Hat Guido Westerwelle Recht ?

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logiCopter
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Hat Guido Westerwelle Recht ?

Beitrag von logiCopter »

Wie ist eigentlich grundsätzlich eure Meinung ? Ist es wichtig, dass jemand, der arbeiten geht mehr Geld verdient als ein Arbeitsloser zur Verfügung hat, der von staatlicher Unterstützung lebt oder spielt es keine Rolle ?
Ich halte es moralisch ebenfalls für ziemlich zweifelhaft, wenn jemand, der jeden Tag zur Arbeit geht auch noch weniger Geld dafür bekommt, als ein nicht arbeitender Empfänger von Transferleistungen.
Wie groß ist dieses Problem überhaupt ? Wenn das Problem jedenfalls groß genug wird, dann denke ich doch, dass früher oder später Arbeiter, besonders die Geringverdiener, auf die Position Westerwelles noch aufmerksam werden. Und das könnte der FDP dann Zulauf von einer genz ungewohnten Seite bescheren:


Mit seiner Kritik hat der FDP-Chef eine neue Debatte über den Sozialstaat ausgelöst. Nach dem Willen Westerwelles soll diese nun auch im Rahmen einer Generalaussprache im Bundestag geführt werden. Die Kanzlerin hat ihre Bereitschaft dazu bereits signalisiert.

Hat Guido Westerwelle Recht?
... stimmt das, was Westerwelle behauptet, eigentlich? Hat sich das Gefüge zwischen dem arbeitenden Teil der Bevölkerung und jenem, der von staatlicher Unterstützung lebt, in den vergangenen Jahren tatsächlich verschoben? "Eine eindeutige, fundierte Aussage dazu ist schwer möglich", sagt Jörg Hinze, Volkswirt am Hamburgischen Weltwirtschaftsinstitut (HWWI). "Dazu ist das Thema zu komplex, das kann von Fall zu Fall anders sein."
Generell muss laut Hinze zwischen den Geringverdienern und den Mittel- bis Besserverdienern unterschieden werden. "Im Bereich der Geringverdiener hierzulande, die zum Beispiel in 400-Euro-Jobs tätig sind, trifft Westerwelles Behauptung eher zu", sagt er. "Dort gibt es tatsächlich Konstellationen, in denen es rein finanziell lukrativer wäre, nicht zu arbeiten und die staatliche Unterstützung zu kassieren."
In den höheren Einkommensbereichen stellt sich die Sache anders da. "Auf der einen Seite sind die Belastungen der arbeitenden Bevölkerung in den vergangenen Jahren kontinuierlich gestiegen", sagt er. "Nicht wenigen Haushalten bleibt inzwischen netto weniger als die Hälfte vom Brutto." Vor allem bei Ledigen mit mittleren und höheren Einkommen, so Hinze, ist die Abgabenbelastung sehr hoch.

Allerdings sind auch die Sozialleistungen im Zuge der Hartz-Reformen teils eingeschränkt worden. In der Gesamtheit, so der Volkswirt, dürfte daher in diesem Bereich die These, dass der Arbeitende "mehr und mehr der Dumme" ist, nicht zutreffen.
Holger Schäfer argumentiert in die gleiche Richtung: Im Zuge der Hartz-IV-Reform habe es höhere Transferleistungen gegeben, so der Referent für Arbeitsökonomie am Institut der deutschen Wirtschaft in Köln. Da aber auch Einmalleistungen gestrichen worden seien, könne man nicht von einer drastischen Erhöhung der Transferleistungen im Schnitt sprechen. "Ich glaube nicht, dass sich in den vergangenen Jahren das Verhältnis von Nominallöhnen und Transferleistungen deutlich zuungunsten der arbeitenden Menschen verändert hat", so Schäfer.

"Allerdings", gibt er zu bedenken, "war es schon immer fraglich, ob der Lohnabstand insbesondere für den Fall größerer Haushalte mit Kindern überhaupt jemals vernünftig eingehalten worden ist". Im Klartext: Nicht erst seit gestern können Menschen in bestimmten Konstellationen so viel Unterstützung vom Staat beziehen, dass der tägliche Gang zu einer für diese Menschen realistischen Arbeit nicht attraktiv erscheint.
[....]
Wie Hinze erkennt allerdings auch Schäfer, dass die Frage des Lohnabstandes für gering Qualifizierte eine große Rolle spielt. Schäfer hat hochgerechnet: Ein alleinstehender Vollzeiterwerbstätiger mit einem Bruttoarbeitslohn von acht Euro pro Stunde, habe gegenüber dem ALG-II-Bezieher ein zusätzlich verfügbares Einkommen von 1,70 Euro netto die Stunde. Und 1,70 Euro pro Stunde - wer geht dafür schon arbeiten?

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adal
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Re: Hat Guido Westerwelle Recht ?

Beitrag von adal »

logiCopter hat geschrieben:Generell muss laut Hinze zwischen den Geringverdienern und den Mittel- bis Besserverdienern unterschieden werden. "Im Bereich der Geringverdiener hierzulande, die zum Beispiel in 400-Euro-Jobs tätig sind, trifft Westerwelles Behauptung eher zu", sagt er. "Dort gibt es tatsächlich Konstellationen, in denen es rein finanziell lukrativer wäre, nicht zu arbeiten und die staatliche Unterstützung zu kassieren."
Da gibt es 2 Möglichkeiten.
1. Das tendenziell sittenwidrige Gesetz über die geringfügige Beschäftigung, die in Kombination mit der Hartz-IV-Zumutbarkeitsklausel zum massenhaften Mißbrauch (Mitnahmeeffekt) geradezu einlädt, abzuschaffen oder zu überarbeiten, oder
2. Das gesetzliche Existenzminimum einfach zusammenstreichen. Nur geht das laut BVrfG so nicht. Das Existenzminimum muss sich - selbstverständlich mit Abstrichen - am Mittel einer unteren Einkommensgruppe orientieren.
Zuletzt geändert von adal am Montag 15. Februar 2010, 18:31, insgesamt 3-mal geändert.
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ToughDaddy
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Re: Hat Guido Westerwelle Recht ?

Beitrag von ToughDaddy »

@logicopter

Und wie sieht Deine Lösung aus?
Weiter nach unten gehen?
Achja die 8 Euro Rechnung ist toll, etliche Qualifizierte wären froh, wenn sie diese bekommen würden.
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Thomas I
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Re: Hat Guido Westerwelle Recht ?

Beitrag von Thomas I »

adal hat geschrieben:Da gibt es 2 Möglichkeiten.
1. Das tendenziell sittenwidrige Gesetz über die geringfügige Beschäftigung, die in Kombination mit der Hartz-IV-Zumutbarkeitsklausel zum massenhaften Mißbrauch (Mitnahmeeffekt) geradezu einlädt, abzuschaffen oder zu überarbeiten, oder
Was ist an dem Gesetz bitte sittenwidrig?
adal hat geschrieben: 2. Das gesetzliche Existenzminimum einfach zusammenstreichen. Nur geht das laut BVrfG so nicht. Das Existenzminimum muss sich - selbstverständlich mit Abstrichen - am Mittel einer unteren Einkommensgruppe orientieren.
Also wenn das Mittel einer unteren Einkommensgruppe fällt braucht man weniger um zu existieren und wenn es steigt, dann wieder mehr?
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Re: Hat Guido Westerwelle Recht ?

Beitrag von DK2008 »

logiCopter hat geschrieben:Wie ist eigentlich grundsätzlich eure Meinung ? Ist es wichtig, dass jemand, der arbeiten geht mehr Geld verdient als ein Arbeitsloser zur Verfügung hat, der von staatlicher Unterstützung lebt oder spielt es keine Rolle ?
Natürlich sollte ein Arbeiter im Normalfall mehr Geld in der Tasche haben als ein Arbeitsloser, der von staatlichen Transferleistungen lebt. Daraus folgt aber keineswegs, dass man das ALGII immer weiter drücken sollte um den Abstand zu sinkenden Niedriglöhnen zu wahren.
HartzIV ist eine Hilfsleistung für unverschuldet in Not geratene, die es diesen Personen ermöglichen soll ein menschenwürdiges Leben zu führen. Man kann das ALGII also nicht nach Belieben erhöhen und verringern, weil es sonst sein Ziel nicht mehr erfüllt.
Hält man an der Praxis fest, dass Löhne ohne Einschränkungen frei verhandelbar muss man in Kauf nehmen, dass es auch Menschen gibt die arbeiten gehen und dennoch nicht mehr haben als ein ALGII-Empfänger.
Als ungerecht muss man das nicht ansehen. Man sollte davon ausgehen, dass ein ALGII-Empfänger unverschuldet in diese Situation geraten ist und sich bemüht eine Arbeit zu finden. Man wirft ja auch keinem Arbeitsunfähigen vor, dass er Invalidenrente bezieht.
logiCopter hat geschrieben:Ich halte es moralisch ebenfalls für ziemlich zweifelhaft, wenn jemand, der jeden Tag zur Arbeit geht auch noch weniger Geld dafür bekommt, als ein nicht arbeitender Empfänger von Transferleistungen.
Ich kenne mich bei HartzIV nicht so gut aus, aber ist es nicht so, dass man zumindest die Differenz zwischen Einkommen und HartzIV als Aufstockung beantragen kann?
logiCopter hat geschrieben:Wie groß ist dieses Problem überhaupt ? Wenn das Problem jedenfalls groß genug wird, dann denke ich doch, dass früher oder später Arbeiter, besonders die Geringverdiener, auf die Position Westerwelles noch aufmerksam werden. Und das könnte der FDP dann Zulauf von einer genz ungewohnten Seite bescheren:
Diese Einstellung, wonach man die Welt gerechter macht, indem man die Position der Privilegierten verschlechtert, anstatt die Position der Benachteiligten zu verbessern ist ja weit verbreitet ("Wenn es allen gleich schlecht geht ist das auch gerecht...").
Dennoch glaube ich, dass die Geringverdiener mehr an einem Mindestlohn interessiert sein dürften, als an einer Verringerung der Sozialleistungen. Und überhaupt ist es vollkommen absurd Arbeitslose in irgendeiner Weise als privilegiert zu betrachtet...

