Was tun wenn,...

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garfield335

Was tun wenn,...

Beitrag von garfield335 »

... man eine Person in der Familie hat die

A) einen Schlaganfall hatte
B) nicht mehr zurechnungsfähig ist,
C) pflegebedürftig ist,
D) das Leben der Pflegeperson zur hölle macht
E) diese Person auch noch sein eigener Vater ist, und die Pflegeperson seine Mutter.
F) diese Person seit kurzem gar handgreiflich wird.
H) aber niemals dieses Person in ein Heim stecken wollte.

Mit solchen Problemen kann man konfrontiert werden, und es scheint sehr sehr schwierig aus diesem Dilemma rauszukommen :wall:
Man empfindet Mitleid mit der kranken Person, und möchte ihr helfen und möchte sie auf keinen Fall abschieben, da es sich ja um ein Mitglied der Familie handelt.

Aber nach 1 und einem halben Jahr müssen wir uns eingestehen, dass das ganze keinen Sinn mehr hat und wir versagt haben und alleine nicht mehr zu Recht kommen. :(

Die Person wird also ab jetzt den Rest seines Lebens in einer Anstalt verbringen :cry2:
Das klingt so grausam jemand aus der Familie ausschliessen zu müssen ....


Hat jemand mit ähnlichen Problemen hier zu kämpfen?
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Pandora
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Re: Was tun wenn,...

Beitrag von Pandora »

Nein - bisher musste ich noch keine solche Erfahrung persönlich machen, trotzdem kenne ich Menschen, die diese und ähnliche Erfahrungen machen mussten oder machen und kann durchaus nachempfinden, wie du dich fühlst.

Wichtig ist - ganz ehrlich - sich NICHT die Schuld zu geben, oder sich sogar als Versager zu sehen. Ihr hab es doch versucht, aber manchmal muss man eben einsehen, dass es so nicht funktioniert, was absolut nichts mit versagen zu tun hat.

Ich meine, du schreibst selber, er wird handgreiflich, natürlich kann er nichts dafür, aber deine Mutter auch nicht und worauf will man warten? Bis etwas passiert?! Sicherlich nicht und zwar im Sinne aller nicht.
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garfield335

Re: Was tun wenn,...

Beitrag von garfield335 »

Anavlis hat geschrieben:Nein - bisher musste ich noch keine solche Erfahrung persönlich machen, trotzdem kenne ich Menschen, die diese und ähnliche Erfahrungen machen mussten oder machen und kann durchaus nachempfinden, wie du dich fühlst.

Wichtig ist - ganz ehrlich - sich NICHT die Schuld zu geben, oder sich sogar als Versager zu sehen. Ihr hab es doch versucht, aber manchmal muss man eben einsehen, dass es so nicht funktioniert, was absolut nichts mit versagen zu tun hat.

Ich meine, du schreibst selber, er wird handgreiflich, natürlich kann er nichts dafür, aber deine Mutter auch nicht und worauf will man warten? Bis etwas passiert?! Sicherlich nicht und zwar im Sinne aller nicht.
Handgreiflich war er früher nie, es gab nur "Verbalattacken", die auch nicht einfach zu ertragen sind.

Aber es gab jetzt zuletzt 2,3 mal die Situation, dass meine Mutter verletzt wurde, als er sich wehrte, als man ihn bei Alltäglichen Dingen helfen wollte....
Er wird selbst nicht mit seiner Situation fertig.

und was am Freitag passierte brachte das Fass zum überlaufen. :dunno:
Zuletzt geändert von garfield335 am Mittwoch 25. Juni 2008, 16:39, insgesamt 1-mal geändert.
miss marple

Re: Was tun wenn,...

Beitrag von miss marple »

Garfield335 hat geschrieben:... man eine Person in der Familie hat die

A) einen Schlaganfall hatte
B) nicht mehr zurechnungsfähig ist,
C) pflegebedürftig ist,
D) das Leben der Pflegeperson zur hölle macht
E) diese Person auch noch sein eigener Vater ist, und die Pflegeperson seine Mutter.
F) diese Person seit kurzem gar handgreiflich wird.
H) aber niemals dieses Person in ein Heim stecken wollte.

Mit solchen Problemen kann man konfrontiert werden, und es scheint sehr sehr schwierig aus diesem Dilemma rauszukommen :wall:
Man empfindet Mitleid mit der kranken Person, und möchte ihr helfen und möchte sie auf keinen Fall abschieben, da es sich ja um ein Mitglied der Familie handelt.

