Unternehmenskultur in Deutschland zielführend?

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pudding

Unternehmenskultur in Deutschland zielführend?

Beitrag von pudding »

http://www.zeit.de/karriere/beruf/2011- ... itarbeiter
Im verlinkten Artikel wird von der enormen Zahl von 66% unmotivierter Mitarbeiter in deutschen Unternehmen laut einer Studie gesprochen.
Liest man noch die Kommentare zu dem Artikel werden die Gründe dafür deutlich. Kann so eine Unternehmenskultur zielführend sein und wird diese bewusst in Kauf genommen?
Die Studie und der Artikel stammt aus dem Jahr 2011 und es hat sich seitdem nichts geändert geschweige denn zum Positiven gewandelt. Man kann die Gründe lediglich bestätigen.
Fakt ist dass sich eine sinkende Mitarbeiterzufriedenheit auch auf die Kundenzufriedenheit niederschlägt. Ist das deutschen Unternehmern und Führungskräften nicht bewusst oder nimmt man das
für kurzfristige Erfolge in Kauf? Die sichere Ausrede die kommen wird dass der Markt und der Wettbewerb dies erfordert kann man nicht gelten lassen. Es liegt in der Natur der Dinge dass es in einem Wettbewerb immer nur ganz wenige Gewinner und viele Verlierer gibt, also ein kaum erstrebenswerter Zustand. Selbst die die augenscheinlich als momentane Gewinner dastehen kristallisieren sich grösstenteils als Verlierer heraus. Was sind die Gründe für diese Verhärtung und wie kann der Trend umgekehrt werden.
Ken Jeb
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Re: Unternehmenskultur in Deutschland zielführend?

Beitrag von Ken Jeb »

Ich würde sagen, die deutschen Manager sind nicht dumm.

Es ist von Branche zu Branche sehr unterschiedlich, wo bei Mitarbeiterförderung die Grenze liegt an der ein positiver Effekt die Kosten nicht mehr überwiegt. Tendenziell kann man dabei schon sagen, dass besonders ein harter Wettbewerb zu einem etwas "ungemütlicheren" Klima beiträgt. Trotzdem muss sich natürlich jeder Arbeitgeber fortlaufend hinterfragen, wie er das Klima im eigenen Unternehmen kosteneffizient verbessern kann.

Das man den langfristigen Erfolg für den kurzfristigen Erfolg aufs Spiel setzt, kann ich aber nicht bestätigen. Deutschland hat eine sehr stark ausgeprägte Kultur von Familienunternehmen, bei denen im Gegensatz zum angelsächsischen Modell eine langfristige, nachhaltig erfolgreiche Entwicklung im Vordergrund steht. Diese langfristige Orientierung geht auf der anderen Seite oft mit einer gewissen Trägheit, was Veränderungen betrifft einher, da sehe ich schon Verbesserungspotentiale, aber letztendlich ist es auch in jedem Unternehmen anders und man kann nur jedes Unternehmen einzeln betrachten. Um sich in einem internationalen Wettbewerb durchzusetzen muss man auf allen Gebieten gut aufgestellt sein und dazu gehören selbstverständlich auch die Softskills im Umgang mit Mitarbeitern.

Die Kritik, dass der Wettbewerb mehr Verlierer als Gewinner kennt, kann ich aber überhaupt nicht nachvollziehen. Schon alleine als Kunden sind wir alle Gewinner von einem funktionierenden Wettbewerb, aber auch für Unternehmen kann Wettbewerb gerade bei guter Führung Ansporn und Motivation bieten, um Großes zu erreichen. Wettbewerb übt ständig Druck auf Qualität, Innovationen und Effizienz aus und die folgenden Verbesserungen in diesen bereichen potenzieren sich durch unseren Wirtschaftskreislauf hindurch. Zudem ist Wettbewerb auch ein Hauptgrund für steigende Löhne, denn wenn es keinen harten Wettbewerb gäbe, dann müssten sich Unternehmen auch nicht um die 34% motivierten Arbeitnehmer streiten.
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3x schwarzer Kater
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Re: Unternehmenskultur in Deutschland zielführend?

