Abrechnung mit den Nichtwählern

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1977

Abrechnung mit den Nichtwählern

Beitrag von 1977 »

Nichtwähler handeln meiner Meinung nach dem Prinzip: Je weniger Ahnung man hat, desto leichter fällt man ein Urteil.

Bürger haben nicht nur Rechte, sondern auch Pflichten! Die Übernahme von politischer Verantwortung gehört meiner Meinung nach zu diesen Pflichten.
Es gibt keine Wahlpflicht, aber im Grundgesetz eine moralische Pflicht zur Beteilung an Wahlen. Ich finde es vermessen, auf Bürgerrechte zu pochen, wenn man Bürgerpflichten verweigert.

Wer nicht wählt, gibt seine Stimmen immer denen, die er erst recht nicht haben will.
Das Leben ist kein Wunschkonzert, ebenso wenig ist es die Politik! Jemand, der sich programmatisch nur kleinteilweise in den etablierten Parteien wiederfindet, fährt besser, wenn er sich für das einer Meinung nach kleinste Übel entscheidet. Sonst lassen sie zu, dass Wähler, wie ich einer bin, über sie bestimmen. Keine Sorge, Ich bestimme gerne über die Leute, die zu dumm oder zu faul sind, wenigstens die PARTEI oder die PIRATEN oder ähnliches zu wählen.

Nichtwähler haben vermessene Ansprüche an die Politik. Sie verlangen von Politkern ein Maß an Integrität, die sie selbst zu leisten niemals imstande währen. Sie pauschalisieren Politiker und kritisieren, dass Macht korrumpiert, ohne sich aufrichtig die Frage zu stellen, wie sie mit diversen Machtmitteln umgehen würden, wenn sie sie nur hätten. (übrigens: ersetze testweise weise "Integrität" mit "Pazifismus" oder "Effizienz" oder "Demokratie"). Eine Gesellschaft bekommt immer die politische Landschaft, die sie selbst aus ihren Reihen hervorbringt.

Nichtwähler gehen sehr verschwenderisch mit einem Privileg um. Ein Privileg, für das Afghanen riskieren, ihre Hand abgehackt zu bekommen, obwohl dort die Lebensbedingungen im extremen Maße schlechter sind als hier. Nichtwähler sind undankbar, gegenüber einem Staat und einem politischen System und einer politischen Landschaft, dass sich Milliarden von Menschen wünschen würden.

Nichtwähler behaupten, das politische System sei zu kompliziert, als dass das Bekenntnis zu realpolitischen Entscheidungen sinnhaft wäre. Sie verkennen, dass die Komplexität, die unser politisches System und unsere Parteienlandschaft zugegebener Maßen aufweist, begründete historische Ursachen hat.
Ich weiss nicht ob Nichtwähler eventuell einfach zu bequem oder zu dumm sind, sich der überschaubaren Herausforderung zu stellen, das politische System dieses Landes wenigstens in seinen Grundzügen zu verstehen und damit zu akzeptieren, dass viele Entscheidungsprozesse eben nicht so einfach sind, wie sie alle Interessenten gerne hätten. Es gibt keine "faulen Kompromisse", es gibt nur Austausch von unterschiedlichen Interessen.

Auch Wähler machen es der Politik schwer, unbequeme, aber ggf. diversen aktuellen Zwängen oder im Dienste der Nachhaltigkeit gebotene Entscheidungen zu treffen. Eine der großen Schwächen so einer Demokratie ist, dass Parteien, die unpopuläre aber notwendige Entscheidungen treffen, abgewählt werden. Nichtwähler jedoch pauschalisieren die gesamte politische Landschaft und stehlen sich noch deutlicher als unzufriedene Wähler aus ihrer politischen Verantwortung. In diesem Zusammenhang bemängeln Nichtwähler den hiesigen hohen Repräsentationsgrad. Dabei verkennen sie aber, dass ein Volk mit direkter Demokratie erst recht nicht in der Lage sein kann, unbequeme aber notwendige Entscheidungen zu treffen.


Nichtwähler kritisieren, die Politik sei von Lobbyisten bestimmt. Gleichzeitig geben sie aber ihre eigene Lobby, die denkbar stärkste eines demokratischen Landes, die Lobby des Wählers, verantwortungslos auf.

Im Korruptions-Index von transparency international liegt Deutschland auf Platz 15 von 145.
Nichtwähler sind undankbar gegenüber Lebensbedingungen und Bedingungen einer politischen Landschaft, die sich die übergroße Mehrheit der Weltbevölkerung wünschen würde.

Diese politische Landschaft hat zweifellos eine Schwächen. Ich verstehe wirklich nicht, warum für Nichtwähler das Glas der politischen Landschaft hier ihrer Meinung nach halbleer ist, wo doch so viel dafür spricht, dass es eben halbvoll ist.
Ich glaube, dass Nichtwähler ihre Haltung eher auf Bequemlichkeit, als auf Überzeugung begründen.
Denn: Je weniger Ahnung man hat, desto leichter fällt man sein Urteil.
Zuletzt geändert von 1977 am Montag 28. September 2009, 14:07, insgesamt 2-mal geändert.
gbammel

Re: Abrechnung mit den Nichtwählern

Beitrag von gbammel »

1977 hat geschrieben:Nichtwähler handeln meiner Meinung nach dem Prinzip: Je weniger Ahnung man hat, desto leichter fällt man ein Urteil.
Nicht wähler sind vielleicht vergesslich oder desinteressiert oder ungebildet. :dunno:
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Tantris
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Re: Abrechnung mit den Nichtwählern

Beitrag von Tantris »

gbammel hat geschrieben:
Nicht wähler sind vielleicht vergesslich oder desinteressiert oder ungebildet. :dunno:
Vielleicht haben sie ein gutes gedächtnis, sind politisch interessiert und gebildet.
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Keoma
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Re: Abrechnung mit den Nichtwählern

Beitrag von Keoma »

Tantris hat geschrieben:
Vielleicht haben sie ein gutes gedächtnis, sind politisch interessiert und gebildet.
Dichter und Denker eben.
Der Gescheitere gibt nach!
Eine traurige Wahrheit, sie begründet die Weltherrschaft der Dummheit.

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adal
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Re: Abrechnung mit den Nichtwählern

Beitrag von adal »

Tantris hat geschrieben:
Vielleicht haben sie ein gutes gedächtnis, sind politisch interessiert und gebildet.
Das wird man dem SPIEGEL-Journalisten Gabor Steingart nicht absprechen können. Umso frappierender seine Phantasie, dass Wahlenthaltung auf "die Parteien" Druck ausübt.
Zuletzt geändert von adal am Montag 28. September 2009, 14:44, insgesamt 2-mal geändert.
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Re: Abrechnung mit den Nichtwählern

Beitrag von aloa5 »

adal hat geschrieben: Das wird man dem SPIEGEL-Journalisten Gabor Steingart nicht absprechen können. Umso frappierender seine Phantasie, dass Wahlenthaltung auf "die Parteien" Druck ausübt.
Wahnvorstellungen sind vermutlich gerade "modern".
Human ist, was dem Menschen entspricht - nicht was er in lichten Stunden gerne hätte.

