Studie über Finanzindustrie: Betrug gehört zum Erfolg

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Kibuka
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Studie über Finanzindustrie: Betrug gehört zum Erfolg

Beitrag von Kibuka »

In einer aktuellen Studie wird ein Klischee bedient, das mittlerweile keines mehr ist. Seit der Finanzkrise sind immer mehr Fakten über die Praktiken einer Industrie an das Tageslicht gelangt. Es gab Festnahmen und Verurteilungen, Haftstrafen und Geldbußen.

Schon vor Jahren wurde festgestellt, dass in kaum einer anderen Branche mehr Ermittlungen stattfinden, als in der Finanzindustrie.

Nun gelangt eine Studie an die Öffentlichkeit, die zeigt, wie Manager in dieser Branche ticken.

Auch der gegenwärtige Präsidentschaftskandidat der Republikaner, Mitt Romney, ist dabei.
Inside Wall Street

Lügen und betrügen: Ganz normal finden das laut einer Studie ein Viertel aller Manager aus der Finanzbranche. Allein die Vergütungsmodelle würden solches Verhalten herausfordern. Überraschend ist das angesichts der ganzen Skandale nicht, ebenso wenig wie die prominenten Namen, die sich auch nichts beim Lügen für den Erfolg denken.

Von manchen Meldungen ist man nach zehn Jahren an der Wall Street nun wirklich nicht überrascht: Rund ein Viertel aller Manager im Finanzsektor, so geht aus einer aktuellen Untersuchung hervor, hat mit unehrlichen Machenschaften im Beruf kein Problem oder sieht darin sogar den Schlüssel zum Erfolg – wer hätte das gedacht?

Die Untersuchung kommt von Labaton Sucharow, einer Anwaltskanzlei für Whistleblower – also die wenigen Aufrechten, die Skandale im eigenen Unternehmen aufdecken und damit in den letzten Jahren für Millionenschäden bei ihren Arbeitgebern, aber auch für etwas mehr Ordnung und Übersicht im Business gesorgt haben. Im Auftrag der Kanzlei wurden nun mehr als 500 Manager zu ihrem Charakter befragt und die Ergebnisse sind erschütternd.

Mehr als ein Viertel der Befragten gab an, über Fehlverhalten oder illegale Geschehnisse am Arbeitsplatz Bescheid zu wissen und nichts zu tun. Und 30 Prozent sagten, dass geltende Verträge mit vergleichsweise niedrigen Basisgehältern und hohen Erfolgsboni geradezu dazu anstachelten, die Regeln zu brechen.

Das hat ja nicht zuletzt Mitt Romney seinen Mitarbeitern mitgegeben, als er noch nicht Präsidentschaftskandidat der Republikaner war, sondern nur ein einfacher, millionenschwerer Boss bei der Riesen-Heuschrecke Bain & Co. Ein Mitarbeiter von damals erinnert sich noch daran, dass sich Bain-Mitarbeiter am Telefon regelmäßig als Harvard-Doktoranden tarnen mussten, um leichtgläubigen Unternehmenskunden etwa Informationen zu Umsatz und Gewinn zu entlocken. "Zu Studienzwecken" bräuchte man die - in Wahrheit brauchte Bain die Daten für seine eigenen Zwecke.

"Wir können Sie ja nicht zwingen, zu lügen", soll Mitt Romney damals gesagt haben, "aber das ist halt schon ein guter Weg, um an Informationen zu kommen." So steht es in einer aktuellen Geschichte in der "Vanity Fair", in der vor allem Romneys Auslandskonten in der Schweiz und in verschiedenen karibischen Steueroasen beleuchtet werden. Die Geschichte dürfte Romney großen Schaden zufügen, denn ein guter Charakter lässt sich dem Kandidaten nach der Lektüre nicht bescheinigen.

Vielleicht ist das der Grund, warum Romney im Finanzbusiness so erfolgreich war. Regeln brechen, lügen, sogar Insider-Geschäfte sind an der Wall Street völlig in Ordnung – letztere wären für 16 Prozent der befragten Manager okay, vor allem, wenn man nicht erwischt würde.

Die Studie platzt jetzt in eine Zeit, in der gerade ein Skandal um die Manipulation von Zinsen die Schlagzeilen dominiert und in der die internationalen Finanzhäuser mit ihren hochriskanten und oft unehrlichen Spekulationen die globale Wirtschaft an den Abgrund brachten.

http://www.n-tv.de/wirtschaft/kolumnen/ ... 02201.html
Das erinnert stark an Spanien, wo die Banken unwissenden Bürgern Schrottpapiere angedreht haben, wohlwissend, welche Gefahr von ihnen ausgeht. Die Verantwortung dafür übernahm niemand.
Zuletzt geändert von Kibuka am Samstag 14. Juli 2012, 17:12, insgesamt 2-mal geändert.
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Tantris
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Re: Studie über Finanzindustrie: Betrug gehört zum Erfolg

Beitrag von Tantris »

Kann man das problem nicht einfach durch mehr de-regulation lösen?
Dann wäre all das legal und keiner könnte sich beschweren.
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Cerberus
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Re: Studie über Finanzindustrie: Betrug gehört zum Erfolg

Beitrag von Cerberus »

