JUBILÄUM I

Moderator: Moderatoren Forum 7

Antworten

Sieg über Napoleon - was halten wir davon HEUTE?

Der Sieg über Napoleon bedeutet einen schwarzen Tag für Europa
0
Keine Stimmen
Der Sieg über Napoleon bedeutet die Befreiung Europas von der Tyrannei eines Despoten
3
60%
Der Sieg über Napoleon bedeutet das Ende der Bürgerrechte für eine lange Zeit, sowie das Comeback einer Dominanz von nahezu mittelalterlichen föderalen Strukturen
1
20%
Der Sieg über Napoleon bedeutet das Ende der Bürgerrechte für eine lange Zeit, jedoch net das Comeback einer Dominanz von nahezu mittelalterlichen föderalen Strukturen
0
Keine Stimmen
Wer zum Teufel ist Napoleon?
0
Keine Stimmen
Der Sieg über Napoleon verzögert die Bildung weiterer Nationalstaaten in der Mitte Europas
0
Keine Stimmen
Der Sieg über Napoleon fördert die Bildung weiterer Nationalstaaten in der Mitte Europas
1
20%
Der Sieg über Napoleon war eine unbedeutende Episode europäischer Geschichte wie andere Episoden auch
0
Keine Stimmen
 
Insgesamt abgegebene Stimmen: 5
Sniper

JUBILÄUM I

Beitrag von Sniper »

Wer mich aus der Peinlichkeits-Arena kennt, der weiß, dass ich sowas ab und an starte. Wenn kein Bedarf/Interesse an einer Diskussion besteht, dann ist dat net schlimm, nut BITTE - um Himmels (und Taners :D ) Willen! - spamt den Thread dann net sondern lasst ihn einfach leer...


Also:

HEUTE vor 200 Jahren zogen die siegreichen Alliierten in Paris ein und beendeten siegreich (die 100 Tage und Waterloo mal ausgenommen, weil unerheblich) die sog. Befreiungskriege. Ich würde ja ein Bildchen posten, aber leider ist die [img]-Funktion hier deaktiviert :(

Wie bewertet Ihr den Sieg über Napoleon heute (hinterher weiß man IMMER mehr, hehe)?

Als "teaser":
War der Wiener Kongress eine gute Lösung? Gab es (aus damaliger Sicht) alternative Lösungen? Hätte diese Zäsur europäischer Geschichte mehr (oder gar weniger?) Früchte tragen müssen? Sind wir Deutsche sinnvoll iSv progressiv damit umgegangen? Resultiert gar unser Nationalstaat direkt oder indirekt daraus? Haben die Briten sich durch Taten ihren Anspruch auf den "Schiedsrichter" des Kontinents dadurch auch verdient? Haben die Russen Europa "gerettet" oder primär nur sich selbst? Hat der Kaiser (Österreich) mit dem Sieg eine weiter Legitimationskarte érhalten oder eher das Gegenteil (Sieg des Volkes)?
usw usw usw ...

Fragen über Fragen (die nur als Ausgangspunkt dienen sollen, es gibt sicherlich mehr Aspekte, die man diskutieren kann), daher


LETS ROLL...


:D


MfG
Sniper
Benutzeravatar
Progressiver
Beiträge: 2656
Registriert: Sonntag 1. April 2012, 00:37
Wohnort: Baden-Württemberg

Re: JUBILÄUM I

Beitrag von Progressiver »

Als Deutscher kann man zu Napoleon vermutlich nur gemischte Gefühle haben.

In den napoleonischen Kriegen sind auf beiden Seiten viele Deutsche gestorben, was nur allzu oft vergessen wird. Die Hälfte der Armee Napoleons, die gen Moskau gezogen ist, bestanden aus Deutschen. Die Verteidiger gegen den französischen Kaiser bestand aber ebenso zu großen Teilen aus Deutschen.

