SirToby hat geschrieben:(29 May 2016, 11:49)
1. Was die Bevölkerung aber nicht wollte. Diese wollte eine stärkere Anbindung zur EU. Ob es dafür legitim ist einen Aufstand anzufangen, steht auf einem anderem Blatt.
2. So, die wollen ihre Interessen durchsetzen, so what?

Das will jeder Staat, jede Gruppe, jedes Individuum. Das kann man Ihnen nicht zum Vorwurf machen. Und wie Sie richtig bemerkt haben: Interessen von Staaten sind oft konvergierend, das gilt weltweit, wenn auch im besondern Maße zwischen den USA und Europa.
Die USA sehen es keineswegs kritisch, wenn Verbündete Nationen politisch oder militärisch stärker werden: Amerikaner denken in win-win -Situationen: Wenn mein Verbündeter stärker wird, ist das gut, weil wir dann unsere Interesssen in der Welt besser durchsetzen können.
Dahinter steckt ja auch der Grundgedanke der EU, nämlich, dass die Summe mehrerer ein höheres Gewicht besitzt als viele Einzelteile.
In anderen Teilen der Welt, stellt man sich das ganze eher wie einen Kuchen vor, um stärker zu werden, muss ich irgendeinem ein Stück Torte wegnehmen und umgekehrt. Das ist ein Problem , weil diese verschiedenen Denkmodelle in Konkurrenz zueinander stehen.
Sie haben auch diese Denkart verinnerlicht.
3. Sie sollte sich darauf besinnen, ob sie das macht ist eine andere Frage. Das ist meine Meinung, nicht die offizielle NATO-Position.
Um das (durchaus fehlerhafte) Völkerrecht wird seit 100 Jahren gestritten, und die Kleinen haben auch immer schon geguckt, was die Grossen machen, das ist nichts neues.
Es gibt aber auch moralische Normen an die man sich halten sollte, eine davon ist ein konsequentes Handeln im Einklang mit den eigenen Normen. Wenn ein Völkermord in einem Land stattfindet, ist die Frage hält man sich an Wertvorstelllungen oder an das Völkerrecht.
Russland hat bei der Krim das Völkerrecht gebrochen, beruft sich aber gleichzeitig auf das Völkerrecht in der Causa Syrien.
Die USA sind in dieser Hinsicht nicht viel besser, ich sehe da aber eine humanitäre Linie, im Gegehsatz zu rein machtpolit. Motiven bei Russland.
4.
Russland muss sich halt schon fragen, ob es sich mit seinen Handlungen nicht selbst geschadet hat, es hat eine teure Krim am Bein, die Beziehungen zum grössten europ. Nachbarland sind zerrüttet. Auch viele Ukrainer, die vormals Prorussisch waren, sind zunehmend skeptisch über die Russlands Verhalten. Von den Sanktionen und den angespannten diplomatischen Beziehungen zur EU(fast 70% des russ. Aussenhandels), die ja auch Russlands Hauptkunden sind und auf absehbare Zeit bleiben werden, ganz abgesehen. Man vertraut Russlands nicht mehr und die im Dornrösschenschlaf dahindämmernde NATO ist wieder hellwach.
1.
Diese Legitimitätsfrage kann man letztlich in alle Richtungen konstruieren.
Ist es legitim die Armee gegen einen Teil der Bevölkerung auszusenden?
Ist es legitim eine Putschregierung sofort anzuerkennen?
Ist es legitim was Russland da so treibt (Krim und Sepaunterstützung)?
Für mich sind all diese Fragen mit nein zu beantworten.
Allerdings spielt diese rechtliche Dimension maximal eine untergeordnete Rolle.
Sowohl der Westen als auch Russland sind stark genug auch rechtswidrig handeln zu können. Ist leider so. Kann man sich auch vortrefflich drüber aufregen, aber das sind die Parameter der Realität.
Russlands höchstes Ziel ist es die Ukraine vor allem militärisch nicht an den Westblock zu verlieren.
Das Filetstück Krim haben sie sich geholt und nun geht es darum die Restukraine weiter kontrollieren zu können.
Das sie es nicht auf einem nicht militärischen Weg geschafft haben, ist ihrer eigenen Schwäche und der Stärken der "Gegner" zuzuschreiben.
Das sie es mit Militär geschafft haben, ist wiederum ihrer Stärke (und den Schwächen der Gegenseite) zuzuschreiben.
2.
Ich habe das den USA nicht zum Vorwurf gemacht. Ich mache es nur eben Russland ebenfalls nicht zum Vorwurf.
Ich kann auch nachvollziehen, dass man die Interessenpolitik Russland vorwirft, aber dann ist natürlich der Kritikpunkt schnell da, bitte nicht mit zweierlei Maß zu messen.
Auch in den USA gibt es fürs "stärker werden" der Partner ein gewisses Maß.
Die Verbündeten dürfen gerne stärker werden. Nur eben nicht zu stark.
Genau dann ist es nämlich keine Win-Win-Situation mehr. Die eigenen Verbündeten müssen kontrollierbar sein.
Das die USA sich selbst als einzigen legitimen Führer sehen, ist sicher kein Geheimnis.
Das sie dieses Ziel in bislang einzigartiger Weise durch das Einbinden der Verbündeten erreichen konnten, ist ihre große historische Stärke (und wird sicher ein Vorbild für kommende Imperien).
Aber die sind auch nicht zimperlich, wenn es darum geht, die Partner darauf hinzuweisen, wer das Sagen hat.
Beeindruckend diesbezüglich ist die Entwicklung seinerzeit um Nasser in Ägypten. Damit haben sie GB und Frankreich sehr deutlich in die Schranken gewiesen.
3.
Nehmen wir die eigenen Normen/Werte:
Deutschland und nur 2 von unzähligen Beispielen:
a) Wie lassen sich zb. Unterstützung für Saudi Arabien und unsere Normen/Werte in Einklang bringen?
b) Wie lässt es sich in Einklang mit den Normen/Werten bringen, dass im Bundestag über das Anerkennen eines Völkermords der Türken abgestimmt werden soll, obwohl man selber noch unaufgeklärte Leichen im Keller hat (der erste Völkermord des 20 Jahrhundert wurde von Deutschland begangen
http://www.focus.de/politik/ausland/ver ... 93104.html) und dort die Anerkennung immer noch nicht auf die Reihe bekommen hat?
Der Punkt ist eben, dass es kein größeres Land auf diesem Planeten gibt, dass es sich leistet immer im Einklang mit den eigenen Normen und den angeblich eigenen Werten zu handeln.
Mal schaut man gerne weg, mal überschreitet man diese Normen/Werte ganz bewusst.
Genau deshalb ist es imA unglaubwürdig, wenn sich Staatschefs über andere Staatschefs erregen.
Wenn man universelle Werte fördern/schützen will, braucht es unabhängige Gremien, die mit der nötigen Power ausgestattet werden, solche VErstöße zu bewerten.
Das sich die großen Player auf so was nicht einigen können, liegt an allen Beteiligten und auch das spricht leider für sich.
4.
Das wird die Zeit zeigen.
Jetzt kann man da nur spekulieren.
Im ungünstigsten Fall für die Normen und Werte wird das "böse" Russland deutlich besser dastehen als das früher "schwache/nettere" Russland.
Man kann den Weg dahin sicher kritisieren, aber das Russland von heute wird sicher ernster genommen als das Russland von sagen wir 2006 oder 2010.
Daraus kann auch was positives für Russland entstehen.