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Dampflok94
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Re: Abrechnung mit den Nichtwählern

Beitrag von Dampflok94 »

1977 hat geschrieben:Nichtwähler gehen sehr verschwenderisch mit einem Privileg um. Ein Privileg, für das Afghanen riskieren, ihre Hand abgehackt zu bekommen, obwohl dort die Lebensbedingungen im extremen Maße schlechter sind als hier. Nichtwähler sind undankbar, gegenüber einem Staat und einem politischen System und einer politischen Landschaft, dass sich Milliarden von Menschen wünschen würden.
Das ist allerdings ein Totschlagargument. Erinnert mich an einen Lehrer, den ich vor ca. 30 Jahren hatte. Als ich einen Apfelgriepsch im Mülleimer versenkte, wies er auf die hungernden Kinder in aller Welt hin. Er hätte mir dann beinahe eine geknallt weil ich darauf hinwies. daß es denen auch nicht hilft wenn ich den jetzt aufesse. Und genauso wenig hilft es irgendjemandem in Afghanistan oder sonstwo, wenn hier jemand wählen geht.
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Re: Abrechnung mit den Nichtwählern

Beitrag von 1977 »

Vielleicht haben sie ein gutes gedächtnis, sind politisch interessiert und gebildet.
Nicht wähler sind vielleicht vergesslich oder desinteressiert oder ungebildet.
Ich gebe zu, dass es wohl nicht so einfach ist, diese Frage pauschal zu beantworten. Zwar gibt es Studien, nach denen der Anteil der Nichtwähler unter den weniger hoch gebildeten "Bürgern" viel höher ist, aber sicherlich ist das nicht ausreichend, um Nichtwählen zu erklären. Es gibt auch Verweigerung aus den Reihen der Elite. Diese versuchen wenigstens, ihre Haltung offensiv zu begründen. Ich warte hier im Strang auch gerne auf so jemanden.

Was die weniger Gebildeten angeht: Hier ist ein sehr bedauerliches und ein in meinen Augen nicht ungefährliches Desinteresse zu spüren. Das diese Leute offenbar glauben, es sei vergebliche Mühe, sich in jenem Maße um die notwendigen Kenntnisse über das politische System und über den Zustand des Landes zu kümmern, die sie zur Übernahme der eigenen Verantwortung befähigt, ist wirklich sehr schädlich, finde ich. Politisches Interesse mag nicht Jedermanns Sache sein. Allerdings ist Nichtwählen durch die "unteren Schichten" besonders deshalb gefährlich, weil sich diese Schichten mit ihrer ablehnenden Haltung selbst ins Abseits stellen.

Natürlich gibt es da dann auch das Argument, dass Leute, die sich ohnehin nicht interessieren, besser nicht wählen sollten, da sie als sehr anfällig für Populismus gelten (was mir hell einleuchtet) und begrenzten Maße in der Lage sind, das zu wählen, was für sie selbst am Besten ist. Allerdings kann dies innerhalb einer Demokratie nicht wirklich wünschenswert sein.

Desinteresse an Politik wird gerne damit begründet, die da oben würden sowieso machen, was sie wollen. Es sollte Nichtwähler aber nicht wundern, wenn die da oben das tatsächlich um mehr tun, als man sich selbst nicht an deren Wahl beteiligt.

Nichtwähler schaden der Demokratie, damit aber in aller erster Linie sich selbst.
1977

Re: Abrechnung mit den Nichtwählern

Beitrag von 1977 »

Dampflok94 hat geschrieben: Das ist allerdings ein Totschlagargument. Erinnert mich an einen Lehrer, den ich vor ca. 30 Jahren hatte. Als ich einen Apfelgriepsch im Mülleimer versenkte, wies er auf die hungernden Kinder in aller Welt hin. Er hätte mir dann beinahe eine geknallt weil ich darauf hinwies. daß es denen auch nicht hilft wenn ich den jetzt aufesse. Und genauso wenig hilft es irgendjemandem in Afghanistan oder sonstwo, wenn hier jemand wählen geht.

Wer sagt denn, dass Wählen hierzulande den Afghanen helfen muss? Ich verlange nicht von Nichtwählern, sie sollten umdenken, um mit einer ideologisch motivierten Wahl die Welt zu verändern. Ich fände es jedoch gesünder für unsere Demokratie, wenn hierzulande mehr Menschen ihre eigenen Interessen vertreten würden. Die Afghanen tun das in größerem Maße, aber für ihre eigenen Interessen und nicht, um deutschen Nichtwählern ins Gewissen zu reden.
Zuletzt geändert von 1977 am Montag 28. September 2009, 15:19, insgesamt 1-mal geändert.
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gallerie
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Re: Abrechnung mit den Nichtwählern

Beitrag von gallerie »

1977 hat geschrieben:Nichtwähler schaden der Demokratie, damit aber in aller erster Linie sich selbst.
...Blödsinn. Nichtwähler haben es satt permanent von Partei-Protagonisten verarscht zu werden.
Ein Nichtwähler wird als solches nicht geboren, er wird zu dem gemacht.
1977

Re: Abrechnung mit den Nichtwählern

Beitrag von 1977 »

gallerie hat geschrieben:
...Blödsinn. Nichtwähler haben es satt permanent von Partei-Protagonisten verarscht zu werden.
Ein Nichtwähler wird als solches nicht geboren, er wird zu dem gemacht.
Ein Nichtwähler verarscht sich doch selbst!

Ein Nichtwähler kann nur dann hoffen, sich durch seine Abszinenz hier nicht schlicht selbst zu verarschen, wenn er durch seine Ignoranz gegenüber dem hiesigen Systems ebendieses abschafft. Wenn dieses System dann durch ein anderes ersetzt wird, braucht er sich nicht wundern, wenn dieses neue System ihn noch viel eindrucksvoller verarscht.
Zuletzt geändert von 1977 am Montag 28. September 2009, 15:25, insgesamt 1-mal geändert.
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Dampflok94
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Re: Abrechnung mit den Nichtwählern

Beitrag von Dampflok94 »

1977 hat geschrieben:

Wer sagt denn, dass Wählen hierzulande den Afghanen helfen muss? Ich verlange nicht von Nichtwählern, sie sollten umdenken, um mit einer ideologisch motivierten Wahl die Welt zu verändern. Ich fände es jedoch gesünder für unsere Demokratie, wenn hierzulande mehr Menschen ihre eigenen Interessen vertreten würden. Die Afghanen tun das in größerem Maße, aber für ihre eigenen Interessen und nicht, um deutschen Nichtwählern ins Gewissen zu reden.
Du machst aber einen auf Moral, wenn Du auf Afghanistan hinweist. Und die Folgen, die dort eine Wahl haben könnte. Für eine moralische Debatte ist dieses Thema aber ungeeignet. Zu einer Demokratie gehört eben auch das Recht sich nicht an Wahlen zu beteiligen.

Ich teile deine grundsätzlich Kritik ja durchaus. Aber mit diesem Argument liegst Du einfach daneben.
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Tantris
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Re: Abrechnung mit den Nichtwählern

Beitrag von Tantris »

1977 hat geschrieben:
Ein Nichtwähler verarscht sich doch selbst!

Ein Nichtwähler kann nur dann hoffen, sich durch seine Abszinenz hier nicht schlicht selbst zu verarschen, wenn er durch seine Ignoranz gegenüber dem hiesigen Systems ebendieses abschafft. Wenn dieses System dann durch ein anderes ersetzt wird, braucht er sich nicht wundern, wenn dieses neue System ihn noch viel eindrucksvoller verarscht.

Es ist schlimm genug, wenn sich abgeordnete erpressen lassen und gegen ihr gewissen abstimmen, damit es der partei nicht schadet.

Von einem normalbürger kannst du solch moralisch fragwürdiges verhalten nicht immer erwarten.

Dieser zustand liesse sich vielleicht ändern, indem man den wählern hohe diäten zahlt, wenn sie wählen gehen.
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gallerie
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Re: Abrechnung mit den Nichtwählern

Beitrag von gallerie »

1977 hat geschrieben:
Ein Nichtwähler verarscht sich doch selbst!

