Was wahr oder falsch ist, ist in der Geschichtswissenschaft immer eine Sache des Blickwinkels bzw. der ideologischen Ausrichtung. So weist Kershaw darauf hin, dass die Gleichung "Nationalsozialismus = Faschismus" im Grunde nur von Sozialisten/Kommunisten benutzt wurde, um die eigene antifaschistische Kampfhaltung zu untermauern.Choelan hat geschrieben:Das 3. Reich nicht faschistisch?
Sicher, dass das nicht nur ne Minderheitsmeinung ist?
Der (sehr wissenschaftliche) Wikipedia Artikel dokumentiert doch recht gut, dass der Nationalsozialismus eine Form von Faschismus ist.
Klar, die vielen Gemeinsamkeiten muss ich nicht nennen. Viel wichtiger sind die Unterschiede:
- Der Faschismus kennt praktisch keine Rassenideologie.
- Antisemitismus tritt erst durch Hitler auf; Italien baute keine eigenen KZs etc., man leitete die Juden einfach an Deutschland weiter.
- Die klassischen "Braunhemden", die Revolutionäre, also die SA verschwinden 1934, um der Wehrmacht einerseits und der SS andererseits Platz zu machen.
- Italien hat das Führerprinzip nie so konsequent durchgezogen wie Hitler. Es gab immer noch den ital. König und den Faschistischen Großrat. Mussolini wurde von letzterem sogar 1943 abgesetzt!
- Der Faschismus will mit den alten Eliten sein Ziel erreichen. Der Nationalsozialismus will hingegen eine neue Herrenrasse formen.
- Der Faschismus belässt den Staat weitestgehend in seiner bisherigen Konstitution und nutzt dessen Organe bzw. kreiert teils neue. Der Nationalsozialismus zerstört den bisherigen Staat geradezu, nimmt ihn ein und will an dessen Stelle treten (Einheit von Staat und Partei). Viel besser beschrieben wird das in Ernst Fraenkel: "Der Doppelstaat" oder Franz Neumann: "Behemoth. Struktur und Praxis des Nationalsozialismus 1933–1944".
- Wo sind die totalitären Elemente des Faschismus? Wo sind die ital. Pendents zum NDStB, zur HJ, zum BDM, dem RAD, der DAF, dem NSKK etc. etc. etc.?