Lug und Trug ist ein Natur-gewachsenes Erfolgsmodell. Harmlose Schlangen tarnen sich als giftige, giftige als harmlose, andere Tierchen verändern ihre Farben und Formen, tarnen sich vielleicht als Zweig um dann das nächste gutgläubige Getier zu fangen und zu fressen.... Wenn eine Gesellschaftsform (aus natürlichen Lebewesen bestehend), vom Grundsatz, auf den gleichen Prinzipien beruht, wie die Natur selbst ("Stark frisst Schwach"), darf ein solches Studien-Ergebnis nicht verwundern. Zu dieser Gesellschaftsform (eine auf dem Kapitalismus beruhende) kommt die Natur in jedem selbst ebenfalls zum Vorschein: "Der Multimillionär hat die volle Partnerwahl, nicht der Penner" - ist die Lehre, die jeder von klein auf erfährt. Zwar sind die führenden Schichten stets bestrebt, den unteren Schichten Moral anzutrainieren, dass diese zahm bleiben mögen, doch da sie selbst sich nicht daran gebunden sehen (können), muss es - bei allen gediegen und redlich vorgetragenen Lügen ob ihres Handelns - eben irgendwann durchsickern, dass sie sich selbst wie Tiere benehmen und keine Grenzen akzeptieren. Über lange Zeit (so scheint es doch) lässt sich dennoch das Konstrukt aufrecht erhalten; so wird jedes Elend, das aus den Fässchen aufsteigt, als "Einzelfall", als so genanntes "Schwarzes Schaf" in der Herde der überwiegend "Weißen Schafe" beschrieben. "Man" gibt sich empört. Die durchgesickerten Dinger, von Zumwinkel über Hartz bis Mappus, sind z.B. aberwitzig zahlreich, doch gelingt es nach wie vor, alles dieses standardmäßige Gebaren als "Einzelfälle" aus dem Blick der Empörung zu holen. Die Menschen wollen eben nicht wirklich etwas von der Wahrheit ihres Daseins hören und sich lieber ihre Frühlingsblümchenwelt erhalten, um weiterhin z.B. einem Kind sagen zu können "wer einmal lügt dem glaubt man nicht...", wie man es ihnen selbst eingetrichtert hat, den kleinen, lieben Bürgerchen, satt dem eigenen Nachwuchs sagen zu dürfen: "Schau, diese Welt ist ein Hort des Kampfes. Nur wenn du die anderen fertig machen kannst, nur wenn du am Ende mehr hast als deine "Freunde", dann bist du ein Gewinner - und es gibt nie auch nur eine Begrenzung der Mittel deine Vorteile zu ziehen. Wenn du mit lügen Vorteile ziehst, dann lüge - aber lüge gut! - Wenn du die Chance siehst, jemand anderem etwas wegzunehmen, ohne erwischt zu werden, dann tue es - ohne Gewissensbisse und wenn du dann bezichtigt wirst, dann lüge wie ein Guttenberg - auch dann wenn du auf frischer Tat ertappt wurdest! Nur so geht es in diesem Leben für dich voran - und es gibt nur dich und dein Leben, was für dich von Belang ist. Wenn du Freunde brauchst, dann halte sie dir warm, mit Heuchelei und nutze sie, wenn du sie brauchst! So und nun ab in den Kindergarten und siehe zu dass dein Bauklotzturm der größte und schönste von allen wird!"
Zuletzt geändert von Cerberus am Samstag 14. Juli 2012, 18:04, insgesamt 2-mal geändert.
Dirk Müller zum Thema Ukraine/Krim: https://www.youtube.com/watch?v=K_YWdaQhRU4
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Re: Studie über Finanzindustrie: Betrug gehört zum Erfolg

Beitrag von Dr. Nötigenfalls »

Ich erwähnte doch schonmal das gerade in dieser Branche gerne in Hochglanzmetallicfolie geschissen, eine goldene Schleife verpasst, und dieser Abfall, als "Hippes Produkt" verkauft wurde.

Besser wäre es die Leute legen ihr Geld in richtige Unternehmen beispielsweise als Beteiligung an.
Zudem werden durch reale Geschäfte andere Menschen an der Wertschöpfung beteiligt,und tragen dazu bei, das die Strukturen des Staates erhalten werden können.
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John Galt
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Re: Studie über Finanzindustrie: Betrug gehört zum Erfolg

Beitrag von John Galt »

Kibuka » Sa 14. Jul 2012, 16:11 hat geschrieben:In einer aktuellen Studie wird ein Klischee bedient, das mittlerweile keines mehr ist. Seit der Finanzkrise sind immer mehr Fakten über die Praktiken einer Industrie an das Tageslicht gelangt. Es gab Festnahmen und Verurteilungen, Haftstrafen und Geldbußen.

Schon vor Jahren wurde festgestellt, dass in kaum einer anderen Branche mehr Ermittlungen stattfinden, als in der Finanzindustrie.

Nun gelangt eine Studie an die Öffentlichkeit, die zeigt, wie Manager in dieser Branche ticken.

Auch der gegenwärtige Präsidentschaftskandidat der Republikaner, Mitt Romney, ist dabei.



Das erinnert stark an Spanien, wo die Banken unwissenden Bürgern Schrottpapiere angedreht haben, wohlwissend, welche Gefahr von ihnen ausgeht. Die Verantwortung dafür übernahm niemand.
Was Bain gemacht hat ist kein Betrug. Wer geheime Daten eines Unternehmens an Studenten weitergibt, der ist einfach nur strohdoof. Der gehört gefeuert, weil er womöglich gegen seine eignen Arbeitsrichtlinien verstößt. In Zeiten von Corporate Governance und Tralala gibt es schon Rüffel, wenn ausgedruckte Dokumente länger als 5-30min im Drucker liegen bleiben.
wo die Banken unwissenden Bürgern Schrottpapiere angedreht haben
Man muss eben lesen was man unterschreibt. Die Ausnutzung von Dummheit ist kein Betrug. Es steht niemand mit der Knarre da, der einen zwingt sein Geld zu 5% anzulegen.
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Re: Studie über Finanzindustrie: Betrug gehört zum Erfolg

Beitrag von Falk1990 »

Karl Murx » Sa 14. Jul 2012, 18:51 hat geschrieben: Man muss eben lesen was man unterschreibt. Die Ausnutzung von Dummheit ist kein Betrug. Es steht niemand mit der Knarre da, der einen zwingt sein Geld zu 5% anzulegen.
Eine Bank hat immer auch eine beratende Funktion. Wenn sie dieser nicht gerecht wird und stattdessen Augenwischerei betreibt, kann man das sehrwohl als Betrug bezeichnen.
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Re: Studie über Finanzindustrie: Betrug gehört zum Erfolg

Beitrag von Tantris »

Karl Murx » Sa 14. Jul 2012, 18:51 hat geschrieben:
Man muss eben lesen was man unterschreibt. Die Ausnutzung von Dummheit ist kein Betrug. Es steht niemand mit der Knarre da, der einen zwingt sein Geld zu 5% anzulegen.
Mit dem recht hastes gar nicht, was?
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Re: Studie über Finanzindustrie: Betrug gehört zum Erfolg

Beitrag von John Galt »

Tantris » So 15. Jul 2012, 00:08 hat geschrieben:
Mit dem recht hastes gar nicht, was?
Doch habe ich.

