. Oder auch, wie man ISIS-Videos findet.[/quote]
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Re: Wie faschistisch ist Anonymität im Internet? (Dieter Nuh

Beitrag von Cloudfox »

Die auffälligste Erscheinungsform rechts - extremer- zielstrebiger - ideologischer Arbeit findet sich im Internet durch die völlig offene Platzierung menschenfeindlicher Propaganda...besondere Themen werden häufig rechtspolitisch instrumentalisiert. Ob nun der Bau von Moscheen oder die Flüchtlingsdebatten, Migranten, Ausländer per se thematiesiert werden, es finden sich doch relativ schnell sog. *Besorgt-Bürger-initiativ-spontan zusammen*, die sich selbstverständlich gegenseitig in ihren Vorbehalten, Einzelfalldarstellungen und stereotypen Menschenbildern beklatschen und bekräftigen....hier hilft die vermutete Anonymität schon ein wenig dazu!
Zuletzt geändert von Cloudfox am Mittwoch 5. August 2015, 08:47, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Wie faschistisch ist Anonymität im Internet? (Dieter Nuh

Beitrag von Brainiac »

SoleSurvivor » Di 4. Aug 2015, 20:37 hat geschrieben:
Du wirst nur mit einer Information konfrontiert. Ob du die überhaupt glaubst, für relevant hältst und wie du sie in dein Denken einbeziehst ist alles nicht Sache des Internet. Radikalisierung passiert im Kopf, meinetwegen im Sessel, aber nicht im viereckigen Kasten.
1. Im Kopf und im Sessel, ja - während man den viereckigen Kasten benutzt.

Man wird "nur" mit einer Information konfrontiert? Wie sonst wird jemand radikal, wenn nicht durch irgendeine Information, die er noch nicht hatte, und die genau zum richtigen Zeitpunkt kommt? Wie zB, wie toll es ist, für ISIS zu sterben?

2. Es geht nicht nur um Informationsaufnahme. Man kann, unidentifiziert, schreiben, was einem so in den Sinn kommt. Und das Schreiben beeinflusst umgekehrt auch das Denken. Wenn ich erst mal ordentlich gegen eine Asylantenunterkunft gewettert habe, dann sehe ich das auch so. Wäre ja sonst Gesichtsverlust.

Wohlgemerkt: Das Internet an sich, rein technisch gesehen, kann natürlich nichts dafür. Es ist nur ein Medium, aufgrunddessen man schneller erfährt, was andere so denken, und umgekehrt. Das hat viele Vorteile. :) Man sollte sich nur des Nachteils der Extremismusförderung bewusst sein.
History doesn't repeat itself, but it often rhymes (Twain). Unfortunately, we can't predict the rhyme.
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Re: Wie faschistisch ist Anonymität im Internet? (Dieter Nuh

Beitrag von HugoBettauer »

Brainiac » Di 4. Aug 2015, 21:14 hat geschrieben: 1. Im Kopf und im Sessel, ja - während man den viereckigen Kasten benutzt.

Man wird "nur" mit einer Information konfrontiert? Wie sonst wird jemand radikal, wenn nicht durch irgendeine Information, die er noch nicht hatte, und die genau zum richtigen Zeitpunkt kommt? Wie zB, wie toll es ist, für ISIS zu sterben?
Das ist dem Internet total äußerlich. Heilige Kriege gab es auch vorher schon, die Menschen bilden sich eben einen imaginären Freund ein, für den sie die anderen freudig massakrieren. Das kommt aber nicht davon, dass religiöse Texte nicht mehr aus der Bibliothek sondern aus dem Bildschirm abgeholt werden. Das abholenwollen muss schon vom Abholer kommen.

2. Es geht nicht nur um Informationsaufnahme. Man kann, unidentifiziert, schreiben, was einem so in den Sinn kommt. Und das Schreiben beeinflusst umgekehrt auch das Denken. Wenn ich erst mal ordentlich gegen eine Asylantenunterkunft gewettert habe, dann sehe ich das auch so.
Dann tust du mir als Einzelfall aber leid. Nur: Wie kommst du drauf, gegen Asylanten zu wettern? Am Stammtisch, am Internet, irgendwo? Die meisten anderen tun es nicht! Kann also nicht am Internet liegen.

