Ohne wirkliche Wurzlen - der Liberalismus in Deutschland

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Talyessin
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Ohne wirkliche Wurzlen - der Liberalismus in Deutschland

Beitrag von Talyessin »

Hallo,

angestossen durch einen sehr lesenswerten Artikel in der Süddeutschen Zeitung von diesem Wochenende ( leider ist der Artikel in der online Ausgabe nicht zu lesen ), wollt ich die Diskussion anstossen, ob der Liberalismus in Deutschland wirklich Wurzeln hat, oder nicht. Wichtig ist, das ich nicht einzelne Teile des liberalen Denkens meine, sondern in seiner Komplexität.
Der historische Fehler im deutschsprachigen Liberalismus - auch die Österreichischen Liberalen haben damit immer noch zu kämpfen - liegt meiner Meinung nach im Enstehen der beiden deutschen Staaten zwischen 1848 und 1871. Während sich in anderen Ländern der Liberalismus komplex mit der Thematik Nationalstaat plus Demokratie verband, wurde dies sowohl in dem entstehenden Deutschen Reich, sowie noch vertrakter im Habsburger Vielvölkerstaat politisch verdrängt. Die Geschichte ist bekannt. Bismarck köderte zu dieser Zeit einen großteil der Liberalen, die Markt und Staat vor der Demokratie sahen mit selbigen. So kam es, das es zwar einen deutschen Staat mit einem für damalige Zeiten gut ausgeprägten Marktsystem gab, aber die Demokratie aussen vorblieb. Selbst als das Handeln der Liberalen für die Demokratie in den letzten Kriegsmonaten auf der Hand lag, überlas man es der damals noch sehr Sozialistischen SPD eine Demokratie zu fordern und schlussendlich auch auszurufen. Und als es durch Adolf Hitler zu deren Abschaffung kam, gab es bei den letzten Überbleibseln des Liberalismus keine Gegenstimme. So oblag es den Siegern - und im Dank an die USA - dem westlichen Besatzungsgebieten Demokratie zu verordnen. So wurden zwar die Verfasser des durchaus im Sinne des Liberalismus entstandene GG auf selbigen Gedankenweg gedrängt, aber der deutsche Liberalismus als solcher spielte keine Rolle. Und selbst die von den Marktliberalen so gepredigte soziale Markwirtschaft musste ein unpolitischer Professort in die Denkweisen der politischen Klasse Westdeutschlands importieren. Zum Glück nachhaltig!
Die letzte Chance, zur Zeiten der ersten GroKo, den Liberalismus nachhaltig im Denken zu verankern, wurde vergeben und leider Gottes in die Hände von meist sehr linksgerichteten Studenten geschoben.
Man kann sich jetzt parteipolitisch streiten, in wie weit die jeweiligen Parteien das eine oder andere vom Liberalismus sich zu eigen gemacht haben, aber keine Partei kann auf wirkliche liberale Grundzüge innerhalb der Gesellschaft zurückgreifen.
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John Galt
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Re: Ohne wirkliche Wurzlen - der Liberalismus in Deutschland

Beitrag von John Galt »

Der Liberalismus hatte es in Deutschland nicht leicht, da es um 1800 rum keine wirkliche Mittelschicht gab und der Adel im 19. Jahrhundert in Deutschland noch sehr mächtig war.

Durch die Industrialisierung bekam der Liberalismus dann etwas Aufwind. 1819 kamen dann die Karlsbader Beschlüsse, die die Liberale Bewegung in Deutschland einschränkte.
1848/1849 war womöglich die beste Chance den Liberalismus in Deutschland durchzusetzen. Allerdings war Friedrich Wilhelm der IV. kein Fan vom Pöbel und die Preußen schlugen die Aufstände in Baden und in der Pfalz nieder.

Wenn man sich die Paulskirchenverfassung anschaut, sieht man wie fortschrittlich die damals war. Vor allem wären erstmals die Grundrechte der Bevölkerung festgeschrieben worden.