Ein Nichtwähler kann nur dann hoffen, sich durch seine Abszinenz hier nicht schlicht selbst zu verarschen, wenn er durch seine Ignoranz gegenüber dem hiesigen Systems ebendieses abschafft. Wenn dieses System dann durch ein anderes ersetzt wird, braucht er sich nicht wundern, wenn dieses neue System ihn noch viel eindrucksvoller verarscht.
...das Zauberwort heißt Pragmatismus, ob in der Aussenpolitik oder in den anderen Reccourcen, als global player ist Deutschland gefangen in seinen Möglichkeiten. Ein Systembruch ist auf Grund der wirtschaftlichen sowie internationalen und bilateralen Verpflichtungen und Abkommen gar nicht möglich. Wir leben nicht mehr im 20 Jahrhundert.
Deshalb ist die Politikverdrossenheit so groß. Der Unterschied zwischen den Parteien ist doch nicht das Ziel, sondern der Weg dorthin.
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Re: Abrechnung mit den Nichtwählern

Beitrag von 1977 »

Dampflok94 hat geschrieben: Zu einer Demokratie gehört eben auch das Recht sich nicht an Wahlen zu beteiligen.
Richtig, ich bin auch gegen eine Wahlpflicht. Sie widerspräche dem Grundsatz der Freiheit der Wahl und würde Politkverdrossene erst recht gegen das Sytem aufbringen.
Nichtwähler sollte es aber eben zu schätzen wissen, ein System mitragen zu dürfen, in dem sie eine Wahl haben.
gallerie hat geschrieben: ...das Zauberwort heißt Pragmatismus, ob in der Aussenpolitik oder in den anderen Reccourcen, als global player ist Deutschland gefangen in seinen Möglichkeiten. Ein Systembruch ist auf Grund der wirtschaftlichen sowie internationalen und bilateralen Verpflichtungen und Abkommen gar nicht möglich. Wir leben nicht mehr im 20 Jahrhundert.
Deshalb ist die Politikverdrossenheit so groß. Der Unterschied zwischen den Parteien ist doch nicht das Ziel, sondern der Weg dorthin.


Das zu erkennen, ist doch schon mal vernünftig. Daraus aber zu schließen, eine Wahl habe deshalb keinen Sinn, da der notwendige Pragmatismus durch die eigene Stimme nicht modifizierbar währe, oder daraus zu schließen, dass es nicht eine beschränkte Anzahl, sondern gar keine Alternative gäbe, kann nur zur Akzeptanz einer Diktatur führen. Wenn das Wahlrecht sowieso nicht bringt, schaffen wir es einfach ab...?
Wie deutlich sich durch Wahlen die politische Landschaftverändern kann, sieht man deutlich, auch seit gestern wieder.
tantris hat geschrieben: Es ist schlimm genug, wenn sich abgeordnete erpressen lassen und gegen ihr gewissen abstimmen, damit es der partei nicht schadet.

Von einem normalbürger kannst du solch moralisch fragwürdiges verhalten nicht immer erwarten.

Dieser zustand liesse sich vielleicht ändern, indem man den wählern hohe diäten zahlt, wenn sie wählen gehen.

Diäten sind nicht anstößig. Sie gerade dazu da, Politiker vom Lobbyismus möglichst unanbhängig zu halten. Ohne Diäten, oder im Falle niedrigerer Diäten, wäre der Grad der Korruption, bzw. des Lobbyismus-Einflusses viel, viel höher.
Außerdem gibt es aus guten Gründen erstens Abwägungen zu eben oft pragmatisch notwendigem Fraktionszwang oder dessen Aufhebung bei tiefgründigeren Gewissensfragen. Außerdem lassen sich Politiker, wie im Fall Ypsilanti, eben nicht zu allem zwingen!
Zusätzlich ist Fraktionszwang allemal besser, als Politiker, die sich dank zu niedriger Diäten durch Lobbyismus ernähren.

Einem Politiker durch höhere Wahlbeteilung den Rücken zu stärken ist auch hilfreich, ihn vor diversen Versuchungen zu bewahren (jedenfalls nicht kontraproduktiv). Nichtwähler geben ihre eigene Lobby auf und wundern sich dann, dass andere Lobbies das Zepter übernehmen!
Zuletzt geändert von 1977 am Montag 28. September 2009, 16:04, insgesamt 7-mal geändert.
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gallerie
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Re: Abrechnung mit den Nichtwählern

Beitrag von gallerie »

1977 hat geschrieben:Wie deutlich sich durch Wahlen die politische Landschaftverändern kann, sieht man deutlich, auch seit gestern wieder.
...nehmen wir als Beispiel die deutsche Aussenpolitik. Ein Guido Westerwelle wird genauso die aussenpolitischen geostrategischen Pläne der USA abnicken wie sein Vorgänger. Was sollte sich auch ändern. In der Finanz- und Wirtschaftspolitik wird es keinen Deut anders zugehen als zuvor. Das Diktat der Finanz- und Wirtschaftskrise lässt gar keine Spielräume zu.
Bleibt das Gewinsel um die Steuersenkung. Wie soll das ablaufen bei dem Schuldenberg?
Umverteilung von oben nach unten. Da sehe ich schon eine wiedergestärkte Gewerkschaft die die Leute auf die Strasse bringt.

Die Globalisierung lässt keine Spielräume mehr zu, wer sie dennoch vermag zu erkennen obliegt einem Wahlversprechungsgeschwätz.
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Re: Abrechnung mit den Nichtwählern

Beitrag von C.S.Klein.2.0 »

1977 hat geschrieben:Nichtwähler handeln meiner Meinung nach dem Prinzip: Je weniger Ahnung man hat, desto leichter fällt man ein Urteil.

Bürger haben nicht nur Rechte, sondern auch Pflichten! Die Übernahme von politischer Verantwortung gehört meiner Meinung nach zu diesen Pflichten.
Es gibt keine Wahlpflicht, aber im Grundgesetz eine moralische Pflicht zur Beteilung an Wahlen. Ich finde es vermessen, auf Bürgerrechte zu pochen, wenn man Bürgerpflichten verweigert.

Wer nicht wählt, gibt seine Stimmen immer denen, die er erst recht nicht haben will.
Das Leben ist kein Wunschkonzert, ebenso wenig ist es die Politik! Jemand, der sich programmatisch nur kleinteilweise in den etablierten Parteien wiederfindet, fährt besser, wenn er sich für das einer Meinung nach kleinste Übel entscheidet. Sonst lassen sie zu, dass Wähler, wie ich einer bin, über sie bestimmen. Keine Sorge, Ich bestimme gerne über die Leute, die zu dumm oder zu faul sind, wenigstens die PARTEI oder die PIRATEN oder ähnliches zu wählen.

Nichtwähler haben vermessene Ansprüche an die Politik. Sie verlangen von Politkern ein Maß an Integrität, die sie selbst zu leisten niemals imstande währen. Sie pauschalisieren Politiker und kritisieren, dass Macht korrumpiert, ohne sich aufrichtig die Frage zu stellen, wie sie mit diversen Machtmitteln umgehen würden, wenn sie sie nur hätten. (übrigens: ersetze testweise weise "Integrität" mit "Pazifismus" oder "Effizienz" oder "Demokratie"). Eine Gesellschaft bekommt immer die politische Landschaft, die sie selbst aus ihren Reihen hervorbringt.

Nichtwähler gehen sehr verschwenderisch mit einem Privileg um. Ein Privileg, für das Afghanen riskieren, ihre Hand abgehackt zu bekommen, obwohl dort die Lebensbedingungen im extremen Maße schlechter sind als hier. Nichtwähler sind undankbar, gegenüber einem Staat und einem politischen System und einer politischen Landschaft, dass sich Milliarden von Menschen wünschen würden.