Im Übrigen wird man das Lohnabstandsgebot niemals absolut einhalten können. Sozialleistungen richten sich nämlich nach dem Bedarf. Und wenn Jemand 10 Kinder hat, dann wird der mehr ALGII bekommen, als so mancher Gutverdiener Gehalt. Das lässt sich nunmal prinzipiell nicht ändern.
adal
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Re: Hat Guido Westerwelle Recht ?

Beitrag von adal »

Thomas I hat geschrieben:Was ist an dem Gesetz bitte sittenwidrig?
Formal rechtlich gar nichts. Das ist ja das Schöne. Warum sollte z.B. ein Lebensmitteldiscounter überhaupt noch Enzelhandelskaufleute an die Kasse setzen, denen 1. ein Tariflohn zu zahlen ist, für die 2. auch noch Sozialabgaben fällig werden und die 3. zu allem Überflus auch noch Kündigungsschutz genießen. Der Supermarktmanager wäre ja von allen guten Geistern verlassen.
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Re: Hat Guido Westerwelle Recht ?

Beitrag von wintermute »

Weniger bekommt keiner. Aber die Zahl derer, die arbeiten und sich trotzdem komplett an den Staat verkaufen müssen, steigt rasant.

http://www.handelsblatt.com/politik/deu ... gt;2102956
http://www.ad-hoc-news.de/deutschland-z ... s/20932469

Gehört genauso zur Hartz-Reform wie alles andere. Solange das Problem nicht geklärt ist, ist Herr Westerwelle nicht glaubwürdig genug, um die Luxusprobleme zu bekritteln. Der Herr Schäfer im Link des Threaderstellers sollte vielleicht etwas mehr tun, als nur den bundesdeutschen Durchschnittslohn zu recherchieren. Es gibt in Deutschland regionale Durchschnittslohnunterschiede von über 300%.
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Thomas I
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Re: Hat Guido Westerwelle Recht ?

Beitrag von Thomas I »

logiCopter hat geschrieben:Wie ist eigentlich grundsätzlich eure Meinung ? Ist es wichtig, dass jemand, der arbeiten geht mehr Geld verdient als ein Arbeitsloser zur Verfügung hat, der von staatlicher Unterstützung lebt oder spielt es keine Rolle ?
Natürlich ist das wichtig.
logiCopter hat geschrieben: Ich halte es moralisch ebenfalls für ziemlich zweifelhaft, wenn jemand, der jeden Tag zur Arbeit geht auch noch weniger Geld dafür bekommt, als ein nicht arbeitender Empfänger von Transferleistungen.
Das hält wohl prinzipiell jeder für ziemlich zweifelhaft auch wenn ich mir Grpünde vorstellen kann die das rechtfertigen (wenn jemnad aufgrund einer Behinderung spezielle Haushaltsgeräte oder Umbauten für ein Auto/die Wohnung braucht um mal ein Extrembeispiel zu nennen, dann wäre es absolut in Ordnung wenn der dadurch das diese Kosten berücksichtigt werden mehr bekäme als jemand, der jeden Tag zur Arbeit geht).
logiCopter hat geschrieben: Wie groß ist dieses Problem überhaupt ? Wenn das Problem jedenfalls groß genug wird, dann denke ich doch, dass früher oder später Arbeiter, besonders die Geringverdiener, auf die Position Westerwelles noch aufmerksam werden. Und das könnte der FDP dann Zulauf von einer genz ungewohnten Seite bescheren:
Das Problem ist m.E. durchaus relevant. Nur ich denke dass Geringverdiener eher darauf bauen, dass der Abstand zu ihren Gunsten (d.h. durch politisch bedingte Lohnerhöhung, Mindestlohn) vergrößert wird und nicht zum Nachteil der Transferleistungsbezieher.
Auch wenn ich zugegebenermaßen von Wenigverdienern schon andere Stimmen gehört habe.
logiCopter hat geschrieben: Mit seiner Kritik hat der FDP-Chef eine neue Debatte über den Sozialstaat ausgelöst. Nach dem Willen Westerwelles soll diese nun auch im Rahmen einer Generalaussprache im Bundestag geführt werden. Die Kanzlerin hat ihre Bereitschaft dazu bereits signalisiert.
Eine Debatte kann jicht schaden - zumindest wenn sie von allen Seiten einigermaßen ehrlich geführt wird. Was ich allerdings arg bezweifele.
logiCopter hat geschrieben: Hat Guido Westerwelle Recht?
... stimmt das, was Westerwelle behauptet, eigentlich? Hat sich das Gefüge zwischen dem arbeitenden Teil der Bevölkerung und jenem, der von staatlicher Unterstützung lebt, in den vergangenen Jahren tatsächlich verschoben? "Eine eindeutige, fundierte Aussage dazu ist schwer möglich", sagt Jörg Hinze, Volkswirt am Hamburgischen Weltwirtschaftsinstitut (HWWI). "Dazu ist das Thema zu komplex, das kann von Fall zu Fall anders sein."
Generell muss laut Hinze zwischen den Geringverdienern und den Mittel- bis Besserverdienern unterschieden werden. "Im Bereich der Geringverdiener hierzulande, die zum Beispiel in 400-Euro-Jobs tätig sind, trifft Westerwelles Behauptung eher zu", sagt er. "Dort gibt es tatsächlich Konstellationen, in denen es rein finanziell lukrativer wäre, nicht zu arbeiten und die staatliche Unterstützung zu kassieren."
Wegekosten zur Arbeit und dergleichen muß man ja auch noch berücksichtigen, dann nämlich steigt die Zahl solcher Konstellationen hierzulande durchaus.
logiCopter hat geschrieben: In den höheren Einkommensbereichen stellt sich die Sache anders da. "Auf der einen Seite sind die Belastungen der arbeitenden Bevölkerung in den vergangenen Jahren kontinuierlich gestiegen", sagt er. "Nicht wenigen Haushalten bleibt inzwischen netto weniger als die Hälfte vom Brutto." Vor allem bei Ledigen mit mittleren und höheren Einkommen, so Hinze, ist die Abgabenbelastung sehr hoch.
Das ist fraglos richtig.
logiCopter hat geschrieben: Allerdings sind auch die Sozialleistungen im Zuge der Hartz-Reformen teils eingeschränkt worden. In der Gesamtheit, so der Volkswirt, dürfte daher in diesem Bereich die These, dass der Arbeitende "mehr und mehr der Dumme" ist, nicht zutreffen.
Holger Schäfer argumentiert in die gleiche Richtung: Im Zuge der Hartz-IV-Reform habe es höhere Transferleistungen gegeben, so der Referent für Arbeitsökonomie am Institut der deutschen Wirtschaft in Köln. Da aber auch Einmalleistungen gestrichen worden seien, könne man nicht von einer drastischen Erhöhung der Transferleistungen im Schnitt sprechen. "Ich glaube nicht, dass sich in den vergangenen Jahren das Verhältnis von Nominallöhnen und Transferleistungen deutlich zuungunsten der arbeitenden Menschen verändert hat", so Schäfer.
Aber das von Reallöhnen und Transferleistungen hat sich durchaus dahingehend geändert.
logiCopter hat geschrieben: "Allerdings", gibt er zu bedenken, "war es schon immer fraglich, ob der Lohnabstand insbesondere für den Fall größerer Haushalte mit Kindern überhaupt jemals vernünftig eingehalten worden ist". Im Klartext: Nicht erst seit gestern können Menschen in bestimmten Konstellationen so viel Unterstützung vom Staat beziehen, dass der tägliche Gang zu einer für diese Menschen realistischen Arbeit nicht attraktiv erscheint.
Mit anderen Worten: Die Unterstützung die dieer Staat arbeitenden Menschen mit Kinder angedeihen lässt ist unter aller Sau.
Fraglos.
Meine Mutter hätte heute tatsächlich vermutlich netto mehr Geld im Ruhestand wenn sie ein paar Kinder mehr bekommen hätte und dann einfach arbeitslos geblieben wäre.

logiCopter hat geschrieben: [....]
Wie Hinze erkennt allerdings auch Schäfer, dass die Frage des Lohnabstandes für gering Qualifizierte eine große Rolle spielt. Schäfer hat hochgerechnet: Ein alleinstehender Vollzeiterwerbstätiger mit einem Bruttoarbeitslohn von acht Euro pro Stunde, habe gegenüber dem ALG-II-Bezieher ein zusätzlich verfügbares Einkommen von 1,70 Euro netto die Stunde. Und 1,70 Euro pro Stunde - wer geht dafür schon arbeiten?
Keiner. Das sind 13,60 pro 8-Stundentag. Das dürfte oft schon für die Fahrt von und zur Arbeit draufgehen...
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Thomas I
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Re: Hat Guido Westerwelle Recht ?

