Jeder vierte Deutsche arbeitet für einen Niedriglohn

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Milady de Winter
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Re: Jeder vierte Deutsche arbeitet für einen Niedriglohn

Beitrag von Milady de Winter »

zollagent » So 28. Jul 2013, 13:20 hat geschrieben: Es ist eine höchst billige Art und Weise, Unternehmensarbeit derart pauschal und ohne jede Kenntnis der Einzelheiten zu beurteilen.
Nenn mir einen einzigen validen Grund, warum du eine Person mit einer Vollzeittätigkeit beschäftigst, deren Wertschöpfung so gering ist, dass du ihr nur 5 Euro oder weniger die Stunde zahlen kannst.

Nur EINEN.
Was streitet Ihr Euch eigentlich über einen Wunschlohn? Bringt die Kunden dazu, die dazu notwendigen Preise zu akzeptieren und alles ist in Butter!
Das werden sie, wenn sie keine andere Wahl haben. Wobei wir hier bestenfalls von einer Handvoll Unternehmen sprechen, die ihre Preise angeblich so signifikant erhöhen müssten wenn sie nur so viel zahlen, dass eine einzelne Person damit nicht mehr aufstocken muss. Alle anderen zahlen doch sowieso schon mehr. Billig billig wird sicher nicht mit Niedriglöhnen in D erreicht, dafür gibt's Indien und Fernost.
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Re: Jeder vierte Deutsche arbeitet für einen Niedriglohn

Beitrag von Sir Porthos »

sportsgeist » So 28. Jul 2013, 12:24 hat geschrieben: familiaere ethik verhindert dort oft noch den BWLer ungeist
:thumbup:

Sauber Sporti, genau das ist auch meine Meinung !

Darauf mach ich mir ein Weizen auf.

Cheers aus Hamburg !
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Re: Jeder vierte Deutsche arbeitet für einen Niedriglohn

Beitrag von Max73 »

Milady de Winter » So 28. Jul 2013, 13:33 hat geschrieben: Nenn mir einen einzigen validen Grund, warum du eine Person mit einer Vollzeittätigkeit beschäftigst, deren Wertschöpfung so gering ist, dass du ihr nur 5 Euro oder weniger die Stunde zahlen kannst.

Nur EINEN.
Das ist bei diesen Herren nicht wirklich eine Frage der Wertschöpfung,
sondern der Umverteilung zu den eigenen Gunsten.
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Re: Jeder vierte Deutsche arbeitet für einen Niedriglohn

Beitrag von Antisozialist »

Milady de Winter » So 28. Jul 2013, 13:33 hat geschrieben: Nenn mir einen einzigen validen Grund, warum du eine Person mit einer Vollzeittätigkeit beschäftigst, deren Wertschöpfung so gering ist, dass du ihr nur 5 Euro oder weniger die Stunde zahlen kannst.

Nur EINEN.


Das werden sie, wenn sie keine andere Wahl haben. Wobei wir hier bestenfalls von einer Handvoll Unternehmen sprechen, die ihre Preise angeblich so signifikant erhöhen müssten wenn sie nur so viel zahlen, dass eine einzelne Person damit nicht mehr aufstocken muss. Alle anderen zahlen doch sowieso schon mehr. Billig billig wird sicher nicht mit Niedriglöhnen in D erreicht, dafür gibt's Indien und Fernost.
Die geringe Wertschöpfung pro Arbeitsstunde.

In bestimmten Tätigkeitsbereichen ist die Angebotsseite so riesig, dass nur die Wahl zwischen niedrigen Löhnen und Preisen oder Massenarbeitslosigkeit unter den Arbeitskraftanbietern besteht.

Das Dilemma kann nur dadurch gelöst werden, indem ein Teil der Arbeitskraftanbieter umschult und der Nachwuchs häufiger gleich einen anderen Beruf erlernt.
Pudding: "Sollte ein Sklavenhalter versuchen bei uns in der Ferttigung Werbung für seine Sklavenhaltung zu machen würde er einen Unfall haben."
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Re: Jeder vierte Deutsche arbeitet für einen Niedriglohn

Beitrag von Milady de Winter »

Antisozialist » So 28. Jul 2013, 16:45 hat geschrieben:
Die geringe Wertschöpfung pro Arbeitsstunde.
Das ist keine Begründung.
In bestimmten Tätigkeitsbereichen ist die Angebotsseite so riesig, dass nur die Wahl zwischen niedrigen Löhnen und Preisen oder Massenarbeitslosigkeit unter den Arbeitskraftanbietern besteht.
Das ist nicht die Schuld des Angestellten sondern des Arbeitgebers. Er sollte folglich dafür sorgen, die Wertschöpfung zu steigern, die Stelle streichen bzw. nur noch alleine auf eigene Rechnung arbeiten oder sich in einem Bereich niederlassen, der nicht so überlaufen ist.

Im Grunde ist das, was Du dem AN vorwirfst, die Verantwortung des AG.
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Re: Jeder vierte Deutsche arbeitet für einen Niedriglohn

Beitrag von Antisozialist »

Milady de Winter » So 28. Jul 2013, 16:53 hat geschrieben: Das ist keine Begründung.


Das ist nicht die Schuld des Angestellten sondern des Arbeitgebers. Er sollte folglich dafür sorgen, die Wertschöpfung zu steigern, die Stelle streichen bzw. nur noch alleine auf eigene Rechnung arbeiten oder sich in einem Bereich niederlassen, der nicht so überlaufen ist.

Im Grunde ist das, was Du dem AN vorwirfst, die Verantwortung des AG.
Ist das etwa Schuld des selbständigen Friseurs, dass sich soviel Arbeitskraftanbieter in seiner Branche tummeln? Soll er etwa in seiner Nachbarschaft andere Friseure totschlagen, damit Preise und Löhne steigen können?
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Re: Jeder vierte Deutsche arbeitet für einen Niedriglohn

Beitrag von Max73 »

Mindestlöhne für Friseure

Soll sich das Prekariat doch, wie früher auch, seine Haare selber schneiden!

In "Dienstleistung" steckt rudimentär das Wort "Dienen".
Und dieses Wort impliziert das Wort "Herr".

Wer Herr ist und wer wieder Diener sein sollte, das möchte die Linke wieder auf seinen natürlichen Ursprung zurück führen.

Man weiß ja am Ende gar nicht mehr wo sich der Klassenfeind versteckt.
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Re: Jeder vierte Deutsche arbeitet für einen Niedriglohn

Beitrag von Milady de Winter »

Antisozialist » So 28. Jul 2013, 17:09 hat geschrieben:
Ist das etwa Schuld des selbständigen Friseurs, dass sich soviel Arbeitskraftanbieter in seiner Branche tummeln? Soll er etwa in seiner Nachbarschaft andere Friseure totschlagen, damit Preise und Löhne steigen können?
Muss er nicht. Wenn ein vetretbarer Mindestlohn für alle verbindlich ist, erledigt sich das von ganz alleine. Tendenziell geht der Kampf dann weiter, nur auf etwas höherem Preisniveau. Es ist schließlich auch nicht die Schuld des Kunden, dass sich in seinem Becken mehr Anbieter tummeln als Nachfrage besteht. :)
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Re: Jeder vierte Deutsche arbeitet für einen Niedriglohn

Beitrag von Dr. Nötigenfalls »

Antisozialist » So 28. Jul 2013, 15:45 hat geschrieben:
Die geringe Wertschöpfung pro Arbeitsstunde.