"Extremismus", also besonders linke und besonders religiöse Abweichungen von normal-linken Durchschnittsmeinungen, das kommt nicht vom Internet. Die Anonymität erlaubt dir, zu sagen was du denkst aber sie macht nicht dein Denken.
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Re: Wie faschistisch ist Anonymität im Internet? (Dieter Nuh

Beitrag von Brainiac »

SoleSurvivor » Di 4. Aug 2015, 22:32 hat geschrieben: Das ist dem Internet total äußerlich. Heilige Kriege gab es auch vorher schon, die Menschen bilden sich eben einen imaginären Freund ein, für den sie die anderen freudig massakrieren. Das kommt aber nicht davon, dass religiöse Texte nicht mehr aus der Bibliothek sondern aus dem Bildschirm abgeholt werden. Das abholenwollen muss schon vom Abholer kommen.
Richtig, aber es gibt dank Internet wesentlich mehr "abzuholen".
Dann tust du mir als Einzelfall aber leid.

Schön wär's. Ich empfehle ein paar Stunden pi-news. Alles "Einzelfälle", und das Internet hat selbstverständlich nichts damit zu tun. Die waren alle schon vorher so. :rolleyes:
Nur: Wie kommst du drauf, gegen Asylanten zu wettern? Am Stammtisch, am Internet, irgendwo? Die meisten anderen tun es nicht! Kann also nicht am Internet liegen.
Weil ich, der ich mich früher nie getraut habe, sowas zu sagen, nun dank Internet weiss, dass ich nicht alleine bin. Meine Zweifel sind verschwunden. :)
"Extremismus", also besonders linke und besonders religiöse Abweichungen von normal-linken Durchschnittsmeinungen, das kommt nicht vom Internet. Die Anonymität erlaubt dir, zu sagen was du denkst aber sie macht nicht dein Denken.
Die Begründung bleibst du schuldig. Wieso soll das Sagen nicht das Denken beeinflussen?
http://www.hanser-literaturverlage.de/b ... 6-24340-8/
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Re: Wie faschistisch ist Anonymität im Internet? (Dieter Nuh

Beitrag von HugoBettauer »

Brainiac » Di 4. Aug 2015, 22:24 hat geschrieben: Richtig, aber es gibt dank Internet wesentlich mehr "abzuholen".
Musst du immer noch wollen, zudem ist es nur bedingt wahr. Einen Koran findest du in jeder Dorfbibliothek, eine Bibel in jedem Pensionsnachtkästl.

Schön wär's. Ich empfehle ein paar Stunden pi-news. Alles "Einzelfälle"
Diese Broderpostille kommt mir nicht ins Haus. Ja, alles Einzelfälle, randgruppenartig.
Weil ich, der ich mich früher nie getraut habe, sowas zu sagen, nun dank Internet weiss, dass ich nicht alleine bin.
Seltsam, in Rostock hatten`s kein Internet.
Die Begründung bleibst du schuldig. Wieso soll das Sagen nicht das Denken beeinflussen?
Weil du nicht spontan drauf kommst, am Internet oder auf der Deko vom Dönerladen Hetzparolen zu verbreiten sondern diesem das Denken schon vorausgeht. Du kommst auch nicht spontan drauf, Ausländer zu frikassieren nach dem angucken von Actionfilmen am Internet, wenn du nicht ohnehin Ausländer nicht magst. Das ist dann auch wieder Eigenleistung, denn die anderen haben die Medien vor sich und tun es nicht.
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Re: Wie faschistisch ist Anonymität im Internet? (Dieter Nuh

Beitrag von Jekyll »

Das Internet ist nur der Überbringer der schlechten Botschaften.
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Re: Wie faschistisch ist Anonymität im Internet? (Dieter Nuh

Beitrag von Zunder »

