Zunehmende Privatisierung im Gesundheitswesen

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Adam Smith
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Re: Zunehmende Privatisierung im Gesundheitswesen

Beitrag von Adam Smith »

Orwellhatterecht hat geschrieben:(09 Nov 2016, 16:06)

Staatliche Monopole durch private Monopole zu ersetzen, bringt lediglich Rückschritt, denn private Firmen müssen ja obendrein Gewinne erwirtschaften und wenn sie keine Konkurrenz zu fürchten haben, dann unterscheiden sie sich kaum von staatlicher Mentalität, ausser, dass die möglichst viel Gewinn machen wollen, ganz egal um welchen Preis und auf wessen Kosten..
Das ist richtig.
Das ist Kapitalismus:

Die ständige Wahl der Bürger bestimmt das Angebot.
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Bielefeld09
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Re: Zunehmende Privatisierung im Gesundheitswesen

Beitrag von Bielefeld09 »

Realist2014 hat geschrieben:(09 Nov 2016, 20:00)

und das sind alles NUR Krankenhäuser mit privaten Eigentümern?

hast du da eine Quelle dafür?

oder einfach nur eine Behauptung?
Ach, nenne es einfach nur Behauptung.
Aber gleiche Probleme habe ich bei privaten und kirchlichen Krankenhäusern gesehen,
und Kommunale sind bei diesem Spiel nicht ausgeschlossen.
Sei froh, das du ein solches nicht erlebst.
Weder als Patient, noch als Angehöriger!
Sorry Mods, lasst diese Laden am laufen. Das ist eben Demokratie :( :p
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Re: Zunehmende Privatisierung im Gesundheitswesen

Beitrag von Realist2014 »

Bielefeld09 hat geschrieben:(09 Nov 2016, 20:09)

Ach, nenne es einfach nur Behauptung.
Aber gleiche Probleme habe ich bei privaten und kirchlichen Krankenhäusern gesehen,
und Kommunale sind bei diesem Spiel nicht ausgeschlossen.
Sei froh, das du ein solches nicht erlebst.
Weder als Patient, noch als Angehöriger!

aha

wenn die von dir beschriebenen Probleme aber bei ALLEN Eigentumsformn auftreten

was spricht dann geben die KH mit Privaten Eigentümern?
Laut Aussage der linken Ideologen sind alle ökonomisch erfolgreichen dumm, und die wahre Intelligenz tritt sich in der untersten ökonomischen Etage auf die Füße.....daher muss diese Etage ausgebaut werden
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Laertes
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Re: Zunehmende Privatisierung im Gesundheitswesen

Beitrag von Laertes »

Aus welchem moralischen Grundsatz leitet sich eigentlich die Pflicht des Staates ab bestmöglich für die Gesundheit seiner Bürger sorgen zu müssen? 'Gesundheit' ist weder ein Grund- noch ein Menschenrecht sondern vielmehr Gegenstand des persönlichen Lebensrisikos. Und wenn der Staat eine Verpflichtung hätte für die Gesundheit seiner Bürger zu sorgen, leitet sich nicht daraus die komplementäre Verpflichtung der Bürger ab bestmöglich auf ihre Gesundheit zu achten?

Vielleicht wäre es effizienter die Behandlungskosten sämtlicher Krankheiten, die bei normalem Risikoverhalten unvermeidbar und gleichzeitig häufig sind (z. B. Schnupfen) und zusätzlich kostengünstig kuriert werden können (Generika, ambulante Operation, kurzzeitige manuelle Therapie...) dem persönlichen Lebensrisiko zuzuschlagen (also von jedem privat zu zahlen).

Im Gegenzug sollten die Kosten für alle verbleibenden Krankheiten (selten, teuer in der Behandlung), also die existengefährdenden Risiken (wegen Kosten oder Arbeitsunfähigkeit), auf alle Bürger per Versicherungspflicht in der GKV umgelegt werden (also auch für Beamte, Selbständige, Familienversicherte). Grob fahrlässiges Verhalten (Rauchen, erhöhter Alkoholkonsum, ungesunde Ernährung, Bewegungsmangel) könnte durch dann fällige Selbstbeteiligungen sanktioniert werden.

Dann würde für die Behandlung der ersten Gruppe die Kostenreduktion durch Wettbewerb der privaten Leistungserbringer in Gang gesetzt werden, während gleichzeitig die Solidargemeinschaft aller jeden Einzelnen vor existenziellen Nöten schützte.
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Re: Zunehmende Privatisierung im Gesundheitswesen

Beitrag von Piranha »

Laertes hat geschrieben:(09 Nov 2016, 20:55)

Grob fahrlässiges Verhalten (Rauchen, erhöhter Alkoholkonsum, ungesunde Ernährung, Bewegungsmangel) könnte durch dann fällige Selbstbeteiligungen sanktioniert werden.
Das setzt einen gläsernen Patienten und/oder Überwachungsstaat voraus.
Bist du dir sicher, du willst dich irgendwo um einen Job bewerben, wo dein potentieller Arbeitgeber sehen kann, wie oft du in den letzten Jahren krank warst und welche Krankheiten du hattest?
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Re: Zunehmende Privatisierung im Gesundheitswesen

Beitrag von Realist2014 »

Laertes hat geschrieben:(09 Nov 2016, 20:55)





Im Gegenzug sollten die Kosten für alle verbleibenden Krankheiten (selten, teuer in der Behandlung), also die existengefährdenden Risiken (wegen Kosten oder Arbeitsunfähigkeit), auf alle Bürger per Versicherungspflicht in der GKV umgelegt werden (also auch für Beamte, Selbständige, Familienversicherte). .


was soll imer diese "Abschaffungsvorderung" der PKV

das wird nicht passieren
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Re: Zunehmende Privatisierung im Gesundheitswesen

Beitrag von Laertes »

Piranha hat geschrieben:(09 Nov 2016, 21:30)

Das setzt einen gläsernen Patienten und/oder Überwachungsstaat voraus.
Bist du dir sicher, du willst dich irgendwo um einen Job bewerben, wo dein potentieller Arbeitgeber sehen kann, wie oft du in den letzten Jahren krank warst und welche Krankheiten du hattest?
Wieso Arbeitgeber? Was hat der damit zu tun? Der sieht doch heute auch nichts davon???
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Re: Zunehmende Privatisierung im Gesundheitswesen

Beitrag von Piranha »

Laertes hat geschrieben:(09 Nov 2016, 22:51)

Wieso Arbeitgeber? Was hat der damit zu tun? Der sieht doch heute auch nichts davon???
Hallo?
PRIVAT-Versicherung und PRIVAT-Arbeitgeber.
Glaubst du die würden sich dafür interessieren, ob es verboten ist Krankendaten an Arbeitgeber weiterzugeben?
Wenn du heute einen Kredit aufnehmen willst, ruft die Bank bei deinem Arbeitgeber an und fragt deinen Chef nach dessen Meinung zu dir, bevor sie dir den Kredit geben.
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Re: Zunehmende Privatisierung im Gesundheitswesen

Beitrag von Realist2014 »

Piranha hat geschrieben:(09 Nov 2016, 23:02)

Hallo?
PRIVAT-Versicherung und PRIVAT-Arbeitgeber.
Glaubst du die würden sich dafür interessieren, ob es verboten ist Krankendaten an Arbeitgeber weiterzugeben?
Wenn du heute einen Kredit aufnehmen willst, ruft die Bank bei deinem Arbeitgeber an und fragt deinen Chef nach dessen Meinung zu dir, bevor sie dir den Kredit geben.