In bestimmten Tätigkeitsbereichen ist die Angebotsseite so riesig, dass nur die Wahl zwischen niedrigen Löhnen und Preisen oder Massenarbeitslosigkeit unter den Arbeitskraftanbietern besteht.

Das Dilemma kann nur dadurch gelöst werden, indem ein Teil der Arbeitskraftanbieter umschult und der Nachwuchs häufiger gleich einen anderen Beruf erlernt.
Oder indem wir aufhören Gott und die ganze Welt hier integrieren und Arbeiten lassen zu wollen.
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Re: Jeder vierte Deutsche arbeitet für einen Niedriglohn

Beitrag von Antisozialist »

Milady de Winter » So 28. Jul 2013, 17:38 hat geschrieben: Muss er nicht. Wenn ein vetretbarer Mindestlohn für alle verbindlich ist, erledigt sich das von ganz alleine. Tendenziell geht der Kampf dann weiter, nur auf etwas höherem Preisniveau. Es ist schließlich auch nicht die Schuld des Kunden, dass sich in seinem Becken mehr Anbieter tummeln als Nachfrage besteht. :)
Der Kampf geht weiter, aber die schwachen Arbeitnehmer wurden durch den Mindestlohn ausgesiebt.
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Re: Jeder vierte Deutsche arbeitet für einen Niedriglohn

Beitrag von Max73 »

Milady de Winter » So 28. Jul 2013, 17:38 hat geschrieben: Wenn ein vetretbarer Mindestlohn für alle verbindlich ist, erledigt sich das von ganz alleine.
Gilt der dann auch für den Chef des Ladens?
Wer bezahlt die Aufstockung, wenn dieser drunter liegt?
;)
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Re: Jeder vierte Deutsche arbeitet für einen Niedriglohn

Beitrag von zollagent »

Milady de Winter » So 28. Jul 2013, 13:26 hat geschrieben:
Richtig. Nur wird hier z.T. am falschen Ende gespart, wenn wir nicht von hoffnungslos überbezahltem Personal sprechen, was ich augenscheinlich nicht tue. Nur ist der Lohn nun mal eine der transparentesten Ausgaben, ergo ist er am leichtesten zu kürzen. Guckst du dir dann aber z.T. mal diverse Prozesse in den Läden an, stehen dir die Haare zu Berge, so unwirtschaftlich wird da gehandelt. Und um das zu erkennen muss man kein Unternehmensberater sein, geschweige denn BWL studiert haben. Und das meinte ich mit "vom Kopf auf die Füße stellen". Aber das ist ja unbequem und fördert ggf. das eine oder andere unschöne Detail zutage.
Wer redet von "Kürzen"? Eine Lohnkürzung ist im Prinzip nur durch eine Änderungskündigung zu erreichen. Das würde ich nicht tun, sondern die Stelle dann streichen. Die Probleme, die Betriebe haben, sind aber meist ein Einnahmen- und weniger ein Ausgabenproblem. Und das liegt wiederum in der Geringschätzung von Leistungen, die erbracht werden. Sie sind den Kunden einfach nicht mehr wert. Eine gewisse Schizophrenie hat das schon, denn oft sind diejenigen - man denke an den berühmten Friseur - die den angemessenen Preis für eine Leistung nicht akzeptieren auch diejenigen, die im Fall der Fälle diejenigen sind, die diese Leistung zu erbringen hätten und für ihr Auskommen einen Mindestlohn fordern. Sprich: Leute, deren Qualifikation allenfalls für eine Helfertätigkeit ausreicht, sind als Kunden nicht bereit, den daraus resultierenden Preis zu zahlen, es gibt ja Ausweichmöglichkeiten. Und eine der populärsten ist nun mal die Erbringung der Leistung in Schwarzarbeit. Alles einfach auf "unfähige Unternehmer" zu schieben, ist eine Pauschalisierung, die dann vorgenommen wird, wenn man sich den Realitäten nicht stellen will. Sicher gibt es die, aber sind alle in diesen Branchen durch die Bank unfähig oder gierig?
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Re: Jeder vierte Deutsche arbeitet für einen Niedriglohn

Beitrag von zollagent »

sportsgeist » So 28. Jul 2013, 13:27 hat geschrieben: nein, manche wollen einen ML

wirst du ertragen muessen
Ich ertrage schon die ganze Zeit, daß hier nach einem Mindestlohn gerufen wird. Daß man das Ganze mit einer Organisation der Arbeitnehmer zu einer schlagkräftigen Arbeitnehmervertretung erreichen könnte, ohne starre Gesetzesregelungen und auch mit der Möglichkeit einer permanenten Nachbesserung durch Tarifverhandlungen. Ich bedaure, aber ich habe nicht viel Achtung vor denen, die sich für ihre eigenen Angelegenheiten nicht engagieren wollen.
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Re: Jeder vierte Deutsche arbeitet für einen Niedriglohn

Beitrag von Milady de Winter »

Max73 » So 28. Jul 2013, 19:59 hat geschrieben: Gilt der dann auch für den Chef des Ladens?
Wer bezahlt die Aufstockung, wenn dieser drunter liegt?
;)
Wenn er selber drunter liegt gilt für ihn das, was ich schon zig Mal sagte - alleine arbeiten, Konzept ändern oder sich selbst in ein Angestelltenverhältnis begeben. Oder halt seinen Lohn auf Mindestsatz anpassen. :)
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Re: Jeder vierte Deutsche arbeitet für einen Niedriglohn

Beitrag von zollagent »

Milady de Winter » So 28. Jul 2013, 13:33 hat geschrieben: Nenn mir einen einzigen validen Grund, warum du eine Person mit einer Vollzeittätigkeit beschäftigst, deren Wertschöpfung so gering ist, dass du ihr nur 5 Euro oder weniger die Stunde zahlen kannst.

Nur EINEN.


Das werden sie, wenn sie keine andere Wahl haben. Wobei wir hier bestenfalls von einer Handvoll Unternehmen sprechen, die ihre Preise angeblich so signifikant erhöhen müssten wenn sie nur so viel zahlen, dass eine einzelne Person damit nicht mehr aufstocken muss. Alle anderen zahlen doch sowieso schon mehr. Billig billig wird sicher nicht mit Niedriglöhnen in D erreicht, dafür gibt's Indien und Fernost.
Keine andere Wahl? Bist du so naiv oder blendest du die naheliegendsten Möglichkeiten einfach nur aus? Eine andere Wahl wird es immer geben. Und sei es Schwarzarbeit. Zu glauben, daß solche Möglichkeiten tabu sind, das ist nicht mehr und nicht weniger als einfältig.
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Re: Jeder vierte Deutsche arbeitet für einen Niedriglohn