Versagt haben aus heutiger Sicht wohl alle Seiten. Napoleon war zu maßlos, als dass er sein Herrschaftsgebiet konsolidieren hätte können. Seine Errungenschaften wie der Code civil wurden folglich nicht als Befreiung angesehen, sondern als Anmaßung. Hätte er die von ihren Fürsten befreiten Deutschen und anderen Europäer als gleichberechtigt behandelt und ihnen irgendwie die Reste der republikanischen Werte vermittelt, für die er noch stand, wäre dies der Beginn einer Art europäischen Einigung gewesen, die auch ich begrüßen hätte können. Nach Napoleon ist es ja auch nur Hitler gelungen, fast ganz Europa zu besetzen. Und dieser stand für das krasse Gegenteil. Anstatt irgendetwas progressives wie den Code civil zu erfinden, konnte Hitler seine Gegner wie die Deutschen selbst nur knechten und töten bzw. sterben lassen, ohne ihnen etwas zu geben.

Der Gegenseite Napoleons dagegen ging es nur darum, auf reaktionäre Weise den Status quo ante 1789 wiederherzustellen. Während also das Projekt der französischen Revolution also durchaus etwas emanzipatorisches bereithielt, entschieden sich die durch Napoleon unterdrückten Völker nur, sich fortan weiterhin von den eigenen Fürsten knechten zu lassen. Hätten sich also die Deutschen in den Befreiungskriegen vereinigt -wenn sie reif dafür gewesen wären-, um mit der Fremdherrschaft auch die eigenen Könige und Adelige zum Teufel zu jagen und einen gesamtdeutschen Staat zu gründen, wäre 1848/49 gar nicht erst nötig gewesen, welches in Deutschland so furchtbar gescheitert war. Dann hätte es schon 1815 sowohl ein einiges wie auch demokratisches Deutschland gegeben. Aber dazu war man hierzulande wohl noch zu sehr ein Entwicklungsland. Man hatte zwar die Waffen, um Napoleon zu trotzen. Aber geistig waren die Deutschen noch nicht reif für Demokratie und wirkliche Einigkeit.

Letztendlich blieben aber beide Fragen offen. Die Einigkeit Kleindeutschlands wurde zwar erreicht. Aber um welchen Preis? Auch ab 1871 hatten die Pickelhauben das Sagen und stürzten 100 Jahre nach Napoleons Abgang wieder halb Europa in einen blutigen Krieg. Erst als dieser verloren war, war zum ersten Mal Deutschland eine Demokratie. Und nach weiteren Kämpfen wurde erst 1990 in einem viel kleineren Deutschland das erreicht, was man theoretisch schon viel früher hätte können: Die Einigkeit und Demokratie Deutschlands sowie eine europäische Union.

Wenn man zudem noch bedenkt, dass Frankreichs Bevölkerung wächst, während die deutsche schrumpft, wird wohl die Zukunft vielleicht ab 2030 doch wieder ein Europa unter französischer Hegemonie bringen.
Zuletzt geändert von Progressiver am Montag 31. März 2014, 19:57, insgesamt 2-mal geändert.
"Ohne Musik wäre das Leben ein Irrtum." Friedrich Nietzsche

"Wer nur einen Hammer als Werkzeug hat, dem wird bald jedes Problem zum Nagel."
Benutzeravatar
Progressiver
Beiträge: 2656
Registriert: Sonntag 1. April 2012, 00:37
Wohnort: Baden-Württemberg

Re: JUBILÄUM I

Beitrag von Progressiver »

Ich habe übrigens gestimmt für

Der Sieg über Napoleon bedeutet das Ende der Bürgerrechte für eine lange Zeit, sowie das Comeback einer Dominanz von nahezu mittelalterlichen föderalen Strukturen

MfG
"Ohne Musik wäre das Leben ein Irrtum." Friedrich Nietzsche

"Wer nur einen Hammer als Werkzeug hat, dem wird bald jedes Problem zum Nagel."
Sniper

Re: JUBILÄUM I

Beitrag von Sniper »

Progressiver » Mo 31. Mär 2014, 20:02 hat geschrieben:Ich habe übrigens gestimmt für

Der Sieg über Napoleon bedeutet das Ende der Bürgerrechte für eine lange Zeit, sowie das Comeback einer Dominanz von nahezu mittelalterlichen föderalen Strukturen

MfG
Wie Du magst :D
Ich selber stimme NIE ab bei eigenen Umfragen (würde das Ergebnis verfälschen, hehe)
Progressiver » Mo 31. Mär 2014, 19:57 hat geschrieben:Als Deutscher kann man zu Napoleon vermutlich nur gemischte Gefühle haben.

