Noch nie war Deutschland so gespalten...

Moderator: Moderatoren Forum 2

Ogmios
Beiträge: 247
Registriert: Samstag 24. September 2022, 10:52

Re: Noch nie war Deutschland so gespalten...

Beitrag von Ogmios »

Das Problem besteht darin, dass "Gesellschaft" heute nicht mehr aus Individuen mit unterschiedlichen, aber in einigen Punkten gemeinschaftsfähigen Interessen besteht, sondern aus Gruppen mit völlig inkompatiblen Identitäten, die nicht mehr zum Interessenausgleich fähig sind, sondern diese machtpolitisch um jeden Preis durchsetzen möchten.
Benutzeravatar
relativ
Beiträge: 41534
Registriert: Dienstag 17. Juli 2012, 10:49
user title: Relativitätsversteher
Wohnort: Pott

Re: Noch nie war Deutschland so gespalten...

Beitrag von relativ »

Ogmios hat geschrieben: Donnerstag 20. Oktober 2022, 11:41 Das Problem besteht darin, dass "Gesellschaft" heute nicht mehr aus Individuen mit unterschiedlichen, aber in einigen Punkten gemeinschaftsfähigen Interessen besteht, sondern aus Gruppen mit völlig inkompatiblen Identitäten, die nicht mehr zum Interessenausgleich fähig sind, sondern diese machtpolitisch um jeden Preis durchsetzen möchten.
Stimme ich zu, der Eindruck, daß es vielerorts nur noch darum geht seine max. Forderung durchzusetzen verstärkt sich.
Meine Eindruck und Beobachtung ist, daß das Individuum fordernder geworden ist und dies in allen Belangen , ob gegenüber der Politik , dem Partner, oder der Gesellschaft (des Staates). Ich denke das ist ein Produkt der Wohlstandsgesellschaft.
Das Banale braucht man nicht zu schälen.
Benutzeravatar
Dark Angel
Moderator
Beiträge: 23386
Registriert: Freitag 7. August 2009, 08:08
user title: From Hell

Re: Noch nie war Deutschland so gespalten...

Beitrag von Dark Angel »

jorikke hat geschrieben: Mittwoch 19. Oktober 2022, 20:14 Ein Streit darüber ist doch gar nicht vonnöten. Schoko... fühlt sich eben als einsamer "Denker" als normal, du D.A. leitest den Normalbegriff eher von einer mehrheitlichen Meinung ab.
(So würde ich das im allgemeinen Sprachgebrauch auch sehen)
Das kann man doch gegenseitig akzeptieren.
S. sollte aber auch akzeptieren als leicht wunderlicher Überhebling wahrgenommen zu werden.
Ist der Preis für individuelles anders sein. Akzeptiert aber belächelt.
Stimmt, ich leite den Normalbegriff von der Mehrheitsmeinung ab, denn genau das bringt er zum Ausdruck - wie wahrscheinlich ist das Vorhandensein einer bestimmten Meinung bzw wie häufig wird eine Meinung vertreten.
Ich akzeptiere doch, dass User Schokoschendretzki da eine völlig andere Einstellung vertritt, er muss aber auch einsehen, dass er mit seiner Einstgellung relativ allein auf weiter Flur steht. Das tur er jedoch nicht, sondern erhebt m.M.n. seine Einstellung zur Allgemeingültigkeit und das wiederum kann ich nicht akzeptieren.
Gegen die menschliche Dummheit sind selbst die Götter machtlos.

Moralische Entrüstung ist der Heiligenschein der Scheinheiligen
Benutzeravatar
schokoschendrezki
Beiträge: 20831
Registriert: Mittwoch 15. September 2010, 16:17
user title: wurzelloser Kosmopolit
Wohnort: Berlin
Kontaktdaten:

Re: Noch nie war Deutschland so gespalten...

Beitrag von schokoschendrezki »

Dark Angel hat geschrieben: Donnerstag 20. Oktober 2022, 12:11 Stimmt, ich leite den Normalbegriff von der Mehrheitsmeinung ab, denn genau das bringt er zum Ausdruck - wie wahrscheinlich ist das Vorhandensein einer bestimmten Meinung bzw wie häufig wird eine Meinung vertreten.
Ich akzeptiere doch, dass User Schokoschendretzki da eine völlig andere Einstellung vertritt, er muss aber auch einsehen, dass er mit seiner Einstgellung relativ allein auf weiter Flur steht. Das tur er jedoch nicht, sondern erhebt m.M.n. seine Einstellung zur Allgemeingültigkeit und das wiederum kann ich nicht akzeptieren.
Dann habe ich mich missverständlich ausgedrückt. Und sage es nochmal explizit: Ich habe kein Interesse daran, meine eigenen Einstellungen zur Allgemeingültigkeit zu erheben. Im Gegenteil.

Nur allerdings: Die Tatsache, dass die gesellschaftlichen Wandlungen in jüngerer Zeit (und damit meine ich so ungefähr die letzten 100 Jahre) auf - wie es bei Reckwitz heißt - eine Präferenz für Singularität, Einmaligkeit, Herausgehobenheit usw. hinauslaufen, ist eine objektiv und empirisch nachweisbare Tatsache. Ebenso wie die Gegenreaktion in Form von wachsendem politischem Konservatitvismus.
Ich habe nie in meinem Leben irgendein Volk oder Kollektiv geliebt ... ich liebe in der Tat nur meine Freunde und bin zu aller anderen Liebe völlig unfähig (Hannah Arendt)
Benutzeravatar
schokoschendrezki
Beiträge: 20831
Registriert: Mittwoch 15. September 2010, 16:17
user title: wurzelloser Kosmopolit
Wohnort: Berlin
Kontaktdaten:

Re: Noch nie war Deutschland so gespalten...

Beitrag von schokoschendrezki »

Ogmios hat geschrieben: Donnerstag 20. Oktober 2022, 11:41 Das Problem besteht darin, dass "Gesellschaft" heute nicht mehr aus Individuen mit unterschiedlichen, aber in einigen Punkten gemeinschaftsfähigen Interessen besteht, sondern aus Gruppen mit völlig inkompatiblen Identitäten, die nicht mehr zum Interessenausgleich fähig sind, sondern diese machtpolitisch um jeden Preis durchsetzen möchten.
Richtig. Ganz aktuell mal die politischen Entwicklungen in UK betrachten.