wei kann man nur so einen MÜLL schreiben...
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Re: Zunehmende Privatisierung im Gesundheitswesen

Beitrag von Laertes »

Realist2014 hat geschrieben:(09 Nov 2016, 21:42)
was soll imer diese "Abschaffungsvorderung" der PKV
Verschiedene Gründe, aber hauptsächlich weil der Mix aus planwirtschaflich geregelter Nachfrage (Honorare, Leistungskatalog) und privatem Angebot grundsätzlich nicht funktioniert. Außerdem ist es ungerecht, dass der doppelt besser gestellte Teil der Bevölkerung (vermögender und geringeres Krankheitsrisiko) sich einerseits der Solidargemeinschaft entziehen kann, aber andererseits auf die gleichen Ressourcen (Ärzte, Krankenhäuser) zurückgreift. Und das auch noch zu anderen Konditionen (höhere Abrechnungssätze, erweiterter Leistungskatalog).
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Re: Zunehmende Privatisierung im Gesundheitswesen

Beitrag von Laertes »

Piranha hat geschrieben:(09 Nov 2016, 23:02)

Hallo?
PRIVAT-Versicherung und PRIVAT-Arbeitgeber.
Glaubst du die würden sich dafür interessieren, ob es verboten ist Krankendaten an Arbeitgeber weiterzugeben?
Alles klar.
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Re: Zunehmende Privatisierung im Gesundheitswesen

Beitrag von Wähler »

Laertes hat geschrieben:(09 Nov 2016, 20:55)
Im Gegenzug sollten die Kosten für alle verbleibenden Krankheiten (selten, teuer in der Behandlung), also die existengefährdenden Risiken (wegen Kosten oder Arbeitsunfähigkeit), auf alle Bürger per Versicherungspflicht in der GKV umgelegt werden (also auch für Beamte, Selbständige, Familienversicherte). Grob fahrlässiges Verhalten (Rauchen, erhöhter Alkoholkonsum, ungesunde Ernährung, Bewegungsmangel) könnte durch dann fällige Selbstbeteiligungen sanktioniert werden.
Es ist auf jeden Fall richtig, dass sich die Krankenkassen auf die wirklich kranken Menschen konzentrieren sollen. Das ist auch solidarischer, als die Lösung für jeden über eine private Zusatzversicherung. Problematisch ist halt nur, dass am Lebensende eines jeden von uns Kosten überproportional anfallen werden.
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Re: Zunehmende Privatisierung im Gesundheitswesen

Beitrag von Orwellhatterecht »

Realist2014 hat geschrieben:(09 Nov 2016, 20:00)

und das sind alles NUR Krankenhäuser mit privaten Eigentümern?

hast du da eine Quelle dafür?

oder einfach nur eine Behauptung?


Aussgerechnet Du fragst andere nach ihren Quellen! Wobei Du selbst ja niemals welche anzugeben brauchst, weil das ja alles angeblich durch Deine "Bildung" abgedeckt sein soll. Findest Du nicht, dass Du masslos übertreibst und stets mit mindestens zweierlei Mass misst?
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Re: Zunehmende Privatisierung im Gesundheitswesen

Beitrag von Orwellhatterecht »

Wähler hat geschrieben:(10 Nov 2016, 06:10)

Es ist auf jeden Fall richtig, dass sich die Krankenkassen auf die wirklich kranken Menschen konzentrieren sollen. Das ist auch solidarischer, als die Lösung für jeden über eine private Zusatzversicherung. Problematisch ist halt nur, dass am Lebensende eines jeden von uns Kosten überproportional anfallen werden.


Und was schlägst Du zur Lösung speziell dieses Problems vor, Einschläferung, wenn sie "Wiederinstandsetzung" voraussichtlich nicht mehr lohnt?
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Re: Zunehmende Privatisierung im Gesundheitswesen

Beitrag von Fazer »

Piranha hat geschrieben:(09 Nov 2016, 18:22)

Das ist so, weil öffentliche Versorger keine Gewinne für ihre Besitzer abzweigen müssen.
Können, wenn höhere Preise zu verantwortungsvollerem Umgang mit Wasser oder so führen, keine Frage, aber nicht müssen.
Das ist eine naive Vorstellung davon, wie öffentliche Unternehmen wirtschaften. Gerade weil sie keine Gewinne machen müssen, besteht auch keinerlei Interesse daran, effizient zu wirtschaften. So wurden insbesondere früher dann Beamte in öffentlichen Unternehmen wie beispielsweise der Post und der Bahn eingesetzt, mit entsprechend desaströsen Kostenfolgen. Die Bahn hat dem Staat über viele Jahre erhebliche Verluste eingefahren. Das ist erst besser geworden, als man die Bahn wie ein Privatunternehmen aufgestellt hat.

Die Naivität, mit der die angebliche Wirtschaftlichkeit öffentlicher Versorger unterstellt wird ist insoweit atemberaubend.
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Re: Zunehmende Privatisierung im Gesundheitswesen

Beitrag von Dampflok94 »

Fazer hat geschrieben:(10 Nov 2016, 11:26)

Das ist eine naive Vorstellung davon, wie öffentliche Unternehmen wirtschaften. Gerade weil sie keine Gewinne machen müssen, besteht auch keinerlei Interesse daran, effizient zu wirtschaften. So wurden insbesondere früher dann Beamte in öffentlichen Unternehmen wie beispielsweise der Post und der Bahn eingesetzt, mit entsprechend desaströsen Kostenfolgen. Die Bahn hat dem Staat über viele Jahre erhebliche Verluste eingefahren. Das ist erst besser geworden, als man die Bahn wie ein Privatunternehmen aufgestellt hat.

Die Naivität, mit der die angebliche Wirtschaftlichkeit öffentlicher Versorger unterstellt wird ist insoweit atemberaubend.
Meiner Meinung nach sind sowohl Post wie Bahn schlechte Beispiele. Aber das wäre jetzt OT.

Auch im Gesundheitswesen wird sich immer die Frage nach dem Hauptzweck stellen müssen. Geht es um die Gesundheit von Menschen oder steht die Kapitalrendite im Vordergrund. Ich wäre für Ersteres. Das mag dann auch Einfluß auf die Wirtschaftlichkeit haben, ist mir aber ehrlich gesagt ziemlich Wurst.
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Re: Zunehmende Privatisierung im Gesundheitswesen

Beitrag von Fazer »

Dampflok94 hat geschrieben:(10 Nov 2016, 11:38)

Meiner Meinung nach sind sowohl Post wie Bahn schlechte Beispiele. Aber das wäre jetzt OT.

Auch im Gesundheitswesen wird sich immer die Frage nach dem Hauptzweck stellen müssen. Geht es um die Gesundheit von Menschen oder steht die Kapitalrendite im Vordergrund. Ich wäre für Ersteres. Das mag dann auch Einfluß auf die Wirtschaftlichkeit haben, ist mir aber ehrlich gesagt ziemlich Wurst.
Weder Post noch Bahn sind schlechte Beispiele, sondern beste Beispiele für staatliche Monopole bei denen die Kostenstrukturen völlig aus dem Ruder gelaufen sind, und die dafür auch noch schlechte Leistung geboten haben.

