die Vorteile des Handels

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Piranha
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Re: die Vorteile des Handels

Beitrag von Piranha »

theo hat geschrieben:(13 Nov 2016, 14:47)

orientiere Dich nicht an der Vergangenheit - Schau lieber, wie es Frankreich mit der 75%-Steuer ergangen ist, denn Frankreich hatte dies im Zeitalter der EU und der Globalisierung umgesetzt.
Frankreich hat einen gemeinsamen Markt mit vielen anderen Ländern, insbesondere Deutschland, die niedrigere Produktionskosten haben und dann auch noch eine gemeinsame Währung mit denen.
Unter solchen Voraussetzungen ist Freihandel Gift für die Franzosen und genau deshalb werden die aus der EU austreten.

Danach wirst du in Frankreich genau dasselbe erleben, wie zur Zeit in GB.
Obwohl die Briten noch gar nicht ausgetreten sind, hat die blosse Ankündigung, dass sie in etwas über 2 Jahren austreten werden schon dazu geführt, dass das britische Pfund abgewertet hat und die britischen Arbeitslosenzahlen auf dem niedrigsten Stand seit 11 Jahren sind.
Simpler gehts nicht, raus aus einem Handelsvertrag und raus aus einer Währungsunion, in der deutsche Dumpingpreise allen Anderen das Leben schwer machen, dann gehts direkt aufwärts.
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Re: die Vorteile des Handels

Beitrag von Alter Stubentiger »

theo hat geschrieben:(12 Nov 2016, 11:36)

Wir werden mit den USA viel Geld verlieren - ich hoffe, dass wir wenigstens mit GB nicht den Plan der Abschreckung weiter verfolgen, sondern zu einem vernünftigen Handelskompromiss kommen, der beiden Seiten einen möglichst großen Nutzen bringt, statt zu versuchen, mögliche Populisten in Europa dadurch abzuschrecken, indem man den Ausstieg für die Briten möglichst schmerzhaft macht.
Die Briten sind ja frei und können mit den USA einen sehr komfortablen Abschluss machen, so dass sich ihre Abschottung von Europa sogar als wirtschaftlicher Vorteil erweisen kann.
Wenn man den Briten nachgibt gibt auch gleichzeitig das Signal erpressbar zu sein. Die EU kann aber nicht funktionieren wenn jeder seine Sonderregeln bekommt. Das nennt man nämlich Rosinenpickerei. Den Populisten sind irgendwelche Fakten ohnehin egal. Beim Brexit wurde ja hemmungslos gelogen. Aber es passte ins Weltbild der britischen Wutbürger.
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Re: die Vorteile des Handels

Beitrag von Misterfritz »

theo hat geschrieben:(13 Nov 2016, 14:52)so dass man sich dort fragt, ob sie Produkte, die von Türken produziert werden in der Türkei nicht deutlich billiger haben können.
was natürlich blödsinn ist.
die menschen, die in deutschland prodikte herstellen, wurden in deutschland ausgebildet - völlig egal, ob sie nun deutscher oder türkischer herkunft sind.
Das Salz in der Suppe des Lebens ist nicht Selbstdisziplin, sondern kontrollierte Unvernunft ;)
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Re: die Vorteile des Handels

Beitrag von Alter Stubentiger »

theo hat geschrieben:(12 Nov 2016, 13:07)

Die Transportkosten gehen auf die Theorie von Wilhelm Launhardt zurück - und auch wenn der Trichter flacher geworden ist, darf man in vielen Bereichen die Transportkosten - und dazu gehören auch Transportzeiten und Zölle usw. - nicht völlig ignorieren.

Aber auch was die natürlichen Gegebenheiten betrifft, so haben unterschiedliche Länder unterschiedliche Voraussetzungen, Produkte herzustellen. Landwirtschaftliche Erzeugnisse aufgrund des Klimas sind offensichtlich, aber auch natürliche Rohstoffvorkommen spielen eine Rolle. Manche Vorteile sind aber auch variabel, wie Bildung und die Verfügbarkeit von Arbeitskräften. Dann gibt es noch Kluster - also dass sich Unternehmen gern dort ansiedeln, wo es eine gute Infrastruktur und Zulieferer gibt.
Die Idee der komparativen Wettbewerbsvorteilen bedeutet ja im Grunde, dass sich handel schon dann lohnt, wenn die Kostenrelation bei einigen Gütern zwischen den einzelnen Ländern unterschiedlich ist - es kommt also nicht auf einen absoluten Kostenvorteil an. Aber wie gesagt - die Transportkosten gibt es auch nicht für Lau.
Handel entsteht auch wenn es um saisonale Güter gibt. Das wir 365 Tage im Jahr immer taufrisches Obst und Gemüse haben ist ohne einen reibungslosen Handel undenkbar. Und eine gemeinsame Währung vereinfache die Sache noch.
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Re: die Vorteile des Handels

Beitrag von Alter Stubentiger »

Piranha hat geschrieben:(13 Nov 2016, 14:57)

Frankreich hat einen gemeinsamen Markt mit vielen anderen Ländern, insbesondere Deutschland, die niedrigere Produktionskosten haben und dann auch noch eine gemeinsame Währung mit denen.
Unter solchen Voraussetzungen ist Freihandel Gift für die Franzosen und genau deshalb werden die aus der EU austreten.

Danach wirst du in Frankreich genau dasselbe erleben, wie zur Zeit in GB.
Obwohl die Briten noch gar nicht ausgetreten sind, hat die blosse Ankündigung, dass sie in etwas über 2 Jahren austreten werden schon dazu geführt, dass das britische Pfund abgewertet hat und die britischen Arbeitslosenzahlen auf dem niedrigsten Stand seit 11 Jahren sind.
Simpler gehts nicht, raus aus einem Handelsvertrag und raus aus einer Währungsunion, in der deutsche Dumpingpreise allen Anderen das Leben schwer machen, dann gehts direkt aufwärts.
Die Franzosen haben auf Grund ihrer sehr starken Gewerkschaften unvorstellbare Privilegien für die Arbeitnehmer. Das macht die Arbeit da so teuer. Nicht nur im Vergleich mit Deutschland.
Die Arbeitslsoenrate in GB hat nichts mit dem Brexit zu tun. Diese Größe reagiert immer zeitverzögert. War bei der Agenda 2010 auch so. Die einzig fühlbare Folge des Brexit sind die steigenden Preise im Supermarkt.
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Re: die Vorteile des Handels

Beitrag von Frank_Stein »

Alter Stubentiger hat geschrieben:(13 Nov 2016, 14:57)

Wenn man den Briten nachgibt gibt auch gleichzeitig das Signal erpressbar zu sein. Die EU kann aber nicht funktionieren wenn jeder seine Sonderregeln bekommt. Das nennt man nämlich Rosinenpickerei. Den Populisten sind irgendwelche Fakten ohnehin egal. Beim Brexit wurde ja hemmungslos gelogen. Aber es passte ins Weltbild der britischen Wutbürger.

Bei den Verhandlungen geht es darum, die besten Entscheidungen zum gegenseitigen Nutzen zu treffen. Wer nun versucht das Ausscheiden für die Briten möglichst schmerzhaft zu machen, der darf sich nicht wundern, wenn die Briten sich von Europa weiter abwenden und Amerika zuwenden. Das wäre aus deutscher Sicht die teuerste Variante.
Deutschland hat kaum einen Vorteil daraus, dass die Briten zur Personenfreizügigkeit gezwungen werden sollen. Wenn man diesen Zwang aufgibt und sich auf den Freihandel mit den Briten konzentriert, könnte auf allen Seiten großer Schaden abgewendet werden. Wenn die Regierung in Deutschland dazu nicht bereit ist, wird es eine künftige deutsche Regierung tun.
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Re: die Vorteile des Handels

Beitrag von Alter Stubentiger »

Piranha hat geschrieben:(13 Nov 2016, 14:33)

Nun, das ist doch wohl leicht zu überprüfen, oder nicht?
Solange du nicht bestreiten willst, dass Roosevelt 12 Mio. staatliche Jobs, sowie staatliche Rente und Arbeitslosengeld geschaffen hat, könnte man ja ganz simpel mal nachschauen, womit er die Löhne und Sozialausgaben bezahlt hat, mit Staatsschulden oder aus Steuereinnahmen.

Hier
http://www.usgovernmentrevenue.com/reve ... 946USb_F0t
kann man das sehr schön auf den ersten Blick sehen.
1929 - 1934 unter rechter Sparpolitik von Hoover fallende Staatseinnahmen.
Ab 1935 unter Roosevelt sind die Staatseinnahmen regelrecht explodiert.

Und dann schaun mer halt noch in die Staatsschulden der Amerikaner.
http://marx-forum.de/Forum/gallery/user ... 1d4c87.jpg
Da gings ab 1935 steil bergab.

Und nu beantworte mir mal, wie das wohl möglich sein könnte, wenn doch der Staat nach deiner Theorie weniger eingenommen haben müsste?
Roosevelt schuf kurzfristige Jobs die von vorneherein nicht als Dauerlösung angelegt waren. Es ging darum in der großen Depression erstmal was in Gang zu setzen. Die ABM wurden ja auch flankiert von Maßnahmen die die Privatwirtschaft wieder in Gang setzten. Nur mit einer prosperierenden Privatwirtschaft kann ein selbsttragender Aufschwung entstehen. Hat man auch gut bei BRD vs DDR in den 50er Jahren gesehen. Und nein. Die Demontage war letztlich nicht schuld. Demontiert wurde Industrie die nichts zu einer Konsumwirtschaft beitragen konnte.
Zuletzt geändert von Alter Stubentiger am Sonntag 13. November 2016, 15:27, insgesamt 2-mal geändert.
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Re: die Vorteile des Handels

Beitrag von Alter Stubentiger »

theo hat geschrieben:(13 Nov 2016, 15:06)

Bei den Verhandlungen geht es darum, die besten Entscheidungen zum gegenseitigen Nutzen zu treffen. Wer nun versucht das Ausscheiden für die Briten möglichst schmerzhaft zu machen, der darf sich nicht wundern, wenn die Briten sich von Europa weiter abwenden und Amerika zuwenden. Das wäre aus deutscher Sicht die teuerste Variante.
Deutschland hat kaum einen Vorteil daraus, dass die Briten zur Personenfreizügigkeit gezwungen werden sollen. Wenn man diesen Zwang aufgibt und sich auf den Freihandel mit den Briten konzentriert, könnte auf allen Seiten großer Schaden abgewendet werden. Wenn die Regierung in Deutschland dazu nicht bereit ist, wird es eine künftige deutsche Regierung tun.
Nein. Die Freizügigkeit ist essentiell. Stell dir vor wir lassen dies zu und morgen will Victor Orban dies auch. Was passiert dann? Kein Ungar der in der Heimat keine Perspektive sieht aber in D. einen Job kriegen könnte kann dann mehr so einfach rüberkommen. Und hier bleibt die Stelle unbesetzt. Gibt auch viele Geschäftsleute die heute in jenem und morgen in einem anderen EU-Land unterwegs sind. Gibt einen Haufen Briten die in D. wohnen die aus diesem Grund schon mal die deutsche Staatsangehörigkeit beantragt haben. Ihr unterschätzt die Vorteile der EU.
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Re: die Vorteile des Handels

Beitrag von Alter Stubentiger »

Piranha hat geschrieben:(12 Nov 2016, 15:00)

Auch wieder falsch.
Wenn zwischen Ländern mit flexiblen Wechselkursen ein Land Überschüsse erwirtschaftet, dann führt das dazu, dass die Währung im Überschuss-Land aufwertet und ie Währung im Defizit-Land abwertet, wodurch die Überschüsse sich in Luft auflösen.
Das war bis so etwa 1995 das grosse Problem der deutschen Exportindustrie und der Grund, warum die deutschen Exporte nie überhand nahmen.
Erst seit Deutschland eine Währungsuniuon mit schwächeren Defizit-Staaten hat, die in ihrer Summe mit Deutschland nicht aufwerten, sind die Exporte aus Deutschland explodiert und die Defizit-Staaten in der Eurozone bezahlen die Zeche mit einer für sie viel zu starken Währung.
Die Defizitländer haben sich selbst ihre Lage gebracht. Griechenland über hat Jahrzehnte eine Riesenparty gefeiert und alles verpulvert was die EU an Hilfen geboten hat. Aber es ist wie nach jeder Party. Am Ende kommt der Kater und damit der Katzenjammer.