In Deutschland gab es irgendwann mal in einer gefühlsmäßig weit zurückliegenden Vergangenheit den Begriff "Verfassungspatriotismus". Ich höre ziemlich viel und oft politische Analysen, Reportagen, Kommentare usw. Aber ich glaube, dass ich diesen Begriff in den letzten 30 Jahren vielleicht und höchstens ein, zweimal vernommen hab. "Verfassungspatriotismus" meinte im Kern, dass das Grundgesetz der Bundesrepublik nicht nur ein über Mehrheitsbeschlüsse verabschiedetes zentrales Rechtsdokument sondern auch ein gemeinsam vertretenes Leitbild der Bürger der Bundesrepublik sein sollte. So wie früher mal "Nation". Der Begriff "Freiheitlich Demokratische Grundordnung" hat diesen empathischen Touch nicht so ganz und betrifft auch eher die nicht veränderbaren Teile der Verfassung, diese sogenannten Ewigkeitsklauseln. So verstehe ich es jedenfalls. [/i]Ich. Persönlich. In meinen begrenzten Auffassungsmöglichkeiten[/i]. Nur um Aufgeregtheiten zu vermeiden. Warum der Begriff "Verfassungspatriotismus" aus der Mode gekommen ist und was das eventuell mit Spaltung Deutschlands in Ost und West zu tun haben könnte ... darüber könnte man ja mal nachdenken. Meine persönliche, (subjektive!) Meinung dazu ist: Dass es da keinen kausalen Zusammenhang gibt sondern dass die weltpolitische Wende von 1990 und das Verblassen solcher Begriffe nur die Folge ein- und derselben Ursachen ist. Dem endgültigen Ende der Nachkriegswelt. Und dem Beginn der Welt des 21. Jahrhunderts. Deren Strukturen sich nur erst allmählich abzuzeichnen beginnen.
Ich habe nie in meinem Leben irgendein Volk oder Kollektiv geliebt ... ich liebe in der Tat nur meine Freunde und bin zu aller anderen Liebe völlig unfähig (Hannah Arendt)
Benutzeravatar
sünnerklaas
Beiträge: 21429
Registriert: Donnerstag 10. August 2017, 15:41

Re: Noch nie war Deutschland so gespalten...

Beitrag von sünnerklaas »

Ogmios hat geschrieben: Donnerstag 20. Oktober 2022, 11:41 Das Problem besteht darin, dass "Gesellschaft" heute nicht mehr aus Individuen mit unterschiedlichen, aber in einigen Punkten gemeinschaftsfähigen Interessen besteht, sondern aus Gruppen mit völlig inkompatiblen Identitäten, die nicht mehr zum Interessenausgleich fähig sind, sondern diese machtpolitisch um jeden Preis durchsetzen möchten.
Absolut korrekt.
Selbst kleinste Kompromisse sind oft nicht nur nicht mehr möglich, sie grenzen an "Verrat".
Benutzeravatar
sünnerklaas
Beiträge: 21429
Registriert: Donnerstag 10. August 2017, 15:41

Re: Noch nie war Deutschland so gespalten...

Beitrag von sünnerklaas »

Sehens- und hörenswert:



Interessant sind die Haltungen: man hat zwar volle Auftragsbücher, der Rubel rollt, der Auftraggeber der Rathaussanierung übernimmt auch die Mehrkosten, die sich durch die Preissteigerungen im Einkauf ergeben - trotzdem geht man "spazieren". Man will auch nicht mehr Geld, man ließe sich nicht "kaufen".
Die Wut richtet sich dabei nicht allein gegen den Ukrainekrieg und dessen Folgen. Auch gegen das "Bürgergeld" richtet sich der Unmut und - das wird auch immer wieder deutlich: gegen die Westdeutschen.
Benutzeravatar
Tom Bombadil
Beiträge: 81180
Registriert: Samstag 31. Mai 2008, 16:27
user title: Non Soli Cedit

Re: Noch nie war Deutschland so gespalten...

Beitrag von Tom Bombadil »

sünnerklaas hat geschrieben: Donnerstag 20. Oktober 2022, 13:23 ...gegen die Westdeutschen.
Das wundert mich jetzt wenig. Wer die Menschen dort immer wie Dreck behandelt, wird das irgendwann zu spüren bekommen. Ganz analog zum Versagen der Deutschen in Sachen Integration von Flüchtlingen und Migranten.
The tree of liberty must be refreshed from time to time with the blood of patriots and tyrants. It is its natural manure.
---
- Don't feed the trolls
- AgD=Alternative gegen Deutschland
- Diffamierer der Linken
Benutzeravatar
Realist2014
Beiträge: 71202
Registriert: Montag 26. Mai 2014, 15:12
user title: Sozialer Marktwirtschaftler
Wohnort: München , Stadt des FC Bayern

Re: Noch nie war Deutschland so gespalten...

Beitrag von Realist2014 »

sünnerklaas hat geschrieben: Donnerstag 20. Oktober 2022, 13:23 Sehens- und hörenswert:



Interessant sind die Haltungen: man hat zwar volle Auftragsbücher, der Rubel rollt, der Auftraggeber der Rathaussanierung übernimmt auch die Mehrkosten, die sich durch die Preissteigerungen im Einkauf ergeben - trotzdem geht man "spazieren". Man will auch nicht mehr Geld, man ließe sich nicht "kaufen".
Die Wut richtet sich dabei nicht allein gegen den Ukrainekrieg und dessen Folgen. Auch gegen das "Bürgergeld" richtet sich der Unmut und - das wird auch immer wieder deutlich: gegen die Westdeutschen.
Kernsatz:

"Wir Ossis haben ein ganz anderes Verhältnis zu den Russen...."

ergänzt von mir:

Ja, wenn die nun halt die Ukraine überfallen, dann müssen wird halt zusehen, die die Ukraine untergeht und keine Waffen liefern.... :dead: :dead: :dead:
Laut Aussage der linken Ideologen sind alle ökonomisch erfolgreichen dumm, und die wahre Intelligenz tritt sich in der untersten ökonomischen Etage auf die Füße.....daher muss diese Etage ausgebaut werden
Benutzeravatar
sünnerklaas
Beiträge: 21429
Registriert: Donnerstag 10. August 2017, 15:41

Re: Noch nie war Deutschland so gespalten...

Beitrag von sünnerklaas »

Tom Bombadil hat geschrieben: Donnerstag 20. Oktober 2022, 13:31 Das wundert mich jetzt wenig. Wer die Menschen dort immer wie Dreck behandelt, wird das irgendwann zu spüren bekommen. Ganz analog zum Versagen der Deutschen in Sachen Integration von Flüchtlingen und Migranten.
Man hat 1990 in Ostdeutschland nicht hören wollen. Mahnungen und Warnungen vor einer übereilten deutschen Einheit gab es mehr als genug. Stattdessen ist man auf die falschen Versprechungen und die falschen Annahmen von Helmut Kohl reingefallen.
Man sollte konstatieren, dass Kohls deutsche Einheit in Teilen vollkommen gescheitert ist.