Beitrag von Milady de Winter »

zollagent » So 28. Jul 2013, 20:35 hat geschrieben: Wer redet von "Kürzen"? Eine Lohnkürzung ist im Prinzip nur durch eine Änderungskündigung zu erreichen. Das würde ich nicht tun, sondern die Stelle dann streichen. Die Probleme, die Betriebe haben, sind aber meist ein Einnahmen- und weniger ein Ausgabenproblem. Und das liegt wiederum in der Geringschätzung von Leistungen, die erbracht werden. Sie sind den Kunden einfach nicht mehr wert. Eine gewisse Schizophrenie hat das schon, denn oft sind diejenigen - man denke an den berühmten Friseur - die den angemessenen Preis für eine Leistung nicht akzeptieren auch diejenigen, die im Fall der Fälle diejenigen sind, die diese Leistung zu erbringen hätten und für ihr Auskommen einen Mindestlohn fordern. Sprich: Leute, deren Qualifikation allenfalls für eine Helfertätigkeit ausreicht, sind als Kunden nicht bereit, den daraus resultierenden Preis zu zahlen, es gibt ja Ausweichmöglichkeiten. Und eine der populärsten ist nun mal die Erbringung der Leistung in Schwarzarbeit. Alles einfach auf "unfähige Unternehmer" zu schieben, ist eine Pauschalisierung, die dann vorgenommen wird, wenn man sich den Realitäten nicht stellen will. Sicher gibt es die, aber sind alle in diesen Branchen durch die Bank unfähig oder gierig?
Nein, aber wenn Du Dich primär auf die von Dir genannte Klientel berufst, und die ist die Minderheit, dann spricht es doch erst recht dafür, dass man nicht zu deren Gunsten dieses Spiel weiter aufrecht erhält, oder? Wer außer denen hat denn dann was von der Situation, wie sie heute ist? Der Unternehmer, der wegen des Lohndrückens und Preiskampfes selbst am Rande des Existenzminimums lebt? Ganz sicher nicht.
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Re: Jeder vierte Deutsche arbeitet für einen Niedriglohn

Beitrag von Milady de Winter »

zollagent » So 28. Jul 2013, 20:42 hat geschrieben: Keine andere Wahl? Bist du so naiv oder blendest du die naheliegendsten Möglichkeiten einfach nur aus? Eine andere Wahl wird es immer geben. Und sei es Schwarzarbeit. Zu glauben, daß solche Möglichkeiten tabu sind, das ist nicht mehr und nicht weniger als einfältig.
Jo, is klar. Und Du glaubst tatsächlich, dass es diese Schwarzarbeit heute nicht gibt, ne? Schwarzarbeit wird es immer geben. Und noch mal: wir reden hier von Firmen, die sowieso schon zum Dumpingpreis anbieten, die werden m.E. morgen nicht das Dreifache für ihre Leistungen verlangen, weil sie dem einen oder anderen ein paar Euro mehr zahlen. Da zahlen manche Leute heute für Schwarzarbeit schon mehr.
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Re: Jeder vierte Deutsche arbeitet für einen Niedriglohn

Beitrag von zollagent »

Milady de Winter » So 28. Jul 2013, 20:52 hat geschrieben: Jo, is klar. Und Du glaubst tatsächlich, dass es diese Schwarzarbeit heute nicht gibt, ne? Schwarzarbeit wird es immer geben. Und noch mal: wir reden hier von Firmen, die sowieso schon zum Dumpingpreis anbieten, die werden m.E. morgen nicht das Dreifache für ihre Leistungen verlangen, weil sie dem einen oder anderen ein paar Euro mehr zahlen. Da zahlen manche Leute heute für Schwarzarbeit schon mehr.
Glaub es oder laß es, mit einem allgemeinen Mindestlohn wirst du nichts anderes erreichen als ein gigantisches Konjunkturprogramm für die Schwarzarbeit. Es ist dabei völlig egal, welche Firmen du im Auge hast, denn die gesetzlichen Regelungen müssen alle Betriebe erfassen. Rosinenpickerei ist nich!
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Re: Jeder vierte Deutsche arbeitet für einen Niedriglohn

Beitrag von Milady de Winter »

zollagent » So 28. Jul 2013, 20:56 hat geschrieben: Glaub es oder laß es, mit einem allgemeinen Mindestlohn wirst du nichts anderes erreichen als ein gigantisches Konjunkturprogramm für die Schwarzarbeit. Es ist dabei völlig egal, welche Firmen du im Auge hast, denn die gesetzlichen Regelungen müssen alle Betriebe erfassen. Rosinenpickerei ist nich!
Hättest Du noch diesen einen Grund für mich, warum Du eine Person mit einer Tätigkeit Vollzeit beschäftigen würdest, deren Wertschöpfung so gering ist, dass Du dieser Person nur 5 Euro oder weniger bezahlen könntest?
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Re: Jeder vierte Deutsche arbeitet für einen Niedriglohn

Beitrag von zollagent »

Milady de Winter » So 28. Jul 2013, 21:11 hat geschrieben: Hättest Du noch diesen einen Grund für mich, warum Du eine Person mit einer Tätigkeit Vollzeit beschäftigen würdest, deren Wertschöpfung so gering ist, dass Du dieser Person nur 5 Euro oder weniger bezahlen könntest?
Nein, ich habe keine Stellen zu vergeben, auf denen die Wertschöpfung so gering ist. Moralistik und Gefühlsduselei wird aber auch bei dir sofort vorbei sein, wenn du die Rechnung dafür bekommst.

Sorry, Knopf zu früh gedrückt.
Zuletzt geändert von zollagent am Sonntag 28. Juli 2013, 21:21, insgesamt 2-mal geändert.
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Re: Jeder vierte Deutsche arbeitet für einen Niedriglohn

Beitrag von Milady de Winter »

zollagent » So 28. Jul 2013, 21:17 hat geschrieben: Nein, ich habe keine Stellen zu vergeben, auf denen die Wertschöpfung so gering ist. Moralistik und Gefühlsduselei wird aber auch bei dir sofort vorbei sein, wenn du die Rechnung dafür bekommst.

Sorry, Knopf zu früh gedrückt.
Ich schrieb ja exzessiv, dass es mir nicht um "Moral oder Gefühlsduselei" geht. Kannst Du nachlesen. Ich schrieb auch nicht, dass das auf DICH zutrifft, ich wollte von Dir als Verfechter dieser Theorie nur einen validen Grund. Nur EINEN. :)
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Re: Jeder vierte Deutsche arbeitet für einen Niedriglohn

Beitrag von jack000 »

zollagent » So 28. Jul 2013, 13:20 hat geschrieben: Es ist eine höchst billige Art und Weise, Unternehmensarbeit derart pauschal und ohne jede Kenntnis der Einzelheiten zu beurteilen. Was streitet Ihr Euch eigentlich über einen Wunschlohn? Bringt die Kunden dazu, die dazu notwendigen Preise zu akzeptieren und alles ist in Butter!
Um beim Beispiel Friseurhandwerk zu bleiben, es gibt doch unstreitbar Arbeitgeber deren einziges Geschäftsmodell es ist durch Lohndrückung Kunden abzuwerben.
Das sehen die alteingesessenen Arbeitgeber gar nicht gerne und begrüßen den Mindestlohn!

Arbeitgeber, deren einziges Geschäftsmodell die Lohndrückerei ist, sollte generell ein Riegel vorgeschoben werden. Diese schaffen keine neuen Arbeitsplätze, sondern vernichten nur einigermaßen gut bezahlte. Und als Ergebnis kommt heraus das ich als Steuerzahler einem Lohndrücker einen Teil seiner Löhne bezahle .... => Das geht gar nicht !
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Re: Jeder vierte Deutsche arbeitet für einen Niedriglohn

Beitrag von jack000 »

Milady de Winter » So 28. Jul 2013, 13:33 hat geschrieben: Nenn mir einen einzigen validen Grund, warum du eine Person mit einer Vollzeittätigkeit beschäftigst, deren Wertschöpfung so gering ist, dass du ihr nur 5 Euro oder weniger die Stunde zahlen kannst.
Genau das ist der Punkt ! :thumbup:
"Sie verbieten nicht die Hassrede. Sie verbieten die Rede, die sie hassen"
pudding

Re: Jeder vierte Deutsche arbeitet für einen Niedriglohn

Beitrag von pudding »

Antisozialist » So 28. Jul 2013, 17:09 hat geschrieben:
Ist das etwa Schuld des selbständigen Friseurs, dass sich soviel Arbeitskraftanbieter in seiner Branche tummeln? Soll er etwa in seiner Nachbarschaft andere Friseure totschlagen, damit Preise und Löhne steigen können?
Es ist genau so seine Schuld wie die Schuld der Frisörin in einem überlaufenem Beruf tätig zu sein. Soll er doch einen Sauerkrauthandel auf der Fleischbrücke aufmachen, der ist sicherlich nicht so überlaufen.
Schon merkwürdig wie hier wieder zu Gunsten der Unternehmer zu differenzieren versucht wird.
pudding

Re: Jeder vierte Deutsche arbeitet für einen Niedriglohn

Beitrag von pudding »

Max73 » So 28. Jul 2013, 17:32 hat geschrieben:Mindestlöhne für Friseure

Soll sich das Prekariat doch, wie früher auch, seine Haare selber schneiden!

