zollagent » Mo 29. Jul 2013, 11:55 hat geschrieben:
Nein, meist kleinere bis mittlere Handwerksbetriebe, Hausmeisterdienste, kleine Transportunternehmen, Gerüstbauer, Zeltverleiher als spontan mir einfallende Beispiele. Ob hoffnungslos überlaufen, das glaube ich eher nicht. Das sind in der Regel sogar Nischenbetriebe. Übrigens klammerst du dich wie eine Ertrinkende an deine These "Preiskampf auf dem Rücken der Steuerzahler", ohne weiter zu denken. Diese Betriebe sind durchaus profitabel, sie haben auch nicht nur Handlangerstellen, und diese qualifizierteren Stellen sind die, die eigentlich das Geld erwirtschaften, von dem der Betrieb lebt. Nur müssen diese dann auch die Stellen für die Handlanger quersubventionieren, und wenn das ein bestimmtes Quantum überschreitet, würde es um den Betriebsfrieden schlecht bestellt sein. Denn, wer die qualifizierte Arbeit macht, wer für Bereitschaftsdienste da ist, und wer - was in diesen Kleinbetrieben fast unvermeidlich ist - mit viel Improvisationsgabe Schwierigkeiten vor Ort meistert, der erwartet auch, daß sein Lohnzettel das auch widerspiegelt. Wenn der sich aber nicht wirklich vom Lohnzettel der Helfer unterscheidet, ist Zoff vorprogrammiert. Die Wenigsten sind so edel gestrickt, daß sie das Mutter-Theresa-Syndrom, das ich hier so oft lese, teilen. Gäbe es sie (diese Betriebe) hier nicht, dann wären es Wanderbetriebe aus den eigentlichen Niedriglohnländern der EU. Auch, wenn du dich noch so wehrst dagegen, es ist für die Gesellschaft immer vorteilhafter, einem Teil der Belegschaft, die eben nicht die Kosten, die sie verursachen einbringen würden, einen Aufstockungsbeitrag zum Lohn zu geben, als allen voll die Arbeitslosigkeit zu bezahlen. Mal ganz abgesehen davon, daß Menschen, die eine Beschäftigung haben, ein würdevolleres Dasein haben, als voll alimentiert und nicht gebraucht zu Hause auf der Couch zu sitzen.
Du denkst, ich bin von dem, was Du sagst, Lichtjahre entfernt? Da täuschst Du Dich! Die Probleme, die diese Firmen haben, sind wahrscheinlich noch viel weitreichender. Ich persönlich habe auch kein Problem mit geringeren Löhnen für "Handlangertätigkeiten". Schrieb ich weiter vorne schon mal. Wenn jemand für ein paar Stunden irgend wo aushilft, weil er Servietten von A nach B schiebt, dann ist er mit 5 oder 6 Euro m.E. nicht schlecht bedient. Aber das ist keine Tätigkeit für einen VOLLZEITjob. Und nur darum geht es mir.
Und ich bin sogar 100% bei Dir, was das Problem der Mitarbeiter betrifft, die vielleicht 10 oder 12 Euro die Stunde bekommen und sich plötzlich dem Lohn des Handlangers gegenüber sehen, der von 5 Euro mal eben auf 8,50 gestiegen ist. DAS ist übrigens ein Problem, das ich gegenüber den unerbitterten Mindestlohnforderern immer als Argument gebracht habe und das nach wie vor eine Rolle spielt. Es wird immer nur nach ganz unten geguckt - was ist denn mit der Ebene drüber... und mit der drüber?
Nur hat sich eben meine Meinung mittlerweile dahin gewandelt, dass ich zumindest - und deshalb betone ich das auch bis zum Erbrechen - für EINE Person in VOLLZEIT einen Lohn für nötig halte, mit dem diese Person für sich selbst nicht mehr aufstocken muss. Das ist wirklich das mindeste, was drin sein sollte. Mit Familie ist das wieder eine ganz andere Geschichte aber ab dem Punkt greift in meinen Augen dann die Eigenverantwortung, und aus der Nummer kommt dann der Staat halt leider nicht raus, aber das ist in meinen Augen dann eher eine Sache der persönlichen Planung.
Und aus diesem Grund hinterfrage ich schlicht und einfach das Profil einer Vollzeitstelle, die angeblich nur 5 oder 6 Euro hergibt. Das ist im Grunde alles. Ich kapiere alles, was Du mir gesagt hast, aber ich akzeptiere es inhaltlich eben einfach nicht so ohne weiteres.