Beitrag von 3x schwarzer Kater »

pudding » Fr 27. Mär 2015, 09:25 hat geschrieben:
Kann so eine Unternehmenskultur zielführend sein und wird diese bewusst in Kauf genommen?
1) Entgegen der landläufigen Meinung wird eine Unternehmenskultur nicht gemacht, sondern entsteht durch die Menschen, die dort arbeiten.

2) Der Erfolg eines Unternehmens hängt maßgeblich von motivierten und qualifizierten Mitarbeitern ab.

3) Diese Mitarbeiter zu finden ist eine Führungsaufgabe.

4) Gute Mitarbeiter kann man als Führungskraft nicht motivieren, die sind motiviert. Man kann sie aber als Führungskraft sehr wohl demotivieren.

5) es ist eine Führungsaufgabe ein Umfeld zu schaffen in dem die Mitarbeiter sich entfalten können und ihr Können für das einsetzen können.

6) Der Erfolg eines Unternehmens steht und fällt mit der richten Personalauswahl. Personalentwicklung ist der verzweifelte Versuch Fehlentscheidungen bei der Personalauswahl zu kaschieren.

7) Sind in einem Unternehmen 66% der Mitarbeiter unmotiviert, wird auf Dauer nichts Vernünftiges dabei rauskommen und es existiert ein Führungsproblem.
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Der Neandertaler
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Re: Unternehmenskultur in Deutschland zielführend?

Beitrag von Der Neandertaler »

Hallo pudding.
pudding hat geschrieben:... unmotivierter Mitarbeiter in deutschen Unternehmen ... Unternehmenskultur ... für kurzfristige Erfolge ... in einem Wettbewerb
Dies paßt irgendwie in's Bild. Man hat zu funktionieren, komme was wolle. Der Mensch wird nicht mehr als (individueller) Mensch wahr genommen, sondern nur noch als Teil eines Ganzen. Dies ist aber primär weniger den Managern anzulasten.
  • (sie sind ebenfalls nur Teil dessen, was die Gesellschaft ihnen zugesteht - sie haben ebenfalls Leistung zu erbringen.)
Es ist das, was jeder Einzelne zeigt ... zeigen kann ... zeigen will - schlicht: es ist Angst. Angst vor dem Verlust des Ansehens (Manager in erster Linie, oder auch Angst des Einzelnen, etwa vor den Kollegen schlecht dazustehen ... als Verlierer), aber auch Angst vor dem Verlust des Arbeitsplatzes - letztlich Existenzangst. Aber auch Angst davor, etwas zu verpassen. Dies ist aber nicht nur auf die eigene Preson beschränkt - es fängt teilweise schon beim Nachwuchs an. Wenn also Eltern ihrem Sprössling "die bestmögliche frühkindliche Bildung" mitgeben wollen, ...
  • mancher Terminkalender eines fünfjährigen ähnelt stark dem eines Manager.
Wir reden von Desillusionierung und Apathie, von psychosomatischen Erkrankungen und Depression oder allgemein: von emotionaler Erschöpfung mit reduzierter Leistungsfähigkeit. Wir reden von Burnout. Burnout ist aber eine körperliche, emotionale und in erster Linie: eine geistige Erschöpfung. Hervorgerufen durch berufliche oder anderweitige Überlastung(en) bei der Lebensbewältigung - meist ausgelöst durch Streß, der wegen der verminderten Belastbarkeit nicht bewältigt werden kann. Daß sich dies zuerst in betrieblichem Umfeld bemerkbar macht ... machen darf, ist dem geschuldet, weil man dort, aufgrund der oben beschriebenen Leistungsfähigkeit (man hat zu funktionieren) lieber Tabletten zur Leistungssteigerung schluckt (oder sich sonstwie versucht fitter zu machen), als (zuerst: sich) seine "Fehler" einzugestehen. Wenn sich jemand outet - wie es neudeutsch heißt, dann erst kurz vor Toreschluß.