In "Dienstleistung" steckt rudimentär das Wort "Dienen".
Und dieses Wort impliziert das Wort "Herr".

Wer Herr ist und wer wieder Diener sein sollte, das möchte die Linke wieder auf seinen natürlichen Ursprung zurück führen.

Man weiß ja am Ende gar nicht mehr wo sich der Klassenfeind versteckt.
Die Linke sicherlich nicht. :p
pudding

Re: Jeder vierte Deutsche arbeitet für einen Niedriglohn

Beitrag von pudding »

Max73 » So 28. Jul 2013, 19:59 hat geschrieben: Gilt der dann auch für den Chef des Ladens?
Wer bezahlt die Aufstockung, wenn dieser drunter liegt?
;)
Der kann sich doch was anderes suchen wenn ihm das zu wenig ist. So lautet doch die allgemeinverbindliche Argumentation der Liberalen.
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Re: Jeder vierte Deutsche arbeitet für einen Niedriglohn

Beitrag von zollagent »

Milady de Winter » So 28. Jul 2013, 21:25 hat geschrieben: Ich schrieb ja exzessiv, dass es mir nicht um "Moral oder Gefühlsduselei" geht. Kannst Du nachlesen. Ich schrieb auch nicht, dass das auf DICH zutrifft, ich wollte von Dir als Verfechter dieser Theorie nur einen validen Grund. Nur EINEN. :)
Käme drauf an, von welcher Warte man es sieht. Ein Geschäftsmann wird solch eine Stelle nur dann vergeben, wenn es sich letztlich auch für ihn rechnet, was bedeutet, daß bei geringer Wertschöpfung eben nur dieser Lohn in Frage kommt oder aber es gar keine Stelle gibt. Gesellschaftlich gesehen ist das etwas komplizierter. Da sollte gerechnet werden, was sie (die Gesellschaft) billiger kommt: Vollzeitalimentation oder Zuschuß für eine Stelle.
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Re: Jeder vierte Deutsche arbeitet für einen Niedriglohn

Beitrag von zollagent »

jack000 » So 28. Jul 2013, 21:46 hat geschrieben: Um beim Beispiel Friseurhandwerk zu bleiben, es gibt doch unstreitbar Arbeitgeber deren einziges Geschäftsmodell es ist durch Lohndrückung Kunden abzuwerben.
Das sehen die alteingesessenen Arbeitgeber gar nicht gerne und begrüßen den Mindestlohn!

Arbeitgeber, deren einziges Geschäftsmodell die Lohndrückerei ist, sollte generell ein Riegel vorgeschoben werden. Diese schaffen keine neuen Arbeitsplätze, sondern vernichten nur einigermaßen gut bezahlte. Und als Ergebnis kommt heraus das ich als Steuerzahler einem Lohndrücker einen Teil seiner Löhne bezahle .... => Das geht gar nicht !
Ich halte dieses angebliche "Geschäftmodell" nicht für existent. Kein Unternehmen wird eröffnet mit dem Ziel, die Belegschaft "angemessen" zu bezahlen. Auch nicht die "alteingesessenen Arbeitgeber". Ebensowenig eines, das nur darauf aus ist, die Beschäftigten niedrig zu bezahlen. Löhne ergeben sich aus dem Verhältnis Marktertrag/Wertschöpfung. Auch in dem berühmten Friseurhandwerk. Negativbeispiel hier könnte allenfalls eine Firma wie Amazon sein. Hier ging es aber zu Beginn weniger um direkt Beschäftigte, sondern eher um Werkverträge, d.h. ein Geschäftsmodell, in dem die Beschäftigen formal Selbstständig waren, und mittels Werkverträgen bezahlt wurden. Ganz ähnlich die diversen Paketdienste oder Firmen wie Bofrost. Ich gehe damit konform, daß diese Art der Beschäftigung durch eine strengere Handhabung des Scheinselbständigengesetzes so weit wie möglich zurückgeführt werden muß. Die Werkzeuge dafür sind da. Oftmals aber nicht der Wille. Ich bin der Ansicht, daß man die Tarifautonomie nicht außer Acht lassen darf, sie ist und war ein Werkzeug, das sich bestens bewährt hat, sie erfordert aber auch, selbst Rückgrat zu zeigen und sich für seine eigene Sache inzusetzen. Ich halte es für falsch, ständig nach dem großen Bruder zu rufen, der Gesetze erlassen soll, die in der Regel schon unterlaufen sind, bevor sie in Kraft sind. Tarife notfalls durch Arbeitskämpfe anzupassen ist schneller und flexibler als ständig den Gesetzgeber zu rufen. Zumal dessen Interessen nicht deckungsgleich mit denen der Beschäftigten sind.
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Re: Jeder vierte Deutsche arbeitet für einen Niedriglohn

Beitrag von Milady de Winter »

zollagent » Mo 29. Jul 2013, 09:17 hat geschrieben: Käme drauf an, von welcher Warte man es sieht. Ein Geschäftsmann wird solch eine Stelle nur dann vergeben, wenn es sich letztlich auch für ihn rechnet, was bedeutet, daß bei geringer Wertschöpfung eben nur dieser Lohn in Frage kommt oder aber es gar keine Stelle gibt. Gesellschaftlich gesehen ist das etwas komplizierter. Da sollte gerechnet werden, was sie (die Gesellschaft) billiger kommt: Vollzeitalimentation oder Zuschuß für eine Stelle.
Da ich nach wie vor der Meinung bin und bleibe, dass die meisten AG, die sich ihre VOLLZEITstellen vom Staat bezuschussen lassen, mehr zahlen KÖNNTEN, wenn sie WOLLTEN, was sie aber nicht tun, weil sie nicht MÜSSEN, halte ich die "paar" Personen, die im Falle eines moderaten Mindestlohns tatsächlich in die Vollzeitalimentation fallen, für tragbarer als das derzeitige Lohndrückermodell inklusive Alimentation von Betrieben, die ggf. aufgrund von Misswirtschaft oder Unrentabilität am Tropf hängen. Und damit meine ich in diesem Fall einzig und alleine die Betriebe, die das über einen Lohn abzufedern versuchen, der so niedrig ist, dass eine alleinstehende Person noch aufstocken muss. Das ist und bleibt für mich INAKZEPTABEL.