Sagt dir der Fall "Clerical Medical" etwas? Das ist ein aktueller Fall in Deutschland.

Dort ging es um kreditfinanzierte Lebensversicherungen. Die Anleger haben den Anbieter verklagt, weil die "prognostizierten"/modellhaften Ausschüttungen ihrer Fonds so nicht stattgefunden haben.

Da muss man sich wirklich an den Kopf fassen, wie naiv manche Leute sind. Der BGH hat das vor ein paar Tagen and die Vorinstanz zurückgewiesen.

Pervers wäre es, wenn der Anbieter zahlen muss. Die Kunden wollen 5-10% Rendite und wenn es schiefgeht, spielen sie die naiven Schäfchen vor Gericht, das ist natürlich auch ein Geschäftsmodell.
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Re: Studie über Finanzindustrie: Betrug gehört zum Erfolg

Beitrag von John Galt »

Falk1990 » Sa 14. Jul 2012, 21:03 hat geschrieben: Eine Bank hat immer auch eine beratende Funktion. Wenn sie dieser nicht gerecht wird und stattdessen Augenwischerei betreibt, kann man das sehrwohl als Betrug bezeichnen.

Die Bank muss nicht Privatlehrer für Anleger spielen.

Kein Mensch geht in den Elektromarkt und kauft einen Fluxkompensator ohne zu wissen, was das eigentlich ist.

Aber wenn die Bank einem nachrangiges Hybridkapital für 5% vorschlägt, da schalten sich alle Gehirnzellen ab und die Kunden kaufen den Schrott ungefragt. Wenn es schief geht, spielt man dann vor Gericht wieder das naive Schäfchen.
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Re: Studie über Finanzindustrie: Betrug gehört zum Erfolg

Beitrag von pudding »

Karl Murx » So 15. Jul 2012, 08:41 hat geschrieben:

Die Bank muss nicht Privatlehrer für Anleger spielen.

Kein Mensch geht in den Elektromarkt und kauft einen Fluxkompensator ohne zu wissen, was das eigentlich ist.

Aber wenn die Bank einem nachrangiges Hybridkapital für 5% vorschlägt, da schalten sich alle Gehirnzellen ab und die Kunden kaufen den Schrott ungefragt. Wenn es schief geht, spielt man dann vor Gericht wieder das naive Schäfchen.
Das Erfolgsrezept der Bankster, übervorteilen, bewusst über den Tisch ziehen, täuschen. Anscheinend ist die Branche nicht mehr fähig mit reellen, ehrlichen Geschäften ihr Geld zu verdienen. Kein Wunder bei den enormen Summen die da erzielt werden kommt der Verdacht auf das das nicht mit ehrlichen Mitteln möglich ist. Und dann gibt es da tatsächlich Leute die das für richtig halten.
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Re: Studie über Finanzindustrie: Betrug gehört zum Erfolg

Beitrag von Naim »

pudding » So 15. Jul 2012, 09:05 hat geschrieben: Das Erfolgsrezept der Bankster, übervorteilen, bewusst über den Tisch ziehen, täuschen. Anscheinend ist die Branche nicht mehr fähig mit reellen, ehrlichen Geschäften ihr Geld zu verdienen. Kein Wunder bei den enormen Summen die da erzielt werden kommt der Verdacht auf das das nicht mit ehrlichen Mitteln möglich ist. Und dann gibt es da tatsächlich Leute die das für richtig halten.
Dem sogenannten "Bankster" und den Anleger treibt doch letztendlich die selbe Motivation: Mit möglichst wenig Arbeit, möglichst viel Geld scheffeln. Die Anlieger da von jeglicher Haftung frei zu sprechen - außer in wirklichen Betrugsfällen - fällt mir wirklich schwer. Das Geschäftsgebaren vieler Banken wird doch erst durch unwissende Anlieger möglich, da kann der Staat noch so viel regulieren. Der beste Schutz für viele - nicht alle - Anlieger, wäre unter Anderen, wenn sie ihre Geschäftsfähigkeit mal ernst nehmen. Die Informationen, um ein Finanzprodukt zu beurteilen, sind meistens nur ein paar Mausklicks entfernt. Und was man nicht versteht, wird natürlich nicht gekauft.

Raffgier herrscht auf beiden Seiten!
Zuletzt geändert von Naim am Sonntag 15. Juli 2012, 11:52, insgesamt 3-mal geändert.
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Re: Studie über Finanzindustrie: Betrug gehört zum Erfolg

Beitrag von Tantris »

Karl Murx » So 15. Jul 2012, 08:41 hat geschrieben:

Die Bank muss nicht Privatlehrer für Anleger spielen.

Kein Mensch geht in den Elektromarkt und kauft einen Fluxkompensator ohne zu wissen, was das eigentlich ist.

Aber wenn die Bank einem nachrangiges Hybridkapital für 5% vorschlägt, da schalten sich alle Gehirnzellen ab und die Kunden kaufen den Schrott ungefragt. Wenn es schief geht, spielt man dann vor Gericht wieder das naive Schäfchen.
Ja, die omas mit den angedrehten lehmanzertifikaten waren die wahren heuschrecken. Die berater der banken, haben sich mit händen und füßen gewehrt, wollten die fetten provisionen niemals annehmen, aber die omas waren halt stärker.

Murx, du machst deinem namen mal wieder alle ehre...

Edit:
wer sich bei ner nachrangigen anleihe mit 5% zufrieden gibt, der ist mit sicherheit falsch beraten!
Zuletzt geändert von Tantris am Sonntag 15. Juli 2012, 12:37, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Studie über Finanzindustrie: Betrug gehört zum Erfolg

Beitrag von John Galt »

Tantris » So 15. Jul 2012, 11:36 hat geschrieben:
Ja, die omas mit den angedrehten lehmanzertifikaten waren die wahren heuschrecken. Die berater der banken, haben sich mit händen und füßen gewehrt, wollten die fetten provisionen niemals annehmen, aber die omas waren halt stärker.