Nichtwähler behaupten, das politische System sei zu kompliziert, als dass das Bekenntnis zu realpolitischen Entscheidungen sinnhaft wäre. Sie verkennen, dass die Komplexität, die unser politisches System und unsere Parteienlandschaft zugegebener Maßen aufweist, begründete historische Ursachen hat.
Ich weiss nicht ob Nichtwähler eventuell einfach zu bequem oder zu dumm sind, sich der überschaubaren Herausforderung zu stellen, das politische System dieses Landes wenigstens in seinen Grundzügen zu verstehen und damit zu akzeptieren, dass viele Entscheidungsprozesse eben nicht so einfach sind, wie sie alle Interessenten gerne hätten. Es gibt keine "faulen Kompromisse", es gibt nur Austausch von unterschiedlichen Interessen.

Auch Wähler machen es der Politik schwer, unbequeme, aber ggf. diversen aktuellen Zwängen oder im Dienste der Nachhaltigkeit gebotene Entscheidungen zu treffen. Eine der großen Schwächen so einer Demokratie ist, dass Parteien, die unpopuläre aber notwendige Entscheidungen treffen, abgewählt werden. Nichtwähler jedoch pauschalisieren die gesamte politische Landschaft und stehlen sich noch deutlicher als unzufriedene Wähler aus ihrer politischen Verantwortung. In diesem Zusammenhang bemängeln Nichtwähler den hiesigen hohen Repräsentationsgrad. Dabei verkennen sie aber, dass ein Volk mit direkter Demokratie erst recht nicht in der Lage sein kann, unbequeme aber notwendige Entscheidungen zu treffen.


Nichtwähler kritisieren, die Politik sei von Lobbyisten bestimmt. Gleichzeitig geben sie aber ihre eigene Lobby, die denkbar stärkste eines demokratischen Landes, die Lobby des Wählers, verantwortungslos auf.

Im Korruptions-Index von transparency international liegt Deutschland auf Platz 15 von 145.
Nichtwähler sind undankbar gegenüber Lebensbedingungen und Bedingungen einer politischen Landschaft, die sich die übergroße Mehrheit der Weltbevölkerung wünschen würde.

Diese politische Landschaft hat zweifellos eine Schwächen. Ich verstehe wirklich nicht, warum für Nichtwähler das Glas der politischen Landschaft hier ihrer Meinung nach halbleer ist, wo doch so viel dafür spricht, dass es eben halbvoll ist.
Ich glaube, dass Nichtwähler ihre Haltung eher auf Bequemlichkeit, als auf Überzeugung begründen.
Denn: Je weniger Ahnung man hat, desto leichter fällt man sein Urteil.

Das Beispiel mit den Afghanen hat mir am besten gefallen. :lol:
Besonders im Hinblick darauf, dass deren aufgenommenes Risiko völlig sinnlos war, :lol:

Die Lobby des Wählers? Welche Lobby hat er denn? Nichtmal die Führungspolitiker kann er abwählen, da sie über die Listen so gut wie immer reinkommen.

Für mich ist die Nichtwahl keine Pflichtverletzung. Warum auch? Darin besteht doch gerade unser System sich einbringen zu können, nicht zu müssen. Was wäre denn, wenn es nur noch die Linke und die NPD als Parteien geben würde. Würdest du dann wählen gehen?
Kommentare, in denen Rechtsfragen von mir beantworten werden, stellen keine rechtsgültige Beratung dar.... Ich bin schließlich noch Student!
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Re: Abrechnung mit den Nichtwählern

Beitrag von C.S.Klein.2.0 »

gallerie hat geschrieben: ...nehmen wir als Beispiel die deutsche Aussenpolitik. Ein Guido Westerwelle wird genauso die aussenpolitischen geostrategischen Pläne der USA abnicken wie sein Vorgänger. Was sollte sich auch ändern. In der Finanz- und Wirtschaftspolitik wird es keinen Deut anders zugehen als zuvor. Das Diktat der Finanz- und Wirtschaftskrise lässt gar keine Spielräume zu.
Bleibt das Gewinsel um die Steuersenkung. Wie soll das ablaufen bei dem Schuldenberg?
Umverteilung von oben nach unten. Da sehe ich schon eine wiedergestärkte Gewerkschaft die die Leute auf die Strasse bringt.

Die Globalisierung lässt keine Spielräume mehr zu, wer sie dennoch vermag zu erkennen obliegt einem Wahlversprechungsgeschwätz.

Richtig. Wenn man etwas ändern will, muss man Lobbyist werden, so einfach ist das. :hat:
Kommentare, in denen Rechtsfragen von mir beantworten werden, stellen keine rechtsgültige Beratung dar.... Ich bin schließlich noch Student!
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Re: Abrechnung mit den Nichtwählern

Beitrag von adal »

gallerie hat geschrieben:Die Globalisierung lässt keine Spielräume mehr zu
Doch. Eine Strukturreform des Steuerrechts (Stichwort kalte Progression) lässt sie allemal zu. Und dass man ganz unten keine neuen Wohltaten verteilen wird, ist eh klar.
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gallerie
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Re: Abrechnung mit den Nichtwählern

Beitrag von gallerie »

adal hat geschrieben: Doch. Eine Strukturreform des Steuerrechts (Stichwort kalte Progression) lässt sie allemal zu. Und dass man ganz unten keine neuen Wohltaten verteilen wird, ist eh klar.
...mittelfristig sicherlich. Wird die Arbeitnehmerschaft zu sehr geschröpft erstarken die Gewerkschaften und der Druck der Strasse erzwingt den Rückschritt. Steigen die Lohnkosten über die Masse drohen die Arbeitnehmer mit Abwanderung. Letztendlich wird versucht die Waage zu halten.
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lamb of god
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Re: Abrechnung mit den Nichtwählern

Beitrag von lamb of god »

gallerie hat geschrieben:erstarken die Gewerkschaften
Welche Gewerkschaftenm oder meinst du diese Unternehmensvertreter die sich Gewerkschaften nennen?
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Re: Abrechnung mit den Nichtwählern

Beitrag von ToughDaddy »

gallerie hat geschrieben:
...Blödsinn. Nichtwähler haben es satt permanent von Partei-Protagonisten verarscht zu werden.
Ein Nichtwähler wird als solches nicht geboren, er wird zu dem gemacht.
War ja heute wegen der OB-Wahl in einem Gymnasium hier. Auf die Frage des Moderators, was sich denn die Jugendlichen von der Politik wünschen, gab es nur eine Antwort, aber von allen: Ehrlichkeit. :thumbup:
Zuletzt geändert von ToughDaddy am Montag 28. September 2009, 17:40, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Abrechnung mit den Nichtwählern

Beitrag von USA TOMORROW »

ToughDaddy hat geschrieben:Auf die Frage des Moderators, was sich denn die Jugendlichen von der Politik wünschen, gab es nur eine Antwort, aber von allen: Ehrlichkeit. :thumbup:
Und wenn man das versucht und wie die CDU vor Wahlen sagt man will die Mehrwertsteuer um 2% erhöhen rennen die Leute
zur SPD die sagt "keine Mehrwertsteuererhöhung". :roll:
Zuletzt geändert von USA TOMORROW am Montag 28. September 2009, 22:15, insgesamt 1-mal geändert.
"It is incorrect to say that biological data cannot be decisive. It is scientifically correct to say that an individual human life begins at conception."