In den napoleonischen Kriegen sind auf beiden Seiten viele Deutsche gestorben, was nur allzu oft vergessen wird. Die Hälfte der Armee Napoleons, die gen Moskau gezogen ist, bestanden aus Deutschen. Die Verteidiger gegen den französischen Kaiser bestand aber ebenso zu großen Teilen aus Deutschen.

Versagt haben aus heutiger Sicht wohl alle Seiten. Napoleon war zu maßlos, als dass er sein Herrschaftsgebiet konsolidieren hätte können. Seine Errungenschaften wie der Code civil wurden folglich nicht als Befreiung angesehen, sondern als Anmaßung. Hätte er die von ihren Fürsten befreiten Deutschen und anderen Europäer als gleichberechtigt behandelt und ihnen irgendwie die Reste der republikanischen Werte vermittelt, für die er noch stand, wäre dies der Beginn einer Art europäischen Einigung gewesen, die auch ich begrüßen hätte können. Nach Napoleon ist es ja auch nur Hitler gelungen, fast ganz Europa zu besetzen. Und dieser stand für das krasse Gegenteil. Anstatt irgendetwas progressives wie den Code civil zu erfinden, konnte Hitler seine Gegner wie die Deutschen selbst nur knechten und töten bzw. sterben lassen, ohne ihnen etwas zu geben.

Der Gegenseite Napoleons dagegen ging es nur darum, auf reaktionäre Weise den Status quo ante 1789 wiederherzustellen. Während also das Projekt der französischen Revolution also durchaus etwas emanzipatorisches bereithielt, entschieden sich die durch Napoleon unterdrückten Völker nur, sich fortan weiterhin von den eigenen Fürsten knechten zu lassen. Hätten sich also die Deutschen in den Befreiungskriegen vereinigt -wenn sie reif dafür gewesen wären-, um mit der Fremdherrschaft auch die eigenen Könige und Adelige zum Teufel zu jagen und einen gesamtdeutschen Staat zu gründen, wäre 1848/49 gar nicht erst nötig gewesen, welches in Deutschland so furchtbar gescheitert war. Dann hätte es schon 1815 sowohl ein einiges wie auch demokratisches Deutschland gegeben. Aber dazu war man hierzulande wohl noch zu sehr ein Entwicklungsland. Man hatte zwar die Waffen, um Napoleon zu trotzen. Aber geistig waren die Deutschen noch nicht reif für Demokratie und wirkliche Einigkeit.

Letztendlich blieben aber beide Fragen offen. Die Einigkeit Kleindeutschlands wurde zwar erreicht. Aber um welchen Preis? Auch ab 1871 hatten die Pickelhauben das Sagen und stürzten 100 Jahre nach Napoleons Abgang wieder halb Europa in einen blutigen Krieg. Erst als dieser verloren war, war zum ersten Mal Deutschland eine Demokratie. Und nach weiteren Kämpfen wurde erst 1990 in einem viel kleineren Deutschland das erreicht, was man theoretisch schon viel früher hätte können: Die Einigkeit und Demokratie Deutschlands sowie eine europäische Union.

Wenn man zudem noch bedenkt, dass Frankreichs Bevölkerung wächst, während die deutsche schrumpft, wird wohl die Zukunft vielleicht ab 2030 doch wieder ein Europa unter französischer Hegemonie bringen.
Ja klar, Schwarzenberg & Co (war quasi die Südflanke 1812) uvm...als ICH habs net vergessen bze "übersehen", hehe.

Und was Napoleon betrifft:
Is leider immer so, mir ist kein adäquater Fall in der Geschichte gekannt, wo es bei einer Perdon anders gewesen wäre. Oder de übliche Spruch der Kürze wegen:

Was verlangt Macht? - Antwort: Mehr Macht!

Und sicherlich ist der Umgang mit dem Guten aus seinem Vermächtnis, gerade in Dtl, sehr arm. Bis heute noch dient mir die Art und Weise wie man damit "preußisch" (als GAR NET!) umging als eines der Schlüsselargumente bei der Feststellung, dass die "Deutschen" erst 1990 zur echten "Nation" wurden, hehe. Davor, das war Preußen-Dtl, das Dtl eines Regenten, der die Krone aus den Händen des Vplkes abgelehnt hatte. Auch Reichsgründer Otto war ja einer der Ersten, die damals (1848) sogar Landsknechte mobil gemacht haben um dem König gegen das Volk beizustehen. Was 1871 passiert ist die machtpolitisch motivierte "Eroberung" Mitteleuropas durch Preußen, sonst nix (Umso peinlicher erscheint dann alles Nationalgesülze 1914 oder 1939...). Für mich ist erst der Wille zur Einheit und somit den 1990er der Beginn einer "echten" dt. Nation...