Nach der misslungenen Revolution nahm ein bisschen später Bismarck dann die Liberalen in die Mangel, obwohl die liberalen Parteien im Deutschen Kaiserreich 30-40% der Stimmen bei den Reichtagswahlen bekamen. Allerdings lässt sich die Bismarcksche Reichsverfassung nicht ganz mit einer parlamentarischen Demokratie vergleichen. So konnte sich der Liberalismus dann nie wirklich verankern.

Wäre wirklich interessant zu wissen, wie die Geschichte bei einem Erfolg der Märzrevolution 1848/1849 verlaufen wäre.
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Talyessin
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Re: Ohne wirkliche Wurzlen - der Liberalismus in Deutschland

Beitrag von Talyessin »

Karl Murx » Mo 4. Apr 2011, 02:56 hat geschrieben:Der Liberalismus hatte es in Deutschland nicht leicht, da es um 1800 rum keine wirkliche Mittelschicht gab und der Adel im 19. Jahrhundert in Deutschland noch sehr mächtig war.

Durch die Industrialisierung bekam der Liberalismus dann etwas Aufwind. 1819 kamen dann die Karlsbader Beschlüsse, die die Liberale Bewegung in Deutschland einschränkte.
1848/1849 war womöglich die beste Chance den Liberalismus in Deutschland durchzusetzen. Allerdings war Friedrich Wilhelm der IV. kein Fan vom Pöbel und die Preußen schlugen die Aufstände in Baden und in der Pfalz nieder.

Wenn man sich die Paulskirchenverfassung anschaut, sieht man wie fortschrittlich die damals war. Vor allem wären erstmals die Grundrechte der Bevölkerung festgeschrieben worden.

Nach der misslungenen Revolution nahm ein bisschen später Bismarck dann die Liberalen in die Mangel, obwohl die liberalen Parteien im Deutschen Kaiserreich 30-40% der Stimmen bei den Reichtagswahlen bekamen. Allerdings lässt sich die Bismarcksche Reichsverfassung nicht ganz mit einer parlamentarischen Demokratie vergleichen. So konnte sich der Liberalismus dann nie wirklich verankern.

Wäre wirklich interessant zu wissen, wie die Geschichte bei einem Erfolg der Märzrevolution 1848/1849 verlaufen wäre.
Nun, hätte sich die Demokratie 48/49 durchgesetzt hätte es wohl den ersten Weltkrieg in dieser Form nicht gegeben, aber das ist müssig.
Was ich immer als Treppenwitz verstehe ist, das zwar die liberalen Parteien in den beiden Demokratien wenig zulauf hatten, die beiden großen Volksparteien, bzw. deren Vorgänger sich liberalisierten. Vom demokratischen Grundsatz her dürften 70 % der Parteien als Liberal gelten, inklusive Christsoziale, Christdemokratie und Sozialdemokratie.
Würde ja bedeuten, das zwar die liberalen Parteien erhebliche Bindungsprobleme haben, der Gedanke des Liberalismus aber nicht.
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Neandertaler
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Re: Ohne wirkliche Wurzlen - der Liberalismus in Deutschland

Beitrag von Neandertaler »