Hinzu kommt noch ein anderer sehr gravierender Faktor: wenn 20 Mio zu 60 Mio kommen, sind die 20 Mio. immer in der Minderheit. Die 60 Mio sind stets in der Mehrheit und bestimmen, wo der Hase lang läuft und wo der Hammer hängt. Vor allem, wenn die 60 Mio dann quasi auch noch für die 20 Mio Neue zahlen müssen. Kommunalpolitiker und Kämmerer können da ellenlange Klagelieder singen - wenn die Einnahmen, die z.B. für den Erhalt der Infrastruktur benötigt wurden, nicht verwandt werden konnten, weil sie in den Osten flossen.
Benutzeravatar
Tom Bombadil
Beiträge: 81180
Registriert: Samstag 31. Mai 2008, 16:27
user title: Non Soli Cedit

Re: Noch nie war Deutschland so gespalten...

Beitrag von Tom Bombadil »

sünnerklaas hat geschrieben: Donnerstag 20. Oktober 2022, 13:41 ...
qed.
The tree of liberty must be refreshed from time to time with the blood of patriots and tyrants. It is its natural manure.
---
- Don't feed the trolls
- AgD=Alternative gegen Deutschland
- Diffamierer der Linken
Benutzeravatar
Realist2014
Beiträge: 71202
Registriert: Montag 26. Mai 2014, 15:12
user title: Sozialer Marktwirtschaftler
Wohnort: München , Stadt des FC Bayern

Re: Noch nie war Deutschland so gespalten...

Beitrag von Realist2014 »

sünnerklaas hat geschrieben: Donnerstag 20. Oktober 2022, 13:41 Man hat 1990 in Ostdeutschland nicht hören wollen. Mahnungen und Warnungen vor einer übereilten deutschen Einheit gab es mehr als genug. Stattdessen ist man auf die falschen Versprechungen und die falschen Annahmen von Helmut Kohl reingefallen.
Man sollte konstatieren, dass Kohls deutsche Einheit in Teilen vollkommen gescheitert ist.

Hinzu kommt noch ein anderer sehr gravierender Faktor: wenn 20 Mio zu 60 Mio kommen, sind die 20 Mio. immer in der Minderheit. Die 60 Mio sind stets in der Mehrheit und bestimmen, wo der Hase lang läuft und wo der Hammer hängt. Vor allem, wenn die 60 Mio dann quasi auch noch für die 20 Mio Neue zahlen müssen. Kommunalpolitiker und Kämmerer können da ellenlange Klagelieder singen - wenn die Einnahmen, die z.B. für den Erhalt der Infrastruktur benötigt wurden, nicht verwandt werden konnten, weil sie in den Osten flossen.
Hm,

laut deinem obigen Text - sollen wir die Mauer wieder aufbauen?
Laut Aussage der linken Ideologen sind alle ökonomisch erfolgreichen dumm, und die wahre Intelligenz tritt sich in der untersten ökonomischen Etage auf die Füße.....daher muss diese Etage ausgebaut werden
Benutzeravatar
relativ
Beiträge: 41534
Registriert: Dienstag 17. Juli 2012, 10:49
user title: Relativitätsversteher
Wohnort: Pott

Re: Noch nie war Deutschland so gespalten...

Beitrag von relativ »

Realist2014 hat geschrieben: Donnerstag 20. Oktober 2022, 14:04 Hm,

laut deinem obigen Text - sollen wir die Mauer wieder aufbauen?
Echt jetzt das liest du da raus....deiner Suggestivfrage folgend. :rolleyes:
Das Banale braucht man nicht zu schälen.
Benutzeravatar
Realist2014
Beiträge: 71202
Registriert: Montag 26. Mai 2014, 15:12
user title: Sozialer Marktwirtschaftler
Wohnort: München , Stadt des FC Bayern

Re: Noch nie war Deutschland so gespalten...

Beitrag von Realist2014 »

relativ hat geschrieben: Donnerstag 20. Oktober 2022, 15:05 Echt jetzt das liest du da raus...
Ja, denn der Text von sünnerklas ist ja eine Beschreibung warum manche Ossis es so sehen, wie sie es sehen..

.
deiner Suggestivfrage folgend. :rolleyes:
Ja, ob sünnerklas der Meinung ist, das manche Ossis sich dieses wünschen... ( Mauer wieder aufbauen..)

Textinterpretation ist wohl nicht deine Stärke, oder?
Laut Aussage der linken Ideologen sind alle ökonomisch erfolgreichen dumm, und die wahre Intelligenz tritt sich in der untersten ökonomischen Etage auf die Füße.....daher muss diese Etage ausgebaut werden
Benutzeravatar
Dark Angel
Moderator
Beiträge: 23386
Registriert: Freitag 7. August 2009, 08:08
user title: From Hell

Re: Gibt es immer noch 2 Deutschland?

Beitrag von Dark Angel »

