erfindungsreicher Gewinner: Quo vadis"?

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Der Neandertaler
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erfindungsreicher Gewinner: Quo vadis"?

Beitrag von Der Neandertaler »

Eines schönen Tages ... oder besser: eines schönen hellen Abends - es war der restlich verbliebene Schnee, der das noch vorhandene Licht reflektierte. Wir saßen also mal wieder am Lagerfeuer und sannen über uns und unsere Umwelt nach. Mein Großvater erzählte, sein Großvater hätte in seinen jungen Jahren bei einem Streifzug einen Teil eines Tierskelettes gefunden, das allerdings zu keinem Tier paßte, welches seinerzeit existierte - der vermutliche Schädelknochen zeigte ein Horn-Ansatz auf. Sodann kreisten seinen Gedanken um den Umstand, warum das unförmige Tier starb, warum eine gesamte Tierpopulation ausstarb?
  • ... und da sage noch jemand, unsere Gedanken kreisten nur um uns!
Was ihn aber besonders faszinierte oder bedrückte: es muß viel größer gewesen sein ... ob es vielleicht noch irgendwo unerkannt im Untergrund lauert und auf unachtsame Beute wartet?

Angesichts der sich schon damals verändernden Umwelt und der immer geringer werdenden Tierherden, so daß schon Mitglieder anderer Clans wegen Hunger sterben mußten, kam er zu dem Schluß, schuld sei vielleicht die Umwelt und das Klima. Unsere Vor-Vor-Vorfahren hatten nur soviel gejagt, wie sie letztlich zum Leben benötigten, besonders, die Älteren weden sich erinnern, auch nur das, was ihnen gerade vor die Speerspitzen lief - also keine Massentierhaltung. Das war, was heute als innovativ gilt.

Heute haben sich Umstände geändert: Die Menschen sind mehr geworden - alle wollen ernährt werden, man (oder auch Frau) ist bequemer geworden, erfindungsreicher, aber innovativer ....? Also erfand man einerseits Ackerbau und Tierhaltung, Massentierhaltung, und andererseits den chemischen Pflanzenschutz.

Wir haben dem grazilen Afrikaflüchtling, dem es dort zunehmend lebensfeindlicher wurde - zu warm, zu tocken, und dem Europa temperaturmäßig gerade angenehm erschien, versucht, nachhaltigen Umgang mit der Natur beizubringen - was ja auch teilweise gelang, aber eben nur in homöopathischer Dosierung fruchtend. Er aber meinte, mit seiner Intelligenz könnte er Erfindungen zum Wohle der Menscheit zustande bringen. Intelligenz, Erfindungen, daß ich nicht lache - sie waren teilweise nur Verbesserungen unserer Gebrauchsgegenstände. Erfindungen haben aber nunmal die Eigenschaft, daß sie um der Bequemlichkeit seiner Erfinder und der Gesellschaft ersonnen wurden, wobei sich diese aber weniger um deren Folgen und Beseitigung kümmern. Wir haben zwar das Feuer nicht erfunden, aber genutzt. Aber wir haben damit auch keine Maschinen angetrieben - wie auch, Maschinen gab es ja noch nicht. Wir benötigten auch keine Autos, Flugzeuge, ect., um uns fortzubewegen - wir liefen halt, wir bewegten uns, und kamen trotzdem an. Gut, es dauerte halt etwas länger, um etwa in ein anderes Land zu gelangen, aber wir hatten ja Zeit. Schau uns an, wir sind zwar kleiner, aber kräftig. Nicht so fruchtbar, aber bis dato nicht nur zeitlich erfolgreicher.

Heute wissen wir, das Teilskelett war das eines "Protoceratops hellenikorhinus". Protoceratops war rund 1,8 bis 2 m lang, Schulterhöhe: ca. 75 cm, konnte bis zu 1,4 t schwer werden und lebte in der Mongolei, der Oberkreidezeit (vor etwa 110 bis 66 Millionen Jahre). Mit seinem Papageienschnabel weidete er niedriges Grünzeug ab, war also Pflanzenfresser - aber das wußte mein Vorfahre nicht ... er konnte es nicht wissen, es gab ja noch kein Internet. Protoceratops starb, wie viele der damaligen Dinos, vor etwa 66 Millionen Jahren aus, vemutlich durch einen Meteroiteneinschlag - 75 Prozent der damals existierenden Tiere starben aus. Auch gab es in der Erdgeschichte schon mindestens fünf Massensterben - einige Male ging es plötzlich steil bergab, jedesmal starben bis zu 95 Prozent der Tier- und Pflanzenwelt aus, jedoch: jedes Mal entfaltete sich anschließend ein neuer Artenreichtum. Die vorerst letzte bekannte globale Katastrophe ereignete sich im Kreide-Tertiär - vor rund 66 Millionen Jahren. Sie vernichtete rund 75 Prozent aller Arten - darunter auch das meines Vorfahren gefundene Tier.

