Billie Holiday hat geschrieben: ↑Mittwoch 30. April 2025, 14:35
Hat sie eigentlich damals mit "wir schaffen das" die tausenden Flüchtlinge im Jahr 2015 gemeint, oder die Sogwirkung bis heute, die aberhunderttausende kommen ließ und die Kommunen an den Rand der finanziellen, gesellschaftlichen und unterbringungstechnischen Kapazitäten bringt?
Mit welchen Folgen sie gerechnet hat und wovon sie selbst überrascht war, müsstest Du sie selbst fragen. Ob sie sich dazu in ihrer Autobiografie äußert, weiß ich nicht. Ich habe lediglich gelesen, dass sie dem Thema weniger Platz einräumt, als mancher erwartet hatte.
Ich halte die Botschaft "Wir schaffen das" nach wie vor für richtig. Ein "Das schaffen wir nicht", will doch wohl in niemand ernsthaft von seiner Regierung anlässlich einer Krise hören. Nur hätte das "Wie" anschließend viel offener und ehrlicher diskutiert werden müssen. Man muss die Bürgerinnen und Bürger schon auch "mitnehmen" und das ist offensichtlich zu wenig gelungen.
Dann wiederum denke ich, jammern wir auf sehr hohem Niveau. In dem "Wir schaffen das" drückt sich meiner Meinung durchaus auch das Selbstverständnis aus, dass - wenn es ein europäisches Land schafft, so eine Krise zu "managen" - es wir Deutschen sind. Würdest Du sagen, irgendein anderes europäisches Land hätte erfolgreicher agiert?
Es gibt Kommunen und Systeme, die regional am Anschlag sind - aber das gilt definitiv nicht für das Land, wir haben ganz sicher keine "Staatskrise".
Billie Holiday hat geschrieben: ↑Mittwoch 30. April 2025, 14:35
Wenn man die Menschen betrachtet, die die Flüchtlinge damals mit offenen Herzen willkommen geheißen haben, kann das natürlich heißen, dass diese mit tausenden Menschen gerechnet haben, die unterzubringen und zu integrieren ein Klacks gewesen wäre.
Darüber, was und wieviel denn tatsächlich zu leisten ist, ist tatsächlich zu wenig offen gesprochen und debattiert worden.
Billie Holiday hat geschrieben: ↑Mittwoch 30. April 2025, 14:35
Christlich zu sein bedeutet aber nicht, den eigenen Selbstmord zu begehen, seine eigene Situation deutlich zu verschlechtern oder das Wohl der eigenen Bürger als zweit- oder drittrangig zu betrachten.
Wer hat denn Selbstmord begangen? Wir sind doch wohl immer noch ein Top-10, Top-5, Top-3-Land nach allen möglichen Kennzahlen bzgl. Wirtschaftskraft und Lebensstandard. Was sollen denn andere Länder sagen? Ist Dir bewusst, wieviele Geflüchtete die Türkei aufgenommen hat? Wieviele Ukrainer in Polen Zuflucht gefunden haben? Auch Österreich hat pro Einwohner mehr Geflüchtete aufgenommen als Deutschland.
Und woran machst Du fest, dass der Staat das Wohl seiner Bürger als "zweit- oder drittrangig" betrachtet? Bekommen geflüchtete im Umkehrschluss von irgendetwas zwei- bis dreimal soviel, wie Deutsche? Geht es ihnen zwei bis drei Klassen besser?
Letztlich:
Ich gehe davon aus, dass die damals Handelnden heute vieles anders machen würden. Nur verstehe ich nicht die regelrechte Obsession so vieler hier, ihren ganzen Frust allein an Deutschland abzuarbeiten. Das Kernproblem der Flüchtlingskrise ist offensichtlich (losgelöst von den Fluchtursachen, die natürlich an erster Stelle stehen), dass Europa es nicht hinbekommt, geschlossen zu agieren und eine faire Verteilung zu organisieren. Hat Deutschland zu viele Geflüchtete aufgenommen? Im Vergleich zu vielen europäischen Partnern definitiv. Es wird bleiben, wie es ist. Keine deutsche Regierung wird das in einem Alleingang lösen, es ist ein europäisches Thema.