Ove Haithabu hat geschrieben: ↑Samstag 17. Juni 2023, 19:35
Sicher lohnt es sich, seine Einschätzung zu lesen. Man kann seiner Einschätzung aber auch klar wiedersprechen wenn man diese gelesen hat.
Herr von Dohnanyi meint also "Er (Herr Putin) wollte nur die Ukraine nicht in der Nato ..." Diese Einschätzung teile ich z. B. nicht. So wie ich es sehe, hat Herr Putin mit seinem Feldzug ganz andere Ziele als das Unterbinden der NATO-Osterweiterung im Sinne.
Sehr richtig. Die Garantie, dass die Ukraine nicht der Nato beitritt, hätte Putin auch ohne Krieg haben können. Selenskyj hat das sogar noch nach dem Beginn des russischen Angriffs angeboten.
Er hat ja auch andere Ziele agegeben. Ziele, die gar nicht verhandelbar waren wie (z. B. Entnazifizierung der Ukraine) da sie gar nicht stimmen. Tschetschenien, Georgien, Syrien ... Unter Herr Putin gab es auch ohne Ukraine und ohne NATO mehr Krieg (bzw militärische Spezialoperationen) als Frieden. Zumal sich vor dem Krieg gar kein Ukraine-Beitritt zur NATO abgezeichnet hatte. Und auch die Annahme dass Herr Putin die NATO nicht an seiner Grenze wolle ist falsch; Herr Putin dachte sich maximal "Bevor sich die NATO irgendwann die Ukraine holt, hol ich mir die Ukraine jetzt noch jetzt selber". Damit hätte er die NATO aber eh an seiner Grenze gehabt. Ich würde sogar behaupten dass wenn die Ukraine in der NATO gewesen wäre, ein anderes Land wie z. B. Georgien "entnazifiziert" hätte werden müssen.
Herr Putin bekommt innenpolitisch nichts auf die Kette. Sein Land will eine Weltmacht sein, lebt aber hauptsächlich vom Abbau und Export von Bodenschätzen. Bei jeder Wahl muss mehr betrogen werden und es werden immer mehr Oppositionspolitiker weggesperrt. Wenn er so toll wäre könnte er sich auch einfach durch freie Wahlen bestätigen lassen. Es ist in der Geschichte nicht dass erste mal das jemand extern einen Konflikt vom Zaun bricht um intern die Leute hinter sich zu einen oder als der Held dazustehen, der andere Länder erobert. Herr Putin hat mehrmals erwähnt dass er den Zusammenbruch der Sovjetunion bedauert. Wenn jamend das flächenmäßig größte Land der Welt hat, es ihm aber nicht groß genug ist, wie will man denn mit so einem verhandeln ?
Im Vorfeld des Krieges haben sich viele Politiker der Welt in Moskau die Klinke in die Hand gegeben um Herrn Putin davon zu überzeugen, nicht anzugreifen. Die Aussage "(Herr Putin) wollte verhandeln aber der Westen war dazu nicht bereit." ist meiner Menung nach sehr weit hergeholt.
Von Dohnanyi hält an einer Vorstellung fest, die sich seit dem Beginn der Entspannungspolitik in fast der gesamten politischen Landschaft in Deutschland sehr stark verfestigt hat. Dass wir 77 Jahre Frieden hatten und dass die Sowjetunion letztlich mit "friedlichen Mitteln" überwunden werden konnte, werten auch heute noch viele Menschen als Beweis dafür, dass man alle Probleme auf dem Verhandlungsweg lösen kann. Seit Putin gilt das aber alles nicht mehr. In Putins Gedankenwelt ist Gewalt die Lösung für alle Probleme.