Auch ist heutzutage bekannt, daß es in der Erdgeschichte schon immer Klimaschwankungen gab. Zeiten wechselten zwischen starker Vereisung und extrem höheren Treibhausklimaten - einige führten sogar zum Aussterben von Flora und Fauna. Mal waren es Schwankungen der Solarkonstante und astronomische Abweichungen, die das Klima auf der Erde beeinflußten. Spürbare Veränderungen der Sonneaktivität sowie Veränderungen der Erdoberfläche - Plattentektonik, mit der Bildung neuer Gebirge und Veränderungen der Meeresströmungen, waren ebenso Verursacher wie auch Vulkanismus, Änderung des irdischen Magnetfeldes oder Einschläge von Meteoriten. Alles dies sind aber natürliche Ursachen!

Nun könnte Homo sapiens, der Gewinner des letzten Massensterbens, der mögliche Verursacher eines sechsten Massenaussterbens sein. Verursacht, durch Benutznung fossiler Brennstoffe, was folglich zu einem Klimawandel mit höheren Temperaturen führt. In Anbetracht der vorherigen fünf Massensterben und der nachfolgenden Erholung von Flora und Fauna:
  • Entwarnung?
Zumal ein Klimawandel, eine wärmere Zukunft ja auch Vorteile hat:
  • man müßte weniger heizen.
  • Sowohl Grönland als auch die Arktis mit seiner Nordwestpassage würde eisfrei. Man könnte beides wirtschaftlich nutzen - etwa durch Mineralienabbau in der Arktis.
Allerdings könnte eine eisfreie Arktis, ge- und benutzt durch Wirtschaft und Tourismus, katastrophale Auswirkungen auf das Klima- und Ökosystem haben. Auch dürfte das schmelzende Eis den Klimawandel noch beschleunigen. Letztlich würde sich das Klima der gesamten Nordhalbkugel ändern. Durch Abnahme der Geschwindigkeit des Jetstreams werden auch manche Wetterlagen in Deutschland beeinflußt. Lang anhaltende Hitzeperioden mit Trockenheit und Starkregen wären die Folge. Ebenso dürfte das Hochgeschwindigkeitswindband im Winter zeitweise klirrend kalte Polarluft nach Mitteleuropa bringen.

Ein Aussterben einzelner Tierarten, wie auch der Klimawandel selbst, dürfte bei der Intelligenz und dem Erfindungsreichtum des Homa Sapiens kein unlösbares Problem sein - man würde halt, wie etwa in China geschieht, die Pflanzen von Menschenhand bestäuben.

Und dafür haben wir nun Homo Sapiens das Feld überlassen??? Tss, tss, tss ... Laß Dir gesagt sein, Du bewegst Dich auf dünnem Eis.
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Seidenraupe
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Re: erfindungsreicher Gewinner: Quo vadis"?

Beitrag von Seidenraupe »

Die Arktis im Norden unserer Erde vereiste erst vor historisch kurzer Zeit -- also beginnend vor etwas 3,5 Millionen Jahren.

damals nannte es noch niemand Klimakatastrophe , der Mensch - homo sapiens -- begann seine Entwicklung erst etwas später

Ich finde es ungemein beruhigend, dass der Planet Erde über Millionen von Jahren, allen Klimakatastrophen zum Trotz, mit oder ohne uns Menschen, Leben hervorgebracht hat und hervorbringen wird.
Wer Ironie findet, kann sie behalten. Wer nicht, sein/ihr Problem.

„Wenn man merkt, daß der Gegner überlegen ist und man Unrecht behalten wird, so werde man persönlich, beleidigend, grob.“
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Schnitter
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Re: erfindungsreicher Gewinner: Quo vadis"?

Beitrag von Schnitter »

Seidenraupe hat geschrieben: Montag 24. Oktober 2022, 00:56 damals nannte es noch niemand Klimakatastrophe , der Mensch - homo sapiens -- begann seine Entwicklung erst etwas später
Wie geil ist das denn :-)
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Der Neandertaler
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Re: erfindungsreicher Gewinner: Quo vadis"?

Beitrag von Der Neandertaler »

Haalo Seidenraupe.
Mein Vater erzählte mir mal beim abendlichen Speerschnitzen, daß er als Jugendlicher bei einem leicht zähen Stück Mammut - wir konnten zwar das Fleisch recht gut durchbraten, mußten aber auch mal was Neues versuchen, schließlich wollten wir der Nachwelt etwas zur "Paleo-Diät" entgegensetzen: low carb und völlig Paleo-getreu, ... also: bei dieser Gelegenheit erwähnte mein Vater, daß er nebenbei mitbekommen hat, wie man sich erzählte, daß das Klima zu verschiedenen Zeiten schon immer geschwankt hat - von extremer Kälte bis zu erhöhter Trockenheit mit zunehmender Ausbreitung einer Steppenlandschaft. Dabei vergaß er nicht zu erwähnen, daß er das chronologisch nicht mehr so genau auf die Reihe bekäm, da mit zunehmenden Alter das Gedächtnis verblaßt - schließlich galten Neanderthaler schon mit durchschnittlich 30 Jahren als "Alt", und mit Mitte 40 war er schon weit darüber hinaus. Aber er sagt, daß er im Geschichtsunterricht gelernt hat, daß in den bisher rund 250.000 Jahren des Neandertalerdaseins "Eiszeiten" mit Warmzeiten abwechselnd auftraten, wobei die Anpaßungszeiten an die Warmzeiten jeweils etwa 10.000 bis 15.000 Jahre andauerten, also genug Zeit, sich an die veränderten Umweltbedingungen anzupassen.