Und Deutschland hat immer viel exportiert. Mitte der 90er kam die Delle weil im Zuge der Wiedervereinigung jeder Mist die neuen Länderverkauft wurde. Da hat man den Weltmarkt und die Entwicklung neuer Produkte vernachlässigt. Der Abschwung in der Endphase Helmut Kohls war die Folge.
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Re: die Vorteile des Handels

Beitrag von Frank_Stein »

Alter Stubentiger hat geschrieben:(13 Nov 2016, 15:20)

Nein. Die Freizügigkeit ist essentiell. Stell dir vor wir lassen dies zu und morgen will Victor Orban dies auch. Was passiert dann? Kein Ungar der in der Heimat keine Perspektive sieht aber in D. einen Job kriegen könnte kann dann mehr so einfach rüberkommen. Und hier bleibt die Stelle unbesetzt. Gibt auch viele Geschäftsleute die heute in jenem und morgen in einem anderen EU-Land unterwegs sind. Gibt einen Haufen Briten die in D. wohnen die aus diesem Grund schon mal die deutsche Staatsangehörigkeit beantragt haben. Ihr unterschätzt die Vorteile der EU.
Wenn die Arbeitskräfte nicht mehr mobil sind, muss eben das Kapital mobil sein.
Wenn die Länder mit geringem Durchschnittseinkommen viel Geld in die Ausbildung ihrer Jugend investieren, mit dem Ergebnis, dass dann die besten Schüler das Land verlassen und in anderen Ländern einen Job finden und dort steuern zahlen, könnten die Länder auf ihren Ausbildungskosten sitzen bleiben. Um sich dagegen zu schützen, müssten sie dann Schulgeld einführen, dass jeder für seine Ausbildung die Kosten übernehmen muss.

Nein - Freizügigkeit sollte man nicht zur Bedingung machen. Wenn deutsche Unternehmen auch noch in Zukunft Arbeitskräfte haben wollen, sollten sie die selbst ausbilden und den Frauen bessere Möglichkeiten geben, Beruf und Kinder unter einen Hut zu bringen. Das ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe.
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Re: die Vorteile des Handels

Beitrag von Orwellhatterecht »

jorikke hat geschrieben:(13 Nov 2016, 14:08)

Deutschland ist ein Hochlohnland, entsprechend teuer sind die Produkte, die wir exportieren.
Sie werden trotzdem gekauft, und wie.
Die Kostengründe müssen also von gewichtigeren Gründen überlagert sein.
Eine Ahnung, warum das so ist, habe ich vor ein paar Jahren in China bekommen.
Vor einem wirklich riesigen Einkaufsmarkt für Sanitärartikel war neben dem Eingang eine Reklametafel aufgestellt. Darauf stand:
"Wir verkaufen deutsche Qualität."
Dieses Image trägt heute noch weltweit (Ausnahme Deutschland) Es zu erhalten wird nicht einfach. Dazu gehören qualitativ hochwertige, möglichst originäre Produkte. Dazu ist ein gutes Ausbildungssystem auf allen Ebenen die Voraussetzung. Im Grunde wissen wir wo wir ansetzen müssen um uns zu behaupten.
Richten wir uns danach sind Kostengründe, den Export betreffend, sekundär.

Vor einigen Jahren wurde eine große Baumarktkette insolvent, die verlassenen Märkte stehen zum Teil noch und zum Teil auch noch die daran befindliche Reklame. Wenn man am hiesigen ehemaligen Markt vorbei kommt, dann kann man einen großen Schriftzug aus besseren Zeiten kaum übersehen, "Hier spricht der Preis!". Es juckt mir förmlich in den Fingern, daran angesichts der eingetretenen Insolvenz eine Korrektur vorzunehmen in "Hier s p r a c h der Preis!"
Die Großen hören auf zu herrschen, wenn die Kleinen aufhören zu kriechen!“
(Friedrich Schiller)
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jorikke
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Re: die Vorteile des Handels

Beitrag von jorikke »

theo hat geschrieben:(13 Nov 2016, 14:52)

darauf verlassen sollte man sich nicht - die Chinesen haben in den letzten Jahren sehr viel und sehr schnell dazu gelernt,
während Deutschland z.B. auch durch den VW-Skandal, BER, Stuttgart21 ... seinen Nimbus als Standort für Qualität langsam verliert.
Außerdem realisiert man inzwischen auch im Ausland, dass in Deutschland der Anteil der Deutschen immer stärker zurückgeht,
so dass man sich dort fragt, ob sie Produkte, die von Türken produziert werden in der Türkei nicht deutlich billiger haben können.
Ja, alle lernen dazu, die Zukunft wird fürchterlich für uns.
Schon zu Beginn meiner Feinmechaniker Lehre, 1960, war das den Weitsichtigen klar.
Wir fragten uns schon damals welchen Sinn unsere Ausbildung überhaupt noch hat.
Zu der Zeit ging gerade die, bis dahin führende Kamera Industrie in die Knie.
Das wiederholte sich dann in jeder der folgenden Dekade mit anderen führenden deutschen Produkten.
Die Klugen hatten es ja immer kommen sehen.
Wir sind pleite und eigentlich ist Selbstmord - aus Angst vor dem Tod - die einzig brauchbare Lösung.
Endlich dieses perspektivlose Jammertal verlassen.
Was las ich neulich in der Lügenpresse, Deutschland hat soviel Beschäftigte wie nie zuvor und der Export erreicht wieder mal neue Rekorde?
Da müssen tatsächlich ein paar Trottel rumlaufen, die den Ernst der Lage noch nicht erkannt haben.
Eines kann ich mir überhaupt nicht erklären. Die ganzen klugen Leute, jeder für sich eine Kapazität, sie alle konnten und können das deutsche Untergangsszenario trefflich begründen und analysieren. Immer nach dem Motto: Wenn die Praxis nicht mit der Theorie übereinstimmt, um so schlimmer für die Praxis.
Warum um alles in der Welt können diese Typen nicht zur Kenntnis nehmen was wirklich läuft und die nächsten Jahre einfach mal die Schnauze halten?
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Re: die Vorteile des Handels

Beitrag von Frank_Stein »

jorikke hat geschrieben:(13 Nov 2016, 15:47)

Ja, alle lernen dazu, die Zukunft wird fürchterlich für uns.
Schon zu Beginn meiner Feinmechaniker Lehre, 1960, war das den Weitsichtigen klar.
Wir fragten uns schon damals welchen Sinn unsere Ausbildung überhaupt noch hat.
Zu der Zeit ging gerade die, bis dahin führende Kamera Industrie in die Knie.
Das wiederholte sich dann in jeder der folgenden Dekade mit anderen führenden deutschen Produkten.
Die Klugen hatten es ja immer kommen sehen.
Wir sind pleite und eigentlich ist Selbstmord - aus Angst vor dem Tod - die einzig brauchbare Lösung.
Endlich dieses perspektivlose Jammertal verlassen.
Was las ich neulich in der Lügenpresse, Deutschland hat soviel Beschäftigte wie nie zuvor und der Export erreicht wieder mal neue Rekorde?
Da müssen tatsächlich ein paar Trottel rumlaufen, die den Ernst der Lage noch nicht erkannt haben.
Eines kann ich mir überhaupt nicht erklären. Die ganzen klugen Leute, jeder für sich eine Kapazität, sie alle konnten und können das deutsche Untergangsszenario trefflich begründen und analysieren. Immer nach dem Motto: Wenn die Praxis nicht mit der Theorie übereinstimmt, um so schlimmer für die Praxis.
Warum um alles in der Welt können diese Typen nicht zur Kenntnis nehmen was wirklich läuft und die nächsten Jahre einfach mal die Schnauze halten?

Noch einmal für Dich - das Gleichnis mit den 7 fetten und 7 mageren Kühen ist sehr treffend.
Uns stehen noch 10 relativ fette Jahre voraus - aber schon jetzt bereiten sich die Unternehmen auf den demografischen Wandel vor, indem sie in Deutschland weniger investieren - trotz der sehr niedrigen Zinsen.
Wir profitieren davon dass die Babyboomer heute 45-55 Jahre alt sind und in der Regel eine Beschäftigung mit gutem Einkommen haben und auf der anderen Seite kaum junge Menschen auf den Arbeitsmarkt strömen, so dass die Jugendarbeitslosigkeit sehr gering ist. Das führt dazu, dass wir heute relativ günstig bei den Lohnnebenkosten dastehen. Das wird sich aber komplett ändern, wenn sich diese Generation in ca.10-20 Jahren in die Rente verabschiedet. Dann wird Arbeit unbezahlbar, was dazu führt, dass die gering Qualifizierten noch geringere Chancen haben werden, einen Job zu bekommen, einfach weil die Schere aus Arbeitskosten und Nettoeinkommen sehr start auseinander gehen wird.
Daher sage ich, dass wir die Rente mit 63 schnellstmöglich wieder abschafften sollten und die Lebensarbeitszeit in Richtung 70 Ausdehnen müssen.