Beitrag von Thomas I »

adal hat geschrieben: Formal rechtlich gar nichts. Das ist ja das Schöne. Warum sollte z.B. ein Lebensmitteldiscounter überhaupt noch Enzelhandelskaufleute an die Kasse setzen, denen 1. ein Tariflohn zu zahlen ist, für die 2. auch noch Sozialabgaben fällig werden und die 3. zu allem Überflus auch noch Kündigungsschutz genießen. Der Supermarktmanager wäre ja von allen guten Geistern verlassen.
Als Arbeitnehmer in einer geringfügigen Beschäftigung (Minijob und auch Gleitzone) genießt man grundsätzlich die gleichen Rechte und Pflichten wie jeder andere Arbeitnehmer auch.
Und auch die Behauptung mit den Sozialabgaben stimmt aus Arebeitgebersicht nicht wirklich: Arbeitgeber zahlen eine Pauschale von 30% mit folgender Aufteilung: 15% für Rentenversicherung, 13% für Krankenversicherung und 2% Steuern.

Von daher: Bitte bei den Tatsachen und der Wahrheit bleiben.
adal
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Re: Hat Guido Westerwelle Recht ?

Beitrag von adal »

Thomas I hat geschrieben:
Als Arbeitnehmer in einer geringfügigen Beschäftigung (Minijob und auch Gleitzone) genießt man grundsätzlich die gleichen Rechte und Pflichten wie jeder andere Arbeitnehmer auch.
Und auch die Behauptung mit den Sozialabgaben stimmt aus Arebeitgebersicht nicht wirklich: Arbeitgeber zahlen eine Pauschale von 30% mit folgender Aufteilung: 15% für Rentenversicherung, 13% für Krankenversicherung und 2% Steuern.

Von daher: Bitte bei den Tatsachen und der Wahrheit bleiben.
Klar: 25% und der Arbeitnehmeranteil entfällt, aber das ist Augenwischerei zugunsten der Arbeitgeber. Denn den sog. Arbeitnehmeranteil bei regulärer Beschäftigung zahlt letztenendes auch immer der Arbeitgeber.

ich habe im übrigen nichts gegen die geringfügige Beschäftigung, nur etwas gegen den massenhaften Mißbrauch, der gar nicht den Arbeitgebern anzukreiden ist, sondern dem Gesetzgeber. Der hat gepfuscht.
Zuletzt geändert von adal am Montag 15. Februar 2010, 19:34, insgesamt 4-mal geändert.
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ralphon
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Re: Hat Guido Westerwelle Recht ?

Beitrag von ralphon »

DK2008 hat geschrieben: Im Übrigen wird man das Lohnabstandsgebot niemals absolut einhalten können. Sozialleistungen richten sich nämlich nach dem Bedarf. Und wenn Jemand 10 Kinder hat, dann wird der mehr ALGII bekommen, als so mancher Gutverdiener Gehalt. Das lässt sich nunmal prinzipiell nicht ändern.
Wenn das Kindergeld für alle gleich ist, und es ansonsten Sozialleistungen in Form eines Jobangebotes gibt (für den Staat verpflichtend), ist der Lohnabstand auch für Familien so hoch wie der Arbeitslohn.
adal
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Re: Hat Guido Westerwelle Recht ?

Beitrag von adal »

ralphon hat geschrieben:
Wenn das Kindergeld für alle gleich ist, und es ansonsten Sozialleistungen in Form eines Jobangebotes gibt (für den Staat verpflichtend), ist der Lohnabstand auch für Familien so hoch wie der Arbeitslohn.
:ill:
Wenn das Kindergeld so hoch wäre wie der Hartz-IV-Regelsatz für Kinder, wäre der Lohnabstand auch bei großen Familien i.d.R. gewährleistet. So ist das aber nicht.
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schelm
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Re: Hat Guido Westerwelle Recht ?

Beitrag von schelm »

Thomas I schrieb :
logiCopter schrieb :

"Nicht wenigen Haushalten bleibt inzwischen netto weniger als die Hälfte vom Brutto." Vor allem bei Ledigen mit mittleren und höheren Einkommen, so Hinze, ist die Abgabenbelastung sehr hoch. "
Das ist fraglos richtig.
logiCopter schrieb :

"Allerdings", gibt er zu bedenken, "war es schon immer fraglich, ob der Lohnabstand insbesondere für den Fall größerer Haushalte mit Kindern überhaupt jemals vernünftig eingehalten worden ist". Im Klartext: Nicht erst seit gestern können Menschen in bestimmten Konstellationen so viel Unterstützung vom Staat beziehen, dass der tägliche Gang zu einer für diese Menschen realistischen Arbeit nicht attraktiv erscheint.

Mit anderen Worten: Die Unterstützung die dieer Staat arbeitenden Menschen mit Kinder angedeihen lässt ist unter aller Sau.
Fraglos.
Meine Mutter hätte heute tatsächlich vermutlich netto mehr Geld im Ruhestand wenn sie ein paar Kinder mehr bekommen hätte und dann einfach arbeitslos geblieben wäre.
Also - ich bin einer von diesen ganz Dummen. Ich arbeite im 3 Schichtsystem, ink. Wochenende und Feiertage, bin Single, habe einen unterhaltspflichtigen Sohn, der 300km entfernt wohnt und meine Differenz zum Brutto liegt erheblich höher als viele überhaupt Brutto verdienen ... Trotz Kind also komme ich nicht aus der Lohnsteuerklasse 1 raus - Verheiratet sein wird also ebenfalls als leistungslose Errungenschaft über Steuergelder gesponsert - obwohl meine Belastungen - wegen Kind und monatlichem Anfahrtsweg sicherlich nicht geringer sind. ( Unabhängig vom Unterhalt bekommt mein Sohn von mir auch sonstige, übliche Dinge wie gemeinsame Unternehmungen - Kino, Dino World - Tour, Spaßbad etc. bezahlt )

Parallel dazu sorge ich fürs Alter privat vor - durch a) eine kapitalbildende Lebensversicherung und b) das Abstottern der Raten für Wohneigentum ( 750 Euro pro Monat ). Seit 2002 hab ich also öfters Monate in denen letztlich auch nicht mehr an Netto für mich verfügbar sind als Hartz 4 . Wenn die Zeit des " Arschbacken zusammenkneifens " 2013 vorbei ist - die Bude also abbezahlt sein wird, kommen bestimmt superschlaue Linke und sagen : Schau an, bei dem ist doch noch mehr zu holen ! Der benötigt keine Transferleistungen, keine steuerliche Gleichstellung mit Verheirateten - und im Alter muß er auch keine Miete zahlen, der könnte sich ruhig mal noch etwas solidarischer zeigen, der besserverdienende Drecksack ... :confused:

Freundliche Grüße, schelm
Zuletzt geändert von schelm am Montag 15. Februar 2010, 20:07, insgesamt 1-mal geändert.
Denk ich an D in der Nacht, dann bin ich um den Schlaf gebracht, Heinrich Heine.
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ralphon
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Re: Hat Guido Westerwelle Recht ?

Beitrag von ralphon »

adal hat geschrieben: :ill:
Wenn das Kindergeld so hoch wäre wie der Hartz-IV-Regelsatz für Kinder, wäre der Lohnabstand auch bei großen Familien i.d.R. gewährleistet. So ist das aber nicht.
Der Kandidat erhält 100 Punkte. DK hat aber gesagt, das läßt sich nicht ändern. Darauf habe ich meinen Beitrag bezogen.
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Re: Hat Guido Westerwelle Recht ?

Beitrag von Thomas I »

schelm hat geschrieben: ... Wenn die Zeit des " Arschbacken zusammenkneifens " 2013 vorbei ist - die Bude also abbezahlt sein wird, kommen bestimmt superschlaue Linke und sagen : Schau an, bei dem ist doch noch mehr zu holen ! Der benötigt keine Transferleistungen, keine steuerliche Gleichstellung mit Verheirateten - und im Alter muß er auch keine Miete zahlen, der könnte sich ruhig mal noch etwas solidarischer zeigen, der besserverdienende Drecksack ... :confused:

Freundliche Grüße, schelm
Ich verstehe dich in dem Punkt sehr gut! :thumbup: :thumbup:
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Kibuka
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Re: Hat Guido Westerwelle Recht ?