Genau konnte er sich aber an die Schilderung seines Großvaters erinnern, der immer betonte, daß zum Höhepunkt der letzten "Eiszeit", vor rund 20.000 Jahren, weite Teile der Nordhalbkugel von Gletschern bedeckt waren und die globale Mitteltemperatur auf dem Höhepunkt rund 6,1 Grad niedriger als im jetzigen Zeitalter lag. Es gab bis zu drei Kilometer mächtige Eisschilde, der Meeresspiegel lag etwa 130 Meter unter dem heutigen Niveau. Diese "Eiszeit" endete vor etwa 11.000 Jahren. Es begann eine Warmzeit innerhalb eines Eiszeitalters, welches schon vor etwa 2,5 Millionen Jahren begann und bis heute andauert.

Parallel zur nachfolgenden Erwärmung der Gewässer auf der Südhalbkugel und ansteigenden Wassertemperaturen ist dort das See-Eis zurückgegangen, was ja bekanntlich weniger Sonnenstrahlung wieder in den Weltraum zurück reflektiert. Beides hatte globale Auswirkungen: Erwärmung durch eine Tiefseeströmung setzte mehr Klimagas frei, was nachfolgend zu erhöhten Kohlendioxidwerte führt. Die Gletscher aus Mitteleuropa erfuhren einen Rückgang.

Seither korrespondiert eine allmählichen Vergletscherung der Antarktis, die vor rund 34 Millionen Jahren begann, mit der verstärkten Eisbildung der Arktis vor rund 2,6 Millionen Jahren. Auf meine Frage hin, wie sich das alles auf die Tierwelt ausgewirkt hat, meinter nur, ich solle mich umschauen, je wärmer es wird, desto weniger Mammuts, Bären, etc. Jede drastische Klimaänderung hatte für eine ganze Reihe von Arten der Tier- und Pflanzenwelt Folgen gehabt. Erst wurden sie immer weniger, dann starben einige aus. Aber immer war das auch ein Neubeginn für andere Arten. Als etwa die Dinos ausstarben, war eben Platz für die Säugetiere, wozu ja auch wir gehören.

Wenn das aber so weitergeht mit der Klimaerwärmung (der fruchtbarere Homo Sapiens war schon in Sichtweite der europäischen Ebene), wird in einigen Jahren (mir schien, nun phantasierte er doch etwas viel ... zu viel) ... so in einigen 10.000 Jahren wird die Arktis eisfrei sein.

Zum Schluß meinte er noch, ich solle meine Sachen packen, falls wir recht schnell nach Sibirien aufbrechen müssen; wegen dem Klimawandel und wegen dem Spätaussiedler.
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Seidenraupe
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Re: erfindungsreicher Gewinner: Quo vadis"?

Beitrag von Seidenraupe »

Der Neandertaler hat geschrieben: Mittwoch 26. Oktober 2022, 16:04 Haalo Seidenraupe.
Mein Vater erzählte mir mal beim abendlichen Speerschnitzen, daß er als Jugendlicher bei einem leicht zähen Stück Mammut -
Deine Geschichte ist sehr schön.

Weisst du, ich muss da manchmal an einen überschaubar großen Gebirgsstock in den Alpen denken. Das Steinerne Meer. Die vielen, vielen
200.000 Millionen Jahre alten Fossilien, denen du da auf Schritt und Tritt in über 2000 m üNN begegnest. Irre.
Was muss das für eine Katastrophe gewesen sein, als sich der Meeresgrund bis in diese Höhen erhob.

Wären wir damals schon Gestalter der Erde gewesen, wir hätten es mit aller Macht versucht aufzuhalten. Jemand hätte dem Meeresboden ein erregtes, verständnisloses, zorniges "how dare you" zugerufen.

Ich will nicht leugnen (man wird ja zu leicht zu den Leugnern gerechnet) dass mir der Klimawandel vom Menschen angetrieben vorkommt und zu schnell geht. Ich will nicht leugnen, dass die Luft früher schon mal besser war. Also als noch nicht die ganzen Karawanen aus metallenen Kisten am Boden entlangzogen und metallene Vögel den Himmel bevölkerten.

Aber leider starben die meisten Menschen, wie dein Vater, damals sehr früh. Heute leben sie trotz der dreckigen Luft doppelt so lange....
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