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Re: Abrechnung mit den Nichtwählern

Beitrag von ToughDaddy »

usaToday hat geschrieben: Und wenn man das versucht und wie die CDU vor Wahlen sagt man will die Mehrwertsteuer um 2% erhöhen rennen die Leute
zur SPD die sagt "keine Mehrwertsteuererhöhung". :roll:
Und die SPD hat doch ihre Packung dafür bekommen oder? ;)
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Re: Abrechnung mit den Nichtwählern

Beitrag von Thomas I »

ToughDaddy hat geschrieben:
War ja heute wegen der OB-Wahl in einem Gymnasium hier. Auf die Frage des Moderators, was sich denn die Jugendlichen von der Politik wünschen, gab es nur eine Antwort, aber von allen: Ehrlichkeit. :thumbup:
Und, hast du ihnen ehrlich gesagt, dass sie am Besten ihre Sachen packen und in eine andere Gegend ziehen wenn sie mit der Schule fertig sind?
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Re: Abrechnung mit den Nichtwählern

Beitrag von ToughDaddy »

Thomas I hat geschrieben:
Und, hast du ihnen ehrlich gesagt, dass sie am Besten ihre Sachen packen und in eine andere Gegend ziehen wenn sie mit der Schule fertig sind?
:zzz:
Wir wollen nicht den Osten entvölkern.
Zuletzt geändert von ToughDaddy am Montag 28. September 2009, 23:57, insgesamt 2-mal geändert.
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lamb of god
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Re: Abrechnung mit den Nichtwählern

Beitrag von lamb of god »

Thomas I hat geschrieben:
Und, hast du ihnen ehrlich gesagt, dass sie am Besten ihre Sachen packen und in eine andere Gegend ziehen wenn sie mit der Schule fertig sind?
Wozu? Um die "Aloquoten" von Ost und West anzugleichen oder um gleich aus D zu verschwinden?

btw Aloquoten
Die werden sich demnächst sowieso annähren
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Kopernikus
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Re: Abrechnung mit den Nichtwählern

Beitrag von Kopernikus »

Mal nebenbei bemerkt: Ich war nicht wählen.

Warum? Weil die passende Partei für mich "nicht dabei war", ich also mit anderen Worten bei jeder Partei im Wahl- oder Partei-Programm Punkte fand, die mich in nicht unerheblichem Maße davon abhalten, diese durch meine Stimme zu unterstützen.
Sollen doch diejenigen wählen gehen, die sich für die Ziele einer bestimmten Partei begeistern können. Der Rest bleibt zu Hause.
Dieses ganze Geschrei gegen Nichtwähler samt der im Vorfeld überall ausgestrahlten und mit reichlich Prominenz besetzten "Geht Wählen!"-Kampagnen finde ich in hohem Maße befremdlich.
Zuletzt geändert von Kopernikus am Dienstag 29. September 2009, 00:38, insgesamt 1-mal geändert.
http://kartoffeln-im-netz.tumblr.com/
"Das Volk ist immer da, wo das große Maul, die heftigste Phrase ist." Alfred Döblin
http://www.youtube.com/watch?v=xwsOi0ypuSI
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Re: Abrechnung mit den Nichtwählern

Beitrag von lamb of god »

Kopernikus hat geschrieben:Weil die passende Partei für mich "nicht dabei war", ich also mit anderen Worten bei jeder Partei im Wahl- oder Partei-Programm Punkte fand, die mich in nicht unerheblichem Maße davon abhalten, diese durch meine Stimme zu unterstützen.
und wer glaubst du unter den Wählern hätte einer Partei die Stimme gegeben bei der das nicht so ist?
Wer eine Partei haben will wo er 100% Übereinstimmung möchte, muss selbst eine gründen. Das ist der einzige Weg. Da braucht er aber noch 6 Leute oder man tritt als Einzelbewerber an.

Ich gehe anders ran. Ich setze Prioritäten und mache Schnittmengenvergleiche und das ist nicht schwer weil mir nicht jedes Thema gleichwichtig ist. Ich schätze, dass das bei den meisten Menschen so ist und im Folgendem kann man dann eine Partei finden die ein höchstmögliches Maß an Übereinstimmung darbietet. Wenn da mal Ende mal 70% rauskommen ist es schon viel...meine Erfahrung.
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Kopernikus
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Re: Abrechnung mit den Nichtwählern

Beitrag von Kopernikus »

lamb of god hat geschrieben:und wer glaubst du unter den Wählern hätte einer Partei die Stimme gegeben bei der das nicht so ist?
Wer eine Partei haben will wo er 100% Übereinstimmung möchte, muss selbst eine gründen. Das ist der einzige Weg. Da braucht er aber noch 6 Leute oder man tritt als Einzelbewerber an.

Ich gehe anders ran. Ich setze Prioritäten und mache Schnittmengenvergleiche und das ist nicht schwer weil mir nicht jedes Thema gleichwichtig ist. Ich schätze, dass das bei den meisten Menschen so ist und im Folgendem kann man dann eine Partei finden die ein höchstmögliches Maß an Übereinstimmung darbietet. Wenn da mal Ende mal 70% rauskommen ist es schon viel...meine Erfahrung.
Es geht wohl den wenigsten so, dass sie mit einer Partei tatsächlich komplett übereinstimmen, die Frage ist aber, ob sie das in Kauf nehmen möchten oder eben nicht. Ich habe auch nicht das Bedürfnis, eine Partei zu gründen.
Ich kann damit leben, dass meine politischen Partikular-Interessen im bestehenden politischen Spektrum keine Heimat haben. Das bedeutet für mich allerdings nicht, dass ich mich dem demokratischen Prinzip in toto sperre. Mir sagt einfach das derzeitige Angebot nicht zu und ich glaube, dass parteiübergreifend etwas an unserem politischen System nicht stimmt und das ist u.a. der Umgang mit politisch mündigen Bürgern.

Ich finde es bei bestem Willen nicht schlimm, nicht wählen zu gehen. Ich finde eben bei allen relevanten Parteien Punkte, die ich nicht unterstützen und auch nicht umgesetzt sehen möchte. Bei der LINKEN sind das zum Beispiel ihre Afghanistan-Ziele. Bei den Grünen gibt´s andere Punkte. SPD, FDP und CDU kommen ohnehin nicht in Frage. Damit hat sich die Sache für mich schon erledigt.
Zuletzt geändert von Kopernikus am Dienstag 29. September 2009, 01:11, insgesamt 3-mal geändert.
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Re: Abrechnung mit den Nichtwählern

Beitrag von MoOderSo »

Kopernikus hat geschrieben:Bei der LINKEN sind das zum Beispiel ihre Afghanistan-Ziele.
Welche Ziele außer Weltrevolution hat die Linke in Afghanistan? :blink:
Der Anarchist ist kein Feind der Ordnung. Er liebt die Ordnung so sehr, daß er ihre Karikatur nicht erträgt.
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Renaissance
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Re: Abrechnung mit den Nichtwählern

Beitrag von Renaissance »

Die Parteien haben sowieso nur einen sehr begrenzten Handlungsspielraum. Richtig schnell und groß (4 Jahre) was anders machen geht doch gar nicht. Habt ihr das noch nicht gemerkt?

Abgesehen von den Schwächsten, denen man noch am ehesten alles bis auf das Lebensnotwendigste wegnehmen kann.

Die Vorgaben kommen durch Zwänge die in den allgemeinen Verhältnissen begründet sind.

Daher gleichen sich CDU und SPD auch. Die Linke und FDP können groß reden, aber was sie wirklich ändern könnten ist eine andere Frage. Auch die SPD jetzt in der Opposition... Das ganze Gequatsche war und wird doch nur Schau!

Man kann natürlich ein System gründlich umbauen, aber nicht in einer miteinander vernetzten Welt. Es kann da nur so laufen wie es jetzt läuft. Oder so das nicht einer sondern alle sich ändern. Sonst ist die Gefahr sehr groß das es nicht mehr harmoniert und es Verwerfungen gibt. Das ist allerdings alles ein sehr zähflüssiges Unterfangen und endet doch meist auf dem untersten gemeinsamen Nenner. So wie es jetzt halt läuft...

