Gibt es überhaupt ein echtes Interesse an niedrigeren Immobilienpreisen?

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Lehrerhirn
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Gibt es überhaupt ein echtes Interesse an niedrigeren Immobilienpreisen?

Beitrag von Lehrerhirn »

Ich frage mich zunehmend, ob es in Deutschland überhaupt gesellschaftlich oder politisch gewollt ist, dass Immobilienpreise sinken. Gefühlt profitieren doch viele Gruppen von hohen Preisen:
  • Eigentümer, die ihr Vermögen wachsen sehen
  • Vermieter, die hohe Mieten rechtfertigen können
  • Erben, die sich über den Wertzuwachs freuen
  • Investoren, für die Immobilien als "Betongold" attraktiv bleiben
  • Politik, die von höheren Einnahmen über Steuern und Abgaben profitiert.
  • Anwälte, Notare, Grundbuchamt etc.
Selbst bei der Politik scheint es eher darum zu gehen, den Status quo zu sichern, z. B. durch Förderungen, die am Ende eher die Nachfrage anheizen. Diejenigen, die sinkende Preise wollen – also vor allem potenzielle Erstkäufer oder junge Familien – haben im Vergleich wenig Lobby.

Daher meine Frage: Gibt es überhaupt ein echtes (und durchsetzbares) Interesse an fallenden Immobilienpreisen – oder ist das Wunschdenken angesichts der Interessenlage?

Bin gespannt auf eure Sicht!
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Liegestuhl
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Re: Gibt es überhaupt ein echtes Interesse an niedrigeren Immobilienpreisen?

Beitrag von Liegestuhl »

Deutschland ist das Mieterland No. 1 in der EU. In Deutschland wohnen 55-60% zur Miete. Das sind Wähler, so dass es der Politik nicht egal sein kann. Hohe Mieten bzw. hohe Immobilienpreise heizen zudem die Inflation an, da die Hersteller/Händler die Mieten in ihre Artikel einpreisen.

Dem letzten Punkt muss ich vehement widersprechen (meine Frau ist Notarin): Durch die hohen Immobilienpreise wird auch weniger gebaut/gekauft. Für Familien mit Kind, in denen es nur einen (Normal-)Verdiener gibt, ist es nahezu unmöglich ohne Erbschaft ein eigenes Haus zu finanzieren.
Ich schulde dem Leben das Leuchten in meinen Augen.
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frems
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Re: Gibt es überhaupt ein echtes Interesse an niedrigeren Immobilienpreisen?

Beitrag von frems »

Lehrerhirn hat geschrieben: Montag 12. Mai 2025, 17:58 Ich frage mich zunehmend, ob es in Deutschland überhaupt gesellschaftlich oder politisch gewollt ist, dass Immobilienpreise sinken.
Politisch nicht, weshalb der Staat die Preise ja regelmäßig nach oben drückt. Bei jeder "öffentlichen Förderung" (ob für junge Familien, energetische Sanierung, ...) schlagen die Projektentwickler diese Summe auf den zuvor erreichbaren Preis oben drauf. Das ist ähnlich attraktiv wie eine Riester-Rente, wo manch einer total scharf auf "steuerliche Vorteile" und "staatliche Unterstützung" ist, um dann am Ende festzustellen, dass es ein ziemlich schlechter Deal war. Genau so landen diese zig Milliarden bei der Bauförderung in der Tasche der Industrie und auch eine theoretische Reduzierung von Steuern würde letztendlich nur verpuffen.
Diejenigen, die sinkende Preise wollen – also vor allem potenzielle Erstkäufer oder junge Familien – haben im Vergleich wenig Lobby.
Naja, wir leben halt in einer Rentnerrepublik. Das zeigt sich natürlich auch beim Immobilien- bzw. Wohnungsmarkt. Letztendlich ist aber halt die Frage, ob diese potentiellen Erstkäufer nicht aus demopgraphischen Gründen eh mit einem Erbe rechnen können und somit aus der Nachfrageseite herausfallen. Zum anderen weiß man ja, dass der Boomer-Schnack beim "Traum vom Eigenheim" ein ziemlich teures Konsum- bzw. Lifestyle-Produkt ist. Früher hat man sowas halt nie hinterfragt (was sich auch bei der Nutzung sozialer Medien durch diese Generation zeigt), sondern im Sinne von "ist halt so" einfach hingenommen, um sich dann über viele, viele Jahre zu verschulden und sich an ein gewaltiges Klimpenrisiko zu binden. Wenn die Preise tatsächlich sinken sollen, bringt Neubau in angespannten Märkten bekanntlich eh nicht viel. Da gibt's an sich nur zwei Hebeln: hohe Zinsen und eine geringere Bevölkerung. Wobei letzteres oftmals durch einen höheren Anspruch an Wohnfläche pro Kopf mittelfristig kompensiert wird.
Labskaus!

