cannapower » Do 16. Mai 2013, 23:04 hat geschrieben:Ein Sohn in der Nachbarschaft studiert Japanologie und Latein. Auf meine Frage, was er später damit anfangen kann: "Weiß nicht, ich wollte schon immer was machen, was andere nicht machen." Ach so...
Ist doch egal, ob junge Leute schon wissen, was sie damit später anfangen wollen oder nicht. So lange sie für solche Themen "brennen", haben sie gute Aussichten auf Erfolg. Der aktuelle Arbeitsmarkt, der z.B. auf den Bedarf an Ingenieuren hinweist, sollte dafür auch kein Maßstab sein. Niemand weiß, wie es in fünf Jahren aussieht. Und ein Studium legt oft den beruflichen Werdegang für einige Jahrzehnte fest.
Auch bietet das heutige Bologna-System einige Vorteile, um bspw. später einen nicht-konsekutiven Masterstudiengang zu belegen und sein Wissen zu erweitern statt in seinem Fach nur zu vertiefen. Da ist ja vieles möglich, auch für sprach- und kulturwissenschaftliche Studienrichtungen.
Und zu guter letzt: Die Arbeitsmarktsituation für Akademiker grenzt an Vollbeschäftigung mit 2-3%. Sicherlich werden manche "fachfremd" eingesetzt, aber das heißt nicht, daß es schlecht sei oder gar nicht im Sinne des Absolventen. Im Studium erlangt man ja nicht nur Wissen, sondern auch gewisse Qualifikationen, z.B. beim analytischen Vorgehen oder gewisse Methoden, die im Arbeitsleben auch bei anderen Fragen nützlich sind. Plumpes Beispiel: Ein alter Klassenkamerad von mir studierte Politikwissenschaften. Da schlug er sich mit irgendwelchen Theorien von Locke und Rawls herum. Die Frage, was er später damit denn mal anfangen will, konnte er auch nicht beantworten. Heute hat er einen gut bezahlten Job in einem Büro, das sich mit der Entwicklung von Internetplattformen für Bürgerbeteiligungen beschäftigt und er die Rolle von Trägern öffentlicher Belange koordiniert. Hat mit seinem Studium, rein vom gelernten Inhalt, wenig zu tun. Dennoch hätte er -- mal unabhängig davon, ob er die Stelle auch gekriegt hätte -- ohne sein Studium (nach eigener Aussage) die Arbeit nicht so vollrichten können, wie er's heute tut. Und dabei hat er nicht einmal irgendwelche Abschlussarbeiten, Wahlmodule oder Praktika in diese Richtung gehabt.
Von daher: Der Nachbarsjunge muß sich keine Sorgen machen, wenn er halbwegs flexibel ist.