schokoschendrezki hat geschrieben: Donnerstag 20. Oktober 2022, 07:21 :p
Na, das würde ich doch mal in Frage stellen. Bzw. das ist - gelinde gesagt! - eine Selbstüberhöhung der Sonderklasse.
Jaa, das was DU betreibst, ist Selbstüberhöhung der Sonderklasse
schokoschendrezki hat geschrieben: Donnerstag 20. Oktober 2022, 07:21Die Gesellschaften - überall auf der Welt - sind in den letzten hundert Jahren in einem rasanten Tempo vielgestaltiger geworden. Klassische Bindungen lösen sich mehr und mehr auf bzw. werden durch neue ersetzt. Das geht bei der klassischen bürgerlichen Mutter-Vater-Kind-Familie los. Die sich zwar nicht aufgelöst hat und auch nicht negativ gesehen werden muss ... die aber eben nur eine Form des Zusammenlebens ist. Ähnlich sieht es mit den Auffassungen über Mann und Frau, über die Geschlechterrollen und sexuellen Orientierungen aus. Auch hier werden die klassischen Sichtweisen eben nur noch als eine von mehreren angesehen.
Und wenn du diesen Genderschwachsinn von "Geschlechterrollen" noch tausendmal wiederholst, wird er nicht wahrer!
Männer und Frauen spielen KEINE Rollen und nehmen auch KEIN irgendwie, von irgendwem zugegegebenes Verhaltensmuster/Rollenverhalten ein, sondern verhalten sich entsprechend ihrer angeborenen (evolutionär erworbenen) geschlechtsspezifischen Verhaltensunterschiede.
Und NEIN - "klassiche Bindungen", i.S.v. biologisch bedingten Bindungsverhalten lösen sich NICHT auf und werden auch nicht durch neue ersetzt! Können gar nicht durch neue ersetzt werden, weil jedes Kind biologisch genau einen Vater und genau eine Mutter hat. Menschen (und nicht nur Menschen) benötigen für ihre Fortpflanzung nunmal zwei verschiedene Fortpflanzungstypen derselben Art.
Es ändern sich keine "Auffassungen über Mann und Frau", weil genetisch determiniert ist, was ein Mann oder eine Frau ist und worin sie sich unterscheiden. Daran ändert auch irgerndwelches dummes Geschwätz vom "gefühlten Geschlecht" nichts
Sexuelle Orientierungen verändern sich NICHT rasant, weil die ANGEBOREN sind und somit NICHT beeinflussbar sind.
Von den 11,5 Mio Familien (Familie = Eltern-Kind-Gemeinschaften) sind gerade mal 7000 gleichgeschlechtliche Familien und 1,5 Mio alleinerziehend.
schokoschendrezki hat geschrieben: Donnerstag 20. Oktober 2022, 07:21Die Tatsache, dass es in den politischen Systemen seit 20, 30 Jahren (fast) überall auf der Welt eine Wende hin zum Konservativismus gibt, bestätigt dies nur. Sie ist als Gegenreaktion auf den Wandel verständlich und erklärbar.
Es gibt keinen Wandel, da ist der Wunsch der Vater des Gedanken. Es gibt lediglich mehr Toleranz gegenüber unterschiedlichen Lebensphilosophien, -planungen und -einstellungen.
Und ganz nebenbei: konservativ (lat. conservare) bedeutet nichts weiter als Bewahrung von etwas was sich bewährt hat, was sich als "tragfähig" erwiesen hat. "Never change a running system!"
schokoschendrezki hat geschrieben: Donnerstag 20. Oktober 2022, 07:21Der Wandel auf der einen und der neue Konservativismus auf der anderen Seite bewirken mehr und mehr eine Polarisierung der Gesellschaft. Grob gesagt in Kommunitaristen auf der einen und Urbane auf der anderen Seite. Um wenigstens hier mal halbwegs beim Thema zu bleiben.
Wenn du schon gegenüber stellen willst, dann musst du schon Kosmopoliten und Kommunitaristen gegenüber stellen und genau das hat Prof. Wolfgang Merkel vor Jahren in einem, von der Friedrich-Ebert-Stiftung, veröffentlichtem Aufsatz gemacht.
Übrigens hat Kommunitarismus nix damit zun tun, WO ein Mensch lebt. Kommunitaristen gibt es unter Städtern (nichts anderes sind Urbane) mindestens genauso viele wie unter Dorf-/Landbewohnern.
Und NEIN - die Konservativen und die Liberalen sind NICHT diejenigen, die die Spaltung und/oder Polarisierung der Gesellschaft bewirken, es sind viel mehr die Kosmopoliten, die "Salon"- und Lifestylelinken als kleine, aber sehr laute Minderheit.
schokoschendrezki hat geschrieben: Donnerstag 20. Oktober 2022, 07:21Ich empfehle dir als Lektüre eines der einflussreichsten Bücher von einem der einflussreichsten deutschen Soziologen der Gegenwart: Andreas Reckwitz: "Die Gesellschaft der Singularitäten. Zum Strukturwandel der Moderne". Und hier vor allem Kapitel eins. Überschrieben mit "Die Explosion des Besonderen"
Überlass es bitte mir, zu entscheiden, wessen Publikationen ich lese! Die Thesen (mehr sind es nicht), die ein Andreas Reckwitz von einer Gesellschaft beschreibt, wie er sie gern hätte, nicht wie sie real existiert, gehören mit Sicherheit nicht dazu.
schokoschendrezki hat geschrieben: Donnerstag 20. Oktober 2022, 07:21Diese Diagnose moderner Gesellschaften enspricht so überhaupt nicht, so ganz und gar nicht dem, was Du in dieser Hinsicht in die Runde wirfst.
Tut mir leid, aber Andreas Reckwitz stellt keine "Diagnose" der (modernen) Gesellschaft, sondern bestenfalls eine ideologisch basierte Interpretation, die unter Soziologen und Politwissenschaftlern kontrovers diskutiert wird.
Reckwitz Thesen sind EINE Sichtweise auf die Gesellschaft, aber nicht DIE Sichtweise und schon gar keine allgemeingültige oder gar keine einzig wahre.
Gegen die menschliche Dummheit sind selbst die Götter machtlos.

Moralische Entrüstung ist der Heiligenschein der Scheinheiligen
Benutzeravatar
jorikke
Beiträge: 9244
Registriert: Samstag 30. Mai 2009, 10:05

Re: Noch nie war Deutschland so gespalten...

Beitrag von jorikke »

sünnerklaas hat geschrieben: Donnerstag 20. Oktober 2022, 13:41 Man hat 1990 in Ostdeutschland nicht hören wollen. Mahnungen und Warnungen vor einer übereilten deutschen Einheit gab es mehr als genug. Stattdessen ist man auf die falschen Versprechungen und die falschen Annahmen von Helmut Kohl reingefallen.
Man sollte konstatieren, dass Kohls deutsche Einheit in Teilen vollkommen gescheitert ist.

Hinzu kommt noch ein anderer sehr gravierender Faktor: wenn 20 Mio zu 60 Mio kommen, sind die 20 Mio. immer in der Minderheit. Die 60 Mio sind stets in der Mehrheit und bestimmen, wo der Hase lang läuft und wo der Hammer hängt. Vor allem, wenn die 60 Mio dann quasi auch noch für die 20 Mio Neue zahlen müssen. Kommunalpolitiker und Kämmerer können da ellenlange Klagelieder singen - wenn die Einnahmen, die z.B. für den Erhalt der Infrastruktur benötigt wurden, nicht verwandt werden konnten, weil sie in den Osten flossen.
Eine Einschätzung, die total an der Wirklichkeit vorbei geht. Kohl hatte begriffen, das Zeitfenster der Einheit ist klein. Die politischen Verhältnisse können sich schnell ändern, dann ist die Chance vertan.
Die ganzen Mahner und Warner hätten es vermasselt.
Kohl hat sich weit aus dem Fenster gelehnt und gewonnen.
Was auch immer man von Kohl hält, das war eine ganz große staatsmännische Leistung.
Benutzeravatar
sünnerklaas
Beiträge: 21429
Registriert: Donnerstag 10. August 2017, 15:41

Re: Noch nie war Deutschland so gespalten...

