Julian hat geschrieben:(02 Oct 2016, 17:04)
Ich bin strikt gegen Quoten, seien es Frauenquoten, Quoten nach Hautfarbe oder Herkunft, oder gar Quoten nach politischer Gesinnung. Wen die derzeitige Ausrichtung von Politik und Medien stört, muss eben selbst aktiv werden - beispielsweise in die Politik gehen oder eine Zeitung gründen. Das Maß an Freiheit, das wir genießen, ist prinzipiell groß genug, um Änderungen zu bewirken.
Das heißt aber nicht, dass nicht eine gewisse Verzerrung bestünde, die man beklagen darf und die man ändern will.
Menschen passen sich für gewöhnlich ihrer Umgebung an, nur wenige leisten sich den Luxus einer eigenen, wohl durchdachten Meinung, mit der sie anecken und wegen Querulantentums durch Gruppendynamiken diszipliniert werden. Bei Medien weiß man nicht so recht, ob sie die Wünsche der Leserschaft bedienen oder aber ihre eigene Meinung verbreiten. Nur einzelne Medienunternehmen fallen durch ihre Eigentümer- und Geschäftsführungsverhältnisse auf. Hier muss aber auch gesagt werden, dass jeder zwischen der jungen Freiheit, der jungen Welt, der BILD, dem Handelsblatt oder anderen Zeitungen sowie auch seinen Fachzeitschriften wählen kann. Die Grossisten gewährleisten dabei die Pressevielfalt und -freiheit, indem sie den Einzelhandel diskriminierungsfrei beliefern; die Verbraucherschaft entscheidet, welche Presseerzeugnisse sie erwirbt und liest, und welche der darin enthaltenen Meinungen sie sich als Ganzes oder in Teilen aneignet. Gleiches trifft auch auf die Onlinemedien, die Meinungen in den sozialen Medien und auch die ungezwungene wie auch oftmals nervige Plauderei im Zug zu.
Was soll ich denn belegen? Dass Journalisten mehrheitlich Rot-Grün zuneigen ist mehrfach gezeigt worden, ebenso, dass die Lehrerschaft im Vergleich zu Gesellschaft eher links tickt. Damit werden zwei Bereiche, die äußerst wichtig für die Meinungsbildung sind, von der politischen Linken beherrscht. Die Überrepräsentation der Juristen halte ich verantwortlich für die zunehmende Bürokratisierung und Komplizierung von Gesetzen und Regeln, inklusive der Durchsetzung von Umverteilungsphantasien, ökologischer Träumereien und eines Nanny-Staates mit vorgekauten Meinungen und der Erstickung von Eigeninitiative.
Du hast Juristen in eine Reihe mit Sozialarbeitern und Lehrern gestellt, wobei du bei beiden Letztgenannten zuvor eine eher linke Gesinnung angedeutet hast. Beim unaufmerksamen Leser hätte so der Eindruck erweckt werden können, dass Juristen eher links wären und dabei an der Gesetzesgebung überdurchschnittlich oft mitwirkten. Diesen Eindruck bestärkst du nun, indem du sie nicht nur für die "Bürokratisierung und Komplitizierung", sondern auch für "Durchsetzung von Umverteilungsphantasien, ökologischer Träumereien und eines Nanny-Staates mit vorgekauten Meinungen und der Erstickung von Eigeninitiative" verantwortlich machst. Kannst du diesen Rundumschlag gegen "das Establishment", insbesondere bezogen auf die
angedeuteten Gesinnungen der bisher genannten Berufsgruppen belegen?
Ich habe fast nichts über Wirtschaft gelernt in der Schule - und wenn, dann ging es eher um Marx, den Sozialstaat und Mitbestimmung. Stattdessen wurde mir eine idealistische, wirtschaftsfeindliche Haltung eingeimpft, die ich nur langsam wieder korrigieren konnte. Wie soll es auch anders sein bei einer Lehrerschaft, die außer Schule und Universität nie etwas anderes kennengelernt hat? Es gibt dazu sicherlich Studien, mir geht es aber eher um meinen persönlichen Eindruck, den ich im Umgang mit Schülern erworben habe.
Wo wurden dir Marx und "eine idealistische, wirtschaftsfeindliche Haltung eingeimpft" - in der DDR? Ich hatte Politik und Wirtschaft ab der Unterstufe bis zur Erlangung der allgemeinen Hochschulreife. Belegen kannst du den von dir behaupteten,
derzeit stattfindenden wirtschaftsfeindlichen Unterricht also nicht?
Der Journalismus ist ein besonderer Fall, denn die politische Meinungsäußerung ist hier Teil der Arbeit. Und klar zählt hier in aller Regel Konformität, besonders bei den von den etablierten Parteien, Kirchen und Gewerkschaften beherrschten Staatsmedien. In der freien Wirtschaft ist die Situation eine andere; hier sollte der politisch aktive Arbeitnehmer natürlich darauf achten, Arbeit und Politik zu trennen. Tut er dies und wird dennoch diskriminiert, halte ich das für problematisch, außer, es liegen wirklich gute Gründe vor (z.B. öffentliche rassistische Äußerungen, die das Arbeitsklima in einem Unternehmen belasten können). Letztlich sollten Unternehmen aber dennoch die Freiheit haben, sich ihre Mitarbeiter auszusuchen.
Ja, klar, sollten sie. Rassistische Äußerungen sind aber nicht die einzigen, die den Betriebsfrieden stören. Was die "Staatsmedien" anbetrifft, kann ich keine Stellung dazu nehmen, weil ich sehr selten TV schaue und nur private Zeitungen und Zeitschriften lese.