Europa: Aus der Krise nichts gelernt
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- Kibuka
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Europa: Aus der Krise nichts gelernt
Europa hat noch immer kaum strengere Regeln für die Finanzmärkte. Aktiengewinne "verführen" zu der Haltung "Jetzt geht's wieder aufwärts", so Wifo-Experte Schulmeister. Im Schock gebe es gute Vorsätze, dann aber nur kosmetische Korrekturen. Den Eliten stehe das Wasser nicht bis zum Hals, wohl aber anderen - den Arbeitslosen.
Der Finanzsektor schaffe keine realen Werte, so Schulmeister, er müsse wieder die Realwirtschaft spiegeln. In den USA gebe es zumindest schon Beschränkungen der Wetteinsätze, Europa sei davon aber noch weit entfernt.
Quelle: ORF
Soviel zum Thema Krisenbewältigung in dem guten alten Europa. Mehr habe ich irgendwie auch nicht erwartet.
Der Finanzsektor schaffe keine realen Werte, so Schulmeister, er müsse wieder die Realwirtschaft spiegeln. In den USA gebe es zumindest schon Beschränkungen der Wetteinsätze, Europa sei davon aber noch weit entfernt.
Quelle: ORF
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Re: Europa: Aus der Krise nichts gelernt
Alle kapitalistischen Regime haben nicht wirklich aus der Krise gelernt, denn dann müßten sie sich im Grunde gleich abschaffen und fundamentale Fehler eingestehen. Es ist klar, daß- wie immer nach ein paar Dekaden und zuletzt vor WK2- irgendwann der Kollaps eintritt, wenn sich von etwas letztlich weitgehend Begrenztem wie Geld/Wohlstand (statistisch nachgewiesen) immer mehr bei einer Spitze staut. Das fehlt eben überall sonst; Staaten (als Organ) und Völker verarmen zunehmend, die für das System unabdingbare Kaufkraft schwindet immer mehr auf breiter Basis, was selbst die größte Dekadenz der reichen Minderheit nicht kompensieren könnte, immer mehr Geld parkt oben und verschwindet aus dem Zyklus...game over. 8)
Der Kapitalismus ist ein sehr endliches und abnehmend, schlecht funktionierendes System. Wir brauchen mehr Ausgewogenheit und dadurch Stabilität, indem Arbeit und Wohlstand gerechter aufgeteilt wird. Zumindest wird keine Partei, die den Kollaps abwenden oder zumindest länger hinauszögern will, darum herumkommen, eine gerechte, stabilisierende Rückverteilung von oben nach unten zu initiieren. Wer behauptet, da rumzukommen, der wird kläglich scheitern oder lügt systempopulistisch. Und am besten wäre es dann natürlich gleich, ein System zu schaffen, das diese expansiv-kumulative Gefällebildung gar nicht erst zuläßt: ...meinen Neosozialismus zum Beispiel!
So, und nun mögen sie- pünktlich zur Wahl- sich ja wieder an kleinen Zwischenhügeln, die auf der Talfahrt liegen mögen, hochhangeln und von der großen Konjunkturerholung reden, mögen weiterhin immer dreister die AL-Statistiken fälschen und Leute zu entrechteten Sklaven machen und mit all dem die Arbeismarkterholung simulieren, aber das wird letztlich nichts an den tatsächlichen Realitäten ändern.
Und was hat auch groß der Aktienhokuspokus mit der Wirtschaftslage zu tun? Ich meine, da mögen ja jetzt ein paar überwiegend sicher sehr betuchte Raffkes die Gunst der Stunde nutzen und massig Aktien kaufen, aber das ändert ja nichts daran, daß trotzdem immer mehr Menschen immer weniger Geld zum konsumieren haben. 8)
Und wie das Pack da oben schon WIEDER den Fehler begeht, auf den Binnenmarkt und die Kaufkraft des eigenen Volkes zu scheißen und sich am Export hochzuhangeln. Die tun gerade so, als würde nur Deutschland in der Krise stecken, aber es ist das System weltweit, wenngleich die Länder, die später mit der Monopolypartie angefangen haben, den üblichen Verfall vielleicht etwas später durchmachen (wobei China und Indien, etc. es von vorneherein versäumt habem, eine nennenswerte Kaufkraft im eigenen Land aufzubauen- wahrscheinlich der Grund ihres deshalb schneller verfliegenden Instantaufschwungs). Es wird also immer weniger Exportpartner geben, weil die selbst alle in der Krise stecken, und dann wird es sich für den rächen, der sich zu stark auf den Außenhandel verläßt: sei es nun das sich vom Weltmarkt abhängig machende Dritte Welt Land oder solche sinkenden Schiffe wie die westlichen Industrienationen.
Näh- wahrlich nix kapiert der neoliberalrechtskonservative Haufen nebst "Sozialdemokraten". :sick:
Redwing- Crisis's just begun 8)
Der Kapitalismus ist ein sehr endliches und abnehmend, schlecht funktionierendes System. Wir brauchen mehr Ausgewogenheit und dadurch Stabilität, indem Arbeit und Wohlstand gerechter aufgeteilt wird. Zumindest wird keine Partei, die den Kollaps abwenden oder zumindest länger hinauszögern will, darum herumkommen, eine gerechte, stabilisierende Rückverteilung von oben nach unten zu initiieren. Wer behauptet, da rumzukommen, der wird kläglich scheitern oder lügt systempopulistisch. Und am besten wäre es dann natürlich gleich, ein System zu schaffen, das diese expansiv-kumulative Gefällebildung gar nicht erst zuläßt: ...meinen Neosozialismus zum Beispiel!

So, und nun mögen sie- pünktlich zur Wahl- sich ja wieder an kleinen Zwischenhügeln, die auf der Talfahrt liegen mögen, hochhangeln und von der großen Konjunkturerholung reden, mögen weiterhin immer dreister die AL-Statistiken fälschen und Leute zu entrechteten Sklaven machen und mit all dem die Arbeismarkterholung simulieren, aber das wird letztlich nichts an den tatsächlichen Realitäten ändern.
Und was hat auch groß der Aktienhokuspokus mit der Wirtschaftslage zu tun? Ich meine, da mögen ja jetzt ein paar überwiegend sicher sehr betuchte Raffkes die Gunst der Stunde nutzen und massig Aktien kaufen, aber das ändert ja nichts daran, daß trotzdem immer mehr Menschen immer weniger Geld zum konsumieren haben. 8)
Und wie das Pack da oben schon WIEDER den Fehler begeht, auf den Binnenmarkt und die Kaufkraft des eigenen Volkes zu scheißen und sich am Export hochzuhangeln. Die tun gerade so, als würde nur Deutschland in der Krise stecken, aber es ist das System weltweit, wenngleich die Länder, die später mit der Monopolypartie angefangen haben, den üblichen Verfall vielleicht etwas später durchmachen (wobei China und Indien, etc. es von vorneherein versäumt habem, eine nennenswerte Kaufkraft im eigenen Land aufzubauen- wahrscheinlich der Grund ihres deshalb schneller verfliegenden Instantaufschwungs). Es wird also immer weniger Exportpartner geben, weil die selbst alle in der Krise stecken, und dann wird es sich für den rächen, der sich zu stark auf den Außenhandel verläßt: sei es nun das sich vom Weltmarkt abhängig machende Dritte Welt Land oder solche sinkenden Schiffe wie die westlichen Industrienationen.
Näh- wahrlich nix kapiert der neoliberalrechtskonservative Haufen nebst "Sozialdemokraten". :sick:
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Zuletzt geändert von Redwing am Mittwoch 19. August 2009, 04:39, insgesamt 2-mal geändert.