Beitrag von sünnerklaas »

jorikke hat geschrieben: Donnerstag 20. Oktober 2022, 17:15
Was auch immer man von Kohl hält, das war eine ganz große staatsmännische Leistung.
Für ihn ja. Aber letztendlich ist es dann doch gescheitert. Wenn ich heute höre, dass in der ehemaligen DDR "Ost- Ost- Ostdeutschland!" gebrüllt wird, wenn Leute auf der Straße sind, die 1989 brüllten "Wir sind EIN Volk" und "Deutschland Einig Vaterland", davon heute nix mehr wissen wollen und sich in einem Staat wähnen, der schlimmer wäre, als die DDR...
Kohls Leistung ist zu 100% entwertet. Nix mehr wert.
Benutzeravatar
sünnerklaas
Beiträge: 21429
Registriert: Donnerstag 10. August 2017, 15:41

Re: Noch nie war Deutschland so gespalten...

Beitrag von sünnerklaas »

Realist2014 hat geschrieben: Donnerstag 20. Oktober 2022, 15:12
Ja, ob sünnerklas der Meinung ist, das manche Ossis sich dieses wünschen... ( Mauer wieder aufbauen..)

Textinterpretation ist wohl nicht deine Stärke, oder?
Hör Dir einfach die im Video dokumentierten Aussagen ab.
Benutzeravatar
jorikke
Beiträge: 9244
Registriert: Samstag 30. Mai 2009, 10:05

Re: Noch nie war Deutschland so gespalten...

Beitrag von jorikke »

sünnerklaas hat geschrieben: Donnerstag 20. Oktober 2022, 21:53 Für ihn ja. Aber letztendlich ist es dann doch gescheitert. Wenn ich heute höre, dass in der ehemaligen DDR "Ost- Ost- Ostdeutschland!" gebrüllt wird, wenn Leute auf der Straße sind, die 1989 brüllten "Wir sind EIN Volk" und "Deutschland Einig Vaterland", davon heute nix mehr wissen wollen und sich in einem Staat wähnen, der schlimmer wäre, als die DDR...
Kohls Leistung ist zu 100% entwertet. Nix mehr wert.
Deutschland ist wieder eins.
Einzig das zählt.
Reibungsverluste sind normal bei jahrzehntelanger Parallelentwicklung in unterschiedlichen Systemen.
Die Zeit wird darüber hinweg gehen.
Wenn Straßenpöbel dein Maßstab ist sind deine Ansichten natürlich entsprechend zu werten.
Benutzeravatar
Mendoza
Beiträge: 3690
Registriert: Samstag 14. Juli 2018, 06:28

Re: Noch nie war Deutschland so gespalten...

Beitrag von Mendoza »

sünnerklaas hat geschrieben: Donnerstag 20. Oktober 2022, 21:53 Für ihn ja. Aber letztendlich ist es dann doch gescheitert. Wenn ich heute höre, dass in der ehemaligen DDR "Ost- Ost- Ostdeutschland!" gebrüllt wird, wenn Leute auf der Straße sind, die 1989 brüllten "Wir sind EIN Volk" und "Deutschland Einig Vaterland", davon heute nix mehr wissen wollen und sich in einem Staat wähnen, der schlimmer wäre, als die DDR...
Kohls Leistung ist zu 100% entwertet. Nix mehr wert.
Wenn man eine winzige Minderheit als Maßstab nimmt, dann ist auch die moderne Astronomie gescheitert, weil "die Menschheit" dann heute noch glaubt die Erde wäre eine Scheibe.
Churchill "Dem Kapitalismus wohnt ein Laster inne: Die ungleichmäßige Verteilung der Güter. Dem Sozialismus hingegen wohnt eine Tugend inne: Die gleichmäßige Verteilung des Elends."
Benutzeravatar
relativ
Beiträge: 41534
Registriert: Dienstag 17. Juli 2012, 10:49
user title: Relativitätsversteher
Wohnort: Pott

Re: Noch nie war Deutschland so gespalten...

Beitrag von relativ »

Realist2014 hat geschrieben: Donnerstag 20. Oktober 2022, 15:12 Ja, denn der Text von sünnerklas ist ja eine Beschreibung warum manche Ossis es so sehen, wie sie es sehen..

. ( Mauer wieder aufbauen..)

Textinterpretation ist wohl nicht deine Stärke, oder?
Du kennst deine eigenen "Fragen" nicht mehr.
... sollen wir die Mauer wieder aufbauen?
Ich dachte du wärst kein Ossi oder warum wir?
Das Banale braucht man nicht zu schälen.
Benutzeravatar
sünnerklaas
Beiträge: 21429
Registriert: Donnerstag 10. August 2017, 15:41

Re: Noch nie war Deutschland so gespalten...

Beitrag von sünnerklaas »

Mendoza hat geschrieben: Donnerstag 20. Oktober 2022, 22:09 Wenn man eine winzige Minderheit als Maßstab nimmt, dann ist auch die moderne Astronomie gescheitert, weil "die Menschheit" dann heute noch glaubt die Erde wäre eine Scheibe.
Nach Brexit-Referendum und Trump-Wahl oder der von vielen bis zu, 23. Februar 2022 vehement bestrittenen konkreten Kriegsplanungen Putins wäre ich sehr vorsichtig mit dem Argument des "So-Doof-Ist-Doch-Niemand", dem Hinweis, das wäre nur eine kleine Minderheit, sowas würde keiner jemals machen.
Es gibt diese Strömungen, es gibt diese Leute und es ist naiv, anzunehmen, das Problem durch hochkonzentriertes Wegschauen aus der Welt zu bekommen.
Benutzeravatar
Realist2014
Beiträge: 71202
Registriert: Montag 26. Mai 2014, 15:12
user title: Sozialer Marktwirtschaftler
Wohnort: München , Stadt des FC Bayern

Re: Noch nie war Deutschland so gespalten...

Beitrag von Realist2014 »

relativ hat geschrieben: Freitag 21. Oktober 2022, 00:39 Du kennst deine eigenen "Fragen" nicht mehr.
Ich dachte du wärst kein Ossi oder warum wir?
Lies einfach nochmal.

Gegen deine immer wieder zu lesenden seltsamen Interpretationen ist aber wohl kein Kraut gewachsen ( wird aber dann von dir als "schlechter Diskussionsstil klassifiziert..)

Denn derjenige, an die Frage gerichtet war, hat es ja auch verstanden... ( mit seinem Verweis nochmal in das Video zu schauen..)
Laut Aussage der linken Ideologen sind alle ökonomisch erfolgreichen dumm, und die wahre Intelligenz tritt sich in der untersten ökonomischen Etage auf die Füße.....daher muss diese Etage ausgebaut werden
Benutzeravatar
sünnerklaas
Beiträge: 21429
Registriert: Donnerstag 10. August 2017, 15:41

Re: Noch nie war Deutschland so gespalten...

