JJazzGold hat geschrieben: ↑Dienstag 16. Januar 2024, 07:40
Ich hätte gerne als Einstieg zu einem fairen Preis-Leistungsverhältnis einen Preis von EUR 2,80 für ein Pfund Butter, einen Liter Milch und EUR 3,00 für einen Viertellitel Sahne, EUR 0,50 für ein Ei, EUR 5,00 für ein Brot und nicht unter EUR 30,00 für ein Kilo Fleisch für ganz Deutschland.
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Ein sehr lobenswerter Lösungsansatz...

- Wenn du jetzt auch noch eine Idee hast, wie diese höheren Preise auch bei den Bauern selbst ankommen können und nicht in den Kontotaschen der preisbestimmenden Handelsketten wie Aldi, Lidl, Edeka etc. und einigen Molkereikonzernen bzw. großen fleischverbeitenden Konzernen, die die Preise und Erlöse der Bauen bestimmen und diktieren, bin ich sofort bei dir.
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Das Problem ist ja, daß die deutsche Gurke vom Gemüsebauern (als Familienbetrieb), von dem ich z.b. meine Salatgurken oder Zucchini kaufe, unter 45 Cent von diesem nicht rentabel zu erzeugen ist. Obwohl sogar ein kleinerer Edekafilialbetrieb bereit ist, dessen Gurken auch im Sortiment zu führen, für ca. 0,85 bis 0,95 Cent je Stück. Allerdings liegen nebenan im Regal auch spanische Gurken für 30-39 Cent das Stück, die Edeka für rund 9 Cent je Stück aus ESP en gros importiert.
Der Landwirt hat mir gesagt, daß er Gemüsebau aufgeben wird, weil er gegen diese ausländischen Dumpingpreise nicht konkurrieren kann, kein Mensch oder nur sehr wenige, wie ich, bereit sind, seine teure Gurke zu kaufen, wenn die spanische Gurke nur 1/3 bzw. die Hälfte kostet. Noch dazu versehen mit einem obskuren EU-Bio-Label, auf das als Dünger Fäkalien geschüttet wurden, deren biologische Provenienz alles andere als "bio" ist.
Erschwerend sei, so sagt er, dieser dumme Bauer, der zu blöd ist, nicht mit der Zeit gehen, daß er seinen saisonalen Erntekräften faire Entlohnung und Arbeitsbedingungen (nebst ordentlichen Unterkünfte während der Erntezeit) bieten will. Die Kosten dafür sind natürlich wesentlich höher, als das Lohn- und Ausbeutungsdumping ital. oder spanischer Großerzeuger und Sklaventreiberbetriebe, die afrikanischen Tagelöhnern oft nicht einmal die menschenunwürdigen Dumpinglöhne auszahlen, sondern sie unter Drohungen zuweilen auch noch um dieses erbärmliche Verdienst prellen. Unter den Augen einer EU, die das duldet und zudem gegenüber den Preisdiktaten der großen (deutschen) Handelsketten machtlos ist.
Deine Preise, wenn sie halbwegs fair auch einen existenzsichernden oder kaufmännisch relevanten Ertrag für die Nahrungsmittelerzeuger der deutschen Landwirtschaft ergeben sollen, der Subventionen überflüssig machen würde, bedeutet nämlich zunächst und zuvorderst Erzeugerpreisgarantien für die Landwirte...oder anders herum gesagt, einen staatliche (deutschen) Eingriff in die fast schon monopolartige Preisgestaltungsmacht der Handels- und Nahrungsmittelkonzerne. Also nix freie Marktwirtschaft, die das regellt, sondern staatliches Preidiktat mit festgesetzten Mindestpreisen für die jeweiligen Grundnahrungsmittel wir Gemüse, Fleisch und Milchprodukte.
Wobei noch das EU-Dilemma dazukäme, das so gut wie nicht durchsetzbar ist, EU-weite Billigproduktionen ebenfalls auf das teure deutsche Preisniveau angehoben werden müssten.
Es ist einfach utopisch, ohne wesentliche EU-weite Angleichungen und Vorgaben sowohl hinsichtlich der steuerlichen Grundlagen, einheitlich gleichgeltender Auflagen für Produktions- und Tierhaltungsbedingungen, nachaltiger Umweltstandards wie etwa Düngevorschriften, möglichst schondender und sparsamer Grundwassernutzung usw. durchzusetzen. von einer Vereinheitlichung EU-weit geltender gleicher Lohnstandards und entsprechend gleichlautenden Mindestlöhnen im Landwirtschaftssektor, ganz zu schweigen.
Von daher, ein schöner, Wunsch, dem ich insofern zugetan bin, als ich meine Milch von einem regionalen Erzeugerbetrieb kaufe, der mir den Liter Biomilch für derzeit (noch) 1,90 EUR frei Haus liefert. Und bereits erwähnter Gemüsebauer bei mir in der nächstgelegenen Edekafiliale damit rechnen darf, daß ich Zucchini, Salatgurken aus seiner Produktion kaufe und nicht das obskur billige spanische "Bio-Zeugs", sofern sein Gemüse auch ganzjährig verfügbar ist oder wäre...Retten wird es ihn nicht. Da kann er noch so sehr mit der Zeit gehen oder auch nicht. Was er auch weiss, und sich darüber auch im Klaren ist.
Um es deutlich zu sagen, ich bin absolut gegen staatliche Preiseingriffe und einen ökosozialistischen Staatsdirigismus.
Wenn man im Zuge der Ausrede und grünideologischer Klimaschutzbegründungen das bisherige Subventionskonzept der deutschen Landwirtschaft rasieren will, wird die seit mehr als dreissig Jahren forcierte deutsche Landwirtschaftspolitik - hin zu möglichst riesenhaften Agrargroßbetrieben - weitergehen und eben, wie das Agrarwissenschaftler längst für einen unwideruflichen Fakt einstufen, zu einer Schrumpfung der landwirtschaftlichen Betriebe in D führen, von derzeit noch ca. 260.000 Betrieben zu verbleibenden 100.000 Betrieben in 2040. Die dann aber mindestens 200 bis 300 ha Betriebsgröße haben müssen.
Die Frage ist allenfalls, wieweit Deutschland also bereit ist, als Industriekoloß und EU-Exporthäuptling sein Bauernopfer(n) als EU-Konzession an andere nicht so industriestarke EU-Länder, fortzuführen und die Eigenversorgungssicherheit bei wichtigen Grundnahrungsmittelnin in fremde Hände legen will. Deren Interessen aber preislich keineswegs dem bisherigen low-cost-Niveau in D entsprechen müssen. Zumindest nicht auf mittlere und längere Sicht.
Kann man schon so machen. Landwirtschaft auf dem grünen Klimaschutzaltar oder auch dem der freien Marktwirtschaft ohne Subventionen zu opfern.
Landwirtschaft genauso wie den Bergbau als totgerittenes Pferd zu behandeln. Eine Branche, die einfach zu dumm ist, sich den modernen Zeiten und innovativen Produktionsbedingungen anzupassen, wie hier einige Schlaumeier wissen. Denen die "Planungssicherheit" quer in ihrem "blabla"-Hals liegt. Obwohl sie mutmaßlich noch nie als Einzelunternehmer, schon gar nicht in der Landwirtschaft, ihr Brot verdienen mussten.