Deswegen schieben wir auch viele unserer Probleme einfach vor uns her! Die Parteiendemokratie und die Nationalstaatlichkeit ist das in Schuld! Wir bräuchten Volksentscheide über die Verhältnisse in ganz Europa!

Das ist ja eben das: Wenn die Linke z.B. Millionäre mit 5 % Vermögenssteuer besteuert gehen die eben nach Polen und leben da üppig von ihren 50.000 + X gesparten Mäusen.
Zuletzt geändert von Renaissance am Dienstag 29. September 2009, 03:08, insgesamt 3-mal geändert.
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lamb of god
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Re: Abrechnung mit den Nichtwählern

Beitrag von lamb of god »

Renaissance hat geschrieben:Wenn die Linke z.B. Millionäre mit 5 % Vermögenssteuer besteuert gehen die eben nach Polen und leben da üppig von ihren 50.000 + X gesparten Mäusen.
Die Praxis der Vermögenssteuerländer lehrt, dass das eben nicht so ist.

Warum ist das so?
1. Weil Leben mehr als Geld ist. Leben ist Heimat, Kultur, Sprache
2. ein gutes Infrastruktursystem incl. Gesundheit und Bildung, Rechtssicherheit usw. usw.
3. Vermögenssteuer macht nicht ärmer, auch das beweist die Praxis der Vermögenssteuerländer

Diese Denke, dass die Millionäre flüchten entspringt grundsätzlich Hirnen, die sich vorstellen, was sie selbst täten wenn.... was die, die es wirklich betrifft aber nicht tun.

Wenn man nämlich genug Geld hat, dann denkt man nicht dauernd an Geld. Dann denkt man daran ob im Umkreis von 10km eine ordentliche Schule für die Kinder ist, ob im Umkreis von 50km ein oder mehrere moderne Krankenhäuser sind, bei denen möglichst nicht dauernd der Strom ausfällt und die man auch auf einer befahrbaren Strasse erreichen kann nusw. usw. Man kann sich mit Millionen seine eigene kleine Welt bauen aber irgendwann ist man auf das angewiesen was um einem herum ist und genau deswegen und vor allem wegen Punkt 1 machen Millionäre das was sich Menschen vorstellen was Millionäre machen würden eben nicht. :hat:
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Zeta

Re: Abrechnung mit den Nichtwählern

Beitrag von Zeta »

Zunächst einmal ein guter Eingangsartikel.
Ja, Nichtwähler haben keinen Grund zur Kritik, da sie das akzeptieren, was passiert. Sie sind die Kühe in der Herde, denen es egal ist, wohin der Hirte sie führt. Sie sehen nicht das, wohin sie gehen, sie sehen nur, das sie auf einer satten Wiese stehen und vermuten, das der Weg zur nächsten satten Wiese führt.
Es ist ihr gutes Recht und besser als eine Wahlpflicht. Diese würde Demokratie ad absurdum führen, weil ein großer Teil der Wähler rein zufällig wählt und somit Parteiprogramme oder Wahlkämpfe nicht gebraucht werden.
Wer nicht weiß, was er wählen soll bzw. meint, alles ist schlecht, sollte nicht wählen gehen, denn wählen heißt etwas für gut zu befinden.
Diese Leute sollten sich aber mal fragen, wie unser Land in 20, 30 Jahren aussehen wird und sich überlegen, ob heute nicht eine Weichenstellung verpasst wird, der sie ihre Stimme hätten geben können. Sie können zwar sagen "Ich habe die nicht gewählt, ich bin nicht dran schuld", aber sie müssen sich fragen lassen, was sie getan haben, um die Situation zu ändern.
Ich war wählen - REP -, und zwar die Partei, mit der ich die meisten Schnittpunkte habe.
1977

Re: Abrechnung mit den Nichtwählern

Beitrag von 1977 »

Erstens einmal wird das Ausmaß der Unehrlichkeit verzerrt wahrgenommen. Politiker lügen deutlich seltener, als die Leute das wahrnehmen. Ich meine tatsächlich lügen. Es gibt zu vielen Themen eben, die nunmal nicht so einfach sind, wie sie alle gerne hätten, nicht nur unterschiedliche Perspektiven, sondern man kommt bei aller Komplexität in der Politik im Förderalismus und in einer weltweit vernetzten Wirtschaft eben oft keine einfachen Antworten.
Wenn selbst Wissenschaftler und Fachleute (zb Volkswirtschaftler über den Effekt von Steuersenkungen) streiten, weil sie zu unterschiedlichen Ergebnissen kommen, warum steht man dann Politikern keine unterschiedlichen Perspektiven zu?

Außerdem wollen die Bürger oft die Wahrheit nicht hören.
Beispiel Rente mit 67. Es ist völlig logisch, dass das Renteneintrittsalter erhöht werden muss. In einer Gesellschaft, in der die Lebenserwartung schnell steigt und bei einer zusätzlich ansteigenden Gesamtzahl an Rentnern kann es nicht so weitergehen, mit einer offiziellen Zahl 65, vor allem weil die meisten Leute durch die flexiblen Mechanismen den Renteneintritt effektiv im Alter von ca. 62 begehen.
Aber sie schreien Zeter&Mordio, wenn die Politik sinnvoll und nachhaltig darauf reagieren will.
Der Vorwurf, Politiker seien unehrlich, pauschalisiert insofern, also dass die kurzsichtigen Egoismen der Bürger die Politiker zwingen, sich unkonkret ausdrücken müssen, um eine Chance zu erhalten, gewählt zu werden.
Wie gesagt: Die große Schwäche einer Demokratie ist, dass diejenigen, die unbequeme aber notwenige Entscheidungen treffen, abgewählt werden.


Die Einschätzung, dass es wegen des Pragmatismus und der weltweiten Vernetzung eines Staates wie Deutschland keinen Handlungsspielraum gebe und dass es deshalb unerheblich sei, wer an der Regierung ist, ist ebenfalls sehr pauschal und stark verkürzt gedacht . Nicht nur zwischen der Vorstellung einer Regierungsbeteiligung der LINKEN statt der FDP wären deutliche Unterschiede zu spüren (auch wenn es die LINKE zb niemals schaffen würde, die BW aus Afghanistan abzuziehen), sondern auch der Unterschied zwischen Schwarz-Gelb und großer Koalition wird deutlich zu spüren sein.

Ich wiederhole mich gerne:
Das Leben ist kein Wunschkonzert und ebenso wenig ist es die Politik!

Es ist richtig, dass die Qualität, mit der die deutsche Politik an Handlungszwänge gebunden ist, überdurchschnittlich hoch ist. Dass heißt aber nicht, dass es sinnlos sein muss, zwischen den unterschiedlichen Tendenzen zu wählen.
Außerdem können wir nach der Argumentation, dass Wahlen nichts brächten, das Wahlrecht ja auch einfach abschaffen. Wozu brauchen wir es denn noch? Na dann gute Nach Marie, man würde sich noch sehr wundern, wenn es dazu käme!

Eine repräsentative Demokratie ist die einzige Staatsform, in der eine Regierung gewaltlos abgesetzt werden kann!