Aber auch im Gesundheitswesen braucht man die richtige Balance zwischen Kosten und Leistung. In GB ist das Gesundheitssystem fast komplett staatliche organisiert und bekannt dafür, schlecht zu arbeiten und lange Wartezeiten zu haben. Das ist dann eben auch keine wirkliche Überraschung.
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Re: Zunehmende Privatisierung im Gesundheitswesen

Beitrag von Dampflok94 »

Fazer hat geschrieben:(10 Nov 2016, 11:58)

Weder Post noch Bahn sind schlechte Beispiele, sondern beste Beispiele für staatliche Monopole bei denen die Kostenstrukturen völlig aus dem Ruder gelaufen sind, und die dafür auch noch schlechte Leistung geboten haben.
Das sehe ich völlig anders, ist aber wie gesagt hier nicht das Thema.
Aber auch im Gesundheitswesen braucht man die richtige Balance zwischen Kosten und Leistung. In GB ist das Gesundheitssystem fast komplett staatliche organisiert und bekannt dafür, schlecht zu arbeiten und lange Wartezeiten zu haben. Das ist dann eben auch keine wirkliche Überraschung.
Wer fordert denn hier eine komplette Staatsmedizin?

Aber wenn ich ins Krankenhaus kommen sollte, möchte ich eigentlich als Patient gesehen werden und nicht als mögliche cash cow. Ist das wirklich so verwerflich?
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Re: Zunehmende Privatisierung im Gesundheitswesen

Beitrag von Fazer »

Dampflok94 hat geschrieben:(10 Nov 2016, 12:05)

Das sehe ich völlig anders, ist aber wie gesagt hier nicht das Thema.
Für mich gehört es dazu, weil es die naive Vorstellung der Privatisierungsgegner dass öffentliche Monopole gut für die Bürger sind als Hirngespinst entlarvt.
Dampflok94 hat geschrieben:(10 Nov 2016, 12:05)Wer fordert denn hier eine komplette Staatsmedizin?

Aber wenn ich ins Krankenhaus kommen sollte, möchte ich eigentlich als Patient gesehen werden und nicht als mögliche cash cow. Ist das wirklich so verwerflich?
Nein, das ist nicht verwerflich. Es gilt im Gesundheitswesen wie in vielen Bereichen: es muss sinnvoll organisiert sein. Beim Thema Wasser heisst es ja "Wasser ist ein Menschenrecht, deswegen darf Wasserversorgung nicht privatisiert werden." Den gleichen Spruch könnte man in Bezug auf die Gesundheitsversorgung bringen, aber selbst die Versorgung mit Strom ist heute für Menschen Überlebenswichtig. Du selbst bist offenbar davon überzeugt, dass Staatsmedizin im Gesundheitswesen nicht die allseligmachende Lösung ist. Das gleiche gilt eben auch in anderen Bereichen wie Wasser, Strom, Bahn etc.
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Re: Zunehmende Privatisierung im Gesundheitswesen

Beitrag von Piranha »

Fazer hat geschrieben:(10 Nov 2016, 11:26)

Gerade weil sie keine Gewinne machen müssen, besteht auch keinerlei Interesse daran, effizient zu wirtschaften.
Effizienz ist aber nur eine individuelle Eigenschaft eines einzelnen Unternehmens.
Wenn ein öffentliches Krankenhaus mehr Krankenschwestern beschäftigt als unbedingt nötig, dann ist das Krankenhaus für sich alleine gesehen ineffizient, aber im Gesamtsystem gibt es weniger Arbeitslose.
Völlig egal was da inefizient ist, es gleicht sich an anderer Stelle im System wieder aus.

Oder andersrum: Effizienz in privat geführten Unternehmen führt immer irgendwo anders im System zu grösseren Nachteilen als die Ineffizienz öffentlicher Unternehmen direkt verursacht, weil nun mal das privat geführte Unternehmen immer zusätzlich noch Gewinne für die Besitzer abzweigt.

Nur im produzierenden Gewerbe sind privat geführte, kapitalistische Unternehmen erfolgreicher, weil hier das Prinzip von Belohnung für mehr Leistung greift.
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Re: Zunehmende Privatisierung im Gesundheitswesen

Beitrag von Alter Stubentiger »

Fazer hat geschrieben:(09 Nov 2016, 17:58)

Und das ist so weil es so ist. Einfach so. Weil es so ist. Und deswegen ist Privatisierung schlecht. Und deswegen ist das Weltbild der Privatisierungsgegner so dumpf.
Es mangelt dir am Respekt vor der Meinung anderer.
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Re: Zunehmende Privatisierung im Gesundheitswesen

Beitrag von Alter Stubentiger »

Bielefeld09 hat geschrieben:(09 Nov 2016, 19:09)

Ich glaube, wenn hier allgemein über Privatisierung im Gesundheitsbereich gesprochen wird,
wird vergessen, das billige Einrichtungen nur über billige Geschäftsmodelle auf Kosten
der Patienten und Mitarbeiter erzielt werden.
Gesundheitspflege ist zuerst staatliche Aufgabe zum Wohle der Bevölkerung
und dient eben nicht der Gewinmaximierung.
So einfach ist das auch unter marktwirtschaftlichen Gesichtspunkten.
So einfach ist es auch nicht. Es geht darum die Nachteile öffentlicher Betriebe anzugehen ohne sich die Nachteile privater Betriebe in diesem Bereich einzuhandeln.
In öffentlichen Betrieben herrscht oft ein Personalüberhang und Schlendrian weil Politiker gern Leute da unterbringen und entstehende Kosten auf die Allgemeinheit abgewälzt werden können.

Privatisierung ignoriert daß es um essentielle Dinge wie Wasserversorgung und Pflege geht wo der Sparzwang oft zu einer schlechten Qualität führt denen die Zwangskunden nicht ausweichen können. Und die Preise haben auch nicht unbedingt etwas mit den Kosten sondern mit den Gewinnerwartungen der Investoren zu tun.

Eigentlich braucht man ganz neue Lösungen um einerseits die Qualität zu sichern und andererseits die Kosten nicht explodieren zu lassen.
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Re: Zunehmende Privatisierung im Gesundheitswesen

Beitrag von Alter Stubentiger »

Piranha hat geschrieben:(10 Nov 2016, 14:07)

Effizienz ist aber nur eine individuelle Eigenschaft eines einzelnen Unternehmens.
Wenn ein öffentliches Krankenhaus mehr Krankenschwestern beschäftigt als unbedingt nötig, dann ist das Krankenhaus für sich alleine gesehen ineffizient, aber im Gesamtsystem gibt es weniger Arbeitslose.
Völlig egal was da inefizient ist, es gleicht sich an anderer Stelle im System wieder aus.

Oder andersrum: Effizienz in privat geführten Unternehmen führt immer irgendwo anders im System zu grösseren Nachteilen als die Ineffizienz öffentlicher Unternehmen direkt verursacht, weil nun mal das privat geführte Unternehmen immer zusätzlich noch Gewinne für die Besitzer abzweigt.