Das Problem ist wohl eher nicht die Anonymität.
Auf Facebook halten sie sogar ihre Fresse hin und hetzen, was das Zeug hält.
Durch das Internet hat der Meinungsmarkt seine Exklusivität verloren. Das ist sehr demokratisch, aber nicht immer schön.
"Vox populi, vox bovis."
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Re: Wie faschistisch ist Anonymität im Internet? (Dieter Nuh

Beitrag von Jekyll »

Zunder » Mi 5. Aug 2015, 00:37 hat geschrieben:Das Problem ist wohl eher nicht die Anonymität.
Nicht das Problem, sondern ein Erklärungsansatz. Anonymität verschafft eine gewisse Immunität, das führt zu mehr Authentizität. Wenn man keine Konsequenzen zu befürchten hat, tendiert man eher dazu, sein wahres Gesicht zu zeigen.
Auf Facebook halten sie sogar ihre Fresse hin und hetzen, was das Zeug hält.
Einzelfälle von Überzeugungstätern. Die gibt es auch in der nichtvirtuellen Welt.
Durch das Internet hat der Meinungsmarkt seine Exklusivität verloren. Das ist sehr demokratisch, aber nicht immer schön.
"Vox populi, vox bovis."
In der Demokratie geht es nunmal um Authentizität und nicht um Qualität.
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Re: Wie faschistisch ist Anonymität im Internet? (Dieter Nuh

Beitrag von Brainiac »

SoleSurvivor » Di 4. Aug 2015, 23:29 hat geschrieben: Musst du immer noch wollen, zudem ist es nur bedingt wahr. Einen Koran findest du in jeder Dorfbibliothek, eine Bibel in jedem Pensionsnachtkästl.
So viel Kleingedrucktes mühsam studieren? Da ruft man doch lieber eine Seite auf, die einem das bunt und anschaulich erklärt. Und wo man viele Leute kennen lernen kann, die das genauso sehen.
Diese Broderpostille kommt mir nicht ins Haus. Ja, alles Einzelfälle, randgruppenartig.
Alles klar.
Seltsam, in Rostock hatten`s kein Internet.
Ja, und die RAF gab es auch schon. Keiner behauptet, das Internet habe den Extremismus erst hervorgebracht.
Weil du nicht spontan drauf kommst, am Internet oder auf der Deko vom Dönerladen Hetzparolen zu verbreiten sondern diesem das Denken schon vorausgeht. Du kommst auch nicht spontan drauf, Ausländer zu frikassieren nach dem angucken von Actionfilmen am Internet, wenn du nicht ohnehin Ausländer nicht magst. Das ist dann auch wieder Eigenleistung, denn die anderen haben die Medien vor sich und tun es nicht.
Dass nicht jeder durch das Internet radikalisiert wird, beweist nicht, dass es niemandem passiert. Klar muss eine persönliche Neigung oder zumindest "Offenheit" dazukommen. Aber das Internet unterstützt den Prozess durch
- wesentlich mehr und leichter (anonym) auffindbare "passende" Informationen, die einen in seiner Tendenz bestärken
- das Treffen von vielen Gleichgesinnten in passenden Communities
- die Verfestigung beim Schreiben, von der ich schon sprach. Wenn man sich selbst äussert, muss man notgedrungen komplexe Zusammenhange plakativ vereinfachen und schon hat man sich, anderen und sich selbst gegenüber, festgelegt.

Und ja, nochmal, das alles gab es schon vor dem Internet, das Internet verstarkt es nur. In welchem Umfang, darüber kann man streiten. Mir ist aber ein Rätsel, wie man den Effekt komplett in Abrede stellen kann. Vielleicht habe ich dich da auch nicht richtig verstanden.
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Re: Wie faschistisch ist Anonymität im Internet? (Dieter Nuh

Beitrag von Brainiac »

Zunder » Mi 5. Aug 2015, 01:37 hat geschrieben:Das Problem ist wohl eher nicht die Anonymität.
Auf Facebook halten sie sogar ihre Fresse hin und hetzen, was das Zeug hält.
Das ist aber m.E. der zweite Schritt. Erst schaut man vorsichtig, anonym, ob denn jemand anderes das genauso sieht. Und erst wenn man sich in guter zahlreicher Gesellschaft weiss, setzt man "mutig" seinen Klarnamen dahinter.
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Re: Wie faschistisch ist Anonymität im Internet? (Dieter Nuh