Beitrag von Kibuka »

adal hat geschrieben: :ill:
Wenn das Kindergeld so hoch wäre wie der Hartz-IV-Regelsatz für Kinder, wäre der Lohnabstand auch bei großen Familien i.d.R. gewährleistet. So ist das aber nicht.
Das ist in der Tat richtig. Eine Mutter ohne Ausbildung mit zwei Kindern bekommt ohne jemals gearbeitet zu haben im Vergleich zu einer Geringverdienerin runde 1630 € und damit nur 40 € weniger als die Geringverdienerin.

Das sind Zustände, die laden regelrecht zum Faulenzen ein, besonders Frauen ohne Schulabschluß. Die sind gut beraten gleich ein paar Kinder zu kriegen und vom Staat zu leben. Mit den Kindern erhält sie praktisch vom Staat das Rundum-Sorglos-Paket. Männer müssen sich da etwas mehr einfallen lassen.
Zuletzt geändert von Kibuka am Montag 15. Februar 2010, 22:02, insgesamt 2-mal geändert.
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Re: Hat Guido Westerwelle Recht ?

Beitrag von ahead »

Westerwelle ist vorreiter einer medialen hetzkampagne die auf falschen zahlen basiert:

"Hart arbeitende Bürger haben also letztlich nur genausoviel in der Tasche wie Hartz-IV-Empfänger? Das klingt in der Tat zutiefst unsozial. Was die "FAZ" jedoch völlig unterschlägt, ist die Tatsache, dass Aufstocker durch Freibeträge als Anreiz für Erwerbstätigkeit auf einen deutlich höheren Betrag kommen."

-> http://www.bildblog.de/16128/wie-sich-a ... ILDblog%29
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Re: Hat Guido Westerwelle Recht ?

Beitrag von hafenwirt »

ToughDaddy hat geschrieben:@logicopter

Und wie sieht Deine Lösung aus?
Weiter nach unten gehen?
Achja die 8 Euro Rechnung ist toll, etliche Qualifizierte wären froh, wenn sie diese bekommen würden.
Ich frag mich ja, was die Lösung eines Westerwelle und anderen wäre, wenn Arbeitslose wirklich gar nichts mehr bekommen würden, und die Niedriglöhne im Centbereich liegen würden.

Dann verdient der Arbeiter mehr als ein Arbeitsloser, aber nach unten hin geht nix mehr. :mrgreen:
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Re: Hat Guido Westerwelle Recht ?

Beitrag von hafenwirt »

Thomas I hat geschrieben:
Als Arbeitnehmer in einer geringfügigen Beschäftigung (Minijob und auch Gleitzone) genießt man grundsätzlich die gleichen Rechte und Pflichten wie jeder andere Arbeitnehmer auch.
Und auch die Behauptung mit den Sozialabgaben stimmt aus Arebeitgebersicht nicht wirklich: Arbeitgeber zahlen eine Pauschale von 30% mit folgender Aufteilung: 15% für Rentenversicherung, 13% für Krankenversicherung und 2% Steuern.

Von daher: Bitte bei den Tatsachen und der Wahrheit bleiben.
Praktika werden doch auch noch von der ARGE bezahlt, oder habe ich das falsch gelesen? :?

Was spricht gegen "Praktikanten" an der Supermarktkasse? Oder beim Karton packen? Oder beim Friseur? Oder...
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Re: Hat Guido Westerwelle Recht ?

Beitrag von adal »

ahead hat geschrieben:Westerwelle ist vorreiter einer medialen hetzkampagne die auf falschen zahlen basiert:

"Hart arbeitende Bürger haben also letztlich nur genausoviel in der Tasche wie Hartz-IV-Empfänger? Das klingt in der Tat zutiefst unsozial. Was die "FAZ" jedoch völlig unterschlägt, ist die Tatsache, dass Aufstocker durch Freibeträge als Anreiz für Erwerbstätigkeit auf einen deutlich höheren Betrag kommen."

-> http://www.bildblog.de/16128/wie-sich-a ... ILDblog%29
Der Bildblogger hat nicht viel Ahnung von der Realität. Wer Aufstocker werden will, muss sich erst mal vor der Behörde "bis auf die Unterhose ausziehen". Übersteigendes Vermögen muss eingesetzt werden. Ihm werden sämtliche Zuflüsse angerechnet (z.B. Lohnsteuerrückzahlungen etc. oder der Nebenjob des Sohnes als Zeitungsausträger), er muss neben seiner Arbeit seinen Mitwirkungspflichten nachkommen, wie es seinem Arbeitsberater gefällt. Manche lassen z.B. auch Vollzeitarbeitende Bewerbungen schreiben. Bei schwankendem Einkommen muss ständig der Bedarf neu ausgerechnet werden, was die Laune der Sachbearbeiter nicht gerade hebt.. "Mißverständnisse" mit den überforderten Sachbearbeitern sind an der Tagesordnung. Kein Problem. Dann weiß der Hilfeempfänger wenigstens, wie er seine Freizeit sinnvoll gestaltet: Er geht halt vors Sozialgericht.
Dass unter diesen Umständen viele die aufstockende Leistung, die ihnen eigentlich zusteht, gar nicht in Anspruch nehmen, verwundert nicht.
Zuletzt geändert von adal am Dienstag 16. Februar 2010, 01:53, insgesamt 2-mal geändert.
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Re: Hat Guido Westerwelle Recht ?

Beitrag von ahead »

adal hat geschrieben:Der Bildblogger hat nicht viel Ahnung von der Realität. Wer Aufstocker werden will, muss sich erst mal vor der Behörde "bis auf die Unterhose ausziehen". Übersteigendes Vermögen muss eingesetzt werden. Ihm werden sämtliche Zuflüsse angerechnet (z.B. Lohnsteuerrückzahlungen etc. oder der Nebenjob des Sohnes als Zeitungsausträger), er muss neben seiner Arbeit seinen Mitwirkungspflichten nachkommen, wie es seinem Arbeitsberater gefällt. Manche lassen z.B. auch Vollzeitarbeitende Bewerbungen schreiben. Bei schwankendem Einkommen muss ständig der Bedarf neu ausgerechnet werden, was die Laune der Sachbearbeiter nicht gerade hebt.. "Mißverständmisse mit den überforderten Sachbearbeitern sind an der Tagesordnung. Kein Problem. Dann weiß der Hilfeempfänger wenigstens, wie er seine Freizeit sinnvoll gestaltet: Er geht halt vors Sozialgericht.
Dass unter diesen Umständen viele die aufstockende Leistung, die ihnen eigentlich zusteht, gar nicht in Anspruch nehmen, verwundert nicht.
Darum geht in dem beitrag garnicht.
Es geht darum, daß zahlen für die momentane hetzwelle verfälscht in den medien und von westerwelle verbreitet werden:

"Wir haben testweise den oben genannten Extremfall aus der "FAZ" in den Einkommensrechner des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales eingegeben und sind auf Freibeträge von 286,20 Euro gekommen (unter Einbeziehung eines 50-Euro-ÖPNV-Tickets zum Pendeln). Diese Freibeträge, die sich je nach Einkommen zwischen 240 und 350 Euro bewegen, erhalten Niedriglöhner noch zusätzlich zu ihrem auf Hartz-IV-Niveau aufgestockten Gehalt.

Auf Anfrage bestätigte uns dies auch die Bundesagentur für Arbeit:

Bevor Einkommen angerechnet wird, sind die Freibeträge abzusetzen. In Höhe dieser Freibeträge liegt somit der "Vorteil" des Erwerbstätigen. In dem Beispiel hat der Zeitarbeiter somit tatsächlich ein um 286,20 € höheres Haushaltseinkommen als die Familie, die nur Alg II bezieht. (…) Ihre Berechnung ist korrekt, die der FAZ nicht.

Auch das Karl-Bräuer-Institut distanziert sich auf Anfrage unsererseits von den Ergebnissen der "FAZ". Das Institut habe keine Vergleichsstudie angefertigt, sondern lediglich die Brutto- und Nettolöhne ausgesuchter Branchen im Niedriglohnsektor berechnet. Den Vergleich mit Hartz-IV-Empfängern und insbesondere die Unterschlagung der Freibeträge hat demnach allein die "FAZ" zu verantworten.
"

-> http://www.bildblog.de/16128/wie-sich-a ... ILDblog%29
Zuletzt geändert von ahead am Dienstag 16. Februar 2010, 01:56, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Hat Guido Westerwelle Recht ?