Murx, du machst deinem namen mal wieder alle ehre...

Edit:
wer sich bei ner nachrangigen anleihe mit 5% zufrieden gibt, der ist mit sicherheit falsch beraten!
Nun man hat den Omas halt ein Angebot gemacht. Wie es in der Marktwirtschaft nun mal üblich ist.

Die Omas haben das Angebot mit ihrer Willenserklärung angenommen und haben eben die Rechtsfolgen daraus zu tragen.

Es ist eine Sauerei sondergleichens, wenn die Sparkassen diesen Idioten freiwillig Geld erstatten.


Die 5% waren nur ein Beispiel.
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Re: Studie über Finanzindustrie: Betrug gehört zum Erfolg

Beitrag von Tantris »

Karl Murx » So 15. Jul 2012, 12:46 hat geschrieben:
Nun man hat den Omas halt ein Angebot gemacht. Wie es in der Marktwirtschaft nun mal üblich ist.
Das hab ich gemeint, mit dem vorwurf, du habest es mit dem recht nicht so. Hast du schonmal was von "treu und glauben" gehört? Das klingt romantisch, gell? Ist aber ein juristischer begriff. Im klartext bedeutet das ungefähr: red dich nicht oberschlau raus, wenn du jemanden abzockst!
Die 5% waren nur ein Beispiel.
Bei nachrangigen anleihen sollten schon 10 % drin sein.


Ansonsten weisste doch eh was los ist: die "bankberater" kriegen unterschiedliche provisionen, je nach dem, was sie den leuten verkaufen und die kunden halten sie für berater.

Also, die absolute vertragsfreiheit, die du propagierst, ist nichts anderes als eine art faustrecht und wird vom gesetzgeber selbverständlich gehörig eingeschränkt, mit rücktrittsrechten bei haustürgeschäften, um OS zu handeln brauchst eine finanztermingeschäftsfähigkeit usw.

Natürlich gibts auch den gierigen kunden, der unbedingt sein geld verzocken will. Soll er. Aber, er soll es auch wissen, was er macht.
Wer weiss, was er macht, handelt bei direktbanken und brokern, spart enorm gebühren und lässt sich von niemanden beraten.
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Re: Studie über Finanzindustrie: Betrug gehört zum Erfolg

Beitrag von Naim »

Karl Murx » So 15. Jul 2012, 11:46 hat geschrieben:
Nun man hat den Omas halt ein Angebot gemacht. Wie es in der Marktwirtschaft nun mal üblich ist.

Die Omas haben das Angebot mit ihrer Willenserklärung angenommen und haben eben die Rechtsfolgen daraus zu tragen.

Es ist eine Sauerei sondergleichens, wenn die Sparkassen diesen Idioten freiwillig Geld erstatten.


Die 5% waren nur ein Beispiel.
Dies ist Quatsch: Was da mit älteren Menschen abgezogen worden ist, hat eindeutig gegen die guten Sitten verstoßen und grenzte, bzw. war oftmals Betrug. Arglistige Täuschung könnte man dies auch nennen. Mündlich wurden da oft ganz andere Verträge geschlossen, als letztendlich schriftlich festgehalten.
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Re: Studie über Finanzindustrie: Betrug gehört zum Erfolg

Beitrag von John Galt »

Tantris » So 15. Jul 2012, 12:01 hat geschrieben: Das hab ich gemeint, mit dem vorwurf, du habest es mit dem recht nicht so. Hast du schonmal was von "treu und glauben" gehört? Das klingt romantisch, gell? Ist aber ein juristischer begriff. Im klartext bedeutet das ungefähr: red dich nicht oberschlau raus, wenn du jemanden abzockst!


Bei nachrangigen anleihen sollten schon 10 % drin sein.


Ansonsten weisste doch eh was los ist: die "bankberater" kriegen unterschiedliche provisionen, je nach dem, was sie den leuten verkaufen und die kunden halten sie für berater.

Also, die absolute vertragsfreiheit, die du propagierst, ist nichts anderes als eine art faustrecht und wird vom gesetzgeber selbverständlich gehörig eingeschränkt, mit rücktrittsrechten bei haustürgeschäften, um OS zu handeln brauchst eine finanztermingeschäftsfähigkeit usw.

Natürlich gibts auch den gierigen kunden, der unbedingt sein geld verzocken will. Soll er. Aber, er soll es auch wissen, was er macht.
Wer weiss, was er macht, handelt bei direktbanken und brokern, spart enorm gebühren und lässt sich von niemanden beraten.
Kenne ich. Passt hier aber nicht.

Ja die Finanztermingeschäftsfähigkeit habe ich. 90% der Kunden haben das Infomaterial aber nicht durchgelesen und auch ich blicke nicht jeden exotischen Optionsschein auf Anhieb durch. Deshalb kaufe ich so einen Mist auch nicht (also die Exoten).

Nun es sind die gierigen Kunden die sich kreditfinanzierte Lebensversicherungen und Zertifikate mit Emittenrisiko kaufen und scharf auf den Gewinn sind. Wenn es nicht so läuft wie sie es sich denken, ist natürlich der Verkäufer schuld und vor den Richtern stellt man sich dann als naives Schäfchen dar. Das erinnert eher an actio libera in causa.
Zuletzt geändert von John Galt am Sonntag 15. Juli 2012, 13:10, insgesamt 2-mal geändert.
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Re: Studie über Finanzindustrie: Betrug gehört zum Erfolg

Beitrag von Tantris »

Karl Murx » So 15. Jul 2012, 13:07 hat geschrieben:
Kenne ich. Passt hier aber nicht.

Ja die Finanztermingeschäftsfähigkeit habe ich. 90% der Kunden haben das Infomaterial aber nicht durchgelesen und auch ich blicke nicht jeden exotischen Optionsschein auf Anhieb durch. Deshalb kaufe ich so einen Mist auch nicht (also die Exoten).
Ich nehme an, die sich für finanztermingeschäftsfähig halten, sind nicht die, die danach die armen opfer spielen.