Trotzdem gehört es (wenn auch fälschlicher Weise) zur "deutschen" Tradition und/oder Geschichte, siehe die Zelebrierung der "Vielvölkerschlacht" 2013 (wegen dem 200jährigen). Umso heftiger ist es, dass so viele ernstahft glauben 1871 = dt. NATION...(omg)
Denn ebd Ideen wurden ja 1871 NET umgesetzt, hat aber keiner gemerkt, denn wir hassen jetzt mal die Franzosen, hehe...

Auch das Hoheitszeichen, was ich einst auf meinem Oberarm "in die Welt" trug, resultiert doch daraus. Ich mein jetzt net die Uniform-Knopf-Geschichte, sondern was man dem angedichtet hat (bzw heute noch tut - LOGIK). Sinngemäß hieß es doch:

SCHWARZ = Die Verdunkelung/Bedrohung der Freiheit (oder so)

ROT = Das Blut, das dafür (Freiheit) vergossen worden is

GOLD = Der Segen der (erreichten) Freiheit

:D

Aber ich würde net sagen, die Leute haben sich lieber "weiter knechten" lassen - ich glaub "die Leute" hatten da nix zu melden (darin liegt ja die Schande, hehe), ansonsten ist Deine Darstellung der Reaktion durchaus korrekt. Denn was Napoleon so oder so (egal wie man zu ihm steht) gebracht hat (für Dtl) war das Ende des Hl.Röm. Reiches; diese Zerschlagung an sich trug Früchte (die nur leider von Metternich & Co gekillt wurden).

Zu 2030:
Das denk ich net, die europäische Integration is rd 100 Jahre nach Beginn nun endlich angkommen am Vollzug ebd. :D
Die Zeit der Alleijngänge is vorbei :)

MfG
Sniper
Progressiver » Mo 31. Mär 2014, 19:57 hat geschrieben: [Färbung durch mich, Sniper] [...]Letztendlich blieben aber beide Fragen offen. Die Einigkeit Kleindeutschlands wurde zwar erreicht. Aber um welchen Preis? Auch ab 1871 hatten die Pickelhauben das Sagen und stürzten 100 Jahre nach Napoleons Abgang wieder halb Europa in einen blutigen Krieg. Erst als dieser verloren war, war zum ersten Mal Deutschland eine Demokratie. Und nach weiteren Kämpfen wurde erst 1990 in einem viel kleineren Deutschland das erreicht, was man theoretisch schon viel früher hätte können: Die Einigkeit und Demokratie Deutschlands sowie eine europäische Union. [...]
INDEED! :thumbup: Dafür kriegsten von mir nen Ehren-MA (Dr darf ich noch net, hehe). Du hast hiermit Deinen MA an der Onlineforen- University Of Sniper (hehe) - denn auch wenn es ggf Zufall war, es e
war bullseye! :D

MfG (II)
Sniper
Diskursant

Re: JUBILÄUM I

Beitrag von Diskursant »

Progressiver » Mo 31. Mär 2014, 18:57 hat geschrieben:Als Deutscher kann man zu Napoleon vermutlich nur gemischte Gefühle haben.

In den napoleonischen Kriegen sind auf beiden Seiten viele Deutsche gestorben, was nur allzu oft vergessen wird. Die Hälfte der Armee Napoleons, die gen Moskau gezogen ist, bestanden aus Deutschen. Die Verteidiger gegen den französischen Kaiser bestand aber ebenso zu großen Teilen aus Deutschen.