Beitrag von ToughDaddy »

Thomas I hat geschrieben:
Als Arbeitnehmer in einer geringfügigen Beschäftigung (Minijob und auch Gleitzone) genießt man grundsätzlich die gleichen Rechte und Pflichten wie jeder andere Arbeitnehmer auch.
Und auch die Behauptung mit den Sozialabgaben stimmt aus Arebeitgebersicht nicht wirklich: Arbeitgeber zahlen eine Pauschale von 30% mit folgender Aufteilung: 15% für Rentenversicherung, 13% für Krankenversicherung und 2% Steuern.

Von daher: Bitte bei den Tatsachen und der Wahrheit bleiben.
Mit den Kündigungsfristen stimmt, aber Minijober sind sowieso meist nicht länger als 6 Monate dabei. Tariflohn gibt es natürlich nur, wenn er allgemeinverbindlich ist oder beide Parteien in einem Verband sind, was wohl bei Minijobern eher nicht so ist.
Von der Rentenversicherung hat ein Minijober genauso viel wie ein Arbeitsloser, nämlich nichts. Kann man in der Pfeife rauchen. Arbeitslosenversicherung gibt es natürlich auch nicht.


@adal

Sozialgericht ist immer ein toller Hinweis, nur das Verfahren dauert mit den Widerspruchsverfahren mindestens 1-2 Jahre und ob immer eine einstweilige Anordnung möglich ist, ist eine andere Frage.
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Re: Hat Guido Westerwelle Recht ?

Beitrag von adal »

ahead hat geschrieben:Darum geht in dem beitrag garnicht.
Es geht darum, daß zahlen für die momentane hetzwelle verfälscht in den medien und von westerwelle verbreitet werden:
Die Aufstockerei ist in mehrerer Hinsicht ein Ärgernis, u.a. weil sie die Arbeitgeber zum Mißbrauch einlädt. Allein die Zeitarbeitsbranche wird auf diesem Wege mit 500 Mio indirekt subventioniert.

Den Lohnabstand garantiert sie nicht. Außer für solch dubiose Gestalten wie Hans-Werner Sinn, der den subsidiären Kombilohn, für den der Arbeitende vor Amt zu Kreuze kriechen muss, für eine gute Idee hält.
Zuletzt geändert von adal am Dienstag 16. Februar 2010, 03:51, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Hat Guido Westerwelle Recht ?

Beitrag von Tantris »

hafenwirt hat geschrieben:
Praktika werden doch auch noch von der ARGE bezahlt, oder habe ich das falsch gelesen? :?

Was spricht gegen "Praktikanten" an der Supermarktkasse? Oder beim Karton packen? Oder beim Friseur? Oder...

Dagegen spricht, dass das zu erhoehter arbeitslosigkeit bei kassenkraeften und iirseuren fuehrt.
Wenn ich einen praktikumssklaven kriegen kann, wozu dann einen richtigen mitarbeiter mit echten geld bezahlen?
Ich entlassen ihn erstmal. Wenn er will, darf er bei mir als praktikant wieder anfangen. Solange er das gleiche tut und weit weniger dafuer kriegt, und ich die differenz einstecken kann, nenne ich das einen guten vorschlag.

BTW: dass ein arbeitsloser dasselbe tut, wie vorher, nur halt fuer weniger geld und als praktikant, aber im gleichen betrieb an gleicher postition, kam durchaus schon vor.
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Re: Hat Guido Westerwelle Recht ?

Beitrag von logiCopter »

ToughDaddy hat geschrieben:@logicopter

Und wie sieht Deine Lösung aus?
Weiter nach unten gehen?
Achja die 8 Euro Rechnung ist toll, etliche Qualifizierte wären froh, wenn sie diese bekommen würden.
Ich bin ehrlich gesagt etwas ratlos, darum ja dieser Thread.
Ich denke, dass mit Transferleistungen für Bedürftige weiter nach unten zu gehen keine gute Lösung ist. Die Bemessung ist knapp genug und ich bin auch der Ansicht, dass die meisten unverschuldet in dieser Lage sind.
Es bliebe noch die Möglichkeit der Anhebung eines Mindestlohns, der müsste dann aber mindestens 10 Euro (besser 12 Euro) betragen, damit der Abstand zum Arbeitslosen relevant und damit attraktiv genug für eine Arbeit ist (auch für den Arbeitslosen selber). Ein so hoher Mindestlohn hätte aber wiederum eine erheblich steigende Arbeitslosigkeit zur Folge, da die meisten Betriebe, die jetzt um die 8 Euro oder weniger zahlen, ganz gewiss mit Entlassungen bzw. viel weniger Einstellungen darauf reagieren würden.
Fällt also auch mehr oder weniger flach.
So wie ich Westerwelle und die FDP verstanden habe will man das Problem grundsätzlich mit Steuersenkungen angehen. Wenn der Arbeitende spürbar weniger Steuern zahlt bleibt ihm mehr übrig und der Verdienst-Abstand wird dadurch automatisch lukrativer.
Dem entgegen steht aber meiner Meinung, dass sich unser Staatshaushalt ganz und gar nicht in einer wirtschaftlichen Situation befindet, die Steuerersenkungen ratsam erscheinen lässt.
Kurz: Westerwelles Grundanliegen ist grundsätzlich richtig, einen Königsweg zur Lösung des Problems gibt es nicht, gute Vorschläge sind willkommen.
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Re: Hat Guido Westerwelle Recht ?

Beitrag von pikant »

nach meiner Meinung muss ein voll arbeitender Mensch (37-40 Std in der Woche) immer mehr in der Tasche haben, als ein Hartz4 Empfaenger

das darf aber nicht dazu fuehren, dass man Hartz4 kuerzt

Mindestlohn ja, aber 10 Euro und mehr sind nicht machbar - das wird die Arbeitslosigkeit noch mehr erhoehen

vielleicht sollte man verstaerkt im Liedriglohnsektor mit staatlichen Zuschuessen arbeiten
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Re: Hat Guido Westerwelle Recht ?

Beitrag von logiCopter »

pikant hat geschrieben:nach meiner Meinung muss ein voll arbeitender Mensch (37-40 Std in der Woche) immer mehr in der Tasche haben, als ein Hartz4 Empfaenger

das darf aber nicht dazu fuehren, dass man Hartz4 kuerzt

Mindestlohn ja, aber 10 Euro und mehr sind nicht machbar - das wird die Arbeitslosigkeit noch mehr erhoehen

vielleicht sollte man verstaerkt im Liedriglohnsektor mit staatlichen Zuschuessen arbeiten
Ich denke auch, dass das Problem in erster Linie den Niedriglohnsektor betrifft.
Eine staatliche Bezuschussung eines "HartzIV-Arbeiter-Lohns" (nenn' ich mal so) erscheint mir als gute Idee. Vielleicht sollte man genaue Regeln aufstellen. Die Sätze für Hartz IV Transferleistungen (1Kind, 2 Kinder usw.) sind ja festgelegt, also könnte man doch sagen, ein Arbeitender muss z.B. genau 500 Euro im Monat mehr übrig haben wie ein vergleichbarer Hartz IV-Empfänger. Die Aufstockung auf diese 500 Euro übernimmt bei Bedarf der Staat. Da das Problem ja keineswegs alle betrifft, wäre es vielleicht billiger als Steuersenkungen für alle, die einem ein vergleichbares Mehreinkommen gegenüber Nichtarbeitenden sichern.
Allerdings könnte die Bezuschussung von den Arbeitgebern ausgenützt werden, die dann bei denen, die jetzt schon 500 Euro mehr verdienen, mit dem Lohn runtergehen und sagen, hey, mit den staatlichen 500 Euro habt ihr doch immer noch genauso viel wie vorher.
Zuletzt geändert von logiCopter am Dienstag 16. Februar 2010, 09:11, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Hat Guido Westerwelle Recht ?

Beitrag von Claud »

adal hat geschrieben:Der Bildblogger hat nicht viel Ahnung von der Realität. Wer Aufstocker werden will, muss sich erst mal vor der Behörde "bis auf die Unterhose ausziehen". Übersteigendes Vermögen muss eingesetzt werden. Ihm werden sämtliche Zuflüsse angerechnet (z.B. Lohnsteuerrückzahlungen etc. oder der Nebenjob des Sohnes als Zeitungsausträger), er muss neben seiner Arbeit seinen Mitwirkungspflichten nachkommen, wie es seinem Arbeitsberater gefällt. Manche lassen z.B. auch Vollzeitarbeitende Bewerbungen schreiben. Bei schwankendem Einkommen muss ständig der Bedarf neu ausgerechnet werden, was die Laune der Sachbearbeiter nicht gerade hebt.. "Mißverständnisse" mit den überforderten Sachbearbeitern sind an der Tagesordnung. Kein Problem. Dann weiß der Hilfeempfänger wenigstens, wie er seine Freizeit sinnvoll gestaltet: Er geht halt vors Sozialgericht.
Dass unter diesen Umständen viele die aufstockende Leistung, die ihnen eigentlich zusteht, gar nicht in Anspruch nehmen, verwundert nicht.
Da muss jeder durch, der ALG 2 beantragt, egal ob nu komplett Arbeitslos, im Nebenerwerb oder als Vollzeitangestellter. Die statistischen Zahlen sind da ja auch recht eindeutig, wir haben fast 7 Millionen Menschen, die ALG 2 beziehen und wovon nur knapp die hälfte als Arbeitslos geführt wird, der Rest sind halt Aufstocker, im 1€ Job, in anderweitigen Maßnahmen etc. Fakt aber ist, jeder, welcher Arbeiten geht, hat grundsätzlich einen ersten Pauschalfreibetrag von 100€. Verdient er mehr, dann darf er von jeden weiteren Euro 30% behalten, weshelab es ganricht möglich ist, weniger als Hartz vier zu bekommen, wenn er denn auch die Leistung beantragt. Entsprechend läuft die Argumentationsweise von Westerwelle ins Leere, er erzählt Mist.