Ich sage nicht, dass es in der Politik keine Korruption, keine Lügerei, kein nerviges Gezicke, und keine bedauerlichen Handlungszwänge gibt. Politik ist tatsächlich ein schmutziges und frustrierendes Geschäft. Deshalb nicht zu wählen, macht dies allerdings nur schlimmmer, jedenfalls sicher nicht besser. Oder was soll eine sinnvolle Alternative sein?
Zeta

Re: Abrechnung mit den Nichtwählern

Beitrag von Zeta »

1977 hat geschrieben: 1. Beispiel Rente mit 67. Es ist völlig logisch, dass das Renteneintrittsalter erhöht werden muss. In einer Gesellschaft, in der die Lebenserwartung schnell steigt und bei einer zusätzlich ansteigenden Gesamtzahl an Rentnern kann es nicht so weitergehen, mit einer offiziellen Zahl 65, vor allem weil die meisten Leute durch die flexiblen Mechanismen den Renteneintritt effektiv im Alter von ca. 62 begehen.
Aber sie schreien Zeter&Mordio, wenn die Politik sinnvoll und nachhaltig darauf reagieren will.
2.Der Vorwurf, Politiker seien unehrlich, pauschalisiert insofern, also dass die kurzsichtigen Egoismen der Bürger die Politiker zwingen, sich unkonkret ausdrücken müssen, um eine Chance zu erhalten, gewählt zu werden.
Wie gesagt: Die große Schwäche einer Demokratie ist, dass diejenigen, die unbequeme aber notwenige Entscheidungen treffen, abgewählt werden.
3. Die Einschätzung, dass es wegen des Pragmatismus und der weltweiten Vernetzung eines Staates wie Deutschland keinen Handlungsspielraum gebe und dass es deshalb unerheblich sei, wer an der Regierung ist, ist ebenfalls sehr pauschal und stark verkürzt gedacht . Nicht nur zwischen der Vorstellung einer Regierungsbeteiligung der LINKEN statt der FDP wären deutliche Unterschiede zu spüren (auch wenn es die LINKE zb niemals schaffen würde, die BW aus Afghanistan abzuziehen), sondern auch der Unterschied zwischen Schwarz-Gelb und großer Koalition wird deutlich zu spüren sein.
1. Leider hast du Recht. Eigentlich sollte die Rente ab 70 diskutiert werden. Da es aber immer noch Politiker gibt, die meinen, es ginge auch ohne, kann man das nicht bringen - mit schlimmen Folgen für die künftige Rentenentwicklung.
2. Ein Politiker, der daraufhin ebenfalls sagt, das wir ruhig weiter mit ca. 60 Jahren in Rente gehen könnten, obwohl er es besser wissen müsste, ist ein Lügner. Seine Motivation ist völlig unerheblich, Lüge bleibt LÜge.
3. Angeblich sind bereits über 70% der Gesetzesänderungen in D EU-Gesetze, die nur umgesetzt werden. Zuerst muss, für eine bessere Demokratie, die EU in ihrer Macht drastisch beschnitten werden, dann haben wir auch wieder SPielräume, in denen die Parteien ihr Profil schärfen können.
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Re: Abrechnung mit den Nichtwählern

Beitrag von Dampflok94 »

1977 hat geschrieben:Außerdem wollen die Bürger oft die Wahrheit nicht hören.
Beispiel Rente mit 67. ...
Sie wollen höchstens deine Wahrheit nicht hören. Die Wahrheit gibt es hier nicht sondern nur unterschiedliche Meinungen.

Das Problem besteht darin, wenn Politiker vor der Wahl nichts oder gar was völlig anderes sagen als sie dann später umsetzen. Wenn jemand vor der Wahl sagt, er will das Rentenalter erhöhen, so ist es völlig in Ordnung wenn er nach erfolgter Wahl das umsetzt. Aber direkt nach der Wahl so einen Hammer auszupacken ist einfach Betrug am Wähler. Und gerade bei der Rente handelt es sich um ein sehr langfristiges Thema. Niemand kann mir da erzählen, er hätte plötzlich und unerwartet erkannt, daß das Rentenalter sofort erhöht werden muß. Diese Erklärung ist nur eine billige Ausrede. Die plötzliche Erkenntnis mag manchmal nach einem Regierungwechsel noch bei der Kassenlage eine wahrheitsgemäße Erklärung sein. Beim Thema Rente gilt das keinesfalls.
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Re: Abrechnung mit den Nichtwählern

Beitrag von dieterbruno »

gallerie hat geschrieben:
...Blödsinn. Nichtwähler haben es satt permanent von Partei-Protagonisten verarscht zu werden.
Ein Nichtwähler wird als solches nicht geboren, er wird zu dem gemacht.
Je weniger Leute sich interessieren und das mit Stimmenthaltung zum Ausdruck bringen, desto mehr machen die Politiker was ihnen gerade in den Sinn kommt. Desto mehr sorgen sie (die Nichtwähler) mit dafür, dass sie verarscht werden.

Also eher ein Eigentor.
Zuletzt geändert von dieterbruno am Dienstag 29. September 2009, 14:00, insgesamt 1-mal geändert.
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Tantris
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Re: Abrechnung mit den Nichtwählern

Beitrag von Tantris »

dieterbruno hat geschrieben:
Je weniger Leute sich interessieren und das mit Stimmenthaltung zum Ausdruck bringen, desto mehr machen die Politiker was ihnen gerade in den Sinn kommt. Desto mehr sorgen sie (die Nichtwähler) mit dafür, dass sie verarscht werden.

Also eher ein Eigentor.
Dann hätten wir das problem ja gelöst!

Der nichtwähler ist an allem schuld. Nicht der, der die regierung wählt, nein, der der den scheiss nicht mehr mitmacht, ist für das ergebnis verantwortlich.

Ich kanns nur noch wiederholen:
Seid euch nicht zu sicher, dass ihr einem nichtwähler durch dämliche provokation, zum wähler machen könnnt. Die strategie klappt bei über 4-jährigen nicht mehr so gut.

Oder?

Oder, wählt ihr wirklich nur deshalb, damit keiner euch so einen blödsinn vorwerfen kann? Seid ihr dermaßen einfach zu manipulieren?
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Re: Abrechnung mit den Nichtwählern

Beitrag von adal »

Tantris hat geschrieben:Der nichtwähler ist an allem schuld.
Nö. Wer schläft, sündigt nicht. Wer zuhause bleibt, dem kann kein Dachziegel auf den Kopf fallen. Wer nicht wählt, wäscht seine Hände in Unschuld oder auch nicht. Vielleicht geht er auch bloß ins Schwimmbad oder zum Angeln.
Zuletzt geändert von adal am Dienstag 29. September 2009, 14:31, insgesamt 2-mal geändert.
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Re: Abrechnung mit den Nichtwählern

Beitrag von 1977 »

Seid euch nicht zu sicher, dass ihr einem nichtwähler durch dämliche provokation, zum wähler machen könnnt
Das weise ich von mir. Als faul bezeichne ich nur Leute, die aus Bequemlichkeit behaupten, es sei nicht nachvollziehbar wie diese Politik funktionieren soll, dabei aber noch nicht mal den Unterschied von Bundestag und Bundesrat benennen können.

Die anderen Nichtwähler, jene die argumentieren, versuche ich zu verstehen.

Wenn man davon ausgeht, dass dieses System so wie es ist erhalten bleibt (niemand kann ernsthaft wollen, dass die repräsentative Demokratie aufgegeben werden soll), als das Nichtwählen unsere Demokratie nicht schafft zu zerstören:

Es mag sein, dass sich Wähler teilweise selbst verarschen, weil sie teilweise etwas andere bekommen, als sie wollten, oder nicht genug, oder zuviel. Es kann aber auch gut gehen, bzw. geht so gut wie immer gut zum inhaltlichen Großteil des Großteils des Wählerwunsches.
Sicher aber ist, dass die Nichtwähler sich grundsätzlich verarschen. Sie werden von fehlbaren Politikern und fehlbaren Wählern mitregiert und nehmen überhaupt keinen Einfluss darauf. Von Wahl zu Wahl schießen sie auf jeden Fall Eigentore, auf jeden Fall mehr, als es Wähler können.