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Re: Europa: Aus der Krise nichts gelernt
Schulmeister ist ein "guter Linker". Ich habe einige seiner Arbeiten überflogen und schon mehrfach gepostet, sie sind sehr interessant. Ich hatte den Tipp von Andreas Heil bekommen.Kibuka hat geschrieben:Europa hat noch immer kaum strengere Regeln für die Finanzmärkte. Aktiengewinne "verführen" zu der Haltung "Jetzt geht's wieder aufwärts", so Wifo-Experte Schulmeister. Im Schock gebe es gute Vorsätze, dann aber nur kosmetische Korrekturen. Den Eliten stehe das Wasser nicht bis zum Hals, wohl aber anderen - den Arbeitslosen.
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Soviel zum Thema Krisenbewältigung in dem guten alten Europa. Mehr habe ich irgendwie auch nicht erwartet.
Aber die USA würde ich nicht zu hoch loben. Sicher kann man auch bei uns immer etwas besser machen. Aber in den USA wird den Finanzmärkten anders sehr viel Geld zugespielt - z.B. über die Renten- und Krankenversicherungen. Jetzt hat man wohl beschränkt, was man mit dem Geld anstellen kann. Das ist jedoch noch kein Garant dafür, das es in der Realwirtschaft aufwärts geht. Das ist Symptomkosmetik - drüberwischen und das Geld sucht sich lediglich einen anderen Weg. Das selbiger "besser" ist wird lediglich unterschwellig angenommen/unterstellt.
Grüße
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Re: Europa: Aus der Krise nichts gelernt
Eine gewagte Hypothese, deren Beweis noch aussteht.Kibuka hat geschrieben:Der Finanzsektor schaffe keine realen Werte, so Schulmeister, er müsse wieder die Realwirtschaft spiegeln.
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Re: Europa: Aus der Krise nichts gelernt
In der Tat ist sagen wir beispielsweise eine Verwaltung oder Vermittlung von "Geld" oder "Gold" auch nicht viel anderes als eine Tätigkeit eines Steuerberaters oder Buchhalters. Eine (Dienst)Leistung welche m.E. "Zeit" spart/verbraucht ohne etwas physisches zu erschaffen. Das erledigen von Papierkram und Vermittlungstätigkeit.wintermute hat geschrieben: Eine gewagte Hypothese, deren Beweis noch aussteht.
Ich nehme an, das die Aussage etwas stark verallgemeinert wurde.
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Re: Europa: Aus der Krise nichts gelernt
Hoffentlich nicht durch Herrn Schulmeister selbst. Die Eigendynamik der Finanzmärkte aus einem unkonventionellen Blickwinkel heraus zu untersuchen, ist zweifellos sehr interessant. Aber wenn dies von vornherein nur aus der Absicht heraus geschieht, diese Eigendynamik ohne Rücksicht auf Verluste abzuwürgen, dann steht die wissenschaftliche Redlichkeit in Frage. Dann muss sich Herr Schulmeister auch den Vorwurf des linksreaktionären Ideologismus gefallen lassen.aloa5 hat geschrieben:Ich nehme an, das die Aussage etwas stark verallgemeinert wurde.
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Re: Europa: Aus der Krise nichts gelernt
Das ist durchaus auch möglich. Er hat (das war meine erste Lektüre von ihm) so etwas geschrieben wie Anmerkungen von Dr. Karl Marx zur wirtschaftlichen Entwicklung seit 1980. Dort hat er die Entfernung von der realen Wirtschaft schon dargestellt. Ich fand es Interessant (auch wenn ich einen anderen Link hatte welcher lesefreundlicher war).wintermute hat geschrieben:
Hoffentlich nicht durch Herrn Schulmeister selbst. Die Eigendynamik der Finanzmärkte aus einem unkonventionellen Blickwinkel heraus zu untersuchen, ist zweifellos sehr interessant. Aber wenn dies von vornherein nur aus der Absicht heraus geschieht, diese Eigendynamik ohne Rücksicht auf Verluste abzuwürgen, dann steht die wissenschaftliche Redlichkeit in Frage. Dann muss sich Herr Schulmeister auch den Vorwurf des linksreaktionären Ideologismus gefallen lassen.
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- lamb of god
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Re: Europa: Aus der Krise nichts gelernt
Europa: Aus der Krise nichts gelernt heißt der Thread
Frage: Gab es für die Verantwortlichen einen Grund etwas lernen zu müssen?
Frage: Gab es für die Verantwortlichen einen Grund etwas lernen zu müssen?
- Kibuka
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Re: Europa: Aus der Krise nichts gelernt
Gute Frage. Für die Verantwortlichen sicher nicht. Allerdings hatte ich mir von unseren Volksvertretern mehr Weitsicht erwartet. Stattdessen wird wieder an den Symptomen herumgedoktert. Unsere Kanzlerin spricht seit Monaten von Finanzmarktregulierungen, davon ist bisher aber kaum etwas zu sehen. Die Bevölkerung interessiert es auf breiter Front auch nicht sonderlich, obwohl ihr gerade Milliarden aus der Tasche gezogen wurden und sie den bitteren Preis mit Kurzarbeit und Entlassungen bezahlt.lamb of god hat geschrieben:Frage: Gab es für die Verantwortlichen einen Grund etwas lernen zu müssen?
Naja, intelligente Führung ist dann doch etwas anderes...
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Re: Europa: Aus der Krise nichts gelernt
Du willst mal lachen? Wie wäre es damit Seiten 18-20.Kibuka hat geschrieben:Naja, intelligente Führung ist dann doch etwas anderes...
und genau das ist doch das wirkliche Problem.Kibuka hat geschrieben:Die Bevölkerung interessiert es auf breiter Front auch nicht sonderlich, obwohl ihr gerade Milliarden aus der Tasche gezogen wurden und sie den bitteren Preis mit Kurzarbeit und Entlassungen bezahlt.
Re: Europa: Aus der Krise nichts gelernt
Man könnte die Frage des TE auf die Bevölkerung beziehen, und diese hat nicht aus der Krise gelernt. Im Gegenteil, sie lässt sich darauf ein, dass alles schön und gut ist, wie vorher.lamb of god hat geschrieben:und genau das ist doch das wirkliche Problem.
Bis es kracht...vielleicht denken dann die Menschen mal mehr nach.
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Re: Europa: Aus der Krise nichts gelernt
Ich kann nur folgenden Text, wenn auch unter Vorbehalten, aufs Wärmste empfehlen.Kibuka hat geschrieben:Europa hat noch immer kaum strengere Regeln für die Finanzmärkte. Aktiengewinne "verführen" zu der Haltung "Jetzt geht's wieder aufwärts", so Wifo-Experte Schulmeister. Im Schock gebe es gute Vorsätze, dann aber nur kosmetische Korrekturen. Den Eliten stehe das Wasser nicht bis zum Hals, wohl aber anderen - den Arbeitslosen.
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"Die Freiheit, Teller zu waschen" von Stefan Schulmeister. Ein sehr interessanter Überblick über die wechselnde Einflussnahme verschiedener Wirtschaftswissenschaftlicher Schulen.
http://stephan.schulmeister.wifo.ac.at/ ... 7_2006.pdf
Zuletzt geändert von Choelan am Mittwoch 19. August 2009, 20:22, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Europa: Aus der Krise nichts gelernt
Brauchen Finanzmärkte eine Eigendynamik?wintermute hat geschrieben:
Hoffentlich nicht durch Herrn Schulmeister selbst. Die Eigendynamik der Finanzmärkte aus einem unkonventionellen Blickwinkel heraus zu untersuchen, ist zweifellos sehr interessant. Aber wenn dies von vornherein nur aus der Absicht heraus geschieht, diese Eigendynamik ohne Rücksicht auf Verluste abzuwürgen, dann steht die wissenschaftliche Redlichkeit in Frage. Dann muss sich Herr Schulmeister auch den Vorwurf des linksreaktionären Ideologismus gefallen lassen.
Ich sehe nicht, weshalb stark regulierte Finanzmärkte einen hemmenden Einfluss auf die Realwirtschaft haben könnten. Jedenfalls langfristig nicht, in der kurzen und möglicherweise mittleren Frist mögen Blasen-Induzierte Nachfrageschübe eine Wirtschaft stabilisieren - wozu uns das langfristig führt, dürfen wir gerade mal wieder beobachten.