Nur im produzierenden Gewerbe sind privat geführte, kapitalistische Unternehmen erfolgreicher, weil hier das Prinzip von Belohnung für mehr Leistung greift.
Zu viel Personal um weniger Arbeitslosigkeit zu haben führt in die Staatspleite. Das ist keine Lösung. Im produzierenden Gewerbe wird ein Mehrwert erwirtschaftet und Kunden sind keine Zwangskunden sondern müßen gewonnen werden. Darum ist dort die Privatwirtschaft immer vorzuziehen. Man muß ihr nur auf die Finger sehen wegen der Kartellgefahr die den Markt dann aushebeln kann.
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Re: Zunehmende Privatisierung im Gesundheitswesen

Beitrag von Orwellhatterecht »

Fazer hat geschrieben:(10 Nov 2016, 11:26)

Das ist eine naive Vorstellung davon, wie öffentliche Unternehmen wirtschaften. Gerade weil sie keine Gewinne machen müssen, besteht auch keinerlei Interesse daran, effizient zu wirtschaften. So wurden insbesondere früher dann Beamte in öffentlichen Unternehmen wie beispielsweise der Post und der Bahn eingesetzt, mit entsprechend desaströsen Kostenfolgen. Die Bahn hat dem Staat über viele Jahre erhebliche Verluste eingefahren. Das ist erst besser geworden, als man die Bahn wie ein Privatunternehmen aufgestellt hat.

Die Naivität, mit der die angebliche Wirtschaftlichkeit öffentlicher Versorger unterstellt wird ist insoweit atemberaubend.


Ein weit verbreiteter Irrglaube besteht darin, man müsse öffentliche Aufgaben lediglich privatisieren, dann werde der Steuerzahler schon von den finanziellen Verpflichtungen dieser Sparten befreit. Wer sich einmal die Bedingungen anschaut, unter denen beispielsweise der private öffentliche Nahverkehr abläuft, der wird schnell feststellen, dass es der Steuerzahler ist, der den privaten Unternehmen ein ansehnliches Einkommen garantieren, Die britische Öffentlichkeit beispielsweise war ziemlich pikiert darüber, als sie feststellen musste, dass zwar die Eisenbahn privatisiert worden war, die Subventionen allerdings in gleicher und noch größerer Höhe weiter flossen, nun nur nicht mehr in die Verbesserung und Erhaltung der Infra- Struktur, sondern zwecks Befriedigung der Dividenden Wünsche der privaten Aktionäre.
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Re: Zunehmende Privatisierung im Gesundheitswesen

Beitrag von Piranha »

Alter Stubentiger hat geschrieben:(10 Nov 2016, 14:42)

Zu viel Personal um weniger Arbeitslosigkeit zu haben führt in die Staatspleite. Das ist keine Lösung. Im produzierenden Gewerbe wird ein Mehrwert erwirtschaftet und Kunden sind keine Zwangskunden sondern müßen gewonnen werden. Darum ist dort die Privatwirtschaft immer vorzuziehen. Man muß ihr nur auf die Finger sehen wegen der Kartellgefahr die den Markt dann aushebeln kann.
Komisch, 1935 in USA haben 12 Mio. staatliche Jobs das Land aus der bis dahin schwersten Wirtschaftskrise geführt.
Staatspleite geht iwie anders.
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Re: Zunehmende Privatisierung im Gesundheitswesen

Beitrag von Fazer »

Alter Stubentiger hat geschrieben:(10 Nov 2016, 14:29)

Es mangelt dir am Respekt vor der Meinung anderer.
Ich habe nur wiedergegeben, was du gesagt hast, nämlich dass nur die öffentliche Hand das besser kann, ohne jegliche Begründung.
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Re: Zunehmende Privatisierung im Gesundheitswesen

Beitrag von Orwellhatterecht »

Piranha hat geschrieben:(10 Nov 2016, 14:07)

Effizienz ist aber nur eine individuelle Eigenschaft eines einzelnen Unternehmens.
Wenn ein öffentliches Krankenhaus mehr Krankenschwestern beschäftigt als unbedingt nötig, dann ist das Krankenhaus für sich alleine gesehen ineffizient, aber im Gesamtsystem gibt es weniger Arbeitslose.
Völlig egal was da inefizient ist, es gleicht sich an anderer Stelle im System wieder aus.

Oder andersrum: Effizienz in privat geführten Unternehmen führt immer irgendwo anders im System zu grösseren Nachteilen als die Ineffizienz öffentlicher Unternehmen direkt verursacht, weil nun mal das privat geführte Unternehmen immer zusätzlich noch Gewinne für die Besitzer abzweigt.

Nur im produzierenden Gewerbe sind privat geführte, kapitalistische Unternehmen erfolgreicher, weil hier das Prinzip von Belohnung für mehr Leistung greift.

Also ich kenne hier in OWL kein einziges Krankenhaus, in dem es zu viele Krankenschwestern gibt, ich weiss aber sowohl aus eigener Erfahrung als auch aus dem Erzählen vieler ehemaliger Patienten diverser Häuser, dass die Personaldecke eher ziemlich dünn ist. Das macht sich u.a. nicht nur dadurch bemerkbar, dass die Schwestern oftmals ziemlich gestresst wirken, sondern auch dadurch, dass inzwischen etliche Dienstleistungen an die Patienten und deren Angehörige "outgesourct" worden sind. Wenn meine greise Schwiegermutter beispielsweise wieder einmal das Krankenhaus aufsuchen muss, so ist es inzwischen Usus, dass sie von uns während der Mahlzeiten gefüttert werden muss, sie ist schwer pflegebedürftig und kann weder noch selber essen noch sonstwas machen. Ich behaupte mal, ohne unsere ständige Hilfe bei den Dingen des täglichen Lebens wäre sie schon nicht mehr unter den Lebenden. Das KKH befindet sich nicht im Busch, sondern in einem der reichsten Länder dieser Erde.
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Re: Zunehmende Privatisierung im Gesundheitswesen

Beitrag von Piranha »

Orwellhatterecht hat geschrieben:(10 Nov 2016, 17:00)

Also ich kenne hier in OWL kein einziges Krankenhaus, in dem es zu viele Krankenschwestern gibt, ich weiss aber sowohl aus eigener Erfahrung als auch aus dem Erzählen vieler ehemaliger Patienten diverser Häuser, dass die Personaldecke eher ziemlich dünn ist. Das macht sich u.a. nicht nur dadurch bemerkbar, dass die Schwestern oftmals ziemlich gestresst wirken, sondern auch dadurch, dass inzwischen etliche Dienstleistungen an die Patienten und deren Angehörige "outgesourct" worden sind. Wenn meine greise Schwiegermutter beispielsweise wieder einmal das Krankenhaus aufsuchen muss, so ist es inzwischen Usus, dass sie von uns während der Mahlzeiten gefüttert werden muss, sie ist schwer pflegebedürftig und kann weder noch selber essen noch sonstwas machen. Ich behaupte mal, ohne unsere ständige Hilfe bei den Dingen des täglichen Lebens wäre sie schon nicht mehr unter den Lebenden. Das KKH befindet sich nicht im Busch, sondern in einem der reichsten Länder dieser Erde.
Absolut richtig .......... und woher kommt das?

