Platon » Sa 10. Aug 2013, 18:21 hat geschrieben:
Bedeutet das denn jetzt, dass der Iran im Falle er baut alle diese Kraftwerke, das selbst angereicherte Uran massenhaft für die Kraftwerke verbraucht?
Mal ganz abgesehen davon, dass es sicherlich noch einige Jahre - wenn nicht Jahrzehnte - dauert bis die Anlagen gebaut sind. Beim Kraftwerk in Busher hat es ja schlappe 40 Jahre gedauert...
Ich glaube nicht, daß der Iran ohne weiteres alle anvesierte AKW´s beliefern kann. Vielleicht weniger, wegen den Anreicherungskapazitäten, denn vielmehr der Verfügbarkeit eigenen Urans. Der Iran hat Uranvorkommen. Zwar keine riesigen, aber nenenswerte, die es lohneswert machen, diese anzuzapfen. Offiziell gibt es 10 Uranminen, die aktiv sind. Aber es scheint da Schwierigkeiten beim Abbau zu geben. Auch durch die Sanktionen.
Der Schah hatte deshalb in den Siebzigern rund 1 Milliarde bei Eurodif investiert, um später dort in Frankreich angereichertes Uran beziehen zu können, bis eine Entscheidung im Iran gefallen wäre, wie man weiter in der Frage vorgehen würde, bzw. ausreichende Anreicherungskapazitäten aufgebaut worden wären.
Langfristig könnte ich mir vorstellen, daß beim Aufbau weiterer AKW´s ein großer Teil vom Ausland bezogen werden würde. Z.B. Russland. Die Anreicherungsanlagen, die jetzt im Iran im Betrieb und Aufbau sind werden als eine Art backup angesehen. Auf diese kann man zurückgreifen, wenn bereits im Betrieb befindliche Reaktoren, egal welchen Typs im Iran aufgrund von Sanktionen keinen Brennstoff mehr bekommen. Das ist auch ein Sicherheitsmoment, die eigenen iranischen Anlagen. Sicher auch Spielmasse. Nach dem Motto, wenn ihr uns nichts liefert, dann müssen wir es selbst machen. Man bedenke, bevor der Iran nennenswerte Kapazitäten dahingehend aufbaute, war man mit "Lösungsvorschlägen" sehr spartanisch von westlicher Seite. Wozu auch? Was sollte der Iran machen? Er konnte es ja selbst nicht kompensieren. Nach dem der Iran die Ärmel hochgekrempelt hat und die Anlagen aus dem Boden und in den Boden und in die Felsmassive setzte, da wurde es hektisch mit Lösungsvorschlägen. Auch ein Effekt.
Die Frage steht für mich völlig offen, ob und wieviele AKW´s noch gebaut werden. Ankündigen kann man alles und nichts. Sicher dauert das Jahre. Man muß aber im Falle von Bushehr I sagen, daß die lange Bauzeit ganz klar politischen und technischen Umständen geschuldet war. Wäre Siemens und der Schah involviert, würde da jetzt seit Jahren nicht einer, sondern vier Blöcke brummen. Übrigens wollte der Schah bis zum Jahr 2000 insgesamt 23 AKWs am Netz sehen. Wenn man will, dann geht das. Nur jetzt aktuell mit Bushehr I, wollte das die USA? Wollte das Russland? Wollten das die Europäer (Zulieferer)? Wollte das Israel? Da ist viel gemauschelt und gegenseitig erpresst worden. Das geht jetzt nicht mehr, da er online ist. Den Goldesel in finanzieller und politischer Art mußte man melken, so lange es geht, sprich er nicht fertig war. Das hätte viel schneller gehen können. Dann kamen technische Probleme. Westliche Technik von Siemens im Vorbau, dazu dann russische und "internationale" Technologie, das alles zusammenschrauben. Dazu Sanktionen, die tatsächlich sogar die russische Seite behinderten. Denn die bauen nicht mehr alles selber, wie unter den Sowjets. Die mussten im Westen dazu kaufen. Für ein iranisches AKW? Nö, nicht hier... hieß es dann oft, wegen den Sanktionen. Das war kein Aufbau in einem Guß. Das war nicht üblich und eine Herausforderung für die russischen und iranischen Techniker. Eine wahrhaft schwere Geburt. Bei zukünftigen Projekten will man das vermeiden. Das soll dann besser flutschen. Kleinere Projekte wie der Schwerwasserreaktor bei Arak und geplanter Forschungsreaktor bei Schiraz, kann der Iran dies mittlerweile selbst bewerkstelligen. Bzw. bei der Realisation in eigener Regie arbeiten. Bei einem AKW braucht der Iran definitiv einen großen Partner. Das ist im Moment nur Russland. Die Chinesen waren mal bei Darkhovin im Gespräch. Dort sollten die Franzosen 2 Atommeiler für den Schah bauen. Das wurde aber nichts. Zum einen sollen die USA China ein Angebot gemacht haben, das sie nicht ausschlagen konnten. Zum anderen sagen einige ganz klar, daß Peking mit so einem großen Projekt in Übersee komplett überfordert in den Neunzigern war. Das hätten die nicht gepackt. Organisatorisch. Das wäre der totale Murks geworden und ne Endlosbaustelle wie der Berliner Flughafen. Dagegen wäre Bushehr mit Russlands Rosatom das Beispiel an Effizienz in Organisation und Ingenieurswesen.