In der Tat wäre es Aufgabe eines guten Mangers ... einer guten Führungsperson die Anzeichen einer drohenden ...??? zu erkennen, aber es ist in erster Linie nicht ihre Aufgabe - darauf ist sehr wahrscheinlich ihre Ausbildung nicht ausgerichtet. Ich sehe in erster Linie die Gesellschaft in der Verantwortung - nicht im Einzelfall ... nicht in jedem Einzelfall. Aber solange wir dem Höher-Schneller-Weiter fröhnen, solange nicht dem Jugendwahn widersprechen, solange wird sich auch daran nichts ändern, daß wir für kurzfristige Erfolge (Wettbewerbfähigkeit des Unternehmens ... oder auch: Arbeitsplatzerhalt, etc.) langfristige Ziele (Erhalt unserer Gesundheit, oder auch die Gesunheit der Mitarbeiter) auf's Spiel setzen.

Umstrukturierungen etc. werden vermehrt nur unter ökonomischen Gesichtspunkten geplant ... vorgenommen - dagegen spricht ja auch nichts. Aber eine Kommunikation darüber findet nur in den seltesten Fällen statt. (man hat ja auch nur mit dummen Mitarbeitern zu tun!)
"Ich teile Ihre Meinung nicht, ich werde aber bis zu meinem letzten Atemzug kämpfen, daß Sie Ihre Meinung frei äußern können." (Voltaire)
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Re: Unternehmenskultur in Deutschland zielführend?

Beitrag von pudding »

Ken Jeb » Fr 27. Mär 2015, 14:22 hat geschrieben:Ich würde sagen, die deutschen Manager sind nicht dumm.

Es ist von Branche zu Branche sehr unterschiedlich, wo bei Mitarbeiterförderung die Grenze liegt an der ein positiver Effekt die Kosten nicht mehr überwiegt. Tendenziell kann man dabei schon sagen, dass besonders ein harter Wettbewerb zu einem etwas "ungemütlicheren" Klima beiträgt. Trotzdem muss sich natürlich jeder Arbeitgeber fortlaufend hinterfragen, wie er das Klima im eigenen Unternehmen kosteneffizient verbessern kann.

Das man den langfristigen Erfolg für den kurzfristigen Erfolg aufs Spiel setzt, kann ich aber nicht bestätigen. Deutschland hat eine sehr stark ausgeprägte Kultur von Familienunternehmen, bei denen im Gegensatz zum angelsächsischen Modell eine langfristige, nachhaltig erfolgreiche Entwicklung im Vordergrund steht. Diese langfristige Orientierung geht auf der anderen Seite oft mit einer gewissen Trägheit, was Veränderungen betrifft einher, da sehe ich schon Verbesserungspotentiale, aber letztendlich ist es auch in jedem Unternehmen anders und man kann nur jedes Unternehmen einzeln betrachten. Um sich in einem internationalen Wettbewerb durchzusetzen muss man auf allen Gebieten gut aufgestellt sein und dazu gehören selbstverständlich auch die Softskills im Umgang mit Mitarbeitern.