Buffet nannte die dinger ja mal massenvernichtungswaffen. Wenn ich mal unbedingt viel geld in kurzer zeit verbrennen will, greife ich vielleicht mal darauf zurück.

Nun es sind die gierigen Kunden die sich kreditfinanzierte Lebensversicherungen und Zertifikate mit Emittenrisiko kaufen und scharf auf den Gewinn sind. Wenn es nicht so läuft wie sie es sich denken, ist natürlich der Verkäufer schuld und vor den Richtern stellt man sich dann als naives Schäfchen dar. Das erinnert eher an actio libera in causa.
Ich würde nie behaupten, dass alle die sich beklagen, das mit recht tun, es gab aber tatsächlich mal eine zeit, die noch nicht lange her ist, da waren die banken verdammt "vertriebsgeil" und dann kann es schonmal passieren, dass man an einen "ehrgeizigen" berater kommt.

Du kennst sicher auch die qualitätstests der bankberater. Ein schauriges kapitel...
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Re: Studie über Finanzindustrie: Betrug gehört zum Erfolg

Beitrag von John Galt »

Nun, die Banker die die Sachen verkaufen, glänzen natürlich nicht gerade mit ihrer Fachkompetenz. Ich kenne über 100 von der Sorte, aber du wirst auch bei einem Porscheverkäufer zu 99% keine Antwort bekommen, wenn du nach dem Wirkungsgrad des Motors fragst. So ist eben auch bei Zertifikaten. Wobei die Zertifikate von ihrer Struktur eher harmlos gewesen sein dürften. Die Zertifikate wurden ja nicht wertlos, sondern das Emittentenrisiko kam zur Geltung.
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Re: Studie über Finanzindustrie: Betrug gehört zum Erfolg

Beitrag von Tantris »

Karl Murx » So 15. Jul 2012, 13:31 hat geschrieben:Nun, die Banker die die Sachen verkaufen, glänzen natürlich nicht gerade mit ihrer Fachkompetenz. Ich kenne über 100 von der Sorte, aber du wirst auch bei einem Porscheverkäufer zu 99% keine Antwort bekommen, wenn du nach dem Wirkungsgrad des Motors fragst. So ist eben auch bei Zertifikaten. Wobei die Zertifikate von ihrer Struktur eher harmlos gewesen sein dürften. Die Zertifikate wurden ja nicht wertlos, sondern das Emittentenrisiko kam zur Geltung.
Sie wurden wertlos aufgrund des emitentenrisikos.

Ein berater, der auch nur annähernd seinen namen verdient, sollte zu diversifizierung raten. Eine oma die alles auf ein zertifikat setzt, kommt mir schon etwas komisch vor.
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Re: Studie über Finanzindustrie: Betrug gehört zum Erfolg

Beitrag von Kibuka »

Die Manipulation des Libors ist ein weiteres Puzzlestück in dem Gesamtbild mit dem Namen Finanzbranche.

Natürlich müssen private Anleger mündig sein, aber es besteht ein Unterschied darin, ob man fahrlässig spekulative Finanzprodukte erwirbt oder systematisch von Drückerbanden dazu verleitet wird.

Es müsste weit mehr Kontrollen bei Bankberatungen geben, als das derzeit der Fall ist.

Auch in BW wurde die Regierung unter Mappus einwandfrei von windigen Bankern über den Tisch gezogen.

Wer nach den Skandalen der vergangenen Jahre glaubt, diese Industrie bedürfe keiner wesentlich schärferen Kontrolle, der muss entweder in dieser Industrie arbeiten und davon profitieren oder extrem naiv sein.
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Re: Studie über Finanzindustrie: Betrug gehört zum Erfolg

Beitrag von John Galt »

Kibuka » So 15. Jul 2012, 14:51 hat geschrieben:Die Manipulation des Libors ist ein weiteres Puzzlestück in dem Gesamtbild mit dem Namen Finanzbranche.
Du weißt sicherlich wie der LIBOR berechnet wird?

Wenn du deine Informationen nur aus der Zeitung beziehst, dann liegt deine Vermutung wohl eher falsch, denn die Journalisten wissen es ebenfalls nicht.
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Re: Studie über Finanzindustrie: Betrug gehört zum Erfolg

Beitrag von Frank_Stein »

Tantris » Sa 14. Jul 2012, 17:17 hat geschrieben:Kann man das problem nicht einfach durch mehr de-regulation lösen?
Dann wäre all das legal und keiner könnte sich beschweren.
nein dieses Problem ließe sich eher lösen, indem
man die vermögenswirksamen Leistungen abschafft
und andere Sparerförderungen

warum subventioniert der Staat die Versicherungsvertreter
und andererseits bestraft er die Sparer mit der Abgeltungssteuer?
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Re: Studie über Finanzindustrie: Betrug gehört zum Erfolg

Beitrag von ralphon »

Und dann natürlich auf Bankenrettungen verzichten. Dann verlieren die Kunden ihre Einlagen, aber auch die Verkäufer ihren Job. Und die Kundschaft wird vorsichtiger.
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Re: Studie über Finanzindustrie: Betrug gehört zum Erfolg

Beitrag von Kibuka »

Neue Erkenntnisse aus dem Libor-Skandal. Die Deutsche Bank entlässt fünf Händler.
Deutsche Bank suspendiert fünf Händler

Der Bankenskandal um Zinsmanipulationen zieht weitere Kreise. Die Deutsche Bank beurlaubte wegen der Affäre Finanzkreisen zufolge erstmals auch Händler in Frankfurt. Insgesamt sind sieben Händler im Visier. In E-Mails machten sich am Betrug beteiligte Händler der UBS zudem über laxe Kontrollen lustig.

Frankfurt - Insgesamt seien fünf Mitarbeiter aus dem Geldmarktteam suspendiert worden, sagte eine mit der Angelegenheit vertraute Person der Nachrichtenagentur Reuters am Mittwoch. "Grund war ein mögliches Fehlverhalten dieser Händler." Sie waren unter anderem an der Festsetzung des in Europa wichtigen Referenzsatzes Euribor beteiligt.

