Progressiver » Mo 31. Mär 2014, 20:02 hat geschrieben:Ich habe übrigens gestimmt für
Der Sieg über Napoleon bedeutet das Ende der Bürgerrechte für eine lange Zeit, sowie das Comeback einer Dominanz von nahezu mittelalterlichen föderalen Strukturen
MfG
Wie Du magst
Ich selber stimme NIE ab bei
eigenen Umfragen (würde das Ergebnis verfälschen, hehe)
Progressiver » Mo 31. Mär 2014, 19:57 hat geschrieben:Als Deutscher kann man zu Napoleon vermutlich nur gemischte Gefühle haben.
In den napoleonischen Kriegen sind auf beiden Seiten viele Deutsche gestorben, was nur allzu oft vergessen wird. Die Hälfte der Armee Napoleons, die gen Moskau gezogen ist, bestanden aus Deutschen. Die Verteidiger gegen den französischen Kaiser bestand aber ebenso zu großen Teilen aus Deutschen.
Versagt haben aus heutiger Sicht wohl alle Seiten. Napoleon war zu maßlos, als dass er sein Herrschaftsgebiet konsolidieren hätte können. Seine Errungenschaften wie der Code civil wurden folglich nicht als Befreiung angesehen, sondern als Anmaßung. Hätte er die von ihren Fürsten befreiten Deutschen und anderen Europäer als gleichberechtigt behandelt und ihnen irgendwie die Reste der republikanischen Werte vermittelt, für die er noch stand, wäre dies der Beginn einer Art europäischen Einigung gewesen, die auch ich begrüßen hätte können. Nach Napoleon ist es ja auch nur Hitler gelungen, fast ganz Europa zu besetzen. Und dieser stand für das krasse Gegenteil. Anstatt irgendetwas progressives wie den Code civil zu erfinden, konnte Hitler seine Gegner wie die Deutschen selbst nur knechten und töten bzw. sterben lassen, ohne ihnen etwas zu geben.
Der Gegenseite Napoleons dagegen ging es nur darum, auf reaktionäre Weise den Status quo ante 1789 wiederherzustellen. Während also das Projekt der französischen Revolution also durchaus etwas emanzipatorisches bereithielt, entschieden sich die durch Napoleon unterdrückten Völker nur, sich fortan weiterhin von den eigenen Fürsten knechten zu lassen. Hätten sich also die Deutschen in den Befreiungskriegen vereinigt -wenn sie reif dafür gewesen wären-, um mit der Fremdherrschaft auch die eigenen Könige und Adelige zum Teufel zu jagen und einen gesamtdeutschen Staat zu gründen, wäre 1848/49 gar nicht erst nötig gewesen, welches in Deutschland so furchtbar gescheitert war. Dann hätte es schon 1815 sowohl ein einiges wie auch demokratisches Deutschland gegeben. Aber dazu war man hierzulande wohl noch zu sehr ein Entwicklungsland. Man hatte zwar die Waffen, um Napoleon zu trotzen. Aber geistig waren die Deutschen noch nicht reif für Demokratie und wirkliche Einigkeit.
Letztendlich blieben aber beide Fragen offen. Die Einigkeit Kleindeutschlands wurde zwar erreicht. Aber um welchen Preis? Auch ab 1871 hatten die Pickelhauben das Sagen und stürzten 100 Jahre nach Napoleons Abgang wieder halb Europa in einen blutigen Krieg. Erst als dieser verloren war, war zum ersten Mal Deutschland eine Demokratie. Und nach weiteren Kämpfen wurde erst 1990 in einem viel kleineren Deutschland das erreicht, was man theoretisch schon viel früher hätte können: Die Einigkeit und Demokratie Deutschlands sowie eine europäische Union.
Wenn man zudem noch bedenkt, dass Frankreichs Bevölkerung wächst, während die deutsche schrumpft, wird wohl die Zukunft vielleicht ab 2030 doch wieder ein Europa unter französischer Hegemonie bringen.
Ja klar, Schwarzenberg & Co (war quasi die Südflanke 1812) uvm...als ICH habs net vergessen bze "übersehen", hehe.
