Zu der Untersuchung:
http://www.welt.de/politik/deutschland/ ... terin.html
Ich ziehe das mal aus gegebenem Anlass aus dem AfD-Strang hier rüber.
Also erst mal wird es wohl für immer dein Geheimnis bleiben, wer hier was "entlarvt" hat. Hier im Forum hattest du dazu jedenfalls kein einziges inhaltliches Argument gebracht.
Dann zu dieser angeblichen Widerlegung in der "Achse des Guten", die zu folgendem Fazit kommt:
Doch das Ergebnis der Studie beruht auf groben Fehlern in Methodik und Logik und zudem auf unzulässigen Veränderungen von Aussagen Petrys. Drei Beispiele mögen dies belegen:
Dann schauen wir mal.
1. Veränderung des Inhalts einer Aussage. Am 27.01.2016 sagte Petry wörtlich zum Thema Zuwanderung: "Die Obergrenze wird aus der SPD gefordert." Die Kölner Volontäre machen daraus folgende zu überprüfende Tatsachenbehauptung: "Die SPD fordert eine Obergrenze." Das jedoch hat Petry nicht gesagt; sie hat nämlich nicht gesagt, daß eine Obergrenze von der SPD, sondern daß sie aus der SPD gefordert werde. Ein kleiner, aber um so bedeutsamerer Unterschied. Die Kölner Volontäre haben dadurch den Inhalt von Petrys Behauptung in einer Weise verändert, daß sie nunmehr schlußfolgern konnten, daß Petry falsch liege. Denn in der Tat hat die SPD eine Obergrenze nicht gefordert, doch es gab Stimmen bzw. Personen aus der SPD, die dies getan habe. So z. B. der Regensburger SPD-Oberbürgermeister Wolberg laut Mittelbayerischer Zeitung beim Neujahrsempfang, der eine Obergrenze von 200.000 bis 300.000 jährlich forderte, oder Sigmar Gabriel am 16.01.2016 in einen Interview mit der Wochenzeitung „Die Zeit“: "Und ich rate uns allen, diese Grenze, die das Land aufzunehmen in der Lage ist, nicht auszutesten." Gabriel, immerhin Parteivorsitzender spricht also von einer Grenze bei der Zuwanderung, auch wenn er sie nicht mit einer Zahl konkretisiert. Das heißt, Petry liegt richtig, wenn sie sagt, daß es aus der SPD Forderungen nach einer Obergrenze gab.
Hier wird nur ein einziges Beispiel gebracht (Wolbergs), das Zitat von Gabriel lässt sich beim besten Willen nicht in die Forderung nach einer Obergrenze uminterpretieren, auch wenn es die Achse hier nach Kräften versucht. Und zu Wolbergs: der forderte keineswegs eine Obergrenze von 200-300.000, sondern sagte: "Dieses Land wird niemals vertragen, Flüchtlinge in einer Größenordnung von 1,1 Millionen jedes Jahr aufzunehmen. Niemals. Das überfordert dieses Land. Flüchtlinge in einer Größenordnung von 200.000 oder 300.000 aufzunehmen, verkraftet dieses Land aber gut. Das weiß auch jeder."
http://www.regensburg-digital.de/medial ... /10012016/
Interessant auch die Antwort von Petry auf faktenzoom: "Frauke Petry erklärte auf Nachfrage von Faktenzoom, sie habe mit ihrer Behauptung lediglich deutlich machen wollen, dass mitlerweile keine Partei mehr der Meinung ist, Deutschland könne unbegrenzt Flüchtlinge aufnehmen." Das hört sich schon etwas anders an, als dass aus jeder Partei eine Obergrenze gefordert werde.
2. Manipulative Änderung des Bezugsmaßstabs. Ebenfalls am 27.01.2016 sagte Petry: "Ein Großteil der Asylbewerber hat kein Recht auf Asyl." Hier kommt es nicht auf die Abweichung zwischen Wortlaut und Neu-Formulierung der Kölner Volontäre an, sondern allein auf den Inhalt. Die Kölner Volontäre definieren - richtigerweise - zunächst Großteil mit Mehrheit und verweisen dann bei der Prüfung des Wahrheitsgehalts zuerst auf Zahlen des Bundesamts für Migration für den Monat Januar 2016. Das ist natürlich in Bezug auf eine Behauptung vom 27.01.2016, als die Januar-Zahlen naturgemäß noch gar nicht vorlagen, von vorneherein Unsinn. Die Volontäre verweisen dann aber auch auf die Zahlen des Bundesamts für 2015: "Demnach fielen 49,8% aller Asylanträge unter die Gesamtschutzquote. Wenn man die sonstiges Verfahrensbeendigungen wegläßt, liegt auch im Jahre 2015 die Gesamtschutzquote bei über 50%." Um Frau Petry die Unwahrheit vorwerfen zu können, müssen sich die Kölner Volontäre zunächst die Statistik zurechtbiegen. Dazu rechnen sie einfach mal alle heraus, die zwar kein Asyl erhalten haben, aber auch nicht förmlich abgelehnt worden sind, sondern deren Verfahren sich anderweitig erledigt hat. Doch auch diese Personen haben nun einmal kein Recht auf Asyl gehabt – und nur darum geht es in Petrys Aussage. Was die Volontäre tun, ist es etwa so seriös, als wenn man in der Fußball-Bundesliga-Tabelle alle Bayern-Siege mit nur einem Tor Unterschied herausrechnet und dann behauptet, Dortmund sei Meister geworden.