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Re: Europa: Aus der Krise nichts gelernt
Keine Angabe ist auch eine Angabe. :giggle:lamb of god hat geschrieben:Du willst mal lachen? Wie wäre es damit Seiten 18-20.
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Re: Europa: Aus der Krise nichts gelernt
Vor allem die Begründung ist gut. Hier noch ein Lacher von heute: Hierfür werden statistische Daten erst Ende September erwartet. :comfort:Kibuka hat geschrieben:
Keine Angabe ist auch eine Angabe. :giggle:
- Jürgen Meyer
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Re: Europa: Aus der Krise nichts gelernt
Kibuka hat geschrieben:Europa hat noch immer kaum strengere Regeln für die Finanzmärkte. Aktiengewinne "verführen" zu der Haltung "Jetzt geht's wieder aufwärts", so Wifo-Experte Schulmeister. Im Schock gebe es gute Vorsätze, dann aber nur kosmetische Korrekturen. Den Eliten stehe das Wasser nicht bis zum Hals, wohl aber anderen - den Arbeitslosen.
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Es gibt da einen Experten, der die schwerste Depression in der Geschichte überhaupt prophezeit
und der bisher auch immer recht hatte
Will aber momentan die Leute nicht frustrieren und verlinke später :hat:
Jürgen
Bundestagswahl 2009 - PF : Linke 26 % (42 Stimmen ), FDP 17 % (27), Neonazis 17 % (27), MLPD 0 %, Wahlboykotteure 7 % ( 11) , CDU/CSU 11 % (18), SPD 8 % (13), GRÜNE 4 % (6), Sonstige 11% (17), TTl 161 Stimmen
http://www.politik-forum.eu/viewtopic.p ... 24#p676524
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Re: Europa: Aus der Krise nichts gelernt
Momentan geht es ja, ohne das viel geändert wurde, wieder aufwärts. Vielleicht haben den Selbstheilungskräften des Marktes ja nur ein paar Vitamine gefehlt? 

Civilization is the progress toward a society of privacy. The savage’s whole existence is public, ruled by the laws of his tribe. Civilization is the process of setting man free from men.
Re: Europa: Aus der Krise nichts gelernt
Nein, für eine Dynamik in (insgesamt gesehen) positiver Richtung sind "Finanzmärkte" überflüssiger als ein Kropf. Schädlicher sowieso. Ein Grundirrsinn des Kapitalismus: Alles zur Ware zu machen, selbst das Geld. Das ein Tauschmittel für Waren und Dienstleistungen zu sein hat, also für reale Werte und nichts sonst.Choelan hat geschrieben:Brauchen Finanzmärkte eine Eigendynamik?
Ich bedanke mich für die Aufmerksamkeit und hoffe, mit den Wiederholungen niemanden gelangweilt zu haben.
Zuletzt geändert von wodim am Dienstag 25. August 2009, 18:23, insgesamt 3-mal geändert.
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Re: Europa: Aus der Krise nichts gelernt
Und wieder übernimmt der Staat brav die Bürgschaft, falls was schiefgeht. (Was ja wohl zu 95% sicher ist - wenn einer in diesen Krisenzeiten 9,5% Rendite verspricht, muss ja wohl was oberfaul sein.) Von mir kriegen diese Irren keine Steuern mehr, die nur nach der Pfeife der Banken tanzen (sich außerdem immer tiefer bei ihnen verschulden) und grundsätzlich Gewinne privatisieren, Verluste sozialisieren, darauf könnt ihr einen lassen!
Zuletzt geändert von wodim am Donnerstag 27. August 2009, 17:51, insgesamt 2-mal geändert.
Re: Europa: Aus der Krise nichts gelernt
Aber schon vor etwa 150 Jahren. Oder meinst du etwa nicht einen gewissen Karl Marx?Jürgen Meyer hat geschrieben:Es gibt da einen Experten, der die schwerste Depression in der Geschichte überhaupt prophezeit und der bisher auch immer recht hatte
Oh, wieso frustrieren - der hat auch von 150 Jahren schon die einzig gangbare Alternative aufgezeigt - leider bis heute nur Theorie (hatten wir aber auch schon öftersJürgen Meyer hat geschrieben:Will aber momentan die Leute nicht frustrieren und verlinke später :hat:

Zuletzt geändert von wodim am Donnerstag 27. August 2009, 19:19, insgesamt 2-mal geändert.
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Re: Europa: Aus der Krise nichts gelernt
Ich hatte seinerzeit das Protokoll der HRE Rettung hier verlinkt. Einfach mal durchlesen und staunen.lamb of god hat geschrieben:Wie auf unser aller Kosten und Risiko weiter gut verdient wird
http://www.ftd.de/unternehmen/finanzdie ... 537291.pdf
Der Josef hat unseren Politikern dort mal gezeigt wo der Hammer hängt. :giggle:
Zuletzt geändert von Kibuka am Donnerstag 27. August 2009, 21:59, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Europa: Aus der Krise nichts gelernt
Kibuka hat geschrieben:
Ich hatte seinerzeit das Protokoll der HRE Rettung hier verlinkt. Einfach mal durchlesen und staunen.
http://www.ftd.de/unternehmen/finanzdie ... 537291.pdf
Der Josef hat unseren Politikern dort mal gezeigt wo der Hammer hängt. :giggle:
Haha

Zitat:
Ackermann weist daraufhin, dass das BMF seit Donnerstag Bescheid wisse. Er werde jetzt gehen und sein Institut darauf vorbereiten, dass morgen früh der Interbankenhandel zusammenbreche werde.
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Re: Europa: Aus der Krise nichts gelernt
Selbstverständlich brauchen sie eine Eigendynamik. Die Welt verändert sich. Sekündlich. Und ohne Rücksicht auf die Absichten und Befindlichkeiten der politischen Postenbesetzer. Das letzte was eine Volkswirtschaft braucht, sind ahnungslose, korrupte und willkürlich Schwachsinnsregeln aufstellende Parteikader in allen Schlüsselpositionen. Das hatten wir zB unter Breschnew. Parteibürokratie allerorten, massive Vergeudung von Chancen und Resourcen. Was an einer Stelle mit viel Aufwand und Presserummel aufgebaut wurde, wurde an anderer Stelle wegen politisch verfärbten Bestands- und Bedarfsrechnungen betriebsfremder Bürohengste sehenden Auges gegen die Wand gefahren. Die Folge: Zwei Jahrzehnte volkswirtschaftlicher und wohlfahrtlicher Stagnation, die Russland im Endeffekt von der Weltmacht zu dem zurückgebliebenen Schwellenland verkümmern ließen, das es heute ist. Nicht einmal die Börsenkrise von 29 konnte irgendwo einen vergleichbar schweren Schaden anrichten. Welches System schlägst du vor, um zuverlässig dafür zu sorgen, dass das Kapital immer dorthin fließt, wo die Erfolgschancen am besten sind? So ein System ist nötig. Egal ob liberal-chaotisch oder links-totalüberwacht. Hauptsache es funktioniert und kann sich ungebremst entwickeln. Sonst geht es den Deutschen bald wie den anderen.Choelan hat geschrieben:Brauchen Finanzmärkte eine Eigendynamik?
Ich sehe nicht, weshalb stark regulierte Finanzmärkte einen hemmenden Einfluss auf die Realwirtschaft haben könnten. Jedenfalls langfristig nicht, in der kurzen und möglicherweise mittleren Frist mögen Blasen-Induzierte Nachfrageschübe eine Wirtschaft stabilisieren - wozu uns das langfristig führt, dürfen wir gerade mal wieder beobachten.