Ansonsten - was dem deutschen Arbeitsmarkt noch geholfen hatte war, dass die Löhne im Rest der Währungsunion schneller gestiegen sind, als in Deutschland und der relativ schwache Euro wegen der Eurokrise unseren Exporten heute natürlich hilft.
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Re: die Vorteile des Handels

Beitrag von jorikke »

theo hat geschrieben:(13 Nov 2016, 16:06)

Noch einmal für Dich - das Gleichnis mit den 7 fetten und 7 mageren Kühen ist sehr treffend.
Uns stehen noch 10 relativ fette Jahre voraus - aber schon jetzt bereiten sich die Unternehmen auf den demografischen Wandel vor, indem sie in Deutschland weniger investieren - trotz der sehr niedrigen Zinsen.
Wir profitieren davon dass die Babyboomer heute 45-55 Jahre alt sind und in der Regel eine Beschäftigung mit gutem Einkommen haben und auf der anderen Seite kaum junge Menschen auf den Arbeitsmarkt strömen, so dass die Jugendarbeitslosigkeit sehr gering ist. Das führt dazu, dass wir heute relativ günstig bei den Lohnnebenkosten dastehen. Das wird sich aber komplett ändern, wenn sich diese Generation in ca.10-20 Jahren in die Rente verabschiedet. Dann wird Arbeit unbezahlbar, was dazu führt, dass die gering Qualifizierten noch geringere Chancen haben werden, einen Job zu bekommen, einfach weil die Schere aus Arbeitskosten und Nettoeinkommen sehr start auseinander gehen wird.
Daher sage ich, dass wir die Rente mit 63 schnellstmöglich wieder abschafften sollten und die Lebensarbeitszeit in Richtung 70 Ausdehnen müssen.

Ansonsten - was dem deutschen Arbeitsmarkt noch geholfen hatte war, dass die Löhne im Rest der Währungsunion schneller gestiegen sind, als in Deutschland und der relativ schwache Euro wegen der Eurokrise unseren Exporten heute natürlich hilft.
Ich kenne diese pessimistischen Argumentationsreihen. Meine Lebenserfahrung sagt mir aber, nimm sie nicht ernst, damit kannst du dir den ganzen Tag versauen.
Vorbehaltlos recht gebe ich dir aber mit Arbeitszeitregelung. Den CDU Vorschlag finde ich zumindest bedenkenswert. Für jedes Jahr durchschnittliche Lebenserwartung ein halbes Jahr mehr Arbeitszeit bis zur Rente.
Mir soll doch niemand erzählen, dass in den letzten 20 Lebensjahren nur unfähige Invaliden durch die Gegend stolpern.
Ich werde bald 74 und habe noch immer einen Arbeitsvertrag. Nach anfänglichen 5-6 Jahren mit Feinmechaniker ähnlichen Tätigkeiten bin ich in den Verkauf gewechselt. Nach meiner Verrentung habe ich mir zwei Ruhejahre gegönnt. Weil ich mir geschworen hatte nie wieder jemanden zu bescheißen, kam eine kaufmännische Tätigkeit für mich nicht mehr in Frage. Jetzt habe ich mir auf meinem Grundstück noch ein kleines Häuschen mit Werkstattraum gebaut und werkele munter vor mich hin. Back to the roots. Die ersten zwei Januarwochen habe ich Urlaub angemeldet. Da feiern wir mit der ganzen Mischpoke beim Skilaufen in Zell am See goldene Hochzeit.
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Re: die Vorteile des Handels

Beitrag von BlueMonday »

jorikke hat geschrieben:(13 Nov 2016, 14:08)

Deutschland ist ein Hochlohnland, entsprechend teuer sind die Produkte, die wir exportieren.
Sie werden trotzdem gekauft, und wie.
Die Kostengründe müssen also von gewichtigeren Gründen überlagert sein.
.
Es ging um die Gründe, wieso ein bestimmtes Produkt hier und nicht anderswo produziert wird, nicht warum es gekauft oder konsumiert wird.
"Made in germany" geht nun mal am elegantesten in Germany.
Anderfalls müsste man ja betrügen. Betrug hat potentiell hohe Kosten. Lohnt seltenst "in the long run".
Oder man verzichtet auf das Label, produziert günstiger woanders, verkauft aber auch mit kleinerer Marge, höheren Transportkosten, längeren Wege, größere Mengen, größere Lager, insgesamt mit mehr Ärger und "made in China" oder sonst was.
Die Frage ist: welcher Produktionsstandort bringt mehr... und das wird man ohne Kosten zu betrachten nicht herausbekommen. Und wie gesagt, es geht um einen umfassenderen Kostenbegriff.

Ganz allgemein: Man unterlässt Dinge, weil sie zu hohe Opportunitätskosten haben.

Das spürte schon der olle Macbeth beim Shakespeare:

"If it were done when ’tis done, then ’twere well
It were done quickly...."

"Wär's abgetan, so wie's getan wär, dann wär's gut. Man tät es schnell.
Wenn der Meuchelmord aussperren könnt aus seinem Netz die Folgen und nur Gelingen aus der Tiefe zöge, dass mit dem Stoß, einmal für immer, alles sich abgeschlossen hätte, hier, nur hier, auf dieser Sandbank unsrer Zeit, so setzt ich weg mich übers künftge Leben.
Doch immer wird bei solcher Tat uns schon Vergeltung hier: daß, wie wir ihn gegeben, den blutgen Unterricht, er, kaum gelernt, zurückschlägt, zu bestrafen den Erfinder. Dies Recht, mit unabweislich fester Hand, setzt unsern selbstgemischten, giftgen Kelch an unsre eignen Lippen."

Tja, ohne Kosten tät man viele Dinge, man tät sich leicht...

Die Frage ist, wenn man hier in Deutschland oder sonst wo Produkt X herstellt bisher, was man dann an dessen Stelle herstellen könnte. Darin bestehen die eigentlichen Kosten, das man auf diese Produktion verzichtet und es anderen überlässt, eben Bananen anzubauen oder sonst was.
Und das werden dann Leute tun, deren Opportunitätskosten Bananen anzubauen bedeutend geringer sind als für einen deutschen Autobauer, obwohl der Deutsche sicherlich auch dies könnte. Aber seine Opportunitätskosten für Bananenanbau sind bedeutend höher, deshalb nix Banane made in Germany.
ensure that citizens are informed that the vaccination is not mandatory and that no one is under political, social or other pressure to be vaccinated if they do not wish to do so;
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Re: die Vorteile des Handels

Beitrag von Alter Stubentiger »

theo hat geschrieben:(13 Nov 2016, 15:36)

Wenn die Arbeitskräfte nicht mehr mobil sind, muss eben das Kapital mobil sein.
Wenn die Länder mit geringem Durchschnittseinkommen viel Geld in die Ausbildung ihrer Jugend investieren, mit dem Ergebnis, dass dann die besten Schüler das Land verlassen und in anderen Ländern einen Job finden und dort steuern zahlen, könnten die Länder auf ihren Ausbildungskosten sitzen bleiben. Um sich dagegen zu schützen, müssten sie dann Schulgeld einführen, dass jeder für seine Ausbildung die Kosten übernehmen muss.

Nein - Freizügigkeit sollte man nicht zur Bedingung machen. Wenn deutsche Unternehmen auch noch in Zukunft Arbeitskräfte haben wollen, sollten sie die selbst ausbilden und den Frauen bessere Möglichkeiten geben, Beruf und Kinder unter einen Hut zu bringen. Das ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe.
Es gibt gar nicht so viele Ausbildungsfähige wie man braucht. Zuwanderung ist die einzige Möglichkeit. Und Zuwanderung aus der EU ist gut für alle.

Wirklich gut ausgebildete Kräfte wandern ab weil z.B. Griechenland quasi nicht forscht. Und das schon sehr lange. In Deutschland gibt es Strukturen aus Forschung und Wirtschaft die im Süden nie geschaffen wurden. Dort hat man lieber Verwaltungsstellen geschaffen. Auch Ärzte wandern ab weil der Staat es versäumt hat Strukturen zu schaffen die ein effektives Arbeiten ermöglichen. Das sind alles hausgemachte Probleme. Deutschland ist nicht schuld.
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Re: die Vorteile des Handels

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darauf verlassen sollte man sich nicht - die Chinesen haben in den letzten Jahren sehr viel und sehr schnell dazu gelernt,
während Deutschland z.B. auch durch den VW-Skandal, BER, Stuttgart21 ... seinen Nimbus als Standort für Qualität langsam verliert.
Außerdem realisiert man inzwischen auch im Ausland, dass in Deutschland der Anteil der Deutschen immer stärker zurückgeht,
so dass man sich dort fragt, ob sie Produkte, die von Türken produziert werden in der Türkei nicht deutlich billiger haben können.
Mein türkischer Arbeitgeber hat das auch gedacht. Er ist nach langer Zeit mal wieder in die Türkei zu fahren um billiger einkaufen und dann importieren zu können. Der ist bedient. Da gibts nix zu sparen. Und der mit der Reise verbundene Urlaub war auch ein Reinfall. Als Deutschländer fühlte er sich nicht mehr wirklich willkommen und abgezockt. wurde er auch im Urlaub.
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Piranha
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Re: die Vorteile des Handels

Beitrag von Piranha »

Alter Stubentiger hat geschrieben:(13 Nov 2016, 15:26)

Und Deutschland hat immer viel exportiert. Mitte der 90er kam die Delle weil im Zuge der Wiedervereinigung jeder Mist die neuen Länderverkauft wurde. Da hat man den Weltmarkt und die Entwicklung neuer Produkte vernachlässigt. Der Abschwung in der Endphase Helmut Kohls war die Folge.
Manchmal verstehe ich echt nicht, wie manche Leute auf das Gegenteil der Wahrheit kommen.
Ist das weil ihr euch weigert die Daten überhaupt anzuschauen, weil man beim Betrachten der Daten ja seine Vorurteile verlieren könnte?

Hier sind mal die Daten:
http://de.theglobaleconomy.com/Germany/Trade_balance/
Adam Smith
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Re: die Vorteile des Handels

Beitrag von Adam Smith »

Piranha hat geschrieben:(13 Nov 2016, 17:12)

Manchmal verstehe ich echt nicht, wie manche Leute auf das Gegenteil der Wahrheit kommen.
Ist das weil ihr euch weigert die Daten überhaupt anzuschauen, weil man beim Betrachten der Daten ja seine Vorurteile verlieren könnte?

Hier sind mal die Daten:
http://de.theglobaleconomy.com/Germany/Trade_balance/
Das lag an den Importen. Schau dir die Exporte an.

https://de.wikipedia.org/wiki/Welthande ... d_Grafiken
Das ist Kapitalismus:

Die ständige Wahl der Bürger bestimmt das Angebot.
Piranha
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Re: die Vorteile des Handels

Beitrag von Piranha »

Adam Smith hat geschrieben:(13 Nov 2016, 17:18)

Das lag an den Importen. Schau dir die Exporte an.

https://de.wikipedia.org/wiki/Welthande ... d_Grafiken
Öhm ........ Import und Export ist doch der Grundidee nach ein TAUSCHhandel.
Orangen aus Spanien gegen Kartoffeln aus Deutschland oder so ähnlich.
Wer viel exportiert, der kann auch viel importieren, wichtig ist am Ende, dass die Bilanz ausgeglichen ist und genau DAS wollen die Deutschen anscheinend nicht verstehen.