Aber nach 1 und einem halben Jahr müssen wir uns eingestehen, dass das ganze keinen Sinn mehr hat und wir versagt haben und alleine nicht mehr zu Recht kommen. :(

Die Person wird also ab jetzt den Rest seines Lebens in einer Anstalt verbringen :cry2:
Das klingt so grausam jemand aus der Familie ausschliessen zu müssen ....


Hat jemand mit ähnlichen Problemen hier zu kämpfen?


ich kenne aus früheren praktikas solche fälle...hab familien gesehen, die einfach nicht mehr können, wo alles schwimmen geht aufgrund eines tyranns dieser sorte, muß ich leider so sagen.

ein gutes heim suchen, sich weiterhin kümmern, aber aus der distanz.

man kann nur für andere gut sein, wenn man selber einigermaßen steht.

<<dass das ganze keinen Sinn mehr hat und wir versagt haben >>

das hat nichts mit versagen zu tun, ein mensch hat eben nur die ausstattung eines menschen und keine endlosen kräfte.


<<Das klingt so grausam jemand aus der Familie ausschliessen zu müssen ....
>>

ist eine frage der betrachtungsweise, eine alte tante von mir, da wars ähnlich, die war dann wieder ab und an das wochenende bei der familie, das kann man sich schon richten. aber ununterbrochen, sowas ist ganz hartes brot, zumal man ja heutzutage seit einführung dieses pflegegesetzmülls (früher über kasse war das besser, für alle) kaum noch ambulant unterstützung kriegt.
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Pandora
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Re: Was tun wenn,...

Beitrag von Pandora »

Garfield335 hat geschrieben:Er wird selbst nicht mit seiner Situation fertig.
Ja - das ist das Ungerechte daran, da wird man komplett eingeschränkt, aber bekommt das auch noch voll mit und kann nichts dagegen tun, Gefangener im eigenen Körper... es gibt wirklich grausame Dinge... Fakt ist jedoch, dass es für deine Mutter einfach zu gefährlich ist und das geht nunmal vor, bei aller vorhandenen Liebe!
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ralphon
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Re: Was tun wenn,...

Beitrag von ralphon »

Garfield335 hat geschrieben: Aber es gab jetzt zuletzt 2,3 mal die Situation, dass meine Mutter verletzt wurde, als er sich wehrte, als man ihn bei Alltäglichen Dingen helfen wollte....
Er wird selbst nicht mit seiner Situation fertig.
Zuerst habe ich beim lesen gedacht: was für ein Ar***ch aber jemanden beim Reha-Training zu behindern ist auch nicht gerade die feine Art.
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Pandora
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Re: Was tun wenn,...

Beitrag von Pandora »

ralphon hat geschrieben:
Zuerst habe ich beim lesen gedacht: was für ein Ar***ch aber jemanden beim Reha-Training zu behindern ist auch nicht gerade die feine Art.
:comfort:
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tommesw
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Re: Was tun wenn,...

Beitrag von tommesw »

Garfield335 hat geschrieben:... man eine Person in der Familie hat die

A) einen Schlaganfall hatte
B) nicht mehr zurechnungsfähig ist,
C) pflegebedürftig ist,
D) das Leben der Pflegeperson zur hölle macht
E) diese Person auch noch sein eigener Vater ist, und die Pflegeperson seine Mutter.
F) diese Person seit kurzem gar handgreiflich wird.
H) aber niemals dieses Person in ein Heim stecken wollte.

Mit solchen Problemen kann man konfrontiert werden, und es scheint sehr sehr schwierig aus diesem Dilemma rauszukommen :wall:
Man empfindet Mitleid mit der kranken Person, und möchte ihr helfen und möchte sie auf keinen Fall abschieben, da es sich ja um ein Mitglied der Familie handelt.

Aber nach 1 und einem halben Jahr müssen wir uns eingestehen, dass das ganze keinen Sinn mehr hat und wir versagt haben und alleine nicht mehr zu Recht kommen. :(

Die Person wird also ab jetzt den Rest seines Lebens in einer Anstalt verbringen :cry2:
Das klingt so grausam jemand aus der Familie ausschliessen zu müssen ....


Hat jemand mit ähnlichen Problemen hier zu kämpfen?
Wir hatten das vor zehn Jahren. Mein Großvater hatte plötzlich die Kriegserlebnisse wieder in seinem Kopf.
Er war erst depressiv, dann extrem laut und zum Schluss nicht mehr zu beruhigen. Als er dann mit seinem
Stock um sich schlug, mussten wir ihn in ein Pflegeheim bringen.

Die Gefühle waren gemischt. Einerseits hatte man eine Last weniger zu tragen, andererseits waren da die
Erinnerungen an bessere Zeiten und die Verbundenheit zu einem Menschen, der schon immer da war.