Die Kritik, dass der Wettbewerb mehr Verlierer als Gewinner kennt, kann ich aber überhaupt nicht nachvollziehen. Schon alleine als Kunden sind wir alle Gewinner von einem funktionierenden Wettbewerb, aber auch für Unternehmen kann Wettbewerb gerade bei guter Führung Ansporn und Motivation bieten, um Großes zu erreichen. Wettbewerb übt ständig Druck auf Qualität, Innovationen und Effizienz aus und die folgenden Verbesserungen in diesen bereichen potenzieren sich durch unseren Wirtschaftskreislauf hindurch. Zudem ist Wettbewerb auch ein Hauptgrund für steigende Löhne, denn wenn es keinen harten Wettbewerb gäbe, dann müssten sich Unternehmen auch nicht um die 34% motivierten Arbeitnehmer streiten.
Schön ins neoliberale Horn gestossen, übrigens, die meisten Erben deiner hochgelobten Familienunternehmen präferieren und leben das angelsächsische Modell, das wurde ihnen nämlich beim Wirtschaftsstudium so eingetrichtert. Oder woher sonst meinst du dass die Verwerfungen kommen? Wie erklärst du dir die 66% unzufriedene Mitarbeiter wenn doch alles so Friede, Freude, Eierkuchen ist und der knallharte Wettbewerb doch allen so gut tut? Ob du nicht nachvollziehen kannst dass der Wettbewerb mehr Verlierer als Gewinner produziert ist irrelevant, die Zahlen sprechen eine andere Sprache. Den markierten Teil halte ich für ausgesprochenen Blödsinn, und die Entwicklung gibt mir recht.
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Re: Unternehmenskultur in Deutschland zielführend?

Beitrag von Blickwinkel »

pudding » Fr 27. Mär 2015, 18:14 hat geschrieben: Schön ins neoliberale Horn gestossen, übrigens, die meisten Erben deiner hochgelobten Familienunternehmen präferieren und leben das angelsächsische Modell, das wurde ihnen nämlich beim Wirtschaftsstudium so eingetrichtert. Oder woher sonst meinst du dass die Verwerfungen kommen? Wie erklärst du dir die 66% unzufriedene Mitarbeiter wenn doch alles so Friede, Freude, Eierkuchen ist und der knallharte Wettbewerb doch allen so gut tut? Ob du nicht nachvollziehen kannst dass der Wettbewerb mehr Verlierer als Gewinner produziert ist irrelevant, die Zahlen sprechen eine andere Sprache. Den markierten Teil halte ich für ausgesprochenen Blödsinn, und die Entwicklung gibt mir recht.
Unternehmen sind auch nicht die Seelsorge, in der sich jeder wohlfühlen muss. Nicht jedes Unternehmen passt zu jedem Mitarbeiter und umgekehrt, insofern ist das alles sehr pauschal gesagt.
Nichts ist in der Regel unsozialer als der sogenannte Wohlfahrtsstaat, der die menschliche Verantwortung erschlaffen und die individuelle Leistung absinken läßt. (Ludwig Erhard)
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Re: Unternehmenskultur in Deutschland zielführend?

Beitrag von Ken Jeb »

pudding » Fr 27. Mär 2015, 17:14 hat geschrieben: Schön ins neoliberale Horn gestossen, übrigens, die meisten Erben deiner hochgelobten Familienunternehmen präferieren und leben das angelsächsische Modell, das wurde ihnen nämlich beim Wirtschaftsstudium so eingetrichtert. Oder woher sonst meinst du dass die Verwerfungen kommen? Wie erklärst du dir die 66% unzufriedene Mitarbeiter wenn doch alles so Friede, Freude, Eierkuchen ist und der knallharte Wettbewerb doch allen so gut tut? Ob du nicht nachvollziehen kannst dass der Wettbewerb mehr Verlierer als Gewinner produziert ist irrelevant, die Zahlen sprechen eine andere Sprache. Den markierten Teil halte ich für ausgesprochenen Blödsinn, und die Entwicklung gibt mir recht.
Naja, sicher waren die Menschen viel motivierter und glücklicher, als sie untertage Steinkohle abgebaut haben mit einer Lebenserwartung unter 60 oder als der "Führer" noch mit Propagandareden alle motiviert hat. Und anscheinend sind sie nicht mal unzufrieden genug, um mal ihren Arsch zu bewegen und sich was besseres zu suchen, also so schlimm kanns nicht sein. Übrigens ist in dem Unternehmen wo ich arbeite, die Stimmung ganz gut und die meisten auch motiviert bei der Sache. Dass viele Deutsche trotzdem gerne nörgeln, sollte ja mittlerweile kein großes Geheimnis mehr sein, insofern würde bei so einer Studie jedes andere Ergebnis doch sehr überraschen.
pudding

Re: Unternehmenskultur in Deutschland zielführend?