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Re: Europa: Aus der Krise nichts gelernt
Ja, der Josef kann schon sehr humorvoll sein. Gleichzeitig hat er es geschafft die gesamte Regierung über den Tisch zu ziehen. Es gibt eine bayerische Redensart, wer ko, der ko.atompussy hat geschrieben:
Haha![]()
Zitat:
Ackermann weist daraufhin, dass das BMF seit Donnerstag Bescheid wisse. Er werde jetzt gehen und sein Institut darauf vorbereiten, dass morgen früh der Interbankenhandel zusammenbreche werde.
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Re: Europa: Aus der Krise nichts gelernt
Ein System, das auf der banalen Grunderkenntnis aufbaut, dass Kapital auch nur Geld ist und keine Ware, also "Finanz- und Kapitalmärkte" mit einer rein spekulativen "Eigendynamik" (sprich: Aufblähen von irgendwelchen Seifenblasen ohne jede reale Wertschöpfung - und demzufolge gesetzmäßigem Platzen) genau so ein Irrsinn sind wie die Versuche, das irgendwie parteibürokratisch in den Griff zu kriegen.wintermute hat geschrieben:Welches System schlägst du vor, um zuverlässig dafür zu sorgen, dass das Kapital immer dorthin fließt, wo die Erfolgschancen am besten sind?
Zuletzt geändert von wodim am Freitag 28. August 2009, 10:50, insgesamt 3-mal geändert.
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Re: Europa: Aus der Krise nichts gelernt
Eigendynamik nenne ich es, wenn kurzfriste Gewinninteressen über langfristiger Stabilität dominieren. Ich würde NIEMALS (!) empfehlen, Politikern selbst die Leitung über Bankenkonzerne zu überlassen. Allerdings halte ich gewisse, verbindliche Zielvorgaben neben der Rendite für sinnvoll. Um das zu realisieren müsste der Staat aber zumindest in größerem Umfang an den Banken beteiligt sein, im extremfall ähnlich dem VW-Gesetz oder im Rahmen von PPPs.wintermute hat geschrieben:
Selbstverständlich brauchen sie eine Eigendynamik. Die Welt verändert sich. Sekündlich. Und ohne Rücksicht auf die Absichten und Befindlichkeiten der politischen Postenbesetzer. Das letzte was eine Volkswirtschaft braucht, sind ahnungslose, korrupte und willkürlich Schwachsinnsregeln aufstellende Parteikader in allen Schlüsselpositionen. Das hatten wir zB unter Breschnew. Parteibürokratie allerorten, massive Vergeudung von Chancen und Resourcen. Was an einer Stelle mit viel Aufwand und Presserummel aufgebaut wurde, wurde an anderer Stelle wegen politisch verfärbten Bestands- und Bedarfsrechnungen betriebsfremder Bürohengste sehenden Auges gegen die Wand gefahren. Die Folge: Zwei Jahrzehnte volkswirtschaftlicher und wohlfahrtlicher Stagnation, die Russland im Endeffekt von der Weltmacht zu dem zurückgebliebenen Schwellenland verkümmern ließen, das es heute ist. Nicht einmal die Börsenkrise von 29 konnte irgendwo einen vergleichbar schweren Schaden anrichten. Welches System schlägst du vor, um zuverlässig dafür zu sorgen, dass das Kapital immer dorthin fließt, wo die Erfolgschancen am besten sind? So ein System ist nötig. Egal ob liberal-chaotisch oder links-totalüberwacht. Hauptsache es funktioniert und kann sich ungebremst entwickeln. Sonst geht es den Deutschen bald wie den anderen.
Ich möchte nicht, dass Politiker direkt in die Kreditvergabe oder sonstige Prozesse eingreifen, sondern dass der Wettbewerbs und Shareholder - Druck auf Banken auf ein vernünftiges Maß reduziert wird, die Renditeziele verschiedener Banken in DE und international sind einfach destabilisierend. Ebenso müssen die Boni für einzelne Banker gedeckelt werden oder zumindest langfristig gestaltet werden. Die Idee, dass wenn jeder seinen Gewinn maximiert, automatisch auch die Gesamtwohlfahrt steigt, ist einfach idiotisch, wie uns die "Bubble-Economy" nun schon X-Mal gezeigt hat, jedenfalls was den Finanzsektor anbelangt.
Wenn nicht der Steuerzahler mit Unsummen eingesprungen wäre, wäre jetzt die globale Weltwirtschaft völlig am Arsch. Es kann aber nicht sein, dass Banker ohne Konsequenzen Gewinne einfahren und Verluste sozialisieren - das ist jetzt einmal passiert, halte ich für richtig, aber in Zukunft muss man dem vorbeugen. Eine Bank, die keine Konsequenzen aus ihrem Handeln zu befürchten hat, ist unterm Strich halt keinen Deut besser als ein von korrupten Politikern gesteuertes Bankensystem. In letzterem kann man aber wenigstens demokratisch mitbestimmen, während im ersteren nur ein kleiner Zirkel von Shareholdern Einfluss hat.
Deshalb:
- Entweder Boni abschaffen oder aber um eine Haftung mit dem Privatvermögen ergänzen
- Renditeziele deckeln (juristisch oder über Staatsbeteiligung)
- mal evaluieren, welche Finanzprodukte wirklich für die Wirtschaft relevant sind, und welche letzendlich nur der Schönung von Bilanzen dienen - wozu man eine deutlich gestärkte Finanzaufsicht bräuchte.
- eine wesentlich strengere Politik bezüglich Hedgefonds (va. was die Eigenkapitalquote anbelangt), weil auch deren kurzfristiges Handeln Schäden in Mrd. Höhe verursacht (wussten sie, dass ca 50% aller Hedgefonds scheitern?)
- möglicherweise grundsätzlich überdenken, ob Shareholder-Value verpflichtete Banken notwendig sind.
Verstehen sie mich nicht falsch:
Ich bin kein Freund des aktiven Staatseingriffes. Ich hätte ihn aber in den letzten Monaten bevorzugt, als Übergangsregelung zu einem Finanzsystem mit deutlich ausgebauten Ordnungsrahmen.
Zuletzt geändert von Choelan am Freitag 28. August 2009, 12:32, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Europa: Aus der Krise nichts gelernt
Da verlangen Sie nur etwas zuviel von einem Staat, der sich im Billionenbereich verschuldet und damit auf Gedeih und Verderb von den Banken abhängig gemacht hat. Versuchen Sie mal, als Schuldner in die Geschäfte ihrer Gläubiger einzugreifen.Choelan hat geschrieben:Ich bin kein Freund des aktiven Staatseingriffes. Ich hätte ihn aber in den letzten Monaten bevorzugt, als Übergangsregelung zu einem Finanzsystem mit deutlich ausgebauten Ordnungsrahmen.

Och sooooo. Ich nenne das "Kapitalismus".Choelan hat geschrieben:Eigendynamik nenne ich es, wenn kurzfriste Gewinninteressen über langfristiger Stabilität dominieren.

Zuletzt geändert von wodim am Freitag 28. August 2009, 16:49, insgesamt 2-mal geändert.
- Kibuka
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Re: Europa: Aus der Krise nichts gelernt
Wieviel man in Europa aus der Krise gelernt hat, zeigt der aktuelle Fall wieder sehr eindringlich.

Wie lange soll das eigentlich noch so laufen, bis die Politik diesem Treiben einen Riegel vorschiebt?Arcandor-Chef
Empörung über Mega-Abfindung
Wer in einem halben Jahr 15 Millionen Euro verdienen will, muss Großes geleistet haben – eigentlich. Im Fall von Arcandor-Chef Eick reicht es wohl schon, ein insolventes Unternehmen zu verlassen.