Natürlich muss man nu nicht jedes Jahr unbedingt eine ausgeglichene Bilanz haben, aber auf lange Sicht sehr wohl.
Nach den Defiziten der 70er und 80er war eine Erholung in den 90ern der ganz normale Ausgleich und hätte zu allgemein steigendem Wohlstand sowohl in Deutschland aus auch bei deren Handelspartnern geführt.
Was aber seit 2000 in Deutschland abgeht, ruiniert die Handelspartner.

Die Tatsache, dass Deutschland dies nicht als seine Schuld ansehen will ist ja gut und schön, kann man so sehen wenn man will.
Dumm ist halt nur, dass auch die Defizit-Staaten die Möglichkeit haben diesen Unfug von sich aus zu stoppen (was sie auch machen werden).
GANZ dumm ist dann, wenn nationalistische Ideen behaupten, es ginge den Deutschen viel besser, wenn Deutschland von sich aus aus dem Euro aussteigen würde, denn das bedeutet, dass Deuschland sich selber sein Geschäftsmodell kaputt machen wird.
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Re: die Vorteile des Handels

Beitrag von Adam Smith »

Piranha hat geschrieben:(13 Nov 2016, 17:27)

Öhm ........ Import und Export ist doch der Grundidee nach ein TAUSCHhandel.
Orangen aus Spanien gegen Kartoffeln aus Deutschland oder so ähnlich.
Wer viel exportiert, der kann auch viel importieren, wichtig ist am Ende, dass die Bilanz ausgeglichen ist und genau DAS wollen die Deutschen anscheinend nicht verstehen.
Es ist vollkommen egal, ob die Bilanz ausgeglichen ist. Es kommt nur darauf, dass der Staat nicht wie z.B. die Sowjetunion aktiv ins Geschehen eingreift.
Auf Lenins engagierten Einsatz für das Außenhandelsmonopol hin, blieb es nicht aus, dass es nach dessen Tod den Charakter eines Dogmas gewann.[15] In der Sowjetunion unumstritten etabliert, musste es nun in Verträge mit dem Ausland eingebaut werden, anders konnten die Handelsvertretungen dort nicht Fuß fassen. Nur ließ sich das Außenhandelsmonopol kaum in Einklang bringen mit der Meistbegünstigungsklausel, wie sie in Handelsverträgen vorkam, auch von Gegenseitigkeit konnte hier keine Rede sein. Die üblichen Versuche des Auslands, dem Monopol etwas entgegenzusetzen, waren solche wie die Gründung der Ausfuhrvereinigung Ost in Deutschland.[16] Trotzdem blieb für die Sowjetunion der Vorteil des Monopolgewinns sowie der Umgehung des Groß- und Zwischenhandels.[17]
https://de.wikipedia.org/wiki/Sowjetisc ... elsmonopol

Selbstverständlich sind Importe laut Kapitalismus gut.
Das ist Kapitalismus:

Die ständige Wahl der Bürger bestimmt das Angebot.
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Re: die Vorteile des Handels

Beitrag von Piranha »

Adam Smith hat geschrieben:(13 Nov 2016, 17:51)

Selbstverständlich sind Importe laut Kapitalismus gut.
Importe zwischen Ländern mit eigenständiger Währung sind gut, weil man sie mit Abwertung bezahlen kann, sprich umsonst bekommt.
Exporte sind dagegen schlecht, aus demselben Grunde, nämlich weil man sie verschenkt.
Nur in einer ausgeglichenen Handelsbilanz macht keiner Verlust dabei.
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Re: die Vorteile des Handels

Beitrag von Frank_Stein »

Piranha hat geschrieben:(13 Nov 2016, 17:27)

Öhm ........ Import und Export ist doch der Grundidee nach ein TAUSCHhandel.
Orangen aus Spanien gegen Kartoffeln aus Deutschland oder so ähnlich.
Wer viel exportiert, der kann auch viel importieren, wichtig ist am Ende, dass die Bilanz ausgeglichen ist und genau DAS wollen die Deutschen anscheinend nicht verstehen.

Natürlich muss man nu nicht jedes Jahr unbedingt eine ausgeglichene Bilanz haben, aber auf lange Sicht sehr wohl.
Nach den Defiziten der 70er und 80er war eine Erholung in den 90ern der ganz normale Ausgleich und hätte zu allgemein steigendem Wohlstand sowohl in Deutschland aus auch bei deren Handelspartnern geführt.
Was aber seit 2000 in Deutschland abgeht, ruiniert die Handelspartner.

Die Tatsache, dass Deutschland dies nicht als seine Schuld ansehen will ist ja gut und schön, kann man so sehen wenn man will.
Dumm ist halt nur, dass auch die Defizit-Staaten die Möglichkeit haben diesen Unfug von sich aus zu stoppen (was sie auch machen werden).
GANZ dumm ist dann, wenn nationalistische Ideen behaupten, es ginge den Deutschen viel besser, wenn Deutschland von sich aus aus dem Euro aussteigen würde, denn das bedeutet, dass Deuschland sich selber sein Geschäftsmodell kaputt machen wird.

Also - fast jeder Mensch ist im Laufe seines Lebens mal Nettoimporteur und mal Nettoexport.
Gleich nach der Geburt fängt man an zu konsumieren - aber noch nichts zu produzieren. Das ist die Zeit des Nettoimportes. Diese Zeit hält mind. so lange an, bis man auf den Arbeitsmarkt tritt und produziert - wertschöpft. Das ist die Zeit, in der wir in der Regel mehr erschaffen als wir verbrauchen (hoffentlich). Dies hält dann so lange an, bis wir in Rente gehen. Dann sind wir wieder Nettoimporteure - wir verbrauchen mehr, als wir erzeugen - bis zum Ende unseres Lebens.
Wenn wir eine gesunde Lebensbilanz haben, dann sollten wir im Erwerbsleben mind. so viel an Überschüssen erzeugen, wie wir in der nichtproduktiven Phase verbrauchen.
Also - da unsere Demografie aktuell aber deutlich weniger jungen Menschen (=Nettoimporteure) hat, als wir im Gleichgewicht hätten (also bei 2,1 Geburten je Frau), konsumieren wir weniger, als wir eigentlich konsumieren sollten. Auf der anderen Seite sind die geburtenschwachen Jahrgänge der Kriegsgeneration aktuell in Rente. Auch hier sind also aktuell weniger Menschen in Rente, als normalerweise - also auch hier ist der Konsum geringer als im Normalzustand.
Auf der anderen Seite stehen die Nettoimporteure - also Menschen, die mehr erzeugen, als sie selbst verbrauchen. Wenn eine Gesellschaft nun insgesamt mehr produziert, als sie verbraucht, dann ist das Ersparnis - bzw. sie produziert Überschüsse, die sie dann exportieren muss - oder sie stellt weniger her, was dann Arbeitslosigkeit bedeuten würde.
Also leben wir in einer Zeit, in der wir wegen der Babyboomer auf dem Arbeitsmarkt deutlich mehr Arbeitnehmer haben, die Überschüsse erzeugen und deutlich weniger junge Menschen und Rentner, die Defizite erzeugen. Also müssen wir natürlicherweise Überschüsse in der Leistungsbilanz erzeugen.
Das Problem ist dabei nur, dass dieser Zustand sich in 10-20 Jahren komplett umkehren wird, wenn nämlich die Generation Y auf dem Arbeitsmarkt steht und die Babyboomer in Rente gehen. Dann haben wir weniger Menschen, die Überschüsse erzeugen und mehr Menschen, die Defizite erzeugen.

Ich hoffe nur, dass die Schulden, die das Ausland heute bei uns aufbaut, dann nach und nach beglichen werden können. Ich fürchte nur, dass besagte Defizitländer ähnliche demografischen Probleme haben werden, wie wir.
Ceterum censeo Carthaginem esse delendam.
It is not racism, but pattern recognition.
Wenn Linke etwas von Wirtschaft verstehen würden, wären sie nicht links.
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Re: die Vorteile des Handels

Beitrag von Piranha »

WENN das so wäre, dann müssten Länder mit gleichem Altersdurchschnitt dieselbe Handelsbilanz haben.
.... und dann vergleichst du mal Schweden mit Frankreich.

Wenn du stattdessen die Entwicklung der Lohnstückkosten seit 1999 betrachtest, kommt das Bild besser hin.
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Re: die Vorteile des Handels

Beitrag von Welfenprinz »

@jorikke: :thumbup: great :D
Sterben kann nicht so schlimm sein,sonst würden es nicht so viele tun.
Lt. griinpissstudien stirbt eine Ratte, wenn ihr ein 200l-Fass Glyphosat auf den Kopf fällt.
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Re: die Vorteile des Handels

Beitrag von Piranha »

Geht es nur mir so, oder gibt es sonst noch wen hier, dem dieser Lobgesang auf den Exportweltmeister auf den Keks geht?
Gibt es hier wirklich niemanden, der nicht sehen will, dass Deutschland Europa kaputt macht?
Anstieg der Arbeitlosenquote von 2008 bis 2015 in Gesamt-Europa von 7% auf 9,4% und in der Eurozone von 7,6% auf 10,9%
https://de.statista.com/statistik/daten ... -eurozone/
und nu feiern wollen, weil die Quote 2 Jahre hintereinander um 0,7% bzw. 0,6% zurück ging?
https://de.statista.com/statistik/daten ... -und-eu27/

Da ist alleine im Vergleich Eurozone zu ganz Europa schon sichtbar, dass in der Eurozone irgendwas fundamental viel schlechter läuft als im Rest der Welt.
Wenn in Gesamt-Europa die Arbeitslosenquote um 2,4% steigt und in der Eurozone um 3,5%, zeigt das nicht deutlich genug, dass der Euro pures Gift für die Konjunktur ist?
Rechnet man dann noch oben drauf, dass die Arbeitslosenquote in Deutschland die ganze Zeit gesunken ist und rechnet sich aus, dass die Quote demnach im Rest von Europa noch viel stärker gestiegen sein muss, wie schwer ist es zu verstehen, dass der Rest von Europa diesen Raubbau der Deutschen nicht mehr lange mitmachen wird.

Gleichzeitig dazu sagen, dass es jedes Jahr mehr Rentner und weniger Kinder gibt, was für sich alleine die Entwicklung der Arbeitslosenzahlen erklärt, aber darauf bestehen, dass die sinkenden Zahlen ein Zeichen für Aufschwung sind?
Gehts noch?

Jaja, ich weiss, es geht noch.
Die anderen Staaten sollen das halt genauso machen wie wir, Löhne kürzen und 8,5% Exportüberschuss erwirtschaften, oder wie?
Hat schon mal einer überlegt WOHIN das Zeug exportiert werden soll, wenn ALLE Überschüsse haben sollen?
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Re: die Vorteile des Handels

Beitrag von frems »

theo hat geschrieben:(13 Nov 2016, 14:52)

darauf verlassen sollte man sich nicht - die Chinesen haben in den letzten Jahren sehr viel und sehr schnell dazu gelernt,
während Deutschland z.B. auch durch den VW-Skandal, BER, Stuttgart21 ... seinen Nimbus als Standort für Qualität langsam verliert.
Solche Skandale gibt's in China, genau wie in Russland, den USA oder sonst einem größeren Land, auch regelmäßig. Es spricht sich nur selten bis zum deutschen Steuerzahler heraus. Die Probleme, die China hat, sind in einem Ausmaß, welches sich kaum einer hierzulande vorstellen oder gar wünschen würde.
Labskaus!

