Köhler tritt zurück

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demlib92
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Re: Köhler tritt zurück

Beitrag von demlib92 »

Ich muss mich auch einfach mal über Köhlers Rücktritt äußern, welcher an Desertion grenzt.
Es mag sein, dass er sehr dünnhäutig war, jedoch muss man in seinem Amt mit Kritik umgehen können und von fehlendem Respekt kann auch nicht die Rede sein!
Gerade jetzt, wo die Republik in einer solchen krise steckt, ist ein derartiger, sofortiger Rücktritt einfach unpassend. Er hätte wenigstens nur bis zu einer etwaigen Entspannung warten können - meiner Meinung nach.
Meinerseits war ich relativ zufrieden mit seiner Tätigkeit im Amt und war schockiert vom Rücktritt, ein weiteres entscheidentes Amt, dass kopflos zurückgelassen wurde.
Mit von der Leyen kann ich mich nur größtenteils anfreunden, mit Köhler wäre ich offen gesagt um einiges mehr zufrieden gewesen, aber wie sich sehen lässt habe ich mich leicht in ihm getäuscht, nun ist er zurückgetreten und genießt unter weiterem Erhalt des gleichen Gehalts bis zum Lebensende sein Leben.
Wie auch immer, mal schauen, ob es denn tatsächlich Ursula von der Leyen wird.
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Amun Ra
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Re: Köhler tritt zurück

Beitrag von Amun Ra »

Marmelada hat geschrieben:Ich habe den Kontest berücksichtigt und bin nach wie vor der Meinung, er relativiert die Aussage über Kriege für freie Handelswege nicht.
Dann darfst du dich glücklich schätzen dich in der Gesellschaft derjenigen zu befinden, die nicht verstanden haben was er gesagt hat.
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NMA
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Re: Köhler tritt zurück

Beitrag von NMA »

Marmelada hat geschrieben:Ich habe den Kontest berücksichtigt und bin nach wie vor der Meinung, er relativiert die Aussage über Kriege für freie Handelswege nicht.

Selbst wenn - er hat nur recht! Gelobt gehört er dafür, nicht kritisiert.


Nach ein wenig Bedenkzeit, Zeitung lesen und Erinnerungskramen glaube ich, die Kritik wegen seiner Äußerung im Interview auf dem Rückweg von Afghanistan war nur der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte.

Der Nicht-Politiker, der früher handeln durfte, jetzt nur noch repräsentieren, war auf Dauer von dieser Rolle zutiefst frustriert. Er durfte nur noch reden, aber niemand hörte auf ihn. Schon früher hat er vermuten lassen, er sei nicht so hundertprozentig mit seiner Rolle zufrieden (Blues im Bellevue)
An der Dünnhäutigkeit und an der Fähigkeit zur Selbstkritik merkt man vielleicht, dass er viel integerer war, als es ein geübter Politiker jemals sein konnte. Als er anfing, kündigte er an, er wolle mitgestalten. Das wurde ihm sogleich übelgenommen. Daraufhin schwieg er meistens, erst im Frühjahr 2009 sorgte er kurz für Aufsehen, als er sich gar nicht so neoliberal gab, wie es ihm immer nachgesagt wurde:"Freiheit ist kein Vorrecht, die besten Plätze für sich selbst zu reservieren(...)Es braucht einen starken Staat, der den Markt Regeln setzt und für ihre Durchsetzung sorgt" und später "Wir können uns nicht mehr hauptsächlich auf wirtschaftlichen Wachstum als Problemlöser und Friedenstifter in unseren Gesellschaften verlassen"(Printausgabe DIE ZEIT). Für die Einschätzung seiner Person selbst mag das beachtlich gewesen sein, auf ihn gehört hat allerdings niemand.
Zudem ist er angeblich seit Amtsantritt von schwarz-gelb sehr unzufrieden und es störe ihn, seiner Wunschkoalition nicht in dem Maße kritisieren zu können, wie er gerne wollte. Zuletzt fehlte ihm die Unterstützung der Bundesregierung wegen der Kritik an seinen Äußerungen, die ihn offensichtlich sehr verletzt hat. Klar kann man da als luschig ansehen, allerdings spricht das auch für ein hohes Maß an Integrität. Auch schelm hat schon erwähnt, es kann sein, das er völlig überrumpelt war von dieser Kritik. Nichts läge im ferner, die Reichweite des Grundgesetzes auch nur anzuhauchen!
Ich glaube ihm das. Ich habe bei ihm weniger Zweifel, als bei vielen seiner außerparlamentarischen Kritiker, die von den Blogs und nicht selten vom linksäusseren Rand aus zunächst dummdreist, jetzt mit Häme, jedenfalls pietätslos über ihn herfallen. Leute, die es sich all zu oft und wie völlig selbstverständlich mit Kritik auf der einen Seite und mit Abwägungen innerhalb eines Rechtsstaates weitaus einfacher machen – da sie keine oder viel weniger Verantwortung tragen.