"Angemessen" bezahlen ist übrigens für mich immer ein dehnbarer Begriff, von dem ich nichts halte. Ich kann - im Vergleich zu den meisten anderen hier - meine Lohnforderung beziffern, und die liegt im Grunde genau da, wo die Alimentation einer alleinstehenden Einzelperson durch den Staat endet.
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Re: Jeder vierte Deutsche arbeitet für einen Niedriglohn

Beitrag von zollagent »

Milady de Winter » Mo 29. Jul 2013, 10:06 hat geschrieben:
Da ich nach wie vor der Meinung bin und bleibe, dass die meisten AG, die sich ihre VOLLZEITstellen vom Staat bezuschussen lassen, mehr zahlen KÖNNTEN, wenn sie WOLLTEN, was sie aber nicht tun, weil sie nicht MÜSSEN, halte ich die "paar" Personen, die im Falle eines moderaten Mindestlohns tatsächlich in die Vollzeitalimentation fallen, für tragbarer als das derzeitige Lohndrückermodell inklusive Alimentation von Betrieben, die ggf. aufgrund von Misswirtschaft oder Unrentabilität am Tropf hängen. Und damit meine ich in diesem Fall einzig und alleine die Betriebe, die das über einen Lohn abzufedern versuchen, der so niedrig ist, dass eine alleinstehende Person noch aufstocken muss. Das ist und bleibt für mich INAKZEPTABEL.

"Angemessen" bezahlen ist übrigens für mich immer ein dehnbarer Begriff, von dem ich nichts halte. Ich kann - im Vergleich zu den meisten anderen hier - meine Lohnforderung beziffern, und die liegt im Grunde genau da, wo die Alimentation einer alleinstehenden Einzelperson durch den Staat endet.
Da ich deine Meinungsgrundlage nicht teile, werden wir hier zu keinem Konsens kommen. Ich halte deine Grundannahmen für falsch. Und damit ist das "sie könnten, wenn sie wollten", das es in Ausnahmefällen durchaus geben kann, als Pauschalurteil nicht haltbar. Zumal du ja nur von Annahmen und nicht von belastbaren Fakten ausgehen kannst.
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Re: Jeder vierte Deutsche arbeitet für einen Niedriglohn

Beitrag von sportsgeist »

jack000 » So 28. Jul 2013, 21:46 hat geschrieben: Um beim Beispiel Friseurhandwerk zu bleiben, es gibt doch unstreitbar Arbeitgeber deren einziges Geschäftsmodell es ist durch Lohndrückung Kunden abzuwerben.
Das sehen die alteingesessenen Arbeitgeber gar nicht gerne und begrüßen den Mindestlohn!

Arbeitgeber, deren einziges Geschäftsmodell die Lohndrückerei ist, sollte generell ein Riegel vorgeschoben werden. Diese schaffen keine neuen Arbeitsplätze, sondern vernichten nur einigermaßen gut bezahlte. Und als Ergebnis kommt heraus das ich als Steuerzahler einem Lohndrücker einen Teil seiner Löhne bezahle .... => Das geht gar nicht !
wenn man die logik zuende spinnt 'hauptsache arbeit, egal wie' koennte der AG sogar verlangen, dass der AN im monat noch 1000 euro mitbringt. quasi minus 6 euro stundenlohn. Hauptsache arbeit ...

der AN kann sich ja danach 2000 euro vom amt holen ...
Zitat: Stehen Intelligenz und Schulnoten in irgendeinem direkten proportionalen Zusammenhang ... Nein ... Warum? ... Ich bin das lebende Gegenbeispiel
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Re: Jeder vierte Deutsche arbeitet für einen Niedriglohn

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zollagent » Mo 29. Jul 2013, 10:14 hat geschrieben: Da ich deine Meinungsgrundlage nicht teile, werden wir hier zu keinem Konsens kommen. Ich halte deine Grundannahmen für falsch. Und damit ist das "sie könnten, wenn sie wollten", das es in Ausnahmefällen durchaus geben kann, als Pauschalurteil nicht haltbar. Zumal du ja nur von Annahmen und nicht von belastbaren Fakten ausgehen kannst.
Richtig, ich kann nur von Beispielen ausgehen, die ich selbst kenne. Hast Du belastbare Fakten, die mich vom Gegenteil überzeugen könnten? :)
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Re: Jeder vierte Deutsche arbeitet für einen Niedriglohn

Beitrag von zollagent »

Milady de Winter » Mo 29. Jul 2013, 10:26 hat geschrieben:
Richtig, ich kann nur von Beispielen ausgehen, die ich selbst kenne. Hast Du belastbare Fakten, die mich vom Gegenteil überzeugen könnten? :)
Du solltest mal so ca. 6 Monate bei mir hospitieren. Dann siehst du die Fakten, die ich hier nur schildern kann. Ich habe aufgrund meiner Tätigkeiten (nein, ich schreibe nicht nur Zollanmeldungen) auch Einblicke in die Buchhaltung vieler KMU hier in der Gegend und da wäre ein "sie könnten, wenn sie wollten" fraglos zu erkennen.
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Re: Jeder vierte Deutsche arbeitet für einen Niedriglohn

Beitrag von sportsgeist »

zollagent » Mo 29. Jul 2013, 10:36 hat geschrieben: Du solltest mal so ca. 6 Monate bei mir hospitieren. Dann siehst du die Fakten, die ich hier nur schildern kann. Ich habe aufgrund meiner Tätigkeiten (nein, ich schreibe nicht nur Zollanmeldungen) auch Einblicke in die Buchhaltung vieler KMU hier in der Gegend und da wäre ein "sie könnten, wenn sie wollten" fraglos zu erkennen.
warum soll der staat anhaltendes mismanagment subventionieren, indem er AN staendig geld in die betriebe mitschickt?! reichen staendige rettungsschirme denn nicht schon. auch der kapitalismus neuester praegung muss sich seit diesem jahrhundert insbesondere fragen, ob er noch alle tassen im schrank hat ...
Zitat: Stehen Intelligenz und Schulnoten in irgendeinem direkten proportionalen Zusammenhang ... Nein ... Warum? ... Ich bin das lebende Gegenbeispiel
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Re: Jeder vierte Deutsche arbeitet für einen Niedriglohn

Beitrag von Milady de Winter »

zollagent » Mo 29. Jul 2013, 10:36 hat geschrieben: Du solltest mal so ca. 6 Monate bei mir hospitieren. Dann siehst du die Fakten, die ich hier nur schildern kann. Ich habe aufgrund meiner Tätigkeiten (nein, ich schreibe nicht nur Zollanmeldungen) auch Einblicke in die Buchhaltung vieler KMU hier in der Gegend und da wäre ein "sie könnten, wenn sie wollten" fraglos zu erkennen.
Dann bliebe noch die Frage, ob es Einzelfälle innerhalb dieser Firmen sind, oder ob die gesamte Belegschaft so mies bezahlt wird. Sind es Einzelfälle, bringt mich das wieder zu meiner alten Rede zurück: entweder die Tätigkeit aufwerten oder die Stelle streichen und die Arbeit umverteilen. Betrifft es die gesamte Belegschaft, die staatlich subventioniert werden muss - welche Daseinsberechtigung haben solche Firmen denn dann?
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Re: Jeder vierte Deutsche arbeitet für einen Niedriglohn

Beitrag von sportsgeist »

Milady de Winter » Mo 29. Jul 2013, 10:46 hat geschrieben:
Dann bliebe noch die Frage, ob es Einzelfälle innerhalb dieser Firmen sind, oder ob die gesamte Belegschaft so mies bezahlt wird. Sind es Einzelfälle, bringt mich das wieder zu meiner alten Rede zurück: entweder die Tätigkeit aufwerten oder die Stelle streichen und die Arbeit umverteilen. Betrifft es die gesamte Belegschaft, die staatlich subventioniert werden muss - welche Daseinsberechtigung haben solche Firmen denn dann?
schlicht mehr rendite fuer die eigner und die familienunternehmen plattmachen ...
Zitat: Stehen Intelligenz und Schulnoten in irgendeinem direkten proportionalen Zusammenhang ... Nein ... Warum? ... Ich bin das lebende Gegenbeispiel
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Re: Jeder vierte Deutsche arbeitet für einen Niedriglohn

