Warum selbstgefällig?

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Die Aussage "Ich zweifel, also bin ich." ist logisch unbezweifelbar, oder warum aus deiner Sicht nicht?Provokateur » Di 9. Jun 2015, 07:20 hat geschrieben:Nene: Ich meine, dass ich zweifle, also könnte ich sein.
Warum selbstgefällig?
Eines der Paradoxone des Radikalen Dekonstruktivismus:Boraiel » Di 9. Jun 2015, 10:19 hat geschrieben: Die Aussage "Ich zweifel, also bin ich." ist logisch unbezweifelbar, oder warum aus deiner Sicht nicht?
Ola, das war aber jetzt mal wieder en kleines Bonbon im Forum. Sehr schön....deshalb geht das auch mit dem cogito ergo sum nicht in Summe auf.Provokateur » Di 9. Jun 2015, 09:28 hat geschrieben:
Eines der Paradoxone des Radikalen Dekonstruktivismus:
Alles, was ich an mir wahrnehme, nehme ich durch mich wahr. Es gibt also keine direkte Bestätigung für das selbst empfundene, weil alles, was ich mir nicht vergegenwärtige, nicht Teil meiner Realität ist. Man selber kann sich also nicht vollumfänglich als wahr beweisen. Das ginge nur von außen, und auch hier wieder die Crux: ich nehme mein Umfeld nur durch mich wahr, also durch eben jenes völlig unvollkommene und möglicherweise verfälschende Instrument, welches mir schon bei der Selbstbeobachtung zur Verfügung steht.
Es kann also keine Bestätigung für das geben, was wir als real empfinden. Daher kann man genau so gut annehmen, dass es keine Realität gibt, die wir erleben.
Alles, was wir denken, wird durch das dargestellt, was wir als Gehirn bezeichnen. Wer sagt, dass es ein Gehirn gibt? Nur das Gehirn selbst. Wer also sagt, dass alles so ist, wie es das Gehirn uns abbildet? Das Gehirn.
Wir kommen also immer wieder an diesen Punkt zurück - das Gehirn. Was also hindert uns an der Annahme, dass das Gehirn nicht abbildet, sondern die Welt um uns herum erschafft und den schöpfenden Teil einfach ausblendet? Immerhin sehen wir auch den ganzen Tag unsere Nase (in Teilen) und unser Gehirn beschließt einfach, diese auszublenden.
Soweit, so gut.Provokateur hat geschrieben:Alles, was ich an mir wahrnehme, nehme ich durch mich wahr. Es gibt also keine direkte Bestätigung für das selbst empfundene, weil alles, was ich mir nicht vergegenwärtige, nicht Teil meiner Realität ist.
Das kommt drauf an, was du unter beweisen verstehst. Die eigene Existenz ist sicher und dem Zweifel nicht zugänglich (s.o), schwieriger wird es jemand anderen darzulegen, dass du existierst.Provokateur hat geschrieben:Man selber kann sich also nicht vollumfänglich als wahr beweisen.
Wenn es ein Umfeld gibt, ist das korrekt. Vielleicht solltest du mal darüber nachdenken, ob es ein Umfeld gibt. Und wenn ja, warum, wodurch?Provokateur hat geschrieben: ich nehme mein Umfeld nur durch mich wahr
Das ist ein lächerliche Annahme, warum solltest du annehmen, dass es eine Realität hinter deiner Realität gibt?Provokateur hat geschrieben:also durch eben jenes völlig unvollkommene und möglicherweise verfälschende Instrument, welches mir schon bei der Selbstbeobachtung zur Verfügung steht.
Das mag sich merkwürdig anhören, aber es gibt hier (erstmal) kein wir. Du solltest deine Position einnehmen und anzweifeln, was anzuzweifeln ist.Provokateur hat geschrieben:Es kann also keine Bestätigung für das geben, was wir als real empfinden. Daher kann man genau so gut annehmen, dass es keine Realität gibt, die wir erleben.
Du hast hier ein materialistisches Weltbild. Wenn du das "wir" und "Gehirn" jeweils durch "ich" ersetzt, würde ich dir zustimmen.Provokateur hat geschrieben:Alles, was wir denken, wird durch das dargestellt, was wir als Gehirn bezeichnen. Wer sagt, dass es ein Gehirn gibt? Nur das Gehirn selbst. Wer also sagt, dass alles so ist, wie es das Gehirn uns abbildet? Das Gehirn.
Wenn du das Gehirn wieder durch ich ersetzen würdest: Nichts. Es wäre erstmal sogar verdammt logisch dies zu tun.Provokateur hat geschrieben:Wir kommen also immer wieder an diesen Punkt zurück - das Gehirn. Was also hindert uns an der Annahme, dass das Gehirn nicht abbildet, sondern die Welt um uns herum erschafft und den schöpfenden Teil einfach ausblendet?
