Putins Russland wollte in die NATO, doch die NATO sagte: "Njet!"
Putins Russland wollte zusammen mit Deutschland und Frankreich nicht in den Irak, daher sagte die Außenministerin der USA: "Frankreich bestrafen, Deutschland ignorieren und die Beziehungen zu Russland fortführen, als sei nichts gewesen.“
Stattdessen wurden in Georgien und der Ukraine mit externer Unterstützung Regierungsumstürze herbeigeführt.
Wie wertet das Forum diese Entwicklungen? Trägt "der Westen" eine Mitschuld am derzeit frostigen Klima der Beziehungen zu Russland?
http://eurasiablog.de/blog/2013/10/14/p ... russlands/– War das zu der Zeit, als Sie als Berater Putins tätig waren?
– Ja. Aber ich muss sagen, dass das nichts damit zu tun hatte, dass ich dort arbeitete. Das war die persönliche Überzeugung Putins selbst – dass eine für Russland sichere, komfortable Lage jene in einem westlichen Bündnis ist. Putin hat mehrfach gesagt, dass er Russland als Mitglied der NATO sehen will. Wobei er dies nicht nur unter vier Augen, sondern auch öffentlich getan hat.
– Moment mal, das wurde öffentlich gesagt?
– Selbstverständlich. Anderthalb Jahre lang war das die offizielle Position. Was eine EU-Mitgliedschaft angeht, so sind solche Gespräche geführt worden, jedoch nicht öffentlich, aber in Gesprächen mit europäischen Politikern.
Es war jedoch so, dass sich recht schnell herausstellte, dass die Forderungen der Europäischen Union für das damalige Russland zu hart waren. Und in der überschaubaren Zukunft war eine Mitgliedschaft in der EU für Russland nicht in Sicht. Außerdem hat die EU recht schroff gesagt, dass sie Russland in keiner Weise in der Eigenschaft als EU-Beitrittskandidat sieht, da Russland ein zu riesiger Brocken ist, der das Kräfteverhältnis in der Europäischen Union einfach radikal verändern und diese durch sein Gewicht einfach zerstören würde.
Deshalb wurde in einem nicht unwesentlichen Zeitraum der Versuch, sich den westlichen Strukturen anzuschließen, vor allem über die NATO unternommen. Dies wurde öffentlich und mehrfach geäußert. Hinzu kam auch, dass dies sehr viel realistischer erschien als eine EU-Mitgliedschaft. Putin war der erste, der Bush nach dem 11. September angerufen hat. Er hat sehr ernsthafte Hilfe geleistet mit der Bereitstellung von Geheimdienstinformationen, der Zusammenarbeit der Dienste und der Zusammenarbeit in Sachen Afghanistan. Die US-Administration in Gestalt eben jenes Bush sagte jedoch, dass Russland mit einer NATO-Mitgliedschaft nicht rechnen könne.
Das war ein sehr schmerzhafter Schlag für Putin. Der nächste Schritt war natürlich die Kampagne zur Vorbereitung einer Intervention in Afghanistan und danach im Irak. Afghanistan wurden von Putin voll unterstützt – die Besetzung durch amerikanische Truppen löste eine Menge Probleme für Russland in Zentralasien. Eine ganz andere Sache war der Irak. Er wurde als sowjetische Einflusssphäre wahrgenommen, die an Russland vererbt worden war. Deshalb wurde die Invasion der USA im Irak in diesem Bewusstsein als Verletzung von Eigentumsrechten betrachtet, als „Invasion der USA in unseren Vorgarten“.
Putin schloss ein vorübergehendes Bündnis mit Schröder und Chirac. Und schon das Frühjahr 2003 erschien in diesem Sinne als Wendepunkt. Obwohl die Reaktion der Amerikaner bezüglich Russland und Putin äußerst zurückhaltend war. Es gab den bekannten Ausspruch von Condoleezza Rice: „Frankreich bestrafen, Deutschland ignorieren und die Beziehungen zu Russland fortführen, als sei nichts gewesen.“
– Ist dieser Ausspruch so gefallen?
– Ja, Das war eine reale Anweisung zur Führung der US-Außenpolitik. Und es gab den bekannten Fall, als Bush im Juni 2003 von einem Gipfeltreffen in Evian in Frankreich vorzeitig abreiste ohne das Ende abzuwarten. Das war ein absolut einzigartiger Vorfall in der Geschichte der G7- und G8-Treffen. Mit Deutschland gab es eine gewisse Abkühlung, mit Russland jedoch wurden die Beziehungen fortgeführt. Und überhaupt waren die anderthalb Jahre zwischen September 2001 und März 2003 der Honeymoon der russischen und der amerikanischen Administration.
– Welche Bedeutung hat die „Orangene Revolution“ für Putin?
– Ich möchte sagen, was zum radikalen Wendepunkt im Bewusstsein, der Weltsicht Wladimir Putins in der internationalen Arena wurde. Das ist erstens die Absage der EU an einen Beitritt Russlands, zweitens die Absage der NATO an einen Beitritt Russlands, drittens die deutliche Verstimmung wegen des Irak. Und im weiteren kam es zur georgischen „Rosenrevolution“ und zur „Orangenen Revolution“ in der Ukraine. Beide diese Ereignisse wurden von Putin als Maßnahmen des Westens zur Schädigung Russlands aufgefasst.