Ob Mailand oder Madrid -- Hauptsache Europa.
Arizona
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Re: Gibt es überhaupt ein echtes Interesse an niedrigeren Immobilienpreisen?

Beitrag von Arizona »

Liegestuhl hat geschrieben: Montag 12. Mai 2025, 18:59 Deutschland ist das Mieterland No. 1 in der EU. In Deutschland wohnen 55-60% zur Miete. Das sind Wähler, so dass es der Politik nicht egal sein kann. Hohe Mieten bzw. hohe Immobilienpreise heizen zudem die Inflation an, da die Hersteller/Händler die Mieten in ihre Artikel einpreisen.
Und das Thema hohe Mieten ( Wuchermieten) ist für die Linke das, was die illegale Migration für die AfD ist, politisches Lebenselixier. Siehe die vergangene Bundestagswahl.
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Gody
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Re: Gibt es überhaupt ein echtes Interesse an niedrigeren Immobilienpreisen?

Beitrag von Gody »

Wenn man sieht, wie in Deutschland ein Großteil des Kapitals bei wenigen Superreichen und institutionellen Anlegern konzentriert ist, die verzweifelt nach renditestarken Anlageobjekten suchen, wird schnell klar: Nein, nicht wirklich. Wohnungen und Häuser sind hier längst zum Spekulationsobjekt geworden, je höher die Mieten, desto besser für die Vermieter.

Die Politik schaut oft zu oder macht sogar Gesetze, die diese Entwicklung befeuern. Warum sollte also ein echtes Interesse an niedrigeren Mieten bestehen, wenn der Immobilienmarkt für viele zur Goldgrube wird? Solange das Kapital im Übermaß auf der Suche nach Profit bleibt, bleibt bezahlbarer Wohnraum ein Fremdwort.

Eigenkapitalvorgaben & Zinsen machen den Traum vom Eigentum für Normalverdiener unerreichbar.
Förderungen? Wurden zusammengestrichen oder helfen eher oberen Mittelschichten.
Eigenheimzulage: tot.
Abschreibungen & Steuertricks: leben, aber nur für Anleger mit Vermögen.
Mietpreisbremse? Zahnlos.
Regulierung? Wird oft blockiert, aus Angst, den „Markt“ zu verschrecken.
Wenn arme Menschen nicht in die Gänge kommen, nennt man das - Schmarotzer. Wenn reichen Menschen das passiert, nennt man das - Depressionen.
Arizona
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Re: Gibt es überhaupt ein echtes Interesse an niedrigeren Immobilienpreisen?

Beitrag von Arizona »

Gody hat geschrieben: Donnerstag 22. Mai 2025, 14:12 Wenn man sieht, wie in Deutschland ein Großteil des Kapitals bei wenigen Superreichen und institutionellen Anlegern konzentriert ist, die verzweifelt nach renditestarken Anlageobjekten suchen, wird schnell klar: Nein, nicht wirklich. Wohnungen und Häuser sind hier längst zum Spekulationsobjekt geworden, je höher die Mieten, desto besser für die Vermieter.

Die Politik schaut oft zu oder macht sogar Gesetze, die diese Entwicklung befeuern.
Im Grunde müsste diese Thema eigentlich auch ganz hoch auf die Agenda, weil handlungsbedarf ist aber ich ahne mit Merz wird das nichts. Übrigens war das Thema Mietpreise und Wohnungsbaupolitik neben der Migrationspolitik, Top Thema der letzten Bundestagswahl. Ganz zur Freude der Linken, die davon profitieren konnten. Also von dem Versagen und der Ignoranz der anderen Parteien.
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Bogdan
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Re: Gibt es überhaupt ein echtes Interesse an niedrigeren Immobilienpreisen?

Beitrag von Bogdan »

Die Immobilienpreise sind doch extrem unterschiedlich in Dt.

Wofür den Preis wo man in München für ein Haus bezahlen muss,
bekommt man quasi in MeckPom den halben Landkreis. :?
Übrigens sind hohe Preis in Ballungsräumen in sehr vielen Ländern so.
Eine persönlich-abwertende Bemerkung gegenüber einem anderen User
zeigt die Unfähigkeit, einen sachlichen Disput zu führen.
Aktiver Friedenshetzer
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TheManFromDownUnder
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Re: Gibt es überhaupt ein echtes Interesse an niedrigeren Immobilienpreisen?

Beitrag von TheManFromDownUnder »

Wenn man eine Imobilie besitzt hat man natuerlich keinerlei Interesse an niedrigen Immobilienpreise.

Das ist ueberall so.
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