Er starb kurze Zeit später, allein in seinem Zimmer. Das war schon heftig. Heute machen wir uns Vorwürfe
und versuchen mit dem "es war doch besser so-Gedanken" unser Gewissen zu beruhigen. Letztendlich war
es auch besser, ... für uns.


Grüße
"Wer nicht kann, was er will, muß das wollen,was er kann. Denn das zu wollen, was er nicht kann, wäre töricht." (Leonardo da Vinci)
garfield335

Re: Was tun wenn,...

Beitrag von garfield335 »

ralphon hat geschrieben:
Zuerst habe ich beim lesen gedacht: was für ein Ar***ch aber jemanden beim Reha-Training zu behindern ist auch nicht gerade die feine Art.
schön, wenn du aufgepasst hast hättest du gemerkt dass dies schon seit 18 Monaten so geht, und im normalfall ist Rehatraining nach 6Monaten fertig, danach wird die Situation sich nicht mehr ändern. Er wird sich auch mit Training nicht mehr verbessern können.

Die Defizite sind irreversible!

und das traurige ist, der Mann ist erst 54 Jahre alt :(
garfield335

Re: Was tun wenn,...

Beitrag von garfield335 »

tommesw hat geschrieben:
Wir hatten das vor zehn Jahren. Mein Großvater hatte plötzlich die Kriegserlebnisse wieder in seinem Kopf.
Er war erst depressiv, dann extrem laut und zum Schluss nicht mehr zu beruhigen. Als er dann mit seinem
Stock um sich schlug, mussten wir ihn in ein Pflegeheim bringen.

Die Gefühle waren gemischt. Einerseits hatte man eine Last weniger zu tragen, andererseits waren da die
Erinnerungen an bessere Zeiten und die Verbundenheit zu einem Menschen, der schon immer da war.

Er starb kurze Zeit später, allein in seinem Zimmer. Das war schon heftig. Heute machen wir uns Vorwürfe
und versuchen mit dem "es war doch besser so-Gedanken" unser Gewissen zu beruhigen. Letztendlich war
es auch besser, ... für uns.


Grüße
Gut, solche Geschichten sind nie schön, mein Vater ist erst 54 Jahre alt., Er bekam den Schlaganfall auf dem Weg zur Arbeit.


Ich habe meine Mutter den Vorschlag gemacht, ihn in der Woche ins Heim zu schicken, und ihn Sonntag nach hause zu bringen.
Dann hat man ein wenig Distanz, Ich denke dass dies eine gute Lösung wäre. :dunno:
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ralphon
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Re: Was tun wenn,...

Beitrag von ralphon »

Anavlis hat geschrieben: :comfort:
8)
Solche Zuwendung würde ich mir bestimmt gefallen lassen als Betroffener.

Ich habe mir nur gedacht: Wenn ich versuche, etwas selbst zu machen, ist mir egal ob die Motorik streikt. Da fühle ich mich bevormundet wenn jemand eingreift. War nur ein Versuch, das Verhalten zu verstehen. :?
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Billie Holiday
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Re: Was tun wenn,...

Beitrag von Billie Holiday »

ja, dieses Problem kenne ich auch.
Wahrscheinlich habt Ihr, als alle noch gesund und munter waren, aus tiefstem Herzen gesagt "bei uns kommt niemand ins Heim" nicht wahr?
Man kann sich nicht vorstellen, wie sehr sich die Persönlichkeit eines Menschen verändern kann, wenn das Gehirn nicht mehr ordentlich arbeitet.
Ich bin der Meinung, dass man sich für einen geliebten Menschen nur bis zu einem bestimmten Grad aufopfern muß.
Nachdem Ihr so viele Monate Euren Vater gepflegt habt, gibt es keinen Grund, ein schlechtes Gewissen zu haben, wenn man diese Pflege zukünftig in kompetente Hände gibt. Der Altenpfleger kennt sich mit dementen Menschen aus und läßt sich nicht persönlich angreifen. Deine Mutter hat das Recht, irgendwann mal wieder ein eigenes Leben zu führen ohne das Gefühl zu haben, in der Hölle gelandet zu sein.

Ich habe jemanden gepflegt und werde es nie wieder tun. Mein Mann weiß, dass ich ihn in ein Pflegeheim geben werde, sollte er mal schwer dement werden oder Alzheimer bekommen. Das selbe erwarte ich von ihm.
„Wer mich beleidigt, bestimme ich.“ (Klaus Kinski)

„Just because you’re offended, doesn’t mean you’re right.“ (Ricky Gervais)
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aloa5
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Re: Was tun wenn,...

