Skull hat geschrieben: ↑Dienstag 1. April 2025, 15:28
Kannst Du mal kurz erklären, was daran lächerlich sein soll ?
Ganz einfach:
Wir hatten eine "temporäre" Inflation aufgrund eines Angebotschocks verschiedener Güter aus dem Ausland infolge des Ukraine-Kriegs.
Wir hatten
keine Inflation etwa aufgrund einer Vollauslastung der Wirtschaft, Lohn-Preis-Spirale oder dergleichen, also irgendwelche
Ursachen, die längerfristig höhere Leitzinsen notwendig gemacht haben.
Noch 2022 hat die EZB selbst darauf abgestellt, dass einer der relevantesten Inflationsindikatoren die Entwicklung der Erzeugerpreise sind,
welche im 1. Halbjahr 2022 stark gestiegen sind. Selbige sind aber bereits Ende 2022 wieder gefallen, der Nachfrageschock war dadurch
quasi "verdaut". Man geht bei geldpolitischen Maßnahmen der EZB von einer Verzögerung von 4-6 Quartalen aus. Die Erhöhung des Leitzinses
war also kaum Ursache für die ab Ende 2022 stark sinkenden Erzeugerpreise (
https://www.bundesbank.de/de/statistike ... ise-775284 ). Weder theoretisch, noch empirisch.
Es gibt schon länger keine Inflationstendenzen mehr im Euroraum, der Leitzins wird zu langsam gesenkt.
In der Eurozone haben wir eine Inflation von 2 - 2,5 Prozent.
Ja, also alles auf Zielkurs bzw. in dem Bereich, den man anstrebt (ca. 2%).
Was würdest DU denn da für Zinsen bevorzugen ?
Einen, bei dem die europäische Wirtschaft mal wieder in Wallung kommt.
Es wurde ja nicht ausgewürfelt, dass wir ca. das letzte Jahrzehnt quasi Nullzins hatten, dies hatte ja insb. mit der schwachen privatwirtschaftlichen
Investitionen zu tun.
Für privatwirtschaftliche Investitionen ist der Realzins das A und O, ebenso eine ausreichende gesamtwirtschaftliche Nachfrage. Für erstes ist die Geldpolitik in erster Linie relevant,
für letzteres die Fiskalpolitik (wobei in letzterem vor allem Deutschland mit einem stark restriktiven Kurs "geglänzt" hat und sich folgend über "Rezession" wundert). Man kann natürlich
auch eine restriktive Geldpolitik fahren, wenn es gute Gründe gibt (etwa Inflation aufgrund einer stark ausgelasteten Volkswirtschaft...das ist im Euro-Raum natürlich nur bedingt zielgerichtet durchzuführen). Diese Gründe liegen IMHO aber nicht vor, noch haben sie in den letzten Jahren wirklich vorgelegen.
Jetzt muss man halt zügig zu einem expansiveren Kurs zurückkehren. Idealerweise gepaart mit einem neuen EZB-Mandat, etwa wie in den USA: Bedeutet das Mandat sollte sich nicht nur auf Preisstabilität, sondern zudem und auch insbesondere auf Beschäftigung beziehen.