Und was Napoleon betrifft:
Is leider immer so, mir ist kein adäquater Fall in der Geschichte gekannt, wo es bei einer Perdon anders gewesen wäre. Oder de übliche Spruch der Kürze wegen:
Was verlangt Macht? - Antwort: Mehr Macht!
Und sicherlich ist der Umgang mit dem Guten aus seinem Vermächtnis, gerade in Dtl, sehr arm. Bis heute noch dient mir die Art und Weise wie man damit "preußisch" (als GAR NET!) umging als eines der Schlüsselargumente bei der Feststellung, dass die "Deutschen" erst 1990 zur echten "Nation" wurden, hehe. Davor, das war Preußen-Dtl, das Dtl eines Regenten, der die Krone aus den Händen des Vplkes abgelehnt hatte. Auch Reichsgründer Otto war ja einer der Ersten, die damals (1848) sogar Landsknechte mobil gemacht haben um dem König gegen das Volk beizustehen. Was 1871 passiert ist die machtpolitisch motivierte "Eroberung" Mitteleuropas durch Preußen, sonst nix (Umso peinlicher erscheint dann alles Nationalgesülze 1914 oder 1939...). Für mich ist erst der Wille zur Einheit und somit den 1990er der Beginn einer "echten" dt. Nation...
Trotzdem gehört es (wenn auch fälschlicher Weise) zur "deutschen" Tradition und/oder Geschichte, siehe die Zelebrierung der "Vielvölkerschlacht" 2013 (wegen dem 200jährigen). Umso heftiger ist es, dass so viele ernstahft glauben 1871 = dt. NATION...(omg)
Denn ebd Ideen wurden ja 1871 NET umgesetzt, hat aber keiner gemerkt, denn wir hassen jetzt mal die Franzosen, hehe...
Auch das Hoheitszeichen, was ich einst auf meinem Oberarm "in die Welt" trug, resultiert doch daraus. Ich mein jetzt net die Uniform-Knopf-Geschichte, sondern was man dem angedichtet hat (bzw heute noch tut - LOGIK). Sinngemäß hieß es doch:
SCHWARZ = Die Verdunkelung/Bedrohung der Freiheit (oder so)
ROT = Das Blut, das dafür (Freiheit) vergossen worden is
GOLD = Der Segen der (erreichten) Freiheit
Aber ich würde net sagen, die Leute haben sich lieber "weiter knechten" lassen - ich glaub "die Leute" hatten da nix zu melden (darin liegt ja die Schande, hehe), ansonsten ist Deine Darstellung der Reaktion durchaus korrekt. Denn was Napoleon so oder so (egal wie man zu ihm steht) gebracht hat (für Dtl) war das Ende des Hl.Röm. Reiches; diese Zerschlagung an sich trug Früchte (die nur leider von Metternich & Co gekillt wurden).
Zu 2030:
Das denk ich net, die europäische Integration is rd 100 Jahre nach Beginn nun endlich angkommen am Vollzug ebd.
Die Zeit der Alleijngänge is vorbei
MfG
Sniper
Progressiver » Mo 31. Mär 2014, 19:57 hat geschrieben: [
Färbung durch mich, Sniper] [...]Letztendlich blieben aber beide Fragen offen. Die Einigkeit Kleindeutschlands wurde zwar erreicht. Aber um welchen Preis? Auch ab 1871 hatten die Pickelhauben das Sagen und stürzten 100 Jahre nach Napoleons Abgang wieder halb Europa in einen blutigen Krieg. Erst als dieser verloren war, war zum ersten Mal Deutschland eine Demokratie. Und nach weiteren Kämpfen wurde
erst 1990 in einem viel kleineren Deutschland das erreicht, was man theoretisch schon viel früher hätte können: Die Einigkeit und Demokratie Deutschlands sowie eine europäische Union. [...]
INDEED! 
Dafür kriegsten von mir nen
Ehren-MA (Dr darf ich noch net, hehe). Du hast hiermit Deinen MA an der Onlineforen- University Of Sniper (hehe) - denn auch wenn es ggf Zufall war, es e
war
bullseye!
MfG (II)
Sniper