Wenn sonst an Politikern jegliche Kritik abperlt, viele regelrecht aus dem Amt geprügelt werden müssen, haben wir hier eine neue Variante erlebt. An die Amtsauffassung, die ein Nicht-Politiker hegt. Er hat die Kritik offensichtlich nicht ertragen, das kann durchaus auch für ein wirklich aufrichtig hohes Maß an Integrität sprechen. An "der Macht", wie so viele Politiker, klebt er jedenfalls offensichtlich nicht.
Ich muss gerade auch unwillkürlich an den Unterschied in der Amtsauffassung zwischen einem Mixa und einer Käßmann denken...
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Re: Köhler tritt zurück

Beitrag von NMA »

@Marmelada


Seehofer wurde übrigens nicht gewählt :D
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Re: Köhler tritt zurück

Beitrag von schelm »

Amun Ra hat geschrieben: Dann darfst du dich glücklich schätzen dich in der Gesellschaft derjenigen zu befinden, die nicht verstanden haben was er gesagt hat.
Was er damit aussagen will zu verstehen ist eine Auslegungssache. Die Begrenzung auf das, was er später selbst klarstellte, geht jedenfalls nicht eindeutig aus dem gesamten Text hervor. Der Rest ist eine Stilfrage, ob man sagt : Hr. Köhler, das hört sich aber an, als wenn sie hier das GG arg strapazieren - oder irre ich mich ? Oder eben : Das bewegt sich bereits außerhalb GG ! --- Thema Streitkultur also.

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Re: Köhler tritt zurück

Beitrag von aleph »

Marmelada hat geschrieben:Ich habe den Kontest berücksichtigt und bin nach wie vor der Meinung, er relativiert die Aussage über Kriege für freie Handelswege nicht.
Der Kontest war am Samstag und Deutschland hat gewonnen. Hier geht es um den Looser des Jahres.
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Re: Köhler tritt zurück

Beitrag von aleph »

Marmelada hat geschrieben:Der grüne Teil relativiert den roten keineswegs.
Nein, er erweitert ihn. Die Aussage Köhlers war: Der Krieg in Afghanistan dient zur Selbstverteidigung und ist vom GG legitimiert, aber wir werden in Zukunft auch Kriege aus eigenen wirtschaftlichen Interessen heraus führen müssen".

Das würde eine GG-Änderung bedeuten und ist ein heikles Thema. Das muß ein Bundespräsident wissen und darf erwarten, dass er dafür heftig kritisiert wird und muß so was aushalten können. Das ist seine rein politische Meinung und hat mit dem Amt des Bundespräsidenten rein gar nichts zu tun.
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Re: Köhler tritt zurück

Beitrag von Marmelada »

Cappucino hat geschrieben:
Nein, er erweitert ihn. Die Aussage Köhlers war: Der Krieg in Afghanistan dient zur Selbstverteidigung und ist vom GG legitimiert, aber wir werden in Zukunft auch Kriege aus eigenen wirtschaftlichen Interessen heraus führen müssen".
Exakt.
Das würde eine GG-Änderung bedeuten
Richtig.

Denn da heißt es

(2) Außer zur Verteidigung dürfen die Streitkräfte nur eingesetzt werden, soweit dieses Grundgesetz es ausdrücklich zuläßt.

An dieser Stelle die Bitte an die Köhler-Versteher, an welcher Stelle konkret sie im GG die Handelsinteressen Deutschlands durch Kriege legitimiert sehen.
und ist ein heikles Thema. Das muß ein Bundespräsident wissen und darf erwarten, dass er dafür heftig kritisiert wird und muß so was aushalten können. Das ist seine rein politische Meinung und hat mit dem Amt des Bundespräsidenten rein gar nichts zu tun.
Oh, befand er sich da gerade im IWF-Modus?
Zuletzt geändert von Marmelada am Donnerstag 3. Juni 2010, 14:43, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Köhler tritt zurück

Beitrag von aleph »

Marmelada hat geschrieben:Oh, befand er sich da gerade im IWF-Modus?
He he, auf solch fiese Gedanken wäre ich jetzt gar nicht gekommen :D
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Re: Köhler tritt zurück

Beitrag von NMA »

Marmelada hat geschrieben:

An dieser Stelle die Bitte an die Köhler-Versteher, an welcher Stelle konkret sie im GG die Handelsinteressen Deutschlands durch Kriege legitimiert sehen.