Talyessin » Mi 6. Apr 2011, 07:28 hat geschrieben: Nun, hätte sich die Demokratie 48/49 durchgesetzt hätte es wohl den ersten Weltkrieg in dieser Form nicht gegeben,
Warum?
Was ich immer als Treppenwitz verstehe ist, das zwar die liberalen Parteien in den beiden Demokratien wenig zulauf hatten, die beiden großen Volksparteien, bzw. deren Vorgänger sich liberalisierten. Vom demokratischen Grundsatz her dürften 70 % der Parteien als Liberal gelten, inklusive Christsoziale, Christdemokratie und Sozialdemokratie.
Würde ja bedeuten, das zwar die liberalen Parteien erhebliche Bindungsprobleme haben, der Gedanke des Liberalismus aber nicht.
Na dann ist doch alles gut
Talyessin » Mo 4. Apr 2011, 00:53 hat geschrieben:. Die Geschichte ist bekannt. Bismarck köderte zu dieser Zeit einen großteil der Liberalen, die Markt und Staat vor der Demokratie sahen mit selbigen. So kam es, das es zwar einen deutschen Staat mit einem für damalige Zeiten gut ausgeprägten Marktsystem gab, aber die Demokratie aussen vorblieb.
Wenn man das deutsche Kaiserreich als undemokratisch bezeichnet muss man fairerweise auch das damalige Frankreich und Großbritannien als undemokratisch bezeichnen. Hier hat sich in Deutschland durch einseitige Darstellung ein Mythos herausgebildet so lernen wir beispielsweise alle in der Schule von preußischen Klassenwahlrecht das aber in England und Frankreich Klassenwahlrechte noch 1945 bestanden ist weithin unbekannt.
Zuletzt geändert von Neandertaler am Sonntag 17. April 2011, 22:42, insgesamt 1-mal geändert.
Ich bin linksliberal, ich habe mich testen lassen.
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Talyessin
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Re: Ohne wirkliche Wurzlen - der Liberalismus in Deutschland

Beitrag von Talyessin »

Ist zwar eigentlich was fürs Geschichtsforum. Daher nur kurz. Eine demokratisch legitimiertes Kaiserreich mit den deutschen Gebieten des damaligen Österreich wäre viel weniger in nationale Bestrebungen der Völker innerhalb des Kukaniens einbezogen gewesen UND ein demokratischer Oberbefehlshaber hätte diesen Urkrieg 1870 nicht angefangen - weil das Land schon geeint gewesen wäre.
Neandertaler » So 17. Apr 2011, 22:39 hat geschrieben: Na dann ist doch alles gut
Naja, nicht für die, die Liberales ohne Glauben oder Weltverbesserung wollen.
Neandertaler » So 17. Apr 2011, 22:39 hat geschrieben: Wenn man das deutsche Kaiserreich als undemokratisch bezeichnet muss man fairerweise auch das damalige Frankreich und Großbritannien als undemokratisch bezeichnen. Hier hat sich in Deutschland durch einseitige Darstellung ein Mythos herausgebildet so lernen wir beispielsweise alle in der Schule von preußischen Klassenwahlrecht das aber in England und Frankreich Klassenwahlrechte noch 1945 bestanden ist weithin unbekannt.
Nun, es geht hier um den Liberalismus in Deutschland und nicht um die Wahlrechte in den Ländern Großbritanien oder Frankreich. Das diese beiden Staaten ebenfalls einen langen Weg zum Besitzstandslosen Wahlrecht gegangen sind, steht aber ausser Frage.
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Hank
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Re: Ohne wirkliche Wurzlen - der Liberalismus in Deutschland

Beitrag von Hank »

Ich denke die liberalen Vordenker Kant und auch Schiller haben in ihrer Reaktion auf das Scheitern der Französischen Revolution vieles dazu beigetragen,
dass der klassische englische Liberalismus im deutschen Bürgertum nie wirklich angekommen ist. Beide hatten sehr deutlich vor einem Zeitalter, das ausschließlich unter
dem Nutzen steht, gewarnt.
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Re: Ohne wirkliche Wurzlen - der Liberalismus in Deutschland

Beitrag von adal »

Karl Murx » Mo 4. Apr 2011, 02:56 hat geschrieben:Nach der misslungenen Revolution nahm ein bisschen später Bismarck dann die Liberalen in die Mangel
Ach was, du verwechselst wohl die Liberalen mit den Sozialisten.

Spätestens 1871 machten sich die ehedem so progressiven bürgerlichen Liberalen mit der obigkeitshörigen nationalen Besoffenheit gemein, wenig später auch der politische Katholizismus, nachdem er sich von seinem Traum von der großdeutschen Lösung verabschiedet hatte. Die einzig verbleibende Opposition, die im "Bismarck-Reich" noch auf demokratische Rechte pochte, waren somit die Sozialisten. Daher nahm sie Bismarck auch mit den Sozialistengesetzen in die Mangel.
Zuletzt geändert von adal am Sonntag 24. April 2011, 01:17, insgesamt 1-mal geändert.
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John Galt
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Re: Ohne wirkliche Wurzlen - der Liberalismus in Deutschland

Beitrag von John Galt »

adal » So 24. Apr 2011, 01:14 hat geschrieben: Ach was, du verwechselst wohl die Liberalen mit den Sozialisten.