Aus 2 Dingen:
1) Aus der Austeritätspolitik, die mit Gewalt sparen will, völlig egal was dabei an unangenehmen Nebenwirkungen auftritt.
2) Aus einer unsäglichen Medienpropaganda, die mit diesem "privat ist effizienter" Unfug Druck auf öffentliche Einrichtungen machen.
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Re: Zunehmende Privatisierung im Gesundheitswesen

Beitrag von Alter Stubentiger »

Piranha hat geschrieben:(10 Nov 2016, 14:50)

Komisch, 1935 in USA haben 12 Mio. staatliche Jobs das Land aus der bis dahin schwersten Wirtschaftskrise geführt.
Staatspleite geht iwie anders.
Bitte genauer. Der new deal war kein Sozialismus.
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Re: Zunehmende Privatisierung im Gesundheitswesen

Beitrag von Alter Stubentiger »

Fazer hat geschrieben:(10 Nov 2016, 16:15)

Ich habe nur wiedergegeben, was du gesagt hast, nämlich dass nur die öffentliche Hand das besser kann, ohne jegliche Begründung.
Ich habe mehrfach begründet warum der Staat es in einigen Bereichen machen sollte. Auch die Defizite staatlicher Unternehmen stelle ich immer wieder dar. Das erscheint dir vielleicht ambivalent. Es gibt aber nun mal keine perfekte Lösung ohne Probleme.
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Re: Zunehmende Privatisierung im Gesundheitswesen

Beitrag von Alter Stubentiger »

Orwellhatterecht hat geschrieben:(10 Nov 2016, 17:00)

Also ich kenne hier in OWL kein einziges Krankenhaus, in dem es zu viele Krankenschwestern gibt, ich weiss aber sowohl aus eigener Erfahrung als auch aus dem Erzählen vieler ehemaliger Patienten diverser Häuser, dass die Personaldecke eher ziemlich dünn ist. Das macht sich u.a. nicht nur dadurch bemerkbar, dass die Schwestern oftmals ziemlich gestresst wirken, sondern auch dadurch, dass inzwischen etliche Dienstleistungen an die Patienten und deren Angehörige "outgesourct" worden sind. Wenn meine greise Schwiegermutter beispielsweise wieder einmal das Krankenhaus aufsuchen muss, so ist es inzwischen Usus, dass sie von uns während der Mahlzeiten gefüttert werden muss, sie ist schwer pflegebedürftig und kann weder noch selber essen noch sonstwas machen. Ich behaupte mal, ohne unsere ständige Hilfe bei den Dingen des täglichen Lebens wäre sie schon nicht mehr unter den Lebenden. Das KKH befindet sich nicht im Busch, sondern in einem der reichsten Länder dieser Erde.
Das könnte auch am Verwaltungswasserkopf und der ausufernden Dokumentation liegen. Ich weiß aus Pflegeheimen das da mittlerweile extra Personal für die Dokumentation eingestellt wurde das immer schön so dokumentiert daß das Pflegeheim eine Topbewertung kriegt. Völlig unabhängig von den tatsächlichen Zuständen. So produziert man Kosten. Das ist allerdings ein Problem daß private wie staatliche Träger betrifft.
Niemand hat vor eine Mauer zu errichten (Walter Ulbricht)
...und die Mauer wird noch in 50 oder 100 Jahren stehen (Erich Honecker)
Piranha
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Re: Zunehmende Privatisierung im Gesundheitswesen

Beitrag von Piranha »

Alter Stubentiger hat geschrieben:(10 Nov 2016, 17:20)

Bitte genauer. Der new deal war kein Sozialismus.
Wer redet denn von Sozialismus, ausser dir?
Der New Deal war einfach die notwendige Massnahme um nach erfolglosen Versuchen mit Austerität am Ende aus der Krise zu kommen und das Ganze war vorher wie nachher immer Kapitalismus.
Das Problem ist, dass ALLE Gesetze vom New Deal in der Folge immer weiter aufgeweicht und am Ende ganz abgeschafft wurden, mit der Folge, dass der Kapitalismus nahezu sofort wieder in dieselbe Kriese wie 1929 gestürzt ist.
Ergo braucht es einen neuen New Deal und ein paar zusätzliche Krankenschwestern in öffentlichen Krankenhäusern wären ein echt guter Anfang für ein staatliches Jobprogramm, sie müssten halt nur nach Vorbild vom New Deal aus erhöhtem Spitzensteuersatz bezahlt werden und nicht durch mehr Staatsschulden.
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Re: Zunehmende Privatisierung im Gesundheitswesen

Beitrag von Fazer »

Orwellhatterecht hat geschrieben:(10 Nov 2016, 14:48)

Ein weit verbreiteter Irrglaube besteht darin, man müsse öffentliche Aufgaben lediglich privatisieren, dann werde der Steuerzahler schon von den finanziellen Verpflichtungen dieser Sparten befreit. Wer sich einmal die Bedingungen anschaut, unter denen beispielsweise der private öffentliche Nahverkehr abläuft, der wird schnell feststellen, dass es der Steuerzahler ist, der den privaten Unternehmen ein ansehnliches Einkommen garantieren,
Ein weit verbreiteter Irrglaube ist, dass diejenigen, die für Privatisierung sind, so simpel und dumpf denken, wie du es hier unterstellst. Das wird dann noch garniert mit dem Begriff "Marktradikaler" und fertig ist das Klebeschild das du und deinesgleichen dann anderen aufkleben.

Privatisierung ist in vielen Fällen richtig und sinnvoll, man muss sie nur richtig machen. Dort wo es keine natürlichen Monopole gibt, reicht es in der Regel aus, einen bestimmten Bereich schlicht zu privatisieren und den Markt zu liberalisieren. Qualität und bessere Preise werden dann durch den Markt geregelt.

Dort wo es natürliche Monopole gibt wie beim Schienenverkehr oder der Wasserversorgung muss man entweder Netz und Inhalt trennen, und/oder Unterhalt und Betrieb des Netzes durch eine staatliche Regulierungsbehörde sicherstellen. Bei der Telekommunikation war es unproblematisch, Fernleitungen zu legen/zu nutzen, parallel zum Telekom Netz. Die letzte Meile kann man aber nicht mehrfach verlegen lassen. Also müssen da die Wettbewerber das Netz der Telekom nutzen. Die Preise dafür legt die Netzagentur fest. Ähnlich im Bereich Strom- und Gasversorgung. Bei der Bahn hat man das Netz und den Betrieb der Schienenfahrzeuge getrennt. Seitdem gibt es dann (bisher leider nur in geringem Masse) auch private Anbieter, insbesondere sogar im ländlichen Raum (z.B. Nordwestbahn), d.h. dort wo die DB ihr Angebot reduziert hatte. Und in gleicher Weise lässt sich dass dann bei der Wasserversorgung sicherstellen.
Freiheit bedeutet Verantwortung; das ist der Grund, weshalb sich die meisten vor ihr fürchten. (George Bernard Shaw)
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Re: Zunehmende Privatisierung im Gesundheitswesen

Beitrag von Piranha »

Fazer hat geschrieben:(10 Nov 2016, 17:45)

Privatisierung ist in vielen Fällen richtig und sinnvoll, man muss sie nur richtig machen. Dort wo es keine natürlichen Monopole gibt, reicht es in der Regel aus, einen bestimmten Bereich schlicht zu privatisieren und den Markt zu liberalisieren. Qualität und bessere Preise werden dann durch den Markt geregelt.
Nenne mir EINEN Bereich, wo durch Privatisierung im Gesamtsystem etwas besser geworden ist.

Post? Öhm, nicht wirklich.
Staat freundlicher Briefträger, die jeder in ihren jeweiligen Bezirken kannte, jetzt nur noch abgehetzte Paketboten, die sich für Mindestlohn abrackern.