Versagt haben aus heutiger Sicht wohl alle Seiten. Napoleon war zu maßlos, als dass er sein Herrschaftsgebiet konsolidieren hätte können. Seine Errungenschaften wie der Code civil wurden folglich nicht als Befreiung angesehen, sondern als Anmaßung. Hätte er die von ihren Fürsten befreiten Deutschen und anderen Europäer als gleichberechtigt behandelt und ihnen irgendwie die Reste der republikanischen Werte vermittelt, für die er noch stand, wäre dies der Beginn einer Art europäischen Einigung gewesen, die auch ich begrüßen hätte können. Nach Napoleon ist es ja auch nur Hitler gelungen, fast ganz Europa zu besetzen. Und dieser stand für das krasse Gegenteil. Anstatt irgendetwas progressives wie den Code civil zu erfinden, konnte Hitler seine Gegner wie die Deutschen selbst nur knechten und töten bzw. sterben lassen, ohne ihnen etwas zu geben.

Der Gegenseite Napoleons dagegen ging es nur darum, auf reaktionäre Weise den Status quo ante 1789 wiederherzustellen. Während also das Projekt der französischen Revolution also durchaus etwas emanzipatorisches bereithielt, entschieden sich die durch Napoleon unterdrückten Völker nur, sich fortan weiterhin von den eigenen Fürsten knechten zu lassen. Hätten sich also die Deutschen in den Befreiungskriegen vereinigt -wenn sie reif dafür gewesen wären-, um mit der Fremdherrschaft auch die eigenen Könige und Adelige zum Teufel zu jagen und einen gesamtdeutschen Staat zu gründen, wäre 1848/49 gar nicht erst nötig gewesen, welches in Deutschland so furchtbar gescheitert war. Dann hätte es schon 1815 sowohl ein einiges wie auch demokratisches Deutschland gegeben. Aber dazu war man hierzulande wohl noch zu sehr ein Entwicklungsland. Man hatte zwar die Waffen, um Napoleon zu trotzen. Aber geistig waren die Deutschen noch nicht reif für Demokratie und wirkliche Einigkeit.

Letztendlich blieben aber beide Fragen offen. Die Einigkeit Kleindeutschlands wurde zwar erreicht. Aber um welchen Preis? Auch ab 1871 hatten die Pickelhauben das Sagen und stürzten 100 Jahre nach Napoleons Abgang wieder halb Europa in einen blutigen Krieg. Erst als dieser verloren war, war zum ersten Mal Deutschland eine Demokratie. Und nach weiteren Kämpfen wurde erst 1990 in einem viel kleineren Deutschland das erreicht, was man theoretisch schon viel früher hätte können: Die Einigkeit und Demokratie Deutschlands sowie eine europäische Union.

Wenn man zudem noch bedenkt, dass Frankreichs Bevölkerung wächst, während die deutsche schrumpft, wird wohl die Zukunft vielleicht ab 2030 doch wieder ein Europa unter französischer Hegemonie bringen.

´°´

zum Gruße
Im Ganzen Zustimmung
doch sollten wir Napoleon1 weniger als Person und Individuum betrachten
sondern viel mehr als Phänomen und Ausdruck seiner Zeit
als „Weltgeist zu Pferde“ gewissermaßen
welcher eine neue Epoche einleitete.
Das Phänomen Napoleon ist so nur durch die Revolution 1789 zu verstehen
ohne jene er (mangels Herkunft) niemals hätte einen höheren Posten besetzen können.
Napoleon verkörperte gewissermaßen die Dynamik, die sich in
der Entfesselung des Bürgertums 1789 Bahn brach.
Eine Attacke der damaligen Moderne
auf das veraltet verkrustete Regime des Blutadels,
wo Geblüt, nicht Leistung zählt. . .

Ein Quantensprung im Lauf des Menschheitsprozesses,
wo eine neue Klasse(der Bürger) die Macht übernahm.

Diskursprunghaft

D
Sniper

Re: JUBILÄUM I

Beitrag von Sniper »

Diskursant » Mo 31. Mär 2014, 23:57 hat geschrieben:
´°´

zum Gruße
Im Ganzen Zustimmung
doch sollten wir Napoleon1 weniger als Person und Individuum betrachten
sondern viel mehr als Phänomen und Ausdruck seiner Zeit
als „Weltgeist zu Pferde“ gewissermaßen
welcher eine neue Epoche einleitete.
Das Phänomen Napoleon ist so nur durch die Revolution 1789 zu verstehen
ohne jene er (mangels Herkunft) niemals hätte einen höheren Posten besetzen können.
Napoleon verkörperte gewissermaßen die Dynamik, die sich in
der Entfesselung des Bürgertums 1789 Bahn brach.
Eine Attacke der damaligen Moderne
auf das veraltet verkrustete Regime des Blutadels,
wo Geblüt, nicht Leistung zählt. . .