Spätestens 1871 machten sich die ehedem so progressiven bürgerlichen Liberalen mit der obigkeitshörigen nationalen Besoffenheit gemein, wenig später auch der politische Katholizismus, nachdem er sich von seinem Traum von der großdeutschen Lösung verabschiedet hatte. Die einzig verbleibende Opposition, die im "Bismarck-Reich" noch auf demokratische Rechte pochte, waren somit die Sozialisten. Daher nahm sie Bismarck auch mit den Sozialistengesetzen in die Mangel.
Natürlich hatte Bismarck mit den Sozialisten nichts am Hut. Hab ich auch nicht behauptet. Zu den Liberalen findet sich im ersten Teil von Wiki: http://de.wikipedia.org/wiki/Bismarck folgendes:
Im preußischen Verfassungskonflikt kämpfte er gegen die Liberalen für das Primat der Monarchie. Als Außenminister setzte er im Deutsch-Dänischen Krieg und im Deutschen Krieg zwischen 1864 und 1866 die politische Vorherrschaft Preußens in Deutschland durch. Im Deutsch-Französischen Krieg von 1870/71 war er als treibende Kraft an der Lösung der Deutschen Frage im kleindeutschen Sinn und an der Gründung des Deutschen Reiches beteiligt.

Die Politik des neu geschaffenen Reiches bestimmte er als Reichskanzler und, bis auf eine kurze Unterbrechung, als preußischer Ministerpräsident bis zu seiner Entlassung 1890 entscheidend mit. Er setzte außenpolitisch auf einen Ausgleich der Mächte (europäisches Gleichgewicht, siehe Bündnissystem Bismarcks).

Innenpolitisch zerfiel seine Regierungszeit nach 1866 in zwei Phasen. Zunächst kam es zu einem Bündnis mit den gemäßigten Liberalen. In dieser Zeit gab es zahlreiche innenpolitische Reformen wie die Einführung der Zivilehe, wobei Bismarck Widerstand von katholischer Seite mit drastischen Maßnahmen bekämpfte (Kulturkampf). Seit den späten 1870er-Jahren wandte Bismarck sich zunehmend von den Liberalen ab
...
Bismarck gab in der Folge seinen Schlingerkurs auf und bekämpfte die Liberalen mit aller Schärfe
....
Um gegen die Liberalen zu mobilisieren, verfolgte Bismarck zeitweilig unterschiedliche Pläne. Dazu gehörte auch ein Bündnis mit der sozialdemokratischen Bewegung. 1863 traf er sich mehrfach mit Ferdinand Lassalle, ohne dass dies damals jedoch praktische Auswirkungen gehabt hätte.
So findet sich das nicht nur auf Wiki sondern in anderer Literatur, die bei Zweifeln gerne selbst gesucht werden darf.
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adal
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Re: Ohne wirkliche Wurzlen - der Liberalismus in Deutschland

Beitrag von adal »

Karl Murx » So 24. Apr 2011, 04:03 hat geschrieben:
Natürlich hatte Bismarck mit den Sozialisten nichts am Hut. Hab ich auch nicht behauptet. Zu den Liberalen findet sich im ersten Teil von Wiki: http://de.wikipedia.org/wiki/Bismarck folgendes:



...



....



So findet sich das nicht nur auf Wiki sondern in anderer Literatur, die bei Zweifeln gerne selbst gesucht werden darf.
Ja und? Bismarck war kein Liberaler, sondern ein monarchistischer Junker und ein brutales Schlitzohr. Wer hätte das gedacht?