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Re: die Vorteile des Handels

Beitrag von Alter Stubentiger »

Piranha hat geschrieben:(13 Nov 2016, 17:12)

Manchmal verstehe ich echt nicht, wie manche Leute auf das Gegenteil der Wahrheit kommen.
Ist das weil ihr euch weigert die Daten überhaupt anzuschauen, weil man beim Betrachten der Daten ja seine Vorurteile verlieren könnte?

Hier sind mal die Daten:
http://de.theglobaleconomy.com/Germany/Trade_balance/
Dort sind nicht die Exporte aufgeführt sondern die Handelsbilanz. Ich redete aber über Exporte. Deutschland war schon 1986, 1987, 1988 und 1990 Exportweltmeister. Und dann wieder von 2003 bis 2008. Dazwischen immer die zweitgrößte Exportnation der Welt und das ist sie auch heute noch hinter China. Deutschlands ganzes Wirtschaftswunder ist den Exporterfolgen geschuldet.

Es geht dir nur darum deine linksradikale Ideologie zu verbreiten daß Deutschland an den Problemen der PIGS-Staaten schuld sei. Das aber ist völlig aus der Luft gegriffen. Deren Probleme sind hausgemacht. Und sie müßen ihre Probleme auch selber lösen. Es ist deren Problem wenn dort die Rahmenbedingungen nicht stimmen oder das Geschäftsmodell nicht funktioniert. Es ist deren Schuld daß ihnen der Mut fehlte eine Agenda 2010 durchzuziehen und damit auf die Erfolgsspur zurückzukommen. Vor allem für die Franzosen ist dies bitter weil deren beharren auf linke Privilegien für Arbeitnehmer dafür sorgt daß keiner mehr investiert.
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Re: die Vorteile des Handels

Beitrag von Alter Stubentiger »

frems hat geschrieben:(14 Nov 2016, 03:45)

Solche Skandale gibt's in China, genau wie in Russland, den USA oder sonst einem größeren Land, auch regelmäßig. Es spricht sich nur selten bis zum deutschen Steuerzahler heraus. Die Probleme, die China hat, sind in einem Ausmaß, welches sich kaum einer hierzulande vorstellen oder gar wünschen würde.
Man denke nur an die Riesenexplosion die vor kurzem einen ganzen Hafen vernichtet hat. Oder die vielen Unglücke in chinesischen Bergwerken.
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Re: die Vorteile des Handels

Beitrag von Alter Stubentiger »

Piranha hat geschrieben:(13 Nov 2016, 22:30)

Jaja, ich weiss, es geht noch.
Die anderen Staaten sollen das halt genauso machen wie wir, Löhne kürzen und 8,5% Exportüberschuss erwirtschaften, oder wie?
Hat schon mal einer überlegt WOHIN das Zeug exportiert werden soll, wenn ALLE Überschüsse haben sollen?
Gerade im Exportsektor werden Spitzenlöhne gezahlt. Schlechte Löhne werden auf dem Binnenmarkt gezahlt. Da wo du keine 30 Cant für ein Brötchen ausgeben willst und ein Haarschnitt für 20 €uro viel zu teuer für den Geiz-ist-geil Kunden ist.
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Re: die Vorteile des Handels

Beitrag von Piranha »

Alter Stubentiger hat geschrieben:(14 Nov 2016, 14:30)

Gerade im Exportsektor werden Spitzenlöhne gezahlt. Schlechte Löhne werden auf dem Binnenmarkt gezahlt. Da wo du keine 30 Cant für ein Brötchen ausgeben willst und ein Haarschnitt für 20 €uro viel zu teuer für den Geiz-ist-geil Kunden ist.
Netter Versuch, aber das beantwortet nicht, WOHIN denn bitte die ganzen Exporte gehen sollen, wenn ALLE Überschüsse haben sollen.
Ist es so schwer zu verstehen, dass eine Handelsbilanz ein relatives Konzept ist? Des Einen Überschüsse sind des Anderen Defizite.

Es sprich absolut überhaupt gar nichts gegen viel Handel, von mir aus können die Deutschen ALLE ihre Autos nach China exportieren und im Gegenzug alle koreanische Autos fahren.
Das verursacht eine wahnwitzige Umweltverschmutzung im Transport, macht aber im Konsum keinerlei Unterschied, solange die Handelsbilanz ausgeglichen ist.

Ganz grundsätzlich hat der Handel keinerlei Einfluss auf den Konsum.
Es ist vollkommen egal wie viele Orangen aus Spanien gegen Tomaten aus Holland getauscht werden, der Gesamt-Konsum an Orangen und Tomaten in Holland und Spanien zusammengenommen ändert sich dabei nicht im Geringsten.
Wie denn wohl? Die Verbraucher haben einen bestimmten Bedarf an Lebensmitteln und ob sie Tomaten oder Orangen essen spielt keine Rolle, sie werden ganz schlicht nicht mehr kaufen als sie brauchen.
ALLE deutschen Autobauer könnte ALLE in Deutschland hergestellten Autos nach China exportieren und die Deutschen könnten alle japanische und koreanische Autos fahren, dadurch verkauft sich in Deutschland kein einziges Auto mehr.

Wenn also irgendwo im System Länder wie Deutschland oder China mehr exportieren als sie importieren, dann MUSS es irgendwo im System mindestens ein Land, bzw. in diesem Falle sogar ganz viele Länder geben, die mehr importieren als sie exportieren.
Die Existenz eines Exportweltmeisters setzt die Existenz eines Importweltmeisters voraus.
Weil aber die Importeure das Geld nicht haben, mit dem die die Importe bezahlen können, muss der Exporteur immer auch die Kredite mitliefern, die die Importeure brauchen um das Zeug zu kaufen.

Klar, der Hersteller der Exportgüter holt sich sein Geld von der Bank, sprich der Kreditgeber der ausländischen Importeure ist nicht der Exporteur, aber das ändert nichts daran, dass die Kredite im eigenen Land hängen bleiben.
Etwas überspitzt kann man es sogar so sagen:
Wenn die Banken dem Ausland die Kredite geben, von denen die Exporteure ihr Geld bekommen, die Banken diese Kredite an die EZB verkaufen und dann die Kredite platzen, dann werden die Schulden dem Steuerzahler übertragen.
Nachdem diese Steuerzahler aber genau die Arbeiter sind, die die Exportgüter hergestellt haben und nachdem die Löhne die sie dort bekommen haben kleiner sind als die Schulden die ihnen in der Zukunft auf dem Umweg über die EZB auf die Schultern gelegt werden, müssen deutsche Exportarbeiter zur Arbeit noch Geld mitbringen, nur dass sie das im Moment noch nicht wissen, z.B. weil erst ihre Kinder die Schulden bezahlen werden.
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Re: die Vorteile des Handels

Beitrag von Realist2014 »

Piranha hat geschrieben:(14 Nov 2016, 14:54)

Netter Versuch, aber das beantwortet nicht, WOHIN denn bitte die ganzen Exporte gehen sollen, wenn ALLE Überschüsse haben sollen.
I.
haben sie ja nicht

die USA haben seit Jahrzehnten ein Defizit

und ?
Laut Aussage der linken Ideologen sind alle ökonomisch erfolgreichen dumm, und die wahre Intelligenz tritt sich in der untersten ökonomischen Etage auf die Füße.....daher muss diese Etage ausgebaut werden
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Re: die Vorteile des Handels

Beitrag von Realist2014 »

Piranha hat geschrieben:(14 Nov 2016, 14:54)


Wenn die Banken dem Ausland die Kredite geben, von denen die Exporteure ihr Geld bekommen, die Banken diese Kredite an die EZB verkaufen und dann die Kredite platzen, dann werden die Schulden dem Steuerzahler übertragen.
.

erklär da doch mal am Beispiel Deutschland und USA...

welche US Kredite kauft denn die EZB so?

und wie viele sind davon "geplatzt" bei der EZB?
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Re: die Vorteile des Handels

Beitrag von Alter Stubentiger »

Piranha hat geschrieben:(14 Nov 2016, 14:54)

Netter Versuch, aber das beantwortet nicht, WOHIN denn bitte die ganzen Exporte gehen sollen, wenn ALLE Überschüsse haben sollen.
Ist es so schwer zu verstehen, dass eine Handelsbilanz ein relatives Konzept ist? Des Einen Überschüsse sind des Anderen Defizite.

Es sprich absolut überhaupt gar nichts gegen viel Handel, von mir aus können die Deutschen ALLE ihre Autos nach China exportieren und im Gegenzug alle koreanische Autos fahren.
Das verursacht eine wahnwitzige Umweltverschmutzung im Transport, macht aber im Konsum keinerlei Unterschied, solange die Handelsbilanz ausgeglichen ist.

Ganz grundsätzlich hat der Handel keinerlei Einfluss auf den Konsum.
Es ist vollkommen egal wie viele Orangen aus Spanien gegen Tomaten aus Holland getauscht werden, der Gesamt-Konsum an Orangen und Tomaten in Holland und Spanien zusammengenommen ändert sich dabei nicht im Geringsten.
Wie denn wohl? Die Verbraucher haben einen bestimmten Bedarf an Lebensmitteln und ob sie Tomaten oder Orangen essen spielt keine Rolle, sie werden ganz schlicht nicht mehr kaufen als sie brauchen.
ALLE deutschen Autobauer könnte ALLE in Deutschland hergestellten Autos nach China exportieren und die Deutschen könnten alle japanische und koreanische Autos fahren, dadurch verkauft sich in Deutschland kein einziges Auto mehr.

Wenn also irgendwo im System Länder wie Deutschland oder China mehr exportieren als sie importieren, dann MUSS es irgendwo im System mindestens ein Land, bzw. in diesem Falle sogar ganz viele Länder geben, die mehr importieren als sie exportieren.
Die Existenz eines Exportweltmeisters setzt die Existenz eines Importweltmeisters voraus.
Weil aber die Importeure das Geld nicht haben, mit dem die die Importe bezahlen können, muss der Exporteur immer auch die Kredite mitliefern, die die Importeure brauchen um das Zeug zu kaufen.