Das es nicht gerade einfach ist, an diese Leistungen ran zu kommen, dafür kann der andere ALG 2 Bezieher auch nix, er muss da nunmal eben so durch und all die Fragen ausfüllen, die politisch gewollt sind und wo keiner drann rütteln möchte; auch nicht die FDP.
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Re: Hat Guido Westerwelle Recht ?

Beitrag von Kibuka »

pikant hat geschrieben:nach meiner Meinung muss ein voll arbeitender Mensch (37-40 Std in der Woche) immer mehr in der Tasche haben, als ein Hartz4 Empfaenger
Mehr ist immer relativ. Es nutzt wenig, wenn die Niedriglohnverdiener gerade einmal 100 € mehr verdienen.
logiCopter hat geschrieben:Ich denke auch, dass das Problem in erster Linie den Niedriglohnsektor betrifft.
Eine staatliche Bezuschussung eines "HartzIV-Arbeiter-Lohns" (nenn' ich mal so) erscheint mir als gute Idee. Vielleicht sollte man genaue Regeln aufstellen. Die Sätze für Hartz IV Transferleistungen (1Kind, 2 Kinder usw.) sind ja festgelegt, also könnte man doch sagen, ein Arbeitender muss z.B. genau 500 Euro im Monat mehr übrig haben wie ein vergleichbarer Hartz IV-Empfänger. Die Aufstockung auf diese 500 Euro übernimmt bei Bedarf der Staat. Da das Problem ja keineswegs alle betrifft, wäre es vielleicht billiger als Steuersenkungen für alle, die einem ein vergleichbares Mehreinkommen gegenüber Nichtarbeitenden sichern.
Allerdings könnte die Bezuschussung von den Arbeitgebern ausgenützt werden, die dann bei denen, die jetzt schon 500 Euro mehr verdienen, mit dem Lohn runtergehen und sagen, hey, mit den staatlichen 500 Euro habt ihr doch immer noch genauso viel wie vorher.
Die Bezuschussung von Lohn wird von Sinn schon lange gefordert, aber es ist in der Tat richtig. Das kann auch schnell dazu führen das Unternehmen in gewissen Branchen den Lohn absichtlich drücken.
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Re: Hat Guido Westerwelle Recht ?

Beitrag von ToughDaddy »

logiCopter hat geschrieben: Ich bin ehrlich gesagt etwas ratlos, darum ja dieser Thread.
Ich denke, dass mit Transferleistungen für Bedürftige weiter nach unten zu gehen keine gute Lösung ist. Die Bemessung ist knapp genug und ich bin auch der Ansicht, dass die meisten unverschuldet in dieser Lage sind.
Es bliebe noch die Möglichkeit der Anhebung eines Mindestlohns, der müsste dann aber mindestens 10 Euro (besser 12 Euro) betragen, damit der Abstand zum Arbeitslosen relevant und damit attraktiv genug für eine Arbeit ist (auch für den Arbeitslosen selber). Ein so hoher Mindestlohn hätte aber wiederum eine erheblich steigende Arbeitslosigkeit zur Folge, da die meisten Betriebe, die jetzt um die 8 Euro oder weniger zahlen, ganz gewiss mit Entlassungen bzw. viel weniger Einstellungen darauf reagieren würden.
Fällt also auch mehr oder weniger flach.
So wie ich Westerwelle und die FDP verstanden habe will man das Problem grundsätzlich mit Steuersenkungen angehen. Wenn der Arbeitende spürbar weniger Steuern zahlt bleibt ihm mehr übrig und der Verdienst-Abstand wird dadurch automatisch lukrativer.
Dem entgegen steht aber meiner Meinung, dass sich unser Staatshaushalt ganz und gar nicht in einer wirtschaftlichen Situation befindet, die Steuerersenkungen ratsam erscheinen lässt.
Kurz: Westerwelles Grundanliegen ist grundsätzlich richtig, einen Königsweg zur Lösung des Problems gibt es nicht, gute Vorschläge sind willkommen.
Bei einem Mindestlohn sollte man nicht wie manche es gerne machen, auch Westerwelle, von einer Familie ausgehen, sondern immer vom Single. Dann reicht auch ein Mindestlohn zwischen 9-10 Euro. Ebenso sollte die Möglichkeit von Praktikantengeschäfte ausgehebelt werden, weil es im Endeffekt Ausnutzung ist zum Nulltarif. Und bei Leiharbeitsfirmen geht es ja angeblich nur um Flexibilität, also muss auch hier festgesetzt werden, dass der Leiharbeiter den gleichen Lohn erhält wie ein Festangestellter des Betriebes, welcher ihn ausleiht. Ebenso muss hier der Zeitraum so begrenzt werden, dass es eben nicht reicht, wenn man den Leiharbeiter mal nicht für 1-2 Monate bucht und dann wieder von vorne anfängt, weil es dann offensichtlich nicht um Flexibilität geht.
Steuersenkungen in dem Lohnbereich sind für die Katz, weil es die geringsten Kosten sind und kaum vorhanden sind.
Westerwelles Grundanliegen ist mAn falsch, da er wie er selber zugibt weiter unten abzwacken will, da nützt auch sein Hinweis auf höheres Schonvermögen nicht, weil es sowieso nur ein "Scheingeschenk" war.
Der Staatshaushalt sieht auch so schrecklich aus, weil der Staat auf Grund der niedrigen Löhne immer mehr Aufstocker bezahlen muss, Zuschüsse zu den Sozial- und Krankenversicherungen zahlen muss.
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Re: Hat Guido Westerwelle Recht ?

Beitrag von Claud »

Kibuka hat geschrieben: Mehr ist immer relativ. Es nutzt wenig, wenn die Niedriglohnverdiener gerade einmal 100 € mehr verdienen.
Das ist natürlich richtig, man sollte es mit dem marginalisieren aber nicht übertreiben. In Berlin ist es ja nicht schwierig, ALG 2 Bezieher und Aufstocker kennen zulernen. Seid kurzen arbeitet ein Freund in einer Zeitarbeitsfirma, er bekommt einen Bruttolohn von 6,5 € und hat letztendlich ca 800€ netto raus, bekommt nochmal ca 90€ an Aufstockung und darf den Berliner S-Pass nutzen, womit er vergünstigt den ÖPNV nutzen kann. Als vergleich, als reiner ALG 2 Bezieher hat er ca 630€ bekommen. Ich finde, die 260-270€ mehr sind durchaus genug an Abstand, das Arbeiten gehen lohnt sich für ihn.

Wenn er Familie hätte, dann würde es sicher anders aussehen, keine Frage. Da meckert man teilweise aber auch an der falschen Stelle rum. Es bringt nix, an den Bezüge von ALG 2 Beziehern zu meckern, wenn man sie nicht in einen ordentlichen Broterwerb bekommt. Soll man einer Familie vorwerfen, dass sie ALG 2 Geld bezieht, weil nicht beide Elternteile arbeiten gehen können, schon alleine deshalb, weil man nicht weiß, wo die Kinder tagsüber untergebracht werden sollen und die potenziellen Chefs die Augenbrauen hochziehen, wenn diese sich überlegen, wie man das so mit der Flexibilität handhaben kann?

Gleichzeitig ist es aber auch so, die Familie, wo beide Arbeiten gehen, die Gehälter sich aber auf so einen niedrigen Niveau bewegen, dass man an die ALG2 Bezüge rankommen, können ergenzände Leistungen beantragen und liegen dann immer über dem Niveau, welches die komplett Arbeitslose Familie erhält. Ein Freibetrag verpufft nicht einfach so, nur weil man jeden Tag ein bissle fahren muss. Ist dem so, dann ist der Lohn zu gering und nicht der Leistungsbezug vom Amt.
Zuletzt geändert von Claud am Dienstag 16. Februar 2010, 10:19, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Hat Guido Westerwelle Recht ?