Beitrag von pudding »

Blickwinkel » Fr 27. Mär 2015, 18:40 hat geschrieben:
Unternehmen sind auch nicht die Seelsorge, in der sich jeder wohlfühlen muss. Nicht jedes Unternehmen passt zu jedem Mitarbeiter und umgekehrt, insofern ist das alles sehr pauschal gesagt.
Na prima, dann ist also alles in bester Ordnung und die 66% Unzufriednen mit steigender Tendenz hinnehmbar und gar nicht so schlimm. Prima. :thumbup:
Schoen wenn man für den wirtschaftsliberalen Weg alles relativieren kann.
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Re: Unternehmenskultur in Deutschland zielführend?

Beitrag von pudding »

Ken Jeb » Fr 27. Mär 2015, 18:59 hat geschrieben:
Naja, sicher waren die Menschen viel motivierter und glücklicher, als sie untertage Steinkohle abgebaut haben mit einer Lebenserwartung unter 60 oder als der "Führer" noch mit Propagandareden alle motiviert hat. Und anscheinend sind sie nicht mal unzufrieden genug, um mal ihren Arsch zu bewegen und sich was besseres zu suchen, also so schlimm kanns nicht sein. Übrigens ist in dem Unternehmen wo ich arbeite, die Stimmung ganz gut und die meisten auch motiviert bei der Sache. Dass viele Deutsche trotzdem gerne nörgeln, sollte ja mittlerweile kein großes Geheimnis mehr sein, insofern würde bei so einer Studie jedes andere Ergebnis doch sehr überraschen.
Interessant, na dann sollte man doch möglichst schnell dafür sorgen dass die restlichen 34% auch keine Freude und Motivation mehr an ihrer Arbeit haben. Vemutlich ist die ganze Studie gefaked?
Nur gut, dass uns Menschen wie du mit Hinweisen auf Bergwerk und Diktatur aufmuntern.
Du lässt sehr tief blicken.
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Re: Unternehmenskultur in Deutschland zielführend?

Beitrag von jack000 »

pudding » Fr 27. Mär 2015, 09:25 hat geschrieben:http://www.zeit.de/karriere/beruf/2011- ... itarbeiter
Im verlinkten Artikel wird von der enormen Zahl von 66% unmotivierter Mitarbeiter in deutschen Unternehmen laut einer Studie gesprochen.
66% ist unglaublich krass und ehrlich gesagt kaum vorstellbar. In keiner Firma in der ich jemals gearbeitet habe, hat es diese 66% gegeben. Das würde also Bedeuten, dass es viele Firmen geben muss, bei denen die Quote bei 80, 90 oder 100% liegt.
"Sie verbieten nicht die Hassrede. Sie verbieten die Rede, die sie hassen"
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Re: Unternehmenskultur in Deutschland zielführend?

Beitrag von pudding »

jack000 » Fr 27. Mär 2015, 20:10 hat geschrieben: 66% ist unglaublich krass und ehrlich gesagt kaum vorstellbar. In keiner Firma in der ich jemals gearbeitet habe, hat es diese 66% gegeben. Das würde also Bedeuten, dass es viele Firmen geben muss, bei denen die Quote bei 80, 90 oder 100% liegt.
Natürlich krass und meiner Meinung nach beängstigend auch wenn die Kollegen von de wirtschafsliberalen
Liga das alles fuer harmlos halten. Ich halte allerdings auch die Zeit fuer ein serioeses Blatt.
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Re: Unternehmenskultur in Deutschland zielführend?