Diese Frage kann man nicht seriös beantworten. Das wäre Kaffeesatzleserei. Es sieht jedenfalls aber nicht so aus, als würden sich in diesem Jahrhundert Verteilungskonflikte vermeiden lassen. Der Erhalt eines Wohlstandsniveaus war auf lange Sicht noch nie ein Selbstläufer und wird es wohl auch nie werden.
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Re: Köhler tritt zurück

Beitrag von Marmelada »

Killing Joke hat geschrieben:...

Nach ein wenig Bedenkzeit, Zeitung lesen und Erinnerungskramen glaube ich, die Kritik wegen seiner Äußerung im Interview auf dem Rückweg von Afghanistan war nur der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte.

Der Nicht-Politiker, der früher handeln durfte, jetzt nur noch repräsentieren, war auf Dauer von dieser Rolle zutiefst frustriert.

Er durfte nur noch reden, aber niemand hörte auf ihn. Schon früher hat er vermuten lassen, er sei nicht so hundertprozentig mit seiner Rolle zufrieden (Blues im Bellevue)
Mir selbst war in der längeren letzten Zeit aufgefallen, dass man von ihm nur sehr wenig hört und ich hatte mich gefragt, ob er irgendwie keinen Bock hat oder so. Der Rücktritt jetzt deckt sich mit diesen Überlegungen, ich gehe nicht davon aus, dass der Grund allein in diesem singulären Anlass liegt.

Fraglich nur, weshalb er sich überhaupt für die zweite Amtszeit zur Verfügung stellte.
Killing Joke hat geschrieben:Seehofer wurde übrigens nicht gewählt :D
Dann ist er als Kronzeuge ja umso besser geeignet. :D
Zuletzt geändert von Marmelada am Donnerstag 3. Juni 2010, 15:15, insgesamt 1-mal geändert.
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schelm
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Re: Köhler tritt zurück

Beitrag von schelm »

Killing Joke hat geschrieben:

Diese Frage kann man nicht seriös beantworten. Das wäre Kaffeesatzleserei. Es sieht jedenfalls aber nicht so aus, als würden sich in diesem Jahrhundert Verteilungskonflikte vermeiden lassen. Der Erhalt eines Wohlstandsniveaus war auf lange Sicht noch nie ein Selbstläufer und wird es wohl auch nie werden.
Verteilungskonflikte ? Angenommen, Köhler HÄTTE dies auch im Hinterkopf gehabt - was mich ja deshalb wundern würde, weil es mit seinem ökonomischen Weltbild nicht korreliert, denn : " Verteilungskonflikte " - anders ausgedrückt : Ressourcenmangel - der WIRD sowieso schlicht eintreten, weil Ressourcen einfach natürlich begrenzt sind ! Wen will man denn dann attackieren, wenn das Öl , Erdgas oder Kohle schlicht aufgebraucht sind ? Den lieben Gott ? ;)

Also sind Gedankengänge, die sich daran orientieren doch sowieso abstrus - und sie ignorieren wie erwähnt die eigenen Postulate wirtschaftlich - innovativen Denkens. Denn : Der etwaige Kampf und Krampf um die letzten Reste natürlicher Ressourcen bisheriger Nutzungsweise, löst das Problem doch sowieso nicht strategisch, ist deren Ende berechenbar, sondern nur der Fokus auf die Entwicklung alternativer Energiequellen und Wiederverwendung von Rohstoffen.