Klar, der Hersteller der Exportgüter holt sich sein Geld von der Bank, sprich der Kreditgeber der ausländischen Importeure ist nicht der Exporteur, aber das ändert nichts daran, dass die Kredite im eigenen Land hängen bleiben.
Etwas überspitzt kann man es sogar so sagen:
Wenn die Banken dem Ausland die Kredite geben, von denen die Exporteure ihr Geld bekommen, die Banken diese Kredite an die EZB verkaufen und dann die Kredite platzen, dann werden die Schulden dem Steuerzahler übertragen.
Nachdem diese Steuerzahler aber genau die Arbeiter sind, die die Exportgüter hergestellt haben und nachdem die Löhne die sie dort bekommen haben kleiner sind als die Schulden die ihnen in der Zukunft auf dem Umweg über die EZB auf die Schultern gelegt werden, müssen deutsche Exportarbeiter zur Arbeit noch Geld mitbringen, nur dass sie das im Moment noch nicht wissen, z.B. weil erst ihre Kinder die Schulden bezahlen werden.
Du verstehst die Zusammenhänge nicht. Griechenland importiert nicht aus D. weil deutsche Waren so billig wären. Das deutsche Exportwaren billig sind habe ich noch nie gehört. Griechenland importiert weil sie die Produkte einfach nicht herstellen können. Es fehlt an Unterstützung durch die Politik/Bürokratie/Rahmenbedingungen/leistungsfähige Forschung. Und wenn sie schon importieren müßen importieren sie eben oft aus D. weil die Qualität stimmt. Das gilt vor allem bei langlebigen Investitionsgütern. Und darum sind auch genau da die Löhne in D. hoch.
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Re: die Vorteile des Handels

Beitrag von Realist2014 »

Alter Stubentiger hat geschrieben:(14 Nov 2016, 15:03)

Du verstehst die Zusammenhänge nicht. Griechenland importiert nicht aus D. weil deutsche Waren so billig wären. Das deutsche Exportwaren billig sind habe ich noch nie gehört. Griechenland importiert weil sie die Produkte einfach nicht herstellen können. Es fehlt an Unterstützung durch die Politik/Bürokratie/Rahmenbedingungen/leistungsfähige Forschung. Und wenn sie schon importieren müßen importieren sie eben oft aus D. weil die Qualität stimmt. Das gilt vor allem bei langlebigen Investitionsgütern. Und darum sind auch genau da die Löhne in D. hoch.

Dieser Sachverhalt dringt bei einigen nicht bis in's Gehirn durch.

Dann kommt immer die Mär von den Exporterfolgen WEGEN den angeblich zu niedrigen Löhnen in D...
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Re: die Vorteile des Handels

Beitrag von Alter Stubentiger »

Realist2014 hat geschrieben:(14 Nov 2016, 15:06)

Dieser Sachverhalt dringt bei einigen nicht bis in's Gehirn durch.

Dann kommt immer die Mär von den Exporterfolgen WEGEN den angeblich zu niedrigen Löhnen in D...
Tja. Da die niedrigen Löhne hat die 450 €uro Kraft die beim Fleischer hinter der Theke steht. Und die hat ganz sicher nichts mit dem Export zu tun.
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Re: die Vorteile des Handels

Beitrag von Piranha »

Alter Stubentiger hat geschrieben:(14 Nov 2016, 15:03)

Du verstehst die Zusammenhänge nicht. Griechenland importiert nicht aus D. weil deutsche Waren so billig wären. Das deutsche Exportwaren billig sind habe ich noch nie gehört. Griechenland importiert weil sie die Produkte einfach nicht herstellen können. Es fehlt an Unterstützung durch die Politik/Bürokratie/Rahmenbedingungen/leistungsfähige Forschung. Und wenn sie schon importieren müßen importieren sie eben oft aus D. weil die Qualität stimmt. Das gilt vor allem bei langlebigen Investitionsgütern. Und darum sind auch genau da die Löhne in D. hoch.
Achsoooooooooo ..........

Komisch, ich dachte immer, die Griechen importieren Tomaten aus Holland, weil die Tomaten aus Holland billiger sind als die Tomaten aus heimischer Produktion, obwohl die Löhne in Holland deutlich höher sind als in Griechenland, schlicht weil die Holländer ihre Überproduktion mit Dumpingpreisen in den ausländischen Markt drücken.

Ich habs weiter oben schon mal aufgeschrieben, ich hab mir gerade einen neuen BMW gekauft, in Ungarn, weil der Händler in Ungarn offensichtlich eine so grosse Händlerspanne hat, dass er exakt dasselbe Auto 25% unter deutschem Listenpreis verkaufen kann.
Das ist SO billig, dass ein BMW tatsächlich WENIGER kostet als z.B. ein Peugeot in vergleichbarer Grösse und Ausstattung.
Ich weiss nicht wie du das nennst, wenn ein deutsches Produkt im Ausland 25% weniger kostet als dasselbe Produkt in Deutschland, ich nenne das Preisdumping.
Mittlerweile ist das Preisdumping sogar derartig hoch, dass es in Deutschland schon Reimporteure gibt, die in Deutschland Autos aus deutscher Herstellung unter deutschem Preis verkaufen und dabei selber noch 5% verdienen, weil wie durch Zauberhand das Auto 20% billiger wird, wenn man es nur einmal kurz nach Ungarn und wieder zurück transportiert.
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Re: die Vorteile des Handels

Beitrag von Realist2014 »

Piranha hat geschrieben:(14 Nov 2016, 15:39)

Ich weiss nicht wie du das nennst, wenn ein deutsches Produkt im Ausland 25% weniger kostet als dasselbe Produkt in Deutschland, ich nenne das Preisdumping.
.



das nennt sich lokale MARKTPREISE..

schon lustig mit welchem Mangel an ökonomischem Basiswissen hier rum hantiert wird..
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Re: die Vorteile des Handels

Beitrag von Welfenprinz »

Äh,holländische Tomaten werden nicht gekauft ,weil sie die billigsten sind. Im Gegenteil es ist die teuerste Herkunft. (Tschulligung,aber ist nun mal sowas wie mein Metier).

Abseits der Massenprodukte steht speziell der deutsche Maschinenbau für Produkte,die die anderen nicht herstellen können. Der Preis ist sozusagen bis zu einer gewissen Grenze egal.
Und ich hab auch noch nicht gehört,dass Lada VW den Rang abläuft auf den Exportmärkten.
Sterben kann nicht so schlimm sein,sonst würden es nicht so viele tun.
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Re: die Vorteile des Handels

Beitrag von Alter Stubentiger »

Piranha hat geschrieben:(14 Nov 2016, 15:39)

Achsoooooooooo ..........

Komisch, ich dachte immer, die Griechen importieren Tomaten aus Holland, weil die Tomaten aus Holland billiger sind als die Tomaten aus heimischer Produktion, obwohl die Löhne in Holland deutlich höher sind als in Griechenland, schlicht weil die Holländer ihre Überproduktion mit Dumpingpreisen in den ausländischen Markt drücken.

Ich habs weiter oben schon mal aufgeschrieben, ich hab mir gerade einen neuen BMW gekauft, in Ungarn, weil der Händler in Ungarn offensichtlich eine so grosse Händlerspanne hat, dass er exakt dasselbe Auto 25% unter deutschem Listenpreis verkaufen kann.
Das ist SO billig, dass ein BMW tatsächlich WENIGER kostet als z.B. ein Peugeot in vergleichbarer Grösse und Ausstattung.
Ich weiss nicht wie du das nennst, wenn ein deutsches Produkt im Ausland 25% weniger kostet als dasselbe Produkt in Deutschland, ich nenne das Preisdumping.
Mittlerweile ist das Preisdumping sogar derartig hoch, dass es in Deutschland schon Reimporteure gibt, die in Deutschland Autos aus deutscher Herstellung unter deutschem Preis verkaufen und dabei selber noch 5% verdienen, weil wie durch Zauberhand das Auto 20% billiger wird, wenn man es nur einmal kurz nach Ungarn und wieder zurück transportiert.
Es ist völlig egal zu welchen Preis der BMW in Ungarn angeboten wird. Die Ungarn können einfach keinen BMW bauen. Das ist der Punkt. Und Hollandtomaten werden nicht verkauft weil sie so billig sind sondern weil es welche gibt wenn es im Heimatland keine gibt. Griechenland importiert sogar Olivenöl aus Deutschland. Theoretisch wäre dies alles nicht nötig. Mit den richtigen Rahmenbedingungen wäre es ohne weiteres möglich die Landwirtschaft zum blühen zu bringen. Und das hat nichts mit dem billigen deutschen Olivenöl zu tun.....
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Re: die Vorteile des Handels

Beitrag von jorikke »

Piranha hat geschrieben:(14 Nov 2016, 15:39)

Achsoooooooooo ..........

Komisch, ich dachte immer, die Griechen importieren Tomaten aus Holland, weil die Tomaten aus Holland billiger sind als die Tomaten aus heimischer Produktion, obwohl die Löhne in Holland deutlich höher sind als in Griechenland, schlicht weil die Holländer ihre Überproduktion mit Dumpingpreisen in den ausländischen Markt drücken.

Ich habs weiter oben schon mal aufgeschrieben, ich hab mir gerade einen neuen BMW gekauft, in Ungarn, weil der Händler in Ungarn offensichtlich eine so grosse Händlerspanne hat, dass er exakt dasselbe Auto 25% unter deutschem Listenpreis verkaufen kann.
Das ist SO billig, dass ein BMW tatsächlich WENIGER kostet als z.B. ein Peugeot in vergleichbarer Grösse und Ausstattung.
Ich weiss nicht wie du das nennst, wenn ein deutsches Produkt im Ausland 25% weniger kostet als dasselbe Produkt in Deutschland, ich nenne das Preisdumping.
Mittlerweile ist das Preisdumping sogar derartig hoch, dass es in Deutschland schon Reimporteure gibt, die in Deutschland Autos aus deutscher Herstellung unter deutschem Preis verkaufen und dabei selber noch 5% verdienen, weil wie durch Zauberhand das Auto 20% billiger wird, wenn man es nur einmal kurz nach Ungarn und wieder zurück transportiert.
"Weil der Händler in Ungarn eine so große Spanne...."
Du hast offensichtlich nicht die geringste Ahnung. Der Autohändler in Ungarn hat mit der Preisgestaltung nichts zu tun. Er hat etwa so viel Rabatt wie deutsche Händler, möglicherweise etwas mehr oder weniger. Das hat damit, dass Autos in Ungarn billiger sind, nicht das geringste zu tun.
Bleiben wir bei BMW. Die möchten in Ungarn Autos verkaufen und stellen fest, der Markt gibt wegen der geringeren ungarischen Einkommen preise wie in Deutschland nicht her. Dann gibt es kaufmännisch gesehen zwei Möglichkeiten, man stellt fest das dort kein Geld zu verdienen ist und liefert nicht nach Ungarn. Oder man passt seine Preise an, liefert die Autos an die dortigen Händler 25-30% billiger als an die deutschen Händler und kann zu ungarischen marktgerechten Preisen anbieten.
Dann verdient man unter dem Strich zwar etwas weniger, überlässt den Markt aber nicht der Konkurrenz.
Außerdem gleichen höhere Verkaufszahlen die Verluste teilweise wieder aus. Man nennt das Mischkalkulation.
Sich über solche Binsenwahrheiten zu echauffieren ist schon ein Eingeständnis großer Ahnungslosigkeit.
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Re: die Vorteile des Handels

Beitrag von Realist2014 »

jorikke hat geschrieben:(14 Nov 2016, 16:50)