Kurz vor der erwarteten Insolvenzeröffnung beim Handelsriesen Arcandor ist eine Debatte über die mögliche Abfindung für Vorstandschef Karl-Gerhard Eick entbrannt. Experten gehen davon aus, dass Eick sein Amt zeitnah niederlegen wird. Für diesen Abgang soll der Manager bis zu 15 Millionen Euro erhalten. Der Vorstandsvorsitzende des krisengeschüttelten Handels- und Tourismuskonzerns könnte das Unternehmen bereits in dieser Woche verlassen, wenn – wie erwartet – am Dienstag (1. September) die Insolvenzverfahren für die wichtigsten Arcandor-Gesellschaften eröffnet werden. Die Millionenabfindung stößt bei den Betriebsräten von Karstadt und Quelle auf scharfe Kritik.
[...]
http://www.focus.de/finanzen/boerse/akt ... 31165.html

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Re: Europa: Aus der Krise nichts gelernt
Warum, sollte sie das tun? Die Verantwortlichen laufen zusammengenommen mit absoluten Mehrheiten durch's Land. Schau nur mal und der Hauptverantwortliche hat gestern einen glänzenden Sieg eingefahren. Bei solchen Antworten von den Bürgern werden die einen Teufel tun, irgendwelche Riegel auszupacken.Kibuka hat geschrieben:
Wie lange soll das eigentlich noch so laufen, bis die Politik diesem Treiben einen Riegel vorschiebt?
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Re: Europa: Aus der Krise nichts gelernt
Wie die SZ heute kommentiert hat nicht nur Europa, sondern die ganze Welt nichts aus der Krise gelernt.
Re: Europa: Aus der Krise nichts gelernt
Offensichtlich haben sie nichts gelernt, sonst würden solche Artikel nicht geschrieben werden.lamb of god hat geschrieben:Wie die SZ heute kommentiert hat nicht nur Europa, sondern die ganze Welt nichts aus der Krise gelernt.

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Re: Europa: Aus der Krise nichts gelernt
Na dann erzähl mal mehr als diesen Einwurf.eluveitie hat geschrieben:
Offensichtlich haben sie nichts gelernt, sonst würden solche Artikel nicht geschrieben werden.
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Re: Europa: Aus der Krise nichts gelernt
Ein Schweizer Ökonom namens Urs Müller von BAK Basel Economics beziffert die Kosten der Weltfinanzkrise der letzten zwei Jahre auf 2000 Milliarden Franken
Das sei das teuerste Regulierungversagen und damit der treuerste Deregulierungsexess ( pers . Anmerkung) der Menschheitsgeschichte gewesen
Die daraus resultierende neue Staatsverschuldung beziffert er sogar auf 5000 Milliarden
Franken
Auch die Allmacht der Fed soll gebrochen werden , weil sie mangelnde Voraussicht bewiesen hat und sich als inkompetent n der Krise erwiesen hatte
http://www.neues-deutschland.de/artikel ... echen.html
Das sei das teuerste Regulierungversagen und damit der treuerste Deregulierungsexess ( pers . Anmerkung) der Menschheitsgeschichte gewesen
Die daraus resultierende neue Staatsverschuldung beziffert er sogar auf 5000 Milliarden
Franken
http://www.nachrichten.ch/detail/404747.htmAuf zusätzliche 5000 Mrd. Fr. bezifferte Müller die globale Staatsverschuldung wegen der Finanzkrise. Müller sagte am Wirtschaftsforum Südostschweiz in Chur vor rund 500 Zuhörerinnen und Zuhörern, die aktuelle Krise sei das Resultat des grössten Regulierungsversagens in der ganzen Menschheitsgeschichte. Völlig versagt hat laut dem Direktor von BAK Basel Economics die Regulierung der Risiken. «Wenn Risiken Schäden verursachen, dann soll man Risiken besteuern», so Müller. Diese Steuern wären eine Art Versicherungsprämie.
Die fiskalischen Ausgaben, die während der Krise weltweit angefallen seien, würden noch mehrere Generationen zu spüren bekommen. Letztlich seien Fragen um die Liquidation von Grossbanken politische Fragen und Sache der Politik...
Staat gefordert
Die Finanz- und Wirtschaftskrise fordere den Staat, sagte Bundesrätin Eveline Widmer-Schlumpf.
Die Justizministerin erwähnte die Reform des Einlegerschutzes, die Liquiditätsregulierung für Grossbanken, die Regulierung der Vergütungssysteme und die Reform des Aktienrechts. Es gehe um grundlegende Spielregeln, die in einer liberalen Marktwirtschaft einzuhalten seien und nicht um staatliche Mikrosteuerung, sagte die Bundesrätin.
Auch die Allmacht der Fed soll gebrochen werden , weil sie mangelnde Voraussicht bewiesen hat und sich als inkompetent n der Krise erwiesen hatte
http://www.neues-deutschland.de/artikel ... echen.html
JürgenDie Zuständigkeiten der US-Notenbank Federal Reserve in der Finanzaufsicht werden im Gesetzgebungsverfahren voraussichtlich stark eingeschränkt. Grund ist die im Kongress weit verbreitete Ansicht, dass die Fed die Finanzkrise der Wall Street frühzeitiger hätte erkennen müssen.
Im Kongress wird über Reformschritte beraten, die nicht in dem Entwurf aus dem Weißen Haus enthalten sind. Unter anderem ist eine regelmäßige periodische Überprüfung und Revision der Federal Reserve angedacht. Fed-Chef Bernanke ist strikt gegen solche Kontrolle und beharrt auf der Unabhängigkeit der Zentralbank in ihren Entscheidungen und ihrem Kapitalmanagement.
Zuletzt geändert von Jürgen Meyer am Sonntag 13. September 2009, 14:30, insgesamt 2-mal geändert.
Bundestagswahl 2009 - PF : Linke 26 % (42 Stimmen ), FDP 17 % (27), Neonazis 17 % (27), MLPD 0 %, Wahlboykotteure 7 % ( 11) , CDU/CSU 11 % (18), SPD 8 % (13), GRÜNE 4 % (6), Sonstige 11% (17), TTl 161 Stimmen
http://www.politik-forum.eu/viewtopic.p ... 24#p676524
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Re: Europa: Aus der Krise nichts gelernt
Gelernt haben wir schon etwas. z.B das Immobilienpreise auch fallen können.lamb of god hat geschrieben:Wie die SZ heute kommentiert hat nicht nur Europa, sondern die ganze Welt nichts aus der Krise gelernt.
Kennst du die:
-Solvabilitätsverordnung
-Mindestanforderungen an das Risikomanagement
-Groß- und Millionenkreditverordnung
auswendig, oder woher willst du wissen, was geändert werden muss



Sry, aber diese Journalisten haben doch keine Ahnung. Die Boni sind doch nicht Teil des Problems. Außerdem glaubst du doch nicht wirklich daran, dass die Politik irgendetwas besser machen kann, die Landesbanken haben dicke Boni verteilt, haben Niederlassenungen auf den Caymans, haben Derivate, etc.
Die BIZ hat 2007 im Basler Auschuss viele neue Regeln erlassen, die haben optimiert was ging, mal schauen was denen noch alles einfällt, aber wenn so Pfeifen wie Jörg Asmussen am Hebel sitzen...
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Re: Europa: Aus der Krise nichts gelernt
Ein guter Kommentar.lamb of god hat geschrieben:Wie die SZ heute kommentiert hat nicht nur Europa, sondern die ganze Welt nichts aus der Krise gelernt.
In der Tat wird praktisch nichts unternommen. Schon nach dem großen Enron-Skandal tat man überhaupt nichts.All diese Ideen haben keinerlei Chance: in den Regierungen der Industriestaaten nicht, in den Notenbanken nicht, und in den Aufsichtsbehörden auch nicht. Ein paar Nobelpreisträger werben dafür, etwa Joseph Stiglitz oder David McCurren. Aber sie dringen nicht durch
Vorallem die Finanzmetropolen machen weiter, wie bisher. Wir befinden uns in der Ruhe vor dem nächsten Sturm. Um diesen Finanzsumpf trocken zu legen, wäre eine weltweit agierende unabhängige Behörde notwendig und es müssten die Strafen für Bilanzbetrug etc., drastisch erhöht werden.