Beitrag von 3x schwarzer Kater »

jack000 » Fr 27. Mär 2015, 19:10 hat geschrieben: 66% ist unglaublich krass und ehrlich gesagt kaum vorstellbar. In keiner Firma in der ich jemals gearbeitet habe, hat es diese 66% gegeben. Das würde also Bedeuten, dass es viele Firmen geben muss, bei denen die Quote bei 80, 90 oder 100% liegt.
auch mit einer großen Anzahl frustrierten Mitarbeitern lässt sich ein durchschnittliches erfolgreiches Unternehmen führen. Überdurchschnittlich erfolgreiche Unternehmen gibt es eher wenige. Insofern ist das nicht verwunderlich.
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Re: Unternehmenskultur in Deutschland zielführend?

Beitrag von pudding »

3x schwarzer Kater » Fr 27. Mär 2015, 21:21 hat geschrieben:
auch mit einer großen Anzahl frustrierten Mitarbeitern lässt sich ein durchschnittliches erfolgreiches Unternehmen führen. Überdurchschnittlich erfolgreiche Unternehmen gibt es eher wenige. Insofern ist das nicht verwunderlich.
Also alles Bestens, Arbeit soll ja auch keinen Spass machen. Kein Wunder dass Unternehmer in Deutschland kein symphatisches Ansehen haben.
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Re: Unternehmenskultur in Deutschland zielführend?

Beitrag von 3x schwarzer Kater »

pudding » Sa 28. Mär 2015, 08:46 hat geschrieben: Also alles Bestens, Arbeit soll ja auch keinen Spass machen. Kein Wunder dass Unternehmer in Deutschland kein symphatisches Ansehen haben.
Wieso bestens?
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Re: Unternehmenskultur in Deutschland zielführend?

Beitrag von Blickwinkel »

pudding » Fr 27. Mär 2015, 19:21 hat geschrieben: Na prima, dann ist also alles in bester Ordnung und die 66% Unzufriednen mit steigender Tendenz hinnehmbar und gar nicht so schlimm. Prima. :thumbup:
Schoen wenn man für den wirtschaftsliberalen Weg alles relativieren kann.
Es geht nicht um den wirtschaftsliberalen Weg, sondern darum, dass ein Unternehmen eben primär nach den Interessen der Eigner läuft. Es gibt sogar Unternehmen, die sind bekanntermaßen Durchlauferhitzer, doch die MA gehen schon mit der Einstellung in das Unternehmen, nach ein paar Jahren zu kündigen.
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Re: Unternehmenskultur in Deutschland zielführend?

Beitrag von Blickwinkel »

pudding » Sa 28. Mär 2015, 09:46 hat geschrieben: Also alles Bestens, Arbeit soll ja auch keinen Spass machen. Kein Wunder dass Unternehmer in Deutschland kein symphatisches Ansehen haben.
Arbeit kann Spass machen, allerdings sind Unternehmen keine Spaßveranstaltung sondern es geht um das Geschäft. Aber allgemein ist es so, dass viele MA gar nicht so unzufrieden sind, sonst würden sie kündigen und dazu hätten sie jetzt in der guten konjunturellen Lage alle Möglichkeiten der Welt.

Davon abgesehen, was macht denn die MA so unzufrieden? Das Gehalt? Der Chef? Gibt es darüber verlässliche Zahlen?
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Re: Unternehmenskultur in Deutschland zielführend?

Beitrag von Dr. Nötigenfalls »

Blickwinkel » Sa 28. Mär 2015, 08:58 hat geschrieben: Es geht nicht um den wirtschaftsliberalen Weg, sondern darum, dass ein Unternehmen eben primär nach den Interessen der Eigner läuft. Es gibt sogar Unternehmen, die sind bekanntermaßen Durchlauferhitzer, doch die MA gehen schon mit der Einstellung in das Unternehmen, nach ein paar Jahren zu kündigen.
Die Jobcenter tragen erheblich dazu bei das es solche Firmen überhaupt geben kann.
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Re: Unternehmenskultur in Deutschland zielführend?