Beitrag von sünnerklaas »

jorikke hat geschrieben: Donnerstag 20. Oktober 2022, 22:01 Deutschland ist wieder eins.
Einzig das zählt.
Ich stelle die These auf: Deutschland war nie wirklich eins. Die Staatsbürgerschaft war z.B. bis zu ihrer Reform unter den Nationalsozialisten in den 30er Jahren Sache der Länder. Die Pässe stellten die Länder aus, man war Badner, Bayer, Preuße, Sachse etc.. Die regionale Identität spielt bis heute immer noch eine größere Rolle, als die gesamt-nationale.
Reibungsverluste sind normal bei jahrzehntelanger Parallelentwicklung in unterschiedlichen Systemen.
Die Zeit wird darüber hinweg gehen.
Sicherlich wird sich da einiges ändern. Die Straßendemonstrationen werden unübersehbar in überwältigender Mehrheit von Leuten geprägt, die 1990 Erwachsene bzw. junge Erwachsene waren. Jüngere sind zwar auch dabei, aber in der überwältigenden Minderheit. Das gibt Hoffnung.
Wenn Straßenpöbel dein Maßstab ist sind deine Ansichten natürlich entsprechend zu werten.
Wenn es einzelne Demos wäre - d'accord. Aber die sind es nicht, und die großen regelmässigen Umzüge finden in Ostdeutschland statt. Insofern muss man davon ausgehen, dass es sich, bezogen auf die Denkweisen und Haltungen hier nur um die sichtbare Spitze eines Eisberges handelt und dass solche Haltungen tiefer verwurzelt sind, als man es glauben will. Und da hilft dann kein Wegschauen, dem Problem muss man sich stellen. Der in Brandenburg gewählte Weg in dem Video ist da aus meiner Sicht genau der richtige.
Dass in den Wendejahren nach 1990 eine ganze Reihe sehr schwere Fehler gemacht worden sind, ist heute unbestritten. Und das muss man mit aufarbeiten. Auch wenn es z.T. sehr unangenehm ist.
Man sollte nicht vergessen: in manchen Ländern Ostdeutschlands liegen in den Umfragen Putin-freundliche Parteien zwischen 40 und 50%.
Benutzeravatar
Realist2014
Beiträge: 71202
Registriert: Montag 26. Mai 2014, 15:12
user title: Sozialer Marktwirtschaftler
Wohnort: München , Stadt des FC Bayern

Re: Noch nie war Deutschland so gespalten...

Beitrag von Realist2014 »

sünnerklaas hat geschrieben: Freitag 21. Oktober 2022, 10:29

Wenn es einzelne Demos wäre - d'accord. Aber die sind es nicht, und die großen regelmässigen Umzüge finden in Ostdeutschland statt. Insofern muss man davon ausgehen, dass es sich, bezogen auf die Denkweisen und Haltungen hier nur um die sichtbare Spitze eines Eisberges handelt und dass solche Haltungen tiefer verwurzelt sind, als man es glauben will. Und da hilft dann kein Wegschauen, dem Problem muss man sich stellen. Der in Brandenburg gewählte Weg in dem Video ist da aus meiner Sicht genau der richtige.
Dass in den Wendejahren nach 1990 eine ganze Reihe sehr schwere Fehler gemacht worden sind, ist heute unbestritten. Und das muss man mit aufarbeiten. Auch wenn es z.T. sehr unangenehm ist.
Man sollte nicht vergessen: in manchen Ländern Ostdeutschlands liegen in den Umfragen Putin-freundliche Parteien zwischen 40 und 50%.

Frage an dich:

Wie sollte denn dieses "sich stellen" ausschauen?

Also was sollte/könnte die Politik da machen?

Viele der Forderungen bei diesen Demos ( keine Waffen an die Ukraine, "verhandeln" usw.) sind ja ausgeschlossen.
Laut Aussage der linken Ideologen sind alle ökonomisch erfolgreichen dumm, und die wahre Intelligenz tritt sich in der untersten ökonomischen Etage auf die Füße.....daher muss diese Etage ausgebaut werden
Benutzeravatar
relativ
Beiträge: 41534
Registriert: Dienstag 17. Juli 2012, 10:49
user title: Relativitätsversteher
Wohnort: Pott

Re: Noch nie war Deutschland so gespalten...

Beitrag von relativ »

Realist2014 hat geschrieben: Freitag 21. Oktober 2022, 10:20 Lies einfach nochmal.

Gegen deine immer wieder zu lesenden seltsamen Interpretationen ist aber wohl kein Kraut gewachsen ( wird aber dann von dir als "schlechter Diskussionsstil klassifiziert..)

Denn derjenige, an die Frage gerichtet war, hat es ja auch verstanden... ( mit seinem Verweis nochmal in das Video zu schauen..)
Muss wohl an deinen gehaltvollen Einzeiler liegen... :s
Das Banale braucht man nicht zu schälen.
Benutzeravatar
sünnerklaas
Beiträge: 21429
Registriert: Donnerstag 10. August 2017, 15:41

Re: Noch nie war Deutschland so gespalten...

Beitrag von sünnerklaas »

Realist2014 hat geschrieben: Freitag 21. Oktober 2022, 10:32 Frage an dich:

Wie sollte denn dieses "sich stellen" ausschauen?

Also was sollte/könnte die Politik da machen?

Viele der Forderungen bei diesen Demos ( keine Waffen an die Ukraine, "verhandeln" usw.) sind ja ausgeschlossen.
Erst einmal eine genaue Aufnahme der Sachverhalte machen.
Dabei den Russland-Ukraine-Konflikt in puncto "Keine Waffen an die Ukraine", "Verhandeln" außen vor lassen, das ist, wie Corona, nur ein Aufhänger, ein Strohmann. Genauso, wie vor Corona das "Spazierengehen gegen Ausländer".
Und dann muss man präzise die richtigen Fragen stellen.
Benutzeravatar
Realist2014
Beiträge: 71202
Registriert: Montag 26. Mai 2014, 15:12
user title: Sozialer Marktwirtschaftler
Wohnort: München , Stadt des FC Bayern

Re: Noch nie war Deutschland so gespalten...

Beitrag von Realist2014 »

relativ hat geschrieben: Freitag 21. Oktober 2022, 11:22 Muss wohl an deinen gehaltvollen Einzeiler liegen... :s
Zählen kannst du also auch nicht.

Die Anzahl der "Einzeiler" ist sicherlich nur ein kleiner Anteil meiner Posts...