Beitrag von aloa5 »

Es gibt immer Dinge welche man lieber nicht tun würde, aber dazu gezwungen ist. Nach sorgfältiger Abwägung was man bereit ist zu tun - und was man seelisch leisten kann - ist ein solcher Schritt sicherlich der richtige. Und je nachdem wie der Fall gelagert ist (woher die Agressionen kommen), fühlt er sich hinterher auch besser. Eine medizinische Indikation kann zudem vorliegen - etwas, was er sicher nicht freiwillig machen wird, aber in einer Anstalt zum Pflichtprogramm gehört. Gut möglich, das man das mit Medikamenten (aus medizinischen Gründen - nicht zum ruhig stellen) beheben kann und Ihr ihn nach einiger Zeit wieder Heim holen könnt.

Mitfühlende Grüße
ALOA
Human ist, was dem Menschen entspricht - nicht was er in lichten Stunden gerne hätte.

Ich twittere neuerdings
. Logicorum-Blog
garfield335

Re: Was tun wenn,...

Beitrag von garfield335 »

Billie Holiday hat geschrieben:ja, dieses Problem kenne ich auch.
Wahrscheinlich habt Ihr, als alle noch gesund und munter waren, aus tiefstem Herzen gesagt "bei uns kommt niemand ins Heim" nicht wahr?
Man kann sich nicht vorstellen, wie sehr sich die Persönlichkeit eines Menschen verändern kann, wenn das Gehirn nicht mehr ordentlich arbeitet.
Ich bin der Meinung, dass man sich für einen geliebten Menschen nur bis zu einem bestimmten Grad aufopfern muß.
Nachdem Ihr so viele Monate Euren Vater gepflegt habt, gibt es keinen Grund, ein schlechtes Gewissen zu haben, wenn man diese Pflege zukünftig in kompetente Hände gibt. Der Altenpfleger kennt sich mit dementen Menschen aus und läßt sich nicht persönlich angreifen. Deine Mutter hat das Recht, irgendwann mal wieder ein eigenes Leben zu führen ohne das Gefühl zu haben, in der Hölle gelandet zu sein.

Ich habe jemanden gepflegt und werde es nie wieder tun. Mein Mann weiß, dass ich ihn in ein Pflegeheim geben werde, sollte er mal schwer dement werden oder Alzheimer bekommen. Das selbe erwarte ich von ihm.
Es liegt sicher nicht an der Kompetenz der derzeitigen Pflegepersonen, wir haben 2Personen in der Familie, die selbst im Pflegeberuf arbeiten oder gearbeitet haben.
Nur, es fehlt die notwendige Distanz, wenn im gleichen Haus, wie die Pflegeperson wohnt.

Irgendwann schafft man es psychisch nicht mehr. :(

Freiwillig wird er auch nicht ins Heim gehen wollen, wir müssen ihn wohl dazu zwingen,
Sein Gehirn ist auch zu 95% in Ordnung, er kann sehr wohl, sehr klar denken, aber eben mannchmal hat er solche Aussetzer. Sonst ist er aber völlig normal, abgesehen von der körperlichen Behinderung, die Lähmung ist nicht ganz zurückgegangen.
Ich sitze mit ihm am Tisch und unterhalte mich über Fussball.
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Thomas I
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Re: Was tun wenn,...

Beitrag von Thomas I »

Garfield335 hat geschrieben:... man eine Person in der Familie hat die

A) einen Schlaganfall hatte
B) nicht mehr zurechnungsfähig ist,
C) pflegebedürftig ist,
D) das Leben der Pflegeperson zur hölle macht
E) diese Person auch noch sein eigener Vater ist, und die Pflegeperson seine Mutter.
F) diese Person seit kurzem gar handgreiflich wird.
H) aber niemals dieses Person in ein Heim stecken wollte.

Mit solchen Problemen kann man konfrontiert werden, und es scheint sehr sehr schwierig aus diesem Dilemma rauszukommen :wall:
Man empfindet Mitleid mit der kranken Person, und möchte ihr helfen und möchte sie auf keinen Fall abschieben, da es sich ja um ein Mitglied der Familie handelt.