Das sehe ich anders. Man kann sehr wohl die eigene Existenz bezweifeln (ohne verrückt zu werden). Damit wäre das Umfeld automatisch mit in Zweifel gezogen, denn mit etwas, das nicht existiert, kann nicht in Wechselwirkung getreten werden.Boraiel » Di 9. Jun 2015, 12:16 hat geschrieben: Das kommt drauf an, was du unter beweisen verstehst. Die eigene Existenz ist sicher und dem Zweifel nicht zugänglich (s.o), schwieriger wird es jemand anderen darzulegen, dass du existierst.
Kannst du Röntgenstrahlen riechen? Neutrinos hören? Viren sehen?Boraiel » Di 9. Jun 2015, 12:16 hat geschrieben: Das ist ein lächerliche Annahme, warum solltest du annehmen, dass es eine Realität hinter deiner Realität gibt?
Aber ohne Hirn kein Ich. Okay, auch die Darmflora hat einen Einfluss auf den Charakter, aber der Fall von Phineas Gage zeigt doch, wie wenig konsistent das "Ich" ist. Kurz die graue Masse angetippt, schon ein anderer Mensch.Boraiel » Di 9. Jun 2015, 12:16 hat geschrieben: Du hast hier ein materialistisches Weltbild. Wenn du das "wir" und "Gehirn" jeweils durch "ich" ersetzt, würde ich dir zustimmen.![]()
Ok, ich mein du kannst natürlich einen Moment deine eigene Existenz anzweifeln, aber dann sollte dir auffallen, dass dies ziemlich dumm, denn wie willst du zweifeln, wenn du gar nicht existierst?Provokateur hat geschrieben:Das sehe ich anders. Man kann sehr wohl die eigene Existenz bezweifeln (ohne verrückt zu werden).
Auf welche Art und Weise ich die verschiedenen Dinge wahrnehme, ob ich dazu zusätzliche Geräte brauche etc., ist unerheblich.Provokateur hat geschrieben:Kannst du Röntgenstrahlen riechen? Neutrinos hören? Viren sehen?
Ohne Ich kein Hirn, das ist eine der großen Unterschiede zwischen meinem Weltbild und deinem Weltbild momentan.Provokateur hat geschrieben:Aber ohne Hirn kein Ich. Okay, auch die Darmflora hat einen Einfluss auf den Charakter, aber der Fall von Phineas Gage zeigt doch, wie wenig konsistent das "Ich" ist. Kurz die graue Masse angetippt, schon ein anderer Mensch.
Über Metaebenen. Vielleicht zweifelt ein sechsdimensionales Wesen durch mich?Boraiel » Di 9. Jun 2015, 12:47 hat geschrieben: Ok, ich mein du kannst natürlich einen Moment deine eigene Existenz anzweifeln, aber dann sollte dir auffallen, dass dies ziemlich dumm, denn wie willst du zweifeln, wenn du gar nicht existierst?
Dein Hirn kann es nicht. Du bist dazu nicht ausgestattet. Klar kann der Mensch fliegen - im Flugzeug. Wir haben so viel um uns herum, so direkt um uns herum, was wir nicht wahrnehmen können.Boraiel » Di 9. Jun 2015, 12:47 hat geschrieben: Auf welche Art und Weise ich die verschiedenen Dinge wahrnehme, ob ich dazu zusätzliche Geräte brauche etc., ist unerheblich.
Aber wie erklärst du dir dann die Charakterveränderung bei einem Eingriff ins Hirn?Boraiel » Di 9. Jun 2015, 12:47 hat geschrieben: Ohne Ich kein Hirn, das ist eine der großen Unterschiede zwischen meinem Weltbild und deinem Weltbild momentan.
Gibt es dich dann nicht trotzdem?Provokateur hat geschrieben:Über Metaebenen. Vielleicht zweifelt ein sechsdimensionales Wesen durch mich?
Gleiche Frage wie oben.Provokateur hat geschrieben:Vielleicht herrscht ein Horror Vacui, der durch zufällig generierte Inhalte gefüllt wird, die durch eine zufällig generierte Entität wahrgenommen werden, von der ich eine Ausformung von vielen bin?
Bullshit. Ich habe nichts, aber auch rein gar nichts, um mich herum, was ich nicht wahrnehmen kann. Wie ich das wahrnehme, ist aber wie gesagt, dabei unerheblich.Provokateur hat geschrieben:Dein Hirn kann es nicht. Du bist dazu nicht ausgestattet. Klar kann der Mensch fliegen - im Flugzeug. Wir haben so viel um uns herum, so direkt um uns herum, was wir nicht wahrnehmen können.