Bahn? Öhm, nicht wirklich.
Nachdem "unrentable" Strecken stillgelegt wurden, ist man auf dem Lande ohne Auto aufgeschmissen.
Der Verlust der Landbevölkerung die jetzt teuer mit dem Auto fahren müssen und die Kosten der arbeitslosen Angestellten wird halt von den Bürgern getragen und trotzdem kommt die Bahn nicht ohne massive Subventionen aus.

Telefon? Öhm, nicht wirklich.
Statt einem alles aus einer Hand Service, der zwar langsam aber zuverlässig arbeitete, sind jetzt an jedem Service immer ein halbes Dutzend Subunternehmer beteiligt.
Dazu gibt es jetzt nur noch automatisierte Hotlines und wenn man ein Problem hat, dann ist es egal wo man anruft, Hilfe gibts nicht.
Jeder behauptet immer der Fehler sei die Schuld eines der anderen Subunternehmers.

Gesundheit? Scroll rauf, steht alles da.

Also wo hat sich durch Privatisierung nicht nur für Einzelne irgendwas, sondern das Gesamtsystem verbessert?
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Re: Zunehmende Privatisierung im Gesundheitswesen

Beitrag von Selina »

Piranha hat geschrieben:(10 Nov 2016, 18:02)

Nenne mir EINEN Bereich, wo durch Privatisierung im Gesamtsystem etwas besser geworden ist.

Post? Öhm, nicht wirklich.
Staat freundlicher Briefträger, die jeder in ihren jeweiligen Bezirken kannte, jetzt nur noch abgehetzte Paketboten, die sich für Mindestlohn abrackern.

Bahn? Öhm, nicht wirklich.
Nachdem "unrentable" Strecken stillgelegt wurden, ist man auf dem Lande ohne Auto aufgeschmissen.
Der Verlust der Landbevölkerung die jetzt teuer mit dem Auto fahren müssen und die Kosten der arbeitslosen Angestellten wird halt von den Bürgern getragen und trotzdem kommt die Bahn nicht ohne massive Subventionen aus.

Telefon? Öhm, nicht wirklich.
Statt einem alles aus einer Hand Service, der zwar langsam aber zuverlässig arbeitete, sind jetzt an jedem Service immer ein halbes Dutzend Subunternehmer beteiligt.
Dazu gibt es jetzt nur noch automatisierte Hotlines und wenn man ein Problem hat, dann ist es egal wo man anruft, Hilfe gibts nicht.
Jeder behauptet immer der Fehler sei die Schuld eines der anderen Subunternehmers.

Gesundheit? Scroll rauf, steht alles da.

Also wo hat sich durch Privatisierung nicht nur für Einzelne irgendwas, sondern das Gesamtsystem verbessert?
Deiner Aufzählung kann man nur zustimmen. Da kann man ja fast froh sein, dass nun aus TTIP nüscht wird. Denn genau das wäre bei diesem Vertragsmonstrum massenhaft passiert: Privatisierung der meisten Unternehmen der Daseinsvorsorge wie ÖPNV, Strom, Wasser etcpp...
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Re: Zunehmende Privatisierung im Gesundheitswesen

Beitrag von Realist2014 »

Piranha hat geschrieben:(10 Nov 2016, 18:02)

Nenne mir EINEN Bereich, wo durch Privatisierung im Gesamtsystem etwas besser geworden ist.


Telefon? Öhm, nicht wirklich.
Statt einem alles aus einer Hand Service, der zwar langsam aber zuverlässig arbeitete, sind jetzt an jedem Service immer ein halbes Dutzend Subunternehmer beteiligt.

Also wo hat sich durch Privatisierung nicht nur für Einzelne irgendwas, sondern das Gesamtsystem verbessert?

wer allen Ernstes die arrogante Monopol-Deutsche-Bundespost zurück haben will

der hat

ich zitierere eine anderen Foristen:

"Wohl den Knall nicht gehört".... :D
Laut Aussage der linken Ideologen sind alle ökonomisch erfolgreichen dumm, und die wahre Intelligenz tritt sich in der untersten ökonomischen Etage auf die Füße.....daher muss diese Etage ausgebaut werden
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Re: Zunehmende Privatisierung im Gesundheitswesen

Beitrag von Adam Smith »

Piranha hat geschrieben:(10 Nov 2016, 18:02)

Also wo hat sich durch Privatisierung nicht nur für Einzelne irgendwas, sondern das Gesamtsystem verbessert?
Dazu müsste man einen sozialistischen Staat (überall oder fast überall staatliche Monopole) mit einem kapitalistischen Staat vergleichen.
Das ist Kapitalismus:

Die ständige Wahl der Bürger bestimmt das Angebot.
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Re: Zunehmende Privatisierung im Gesundheitswesen

Beitrag von Piranha »

Adam Smith hat geschrieben:(10 Nov 2016, 19:28)

Dazu müsste man einen sozialistischen Staat (überall oder fast überall staatliche Monopole) mit einem kapitalistischen Staat vergleichen.
Das geht halt nicht, zuerst mal, weil du schon wieder oder immer noch Kommunismus mit Sozialismus verwechselst, aber seis drum, ich bleibe mal bei dem, was ich glaube, was du unter Sozialismus verstehst, was für mich Kommunismus und damit das präzise Gegenteil von Sozialismus ist.

Im Kommunismus wird ALLES verstaatlicht.
Dadurch fällt der kapitalistische Wettbewerb in der Produktion weg.
Wenn aber alle gleich viel verdienen, strengt sich keiner mehr an und das Ganze geht den Bach runter, weil die Produktion einbricht.

Vergleichbar wäre Privatisierung mit staatlichem Monopol im Gesamtsystem nur dann, wenn die Produktion kapitalistisch ist und die Dienstleistungen staatlich sind.
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Re: Zunehmende Privatisierung im Gesundheitswesen

Beitrag von Adam Smith »

Piranha hat geschrieben:(10 Nov 2016, 19:41)
Im Kommunismus wird ALLES verstaatlicht.
Im Kommunismus ist der Staat abgestorben. Es gibt keinen Staat mehr. Das ist halt der Widerspruch zur Verstaatlichung. Ohne Staat, keine Verstaatlichung. Einige bezeichnen das dann als Vergesellschaftlichung. Was auch immer das in der Praxis sein soll.
Das ist Kapitalismus:

Die ständige Wahl der Bürger bestimmt das Angebot.
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Re: Zunehmende Privatisierung im Gesundheitswesen

Beitrag von Skull »

Piranha hat geschrieben:(10 Nov 2016, 18:02)

Nenne mir EINEN Bereich, wo durch Privatisierung im Gesamtsystem etwas besser geworden ist.

Post? Öhm, nicht wirklich.
Staat freundlicher Briefträger, die jeder in ihren jeweiligen Bezirken kannte, jetzt nur noch abgehetzte Paketboten, die sich für Mindestlohn abrackern.

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Der Verlust der Landbevölkerung die jetzt teuer mit dem Auto fahren müssen und die Kosten der arbeitslosen Angestellten wird halt von den Bürgern getragen und trotzdem kommt die Bahn nicht ohne massive Subventionen aus.

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Statt einem alles aus einer Hand Service, der zwar langsam aber zuverlässig arbeitete, sind jetzt an jedem Service immer ein halbes Dutzend Subunternehmer beteiligt.
Dazu gibt es jetzt nur noch automatisierte Hotlines und wenn man ein Problem hat, dann ist es egal wo man anruft, Hilfe gibts nicht.
Jeder behauptet immer der Fehler sei die Schuld eines der anderen Subunternehmers.
Dem möchte ich übrigens MASSIV widersprechen.