Es ist vollkommen korrekt, dass faktenzoom hier die "sonstigen Verfahrenserledigungen" herausgerechnet hat. Denn diese bedeuten meistens etwas in der Art "ein anderer Staat ist zuständig" (u.a. nach Dublin). Es sagt nichts darüber aus, ob der Asylantrag woanders angenommen wird oder ob er hier angenommen worden wäre, wäre niemand anders zuständig gewesen. Es ist so aufzufassen, als ob der Antrag in Deutschland nicht gestellt worden wäre.
Doch jetzt kommt die eigentliche Manipulation der Volontäre. Petry sprach vom Recht auf Asyl, die Volontäre sprechen von Gesamtschutzquote. In der Gesamtschutzquote sind aber neben den Asylberechtigten auch die Personen enthalten, die vor allem als Flüchtlinge, insbesondere (Bürger)kriegsflüchtlinge, bleiben dürfen. Als asylberechtigt im Sinne des Art. 16a Grundgesetz anerkannt wurden 2015 hingegen nur 0,7 Prozent (= 2.029 Personen) von 282.726 beschiedenen Antragstellern – laut Asylgeschäftsstatistik des Bundesamts für Migration für Dezember 2015, Seite 6. Die Kölner Volontäre haben also einfach mal den Maßstab gewechselt - statt Asylberechtigung nun Gesamtschutzquote. Wenn man somit Frau Petry etwas vorwerfen will, dann allenfalls, daß nicht nur ein Großteil der Asylbewerber kein Recht auf Asyl hat, sondern fast alle, nämlich mehr als 99 Prozent. Was die Kölner Volontäre gemacht haben, ist reine Manipulation.
Dazu hilft es, noch mal das Originalzitat von Petry anzuschauen, es lautet (ebenfalls bei faktenzoom dokumentiert): "Wir haben auch kein Problem damit, dass ein Großteil der Asylbewerber keine Asylbewerber, sondern Migranten sind.".
Das ist mit einer Gesamtschutzquote bei 50% eindeutig widerlegt. Ein Asylbewerber, der "nur" GFK bekommt, ist immer noch ein Asylbewerber, so ist der Terminus nun mal.
Zuletzt noch zu Petrys Aussage am 10.03.2016, wonach die Kosten für die Flüchtlinge bei jährlich mindestens 50 Milliarden Euro liegen. Diese Aussage messen die Kölner Volontäre an zwei Prognosen der Wirtschaftsinstitute IDW und IfW, die von künftigen Kosten von 50 Milliarden Euro für zwei Jahre beziehungsweise 25-55 Milliarden jährlich für die nächsten Jahre ausgehen. Da Petry von Mindestkosten gesprochen habe, sei ihre Aussage falsch, da die Prognosen von maximal 55 Milliarden Euro ausgingen. Die Volontäre haben Recht, wenn sie Petrys Aussage an den Prognosen der beiden genannten Institute messen. Doch Petry hatte sich gar nicht auf diese beiden Institute bezogen. Ihr steht es selbstverständlich frei, Berechnungen anderer Institute/Personen oder auch ihre eigenen Berechnungen zugrundezulegen. Man kann also Frau Petrys Aussage gegebenenfalls als den Prognosen zweier bekannter Wirtschaftsinstitute widersprechend bewerten, aber nicht als falsch. Dies gilt um so mehr, als Zukunftsprognosen ohnehin nicht einer Bewertung als richtig oder falsch beziehungsweise wahr oder unwahr zugänglich sind.
Es ist aber definitiv falsch, eine Aussage "mindestens" in den Raum zu werfen, wenn es seriöse Prognosen für niedrigere jährliche Kosten gibt, die man aber zu widerlegen nicht in der Lage ist: "Frauke Petry erklärte auf Nachfrage von Faktenzoom, die Ausgabenhöhe für Integration sei höchst umstritten. Es gebe auch Aussagen, die 50 Milliarden Euro jährlich als niedrig einschätzen würden.".
Fazit: von diesen drei angeblichen Beispielen für eine Widerlegung ist
keines stichhaltig.
Dennoch schreibt die Achse forsch am Ende:
Diese Studie hätte nie veröffentlicht und weiter verbreitet werden dürfen – es sei denn als Beispiel für schlechten Journalismus.
Von schlechtem Journalismus kann man in der Tat sprechen - nämlich von der "Achse des Guten". Dies sollte ein Versuch sein, diese Untersuchung auseinanderzunehmen und zu diskreditieren, den man nur als misslungen bezeichnen kann.
Liebe Achse, regelmäßig kritisiert ihr die etablierten Medien für die aus eurer Sicht zu unkritische und tendenziöse Berichterstattung. Und selbst? Hier ging es euch einzig und allein um Diffamierung dieser Untersuchung, koste es was es wolle, weil sie kritisch ggü. der AfD ist. Ihr seid keinen Deut besser.