Aber nach 1 und einem halben Jahr müssen wir uns eingestehen, dass das ganze keinen Sinn mehr hat und wir versagt haben und alleine nicht mehr zu Recht kommen. :(

Die Person wird also ab jetzt den Rest seines Lebens in einer Anstalt verbringen :cry2:
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Hat jemand mit ähnlichen Problemen hier zu kämpfen?
Ihr werdet den Punkt H) aufgeben müssen.
Und das hat nichts mit Versagen zu tun. Wenn jeder mit solchen Problemen fertig werden würde, dann wäre Krankenpfleger kein anspruchsvoller Ausbildungsberuf und Medizin kein Studienfach.
Also das mit "wir haben versagt" würde ich mir ganz schnell aus dem Kopf schlagen. Nein , habt ihr nicht.
Dieses Problem tritt oft auch in Familien mit schwerbehinderten Kindern auf, die dann irgendwann in eine entsprechend spezialisierte Einrichtung wechseln müssen. Viele Eltern fühlen sich dann als Rabeneltern und Versager.
Aber erstens werden die pflegenden Familienmitglieder nicht jünger (im Fall der Kinder muss man sicher damit rechnen dass diese länger leben) und unter der Belastung ist auch die Frage wie lange die das mitmachen können.
Auch Angehörige pflegebedürftiger Menschen haben das Recht auf Freizeit und Entspannung in ihrem Leben, wo der Pflegeaufwand so gross oder riskant wird, dass das nicht mehr geht, ist eine entsprechende Einrichtung einfach für alle Beteiligten die beste Lösung.
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Billie Holiday
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Re: Was tun wenn,...

Beitrag von Billie Holiday »

Garfield335 hat geschrieben:
Es liegt sicher nicht an der Kompetenz der derzeitigen Pflegepersonen, wir haben 2Personen in der Familie, die selbst im Pflegeberuf arbeiten oder gearbeitet haben.
Nur, es fehlt die notwendige Distanz, wenn im gleichen Haus, wie die Pflegeperson wohnt.

Irgendwann schafft man es psychisch nicht mehr. :(

Freiwillig wird er auch nicht ins Heim gehen wollen, wir müssen ihn wohl dazu zwingen,
Sein Gehirn ist auch zu 95% in Ordnung, er kann sehr wohl, sehr klar denken, aber eben mannchmal hat er solche Aussetzer. Sonst ist er aber völlig normal, abgesehen von der körperlichen Behinderung, die Lähmung ist nicht ganz zurückgegangen.
Ich sitze mit ihm am Tisch und unterhalte mich über Fussball.
ok, Du hattest etwas von "Leben zur Hölle machen" gesagt und dass diese Person nicht mehr zurechnungsfähig sei. Wenn man diese Empfindungen hat, wird es Zeit, etwas zu ändern, bevor man Hassgefühle entwickelt.
Manchmal kann man viel besser fremde Menschen geduldig betreuen, der geistige Verfall ist für die Angehörigen viel schlimmer zu ertragen als einer fremden Person, die beruflich und gerne Kranke und Alte betreut.

Die Entscheidung ist sehr schwer, ich kann das gut nachvollziehen. Aber niemandem ist geholfen, wenn die betreuende Person zusammenklappt oder ein nervliches Wrack wird.
Ihr habt die Möglichkeit, Euren Vater oft zu besuchen - wenn alle zusammenhalten, kann er sehr oft jemanden bei sich haben.
Aber Ihr könnt auch mal gehen, wenn er aus irgendeinem Grunde ausfallend wird. Er kann Euch übrigens auch rausschmeißen, wenn Ihr etwas sagt, was ihm nicht passt. Manchmal ist Distanz sehr gut.
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K.Pok
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Re: Was tun wenn,...

Beitrag von K.Pok »

Es gibt wohl auf die Fragen im Eingangsbeitrag keine allgemeingültigen Antworten. Wer solche Situationen selbst erlebt hat weiß, wie ratlos und hilflos man ist.
Meine Mutter wurde 96 Jahre; immer kerngesund, hilfsbereit und fleißig. Ihr letztes Lebensjahr war schlimm - sowohl für sie, als auch für die Angehörigen.
Meine Schwester pflegte sie das letzte Jahr in der Wohnung. Meine Mutter war bis zum Ende klar im Kopf, aber sie hatte sich so verändert, dass sie nicht wiederzuerkennen war. Tag und Nacht rief sie stündlich nach meiner Schwester, hatte die ausgefallendsten Wünsche, verstand nicht, dass meine Schwester auch etwas Ruhe und Schlaf brauchte.
Als sie starb, war meine Schwester völlig am Ende.
Das Abschiednehmen war so etwas leichter.
Heute sind die Bilder des letzten Lebensjahres fast vergessen. In unserer Erinnerung ist sie wieder die, die sie ihr ganzes Leben lang war: Lieb, hilfsbereit, zuverlässig, ehrlich und gerecht.
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