Ein Quantensprung im Lauf des Menschheitsprozesses,
wo eine neue Klasse(der Bürger) die Macht übernahm.

Diskursprunghaft

D
aus (heute) "europäischer" Sicht ist eher der Dreißigjährige Krieg die Geburt des dt. Bürgertums was de jure betrifft. Denn erst 1648 wird die Auflockerung des Hl Röm Reiches kodifiziert. Was Napoleon jedoch tut ist dieses (HRR) auch de jure wie de facto aufzulösen (1806). Dh das Ding ist nach fast 1000 Jahren gegessen damit.
Natürlich sind Dinge wie der Rheinbund net zukunftsorientiert etc, aber die Auflösung des (ersten) Reichs ist dies durchaus (wenn gar passiv), zudem wegweisend für einen dt. Nationalstaat.

MfG
Sniper
Diskursant

Re: JUBILÄUM I

Beitrag von Diskursant »

`*´

Sniper z G

aus (heute) "europäischer" Sicht ist eher der Dreißigjährige Krieg die Geburt des dt. Bürgertums was de jure betrifft. Denn erst 1648 wird die Auflockerung des Hl Röm Reiches kodifiziert. Was Napoleon jedoch tut ist dieses (HRR) auch de jure wie de facto aufzulösen (1806). Dh das Ding ist nach fast 1000 Jahren gegessen damit.
Natürlich sind Dinge wie der Rheinbund net zukunftsorientiert etc, aber die Auflösung des (ersten) Reichs ist dies durchaus (wenn gar passiv), zudem wegweisend für einen dt. Nationalstaat.
Die Geburt der Bourgeoisie lässt sich wohl schon auf die 1780er einzeiten.
Die Schwangerschaft bis da dauerte lange (+ Inkubationszeit)
Der Väter waren gar viele, wie Gutenberg, Kolumbus, Luther, Kopernikus, um nur wenige zu nennen.
Jetzt fehlen blos noch die Mütter,
die hab ich ganz vergessen. . .

wer hilft mir hier

D
Sniper

Re: JUBILÄUM I

Beitrag von Sniper »

Diskursant » Mi 2. Apr 2014, 00:07 hat geschrieben:`*´

Sniper z G

Die Geburt der Bourgeoisie lässt sich wohl schon auf die 1780er einzeiten.
Die Schwangerschaft bis da dauerte lange (+ Inkubationszeit)
Der Väter waren gar viele, wie Gutenberg, Kolumbus, Luther, Kopernikus, um nur wenige zu nennen.
Jetzt fehlen blos noch die Mütter,
die hab ich ganz vergessen. . .

wer hilft mir hier

D
Ereignisse geschehen auch "über Nacht" (zB die Revolution selbst), die ursächlichen Faktoren jedoch nie. Daher ist es schwierig zu sagen 1780er. Der Prozess ist eben sehr lang, benötigt zudem diverse Katalysatoren, die meist in Form von Ereignissen, die wiederum Entwicklungen generieren, die wiederum zu Ereignissen führe usw..., abhängen.

Das Bürgertum van damals ist net gleichzusetzen mit dem Bürgertum von heute, also inkl. aller, auch dem "pöbel". Das sind im 17 Jh gebildete, folglich auch oftmals wohlhabende Leute, die "Oberschicht" quasi, nur eben net adelige. Ihr Aufstieg beginnt unmittelbar mit 1648 bzw der kodifizierten Auflockerung des Reichs. DAS aber gilt ja nur für das Reich, vornehmlich für die "deutschen" Gebiete; überall in Europa entwickelt sich das Bürgertum zu sep. Zeiten. In Norditalien zB haben wir schon im Spätmittelalter eine klare Entwicklung dazu, usw.
Ist jetzt aber zu komplex bzw schaff ich heut net mehr, sonst komm ich net mehr zu den HAs. Demnächst also von mir aus...