Wer die Unternehmen Deutsche Bundesbahn und Deutsche Bundespost aus den Jahren 1975 - 1990 noch REAL kennt,
wird anerkennen MÜSSEN, das sich Service, Preise, Leistungen und KUNDEN-Behandlung DEUTLICH verbessert haben.

mfg
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Re: Zunehmende Privatisierung im Gesundheitswesen

Beitrag von Piranha »

Adam Smith hat geschrieben:(10 Nov 2016, 19:45)

Im Kommunismus ist der Staat abgestorben. Es gibt keinen Staat mehr. Das ist halt der Widerspruch zur Verstaatlichung. Ohne Staat, keine Verstaatlichung. Einige bezeichnen das dann als Vergesellschaftlichung. Was auch immer das in der Praxis sein soll.
Aha!
In der UDSSR gab es also keinen Staat, der ganze kalte Krieg wurde auf der Ostseite von der Gesellschaft betrieben?

Ich weiss, die nannten sich Sozialisten, aber genau das ist der Grund, warum so viele Leute heute unter Sozialismus etwas ganz anders verstehen als es ursprünglich sein sollte.
Aber die Definition des Kommunismus ist nach meinen Infos heute zumindest bei uns noch die, was die UDSSR damals war, Staatsmonopol auf alles, der Staat in Kommunen aufgeteilt, denen vom Staat vorgeschrieben wird was sie zu tun haben.
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Re: Zunehmende Privatisierung im Gesundheitswesen

Beitrag von Piranha »

Skull hat geschrieben:(10 Nov 2016, 19:47)

Wer die Unternehmen Deutsche Bundesbahn und Deutsche Bundespost aus den Jahren 1975 - 1990 noch REAL kennt,
wird anerkennen MÜSSEN, das sich Service, Preise, Leistungen und KUNDEN-Behandlung DEUTLICH verbessert haben.
Ich bin '63 geboren, ich bin damit aufgewachsen.
Der Service war damals prima, überhaupt kein Vergleich mit der minderwertigen Leistung die man heute bekommt.
Wo ich früher mal in jedem Kuhdorf in einen Zug einsteigen konnte, der alle halbe Stunde fuhr, gibt es heute nur noch ein paar verrostete Gleise, über die seit 20 Jahren kein Zug mehr gefahren ist.
Die Preise wurden auf Kosten der Löhne und weniger Personal gesenkt, die bezahlen die Angestellten direkt und wir alle an zusätzlichen Sozialabgaben.
Die Leistungen wären insbesondere beim Telefon in jedem Fall gestiegen, denn technischer Fortschritt hängt an der Produktion und würde von staatlichem Besitz der Service-Unternehmen nicht aufgehalten.
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Re: Zunehmende Privatisierung im Gesundheitswesen

Beitrag von Orwellhatterecht »

Fazer hat geschrieben:(10 Nov 2016, 17:45)

Ein weit verbreiteter Irrglaube ist, dass diejenigen, die für Privatisierung sind, so simpel und dumpf denken, wie du es hier unterstellst. Das wird dann noch garniert mit dem Begriff "Marktradikaler" und fertig ist das Klebeschild das du und deinesgleichen dann anderen aufkleben.

Privatisierung ist in vielen Fällen richtig und sinnvoll, man muss sie nur richtig machen. Dort wo es keine natürlichen Monopole gibt, reicht es in der Regel aus, einen bestimmten Bereich schlicht zu privatisieren und den Markt zu liberalisieren. Qualität und bessere Preise werden dann durch den Markt geregelt.

Dort wo es natürliche Monopole gibt wie beim Schienenverkehr oder der Wasserversorgung muss man entweder Netz und Inhalt trennen, und/oder Unterhalt und Betrieb des Netzes durch eine staatliche Regulierungsbehörde sicherstellen. Bei der Telekommunikation war es unproblematisch, Fernleitungen zu legen/zu nutzen, parallel zum Telekom Netz. Die letzte Meile kann man aber nicht mehrfach verlegen lassen. Also müssen da die Wettbewerber das Netz der Telekom nutzen. Die Preise dafür legt die Netzagentur fest. Ähnlich im Bereich Strom- und Gasversorgung. Bei der Bahn hat man das Netz und den Betrieb der Schienenfahrzeuge getrennt. Seitdem gibt es dann (bisher leider nur in geringem Masse) auch private Anbieter, insbesondere sogar im ländlichen Raum (z.B. Nordwestbahn), d.h. dort wo die DB ihr Angebot reduziert hatte. Und in gleicher Weise lässt sich dass dann bei der Wasserversorgung sicherstellen.

Informiere Dich einfach mal darüber, unter welchen Bedingungen beispielsweise private Firmen in OWL den öffentlichen Nahverkehr abwickeln. Und wer dafür einsteht, wenn die zuvor zugesicherten Rendite Erwartungen der Firmen nicht erfüllt werden.
Die Großen hören auf zu herrschen, wenn die Kleinen aufhören zu kriechen!“
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Re: Zunehmende Privatisierung im Gesundheitswesen

Beitrag von Skull »

Piranha hat geschrieben:(10 Nov 2016, 19:58)

Ich bin '63 geboren, ich bin damit aufgewachsen.
Der Service war damals prima, überhaupt kein Vergleich mit der minderwertigen Leistung die man heute bekommt.
Dann kennen wir anscheinend zwei jeweils unterschiedliche Bundesbahn und Bunderbahnen.

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Re: Zunehmende Privatisierung im Gesundheitswesen

Beitrag von Piranha »

Skull hat geschrieben:(10 Nov 2016, 21:26)

Dann kennen wir anscheinend zwei jeweils unterschiedliche Bundesbahn und Bunderbahnen.

mfg
Das ist gut möglich, ich komme halt vom Lande.
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Re: Zunehmende Privatisierung im Gesundheitswesen

Beitrag von Boracay »

Piranha hat geschrieben:(10 Nov 2016, 22:40)

Das ist gut möglich, ich komme halt vom Lande.
Ich auch, die Bahn war früher einfach nur gruselig. Zwsr gab es mehr Züge auf absurd unrentablen Strecken, sowas als etwas positives darstellen zuu wollen ist aber schon mehr als abenteuerlich.

Verdient haben Bahnmitarbeiter früher fast nix. Darum gab es auch die Eisenbahnerwohnungen damit die sich zumindest ein Dach über dem Kopf leisten konnten.