Aber das ist alles leider nur ein Wunschtraum.
Zuletzt geändert von Kibuka am Sonntag 13. September 2009, 16:15, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Europa: Aus der Krise nichts gelernt
Der einzige, der das schon während des letzten US-Vorwahlkampfes vehement gefordert hat, war übrigens der republikanische Kongressabgeordnete Ron Paul.Jürgen Meyer hat geschrieben: Auch die Allmacht der Fed soll gebrochen werden
Re: Europa: Aus der Krise nichts gelernt
***
Zuletzt geändert von Shoogar am Sonntag 13. September 2009, 17:17, insgesamt 1-mal geändert.
Grund: Ad Hominem
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... des Pudels Kern ...
...ist -wie üblich bei der SZ- eine Nebelkerze.lamb of god hat geschrieben:Wie die SZ heute kommentiert...
Die eigentliche Problematik wird nicht skizziert.
mit Zitat:
wird zwar das gesellschaftliche Problem der UngleichverteilungNatürlich ist es richtig, dass exorbitante Boni, die auf Scheingewinnen basieren, ein Problem sind. Allerdings sind sie vor allem ein Verteilungsproblem. Wenn einige ganz schnell sehr reich werden, während die Masse mit ehrlicher Arbeit kaum über die Runden kommt, dann kann das eine Gesellschaft zerreißen.
kurz angeschnitten;
die im Zusammenhang der Wirtschaftskrise eigentlich viel interessantere Frage
der Konsumfinanzierung - und somit des gesamten Wirtschaftskreislaufs - wird
jedoch zielstrebig umschifft.
Daß bis zum Zeitpunkt des "Blaseplatzens"
der "immobiliengesicherte-Konsum-auf-Pump"
die Grundlage des Wirtschaftswachstums für viele Jahre war,
und vermutl. die "Globalisierung" ohne diesen Konsum so hätte gar nicht statt finden können, wird -wie üblich- mit keinem Wort erwähnt.
(ohne den "immobiliengesichertem-Konsum-auf Pump" der Amerikaner, Briten, Spanier usw.
wären auch die Produktionsstätten in den "emerging markets" nicht in der Form gewachsen,
wie sie es -dank jener Konsumgüternachfrage- eben sind - und entsprechend mau hätte es auch bei der damit unmittelbar betroffenen Nachfrage nach Investitionsgütern ausgesehen...)
...ob die Kapitaleigner den Bankstern und Managern nun dicke Boni auszahlen oder nicht,
ändert an der eigentlichen Problematik der Ungleichverteilung (was die Einen zu viel haben + Wegsparen fehlt den Anderen - und somit dem Wirtschaftskreislauf - an Konsummöglichkeit)
nun wirklich nix.
Auch die Problematik,
dass die Boni auf kurzfristige Gewinne
auf lange Sicht für das Unternehmen meistens schädlich sind,
trifft nicht des Pudels Kern.
.
- Kibuka
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Re: Europa: Aus der Krise nichts gelernt
Nun spricht auch der Finanzwissenschaftler Sven Remer die mangelnde Einsicht nach der Finanzkrise an.
Sven Remer: "Bankern fehlt der Bezug zur Realität"
Finanzwissenschaftler: Gesellschaft hat nicht aus Krise gelernt
Sven Remer im Gespräch mit Marietta Schwarz
Die Weltwirtschaftskrise hat nach Ansicht des Finanzwissenschaftlers Sven Remer nicht zu einem Umdenken in der Gesellschaft geführt.
Sven Remer: Schönen guten Morgen!
Marietta Schwarz: Herr Remer, haben wir etwas gelernt aus der Finanzkrise?
Remer: Ich würde sagen, wir als Gesellschaft, als große Öffentlichkeit wahrscheinlich nicht. Ich nehme an, dass einzelne Menschen was gelernt haben, ich nehme an, dass wir uns anfangen, Gedanken zu machen, aber ich glaube noch nicht, feststellen zu können, dass wir als Gesellschaft wirklich was gelernt haben. Ganz im Gegenteil, ich hab das Gefühl, es geht eigentlich erschreckend schnell wieder so weiter oder dort weiter, wo wir vor einem guten Jahr aufgehört hatten.
Schwarz: Wie erklären Sie sich das? Es gibt viele Banker, die jetzt, nach einem Jahr, sagen, let's go, lasst es wieder krachen, wir holen raus an der Börse, was rauszuholen ist. Wie kommt es dazu?
Remer: Ich denke, es ist ganz klar gewesen, dass der Schaden für den Einzelnen verhältnismäßig gering ist, zumindest für den einzelnen Banker. Es gab im "Spiegel Online" beispielsweise neulich auch eine Meldung, dass die Krise zu einem Vermögensverlust von ungefähr 3000 Euro pro Bundesbürger geführt hat. Das sind überschaubare Summen noch, für den Banker bedeutet das gar nichts, und die alten Banker - beispielsweise auch die Lehman-Banker - werden übernommen von anderen Banken, die mittlerweile noch größer werden, noch systemgefährdender werden. Die spüren den Schaden nicht. Die Wirtschaft geht weiter und die Gehälter werden weiter gezahlt, die Boni werden weiter gezahlt. Das ist einfach nicht eingezogen in die Köpfe. Das ist natürlich was ganz anderes bei denjenigen, die davon wirklich betroffen sind, die ihre Häuser verloren haben, die ihre Jobs größtenteils verloren haben und insbesondere auch in anderen Ländern verloren haben als bei uns in den reichen Ländern.
Schwarz: Denken Sie, die Banker haben so etwas wie Realitätsverlust?
Remer: Wenn Sie es so überspitzt ausdrücken wollen, auf jeden Fall. Ich denke, das ist eins der ganz großen Probleme, das sich schon ganz lange Zeit abzeichnet, dass der Bezug zur Realität im wahrsten Sinne des Wortes wirklich fehlt. Die Finanzwirtschaft - und die Volkswirtschaft auch - sind mittlerweile Wissenschaften geworden, die sich in einer virtuellen Welt abspielen und mit der Realwirtschaft und mit den realen Bedürfnissen der Gesellschaft überhaupt nichts mehr zu tun haben oder nur noch in bedingtem Maße was zu tun haben.
Schwarz: Was kann man dagegen tun? Sie selbst lehren ja auch an der Uni, Sie lehren Social Banking. Was genau versteht man darunter?
Remer: Also in der Tat, Social Banking ist natürlich auch ein Kunstbegriff, an dem sich viele Leute, inklusive mir, meine Kollegen, immer wieder mal stören, weil er nicht flüssig zu erklären ist. Im Gegenteil, er ruft eher dazu auf, sich Gedanken zu machen: Wie passen diese beiden Begriffe "social" und "banking" zusammen? Die meisten denken, es passt nicht, wir gehen davon aus, dass es doch passt und wir würden, vereinfacht ausgedrückt, sagen: Social Banking ist ein Bankwesen, das den Menschen mit seinen Bedürfnissen in den Mittelpunkt stellt und sich als Bankwesen wiederum wirklich als Dienstleister versteht.
Schwarz: Ist der soziale Banker denn wettbewerbsfähig?
Remer: Absolut. Ich denke, wenn es irgendwelchen Banken im Augenblick gut ging und wenn Banken große Kunden und auch entsprechende Geldzuläufe im Augenblick zu verzeichnen haben, dann sind das insbesondere unsere Mitgliedsbanken, also die europäischen, sozial und ökologisch orientierten Banken, weil natürlich einzelne Kunden - und es sind immer noch einzelne Kunden, betrachtet man die Gesamtheit - erkennen, dass es so nicht weitergehen kann und auch keine Lust mehr haben, ihre Gelder auf eine Bank zu tragen, bei der sie nicht wissen, was mit diesen Anlagen entsprechend passiert.
Schwarz: Aber in einem weltweiten System, in dem Nachhaltigkeit jetzt noch nicht so das große Thema ist, dürfte das doch Probleme bergen, da stoßen doch Welten aufeinander?