Das ändert doch nichts an der Erbsünde des bürgerlichen Liberalismus in Deutschland, an dem Verrat an der 48er Revolution, als man im nationalen Rausch 1871 den republikanisch-demokratischen Löffel endgültig an der obrigkeitsstaatlichen Garderobe abgab. Und zwar ganz und gar freiwillig.

Der deutsche Liberalismus hat seine Wurzeln gekappt. Kein Wunder, dass er auch nach 1945 orientierungslos zwischen nationalliberalen Anwandlungen und wirtschaftsliberaler Klientelpolitik umherirrte und sich schon in der Adenauerära das böse Etikett "Funktionspartei" redlich verdiente.
Zuletzt geändert von adal am Montag 25. April 2011, 22:25, insgesamt 7-mal geändert.
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Re: Ohne wirkliche Wurzlen - der Liberalismus in Deutschland

Beitrag von MoOderSo »

adal » So 24. Apr 2011, 14:15 hat geschrieben:Der deutsche Liberalismus
Der deutsche Liberalismus ist das sowas wie die deutsche Sonne? :?
Der Anarchist ist kein Feind der Ordnung. Er liebt die Ordnung so sehr, daß er ihre Karikatur nicht erträgt.
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Re: Ohne wirkliche Wurzlen - der Liberalismus in Deutschland

Beitrag von Tayuya »

Karl Murx » Mo 4. Apr 2011, 01:56 hat geschrieben:Der Liberalismus hatte es in Deutschland nicht leicht, da es um 1800 rum keine wirkliche Mittelschicht gab und der Adel im 19. Jahrhundert in Deutschland noch sehr mächtig war.

Durch die Industrialisierung bekam der Liberalismus dann etwas Aufwind. 1819 kamen dann die Karlsbader Beschlüsse, die die Liberale Bewegung in Deutschland einschränkte.
1848/1849 war womöglich die beste Chance den Liberalismus in Deutschland durchzusetzen. Allerdings war Friedrich Wilhelm der IV. kein Fan vom Pöbel und die Preußen schlugen die Aufstände in Baden und in der Pfalz nieder.

Wenn man sich die Paulskirchenverfassung anschaut, sieht man wie fortschrittlich die damals war. Vor allem wären erstmals die Grundrechte der Bevölkerung festgeschrieben worden.

Nach der misslungenen Revolution nahm ein bisschen später Bismarck dann die Liberalen in die Mangel, obwohl die liberalen Parteien im Deutschen Kaiserreich 30-40% der Stimmen bei den Reichtagswahlen bekamen. Allerdings lässt sich die Bismarcksche Reichsverfassung nicht ganz mit einer parlamentarischen Demokratie vergleichen. So konnte sich der Liberalismus dann nie wirklich verankern.

Wäre wirklich interessant zu wissen, wie die Geschichte bei einem Erfolg der Märzrevolution 1848/1849 verlaufen wäre.
Wobei man sagen das es in Deutschland und teilweise auch in anderen Ländern bis in die Zeit des Kaiserreiches keine klare Grenze zwischen linken und Liberalen Kräften gab. So kämpfte auch ein Friedrich Engels an der Seite der Revolutionäre von 1848. Das lag sicher an den gemeinsamen Feindbild in Form von Absolutismus und Feudalismus das man gleichermassen ablehnte. Erst mit dem Kaiserreich kam es zu einer wirklichen Abspaltung beider Lager. Das ist aber nicht wirklich der Grund für das Problem, defacto gibt es zwei Liberale Lager in Deutschland. Zum einen Liberale die sich am Anglo-amerikanischen Liberalismus orientieren, der sich vor allem sehr Stark Marktliberalistisch ist und durchaus hier und da auch konservative Züge haben kann, wenn dan meist in Gesellschaftspolitischen Fragen. Auf der anderen Seit das Linksliberale und Sozialiberale Lager was sich eher in Gesellschaftspolitischen Fragen liberal ist. Ersteres hat zumindestens in den letzten Jahren kein leichtes Spiel, zweiteres ist durchaus sehr einflussreich.
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