Beitrag von ToughDaddy »

Claud hat geschrieben:
Das ist natürlich richtig, man sollte es mit dem marginalisieren aber nicht übertreiben. In Berlin ist es ja nicht schwierig, ALG 2 Bezieher und Aufstocker kennen zulernen. Seid kurzen arbeitet ein Freund in einer Zeitarbeitsfirma, er bekommt einen Bruttolohn von 6,5 € und hat letztendlich ca 800€ netto raus, bekommt nochmal ca 90€ an Aufstockung und darf den Berliner S-Pass nutzen, womit er vergünstigt den ÖPNV nutzen kann. Als vergleich, als reiner ALG 2 Bezieher hat er ca 630€ bekommen. Ich finde, die 260-270€ mehr sind durchaus genug an Abstand, das Arbeiten gehen lohnt sich für ihn.
Soweit die Theorie, schlechter wird es in der Praxis zBsp hier in der Gegend, wo es mittlerweile immer normaler wird, dass es unter 6 Euro gibt und man dann auch so flexibel sein muss mit dem Auto zur Arbeit zu fahren. Da bleibt von dem Mehrgeld nicht mehr viel übrig.
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Re: Hat Guido Westerwelle Recht ?

Beitrag von Claud »

ToughDaddy hat geschrieben:
Soweit die Theorie, schlechter wird es in der Praxis zBsp hier in der Gegend, wo es mittlerweile immer normaler wird, dass es unter 6 Euro gibt und man dann auch so flexibel sein muss mit dem Auto zur Arbeit zu fahren. Da bleibt von dem Mehrgeld nicht mehr viel übrig.
Nix Theorie, ist ein praktisches Beispiel, noch Samstag habe ich mit ihm ein Bierchen getrunken. ;)

Du hast aber natürlich das Problem, dass der Abstand immer geringer wird, wenn auch das Gehalt geringer wird. Was aber kann der Arbeitslose ALG 2 Empfänger dafür, dass andere für 6€ brutto arbeiten gehen müssen und dafür auch noch ein eigenes Auto brauchen? Das Gehalt ist dann doch eindeutig zu gering, nicht der Arbeitslosengeldbezug.

Und was will der Westerwelle dagegen machen? Steuern senken? Ich lach mich scheckig.
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Re: Hat Guido Westerwelle Recht ?

Beitrag von ToughDaddy »

Claud hat geschrieben:
Nix Theorie, ist ein praktisches Beispiel, noch Samstag habe ich mit ihm ein Bierchen getrunken. ;)

Du hast aber natürlich das Problem, dass der Abstand immer geringer wird, wenn auch das Gehalt geringer wird. Was aber kann der Arbeitslose ALG 2 Empfänger dafür, dass andere für 6€ brutto arbeiten gehen müssen und dafür auch noch ein eigenes Auto brauchen? Das Gehalt ist dann doch eindeutig zu gering, nicht der Arbeitslosengeldbezug.

Und was will der Westerwelle dagegen machen? Steuern senken? Ich lach mich scheckig.
Ich habe nicht gesagt, dass der ALG II Empfänger etwas dafür kann, solltest eigentlich aus meinen anderen Beiträgen sehen.
Joa Steuersenkung bringt da bestimmt wahnsinnig viel, weil man so hohe Steuern bei dem Gehalt bezahlt. :D
Aber Lindner hat deswegen auch nochmal auf die Hotels verwiesen, welche nun die gesparten Kosten bei der Umsatzsteuer für höhere Löhne raushauen können. Wirklich ein Träumer ohne Praxiserfahrung. Immernoch nach dem alten Mantra: Geschenke an Unternehmen bringen Arbeitsstellen und höhere Löhne.
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Re: Hat Guido Westerwelle Recht ?

Beitrag von Claud »

ToughDaddy hat geschrieben:
Ich habe nicht gesagt, dass der ALG II Empfänger etwas dafür kann, solltest eigentlich aus meinen anderen Beiträgen sehen.
Joa Steuersenkung bringt da bestimmt wahnsinnig viel, weil man so hohe Steuern bei dem Gehalt bezahlt. :D
Aber Lindner hat deswegen auch nochmal auf die Hotels verwiesen, welche nun die gesparten Kosten bei der Umsatzsteuer für höhere Löhne raushauen können. Wirklich ein Träumer ohne Praxiserfahrung. Immernoch nach dem alten Mantra: Geschenke an Unternehmen bringen Arbeitsstellen und höhere Löhne.
Man muss sich mal überlegen, der, der für 6,5 € die Stunde zu einer 40 Std Woche arbeiten geht, hat alleine durch den Sonderzuschlag, die der AN bei den Krankenkassen alleine tragen muss, knapp 10€ im Monat eingebüßt. Nimmt man nun noch das Geld hinzu, was die Krankenkasse jetzt zusätzlich eintreiben, dann gibt der AN fast soviel Geld im Monat zusätzlich an die Krankenkasse, wie er überhaupt an Lohnsteuer bezahlt. Der AN freut sich, dass sind die ersten 100 Tage von Schwarz-Gelb.
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Re: Hat Guido Westerwelle Recht ?

Beitrag von ToughDaddy »

Claud hat geschrieben:
Man muss sich mal überlegen, der, der für 6,5 € die Stunde zu einer 40 Std Woche arbeiten geht, hat alleine durch den Sonderzuschlag, die der AN bei den Krankenkassen alleine tragen muss, knapp 10€ im Monat eingebüßt. Nimmt man nun noch das Geld hinzu, was die Krankenkasse jetzt zusätzlich eintreiben, dann gibt der AN fast soviel Geld im Monat zusätzlich an die Krankenkasse, wie er überhaupt an Lohnsteuer bezahlt. Der AN freut sich, dass sind die ersten 100 Tage von Schwarz-Gelb.
Den Sonderzuschlag verlangt man übrigens jetzt auch von den ALG II Empfängern.
http://www.politik-forum.eu/viewtopic.p ... 63#p834163
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Re: Hat Guido Westerwelle Recht ?

Beitrag von Claud »

ToughDaddy hat geschrieben:
Den Sonderzuschlag verlangt man übrigens jetzt auch von den ALG II Empfängern.
http://www.politik-forum.eu/viewtopic.p ... 63#p834163
Jopp! Und bezahlt der ALG 2 Empfänger sie nicht aus der eigenen Tasche, kann er zum Kassenwechsel gezwungen werden.

Ich meine aber auch noch das Werk, was ja oben drauf kommt, wenn man Arbeitnehmer ist.

...

Bisher zahlen alle gesetzlich Versicherten einen Einheitsbeitrag von 14,9 Prozent bis zur Beitragsbemessungsgrenze von 3.750 Euro. 14 Prozentpunkte dieses Beitragssatzes teilen sich Arbeitgeber und Arbeitnehmer, die restlichen 0,9 Prozentpunkte zahlen Arbeitnehmer allein.

...
http://www.evangelisch.de/themen/wirtsc ... -wird10769
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Re: Hat Guido Westerwelle Recht ?

Beitrag von ToughDaddy »

@claud

Und dies soll noch ausgebaut werden.
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Re: Hat Guido Westerwelle Recht ?

Beitrag von Thomas I »

Claud hat geschrieben:
Man muss sich mal überlegen, der, der für 6,5 € die Stunde zu einer 40 Std Woche arbeiten geht, hat alleine durch den Sonderzuschlag, die der AN bei den Krankenkassen alleine tragen muss, knapp 10€ im Monat eingebüßt. Nimmt man nun noch das Geld hinzu, was die Krankenkasse jetzt zusätzlich eintreiben, dann gibt der AN fast soviel Geld im Monat zusätzlich an die Krankenkasse, wie er überhaupt an Lohnsteuer bezahlt. Der AN freut sich, dass sind die ersten 100 Tage von Schwarz-Gelb.
Auch du gehörst wohl zu denen die es schwer haben wenn es um Schwarz-Gelb geht bei der Wahrheit zu bleiben. Deswegen an dich eine Frage zu diesen Extrabeiträgen in der GKV: Wer hat's erfunden????
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Re: Hat Guido Westerwelle Recht ?

Beitrag von Liegestuhl »

Was ist eigentlich mit der Würde der Menschen, die man dazu zwingt, gegen ihren Willen für den Unterhalt anderer Menschen zu arbeiten? Ich denke, hier sollte schleunigst ein Entgegenkommen stattfinden.
Ich schulde dem Leben das Leuchten in meinen Augen.
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Re: Hat Guido Westerwelle Recht ?

Beitrag von Claud »

Thomas I hat geschrieben:
Auch du gehörst wohl zu denen die es schwer haben wenn es um Schwarz-Gelb geht bei der Wahrheit zu bleiben. Deswegen an dich eine Frage zu diesen Extrabeiträgen in der GKV: Wer hat's erfunden????
Schwarz-Rot hat die Möglichkeiten erarbeitet, richtig. Sie haben sie aber nicht umgesetzt, sondern Schwarz-Gelb bzw, Rösler scheint kein großes Interesse daran zu haben, diese Zusatzbeiträge zu verhindern. Und es waren nicht die Sozialdemokraten, welche einen Wahlkampf damit führten, man würde die Bevölkerung schonen. Es sind auch nicht die Sozialdemokraten, welche ein Dogma mit sich herumschleppen, dass nur Abgabensenkungen vorsieht. Wenn ein Westerwelle nun rumschnauzt, der Lohnabstand muss eingehalten werden und groß genug sein, dann kann er nicht gleichzeitig Sachen beschließen, die dem widersprechen und den Lohnabstand verringern. Den die 0,9% AN Zuschlag, die sind kein Werk der großen Koalition. Selbiges gilt für die Kopfpauschale, falls sie denn kommen sollte und die CDU einknickt.
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Re: Hat Guido Westerwelle Recht ?

