Berlin erlebte den Charismatiker Barack Obama in seiner ganzen Wandlungsfähigkeit: zurückhaltend, integrierend, kämpferisch, fordernd. Doch am Ende galt die Botschaft von der Siegessäule allein seiner Heimat.
Berlin - Das Hotel Adlon betrat er durch den Hintereingang. Beim Termin mit Bundeskanzlerin Angela Merkel wollte er sich den Fotografen schon nach wenigen Sekunden wieder entziehen. Als am Nachmittag die Nachricht kam, er habe im Joggingdress ein Fitness-Center besucht, erreichte diese rasch den Stellenwert einer kleinen Sensation. Berlin im Barack-Obama-Rausch - doch der Präsidentschaftskandidat machte sich rar.
Doch dann spricht er sie aus, die erwarteten Forderungen:
Mehr europäische Hilfe in Afghanistan. "Amerika schafft das nicht allein. Das afghanische Volk braucht unsere Truppen und Ihre Truppen", sagt er.
Mehr europäische Hilfe im Irak: "Jetzt muss die ganze Welt den Irakern dabei helfen, sich wieder ein Leben aufzubauen, auch wenn wir jetzt mehr Verantwortung an die irakische Regierung abgeben, und schließlich den Krieg zu einem Ende zu bringen."
Mehr europäische Hilfe im Kampf gegen den Terror - der auch unter einem Präsidenten Obama nicht aufhören wird: "Wenn es uns mit der Nato gelungen ist, die Sowjetunion in die Knie zu zwingen, dann können wir auch eine neue und weltweite Partnerschaft aufbauen, um die Netzwerke außer Gefecht zu setzen, die in Madrid und Amman zugeschlagen haben, in London und Bali, in Washington und New York."
Was das genau heißen soll? Wie viele Truppen in Afghanistan, welche Hilfe im Irak? Was für eine neue Strategie gegen Terroristen?
Am Ende heißt es: Sorry, Berlin
Und schließlich weckt solcher Beifall doch noch Obama Nummer 4, den Weltrettungsrhetoriker, der so viele seiner US-Ansprachen prägt. In den letzten Minuten seiner Ansprache ruft er dem Publikum zu: "Zusammen müssen wir den Planeten retten."
"Wir müssen den Kindern eine Zukunft zurückgeben."
"Unsere Zeit ist gekommen."
"Wir müssen dem Ruf des Schicksals antworten."
Während Obama die letzten Sätze seines Manuskriptes in die Menge ruft, holen seine Mitarbeiter schon den mitreisenden Pressetross von der Gästetribüne. Die Journalisten sollen noch kurz mit Obama sprechen dürfen. Es sind nur Reporter aus den USA, 40 an der Zahl. CNN, "New York Times", "Newsweek", "Chicago Sun-Times". Ausländische Presse ist ausdrücklich nicht erwünscht. Die USA waren die Zielgruppe.
Was haltet ihr von dieser Show? Ich finde es ja peinlich, daß die Leute, die da massiv klatschten, nur ausgenutzt wurden, um eine Show für einen Wahlkampf abzuziehen.
Was Obama taugt, wird man erst wissen können, wenn er tatsächlich regiert.