Beitrag von Milady de Winter »

Von mir aus kann jedes Unternehmen so viel Profit machen, wie es will. Aber es muss ihn sich selbst erwirtschaften.
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Re: Jeder vierte Deutsche arbeitet für einen Niedriglohn

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Milady de Winter » Mo 29. Jul 2013, 11:03 hat geschrieben:Von mir aus kann jedes Unternehmen so viel Profit machen, wie es will. Aber es muss ihn sich selbst erwirtschaften.
nein, kann es nicht. wenn diese renditegier sozialsprengstoff mit sich fuehrt, ist das kein individual- sondern ein gesamtgesellschaftsproblem. und dann geht es eben alle an.
Zitat: Stehen Intelligenz und Schulnoten in irgendeinem direkten proportionalen Zusammenhang ... Nein ... Warum? ... Ich bin das lebende Gegenbeispiel
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Re: Jeder vierte Deutsche arbeitet für einen Niedriglohn

Beitrag von zollagent »

Milady de Winter » Mo 29. Jul 2013, 10:46 hat geschrieben:
Dann bliebe noch die Frage, ob es Einzelfälle innerhalb dieser Firmen sind, oder ob die gesamte Belegschaft so mies bezahlt wird. Sind es Einzelfälle, bringt mich das wieder zu meiner alten Rede zurück: entweder die Tätigkeit aufwerten oder die Stelle streichen und die Arbeit umverteilen. Betrifft es die gesamte Belegschaft, die staatlich subventioniert werden muss - welche Daseinsberechtigung haben solche Firmen denn dann?
Es sind nicht Einzelne, meist sind es die Hilfs- und Zureichtätigkeiten innerhalb der Betriebe, die es betrifft. Die dann aber alle. Und was deine These der Charakterlosigkeit betrifft, so was äußert sich auch im Umgang mit Geschäftspartnern und mit solchen Betrieben habe ich in der Regel genau einmal Kontakte. Denn so wie sie dann ihre Leute bezahlen, gehen sie auch mit den Rechnungen für meine Dienstleistungen um. Ich will hier niemandem pauschal Banditentum unterstellen. Aber ich muß, so scheint es, mein Hauptargument wiederholen, weil es scheinbar nicht ankommt: Es sind seltenst Gierhälse, es ist meist schlicht die Nichtakzeptanz von Preisen über einer Schwelle durch den Kunden. Je nach Branche liegt diese Schwelle unterschiedlich hoch, aber sie existiert. Und überschreitest du sie, hast du schlichtweg keine Aufträge mehr. Dabei bitte auch nicht übersehen, Lohnkosten sind nur ein Teil des Kostenblocks, der in eine Preiskalkulation einzubeziehen ist. Je Personalintensiver der Betrieb, um so bedeutender, aber immer nur ein Teil. Und in aller Regel sind es Dienstleister jeder Art, die dieser preislichen Geringschätzung unterliegen. Wer hochwertige materielle Güter herstellt, hat dieses Preisproblem nur sehr selten.
Zuletzt geändert von zollagent am Montag 29. Juli 2013, 11:21, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Jeder vierte Deutsche arbeitet für einen Niedriglohn

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sportsgeist » Mo 29. Jul 2013, 10:45 hat geschrieben: warum soll der staat anhaltendes mismanagment subventionieren, indem er AN staendig geld in die betriebe mitschickt?! reichen staendige rettungsschirme denn nicht schon. auch der kapitalismus neuester praegung muss sich seit diesem jahrhundert insbesondere fragen, ob er noch alle tassen im schrank hat ...
"Mißmanagement" liegt selten vor. Es sind selbst Getriebene, die sich unter sehr ungünstigen Marktbedingungen behaupten müssen. Die Servicewüste Deutschland hat nicht nur die Seite der Lustlosen Dienstleister, sie hat auch die Seite der Geringschätzung aller Dienste, die immaterieller Art sind, durch die Kunden. Was du hier kritisierst, ist auch eine Folge der staatlichen Bestrebungen, so viele Menschen wie möglich in die Selbständigkeit zu schicken. Nicht alle Geschäftskonzepte sind Selbstläufer.
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Re: Jeder vierte Deutsche arbeitet für einen Niedriglohn

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zollagent » Mo 29. Jul 2013, 11:20 hat geschrieben: "Mißmanagement" liegt selten vor. Es sind selbst Getriebene, die sich unter sehr ungünstigen Marktbedingungen behaupten müssen. Die Servicewüste Deutschland hat nicht nur die Seite der Lustlosen Dienstleister, sie hat auch die Seite der Geringschätzung aller Dienste, die immaterieller Art sind, durch die Kunden. Was du hier kritisierst, ist auch eine Folge der staatlichen Bestrebungen, so viele Menschen wie möglich in die Selbständigkeit zu schicken. Nicht alle Geschäftskonzepte sind Selbstläufer.
es ist aufgabe der geschaeftsleitung seine qualitaet starkzureden und preise durchzusetzen und zu etablieren. es ist nicht aufgabe der gesamtgesellschaft diese unfaehigkeit der unternehmensfuehrung durch lohnmitgabe der AN zu stuetzen.
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Re: Jeder vierte Deutsche arbeitet für einen Niedriglohn

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zollagent » Mo 29. Jul 2013, 11:15 hat geschrieben: Es sind nicht Einzelne, meist sind es die Hilfs- und Zureichtätigkeiten innerhalb der Betriebe, die es betrifft. Die dann aber alle. Und was deine These der Charakterlosigkeit betrifft, so was äußert sich auch im Umgang mit Geschäftspartnern und mit solchen Betrieben habe in der Regel genau einmal Kontakte. Ich will hier niemandem pauschal Banditentum unterstellen. Aber ich muß, so scheint es, mein Hauptargument wiederholen, weil es scheinbar nicht ankommt: Es sind seltenst Gierhälse, es ist meist schlicht die Nichtakzeptanz von Preisen über einer Schwelle durch den Kunden. Je nach Branche liegt diese Schwelle unterschiedlich hoch, aber sie existiert. Und überschreitest du sie, hast du schlichtweg keine Aufträge mehr. Dabei bitte auch nicht übersehen, Lohnkosten sind nur ein Teil des Kostenblocks, der in eine Preiskalkulation einzubeziehen ist. Je Personalintensiver der Betrieb, um so bedeutender, aber immer nur ein Teil. Und in aller Regel sind es Dienstleister jeder Art, die dieser preislichen Geringschätzung unterliegen. Wer hochwertige materielle Güter herstellt, hat dieses Preisproblem nur sehr selten.
Gib mir ein, zwei praktische Beispiele, bitte!

Friseurhandwerk? Kurierdienste? Handelt es sich ggf. um Branchen, die hoffnungslos überlaufen sind? Wo das Angebot die Nachfrage bei weitem übersteigt? Natürlich ist das ein Problem, das sich tendenziell kaum lösen lässt, denn die Unternehmen sind frei in ihrer Preisgestaltung. Aber zu welchem Preis, wenn sie sich dabei gegenseitig nach unten ziehen?