Beitrag von HugoBettauer »

Brainiac » Mi 5. Aug 2015, 05:42 hat geschrieben:Dass nicht jeder durch das Internet radikalisiert wird, beweist nicht, dass es niemandem passiert. Klar muss eine persönliche Neigung oder zumindest "Offenheit" dazukommen.
Die ist im Gegensatz zum Internet, zum Fernsehen, zum Kino, zum Videofilm die notwendige Voraussetzung. Die finden immer ein Material für ihre fixe Idee. Auf das Internet schimpfen hilft da nicht.
Aber das Internet unterstützt den Prozess durch
- wesentlich mehr und leichter (anonym) auffindbare "passende" Informationen, die einen in seiner Tendenz bestärken
Das trifft vor allem auf das Landleben zu. In der Großstadt waren jegliche Subkulturen und Politsekten schon immer leichter zu finden. "Faschistisch" ist das aber nicht.
- die Verfestigung beim Schreiben, von der ich schon sprach. Wenn man sich selbst äussert, muss man notgedrungen komplexe Zusammenhange plakativ vereinfachen und schon hat man sich, anderen und sich selbst gegenüber, festgelegt.
Das ist auch ein Scheinproblem. Schließlich ist eine forsche Rede im Wirtshaus auch ein Commitment immer schon gewesen. Trotzdem kann das Geschwätz von gestern schnell zu den Akten gelegt. Heute wechseln die Leute Parteien und Standpunkte, NPD, AfD, Piraten in einem Tempo, das man früher nicht kannte. Die geistige Beweglichkeit steigt. Da kommt es auch mal zu starken Ausschlägen, die auch wieder abklingen.
In welchem Umfang, darüber kann man streiten. Mir ist aber ein Rätsel, wie man den Effekt komplett in Abrede stellen kann. Vielleicht habe ich dich da auch nicht richtig verstanden.
Diese Diskussionen hatten wir bei jedem anderen neuen Medium auch schon. Oder was man dafür hielt, denn manche Hypes der letzten Jahre sind längst vergessen. Es sind die Menschen, die sich individuell für den Faschismus entscheiden oder für Dieter Nuhr oder doch lieber für die Vernunft.
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Re: Wie faschistisch ist Anonymität im Internet? (Dieter Nuh

Beitrag von Brainiac »

SoleSurvivor » Mi 5. Aug 2015, 10:11 hat geschrieben:Heute wechseln die Leute Parteien und Standpunkte, NPD, AfD, Piraten in einem Tempo, das man früher nicht kannte. Die geistige Beweglichkeit steigt. Da kommt es auch mal zu starken Ausschlägen, die auch wieder abklingen.
Gibt es auch, aber bei den Themen Rassismus und Islamismus habe ich nicht dieses Gefühl.

SoleSurvivor » Mi 5. Aug 2015, 10:11 hat geschrieben:Die finden immer ein Material für ihre fixe Idee.
[…]
Es sind die Menschen, die sich individuell für den Faschismus entscheiden oder für Dieter Nuhr oder doch lieber für die Vernunft.
Genau, und diese Entscheidung hat natürlich nichts mit den Informationen, Beeinflussungen und Kommunikationsmöglichkeiten, die man so bekommt, zu tun. Die „passiert“ einfach. :rolleyes: Wahrscheinlich wird man als späterer Faschist (oder als Nuhr-Fan) geboren.