Damit hat das größte deutsche Geldhaus im Skandal um die Manipulation von Zinsen nun insgesamt sieben Händler im Verdacht. Zwei waren zuvor bereits entlassen worden im Zusammenhang mit Manipulationen des internationalen Satzes Libor.

Die Royal Bank of Scotland (RBS) muss unterdessen wegen der Affäre 615 Millionen Dollar zahlen, wie das Institut bekannt gab. Bei dem Geldhaus sind mehr als 20 Händler im Visier der Ermittler.

UBS-Händler machten sich in E-Mails lustig

Weltweit wird in dem Skandal gegen mehr als ein Dutzend Banken ermittelt. Mehrere Ringe von Händlern sollen in der Finanzkrise Referenzzinsen zu ihren Gunsten manipuliert haben, um Handelsgewinne einzustreichen. In E-Mails, die am Mittwoch ebenfalls veröffentlicht wurden, machten sich beteiligte Händler lustig, wie leicht es sei, mit Manipulationen von Sätzen wie dem Euribor oder Libor reich zu werden.

"Es ist einfach verblüffend, wie die Libor-Festsetzung einem soviel Geld einbringen kann. Es ist jetzt ein Kartell hier in London", schrieb einer der RBS-Händler in den Mails. Bei der Deutschen Bank Chart zeigen war die Beurlaubung der Mitarbeiter, die keine führenden Positionen hatten, Ergebnis der noch laufenden internen Untersuchung.

[...]

http://www.manager-magazin.de/unternehm ... 95,00.html
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Kibuka
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Re: Studie über Finanzindustrie: Betrug gehört zum Erfolg

Beitrag von Kibuka »

Die Libor-Bande

10.02.2013 · Nach und nach kommt heraus, mit welch krimineller Energie Banken über Jahre den Zins manipulierten. Jetzt wehren sich die Opfer.

Einer der größten Bankenskandale in der Wirtschaftsgeschichte steht kurz vor der Aufklärung. Betroffen ist fast jeder. Die großen Banken der Welt haben in einem beispiellosen Kartell über Jahre hinweg den Zins manipuliert, die wichtigste Stellgröße der Wirtschaft. Sie haben ihn mit üblen Tricks nach unten und oben getrieben - genauso, wie es ihnen gerade passte. Und keiner konnte sich ihrer Machenschaften entziehen. Während man bei Zertifikaten oder komplizierten Finanzprodukten immer noch selbst entscheiden kann, ob man sie kauft, entkommt der Macht des Zinses keiner.

Auch Leute, die von der großen weiten Finanzwelt wenig halten und nur ein Konto oder einen Hauskredit bei der Sparkasse haben, konnten leicht zum Opfer werden. Unmittelbar manipuliert wurden zwar lediglich die Bankenzinssätze Libor und Euribor. Das hatte aber Folgen für Sparkonten und Sparpläne, deren Zins an den Bankenzins gekoppelt ist, wie sie zum Beispiel Volksbanken und Sparkassen auch für Privatkunden anbieten. Und bei der Festlegung vieler anderer Zinsen dient der Bankenzins zumindest als Richtschnur. Gesetzlich vorgeschrieben ist die Orientierung am Bankenzins sogar für die Dispo-Zinsen beim Girokonto bei der Sparkasse.

„Betroffen von der Manipulation war damit fast jeder“, sagt Bankenprofessor Hans-Peter Burghof. „Auch die Unternehmer. Das Kalkül für Investitionen wird verzerrt, wenn der Zins manipuliert wird.“Schließlich vergleicht der Unternehmer bei einer Investition immer: Welche Rendite bringt die Investition? Und welchen Zins bekomme ich, wenn ich das Geld am Kapitalmarkt anlege? Ist der Zins verfälscht, hinkt die ganze Rechnung.

„Organisierte Kriminalität“

Sogar in der Wissenschaft haben Professoren mit den gemauschelten Libor-Sätzen gerechnet. „Der Libor ist als Referenzzins in vielen Studien verwendet worden“, sagt Jan-Pieter Krahnen, Direktor des Center for Financial Studies in Frankfurt. Was soll man jetzt mit diesen Studien machen? Alle in die Tonne kloppen? So weit würde Krahnen nicht gehen: Gleichwohl ist das Entsetzen über die Manipulation in der Wissenschaft stark.

Die große Frage lautet: Wie war das überhaupt möglich? Und was hat die Banker motiviert?

Für drei große Banken haben die Aufsichtsbehörden dazu jetzt unglaubliche Berichte präsentiert: Mit der britischen Bank Barclays fing es an, dann kam die Schweizer UBS an die Reihe, vergangene Woche die Royal Bank of Scotland - und als Nächstes warten alle gespannt auf die Deutsche Bank.

Was dabei über das Verhalten der Banken herauskam, lässt Bankenprofessor Burghof von „organisierter Kriminalität“ sprechen. Um zu verstehen, wie man einen solchen Zins manipulieren kann, muss man das Verfahren betrachten, wie er entsteht. Der Libor wird weder von einer zentralen Stelle festgesetzt wie der Leitzins der Europäischen Zentralbank, noch kommt er am Markt durch Angebot und Nachfrage zustande. Er entsteht durch eine Art Umfrage bei großen Banken. Sie melden jeden Tag um elf Uhr an den britischen Bankenverband BBA, zu welchem Zinssatz sie sich Geld von anderen Banken leihen könnten. Aus diesen Meldungen wird ein Durchschnitt gebildet - der „Libor“, auf den sich dann Zinsen von Darlehen, Sparguthaben und Finanzprodukten überall auf der Welt beziehen.