Nur bin ich ein Fan von Effizienz und Effektivität

Das sind jetzt übrigens insgesamt 4 Zeilen... :p
Zuletzt geändert von Realist2014 am Freitag 21. Oktober 2022, 11:35, insgesamt 1-mal geändert.
Laut Aussage der linken Ideologen sind alle ökonomisch erfolgreichen dumm, und die wahre Intelligenz tritt sich in der untersten ökonomischen Etage auf die Füße.....daher muss diese Etage ausgebaut werden
Benutzeravatar
Realist2014
Beiträge: 71202
Registriert: Montag 26. Mai 2014, 15:12
user title: Sozialer Marktwirtschaftler
Wohnort: München , Stadt des FC Bayern

Re: Noch nie war Deutschland so gespalten...

Beitrag von Realist2014 »

sünnerklaas hat geschrieben: Freitag 21. Oktober 2022, 11:28 Erst einmal eine genaue Aufnahme der Sachverhalte machen.
Dabei den Russland-Ukraine-Konflikt in puncto "Keine Waffen an die Ukraine", "Verhandeln" außen vor lassen, das ist, wie Corona, nur ein Aufhänger, ein Strohmann. Genauso, wie vor Corona das "Spazierengehen gegen Ausländer".
Und dann muss man präzise die richtigen Fragen stellen.

Welche Sachverhalte würdest du denn sehen und welche präzisen Fragen würden dir einfallen?

Ist es nicht auch so, dass bei vielen "Vorwürfen" der Gesamtkontext ausgeblendet wird?

Beispiel:

Die Löhne "im Osten" sind tatsächlich im Durchschnitt niedriger als im Westen.
Nur hat diese Tatsache eben mehrere Ursachen.
Eine davon sind die mit den jeweiligen Löhnen verbundenen niedrigeren Preise der Produkte und Dienstleistungen, welche mit diesen Löhnen im jeweiligen Unternehmen erbracht werden...
Laut Aussage der linken Ideologen sind alle ökonomisch erfolgreichen dumm, und die wahre Intelligenz tritt sich in der untersten ökonomischen Etage auf die Füße.....daher muss diese Etage ausgebaut werden
Benutzeravatar
schokoschendrezki
Beiträge: 20831
Registriert: Mittwoch 15. September 2010, 16:17
user title: wurzelloser Kosmopolit
Wohnort: Berlin
Kontaktdaten:

Re: Noch nie war Deutschland so gespalten...

Beitrag von schokoschendrezki »

Wenn man jemandem die DDR-Gesellschaft erklären will, dann darf man meiner Ansicht nach eins nicht vergessen zu fragen: Woher diese ausgeprägte Lustfeindlichkeit eigentlich herkommt. Das hat vielleicht viel mit der Ideologie und dem System zu tun. Aber vielleicht auch nicht nur. Das Gebiet der Ex-DDR ist bekanntermaßen geprägt von Lutheranertum. Die DDR war das das sozialistische Lutherland. Mit "Karl-Marx-Stadt" und "Lutherstadt Wittenberg". Kleiner Bruder der SU und Fortsetzer des einsamen Luthertums. "Trabant und Wartburg". Und dann zumindest in den nördlichen Teilen geprägt von der Hanse. Und dann und vor allem vom Preußentum. Das spezifische DDR-Klima war nach meinen (unguten) Erinnerungen eine Kombination aus dem üblichen sowjetisch dominierten Realsozialismus und der historischen Tradition von Preußentum und Reformation. Es gibt auch einen Zusammenhang zwischen der protestantischen Ethik und dem spezifischen Geist des DDR-Sozialismus. Ich habe mein ganzes Leben hindurch den Vergleich zur, wie es hieß, "fröhlichsten Baracke des sozialistischen Lagers", Ungarn.Die politisch im Großen und Ganzen und zumindest bis Mitte der 80er ähnlich aufgestellt war wie die DDR. Da sieht man den Unterschied.

Und jetzt kommt eine der einflussreichsten Linken, Sarah Wagenknecht, mit einem Buch, überschrieben "Die Selbstgerechten. Mein Gegenprogramm – für Gemeinsinn und Zusammenhalt" ... ein regelrechtes neues Testament der Lustfeindlichkeit. Eine große graue Wolke am Horiziont, auf der die Buchstaben "DDR" draufgepinselt sind. Alles was irgendwie Spaß macht ... ausgiebig einen persönlichen Lifestyle kultuvieren zum Beispiel. Selbsverwirklichung. Etwas Besonderes sein wollen. Einen guten Rotwein zu schätzen wissen und sich in der Tango- oder Jazz-Szene Berlins bewegen. (Bzw. diese nach der Pandemie wieder zur Auferstehung verhelfen) ... das soll alles schlecht und verdorben sein. Du bist nix, die Gemeinschaft ist alles!

Aber man kann lernen. Von den Briten zum Beispiel. Lange Zeit hielt ich diese Erzählung, dass die Briten Exzentriker mögen für eben das: Für eine Erzählung. Alle meine Aufenthalte in UK aber haben diese Erzählung bestätigt. Die Briten (bzw. in meinem Fall eher die Schotten) haben mehrheitlich kein Problem mit Unterschieden. Dass die einen mehr und die anderen weniger reich sind zum Beispiel. Dass es nicht in dem Maße "Neiddebatten" gibt wie in in D. Dass jemand im Harlekinskostüm dasteht und in die Hände klatscht und viele hinschauen aber niemand sich wundert.

Oder auch von einigen Österreichern und Österreicherinnen. (Nicht gerade von S. Kurz allerdings). Sondern zum Beispiel von Lisa Sasselsberger, die ich sehr sehr bewundere und der Darstellung ihrer Figur Lisa Eckhart. "Sie können an meine Brust fassen, das ist zwar unangenehm, doch bald vorbei. Aber duzen Sie mich nicht. Das ist respektlos.“ Was sagt sie (mir) damit? Lasst mich zufrieden mit euren Gemeinschaften. Vom Heimatverein bis zum Vaterland. Diese wunderbare Tradition ikm Geiste von zum Beispiel Karl Kraus. Sprachlich-stilistisch auf höchstem Niveau. Niemals unhöflich oder gar grob. Immer mit einem großartigen Humor, der eine ganze Menge süßer aber vegifteter Bonbons enthält. Und immer ein bissel arrogant und von oben herab.

Und die kapitalistische Markwirtschaft funktioniert nicht trotz solcher Egotrips sondern gerade deshalb.
Ich habe nie in meinem Leben irgendein Volk oder Kollektiv geliebt ... ich liebe in der Tat nur meine Freunde und bin zu aller anderen Liebe völlig unfähig (Hannah Arendt)
Ogmios
Beiträge: 247
Registriert: Samstag 24. September 2022, 10:52

Re: Gibt es immer noch 2 Deutschland?