Freundliche Grüße, schelm
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Re: Köhler tritt zurück

Beitrag von NMA »

@schelm

So sollte es vielleicht sein, so ist die Welt aber nicht.
Außerdem kann von "attackieren" keine Rede sein! Da das Problem generell nicht gelöst werden wird, zumindest nicht rechtzeitig, sind Konflikte und der schlichte Zwang, den Wohlstand zu verteidigen, warscheinlich. Aber eigentlich machen wir da ein anderes Fass auf...nur kurz: jeder hat das im Hinterkopf;)

Die Bevölkerungen von Staaten, die zur Verteidigung ihres Wohlstandes in der Lage sind, werden es von ihren Regierungen auch einfordern. Wie schon gesagt: lass den Spritpreis mal aufgrund eines Krisenherdes auf 6 € steigen...
Zuletzt geändert von NMA am Donnerstag 3. Juni 2010, 16:16, insgesamt 2-mal geändert.
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Re: Köhler tritt zurück

Beitrag von adal »

Marmelada hat geschrieben:Fraglich nur, weshalb er sich überhaupt für die zweite Amtszeit zur Verfügung stellte.
In der Tat ein Rätsel.
Gerd Langguth:
SPON, 16.03.2010: Das Schlossgespenst
SPON, 02.06.2010: Warum Nummer neun scheiterte
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schelm
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Re: Köhler tritt zurück

Beitrag von schelm »

Killing Joke schrieb :
Außerdem kann von "attackieren" keine Rede sein!
Ach, von was denn sonst im Kontext von " Verteilungskonflikten " - und außerhalb der Bekämpfung von Piraterie in der Art des Somaliaeinsatzes ?? Jede regionale Instabilität, die sozusagen dann im Selbstverständnis " vitale Interessen " berührt, weil sie z.B. durch politische Verwerfungen in einem - noch - wichtige Rohstoffe exportierenden Land auftritt, würde bei aktiver militärischer Einflussnahme eine Attacke auf die, den Zugang zu den benötigten Ressourcen verweigernden Partei bedeuten. Denn : Sein wir mal ehrlich - außerhalb sich abzeichnender Genozide ( siehe Balkankonflikt in den 90er ) - und dies nicht einmal durchgängig konsistent ( siehe Ruanda, siehe Darfur .. ) - greifen wir mitnichten dort militärisch ein, " nur " weil Elend bzw. Ungerechtigkeit herrscht. Und : Ohne 9 /11 würden die Taliban immer noch munter in Afghanistan Steinzeitislam vollziehen - und ohne Terrorparanoia würde Saddam auch noch Gegner in Säurebädern auflösen ... Um Öl ging es da mitnichten - Saddam hat sein Öl verkauft.

Sagen wollte ich also im Vorpost damit : Überlegungen grundsätzlicher Art, " im Zweifel " hier einzugreifen, weil ansonsten Engpässe entstünden sind kontraproduktiv und antiquiert. Sie binden bei realem Vollzug ernorme Kräfte / Mittel und schaffen langfristig neue Probleme - diese Mittel sollte man lieber rechtzeitig in eine zunehmendere Unabhängigkeit von den fossilen Rohstoffen ( problematischer Staaten ) investieren. Konvergiert dies zeitlich nicht exakt, weil bei einem ( noch ) wichtigen Lieferanten das Chaos ausbricht ... dann sollte man eben auf alternative Anbieter umsteigen - noch hätte man die Möglichkeit, bei prinzipiell politisch stabilen Lieferanten entsprechende Förderquoten hochzufahren ... Und bis diese Alternative auch versagen würde, muß man es eben geschafft haben, mit alternativen Energien eine Versorgung gewährleisten zu können. Gingen Köhlers Überlegungen aber prinzipiell in die von dir interpretierte Richtung, so wäre dies ein wenig inspirierender Griff in die ( gefährliche ) Mottenkiste ...

Freundliche Grüße, schelm
Zuletzt geändert von schelm am Donnerstag 3. Juni 2010, 18:30, insgesamt 2-mal geändert.
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Re: Köhler tritt zurück

Beitrag von NMA »

schelm hat geschrieben:Killing Joke schrieb :

Ach, von was denn sonst im Kontext von " Verteilungskonflikten " - und außerhalb der Bekämpfung von Piraterie in der Art des Somaliaeinsatzes ?? Jede regionale Instabilität, die sozusagen dann im Selbstverständnis " vitale Interessen " berührt, weil sie z.B. durch politische Verwerfungen in einem - noch - wichtige Rohstoffe exportierenden Land auftritt, würde bei aktiver militärischer Einflussnahme eine Attacke auf die, den Zugang zu den benötigten Ressourcen verweigernden Partei bedeuten.
Ich kann mir durchaus vorstellen, dass es erneut zu solchen Fällen kommen wird. Und wenn nur einmal die Lage zu Hause prekär oder unbequem genug ist, wird auch der Rückhalt der Bevölkerung da sein.
Wobei "Attacke" immernoch etwas weit führt. ja, Afghanistan wurde attackiert, das aber im internationalen Einvernehmen. Ja, Irak wurde verwerflicher Weise attackiert. Wurde das frühere Yugoslawien attackiert? Da wird der Fall schon komplizierter. Ich denke, auch in Zukunft wird es oft um Fälle gehen, wo die Bezeichnung "Attacke" nicht so sehr eindeutig passen wird.