Derivatehändler kungelten mit den Geldhändlern

Das Problem nun: Banken leihen sich heute nur selten ohne Sicherheiten noch Geld. Es gibt zu wenige reale Geschäfte, auf die sich die Meldungen für den Libor gründen können. Das schafft Ermessensspielraum - und Interessenkonflikte. Man kann gut tricksen, indem man Zahlen meldet, die einem gerade passen. „Der Libor-Zins lud zu Manipulation geradezu ein“, sagt Elke König, die Chefin der Bankenaufsicht Bafin. „Aus heutiger Sicht macht mich das sprachlos.“

Vor allem zwei Motive trieben Banker an, den Zins zu manipulieren. Das eine war der sogenannte „Schaufenster-Effekt“: Banken versuchten in der Finanzkrise durch die Meldung eines zu niedrigen Libor-Wertes den Eindruck zu erwecken, sie könnten sich günstiger Geld leihen, als das in Wirklichkeit der Fall war. Dadurch sollten Kunden und Konkurrenten glauben, die Lage der Bank sei besser, als sie damals war. „Low balling“ nennen die Banker dieses bewusste Nach-unten-Manipulieren. Gerade bei Barclays, aber auch bei der UBS spielte dieses Motiv eine Rolle. Das andere Motiv war die Habgier von Händlern, die den Zins manipulierten, weil es ihren Spekulationen gerade nutzte. Sie manipulierten den Zins nicht immer in eine Richtung, sondern mal nach oben, mal nach unten. Und machten Handelsgeschäfte für die Bank, von denen sie über eine Gewinnbeteiligung oder einen saftigen Bonus profitierten.

Insider schildern dieses Geschäftsmodell so: Derivatehändler deckten sich mit Wertpapieren ein, die man als Wette auf die künftige Entwicklung des Libor betrachten kann. Etwa Termingeschäfte auf den Drei-Monats-Libor. Diese Handelspositionen brachten ihnen Geld ein, wenn der Libor zu einem bestimmten Zeitpunkt eine bestimmte Höhe hatte.

Dann sprachen sich die Händler mit anderen ab - zunächst innerhalb der Bank. Die Derivatehändler kungelten mit den Geldhändlern - jenen Leuten, die jeden Tag die Libor-Meldungen machten.

2000 Manipulationsversuche zwischen 2005 und 2012

Als zweiten Schritt sprachen sich die Libor-Melder dann mit Kollegen aus anderen Banken ab. Das war offenbar ein Geben und Nehmen: Mal half der eine dem anderen, mal der andere dem einen. In einigen Fällen wurden auch Broker bestochen, die ihrerseits wieder anderen Banken zu niedrige oder zu hohe Zinssätze nannten.

Was waren das für Leute, die so was machten? Als extremes Beispiel wird in den Ermittlungsakten Tom Hayes genannt, ein 33 Jahre alter Händler der UBS in Tokio. Er war ein Star im Handelsraum und brachte seiner Bank Hunderte von Millionen Dollar ein. Für Hayes genügte ein winziges Rädchen, um gewaltige Summen zu bewegen: Er habe in einem Fall den Libor nur um 0,01 Prozent manipulieren müssen, damit seine Spekulationsgeschäfte einen Gewinn von 459.000 Dollar abwarfen, wird berichtet.

Davon machte er offenbar reichlich Gebrauch - und andere auch. Die Behörden jedenfalls kamen zu dem Schluss, zwischen 2005 und 2010 habe es bei der UBS mindestens 2000 Manipulationsversuche gegeben. Sie verdächtigen die Bank sogar, in dieser Zeit ausschließlich gefälschte Libor-Meldungen abgegeben zu haben.

Bei der Deutschen Bank hingegen, dem prominentesten Fall hierzulande, ist den Behörden vor allem die „French Connection“ aufgefallen: ein Ring von Händlern, die alle einen Bezug zu Frankreich hatten und sich deshalb auf Französisch verständigten. Das hatte für die Übeltäter den Vorteil, dass sie eine Zeitlang vor den automatischen Scan-Programmen der Aufsicht geschützt waren. Diese Programme durchkämmten Mails von Händlern in heiklen Bereichen auf alle Worte, die auf Manipulationen hindeuten. Allerdings nur auf Englisch. Es soll eine der ersten Reaktionen auf den Skandal gewesen sein, dass die Aufsicht mehrsprachige Suchprogramme einsetzte.

40 Millionen Euro Bonus

Einer, der zu dieser „French Connection“ gehört haben soll, ist Christian Bittar. Er war bei der Deutschen Bank in London ein „Rainmaker“, wie die Investmentbanker ihre toughen Stars nennen. In nur einem Jahr soll er seiner Bank durch Zinswetten satte 500 Millionen Euro eingebracht haben.

Der übermotivierte Händler der Deutschen Bank soll zusammen mit einem marokkanischen Kollegen von Barclays namens Philippe Moryoussef die Zins-Meldungen koordiniert haben. Bittar kannte Moryoussef von einer gemeinsamen Zeit bei der französischen Großbank Société Générale. Die zwei kommunizierten vor allem über einen Chatroom des Finanzdaten-Systems Bloomberg. Weitere Freunde der französischen Sprache aus englischen und französischen Banken machten mit - ein richtiger „Ring“ bildete sich, ein „Panel“.

Später gehörte Bittar zu den ersten, die im Zuge des Libor-Skandals die Deutsche Bank verlassen mussten - zusammen mit einem Kollegen. Stolze 40 Millionen Euro Bonus, die er eigentlich noch bekommen sollte, hält die Bank bis heute zurück. Mittlerweile arbeitet Bittar beim Hedgefonds Blue Crest in Genf. Zu den Vorgängen will er sich nicht äußern.

„Die French Connection wollte den Zins nicht manipulieren, um ihre Banken besser dastehen zu lassen“, sagt ein Insider. „Denen ging es nur darum, Geschäfte zu machen - und von ihrer Beteiligung an den Geschäften und einem höheren Bonus zu profitieren.“

[...]

http://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/w ... 57074.html
Es ist schwer nachvollziehbar, dass derartige Betrüger praktisch nicht belangt werden. Im Zweifelsfall zahlt die Bank hohe Strafen, die verantwortlichen Personen verlassen die Bank, behalten die Boni und heuern bei einem anderen Institut an.

Diese Personen hätten allesamt hart bestraft werden müssen, wie Bernard Madoff in den USA.

Gleichzeitig zeigen die Vorfälle wahrscheinlich nur die Spitze des Eisbergs.
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Re: Sammelstrang: Aktien, Fonds, Trading, Finanzen ...

Beitrag von Franco Frascella »

Skull » Fr 13. Sep 2013, 10:37 hat geschrieben:No Risk, no fun.