Beitrag von Thomas I »

Claud hat geschrieben: Schwarz-Rot hat die Möglichkeiten erarbeitet, richtig. Sie haben sie aber nicht umgesetzt, sondern Schwarz-Gelb bzw, Rösler scheint kein großes Interesse daran zu haben, diese Zusatzbeiträge zu verhindern.
Und wieder daneben. 2010 ist das erste Jahr in dem nach der von Schwarz-Rot beschlossenen Gesundheitsreform überhaupt erhöhte Zusatzbeiträge erhoben werden können.
Denn wann konnten bei einem System das 2009 startete und jahresweise abrechnet zum ersten Mal festgestellt werden, dass die Zuweisungen aus dem Fonds nicht reichen? Überlegt mal...

Und wie geanu soll Rösler diese Beiträge denn verfassungskonform verhindern? Mit Steuergeldern? Dann muß er aber auch den ín den PKVen Versicherten mit Steuergeldern helfen, denn wegen der steigenden Einzahlungen in den Gesundheitsfond haben fast alle PKVs ihre Beiträge zu Jahresbeginn um 10 bis 25% erhöhen müssen.

Dazu kommt, dass der Fond jetzt schon erschöfft ist weil Schwarzt-Rot auf Drängen von Rot zum Juli 2009 auch noch per Gesetz den Beitragssatz senkte.

Vor dem Hintergrund kann man deine Aussagen a la "nach 100 Tagen Schwarz-Gelb" nur noch als billige Propaganda gegen Gelb werten...
Claud hat geschrieben: Und es waren nicht die Sozialdemokraten, welche einen Wahlkampf damit führten, man würde die Bevölkerung schonen. Es sind auch nicht die Sozialdemokraten, welche ein Dogma mit sich herumschleppen, dass nur Abgabensenkungen vorsieht.
Ich sehe nicht dass die FDP das amcht. Ihr ging es um ein gerechteres und tarnsparenteres Steuersystem - das pauschal mit Abgabensenkungen für alle zu übersetzen greift wohl ein wenig kurz. Auch wenn sich das natürlich gut zur Stimmungsmache und Volksverarsche eignet...
Claud hat geschrieben: Wenn ein Westerwelle nun rumschnauzt, der Lohnabstand muss eingehalten werden und groß genug sein, dann kann er nicht gleichzeitig Sachen beschließen, die dem widersprechen und den Lohnabstand verringern. Den die 0,9% AN Zuschlag, die sind kein Werk der großen Koalition.

Doch sind sie. Vom Bundetag beschlossen im Gesetz zur Stärkung des Wettbewerbs in der gesetzlichen Krankenversicherung am 2. Februar 2007, inkraftgetreten am 1. Januar 2009.
Von daher empfiehlt es sich du würest dich besser informieren oder nach der "Maxime Dieter Nuhr" handeln.
Claud hat geschrieben: Selbiges gilt für die Kopfpauschale, falls sie denn kommen sollte und die CDU einknickt.
Wenn die dann kommt muß man sich die dann anschauen.
hafenwirt
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Re: Hat Guido Westerwelle Recht ?

Beitrag von hafenwirt »

Tantris hat geschrieben:

Dagegen spricht, dass das zu erhoehter arbeitslosigkeit bei kassenkraeften und iirseuren fuehrt.
Wenn ich einen praktikumssklaven kriegen kann, wozu dann einen richtigen mitarbeiter mit echten geld bezahlen?
Ich entlassen ihn erstmal. Wenn er will, darf er bei mir als praktikant wieder anfangen. Solange er das gleiche tut und weit weniger dafuer kriegt, und ich die differenz einstecken kann, nenne ich das einen guten vorschlag.

BTW: dass ein arbeitsloser dasselbe tut, wie vorher, nur halt fuer weniger geld und als praktikant, aber im gleichen betrieb an gleicher postition, kam durchaus schon vor.
Ich glaube, der hier fehlte an meinem Beitrag: :sarcasm:
Lesen sie den Beitrag von thomas nochmal, genau deswegen denk ich ja, dass es falsch ist, was gerade läuft mit den Praktikanten... :(

Aber das, nur zur Aufklärung, nicht, dass ich der falschen Seite zugerechnet werde...
Zuletzt geändert von hafenwirt am Dienstag 16. Februar 2010, 12:51, insgesamt 1-mal geändert.
adal
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Re: Hat Guido Westerwelle Recht ?

Beitrag von adal »

Claud hat geschrieben:Da muss jeder durch, der ALG 2 beantragt
Eben. Du darfst dir aber selbst die Antwort geben, ob diese Zumutungen, denen die "Kombilöhner" ausgesetzt sind, die Arbeitsmotivation festigen oder untergraben.
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Re: Hat Guido Westerwelle Recht ?

Beitrag von logiCopter »

Liegestuhl hat geschrieben:Was ist eigentlich mit der Würde der Menschen, die man dazu zwingt, gegen ihren Willen für den Unterhalt anderer Menschen zu arbeiten? Ich denke, hier sollte schleunigst ein Entgegenkommen stattfinden.
Grundsätzlich schadet solidarisches Verhalten gegenüber Bedürftigen der Würde des Menschen nicht, ganz im Gegenteil.
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Re: Hat Guido Westerwelle Recht ?

Beitrag von Liegestuhl »

logiCopter hat geschrieben: Grundsätzlich schadet solidarisches Verhalten gegenüber Bedürftigen der Würde des Menschen nicht, ganz im Gegenteil.
Wenn das Verhalten erzwungen wird, ist es nicht mehr solidarisch. Die Entsolidarisierung verhält sich proportional zum Missbrauch und zu unverhältnismäßig hohen Ansprüchen.
Ich schulde dem Leben das Leuchten in meinen Augen.
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Re: Hat Guido Westerwelle Recht ?

Beitrag von adal »

Liegestuhl hat geschrieben:
Wenn das Verhalten erzwungen wird, ist es nicht mehr solidarisch. Die Entsolidarisierung verhält sich proportional zum Missbrauch und zu unverhältnismäßig hohen Ansprüchen.
Den Sinnspruch würde ich häkeln lasen und mir übers Bett hängen. Dann kommst du auch nicht in Versuchung, in der Schweiz ein Nummernkonto zu eröffnen. :mrgreen:
Zuletzt geändert von adal am Dienstag 16. Februar 2010, 14:25, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Hat Guido Westerwelle Recht ?

Beitrag von Liegestuhl »

adal hat geschrieben:Den Sinnspruch würde ich häkeln lasen und mir übers Bett hängen. Dann kommst du auch nicht in Versuchung, in der Schweiz ein Nummernkonto zu eröffnen. :mrgreen:
Siehst du es denn anders? Und wenn ja, wie?
Ich schulde dem Leben das Leuchten in meinen Augen.
adal
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Re: Hat Guido Westerwelle Recht ?

Beitrag von adal »

Liegestuhl hat geschrieben:
Siehst du es denn anders? Und wenn ja, wie?
Die Entsolidarisierung der Gesellschaft hat zwei Enden und manifestiert sich nicht zuletzt im Auseinanderdriften der Einkommen und Vermögen. Die von der kalten Progression kalt erwischte Mittelschicht schwankt zwischen Abstiegsangst und Abgrenzungsbedürfnis gegenüber dem Prekariat. Da kann man als gewissenloser Populist schon mal versuchen, einen Stich zu machen, besonders wenn die eigenen Umfragewerte im Keller sind. Ich hoffe, die polarisierende Nummer geht nach hinten los.
Zuletzt geändert von adal am Dienstag 16. Februar 2010, 15:41, insgesamt 3-mal geändert.
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Re: Hat Guido Westerwelle Recht ?

Beitrag von Liegestuhl »

adal hat geschrieben:die Entsolidarisierung der Gesellschaft hat zwei Enden und manifestiert sich nicht zuletzt im Auseinanderdriften der Einkommen und Vermögen. Die von der kalten Progression kalt erwschte Mittelschicht schwankt zwischen Abstiegsangst und Abgrenzungsbedürfnis gegenüber dem Prekariat.
Das ist für mich kein Grund Leute fallen zu lassen.
Da kann man als gewissenloser Populist schon mal versuchen, einen Stich zu machen, besonders wenn die eigenen Umfragewerte im Keller sind. Ich hoffe, die polarisierende Nummer geht nach hinten los.
Dann muss es aber mehrere Leute geben, die genau so denken.
Ich schulde dem Leben das Leuchten in meinen Augen.
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