Trotzdem versuchen rassistische Initiativen weiterhin, ihre Ideologie mit Hilfe des Social-Media-Bereichs zu verbreiten. Dabei wecken technisch visuell interessant gestaltete Websites, Audio-Material, Videos und andere interaktive Elemente die Aufmerksamkeit der Jugendlichen.(110) Gleich wie bei den “traditionellen Medien” werden Themen in einer Art und Weise aufgegriffen, dass die User_innen erst spät oder gar nicht merken, dass die Inhalte rassistische oder neonazistische Elemente aufweisen.(111) Einem Mitarbeiter des DÖW zufolge wird Social Media vor allem dazu genutzt, politische Meinungen in Diskussionsforen weiterzuverbreiten und in eine bestimmte Richtung zu lenken. Neben Diskussionsmöglichkeiten bieten auch Online-Communities wie Facebook, Twitter oder MySpace Möglichkeiten zur internationalen Vernetzung und Kommunikation. Jugendliche verlinken sich in einem virtuellen Freundeskreis und können dadurch von Rechtsextremen kontaktiert werden. Neonazistische und rassistische Personen und Gruppen nutzen diese Communities u. a. dafür, ihre bestehende Einstellung zu bestätigen bzw. sich in ihrer Ansicht bestärken zu lassen. (112)
http://www.jku.at/gespol/content/e89197 ... ht_ger.pdf
Und Islamisten liefern sowohl bei Facebook als auch bei Twitter viel: von Propagandamaterial über Schulungen bis zur Interaktion mit Anführern und Kämpfern in Kriegsgebieten. So kommt man von der simplen Mitgliedschaft in einer offenen Diskussionsrunde schnell zu den berüchtigten Enthauptungsvideos und Magazinen mit Bauanleitung für Sprengvorrichtungen, aber auch zu Berichten aus Kriegsgebieten und kann aus erster Hand erfahren, wie es ist, im Heiligen Krieg zu kämpfen. Dass hierbei oftmals eine Beschleunigung von Radikalisierung festzustellen ist, dürfte auf der Hand liegen.
http://www.golem.de/news/radikalisierun ... 129-2.html
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Re: Wie faschistisch ist Anonymität im Internet? (Dieter Nuh

Beitrag von HugoBettauer »

Gibt es auch, aber bei den Themen Rassismus und Islamismus habe ich nicht dieses Gefühl.
Ja, Gefühle täuschen. Niemand wird als Rassist geboren. Das muss erst erlernt werden und diese Willensleistung ist individuell. Man kann es auch sein lassen.
Genau, und diese Entscheidung hat natürlich nichts mit den Informationen, Beeinflussungen und Kommunikationsmöglichkeiten, die man so bekommt, zu tun.
Wenn jemand kein Rassist sein will, wird er auch nicht durch jahrelangen Kontakt mit Hetzmeldungen im Internet oder in der Bild einer.

Trotzdem versuchen rassistische Initiativen weiterhin, ihre Ideologie mit Hilfe des Social-Media-Bereichs zu verbreiten. Dabei wecken technisch visuell interessant gestaltete Websites, Audio-Material, Videos und andere interaktive Elemente die Aufmerksamkeit der Jugendlichen.
Diese Aussage ist Müll. Jugendliche werden nicht deshalb Rassisten, weil Internetseiten gut gemacht sind. Sie gehen auf diese Seiten, weil sie die Inhalte konsumieren wollen. Deshalb gehen die allermeisten Jugendlichen da gar nicht erst hin und wenn doch, dann um drüber zu lachen.

Du kannst jahrzehntelang mit einem Nazikommunisten diskutieren ohne darüber selber ein Linker zu werden.

In Sachsen macht Scientology über vorgeschaltete Vereine intensiv Anti-Drogen-Kampagnen, ohne dass reihenweise Jugendliche deren Kirche annehmen.
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Re: Wie faschistisch ist Anonymität im Internet? (Dieter Nuh

Beitrag von Brainiac »

SoleSurvivor » Mi 5. Aug 2015, 12:12 hat geschrieben: Niemand wird als Rassist geboren. Das muss erst erlernt werden und diese Willensleistung ist individuell. Man kann es auch sein lassen.

Wenn jemand kein Rassist sein will, wird er auch nicht durch jahrelangen Kontakt mit Hetzmeldungen im Internet oder in der Bild einer.