"Attacke" hat was vom Hitlerschen Denken: "Scheißegal, wie krass ich mein Reich überschulde, in 3 Jahren spiel ich sowieso Gröfaz und hol das alles wieder rein" (hat bekanntlich kurzfristig funktioniert). Das nenne ich einen Wirtschaftskrieg.
Denn : Sein wir mal ehrlich - außerhalb sich abzeichnender Genozide ( siehe Balkankonflikt in den 90er ) - und dies nicht einmal durchgängig konsistent ( siehe Ruanda, siehe Darfur .. ) - greifen wir mitnichten dort militärisch ein, " nur " weil Elend bzw. Ungerechtigkeit herrscht. Und : Ohne 9 /11 würden die Taliban immer noch munter in Afghanistan Steinzeitislam vollziehen - und ohne Terrorparanoia würde Saddam auch noch Gegner in Säurebädern auflösen ... Um Öl ging es da mitnichten - Saddam hat sein Öl verkauft
Richtig! Worauf willst du hier hinaus?
So Dinger wie Ruanda werden missachtet, weil sie nicht als gefährlich oder nicht als wertvoll genug angesehen werden. Die Potentanten üben sich da schon immer in einer teils recht zynischen Kosten-Nutzen-Rechnung.
Die Anarchie in Somalia + Sudan sind zusammen eine sehr große Gefahr, weil dort wenn überhaupt jemand, nur noch Terroristen die Kontrolle haben. Das aber ist den Potentanten eine Nummer zu groß (zumal man ja eh schon alle Hände voll zu tun hat), deshalb sieht man so lange es irgendwie geht zu und hofft, dass es möglichst lange gut geht.
Sagen wollte ich also im Vorpost damit : (...)sind kontraproduktiv und antiquiert. (...) sollte man lieber (...) ... dann sollte man eben (...)noch hätte man die Möglichkeit (...)muß man es eben geschafft haben
Das ist alles wunderbar, nur leider normativ. Klar versucht der eine oder andere es, auch tendentiell in diese Richtung zu gehen, oder er mahnt es zumindest an. Wenns aber ans Eingemachte geht, ist die Welt leider nicht so wunderbar.
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Re: Köhler tritt zurück

Beitrag von schelm »

Killing Joke schrieb :
Wobei "Attacke" immernoch etwas weit führt. ja, Afghanistan wurde attackiert, das aber im internationalen Einvernehmen. Ja, Irak wurde verwerflicher Weise attackiert. Wurde das frühere Yugoslawien attackiert? Da wird der Fall schon komplizierter. Ich denke, auch in Zukunft wird es oft um Fälle gehen, wo die Bezeichnung "Attacke" nicht so sehr eindeutig passen wird.

"Attacke" hat was vom Hitlerschen Denken: "Scheißegal, wie krass ich mein Reich überschulde, in 3 Jahren spiel ich sowieso Gröfaz und hol das alles wieder rein" (hat bekanntlich kurzfristig funktioniert). Das nenne ich einen Wirtschaftskrieg.
Wir wollen doch jetzt keinen Semantik - Diskurs führen, oder ? Sollte man irgendwo " eingreifen " - also gegen eine instabile Lage, verursacht durch einen Regierungswechsel / Putsch in einem rohstoffrelevanten Land .. dann wäre das natürlich eine " Attacke ", Angriff, Intervention .. nenn es wie du willst !
Richtig! Worauf willst du hier hinaus?

