schokoschendrezki hat geschrieben: ↑Heute, 19:14
Klar bleibt für mich eins: Gesetze sind nicht nur sondern
müssen veränderbar sein. Verfassungsartikel schwieriger als Strafgesetze. Und manche Verfassungsartikel nur mit mehr als Zwei-Drittel-Mehrheit. Und einige wenige möglichst überhaupt nicht.
Versteh doch mal: In einer demokratischen Gesellschaft werden Gesetze nicht nur (hoffentlich) befolgt oder (hoffentlich nicht) nicht befolgt, sondern
erzeugt. Es wird auf demokratischem Weg eine Exekutive gebildet. Die bringt Gesetzesinitiaven ein. Die von der Legislative bestätigt werden muss. Eine demokratische Gesellschaft gibt sich selbst ihre Gesetze. Und die Forderung, dass sie sie befolgt ist nur logisch und verständlich.
Ich weiss nicht was du gelesen hast, mein Beitrag war es jedenfalls nicht. Nirgendwo habe ich verlangt, dass Gesetze unveränderlich sein sollten. Selbstverständlich sollten Gesetze abänderbar sein. Ich hatte ursprünglich Wert gelegt auf Patriotismus, und betont, dass wir in einer Gesellschaft leben, deren Staatsbürger sich mit gemeinsamen Werten und Gesetzen identifizieren sollten, um nach Möglichkeit eine kulturelle Homogenität zu erreichen : Weil es nicht gut ist, wenn die Linke wie die Rechte mehr mit autokratischen Auslandsregimen oder dem eigenen Migrationshintergrund verbindet, als mit Deutschland.
Du sagtest, ich solle dir nicht mit Kultur zu kommen, identifizieren müsse sich niemand, und Gesetze sollten befolgt werden - "fertig".
Wie du jetzt auf die Gewaltenteilung kommst, mit der deine "Individuen" außer Gehorsam nichts zu tun haben brauchen, die aber trotzdem demokratisch sein soll, obwohl sich niemand mit irgendetwas zu identifizieren braucht, will ich überhaupt nicht verstehen.
Ich betone es noch einmal, zum mittlerweile dritten Mal.
Ich denke auch, dass Gesetze befolgt werden sollten, nur, dass eben das nicht ausreicht.
Ich mach dir einen Vorschlag. Du lässt den Begriff deutsche Kultur zu - diese ist nicht mehr wegzudenken, ganz egal was im 20. Jhdt. geschah. Die Kulturwissenschaft kennt fast ein Dutzend unterschiedlicher Kulturbegriffe, und diese sind allesamt Abbilder einzelner Stadien gesellschaftlichen Denkens. Über sehr viele dieser Kulturdefinitionen sind wir lange hinaus, einige wenige sind heute noch relevant, und zudem recht gut.
Einige, wie der soziologische, der dynamische, und der differenztheoretische Kulturbegriff, sind realistisch, und idealisieren keine Leitkultur, sondern nehmen "Multi-Kulti" als das, was es ist. Meine persönliche Meinung ist, dass gemeinsame Kultur nur entstehen kann, wo Menschen einander mögen trotz ihrer unterschiedlichen Lebensweisen, und deswegen Gemeinsamkeiten entwickeln, die eine solche kulturelle Homogenität darstellen. Das gelingt durch reziproke Empathie, und Identifikation (mit dem Nächsten) und nicht durch Begriffe von oben, wie die "Leitkultur". Momentan hat die deutsche politische und gelehrte Obrigkeit einfach noch nicht den Dreh raus, wie diese Homogenität von unten entstehen kann, ohne dass man von oben auf sie abstellt, allein indem man sie ermöglicht.
Wie das konkret anfangen muss, wissen wir bereits : Flüchtlingsunterkünfte sollten so beschaffen sein, dass sie die Kommunen nicht überlasten (also nicht wie in Gelsenkirchen), Sprachunterricht anstelle von religiöser Lehre (wir müssen miteinander reden können, nicht alle zum selben Gott beten), antisoziale Konzepte (Antisemitismus, Antiislamismus, Rassismus, Sexismus) sind Dinge, die Menschen erst einmal verstehen müssen, denn man kann nichts überwinden, was man nicht versteht, sowenig wie man etwas ablehnen kann, was man nicht kennt.
Keine Sorge : Das alles hat mit der AfD sehr viel zu tun, denn durch die AfD erreichen wir einen solchen Zustand einer sich natürlich durch stete, paritätische Wechselbeziehung, langsam homogenisierenden Kultur von unten nicht. Mit der AfD bleiben wir beim - nationalistischen - Turmbau zu Babel.