"Weil der Händler in Ungarn eine so große Spanne...."
Du hast offensichtlich nicht die geringste Ahnung. Der Autohändler in Ungarn hat mit der Preisgestaltung nichts zu tun. Er hat etwa so viel Rabatt wie deutsche Händler, möglicherweise etwas mehr oder weniger. Das hat damit, dass Autos in Ungarn billiger sind, nicht das geringste zu tun.
Bleiben wir bei BMW. Die möchten in Ungarn Autos verkaufen und stellen fest, der Markt gibt wegen der geringeren ungarischen Einkommen preise wie in Deutschland nicht her. Dann gibt es kaufmännisch gesehen zwei Möglichkeiten, man stellt fest das dort kein Geld zu verdienen ist und liefert nicht nach Ungarn. Oder man passt seine Preise an, liefert die Autos an die dortigen Händler 25-30% billiger als an die deutschen Händler und kann zu ungarischen marktgerechten Preisen anbieten.
Dann verdient man unter dem Strich zwar etwas weniger, überlässt den Markt aber nicht der Konkurrenz.
Außerdem gleichen höhere Verkaufszahlen die Verluste teilweise wieder aus. Man nennt das Mischkalkulation.
Sich über solche Binsenwahrheiten zu echauffieren ist schon ein Eingeständnis großer Ahnungslosigkeit.

unsere "linksgedrehten" halt..

von tatsächlichen ökonomischen Fakten keine Sachkenntnisse - aber davon ganz viel... :D
Laut Aussage der linken Ideologen sind alle ökonomisch erfolgreichen dumm, und die wahre Intelligenz tritt sich in der untersten ökonomischen Etage auf die Füße.....daher muss diese Etage ausgebaut werden
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Re: die Vorteile des Handels

Beitrag von Europafreund »

Piranha hat geschrieben:(14 Nov 2016, 14:54)

Netter Versuch, aber das beantwortet nicht, WOHIN denn bitte die ganzen Exporte gehen sollen, wenn ALLE Überschüsse haben sollen.
Ist es so schwer zu verstehen, dass eine Handelsbilanz ein relatives Konzept ist? Des Einen Überschüsse sind des Anderen Defizite.

Es sprich absolut überhaupt gar nichts gegen viel Handel, von mir aus können die Deutschen ALLE ihre Autos nach China exportieren und im Gegenzug alle koreanische Autos fahren.
Das verursacht eine wahnwitzige Umweltverschmutzung im Transport, macht aber im Konsum keinerlei Unterschied, solange die Handelsbilanz ausgeglichen ist.

Ganz grundsätzlich hat der Handel keinerlei Einfluss auf den Konsum.
Es ist vollkommen egal wie viele Orangen aus Spanien gegen Tomaten aus Holland getauscht werden, der Gesamt-Konsum an Orangen und Tomaten in Holland und Spanien zusammengenommen ändert sich dabei nicht im Geringsten.
Wie denn wohl? Die Verbraucher haben einen bestimmten Bedarf an Lebensmitteln und ob sie Tomaten oder Orangen essen spielt keine Rolle, sie werden ganz schlicht nicht mehr kaufen als sie brauchen.
ALLE deutschen Autobauer könnte ALLE in Deutschland hergestellten Autos nach China exportieren und die Deutschen könnten alle japanische und koreanische Autos fahren, dadurch verkauft sich in Deutschland kein einziges Auto mehr.

Wenn also irgendwo im System Länder wie Deutschland oder China mehr exportieren als sie importieren, dann MUSS es irgendwo im System mindestens ein Land, bzw. in diesem Falle sogar ganz viele Länder geben, die mehr importieren als sie exportieren.
Die Existenz eines Exportweltmeisters setzt die Existenz eines Importweltmeisters voraus.
Weil aber die Importeure das Geld nicht haben, mit dem die die Importe bezahlen können, muss der Exporteur immer auch die Kredite mitliefern, die die Importeure brauchen um das Zeug zu kaufen.

Klar, der Hersteller der Exportgüter holt sich sein Geld von der Bank, sprich der Kreditgeber der ausländischen Importeure ist nicht der Exporteur, aber das ändert nichts daran, dass die Kredite im eigenen Land hängen bleiben.
Etwas überspitzt kann man es sogar so sagen:
Wenn die Banken dem Ausland die Kredite geben, von denen die Exporteure ihr Geld bekommen, die Banken diese Kredite an die EZB verkaufen und dann die Kredite platzen, dann werden die Schulden dem Steuerzahler übertragen.
Nachdem diese Steuerzahler aber genau die Arbeiter sind, die die Exportgüter hergestellt haben und nachdem die Löhne die sie dort bekommen haben kleiner sind als die Schulden die ihnen in der Zukunft auf dem Umweg über die EZB auf die Schultern gelegt werden, müssen deutsche Exportarbeiter zur Arbeit noch Geld mitbringen, nur dass sie das im Moment noch nicht wissen, z.B. weil erst ihre Kinder die Schulden bezahlen werden.
Sie suggerieren, Handel wäre pareto-ineffizientes Konstrukt, was es nach allgemeiner VWL natürlich nicht ist. Sie liegen also falsch. Beschäftigen Sie sich mit wissenschaftlichen Erkenntnissen der VWL!

Es stimmt nicht, dass einer einfach vom Handel im Maße X profitiert, während der andere im gleichen Maße X zu leiden hat. Beide profitieren. Handel ist pareto-effizient, was bedeutet, dass es einer besser gestellt wird, ohne den anderen schlechter zu stellen. Anders als Sie fälschlicherweise behaupten, gibt es nicht ein fixes Maximum, das einfach nur unterschiedlich aufgeteilt wird. Sondern der Kuchen kann durch Synergien wachsen, wodurch einer entweder ein gleich großes Stück abbekommt und der andere ein größeres, oder sogar beide ein größeres. Das ist der Sinn von Handel. Wer nun einen Handelsbilanzüberschuss erwirtschaftet und wer ein -defizit, ist gar nicht zentral. Zunächst mal sorgt der Wettbewerb für tiefere Preise - davon profitieren Kunden in beiden Ländern. Unternehmen profitieren auch aus beiden Ländern, weil sich ihr Absatzmarkt vergrößert. Höherer Konkurrenzdruck und Personenfreizügigkeit sorgen für technologischen Fortschritt und Innovation, wodurch die Wirtschaft beider Handelspartner angetrieben wird. Selbst der, der ein Handelsbilanzdefizit aufzuweisen hat, exportiert zwar nicht so viel, aber profitiert von günstigen Importen. Ohne Produkte aus Asien könnten wir uns den Umfang an Kleidung, Möbeln usw. gar nicht leisten. Weil es dort viel günstiger produziert werden kann. Das ist gut für die Deutschen Kunden und ihre Kaufkraft, unabhängig davon, wie viele Autos unsere Konzerne nach Asien verkaufen. Die Annahme, ein Handelsbilanzdefizit sei per se schlecht, ist schlichtweg falsch.

Zum Verständnis ist folgendes entscheidend: Befassen Sie sich mit dem Thema komparativer Vorteil! Gewisse Länder können aufgrund vielschichtiger Standortbedingungen (Klima, Infrastruktur, Bildungsniveau, Preisniveau, Steuersystem etc.) Produkte und Dienstleistungen des Typs a) günstiger und qualitativ besser anbieten, andere Länder den Typ b). Die Opportunitätskosten sind in den Ländern unterschiedlich groß. Die Spezialisierung ist hocheffizient für alle Teilnehmer. Man kann es sich als länderübergreifende Arbeitsteilung vorstellen, in dem jedes Land die Produktion bestimmter Produkte die besten Voraussetzungen hat. Einfaches Beispiel: Österreich ist spezialisiert auf die Herstellung von Skiern. Sie haben das Know-How, weshalb die Produkte gut sind, und als Ski-Nation einen relativ großen heimischen Absatzmarkt mit vielen Anbietern, weshalb die Produkte günstig sind. Das können die Spanier so nicht. Spanien hat indes milderes Klima und kann besseren Wein günstiger herstellen als die Österreicher. Wenn nun kein Handel stattfindet, müssen die Österreicher mit eher mäßigem Wein zu hohen Preisen vorlieb nehmen und müssen gleichzeitig auf die Einnahmen aus möglichen Ski-Exporten nach Spanien verzichten - doppelt schlecht. Währenddessen müssen die Spanier mit mäßigen Ski zu teuren Preisen leben, weil es etwa nur einen Anbieter gibt, und Einnahmen aus dem Wein-Export bleiben auch aus - erneut doppelt schlecht. Wenn sie aber handeln, profitieren beide. Es ist ein Irrglaube, dass der eine einfach das eine gegen das andere tauscht und am Ende den gleichen Wert in den Händen hält. Nein, beide haben etwas davon, weil sie das, was sie schlecht und teuer produzieren können, den anderen überlassen, während sie das, was sie gut und günstig herstellen können, selber übernehmen. Wenn ich gut in Deutsch bin und ein Freund gut in Mathe, aber beide eigenständig die Hausaufgaben erledigen, haben beide wenig Freizeit. Wenn ich hingegen die Deutsch-Hausaufgaben für uns beide erledige, was mir leicht fällt, und er seine und meine Mathe-Aufgaben löst, haben wir beide mehr Freizeit. Da gibt es unzählige Beispiele. Da Amis sind gut in IT, weil die Forschung dort dafür exzellent ist, und können die günstiger produzieren als wir, dafür stellen wir die besseren Autos günstiger (sofern es keine Luxusschlitten sind) her, weil wir das know-how haben und aufgrund Massenproduktion in dieser Branche günstiger sind. Südamerika hat eine geringe Besiedlung und passendes Klima, wodurch sie Rinder günstig halten können, während die Schweiz den Vorteil eines stabilen und steuergünstigen Finanzplatzes hat. Und so weiter. Da könnte ich noch ewig weitermachen. Zölle im Protektionismus sind natürlich nicht so schlecht zu bewerten, wie gar kein Außenhandel, aber schlechter als Freihandel. Zölle lägen dann also zwischen diesen beiden vereinfacht und beispielhaft dargestellten Extremen.

Das ist nicht mal Erstsemester-VWL, sondern schulisches Grundwissen über wirtschaftliche Zusammenhänge. Traurig, dass das hier in so geringem Maße vorhanden ist und stattdessen auch noch Halbwissen verbreitet wird.