Beitrag von unity in diversity »

Wer keine existenzsichernden Löhne zahlen kann, hat auf dem Arbeitsmarkt nichts zu suchen.
Eine Arbeit sei besser als keine Arbeit, ist Propagandamüll.
Wenn ein Land wesentliche globale Entwicklungen verschlafen hat und sich zur Kompensation in Kopftuchdebatten üben muss, kann man nur noch das Kreuz drüber schlagen, oder wahlweise den Halbmond.
Für jedes Problem gibt es 2 Lösungsansätze:
Den Falschen und den Unsrigen.
Aus den USA.
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Re: Unternehmenskultur in Deutschland zielführend?

Beitrag von jack000 »

pudding » Sa 28. Mär 2015, 08:46 hat geschrieben: Also alles Bestens, Arbeit soll ja auch keinen Spass machen. Kein Wunder dass Unternehmer in Deutschland kein symphatisches Ansehen haben.
Nun, man arbeitet um Geld zu verdienen. Mein Boss ist ein Engel, ich habe ein hohes Ansehen, ich werde gut bezahlt und tue die Zeit in der ich anwesend bin nicht wirklich viel. Aber ohne Bares würde ich dort auf keinen Fall erscheinen.
Arbeiten bedeutet in erster Linie anwesend sein. Was man dann tun muss ist egal, denn i.d.R. wird man nach Stunden bezahlt. Die Theorie von "Arbeit machen, die einem Spass macht" trifft allenfalls auf 5% der Beschäftigten zu.
=> Daher sollte Arbeit so organisiert sein, dass der AN mit den Bedingungen und dem Umfeld einverstanden ist (Was auch nicht immer möglich sein wird). Aber das 66% quasi "innerlich gekündigt" haben haut mich schon von den Socken.
"Sie verbieten nicht die Hassrede. Sie verbieten die Rede, die sie hassen"
Dr. Nötigenfalls

Re: Unternehmenskultur in Deutschland zielführend?

Beitrag von Dr. Nötigenfalls »

unity in diversity » Sa 28. Mär 2015, 17:41 hat geschrieben:Wer keine existenzsichernden Löhne zahlen kann, hat auf dem Arbeitsmarkt nichts zu suchen.
Eine Arbeit sei besser als keine Arbeit, ist Propagandamüll.
Wenn ein Land wesentliche globale Entwicklungen verschlafen hat und sich zur Kompensation in Kopftuchdebatten üben muss, kann man nur noch das Kreuz drüber schlagen, oder wahlweise den Halbmond.
Dem stimme ich zu.
Diese Kopftuchdebatten haben zwar auch ihre Berechtigung,jedoch keine solche Priorität.
Wohl aus Ermangelung eines Fortschritts ergeben sich solche "Stürme im Wasserglas".

Die vom Staat subventionierte Arbeit mag zwar gut gemeint sein,aber sie zieht die anderen Stellenangebote in einen fatalen Strudel eines zunehmend prekären Konkurrenzdrucks.
Der soweit fortschreitet,das er nur für eine sehr beschränkte Anzahl Menschen Gewinne bringt.

Stichwort: Ruinöser Wettbewerb.Und genau damit haben wir auch die Ursache einer Deflationsgefahr.
Kanzlerqualle

Re: Unternehmenskultur in Deutschland zielführend?

Beitrag von Kanzlerqualle »

pudding » Fr 27. Mär 2015, 09:25 hat geschrieben:
Im verlinkten Artikel wird von der enormen Zahl von 66% unmotivierter Mitarbeiter in deutschen Unternehmen laut einer Studie gesprochen.
.
.. die Frage stellt sich , wer wurde denn gefragt ? man könnte auch eine Studie in Auftrag geben und eine Umfrage starten und 66 % aller Arbeitnehmer wären sehr zufrieden ...
wer wurde also wo und wie und was gefragt ?
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Re: Unternehmenskultur in Deutschland zielführend?