Aufbauend auf dem bisher dargelegten, kann ich an einem bestimmten Punkt, bestimmte Annahmen treffen die mir das Finden weiterer Erklärungen auf der bestimmten Ebene erlauben. Eine Ebene ist z.B. die (Natur-)Wissenschaft, in dem genannten Fall würde ich nach wissenschaftlichen Erklärungen suchen, da mir dies auf elementareren Ebenen nicht viel bietet.Provokateur hat geschrieben:Aber wie erklärst du dir dann die Charakterveränderung bei einem Eingriff ins Hirn?
Okay, es gibt auch Charakterveränderungen bei Organtransplantationen. Es scheinen also möglicherweise noch andere Nervennetzwerke an der Charakterausbildung beteiligt zu sein.
Provokateur » Di 9. Jun 2015, 13:31 hat geschrieben:In diesem Thema wird die Diskussion aus dem Atheismusthread weitergeführt.
Dann wäre ich genau so real wie Harry Potter. Eine fiktive Person mit einem festgelegten Zweck.Boraiel » Di 9. Jun 2015, 13:22 hat geschrieben: Gibt es dich dann nicht trotzdem?
Dann sage mir doch einmal, wieviele Tachyonen dich gerade durchdrungen haben oder woraus ein Higgs-Boson besteht. Oder was gerade in einer Parallelwelt abläuft. Oder noch besser:Boraiel » Di 9. Jun 2015, 13:22 hat geschrieben: Bullshit. Ich habe nichts, aber auch rein gar nichts, um mich herum, was ich nicht wahrnehmen kann. Wie ich das wahrnehme, ist aber wie gesagt, dabei unerheblich.
Alles ist Wissenschaft, zumindest all das, was Wissen schafft. Aber welche elementareren Ebenen als Wissenschaft kann es denn geben?Boraiel » Di 9. Jun 2015, 13:22 hat geschrieben: Aufbauend auf dem bisher dargelegten, kann ich an einem bestimmten Punkt, bestimmte Annahmen treffen die mir das Finden weiterer Erklärungen auf der bestimmten Ebene erlauben. Eine Ebene ist z.B. die (Natur-)Wissenschaft, in dem genannten Fall würde ich nach wissenschaftlichen Erklärungen suchen, da mir dies auf elementareren Ebenen nicht viel bietet.
Klingt stark nach Schopenhauer. Die Welt als Wille und Vorstellung. Hm.Provokateur » Di 9. Jun 2015, 14:39 hat geschrieben: Dann wäre ich genau so real wie Harry Potter. Eine fiktive Person mit einem festgelegten Zweck.
Dann sage mir doch einmal, wieviele Tachyonen dich gerade durchdrungen haben oder woraus ein Higgs-Boson besteht. Oder was gerade in einer Parallelwelt abläuft. Oder noch besser:
Was ist Zeit?
Zeit selber können wir nicht messen, nur ihre Effekte.
Alles ist Wissenschaft, zumindest all das, was Wissen schafft. Aber welche elementareren Ebenen als Wissenschaft kann es denn geben?
Der Zweifel am Zweifel an dem der Zweifelt? Interessanter Ansatz.Provokateur » Di 9. Jun 2015, 14:58 hat geschrieben:Aber man kann diese Frage nicht systemimmanent durchdringen und eindeutig beantworten, da lauert der berühmte Luhmannsche blinde Fleck. Dessen bin ich mir bewusst.
Aber auch der Zweifel am "Ich" könnte eine Täuschung sein. Eine Spielart der Illusion der Existenz einer Realität.
Eh, das ist das wichtigste schlecht hin.Provokateur » Di 9. Jun 2015, 15:07 hat geschrieben:Klar klingt das ziemlich gepuschelt - "Hinter alles blicken, alles anzweifeln!", aber solange man geistige "Stop-Regeln" implementiert und diese Gedanken nicht ins Tagesgeschäft funken, ist das ein sehr spannendes Feld.
http://de.wikipedia.org/wiki/Ant%C3%B3nio_Dam%C3%A1sioIn seinen Abhandlungen Descartes’ Irrtum (im Original: Descartes’ Error: Emotion, Reason, and the Human Brain), Ich fühle, also bin ich (The Feeling of What Happens: Body and Emotion in the Making of Consciousness) und Der Spinoza-Effekt (Looking for Spinoza) untersucht er vor allem die Wechselwirkungen zwischen Körper und Bewusstsein und kommt – durch zahlreiche empirische Belege – zu dem Schluss, dass die jahrhundertelang angenommene, vor allem von Descartes postulierte, Trennung zwischen Körper und Geist (Dualismus) ein Irrtum sei. Stattdessen konstatiert er einen unauflösbaren Zusammenhang zwischen Körper und Geist, die sich ständig gegenseitig beeinflussen.