Mit welcher Berechtigung dürfen diese Firmen ihre Preiskämpfe auf dem Rücken der Steuerzahler austragen? Mit dem Argument "lieber Preiskampf teilsubventionieren als Vollalimentierung"? Das Argument zieht bei mir leider nicht. Ich dachte früher genau so, ist also nicht so, dass ich pauschal für einen Mindestlohn einstehen würde, wie viele andere das tun, die sich - außer mit dem Wort und astronomischer Höhe - mit sonst nichts beschäftigen. Ich bin auch nach wie vor ein Verfechter davon, dass der Mindestlohn sicher nicht der Allheilsbringer ist, für den viele ihn halten. Ich selbst brauche ihn auch nicht. Ich würde mir lediglich eine Lösung des Problems wünschen, das ich hier seitenlang beklage.

Ich halte Lohndumping mit dem angeführten Argument für falsch.
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Re: Jeder vierte Deutsche arbeitet für einen Niedriglohn

Beitrag von zollagent »

Milady de Winter » Mo 29. Jul 2013, 11:26 hat geschrieben:
Gib mir ein, zwei praktische Beispiele, bitte!

Friseurhandwerk? Kurierdienste? Handelt es sich ggf. um Branchen, die hoffnungslos überlaufen sind? Wo das Angebot die Nachfrage bei weitem übersteigt? Natürlich ist das ein Problem, das sich tendenziell kaum lösen lässt, denn die Unternehmen sind frei in ihrer Preisgestaltung. Aber zu welchem Preis, wenn sie sich dabei gegenseitig nach unten ziehen?

Mit welcher Berechtigung dürfen diese Firmen ihre Preiskämpfe auf dem Rücken der Steuerzahler austragen? Mit dem Argument "lieber Preiskampf teilsubventionieren als Vollalimentierung"? Das Argument zieht bei mir leider nicht. Ich dachte früher genau so, ist also nicht so, dass ich pauschal für einen Mindestlohn einstehen würde, wie viele andere das tun, die sich - außer mit dem Wort und astronomischer Höhe - mit sonst nichts beschäftigen. Ich bin auch nach wie vor ein Verfechter davon, dass der Mindestlohn sicher nicht der Allheilsbringer ist, für den viele ihn halten. Ich selbst brauche ihn auch nicht. Ich würde mir lediglich eine Lösung des Problems wünschen, das ich hier seitenlang beklage.

Ich halte Lohndumping mit dem angeführten Argument für falsch.
Nein, meist kleinere bis mittlere Handwerksbetriebe, Hausmeisterdienste, kleine Transportunternehmen, Gerüstbauer, Zeltverleiher als spontan mir einfallende Beispiele. Ob hoffnungslos überlaufen, das glaube ich eher nicht. Das sind in der Regel sogar Nischenbetriebe. Übrigens klammerst du dich wie eine Ertrinkende an deine These "Preiskampf auf dem Rücken der Steuerzahler", ohne weiter zu denken. Diese Betriebe sind durchaus profitabel, sie haben auch nicht nur Handlangerstellen, und diese qualifizierteren Stellen sind die, die eigentlich das Geld erwirtschaften, von dem der Betrieb lebt. Nur müssen diese dann auch die Stellen für die Handlanger quersubventionieren, und wenn das ein bestimmtes Quantum überschreitet, würde es um den Betriebsfrieden schlecht bestellt sein. Denn, wer die qualifizierte Arbeit macht, wer für Bereitschaftsdienste da ist, und wer - was in diesen Kleinbetrieben fast unvermeidlich ist - mit viel Improvisationsgabe Schwierigkeiten vor Ort meistert, der erwartet auch, daß sein Lohnzettel das auch widerspiegelt. Wenn der sich aber nicht wirklich vom Lohnzettel der Helfer unterscheidet, ist Zoff vorprogrammiert. Die Wenigsten sind so edel gestrickt, daß sie das Mutter-Theresa-Syndrom, das ich hier so oft lese, teilen. Gäbe es sie (diese Betriebe) hier nicht, dann wären es Wanderbetriebe aus den eigentlichen Niedriglohnländern der EU. Auch, wenn du dich noch so wehrst dagegen, es ist für die Gesellschaft immer vorteilhafter, einem Teil der Belegschaft, die eben nicht die Kosten, die sie verursachen einbringen würden, einen Aufstockungsbeitrag zum Lohn zu geben, als allen voll die Arbeitslosigkeit zu bezahlen. Mal ganz abgesehen davon, daß Menschen, die eine Beschäftigung haben, ein würdevolleres Dasein haben, als voll alimentiert und nicht gebraucht zu Hause auf der Couch zu sitzen.
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Re: Jeder vierte Deutsche arbeitet für einen Niedriglohn

Beitrag von Milady de Winter »

zollagent » Mo 29. Jul 2013, 11:55 hat geschrieben: Nein, meist kleinere bis mittlere Handwerksbetriebe, Hausmeisterdienste, kleine Transportunternehmen, Gerüstbauer, Zeltverleiher als spontan mir einfallende Beispiele. Ob hoffnungslos überlaufen, das glaube ich eher nicht. Das sind in der Regel sogar Nischenbetriebe. Übrigens klammerst du dich wie eine Ertrinkende an deine These "Preiskampf auf dem Rücken der Steuerzahler", ohne weiter zu denken. Diese Betriebe sind durchaus profitabel, sie haben auch nicht nur Handlangerstellen, und diese qualifizierteren Stellen sind die, die eigentlich das Geld erwirtschaften, von dem der Betrieb lebt. Nur müssen diese dann auch die Stellen für die Handlanger quersubventionieren, und wenn das ein bestimmtes Quantum überschreitet, würde es um den Betriebsfrieden schlecht bestellt sein. Denn, wer die qualifizierte Arbeit macht, wer für Bereitschaftsdienste da ist, und wer - was in diesen Kleinbetrieben fast unvermeidlich ist - mit viel Improvisationsgabe Schwierigkeiten vor Ort meistert, der erwartet auch, daß sein Lohnzettel das auch widerspiegelt. Wenn der sich aber nicht wirklich vom Lohnzettel der Helfer unterscheidet, ist Zoff vorprogrammiert. Die Wenigsten sind so edel gestrickt, daß sie das Mutter-Theresa-Syndrom, das ich hier so oft lese, teilen. Gäbe es sie (diese Betriebe) hier nicht, dann wären es Wanderbetriebe aus den eigentlichen Niedriglohnländern der EU. Auch, wenn du dich noch so wehrst dagegen, es ist für die Gesellschaft immer vorteilhafter, einem Teil der Belegschaft, die eben nicht die Kosten, die sie verursachen einbringen würden, einen Aufstockungsbeitrag zum Lohn zu geben, als allen voll die Arbeitslosigkeit zu bezahlen. Mal ganz abgesehen davon, daß Menschen, die eine Beschäftigung haben, ein würdevolleres Dasein haben, als voll alimentiert und nicht gebraucht zu Hause auf der Couch zu sitzen.
Du denkst, ich bin von dem, was Du sagst, Lichtjahre entfernt? Da täuschst Du Dich! Die Probleme, die diese Firmen haben, sind wahrscheinlich noch viel weitreichender. Ich persönlich habe auch kein Problem mit geringeren Löhnen für "Handlangertätigkeiten". Schrieb ich weiter vorne schon mal. Wenn jemand für ein paar Stunden irgend wo aushilft, weil er Servietten von A nach B schiebt, dann ist er mit 5 oder 6 Euro m.E. nicht schlecht bedient. Aber das ist keine Tätigkeit für einen VOLLZEITjob. Und nur darum geht es mir.

Und ich bin sogar 100% bei Dir, was das Problem der Mitarbeiter betrifft, die vielleicht 10 oder 12 Euro die Stunde bekommen und sich plötzlich dem Lohn des Handlangers gegenüber sehen, der von 5 Euro mal eben auf 8,50 gestiegen ist. DAS ist übrigens ein Problem, das ich gegenüber den unerbitterten Mindestlohnforderern immer als Argument gebracht habe und das nach wie vor eine Rolle spielt. Es wird immer nur nach ganz unten geguckt - was ist denn mit der Ebene drüber... und mit der drüber?