Jugendliche werden nicht deshalb Rassisten, weil Internetseiten gut gemacht sind. Sie gehen auf diese Seiten, weil sie die Inhalte konsumieren wollen.
Daraus würde folgen: Entscheidend ist das wollen. Man will Rassist sein oder man will es nicht sein.

Und wie kommt die Willensleistung nun zustande und was beeinflusst diese Willensleistung?
Oder fällt sie vom Himmel?
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Re: Wie faschistisch ist Anonymität im Internet? (Dieter Nuh

Beitrag von HugoBettauer »

Brainiac » Mi 5. Aug 2015, 16:01 hat geschrieben:Daraus würde folgen: Entscheidend ist das wollen. Man will Rassist sein oder man will es nicht sein.

Und wie kommt die Willensleistung nun zustande
Es gibt darauf keine deterministische Antwort. Der Wille ist eben soweit man bisher weiß autonom in der Bewertung der Umwelt. Man kann das auf der chemischen und elektrischen Ebene nachmessen, aber noch nicht verstehen. Weder Biologen noch Psychologen haben bisher überzeugende Modelle dafür.

Ich habe jetzt aber keine Lust auf eine flache Diskussion über Spitzer oder Damasio.
Das Internet ist es jedenfalls nicht.
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Re: Wie faschistisch ist Anonymität im Internet? (Dieter Nuh

Beitrag von Brainiac »

SoleSurvivor » Mi 5. Aug 2015, 20:05 hat geschrieben: Es gibt darauf keine deterministische Antwort. Der Wille ist eben soweit man bisher weiß autonom in der Bewertung der Umwelt. Man kann das auf der chemischen und elektrischen Ebene nachmessen, aber noch nicht verstehen. Weder Biologen noch Psychologen haben bisher überzeugende Modelle dafür.

Ich habe jetzt aber keine Lust auf eine flache Diskussion über Spitzer oder Damasio.
Kurz, du willst dich nicht festlegen.
Das Internet ist es jedenfalls nicht.
Warum?
Weil jeder einen Willen hat, der durch die Umwelt nicht beeinflusst wird, nur dass du leider auch nicht sagen kannst, wie dieser Wille zustandekommt?
Nicht durch die Gene, hast du oben (sinngemäss) geschrieben.
Nicht durch die Umwelt (die, insb für heutige Jugendliche, zu wesentlichen Teilen das Internet ist).
Bleibt nicht mehr viel.
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Re: Wie faschistisch ist Anonymität im Internet? (Dieter Nuh

Beitrag von HugoBettauer »

Kurz, du willst dich nicht festlegen.
Richtig. Lustige Ratespiele über Dinge, die die Wissenschaft noch nicht raus hat, mache ich nicht mit.
Warum?
Weil wir diese Debatte bei jedem neuen Medium schon genau so hatten. Das Religionsforum ist weiter unten.
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Re: Wie faschistisch ist Anonymität im Internet? (Dieter Nuh

Beitrag von Rosmarin »

Aufklärung und eine neue Kultur erschaffen, wo die Nutzung des Klarnamens überall selbstverständlich wird?
Posten unter dem Klarnamen? das halte ich aber für gewagt im Internet.
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Parker
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Re: Wie faschistisch ist Anonymität im Internet? (Dieter Nuh

Beitrag von Parker »

Ein gerichtlich festgestellter Haßprediger stellt jetzt also alle anderen unter Genenralverdacht und schlendert damit wieder rüber auf die Seite des Guten. Den Preis dafür sollen andere zahlen.

Was ist eigentlich eine Meinungsfreiheit wert, die sich um Kniffe bemüht, Unliebsames gar nicht erst aussprechen zu lassen?
"Moments later, Quanah wheeled his horse in the direction of an unfortunate private named Seander Gregg and, as Carter and his men watched, blew Gregg's brains out."
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Re: Wie faschistisch ist Anonymität im Internet? (Dieter Nuh

Beitrag von Parker »

Ist übrigens eine putzige Idee, es für faschistisch zu erklären,, daß jeder sagen kann, was er denkt, und die Gedankenpolizei zum Antifaschismus. Darauf muß man erstmal kommen.
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