Beitrag von Blickwinkel »

Dr. Nötigenfalls » Sa 28. Mär 2015, 18:20 hat geschrieben:
Die Jobcenter tragen erheblich dazu bei das es solche Firmen überhaupt geben kann.
Ich rede noch von der Vermittlung von Langzeitsarbeitslosen, denn die kommen in diesen Unternehmen gar nicht (oder im Promille-Bereich) vor.
Nichts ist in der Regel unsozialer als der sogenannte Wohlfahrtsstaat, der die menschliche Verantwortung erschlaffen und die individuelle Leistung absinken läßt. (Ludwig Erhard)
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Re: Unternehmenskultur in Deutschland zielführend?

Beitrag von EU_Freak »

Manchmal ist die Welt doch wirklich verwirrend: einerseits sind es die Unternehmen, die einem nicht ganz unbeachtlichen Teil der Arbeitnehmer das Leben bzw. die Arbeitswelt "vermiesen", so dass sie innerlich kapitulieren.
Andererseits scheint es so viele Firmen bzw. Branchen zu geben, die anscheinend in irgendeiner Form um (die besten) Mitarbeiter "buhlen" ...

Wie sonst lässt sich der Trend im Internet beobachten, bei dem immer mehr Plattformen entstehen, bei denen Unternehmen aus Perspektive der Arbeitnehmer beurteil werden und in eine Art "Attraktivitäts-Ranking" gepackt werden...
Zum Beispiel http://www.feelgood-at-work.de/ , auch auf Xing gibt es etwas Vergleichbares für Mitarbeiter...

Nicht, dass es etwas an der Tatsache ändern würde, dass viele Angestellte unzufrieden sind, dennoch ist es zumindest ein Trend, der nicht völlig zu ignorieren ist...
Zuletzt geändert von EU_Freak am Dienstag 2. Juni 2015, 12:24, insgesamt 1-mal geändert.
XT6000

Re: Unternehmenskultur in Deutschland zielführend?

Beitrag von XT6000 »

pudding » Fr 27. Mär 2015, 10:25 hat geschrieben:http://www.zeit.de/karriere/beruf/2011- ... itarbeiter
Im verlinkten Artikel wird von der enormen Zahl von 66% unmotivierter Mitarbeiter in deutschen Unternehmen laut einer Studie gesprochen.
Liest man noch die Kommentare zu dem Artikel werden die Gründe dafür deutlich. Kann so eine Unternehmenskultur zielführend sein und wird diese bewusst in Kauf genommen?
Die Studie und der Artikel stammt aus dem Jahr 2011 und es hat sich seitdem nichts geändert geschweige denn zum Positiven gewandelt. Man kann die Gründe lediglich bestätigen.
Fakt ist dass sich eine sinkende Mitarbeiterzufriedenheit auch auf die Kundenzufriedenheit niederschlägt. Ist das deutschen Unternehmern und Führungskräften nicht bewusst oder nimmt man das
für kurzfristige Erfolge in Kauf? Die sichere Ausrede die kommen wird dass der Markt und der Wettbewerb dies erfordert kann man nicht gelten lassen. Es liegt in der Natur der Dinge dass es in einem Wettbewerb immer nur ganz wenige Gewinner und viele Verlierer gibt, also ein kaum erstrebenswerter Zustand. Selbst die die augenscheinlich als momentane Gewinner dastehen kristallisieren sich grösstenteils als Verlierer heraus. Was sind die Gründe für diese Verhärtung und wie kann der Trend umgekehrt werden.
Immer weniger junge Menschen in D haben Lust auf Unternehmer (zu sein, zu werden)
Immer weniger junge Menschen in D haben auch Lust auf Vermieter (zu sein, zu werden)

Für mich hat beides exakt diesselben Ursachen.
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