MfG (II)
Sniper

PS:
Die Väter sind die Ereignisse, sie kommen schnell und befruchten mit einem Zündenden funken. Mütter sind die Idean die daraus resultieren wie darauf aufbauen, in ihnen reift das Ganze :D
Diskursant

Re: JUBILÄUM I

Beitrag von Diskursant »

Sniper » Mi 2. Apr 2014, 22:59 hat geschrieben: Ereignisse geschehen auch "über Nacht" (zB die Revolution selbst), die ursächlichen Faktoren jedoch nie. Daher ist es schwierig zu sagen 1780er. Der Prozess ist eben sehr lang, benötigt zudem diverse Katalysatoren, die meist in Form von Ereignissen, die wiederum Entwicklungen generieren, die wiederum zu Ereignissen führe usw..., abhängen.

Das Bürgertum van damals ist net gleichzusetzen mit dem Bürgertum von heute, also inkl. aller, auch dem "pöbel". Das sind im 17 Jh gebildete, folglich auch oftmals wohlhabende Leute, die "Oberschicht" quasi, nur eben net adelige. Ihr Aufstieg beginnt unmittelbar mit 1648 bzw der kodifizierten Auflockerung des Reichs. DAS aber gilt ja nur für das Reich, vornehmlich für die "deutschen" Gebiete; überall in Europa entwickelt sich das Bürgertum zu sep. Zeiten. In Norditalien zB haben wir schon im Spätmittelalter eine klare Entwicklung dazu, usw.
Ist jetzt aber zu komplex bzw schaff ich heut net mehr, sonst komm ich net mehr zu den HAs. Demnächst also von mir aus...


MfG (II)
Sniper

PS:
Die Väter sind die Ereignisse, sie kommen schnell und befruchten mit einem Zündenden funken. Mütter sind die Idean die daraus resultieren wie darauf aufbauen, in ihnen reift das Ganze :D
؃Ø

Sniperzumgruße

Sicherlich entwickelte sich das Bürgertum an verschiedenen Orten zu unterschiedlichen Zeiten. Ob Oberitalien, England oder eben Frankreich. Doch das Hauptagens dieses Klassenprozesses liegt in der Entwicklung der Produktivkräfte + Seefahrt + Imperialismus
Ende des 18.Jahrh war es halt soweit .
In der Neuen Welt hatte sich ja soeben eine genuin bürgerliche Gesellschaft etabliert.
Quasi als Experimentierfeld und echo'te dann zurück auf den Alten Kontinent

Ideeen betrachte ich als die (männlichen) Funken, welche Gärung zünden im Schoße von Mutter Gesellschaft. Bis sie dereinst in heftigen Geburtswehen (Umsturz) zum Durchbruch drängen, , ,
„wie Glut im Kraterherde“. . .

D
Sniper

Re: JUBILÄUM I

Beitrag von Sniper »

Diskursant » Do 3. Apr 2014, 23:03 hat geschrieben: ؃Ø

Sniperzumgruße

Sicherlich entwickelte sich das Bürgertum an verschiedenen Orten zu unterschiedlichen Zeiten. Ob Oberitalien, England oder eben Frankreich. Doch das Hauptagens dieses Klassenprozesses liegt in der Entwicklung der Produktivkräfte + Seefahrt + Imperialismus
Ende des 18.Jahrh war es halt soweit .
In der Neuen Welt hatte sich ja soeben eine genuin bürgerliche Gesellschaft etabliert.
Quasi als Experimentierfeld und echo'te dann zurück auf den Alten Kontinent

Ideeen betrachte ich als die (männlichen) Funken, welche Gärung zünden im Schoße von Mutter Gesellschaft. Bis sie dereinst in heftigen Geburtswehen (Umsturz) zum Durchbruch drängen, , ,
„wie Glut im Kraterherde“. . .

D
(Früh)Imperialismus bzw. die handelsbedingte wirtschaftliche Schiene, die somit zentraler wurde, sind sicherlich ein wichtiger Faktor für die Entstehung des Bürgertums. Deshalb war es in Norditalien zB schon viel früher in den Startlöchern (Levantehandel). Nichts desto trotz sind politische Entwicklungen (wie zB 1648) net wegzudenken. Auch wenn die Revolution und in der Folge Napoleon sicherlich als wichtige Katalysatoren wirkten.

(Stark) Vereinfachte Formel: Reichtum = Einfluss = Bildung = Noch mehr Einfluss = Emanipation durch Übernahme staatstragender Funktionen (das geschieht/beginnt vermehrt im später 17 Jh und frühen 18 Jh, zumindest in den meisten Teilen Europas).

MfG
Sniper
Antworten