Ich würde eher das Gegenteil behaupten: Ohne funktionierendes Gehirn kein Ich. Beide beeinflussen sich aber, da sie im biologischen Sinne eine Einheit darstellen.Boraiel » Di 9. Jun 2015, 12:47 hat geschrieben: Ohne Ich kein Hirn, das ist eine der großen Unterschiede zwischen meinem Weltbild und deinem Weltbild momentan.
Das überrascht mich nun nicht, ich konnte schon vorher deine Ansichten vornehmlich auf (Fehl-)Schlüssen am Anfang zurückführen. Damasio ist mir seit geraumer Zeit bekannt, wir haben ihn damals schon im Philosophieunterricht durchgenommen. Seine Anmerkungen berühren Descartes Aussage letztlich nicht, weil diese auf einer viel elementareren Ebene korrekt ist.Progressiver » Di 9. Jun 2015, 23:58 hat geschrieben:
Ich würde eher das Gegenteil behaupten: Ohne funktionierendes Gehirn kein Ich. Beide beeinflussen sich aber, da sie im biologischen Sinne eine Einheit darstellen.
Das ist jetzt aber eine steile These. Kannst du diese auch erläutern und beweisen?Boraiel » Mi 10. Jun 2015, 00:27 hat geschrieben: Das überrascht mich nun nicht, ich konnte schon vorher deine Ansichten vornehmlich auf (Fehl-)Schlüssen am Anfang zurückführen. Damasio ist mir seit geraumer Zeit bekannt, wir haben ihn damals schon im Philosophieunterricht durchgenommen. Seine Anmerkungen berühren Descartes Aussage letztlich nicht, weil diese auf einer viel elementareren Ebene korrekt ist.
Es könnte aber auch sein, dass es nur mich gibt (und meine Wahrnehmung?).Provokateur » Di 9. Jun 2015, 10:28 hat geschrieben:
Es kann also keine Bestätigung für das geben, was wir als real empfinden. Daher kann man genau so gut annehmen, dass es keine Realität gibt, die wir erleben.
Was können wir dann also über Gott sagen und über die Frage seiner Existenz?Provokateur » Di 15. Sep 2015, 19:23 hat geschrieben:Als angenommenes omnipotentes Wesen muss er auch in anderen Dimensionen existieren und manipulieren können, weil sonst das "omni" nicht erfüllt ist.
Es gibt eben das Ich,Brimborium » Di 15. Sep 2015, 19:36 hat geschrieben:Es kann auch keinen Gottesbeweis durch den Menschen geben,
solange er über etwas spricht, was sich nicht rein im Vierdimensionalen
bewegen kann, wie er selbst.
Was zu beweisen wäre.Bielefeld09 » Di 15. Sep 2015, 19:53 hat geschrieben: Es gibt eben das Ich,
das sagt aber nichts über den Gottesbeweis aus.
Das sind zwei paar Schuhe unterschiedlicher Hersteller.
Das Ich wählt aber aus.
Damit ist es existent.
Warum?Brimborium » Di 15. Sep 2015, 19:57 hat geschrieben: Was zu beweisen wäre.
1. dass es ein Ich gibt.Bielefeld09 » Di 15. Sep 2015, 20:04 hat geschrieben:
Was soll ich beweisen?
Antwort auf 1: Hier bin ich,Brimborium » Di 15. Sep 2015, 20:05 hat geschrieben: 1. dass es ein Ich gibt.
Wo?Bielefeld09 » Di 15. Sep 2015, 20:38 hat geschrieben: Antwort auf 1: Hier bin ich,
Geh mal zum Anfang des Themas zurück.Bielefeld09 » Di 15. Sep 2015, 20:38 hat geschrieben: Antwort auf 1: Hier bin ich,
was wolltest du an dir zweiffeln?
Hab ich, aber es ist so.Provokateur » Di 15. Sep 2015, 20:48 hat geschrieben:
Geh mal zum Anfang des Themas zurück.
Nein, du bist nicht ich.Provokateur » Di 15. Sep 2015, 21:23 hat geschrieben:Vielleicht bin ich aber du? Weil wir beide in der Vorstellung eines Wesens existieren?
Vielleicht hat es kein Interesse an Dir?Bielefeld09 » Di 15. Sep 2015, 21:54 hat geschrieben:
Und nebenbei, das andere Wesen, welches über uns stehen würde,
hat sich mir noch nicht gezeigt.
Sorry, hätte auch gerne besseres berichtet.
Danke, ich brauche auch kein Ding, das mich zu 24 Jungfrauen schickt.Brimborium » Di 15. Sep 2015, 22:13 hat geschrieben: Vielleicht hat es kein Interesse an Dir?