http://www.zeit.de/2012/34/DOS-Gefaengn ... and-GewaltDeutsche Gefängnisse sind ein rechtsfreier Raum: Dort wird misshandelt, vergewaltigt, getötet.
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Da ist ein junger Mann. Er hat nicht viel angestellt. Ein bisschen gelogen und gestohlen. Deshalb kam er für einige Monate in ein nordrhein-westfälisches Gefängnis. Dort gab es Vollzugsbeamte, gab es Pfarrer, Sozialarbeiter, Psychologen, wie überall, und wie überall viel zu wenige. Jedenfalls bekam niemand mit, dass der junge Mann von seinen Mithäftlingen gefoltert wurde, unvorstellbar grausam, stundenlang. Am Ende war er tot, die Zimmerkameraden hatten ihn erhängt. Die Schwester des jungen Mannes sagt, das System Gefängnis habe ihren Bruder umgebracht. Doch das System will so was nicht hören. Die Schwester sagt: Wichtig war nur, dass die Aufregung rasch wieder vorbeigeht und dass alles bleibt, wie es ist.
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Da ist der Chef einer Berliner Haftanstalt, der während des Gesprächs mit der ZEIT sagt: »Natürlich geschehen in diesem Moment Straftaten in meinem Gefängnis. Diebstahl, Drogen, Gewalt. Natürlich. Diese Wahrheit müssen wir alle akzeptieren.« Dieser Gefängnisdirektor ist ein vernünftiger, kluger Mann. Kein Zyniker. Man kann seine Wahrheit durchaus als Hilfeschrei verstehen. Doch man kann sicher sein, das System wird diesen Hilfeschrei nicht hören.
Gefängnisse müssten doch per Definition die sichersten Einrichtungen überhaupt und vor allem vollkommen drogenfrei sein.
Was läuft hier in der Organisation falsch, dass solche Zustände herrschen, wer ist daran Schuld? und vor allem: Was muss getan werden?