Jeder ist selbst verantwortlich. Und sollte sich hinterher nicht beschweren.


mfg
Wunderbar, kannst du mir dann aber die gängige Praxis in Deutschland, Europa und der Welt erklären? Ich meine, wenn Banken, Versicherungen etc. sich verzockt haben, dann werden die immer gerettet und ich haben noch keinen Bankenvorstand gesehen, der nachher in Hartz IV gefallen ist aber um beim Thema zu bleiben, kommen dir solche Pensionsansprüche etwa bekannt vor?
Hypo Real Estate (HRE)

Im Oktober 2008 trat Axel Wieandt den Vorstandsvorsitz der infolge der Finanzkrise in finanzielle Schieflage geratenen HRE an.[7] Unter seinem Vorgänger Georg Funke war die HRE nach dem Zusammenbruch von Lehman Brothers durch ihre Tochtergesellschaft Depfa in eine existenzbedrohende Liquiditätskrise geraten. Sie konnte nur mit erheblichen Liquiditätsgarantien und Kapitalhilfen des Staates gerettet werden. Begründet wurde dies durch die Systemrelevanz der Bank.[8] Im Laufe des Jahres 2009 wurde der Bund schließlich Alleineigentümer der Bank.
→ Hauptartikel: Hypo Real Estate

Während seiner Amtszeit als Vorstandsvorsitzender wurde die pbb Deutsche Pfandbriefbank als neue „strategische Kernbank des Konzerns“ ins Leben gerufen. In ihr wurden strategische Aktiva und das Neugeschäft mit den Geschäftsfeldern Immobilienfinanzierung und Staatsfinanzierung gebündelt.[9] Durch diese „good bank“ wurden ab Herbst 2009 wieder Pfandbriefe emittiert. Zudem wurde die Gründung einer „bad bank“, der heutigen FMS Wertmanagement, vorbereitet. Ab Dezember 2008 übernahm Wieandt zeitweise neben dem Vorstandsvorsitz auch die Funktion des Finanzvorstands, ab Februar 2009 zudem die des Immobilienvorstands.[10]

Am 25. März 2010 bot Axel Wieandt dem Aufsichtsrat der HRE seinen Rücktritt vom Amt des Vorstandsvorsitzenden an. Der Aufsichtsrat nahm das Angebot an und entband ihn von seinen Ämtern. Hintergrund waren laut HRE-Presseerklärung unterschiedliche Auffassungen bezüglich der Geschäftsleitung zwischen dem Finanzmarktstabilisierungsfonds SoFFin und dem Vorstandsvorsitzenden.[11] Nach Ansicht von Insidern forderte Wieandt mehr Freiheit gegenüber dem Staat als Alleinaktionär der Bank. Die Kernkapitalquote sollte nach seinen Vorstellungen über 10 Prozent gehalten werden, wohingegen der SoFFin-Chef Hannes Rehm einen „schonenden Umgang“ mit Steuermitteln versprach und auf eine Absenkung drängte.[12] Ein weiterer Streitpunkt war die Frage, ob für die Sanierung wichtige Mitarbeiter durch Gewährung vertraglich vereinbarter Bonuszahlungen in Höhe von 25 Millionen Euro im Unternehmen gehalten werden können. Wieandt befürchtete einen Exodus der Spezialisten, der bereits an den Standorten New York und Dublin eingesetzt hatte, weil die Konkurrenz mit höheren Gehältern lockte. Die Lücke müssten dann weitaus teurere Berater füllen. Die SoFFin widersetzte sich den Bonuszahlungen jedoch zunächst.[13] Ein dritter Grund für den Abgang von Wieandt lag im Bestreben der SoFFin, umfangreiche Informationspflichten in kurzen Intervallen durchzusetzen. Bei Verstößen dagegen sollten Vertragsstrafen in Millionenhöhe fällig werden, die die Bank auf ihre Vorstände hätte abwälzen können. Wieandt widersetzte sich dieser verschärften Haftung. Nach Insidereinschätzung war dies der Knackpunkt.[14]

Zu Kontroversen in den Medien kam es über die Pensionsregelung für Axel Wieandt.[15] Der Aufsichtsrat gewährte ihm ab dem 60. Lebensjahr eine Altersversorgung von 240.000 Euro p.a. Nach Aussage des HRE-Aufsichtsratsvorsitzenden Michael Endres erfolgte die Regelung mit Wissen des SoFFin und des Bundesfinanzministeriums.[16] Nachdem diese Kenntnisnahme vom Parlamentarischen Staatssekretär Steffen Kampeter (CDU) zunächst bestritten wurde, gab er sie nach Bekanntwerden einer informierenden E-Mail von Endres an SoFFin-Chef Hannes Rehm schließlich zu.[17]
http://de.wikipedia.org/wiki/Axel_Wieandt
Hey, 20.000,-- € Pensionsansprüche ab 60 und das für 1,5 Jahre Arbeit - hey, dann kann ich ja auch in Rente gehen - das reicht mir völlig - müsste aber aufgrund der längeren Beschäftigungszeit schließlich viel viel mehr bekommen als dieser "Milchbubi" :D , der nix anderes kann als Papier schmutzig zu machen.

Warum werden denn dann die Bänkster und z. B. der Mappus mit seinem ENBW Deal nicht zur Rechenschaft gezogen - ja, Mappus muss noch vor den Kaddi aber wir erinnern uns doch alle noch an Max Strauß usw.....
Das Wohlergehen eines Einzelnen, ist genau so wichtig, wie das Wohlbehagen der gesamten Menschheit - nie wieder Krieg und schon gar nicht gegen Russland.
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Beitrag von Tantris »

Franco Frascella » Sa 14. Sep 2013, 22:59 hat geschrieben: Wunderbar, kannst du mir dann aber die gängige Praxis in Deutschland, Europa und der Welt erklären? Ich meine, wenn Banken, Versicherungen etc. sich verzockt haben, dann werden die immer gerettet....
Hier geht es ja ums geld anlegen. Wenn du also "weisst", das banken und versicherungen "immer gerettet" werden, dann ist dein geld dort auf jeden fall sicher. Logisch.

Vorsichtigeren charakteren würde ich allerdings trotzdem eine gewisse diversifikation empfehlen...
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