Ich dachte du bist im Ruhrpott aufgewachsen und fantasierst in der heutigen Vollbeschäftigungszeit deswegen immer noch von Arbeitslosen - jetzt ist es auf einmal auf dem Land gewesen?
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Re: Zunehmende Privatisierung im Gesundheitswesen

Beitrag von Skull »

Piranha hat geschrieben:(10 Nov 2016, 22:40)

Das ist gut möglich, ich komme halt vom Lande.
Ich auch. :?:

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Re: Zunehmende Privatisierung im Gesundheitswesen

Beitrag von Piranha »

Skull hat geschrieben:(10 Nov 2016, 23:07)

Ich auch. :?:
Hmmmmmm ........ irgendeinen Grund muss es haben, dass wir verschiedene Erfahrungen haben.
Soziale Unterschiede vielleicht?
Ich komme aus eine relativ armen Familie, bin die ersten Jahre meines Lebens fast nur mit öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs gewesen und habe erlebt wie das war, als in meinem Dorf auf einmal der Bahnhof geschlossen wurde, auch wenn ich zu der Zeit schon ein Auto hatte.
Da gibt es bis heute nicht Neues, das alte Gebäude steht noch, die Gleisanlagen sind völlig verwildert, da lebt jetzt ein Rudel Karnickel.
Ich bin vor der Privatisierung der Bahn in die Grosstadt gezogen und habe den öffentlichen Nahverkehr dort so genossen, dass ich mein Auto direkt weider abgeschafft habe.
Unlängst war ich auf Urlaub in Berlin, hatte aber ein Hotel ein Stück ausserhalb, mit S-Bahn-Anschluss, der ja zur Bahn gehört.
Weils mir zu stressig erschien in Berlin mit dem Auto rumzufahren, habe ich am ersten Tag das Auto stehen lassen und bin Bahn gefahren mit dem Ergebnis, dass ich abends ein Taxi nehmen musste, weil die Bahn nach 22:00 da nicht mehr fährt.
Zuletzt geändert von Piranha am Donnerstag 10. November 2016, 23:23, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Zunehmende Privatisierung im Gesundheitswesen

Beitrag von Fazer »

Selina hat geschrieben:(10 Nov 2016, 18:20)

Deiner Aufzählung kann man nur zustimmen. Da kann man ja fast froh sein, dass nun aus TTIP nüscht wird. Denn genau das wäre bei diesem Vertragsmonstrum massenhaft passiert: Privatisierung der meisten Unternehmen der Daseinsvorsorge wie ÖPNV, Strom, Wasser etcpp...
Ach ja, das Ammenmärchen von der massiven Privatisierung der Daseinsvorsorge wegen TTIP. Auch eine dieser dumpfen Campact Lügen, die immer wieder nachgeplappert werden.

Und ansonsten: nein, in keiner Weise kann man dieser Aufzählung zustimmen. Gerade bei der Post inkl. Telefonversorgung war der Service unter aller Sau, eine reine Katastrophe. Nicht umsonst hiess es damals "fasse dich kurz". Wäre ja auch noch schöner gewesen, wenn die Leute wirklich telefoniert hätten, da hätte man nachher noch Geld verdient ... :dead:

Und die Bahn war ein Bummelzugladen, dem die Leute wegliefen und auf Auto und Busse umstiegen. Erst jetzt, nach der Teilprivatisierung gibt es dann sowas wie die Nordwestbahn, wo guter Nahverkehr wieder angeboten wird.

Und auch zum Gesundheitssystem muss man nur nach GB schauen. Die NHS hatte dort schon immer einen üblen Ruf. Wir sind seit jeher mit unserem System, das im wesentlichen durch private Ärzteschaft und KRankenhäuser die Versorgung sichergestellt gut gefahren.

Aber wenn Piranha mit dem heutigen Angebot an Telekommunikation nicht klar kommt wird er sicher auch die staatliche Organisation der Automobilherstellung in der DDR besser finden. Trabi oder Wartburg, da war die Entscheidungsfindung kein Problem. Und auch um die FInanzierung musste man nicht bangen. Man hatte ja 17 Jahre zum Ansparen ... Deutlich ein besseres Leben!
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Re: Zunehmende Privatisierung im Gesundheitswesen

Beitrag von jorikke »

[quote="Fazer"](10 Nov 2016, 23:23)

Ach ja, das Ammenmärchen von der massiven Privatisierung der Daseinsvorsorge wegen TTIP. Auch eine dieser dumpfen Campact Lügen, die immer wieder nachgeplappert werden.

Und ansonsten: nein, in keiner Weise kann man dieser Aufzählung zustimmen. Gerade bei der Post inkl. Telefonversorgung war der Service unter aller Sau, eine reine Katastrophe. Nicht umsonst hiess es damals "fasse dich kurz". Wäre ja auch noch schöner gewesen, wenn die Leute wirklich telefoniert hätten, da hätte man nachher noch Geld verdient ... :dead:

Und die Bahn war ein Bummelzugladen, dem die Leute wegliefen und auf Auto und Busse umstiegen. Erst jetzt, nach der Teilprivatisierung gibt es dann sowas wie die Nordwestbahn, wo guter Nahverkehr wieder angeboten wird.

Und auch zum Gesundheitssystem muss man nur nach GB schauen. Die NHS hatte dort schon immer einen üblen Ruf. Wir sind seit jeher mit unserem System, das im wesentlichen durch private Ärzteschaft und KRankenhäuser die Versorgung sichergestellt gut gefahren.

Aber wenn Piranha mit dem heutigen Angebot an Telekommunikation nicht klar kommt wird er sicher auch die staatliche Organisation der Automobilherstellung in der DDR besser finden. Trabi oder Wartburg, da war die Entscheidungsfindung kein Problem. Und auch um die FInanzierung musste man nicht bangen. Man hatte ja 17 Jahre zum Ansparen ... Deutlich ein besseres Leben![/Quote

1969 bin habe ich von meiner Fa. einen Verkaufsbezirk im Südwesten übertragen bekommen. Natürlich war ein Telefonanschluss für die Kundenkontakte unbedingte Voraussetzung. Die Wartezeit für einen Anschluss betrug damals ein 3/4 Jahr. Also war mein erster Weg allmorgendlich in das Postamt. Dort musste man sich an einem Schalter anstellen, war man an der Reihe durfte man seinen Wunsch nach einer Telefonkabine vortragen. Man bekam dann eine der zwei Kabinen zugewiesen, musste sich vor dieser erneut anstellen und konnte, war man endlich an der Reihe, sein Gespräch führen. Nach dem Ende des Telefonats stellte man sich wieder am Schalter an. War der Beamte erreicht, durfte man zahlen und den Wunsch nach einem weiteren Gespräch vortragen.
Waren sechs/sieben Gespräche zu führen, war der Vormittag gelaufen.
Wer den Service der Post wirklich kennen gelernt hat, kann über Leute, die diesen Service preisen, nicht mal mehr lachen.
War später an meiner Telefonanlage irgend etwas umzustellen, die Wartezeit war außerirdisch.
Wenn ich es eilig hatte gab es eine Lösung. Die Wählscheibe vom Telefon zerdeppert, zum Amt gefahren und erklärt nicht mehr telefonieren zu können, das Telefon sei runter gefallen. Dann kamen sie sofort, nicht mehr telefonieren hieß ja keine Gebühren mehr zu kassieren und das war kostenlos. War der Techniker dann vor Ort, ein Trinkgeld mit der Bemerkung gegeben " wenn sie schon mal da sind..." Das klappte immer.
Auch eine Art von Service.
Die brutale Art, wenn drei Tage nach Erhalt der Telefonrechnung noch nicht bezahlt war, einfach den Anschluss zu kappen zu kappen, haben die Leute auch sehr geschätzt.
Das war kein Service, das war Unterdrückung von Abhängigen.
Wer da von gutem Service redet, zeigt, das er nicht die geringste Ahnung hat.
Die Kunden mit überhöhten Preisen monopolistisch über den Tisch zu ziehen wurde zähneknirschend in Kauf genommen.
Die Wahrheit ist, die Post war ein Sch...laden.
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