Das unsere Einsatzoptionen eng begrenzt sind : Bei einem Genozid verflichtet das Völkerrecht die intern. Gemeinschaft zu reagieren - daran kann dann natürlich auch die BuWe beteiligt sein, oder im Bündnisfall - siehe Einsatz Afghanistan, oder : bei anderen, UN - gedeckten Einsätzen ( siehe Somalia ). Wegen 6 Euro Spritpreis sicher nicht .... ;)
Das ist alles wunderbar, nur leider normativ. Klar versucht der eine oder andere es, auch tendentiell in diese Richtung zu gehen, oder er mahnt es zumindest an. Wenns aber ans Eingemachte geht, ist die Welt leider nicht so wunderbar.
Ob es jemals eine solche, katastrophale Lage gäbe, die uns quasi " zwingen " würde um den Zugang zu Ressourcen zu kämpfen, steht " in den Sternen ". Ein aktueller BuPrä sollte seine Inspirationen deshalb lieber in die gegenteilige Richtung offenbaren : Nämlich zum Kräfte bündeln animieren, um eine solche Abhängigkeit rechtzeitg aufzulösen - durch wissenschaftlich - technische Innovationen. :rolleyes: Aber .. wir drehen uns da bereits wieder im Kreis.

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Re: Köhler tritt zurück

Beitrag von NMA »

schelm hat geschrieben:(...)
Wir wollen doch jetzt keinen Semantik - Diskurs führen, oder ?(...)
In den Seiten vorher hat dir der Semantik-Diskurs innerhalb der Aussagen Köhlers noch recht viel Spaß gemacht.
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Re: Köhler tritt zurück

Beitrag von schelm »

Killing Joke hat geschrieben:
In den Seiten vorher hat dir der Semantik-Diskurs innerhalb der Aussagen Köhlers noch recht viel Spaß gemacht.
Um darüber zu diskutieren, warum Köhlers Kritiker ihm mit seinen Aussagen ein Verlassen der Grenzen des GG unterstellten, muß man natürlich dessen Aussagen auch einer Analyse unterziehen, ob sie diese InterpretationsMÖGLICHKEIT boten.

Was ich allerdings überhaupt nicht verstehe, ist dein Kommentar :
"Attacke" hat was vom Hitlerschen Denken
" Attacke " ist schlicht ein anderer Begriff für Angriff, Überfall, Intervention. Und darüber hab ich in der Tat keine Lust zu diskutieren ... ;)

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Re: Köhler tritt zurück

Beitrag von NMA »

schelm hat geschrieben:
Ja, da habe ich auch keine Lust drauf, aber eine Intervention ist für mich eher ein Eingriff als ein Angriff :D :rolleyes: .
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Re: Köhler tritt zurück

Beitrag von adal »

Zuletzt geändert von adal am Freitag 4. Juni 2010, 20:53, insgesamt 2-mal geändert.
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Re: Köhler tritt zurück

Beitrag von Cat with a whip »

Vielleicht weiß er ja aus informierten Kreisen mehr, und plappert nur unbekümmert raus was sich von den sonstigen Mitwissern aus der gehobenen Politikkaste mit Mediendraht niemand aus diskretem Taktgefühl traut auszusprechen.

Vielleicht hat Gauck ja auch ne Stasiakte über Horsti gefunden...das käme fast schon so wie Tauss und seine Kinderfickerfilmchen. :? :D
Zuletzt geändert von Cat with a whip am Freitag 4. Juni 2010, 23:41, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Köhler tritt zurück

Beitrag von adal »

Cat with a whip hat geschrieben: Vielleicht weiß er ja aus informierten Kreisen mehr, und plappert nur unbekümmert raus was sich von den sonstigen Mitwissern aus der gehobenen Politikkaste mit Mediendraht niemand aus diskretem Taktgefühl traut auszusprechen.

Vielleicht hat Gauck ja auch ne Stasiakte über Horsti gefunden...das käme fast schon so wie Tauss und seine Kinderfickerfilmchen. :? :D
Das "Fahnenflucht"-Gerede, auch unter seinen Fans, ist Köhlers Reputation nicht direkt dienlich.
Zuletzt geändert von adal am Freitag 4. Juni 2010, 23:50, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Köhler tritt zurück

Beitrag von Tom Bombadil »

Horst Köhler ist heute im Alter von 81 Jahren gestorben. Ruhe in Frieden.
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Re: Köhler tritt zurück

Beitrag von JJazzGold »

Tom Bombadil hat geschrieben: Samstag 1. Februar 2025, 13:50 Horst Köhler ist heute im Alter von 81 Jahren gestorben. Ruhe in Frieden.
Ein Mann mit wissendem Weitblick auf Afrika.
Ich hoffe, er hatte bis zuletzt ein erfülltes Leben.
Kwaheri, Bw. Köhler
Die gefährlichste aller Weltanschauungen ist die der Leute, welche die Welt nie angeschaut haben.
Alexander Freiherr von Humboldt

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