Nur hat sich eben meine Meinung mittlerweile dahin gewandelt, dass ich zumindest - und deshalb betone ich das auch bis zum Erbrechen - für EINE Person in VOLLZEIT einen Lohn für nötig halte, mit dem diese Person für sich selbst nicht mehr aufstocken muss. Das ist wirklich das mindeste, was drin sein sollte. Mit Familie ist das wieder eine ganz andere Geschichte aber ab dem Punkt greift in meinen Augen dann die Eigenverantwortung, und aus der Nummer kommt dann der Staat halt leider nicht raus, aber das ist in meinen Augen dann eher eine Sache der persönlichen Planung.

Und aus diesem Grund hinterfrage ich schlicht und einfach das Profil einer Vollzeitstelle, die angeblich nur 5 oder 6 Euro hergibt. Das ist im Grunde alles. Ich kapiere alles, was Du mir gesagt hast, aber ich akzeptiere es inhaltlich eben einfach nicht so ohne weiteres.
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Re: Jeder vierte Deutsche arbeitet für einen Niedriglohn

Beitrag von zollagent »

sportsgeist » Mo 29. Jul 2013, 11:24 hat geschrieben: es ist aufgabe der geschaeftsleitung seine qualitaet starkzureden und preise durchzusetzen und zu etablieren. es ist nicht aufgabe der gesamtgesellschaft diese unfaehigkeit der unternehmensfuehrung durch lohnmitgabe der AN zu stuetzen.
Eine Platitüde vom hohen Ross herunter.
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Re: Jeder vierte Deutsche arbeitet für einen Niedriglohn

Beitrag von zollagent »

Milady de Winter » Mo 29. Jul 2013, 12:15 hat geschrieben:
Du denkst, ich bin von dem, was Du sagst, Lichtjahre entfernt? Da täuschst Du Dich! Die Probleme, die diese Firmen haben, sind wahrscheinlich noch viel weitreichender. Ich persönlich habe auch kein Problem mit geringeren Löhnen für "Handlangertätigkeiten". Schrieb ich weiter vorne schon mal. Wenn jemand für ein paar Stunden irgend wo aushilft, weil er Servietten von A nach B schiebt, dann ist er mit 5 oder 6 Euro m.E. nicht schlecht bedient. Aber das ist keine Tätigkeit für einen VOLLZEITjob. Und nur darum geht es mir.

Und ich bin sogar 100% bei Dir, was das Problem der Mitarbeiter betrifft, die vielleicht 10 oder 12 Euro die Stunde bekommen und sich plötzlich dem Lohn des Handlangers gegenüber sehen, der von 5 Euro mal eben auf 8,50 gestiegen ist. DAS ist übrigens ein Problem, das ich gegenüber den unerbitterten Mindestlohnforderern immer als Argument gebracht habe und das nach wie vor eine Rolle spielt. Es wird immer nur nach ganz unten geguckt - was ist denn mit der Ebene drüber... und mit der drüber?

Nur hat sich eben meine Meinung mittlerweile dahin gewandelt, dass ich zumindest - und deshalb betone ich das auch bis zum Erbrechen - für EINE Person in VOLLZEIT einen Lohn für nötig halte, mit dem diese Person für sich selbst nicht mehr aufstocken muss. Das ist wirklich das mindeste, was drin sein sollte. Mit Familie ist das wieder eine ganz andere Geschichte aber ab dem Punkt greift in meinen Augen dann die Eigenverantwortung, und aus der Nummer kommt dann der Staat halt leider nicht raus, aber das ist in meinen Augen dann eher eine Sache der persönlichen Planung.

Und aus diesem Grund hinterfrage ich schlicht und einfach das Profil einer Vollzeitstelle, die angeblich nur 5 oder 6 Euro hergibt. Das ist im Grunde alles. Ich kapiere alles, was Du mir gesagt hast, aber ich akzeptiere es inhaltlich eben einfach nicht so ohne weiteres.
Im Grunde eine ideologisch motivierte Ansicht. Dagegen ist schlecht anzukommen. Denn einen wirklichen Grund dafür gibt es nicht.

Um mal einen kleinen Irrtum auszuräumen, die "Geldbringer" von denen ich rede, bekommen mehr als 10-12 Euro. Dafür würde niemand diesen Einsatz, der in Kleinstbetrieben, in denen die Arbeitsteilung, die es in Großbetrieben gibt, nicht möglich ist, bringen. Die liegen in etwa zwischen 14 und 16.
Zuletzt geändert von zollagent am Montag 29. Juli 2013, 17:04, insgesamt 2-mal geändert.
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Re: Jeder vierte Deutsche arbeitet für einen Niedriglohn

Beitrag von sportsgeist »

zollagent » Mo 29. Jul 2013, 16:47 hat geschrieben: Eine Platitüde vom hohen Ross herunter.
unsinn. ausserdem sind nicht die familienunternehmen das problem, sondern die renditegeierbuden und ketten, die diese kaputtmachen.
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Re: Jeder vierte Deutsche arbeitet für einen Niedriglohn

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sportsgeist » Mo 29. Jul 2013, 16:57 hat geschrieben: unsinn. ausserdem sind nicht die familienunternehmen das problem, sondern die renditegeierbuden und ketten, die diese kaputtmachen.
Und das sind dann die "unfähigen Unternehmensführungen"?
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Re: Jeder vierte Deutsche arbeitet für einen Niedriglohn

Beitrag von sportsgeist »

zollagent » Mo 29. Jul 2013, 17:04 hat geschrieben: Und das sind dann die "unfähigen Unternehmensführungen"?
du machst dir doch nichtmal muehe das problem ueberhaupt verstehen zu wollen ...

nicht der handwerksmetzger, der seinen gesellen notgedrungen schlechte loehne zahlen soll ist das problem, sondern die schmutzigen grossfleischereien, die ihn mit ausnutzung der letzten rechtswinkel im arbeits- und vertragsrecht dazu zwingen, weil sie mit hunderten hungerloehner den markt mit megatonnen an billigdreck fluten.
der meister hingegen muss seinen gesellen jeden morgen in die augen schauen, der will diesen dumpingdreck eigentlich gar nicht mitmachen.
Zuletzt geändert von sportsgeist am Montag 29. Juli 2013, 17:20, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Jeder vierte Deutsche arbeitet für einen Niedriglohn

Beitrag von zollagent »

sportsgeist » Mo 29. Jul 2013, 17:19 hat geschrieben: du machst dir doch nichtmal muehe das problem ueberhaupt verstehen zu wollen ...

nicht der handwerksmetzger, der seinen gesellen notgedrungen schlechte loehne zahlen soll ist das problem, sondern die schmutzigen grossfleischereien, die ihn mit ausnutzung der letzten rechtswinkel im arbeits- und vertragsrecht dazu zwingen, weil sie mit hunderten hungerloehner den markt mit megatonnen an billigdreck fluten.
der meister hingegen muss seinen gesellen jeden morgen in die augen schauen, der will diesen dumpingdreck eigentlich gar nicht mitmachen.
Du redest hier von einer Branche. Ich habe ein paar andere aufgezählt. Da gibt's eher keine "großen Bösen". Da gibt es nur Kunden, die lieber Schwarzarbeiter anheuern, statt "ehrlich kalkulierte" Preise zu zahlen.
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