Remer: Ja, und ich würde auch nicht so vermessen sein, zu sagen, dass das soziale Bankwesen eine baldige Marktdominanz erfahren wird. Ich denke, es ist ein Keim, der hier wächst und der im Augenblick sehr stark und rasant wächst, aber auch Nachahmer wirklich sprichwörtlich in allen Herren Ländern mittlerweile findet. Das heißt, das sind Keimzellen, die bald aufblühen werden, davon bin ich überzeugt.
Schwarz: Herr Remer, wie haltbar ist das, wenn man einem Studenten während des Studiums etwas vermittelt, wie haltbar ist das für das reale Leben, für den Berufsalltag, der dann vielleicht ganz anders aussieht?
Remer: Ich denke, der Berufsalltag sieht für unsere Studenten nicht so viel anders aus, weil wir uns insbesondere an berufstätige Menschen, die im Bank- und Finanzbereich tätig sind, … andere Perspektiven zu eröffnen, das heißt, entweder in ihren sozial orientierten Banken bestimmte, auch dort vorhandene Probleme anzugehen, oder ihre konventionell orientierten Arbeitgeber in diesem Bereich möglicherweise konstruktiv, kritisch in eine richtige Richtung zu bewegen.
Schwarz: Was glauben Sie: Selbst, wenn alle angehenden Banker oder solche, die es schon sind, bei Ihnen etwas lernen würden, nämlich das soziale, das social banking - glauben Sie, man könnte dann auf Regulierungsmaßnahmen verzichten?
Remer: Nein. Ich denke mal, wir können bestimmt nicht ganz auf Regulierungsmaßnahmen und entsprechende Gesetze, auch, was die beispielsweise Kapitalausstattung der Banken anbetrifft, verzichten, weil das menschliche Element immer mit eine Rolle spielen wird. Und es gibt in jeder Bank - und da kann ich auch keine soziale Bank ausnehmen natürlich - menschliche Schwächen, Unkenntnisse schlicht zum Teil auch. Das heißt also, Regulierung ist sicher notwendig. Ich denke aber, wodran wirklich appelliert werden muss, ist das Verantwortungsbewusstsein des Einzelnen, und das in Kombination mit einer entsprechend angemessenen Regulierung, glaube ich, wird keine zukünftigen Krisen verhindern, davon bin ich auch wiederum überzeugt, aber wird sie vielleicht etwas unwahrscheinlicher machen.
Schwarz: Was wird zukünftige Krisen verhindern? Es wird ja jetzt vor dem Weltfinanzgipfel in Pittsburgh auch viel geredet zum Beispiel vom Kappen der Boni oder auch von einer Spekulationssteuer. Sind das die wirksamen Maßnahmen?
Remer: Das sind Ansätze, über die sich sicher nachzudenken lohnt, aber sowohl die Kapitalausstattung als auch Kappung der Boni, vergleichbare Ansätze, oder die Turbinsteuer, die diskutiert wird - das sind alles nur zusätzliche Hilfsmittel. Der Mensch sollte im Mittelpunkt des Bankwesens stehen, sowohl als Banker als auch als Kunde.
Schwarz: Der Finanzwissenschaftler Sven Remer über die Ausbildung von Managern und die Lehren aus der Weltfinanzkrise ein Jahr nach der Pleite von Lehman Brothers. Herr Remer, vielen Dank für das Gespräch!
Remer: Herzlichen Dank! Tschüss!
http://www.dradio.de/dkultur/sendungen/ ... w/1034006/
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Re: Europa: Aus der Krise nichts gelernt
"Social Banking ist ein Bankwesen, das den Menschen mit seinen Bedürfnissen in den Mittelpunkt stellt "
Remer: Also in der Tat, Social Banking ist natürlich auch ein Kunstbegriff, an dem sich viele Leute, inklusive mir, meine Kollegen, immer wieder mal stören, weil er nicht flüssig zu erklären ist. Im Gegenteil, er ruft eher dazu auf, sich Gedanken zu machen: Wie passen diese beiden Begriffe "social" und "banking" zusammen? Die meisten denken, es passt nicht, wir gehen davon aus, dass es doch passt und wir würden, vereinfacht ausgedrückt, sagen: Social Banking ist ein Bankwesen, das den Menschen mit seinen Bedürfnissen in den Mittelpunkt stellt und sich als Bankwesen wiederum wirklich als Dienstleister versteht.
was ist denn das für eine Laberei?
- was will/ erwartet denn der Kunde von seiner Bank:
1.) beste Rendite bei geringstem Risiko
oder
2.) niedrigste Kapitalkosten bei geringstem Risiko (Haftung, Kündigung, Erweiterung).
Wie soll die Gesellschaft, die große Öffentlichkeit auch etwas lernen,Marietta Schwarz: Herr Remer, haben wir etwas gelernt aus der Finanzkrise?
Remer: Ich würde sagen, wir als Gesellschaft, als große Öffentlichkeit wahrscheinlich nicht. Ich nehme an, dass einzelne Menschen was gelernt haben, ich nehme an, dass wir uns anfangen, Gedanken zu machen, aber ich glaube noch nicht, feststellen zu können, dass wir als Gesellschaft wirklich was gelernt haben. Ganz im Gegenteil, ich hab das Gefühl, es geht eigentlich erschreckend schnell wieder so weiter oder dort weiter, wo wir vor einem guten Jahr aufgehört hatten.
wenn die eigentliche Problematik weder angesprochen, geschweige denn
über Alternativen und Auswege diskutiert wird?
.
Zuletzt geändert von helli-belli am Dienstag 15. September 2009, 15:51, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Europa: Aus der Krise nichts gelernt
Phoenix Runde einschalten!
Das Thema lautet.
"Ein Jahr nach Lehman - Zocken ohne Ende?"
mit den Gästen Sahra Wagenknecht (DIE LINKE), Dirk Müller (Börsenmakler), Antoinette Hunziker (Ex-Chefin der Schweizer Börse) und Martin W. Hüfner (Ex-Chefvolkswirt HypoVereinsbank).
http://www.phoenix.de/content/phoenix/d ... nen/264094

Das Thema lautet.
"Ein Jahr nach Lehman - Zocken ohne Ende?"
mit den Gästen Sahra Wagenknecht (DIE LINKE), Dirk Müller (Börsenmakler), Antoinette Hunziker (Ex-Chefin der Schweizer Börse) und Martin W. Hüfner (Ex-Chefvolkswirt HypoVereinsbank).
http://www.phoenix.de/content/phoenix/d ... nen/264094

Zuletzt geändert von Kibuka am Dienstag 15. September 2009, 22:36, insgesamt 2-mal geändert.
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Re: Europa: Aus der Krise nichts gelernt
So, mein Fazit zu der Runde.
Exzellente Gäste mit der notwendigen Kompetenz und Expertise. Es wurde fast alles angesprochen, was wichtig ist. Bei der Erhöhung und Einhaltung der Eigenkapitaldecke wäre auch unbedingt eine internationale Finanzaufsicht erforderlich, die alle Institute scharf überwacht.
Bereits der große Enronskandal hat gezeigt das Bilanzregeln in der Theorie recht toll sind, fehlen aber die staatlichen Kontrollinstanzen nutzen die besten Regeln nichts.
:P
Exzellente Gäste mit der notwendigen Kompetenz und Expertise. Es wurde fast alles angesprochen, was wichtig ist. Bei der Erhöhung und Einhaltung der Eigenkapitaldecke wäre auch unbedingt eine internationale Finanzaufsicht erforderlich, die alle Institute scharf überwacht.
Bereits der große Enronskandal hat gezeigt das Bilanzregeln in der Theorie recht toll sind, fehlen aber die staatlichen Kontrollinstanzen nutzen die besten Regeln nichts.
