Rainald de Gien hat geschrieben:
Warum führt Arianismus zu Religionsfaschismus ?
Die Problematik am Monotheismus ist doch schlicht der, dass er schlicht die meisten Menschen überfordert und in jeder der monotheistischen Ausrichtungen polytheistische Tendenzen irgendwann erkennen läßt und zwar in wirklich jeder. Wenn das so ist, bleibt nicht die Frage, was ist falsch und wie merzen wir es aus, sondern wie nehmen wir den Menschen weites möglichst mit ?
"Falsch" ist der Mensch, der meint, die Wahrheit zu kennen, denn wenn uns die Erfahrung irgendwas lehrt, dann, daß der Mensch vieles erreichen kann, allerdings bleibt selbst dem weisesten von uns die objektive Wahrheit schlußendlich verwehrt. Der Zyniker wird sagen, weil wir zu dumm sind. Das ist normalerweise meine Seite, aber ich bin als überzeugter Christ auch ein (manche Leute werden sagen idiotischer) Optimist, daher glaube ich einfach, daß wir das, was wir an Defiziten haben, den Kräften überlassen sollten, die es überblicken können.
Ob diese nun Zufall, Gott, Schicksal oder was auch immer genannt werden, soll jeder für sich selbst entscheiden, ich habe meine Wahl getroffen und komme damit gut zurecht.
Jetzt zu der Frage der Gültigkeit oder möglichen/unmöglichen Verifikation der Trinität:
(Sicherlich kann ich auch, besonders in Respekt zu oberem Absatz nur meine eigene Meinung treffen, auch wenn diese nichtsdestotrotz meine Weltanschauung ausmacht.)
Der Hauptansatz derjenigen, die die Trinität angreifen ist der Vorwurf des Polytheismus.
Ich hoffe, daß du meinen Beitrag dazu wirklich grundlegend gelesen hast und ich denke auch, daß du nachdenklich genug bist, um zu verstehen, was ich darin versucht zu habe zu erklären.
Trotzdem will ich die Sache nochmal komplett auffädeln, damit möglichst kein FADEN übrigbleibt, der als Fussel in deiner Suppe endet
Was ich nach wie vor denke, ist, daß das einzige Problem, was schon damals existierte und leider wohl auch heute noch ungelöst ist an einer einfachen Sache krankt.
Gottessohnschaft oder nicht!
Und vor allem, wo die Konsequenzen daraus liegen.
Arius hatte in einem wesentlichen Punkt recht: Jesus als Person
darf nicht als EIN Gott angebetet werden.
Warum?
Aus verschiedenen Gründen, und ich hoffe, daß die User hier mir vergeben werden, wenn ich jetzt keine 20 Bibelstellen zitiere, sucht den Kram selber raus, ihr faulen SÄCKE!
Jesus hatte keinen Anspruch, angebetet zu werden. Er hat im Namen Gottes gelebt und gelehrt. Er war ein Vorbild für die Liebe und die Barmherzigkeit Gottes und das wird hoffentlich kein halbwegs offener Mensch verneinen. Das Markusevangelium ist sogar adamant, was die Erklärung zum Messias angeht, und das zu Recht!
Was bleibt also?
Die einen werden sagen: ein Vorbild.
Andere werden sagen: ein gottesfürchtiger Mensch, wie er selten existiert.
Wiederum andere werden sagen: "Wahrlich, dieser Mann war Gottes Sohn!" (Römischer Hauptmann an seinem Kreuz, wenn ich mich recht erinnere Lukas, aber es ist halb 6, also leckt mich

).
Was ist der Unterschied? KEINER!
Auf die eine oder andere Art und Weise hat Jesus von Nazareth, ob nun Zimmermann aus Bethlehem, jüdischer Aufrührer oder die "Inkarnation Gottes auf Erden" (extra in Anführungszeichen) ein Zeichen gesetzt, das eine Weltreligion geboren hat.
Auch das zu Recht.
Was also nun hat Jesus für eine echte Relevanz in der Trinität, oder noch viel mehr, welche Relevanz hat die Trinität überhaupt?
Betrachtungsweisen.
Natürlich hört (oder liest) sich das wie eine vereinfachende "is halt so!"- Erklärung (an).
Ist es aber nicht.
Der Grund, warum ich Arius zum Religionsfaschisten erkläre ist, weil er das gottgegebene Recht des Gläubigen, Gottes Wirken in der realen Welt, selbst durch Zeichen wie das SEIN Jesu nicht anerkennen zu dürfen zu Ketzerei und Polytheismus verdammt, wo keiner ist.
Jesus war ein Zeichen Gottes, daß er für uns da ist.
Es bedarf sogar nicht sonderlich viel Interpretation, um ihm diesen Platz zu geben. Vielmehr bedarf es nur der Akzeptanz, das ein Mensch gelebt hat, der wirklich vom heiligen Geist (sic!) erfüllt war, um den Menschen zu zeigen, daß Gott nicht nur irgendwo "da draußen" ist, sondern bei uns und für uns da ist.
Was ist also die Trinität?
Ich habe lange, sehr lange nachgedacht und es gab auch einen Punkt, an dem ich die Trinität als Polytheismus abgelehnt habe, weil ich einfach nicht begreifen konnte, warum jemand in einer Kirche vor einem Kruzifix auf die Knie fällt und zu Jesus Christus betet, wenn es doch Gott gibt, den einzigen, den Schöpfer des Himmels und der Erde.
An dem Punkt, wo ich aufgehorcht habe (innerlich), wurde mir bewußt, daß das alles keinen Unterschied macht. Ich kann in die Augen einer alten Frau, der ich eine Tür aufhalte, weil sie selbst mit ihrer Gehhilfe nur schlecht hindurchkommt sehen und ich sehe Jesus.
Die Lehre, die wir durch diesen Mann sehen sollen/sollten ist nichts Anderes, als daß Gott nicht FERN, sondern NAH ist. Jesus Christus ist praktisch und im realen Leben der NÄCHSTE.
Der Heilige Geist ist das VERSTEHEN, daß es diesen Nächsten gibt, der unsere Hilfe benötigt.
Noch einmal, um es klarzustellen:
Was Arius versucht hat, was nicht Anderes, als ein abstraktes System, das sicherlich mit viel Kult verbunden ist, durch ein vermeintlich einfacheres zu ersetzen.
Wenn ich mir diesen Strang ansehe, habe ich leider das Gefühl, daß beide Seiten versagt haben, dabei ist die reale Umsetzung so verdammt nahe, daß jegliches Scheitern auf beiden Seiten sehr wehtut.
Es reduziert sich auf einen einzigen Sachverhalt:
Sche'ma Jisrael...
(Und letztere Aussage kommt von einem Antijudaisten. Denkt drüber nach.)