Außerdem halte ich es nach wie vor für undankbar, dieses unsere System grundsätzlich abzulehnen.
Zuletzt geändert von 1977 am Dienstag 29. September 2009, 14:58, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Abrechnung mit den Nichtwählern

Beitrag von Kopernikus »

1977 hat geschrieben:[...]
Sicher aber ist, dass die Nichtwähler sich grundsätzlich verarschen. Sie werden von fehlbaren Politikern und fehlbaren Wählern mitregiert und nehmen überhaupt keinen Einfluss darauf. Von Wahl zu Wahl schießen sie auf jeden Fall Eigentore, auf jeden Fall mehr, als es Wähler können.
[...]
Dann hast du ja sicher eine Lösung, wen Nichtwähler wählen sollen, damit sie keine "Eigentore" schießen, mh? Verlangst du ernsthaft, ich solle mein Kreuz bei einer Partei machen, die mir in erheblichem Maße nicht zusagt, einfach damit ich überhaupt wählen gegangen bin?

Überhaupt krankt diese ganze Diskussion an dem kollektivistischen Grundgedanken, dass hier ein paar "über den Wahlausgang Frustrierte" ein Wählerpotenzial von mehreren Millionen Menschen sehen, das sie gern für ihre Lieblingspartei verbucht sehen möchten.
Der einzelne Nichtwähler, der individuelle Gründe hat, warum er dem Urnengang fern bleibt, interessiert doch gar nicht. Er verarscht sich ja angeblich ohnehin. :roll:
Zuletzt geändert von Kopernikus am Dienstag 29. September 2009, 15:13, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Abrechnung mit den Nichtwählern

Beitrag von 1977 »

Erstens gibts keinen Grund, derartig grantig zu sein.

Zweitens geht es hier tatsächlich um Nichtwähler. Nicht der Substanzverlust einer von mehreren Parteien ist ein Problem in einer Demokratie, sondern eine mangelnde Bereitschaft der Bevölkerung zur Beteiligung an politischen Prozessen.

Allerdings verbleibt tatsächlich die Frage, was eine Demokratie mit Individuen anfangen soll, die sich nicht konstruktiv daran beteiligen wollen. Vielleicht kommt bei einem größeren Anteil Nichtwähler insgesamt für alle ein angenehmeres Ergebnis raus, als würde man bequeme Grantler zum Wählen nötigen.
Dann frage ich mich nur, was ein Nichtwähler überhaupt will.
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Re: Abrechnung mit den Nichtwählern

Beitrag von adal »

1977 hat geschrieben: Nicht der Substanzverlust einer von mehreren Parteien ist ein Problem in einer Demokratie, sondern eine mangelnde Bereitschaft der Bevölkerung zur Beteiligung an politischen Prozessen.
da müsstest du erstens definieren können, ab wann "die mangelnde Bereitschaft" - sprich geringe Wahlbeteiligung - zum Problem wird und warum und inwiefern. Und zum Zweiten müsstest du begründen, was eine Wahlpflicht an politischem Desinteresse und oder an der Einstellung, es gäbe nur zwischen Pest oder Cholera, als nichts zu wählen, ändern soll.
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Re: Abrechnung mit den Nichtwählern

Beitrag von Tantris »

1977 hat geschrieben: Dann frage ich mich nur, was ein Nichtwähler überhaupt will.
Was will ein wähler?

Aber, ich bin schon froh, wenn einer sagt, er wisse nicht, was ein anderer denkt. Wer das sagt, weiss schonmal erheblich mehr, als die, die meinen, ungeprüft genau die intenionen aller nichtwähler zu kennen.
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Re: Abrechnung mit den Nichtwählern

Beitrag von Kopernikus »

1977 hat geschrieben:Erstens gibts keinen Grund, derartig grantig zu sein.

Zweitens geht es hier tatsächlich um Nichtwähler. Nicht der Substanzverlust einer von mehreren Parteien ist ein Problem in einer Demokratie, sondern eine mangelnde Bereitschaft der Bevölkerung zur Beteiligung an politischen Prozessen.

Allerdings verbleibt tatsächlich die Frage, was eine Demokratie mit Individuen anfangen soll, die sich nicht konstruktiv daran beteiligen wollen. Vielleicht kommt bei einem größeren Anteil Nichtwähler insgesamt für alle ein angenehmeres Ergebnis raus, als würde man bequeme Grantler zum Wählen nötigen.
Dann frage ich mich nur, was ein Nichtwähler überhaupt will.
Ich entschuldige den Tonfall aber ich finde es schlicht anmaßend, was hier alles auf Nichtwähler projeziert wird. Wer sagt dir, dass ein Nichtwähler nicht gleichzeitig konstruktiv an einer Demokratie beteiligt sein kann? Es gibt Bürgerbwegegungen, Vereine, etc.pp. Allesamt sind das keine Parteien.

Der Knackpunkt ist immernoch die Frage, was du von jemanden verlangst zu wählen, wenn er sich mit keiner Partei identifizieren kann.

Wer sich einmal aller vier Jahre zu einer Urne begibt, um irgendwo sein Kreuz zu machen, obwohl es ihm eigentlich relativ gleich ist, er sich nicht mit den Wahlprogrammen auseinandergesetzt hat o.Ä. ist meines Erachtens nach viel weniger in der Lage, eine Demokratie zu stärken als jemand, der aus der Überzeugung, die zur Wahl stehenden Parteien nicht unterstützen zu wollen, der Wahl fern bleibt.
Erstere sind nämlich nur "Stimmvieh", das es zu ködern gilt.
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Re: Abrechnung mit den Nichtwählern

Beitrag von 1977 »

adal hat geschrieben: 1.da müsstest du erstens definieren können, ab wann "die mangelnde Bereitschaft" - sprich geringe Wahlbeteiligung - zum Problem wird und warum und inwiefern.2. Und zum Zweiten müsstest du begründen, was eine Wahlpflicht an politischem Desinteresse und oder an der Einstellung, es gäbe nur zwischen Pest oder Cholera, als nichts zu wählen, ändern soll.
1. Das kann ich nicht können. Wie soll das gehen?

2. Liegt mir völlig fern. Ich habe mich hier ausdrücklich gegen eine Wahlpflicht ausgesprochen.

Ich will mich nur darüber unterhalten, ob es tatsächlich so ist, dass die Politik wirklich die alleinige Bringschuld hat.
Dass ein Nichtwähler das glaubt, ist offensichtlich. Ich glaube das eben nicht, deshalb will ich mehr darüber erfahren.
Dabei kann ich mich aber nicht mit pauschalem "Politiker sind alle gleich scheiße" begnügen. Und ich auch nicht glauben, dass sich Nichtwähler damit begnügen können.


von tantris:
"Was will ein wähler?"

Mitbestimmen! Nicht alles zulassen. Druck ausüben. Eine Regierung, wenn es Not tut, gewaltlos absetzen.
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Re: Abrechnung mit den Nichtwählern

Beitrag von adal »

1977 hat geschrieben:Ich will mich nur darüber unterhalten, ob es tatsächlich so ist, dass die Politik wirklich die alleinige Bringschuld hat.
Nein, wir haben die Politiker, die "wir" verdienen. Das hirnlose Herumgenöle über "die Politiker", "die Presse" usw. geht mir auf den Sack.
Zuletzt geändert von adal am Dienstag 29. September 2009, 16:46, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Abrechnung mit den Nichtwählern

Beitrag von 1977 »

adal hat geschrieben: Nein, wir haben die Politiker, die "wir" verdienen. Das hirnlose Herumgenöle über "die Politiker", "die Presse" usw. geht mir auf den Sack.
Genau das meine ich!
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Re: Abrechnung mit den Nichtwählern

Beitrag von Kopernikus »

1977 hat geschrieben:
Genau das meine ich!
Das sehe ich auch nicht anders. :dunno:
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