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Re: Europa: Aus der Krise nichts gelernt
Der Westen hat geschrieben:Essen. Die Politik hat nichts aus der Finanzkrise gelernt, die Zockerei geht ungestört weiter. Es wird harte Einschnitte bei den Sozialbudgets geben. Dieses ernüchternde Fazit zieht Heiner Flassbeck, Chef-Volkswirt der UNO-Organisation für Welthandel und Entwicklung. Er fordert radikale Maßnahmen.
Was hat die Welt aus der Lehman-Pleite und der Finanzkrise gelernt, Herr Flassbeck?
Heiner Flassbeck: Wenig bis gar nichts. Das fängt schon bei der Analyse an. Es gibt in der Politik und in den Medien die unheilvolle Tendenz, die derzeitige Situation allein auf die Subprime-Krise in den USA zurückzuführen. Falls wir nur über geplatzte Kredite an Häuslebauer sprechen würden, wäre das ein rein amerikanisches Problem geblieben. Wir hatten aber vier oder fünf Blasen gleichzeitig, wahnsinnige Spekulationen an Rohstoffmärkten, Börsen, Währungsspekulationen. Das war und ist ein reiner Casinobetrieb.
...
Die Politik will jetzt die Eigenkapitalanforderungen erhöhen.
Flassbeck: Erhöhen – was heißt das schon. Es gibt nur eine richtige Eigenkapitalquote für Casinogeschäfte und die beträgt 100 Prozent. Für Zocken dürfen keine Schulden aufgenommen werden, Punkt.
Massive Schulden haben die Staaten aufgenommen, um Banken zu retten.
Flassbeck: Es sind private Schulden gegen staatliche Schulden getauscht worden. Private Schulden, denen rein gar nichts Produktives gegenübersteht. In den Industriestaaten werden die Staatsschulden im Verhältnis zum Bruttosozialprodukt um 20 bis 25 Prozent steigen. Leidtragende werden diejenigen sein, die vom Staat abhängig sind. Es wird harte Einschnitte in den Sozialbudgets geben, statt zu fragen, wie man die zur Kasse bitten kann, die schuld an allem sind. In Deutschland wird die Diskussion darüber am Abend des 27. Septembers beginnen.
Motiviert das Eingreifen des Staates die Banken zum Zocken?
Flassbeck: Ja. Man sieht, dass die Casinos wieder geöffnet sind, alle schädlichen Aktivitäten sind voll im Gange, als wäre nichts gewesen. Wir subventionieren das. Die Risiken sind für die Banken sogar geringer geworden. Das ist das eigentliche Versagen des Staates. Er hätte parallel zu den Stützungsmaßnahmen massiv regulierend eingreifen müssen.
Das heißt?
Flassbeck: Währungsspekulationen gehören verboten, Rohstoffspekulationen müssen eingedämmt werden. Außerdem hätte man die Investmentsparten von Banken abtrennen sollen.
Banken müssen zerschlagen werden?
Flassbeck: Ja. Die großen Banken müssen zerschlagen werden. Es gibt keinen Grund, Investmentsparten zu schützen, die hätte man pleite gehen lassen sollen. Schützenswert ist nur der relevante Teil der Bank, wo normale Bankgeschäfte getätigt werden und die Kundeneinlagen liegen. Banken müssen endlich wieder zu Dienstleistern der Realwirtschaft werden. Auch wenn damit keine Renditen von 25 Prozent erzielt werden können.
...
Re: Europa: Aus der Krise nichts gelernt
Brillante Logik...Motiviert das Eingreifen des Staates die Banken zum Zocken?
Flassbeck: Ja.
[...]
Banken müssen zerschlagen werden?
Flassbeck: Ja.
Re: Europa: Aus der Krise nichts gelernt
Angst ums eigene Geld
Englische Bischöfe verteidigen Hedgefonds
Nach dem Kollaps der US-Investmentbank Lehman Brothers vor einem Jahr bezeichnete der Erzbischof von York, John Sentamu, die Banker wenig subtil als "Bankräuber".... Rowan Williams,... Erzbischof von Canterbury:... "Es fehlt, was ich als Christ Reue nennen würde" ... "Götzendienst" gegenüber dem Geld...
...mit der Kritik ist es jetzt vorbei: ...
...Im feinsten Banker-Jargon argumentieren die Kirche und die Wohltätigkeitsorganisationen in ihrem Brief, der EU-Plan erschwere den Zugang zu außereuropäischen Fonds und Fondsmanagern....Der Protest ist zwar überraschend, aber verständlich: Denn die Anglikanische Kirche braucht gute Anlagemöglichkeiten und clevere Fondsmanager mehr denn je. Ihre Reserven sind in der Krise schon deutlich geschmolzen - von 5,7 Milliarden im Jahr 2007 auf derzeit 4,4 Milliarden Pfund. Während des Booms haben sich die Kirchen-Manager mit ihren überdurchschnittlichen Renditen gebrüstet. Doch die 20-Prozent-Renditen der Vergangenheit sind auch mit Gottes Hilfe nicht mehr zu erzielen.
Englische Bischöfe verteidigen Hedgefonds
Nach dem Kollaps der US-Investmentbank Lehman Brothers vor einem Jahr bezeichnete der Erzbischof von York, John Sentamu, die Banker wenig subtil als "Bankräuber".... Rowan Williams,... Erzbischof von Canterbury:... "Es fehlt, was ich als Christ Reue nennen würde" ... "Götzendienst" gegenüber dem Geld...
...mit der Kritik ist es jetzt vorbei: ...
...Im feinsten Banker-Jargon argumentieren die Kirche und die Wohltätigkeitsorganisationen in ihrem Brief, der EU-Plan erschwere den Zugang zu außereuropäischen Fonds und Fondsmanagern....Der Protest ist zwar überraschend, aber verständlich: Denn die Anglikanische Kirche braucht gute Anlagemöglichkeiten und clevere Fondsmanager mehr denn je. Ihre Reserven sind in der Krise schon deutlich geschmolzen - von 5,7 Milliarden im Jahr 2007 auf derzeit 4,4 Milliarden Pfund. Während des Booms haben sich die Kirchen-Manager mit ihren überdurchschnittlichen Renditen gebrüstet. Doch die 20-Prozent-Renditen der Vergangenheit sind auch mit Gottes Hilfe nicht mehr zu erzielen.
Zuletzt geändert von adal am Sonntag 11. Oktober 2009, 21:45, insgesamt 4-mal geändert.
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Re: Europa: Aus der Krise nichts gelernt
Der Aufschwung kommt.
Wenn ich mir jetzt auch noch überlege das die Chinesen seit Beginn 2008 ihre Exportüberschüsse in die EU verdreifacht haben, gleichzeitig die eigenen Importe halbiert, ist auch sofort klar wer der neue Michel der Chinesen ist.

Zwar steigt die Zahl der Insolvenzen bei den Unternehmen, die Binnenkonjunktur lahmt, der Export dümpelt auf niedrigem Niveau und von der Währungsfront droht auch Unheil - immerhin wertet der US-Dollar und der chin. Renmimbi gegenüber dem Euro kräftig ab - aber der Aufschwung kommt.Wirtschaftsinstitute rechnen mit 1,2 Prozent Plus
Die führenden Wirtschaftsinstitute sagen den Aufschwung der Wirtschaft voraus. Laut dem Herbstgutachten steigt das Bruttoinlandsprodukt 2010 wieder um 1,2 Prozent. Die Forscher warnen jedoch vor einer Kreditklemme – und raten der neuen Bundesregierung aus Union und FDP, wo sie sparen müsste.
http://www.welt.de/wirtschaft/article48 ... -Plus.html
Wenn ich mir jetzt auch noch überlege das die Chinesen seit Beginn 2008 ihre Exportüberschüsse in die EU verdreifacht haben, gleichzeitig die eigenen Importe halbiert, ist auch sofort klar wer der neue Michel der Chinesen ist.

Zuletzt geändert von Kibuka am Donnerstag 15. Oktober 2009, 20:48, insgesamt 2-mal geändert.
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