Ein paar einfache Lesetipps, die ich binnen weniger Sekunden auf Google gefunden habe:
http://www.camuso.ch/boek/secure/vwl/ma ... el_3_4.pdf
https://www.vimentis.ch/d/lexikon/248/K ... rteil.html

Zustimmen kann ich Ihnen lediglich beim Umweltaspekt. Handel und Umweltfreundlichkeit lässt sich aber absolut vereinbaren, wenn es politisch gewollt ist. Daran hapert es leider noch zu sehr.
Was TTIP angeht: In der Form ist es abzulehnen. Grundsätzlich wäre ein Freihandelsabkommen mit dem wichtigen Handelspartner USA für beide von großem Vorteil. Nur müssen natürlich die Standards zur Zufriedenheit beider Kontinente sein. Da liegt insbesondere nach Trumps Wahlsieg viel Arbeit vor uns.
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Re: die Vorteile des Handels

Beitrag von Piranha »

Europafreund hat geschrieben:(14 Nov 2016, 23:27)

.....
Es soll ja Ökonomen geben, die den Einheitsbrei der an den Schulen gelehrt wird innerhalb von 5 Minuten widerlegen können.
Er hier z.B.:

Aber es gibt halt auch VWL-Studenten, die nicht wahr haben wollen, dass sie etwas Falsches gelernt haben.
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Re: die Vorteile des Handels

Beitrag von Realist2014 »

Piranha hat geschrieben:(15 Nov 2016, 03:13)

Es soll ja Ökonomen geben, die den Einheitsbrei der an den Schulen gelehrt wird innerhalb von 5 Minuten widerlegen können.
Er hier z.B.:

Aber es gibt halt auch VWL-Studenten, die nicht wahr haben wollen, dass sie etwas Falsches gelernt haben.

den verwirrten Flassbeck anzuführen

ist

grenzwertig sinnfrei... :D
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Re: die Vorteile des Handels

Beitrag von BlueMonday »

Wenn, dann gibt es verschiedene ökonomische Denkschulen (s.a. http://www.hetwebsite.net/het/thought.htm), wobei man nun streiten kann, was gerade der Mainstream oder die Heterodoxie ist. Ein Blick in die Geschichte der Ökonomik kann da sehr lehrreich sein und helfen zu verstehen, warum diese und jene Ökonomen glauben, was sie glauben.
Widerlegt sieht sich jedenfalls keine dieser Denkschulen. Der Keynesianismus trotz "Stagflation" etc. ja auch nicht.

Flassbecks "Argument" scheint nun zu sein: weil es die Bedingungen für Freihandel nicht gibt, kann Freihandel sowieso nicht funktionieren, also lasst es uns verhindern, dass die Bedingungen geschaffen werden, nicht, dass er sonst am Ende doch noch funktioniert :).
Naja. zustimmen würde ich im zumindest wenn es um Effizienzbetrachtungen geht. Ich bin da auch für einen umfassenderen Kostenbegriff.

Die Idee des "komparativen Kostenvorteils" sollte man nun dennoch auf sich wirken lassen, vor allem in der realen Handlungssphäre gedacht. Die hat auch unter dreckigsten realen Bedingungen ihre Relevanz. Das fehlt leider vielen Ökonomen, diese praxeologische/handlungslogische Fundierung.
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Re: die Vorteile des Handels

Beitrag von Piranha »

BlueMonday hat geschrieben:(15 Nov 2016, 12:13)

Flassbecks "Argument" scheint nun zu sein: weil es die Bedingungen für Freihandel nicht gibt, kann Freihandel sowieso nicht funktionieren, also lasst es uns verhindern, dass die Bedingungen geschaffen werden, nicht, dass er sonst am Ende doch noch funktioniert :)
Was Flassbecks Gründe dafür sind so zu argumentieren will ich gar nicht beurteilen.
Ich sehe nur, dass es die nötigen Bedingungen für Freihandel bisher nicht gibt, aber schon 1000 Freihandelsabkommen zwischen diversen Staaten, alle damit begründet, dass Freihandel ja gut sein muss.
Wenn du selber zustimmst, dass die Bedingungen derzeit nicht vorhanden sind, müsstest du eigentlich selber auch sehen, dass Freihandel zur Zeit nichts bringt.

Ob man die Möglichkeiten für Freihandel schaffen kann und ob man DANN Freihandel machen kann ist eine ganz andere Frage.
Ich denke Flassbeck hätte nichts dagegen wenn die Bedingungen geschaffen würden, aber erstmal Freihandel machen und dann schauen, ob man den so hinbiegen kann, dass die Voraussetzungen nachträglich dazu kommen, ist irgendwie falsch rum.

Der Vollständigkeit halber sage ich noch dazu: Ich stimme längst nicht allem zu was Flassbeck sagt, Keynsianismus ist für mich auch keine Lösung, aber das ist ein anderes Thema und hat in dieser Diskussion nichts zu suchen.
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Re: die Vorteile des Handels

Beitrag von Orwellhatterecht »

Realist2014 hat geschrieben:(14 Nov 2016, 17:01)

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Lieber "linksgedreht" als durchgedreht, solche Leute sind zu bemitleiden !
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Re: die Vorteile des Handels

Beitrag von Realist2014 »

Orwellhatterecht hat geschrieben:(15 Nov 2016, 14:54)

Lieber "linksgedreht" als durchgedreht, solche Leute sind zu bemitleiden !
Bezeichnest du Flassbeck als "Durchgedreht"?

ist vielleicht auch eine Möglichkeit...
Laut Aussage der linken Ideologen sind alle ökonomisch erfolgreichen dumm, und die wahre Intelligenz tritt sich in der untersten ökonomischen Etage auf die Füße.....daher muss diese Etage ausgebaut werden
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Re: die Vorteile des Handels

Beitrag von Europafreund »

Piranha hat geschrieben:(15 Nov 2016, 03:13)

Es soll ja Ökonomen geben, die den Einheitsbrei der an den Schulen gelehrt wird innerhalb von 5 Minuten widerlegen können.
Er hier z.B.:

Aber es gibt halt auch VWL-Studenten, die nicht wahr haben wollen, dass sie etwas Falsches gelernt haben.
Wenn es seriöse Ökonomen geben soll, welche die aktuelle Volkswirtschaftslehre auf wissenschaftlicher Basis, also mit Fakten und Empirie, widerlegen können, dann nennen Sie doch mal welche! Viel Glück bei der Suche, das werden Sie brauchen.

Der verlinkte gehört ganz sicher nicht dazu. Er sagt selbst, 98% der Ökonomen widersprechen ihm. Allein das sollte zu denken geben. Übrigens sei an der Stelle mal erwähnt, dass es natürlich viele Denkschulen der Ökonomie gibt, aber den Nutzen von Freihandel bestreitet eigentlich keiner. Bis auf so Lautsprecher wie er, der ökonomisch unwissende mit falschen Parolen zu überzeugen versucht. Entscheidender ist aber seine Argumentationsarmut: Er spricht von "guten Gefühlen, dass Freihandel so nicht funktionieren könne", es habe sich "oft als Illusion erwiesen, dass man etwas freier macht, zusammenschließt und alles wird gut". Mal abgesehen davon, dass das äußerst vage formuliert ist, sind das falsche Behauptungen, die der Faktenlage widersprechen. "Wenn wir den europäischen Binnenmarkt haben, gibt es Wachstum über viele Jahre. Das ist nicht eingetreten." Das ist schlichtweg gelogen. In den letzten 10 Jahren (von 2005 bis 2015) ist die Wirtschaft im Schnitt pro Jahr knapp 1% real gewachsen - und das trotz der größten Wirtschaftskrise der Nachkriegszeit.
https://de.statista.com/statistik/daten ... -eurozone/
Die herrschende Lehre sei fundamental falsch. Nein, sie ist richtig, was die Empirie in tausenden Fällen bestätigt hat. Man hat im Schnitt kontinuierliches Wachstum, unterbrochen nur von den üblichen konjunkturellen Krisen, vorausgesagt und das ist eingetroffen. Kritische Stimmen wie seine, dass sich das Wachstum asymptotisch immer mehr abschwäche und zum Stillstand komme, gab es z.B. schon in der Krise Anfang der 1980er Jahre. Doch nicht nur in Europa, auch in der Welt ging und geht das Wachstum immer weiter. Leute, die solche realen Fakten, die für sie erlebte Realität etwa der letzten 35 Jahre ignorieren, gab es also schon immer. Ich fürchte, die muss man einfach ignorieren. Mit solchen Realitätsverweigerern hat ein Dialog wenig Nutzen. "Fundamental falsch" sind seine unwissenschaftlichen Thesen. Der Wohlstand der Menschen erhöhe sich nicht. Es sei "Fiktion". "Fiktion" ist seine Verklärung unserer realen Geschichte. Das Weltwirtschaftswachstum, was von der Globalisierung und immer mehr Freihandel stark angetrieben wird, spricht eine ganz andere Sprache, durchschnittliche Wachstumsraten von real (nicht fiktiv!) über 3% jährlich im letzten Jahrzehnt:
https://de.statista.com/statistik/daten ... sprodukts/
Die Umstände für freien Handel "sind nie da", behauptet er. Was konkret soll denn diesen Handel verhindern, an welchen Umständen soll es überhaupt nicht geben? Darauf geht er kaum ein. "Wechselkursschwankungen" werden als Ursache leicht angerissen. Große Preisinstabilität ist theoretisch selbstverständlich ein Handelshemmnis, nur liegt diese real in der Praxis kaum vor. In einigen wenigen Ländern wie Brasilien, ja, aber man sollte die Ausnahme nicht zur Regel erklären. Gerade die Währungen der großen Ökonomien sind ziemlich stabil.
"Wenn Frankreich 20% Zölle einführt auf alle deutschen Produkte, könnte kein Ökonom sagen, ob das gut oder schädlich ist." Was für ein Quatsch, selbstverständlich ist das schädlich, und das weiß er als Ökonom auch. Es gibt zig Beispiele, wo es früher Zölle gab, die abgeschafft wurden, wonach der Handel und der Wohlstand wuchs. Oder das aktuelle Gegenbeispiel Russland, wo die Wirtschaft unter den Sanktionen nicht fiktiv, sondern real leidet. Dort gibt es gar kein Wachstum mehr, im Gegenteil, sogar Schrumpfung:
Im zweiten Quartal schrumpfte die russische Wirtschaft mit 0,6 Prozent weniger stark als zur Jahresbeginn. Im ersten Quartal hatte der Rückgang des Bruttoinlandprodukts (BIP) 1,2 Prozent betragen.
http://www.n-tv.de/wirtschaft/Russlands ... 13311.html

Er hetzt hier aus ideologischen Gründen gegen TTIP. Ich bin auch gegen TTIP. Aber dafür muss man nicht die ökonomische Geschichte und unbestrittene, real erprobte, wissenschaftliche Erkenntnisse wie denn Nutzen freien Handels in Abrede stellen, sondern kann einfach auf die schlechten Standards verweisen, die Europa zurecht nicht akzeptieren wird. Er betreibt hier Propaganda gegen TTIP, womit ich gut leben kann, nur die Gründe für seine Ablehnung widersprechen der Realität, während es bessere, reale Gründe gibt, TTIP abzulehnen.

"Ganz vieles von dem, was wir über den Freihandel behaupten, stimmt einfach nicht, es ist einfach falsch." Und "gute Gefühle" bestätigen das. Chapeau, schlagfertig, der Mann, großartige Argumentation! :thumbup: Erinnert mich an ein jammerndes Kind: "aber er hat angefangen, stimmt einfach nicht, einfach falsch." Fakten, Argumente: Fehlanzeige. Lächerlich!
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