Ich stelle folgende These auf: Fleischfresser sind eine Fehlentwicklung der Evolution.
(Wohlgemerkt, das ist eine These, keine Feststellung.)
Es fragt sich erst mal: Kann eine Evolution überhaupt so was wie eine Fehlentwicklung nehmen ?
Ich meine: Ja, wenn man der Evolution irgendeinen Sinn zuschreibt … wenn nicht, dann nicht.
Ich schreibe also der Evolution einen Sinn zu, andernfalls könnte ich mir die These ja sparen.
Evolutions-Sinn müsste wohl zum Ziel haben, dass wir alle auf einem möglichst paradiesischen Planeten existieren können. Auf einer wahren "Mutter Erde" sozusagen.
Alle wollen das Paradies, der Vogel der sein Nest baut, der Kapitalist, der Ideologe, der Führer, der Religiöse, der Einsiedler.
Jeder hat auf irgend eine Art das Ziel, "Paradies" zu verwirklichen.
Schön, dass wir uns wenigstens darüber alle einig sind.
Aber bleiben wir erst mal im Tierreich:
In freier Wildbahn ist die Erde eher ein Ort des Schreckens, der Todesangst, ein ständiger grausamer Kampf ums Überleben.
Erdbeben, Jahreszeiten oder globale klimatische Veränderungen spielen dabei aber eine eher untergeordnete Rolle, sie treten entweder relativ selten auf oder die Evolution hat den Tieren ziemlich perfekte Strategien ermöglicht, sich diesen Gegebenheiten anzupassen und dieses Unglück zu minimieren.
Den tagtäglichen Horror aber, die tägliche Angst, den täglichen Kampf ums Überleben, also das, was unsere Erde für Tiere eher zur Hölle denn zum Paradies macht, verursacht nur einer:
Der Fleischfresser.
Man stelle sich vor, es gäbe nur Zebras, Antilopen, Elefanten, Rinder, Pferde, Giraffen usw. ... nur Pflanzenfresser eben.
Kein Tier würde mehr einem anderen auflauern, kein Tier müsste mehr dauernd um sein Leben rennen, voller Todesangst und Vorsicht durch den Dschungel schleichen, Tag wie Nacht immer auf der Hut sein oder das Trauma erleben, wenn der liebevoll umsorgte Nachwuchs gefressen wird.
Die meisten Tiere könnten erst anfangen, die Schönheit und Harmonie, die dieser Planet ja auch bietet, überhaupt zu erleben.
Ohne Fleischfresser wäre das "Paradies Erde" auf einen Schlag - ich schätze mal grob - um 80 Prozent näher gerückt bzw. realer.
Kommen wir nun zum Menschen, welcher zu den Fleischfressern gehört.
Halt ! … wird so mancher Mensch da gleich sagen … wenn überhaupt, dann sind wir Fleisch"esser" und keine primitiven Fleischfresser !
Gut, lassen wir ihm den Fleischesser, es wird sich gleich zeigen, dass der Fleischesser im Vergleich zum Fleischfresser die weitaus üblere Spezies darstellt:
Was hat die Naziverbrechen des dritten Reiches so Einzigartig gemacht, dass sie in der Menschheitsgeschichte ihresgleichen suchen ? Massaker, Verfolgung von Minderheiten und grausame Kriege gab es doch auch schon vorher mehr als genug.
Es war die erbarmungslose Systematik, die gefühlslose Organisation, die teilnahmslose Kälte und Rohheit, mit der die Nazis beim Töten und Vernichten von Wehrlosen zu Werke gingen, welche diese Einzigartigkeit hervorbrachten. Darüber ist man sich heute im Wesentlichen einig.
Aber den Tieren gegenüber verhält sich der Mensch heute mehr denn je wie der einst schlimmste Nazi.
Schlimmer noch: Die kalte Abwicklung, die er beim erbarmungslosen Halten und systematisierten Töten wehrloser Tiere wie selbstverständlich anwendet, übertrifft alles, was er dem Leben seiner eigenen Spezies an Gefühlskälte je entgegengebracht hat.
Wenn es darum geht, seine Gier nach Fleisch zu befriedigen, ist der Mensch ein absolut gefühlloses Monster.
Viele Fleischesser, denen man You Tube Videos aus dem Schlachthof zeigt, fühlen sich bestenfalls belästigt, manche werden aggressiv. Sie wollen nichts wissen, sie wollen ihr Fleisch nur aus der Tiefkühltruhe nehmen und essen. ( Diese Anonymisierung milliardenfachen Leids wird dann wohl auch der wesentliche Unterschied zwischen Fleischesser und Fleischfresser sein).
Es fragt sich, womit der Mensch dieses Verhalten gegenüber seinen Mitgeschöpfen eigentlich ethisch rechtfertigt. Genauere Angaben gibt es da nicht. Man hört eher Ungenaues wie "Tiere haben keine Seele".
Was natürlich ein Witz ist, früher hatten Schwarze angeblich auch keine Seele, weil es eben gerechtfertigt werden musste, schwarze Menschen als Arbeitssklaven für lau missbrauchen zu können.
Seele bedeutet wissenschaftlich sowieso nur das, was einer toten Materie Leben einhaucht, sie "beseelt". Und Tiere sind genauso lebendig wie wir. Empfinden Freude, Trauer, Leid, Hoffnung und Schmerz genau wie wir.
Eine andere Rechtfertigung ist, wir seien durch unsere Entwicklung eben weitaus mächtiger als Tiere, das gäbe uns irgendwie das Recht, ihre Herren zu sein.
Das sagten die "Herrenmenschen" der Nazis aber auch, und mächtiger waren sie zu der Zeit ihren Opfern gegenüber ja auch.
Taugt also auch nicht so ganz als Grund für ein reines Gewissen.
Für die Fleischfresserei spricht (es ist ja noch immer eine These), dass sie vielleicht einen erheblichen Teil zur Entwicklung von Intelligenz beiträgt bzw. beigetragen hat:
Wer Beute machen muss, muss lernen sich anzuschleichen, sich zu verstellen, zu überlisten, manche Spezies lernen dadurch zu kooperieren und vieles mehr.
Ohne Fleischessen wären wir also alle Rindviecher geblieben ?
Ganz stimmen kann das aber auch nicht, denn sonst würden Schimpansen, welche fast ausschließlich Pflanzenfresser sind, nicht zu den intelligentesten Tieren überhaupt gehören.
Und wir Menschen brauchen das Beutemachen heute nun wirklich nicht mehr, um unsere Intelligenz weiterzuentwickeln.
Wir haben da längst völlig andere, effektivere Formen dafür etabliert.
Also wie steht's? Könnte der Fleischfresser eine Fehlentwicklung der Evolution sein ?
Na ja, guten Appetit jedenfalls, was gibt es denn heute ?