Beitrag von Ogmios »

Dark Angel hat geschrieben: Donnerstag 20. Oktober 2022, 15:47
Reckwitz Thesen sind EINE Sichtweise auf die Gesellschaft, aber nicht DIE Sichtweise und schon gar keine allgemeingültige oder gar keine einzig wahre.
Dann erwarte vielleicht nicht nur ich eine fundierte alternative Sichtweise. Am besten, du fasst Reckwitz' These zusammen und stellst ihr eine eigene, bessere und wahre entgegen.
Benutzeravatar
schokoschendrezki
Beiträge: 20831
Registriert: Mittwoch 15. September 2010, 16:17
user title: wurzelloser Kosmopolit
Wohnort: Berlin
Kontaktdaten:

Re: Gibt es immer noch 2 Deutschland?

Beitrag von schokoschendrezki »

Ogmios hat geschrieben: Samstag 22. Oktober 2022, 23:29 Dann erwarte vielleicht nicht nur ich eine fundierte alternative Sichtweise. Am besten, du fasst Reckwitz' These zusammen und stellst ihr eine eigene, bessere und wahre entgegen.
Es geht bei ihm ja gar nicht um die Vorstellung irgendeiner zukünftigen Gesellschaft nach seinen eigenen Präferenzen. Wie sie nach seinem persönlichen Geschmack sein sollte. Sondern um die Analyse der real bestehenden Gesellschaft. Wie sie ist. Was sonst sollte die Aufgabe eines Soziologen auch sein? Auch wenn diese Analyse natürlich fehlerhaft sein kann. Sie deckt sich aber jedenfalls mit meinen persönlichen Sichtungen auf die Gesellschaft.
Ich habe nie in meinem Leben irgendein Volk oder Kollektiv geliebt ... ich liebe in der Tat nur meine Freunde und bin zu aller anderen Liebe völlig unfähig (Hannah Arendt)
Benutzeravatar
schokoschendrezki
Beiträge: 20831
Registriert: Mittwoch 15. September 2010, 16:17
user title: wurzelloser Kosmopolit
Wohnort: Berlin
Kontaktdaten:

Re: Gibt es immer noch 2 Deutschland?

Beitrag von schokoschendrezki »

Juergen Neu hat geschrieben: Montag 17. Oktober 2022, 14:20 Dann: Was macht den Westen eigentlich überlegender gegenüber dem Osten?
Heute in den Nachrichten: Die Viertklässler haben eine enorme Schwäche in Deutsch und Mathe.
Berlin, Bremen und NRW kommen besonders schlecht dabei weg.
Bayern, Sachsen, Thüringen und Sachsen-Anhalt gehören zum oberen Bereich.
Ja. Eine der Fragen ist, ob dieser Westen (oder Osten) überlegener oder überlegender ist. Ich brauch da nicht lange überlegen. Mir ist es im Grunde doch eher unwichtig. Es hat nur wenig mit meinem Leben zu tun
Ich habe nie in meinem Leben irgendein Volk oder Kollektiv geliebt ... ich liebe in der Tat nur meine Freunde und bin zu aller anderen Liebe völlig unfähig (Hannah Arendt)
Benutzeravatar
Dark Angel
Moderator
Beiträge: 23386
Registriert: Freitag 7. August 2009, 08:08
user title: From Hell

Re: Gibt es immer noch 2 Deutschland?

Beitrag von Dark Angel »

schokoschendrezki hat geschrieben: Samstag 22. Oktober 2022, 23:46 Es geht bei ihm ja gar nicht um die Vorstellung irgendeiner zukünftigen Gesellschaft nach seinen eigenen Präferenzen. Wie sie nach seinem persönlichen Geschmack sein sollte. Sondern um die Analyse der real bestehenden Gesellschaft. Wie sie ist. Was sonst sollte die Aufgabe eines Soziologen auch sein? Auch wenn diese Analyse natürlich fehlerhaft sein kann. Sie deckt sich aber jedenfalls mit meinen persönlichen Sichtungen auf die Gesellschaft.
Es ist eben keine Analyse der real bestehenden Gesellschaft, sondern die Beschreibung eines Teils der real bestehenden Gesellschaft, eines kleinen Teils der Gesellschaft, des Teils, dem er selbst angehört, mit dem er Umgang pflegt.
Das was Reckwitz beschreibt, ist keinesfalls neu, sondern eine zutiefst menschliche Eigenschaft - nämlich der Wunsch/das Bestreben, als Individuum einzigartig und unverwechselbar zu sein. Dieses Bestreben ist Bestandteil individueller Indentitätsentwicklung.
Und noch einen Fehler macht Reckwitz (als Kultursoziologe) - er stilisiert den Trend eines kleines Teils der Gesellschaft zum Megatrend, wähnt die Sphäre des Kulturellen, der Kultur/derKulturschaffenden als autonom, seiner Meinung nach wird der Markt "kulturalisiert". Tatsächlich wird iedoch Kultur zunehmend kommerzialisiert. Das erkennt Reckwitz nicht oder will es nicht erkennen - er verwechselt Ursache und Wirkung.
Gegen die menschliche Dummheit sind selbst die Götter machtlos.

Moralische Entrüstung ist der Heiligenschein der Scheinheiligen
Benutzeravatar
schokoschendrezki
Beiträge: 20831
Registriert: Mittwoch 15. September 2010, 16:17
user title: wurzelloser Kosmopolit
Wohnort: Berlin
Kontaktdaten:

Re: Gibt es immer noch 2 Deutschland?

Beitrag von schokoschendrezki »

Dark Angel hat geschrieben: Sonntag 23. Oktober 2022, 15:42 Es ist eben keine Analyse der real bestehenden Gesellschaft, sondern die Beschreibung eines Teils der real bestehenden Gesellschaft, eines kleinen Teils der Gesellschaft, des Teils, dem er selbst angehört, mit dem er Umgang pflegt.
Das was Reckwitz beschreibt, ist keinesfalls neu, sondern eine zutiefst menschliche Eigenschaft - nämlich der Wunsch/das Bestreben, als Individuum einzigartig und unverwechselbar zu sein. Dieses Bestreben ist Bestandteil individueller Indentitätsentwicklung.
Und noch einen Fehler macht Reckwitz (als Kultursoziologe) - er stilisiert den Trend eines kleines Teils der Gesellschaft zum Megatrend, wähnt die Sphäre des Kulturellen, der Kultur/derKulturschaffenden als autonom, seiner Meinung nach wird der Markt "kulturalisiert". Tatsächlich wird iedoch Kultur zunehmend kommerzialisiert. Das erkennt Reckwitz nicht oder will es nicht erkennen - er verwechselt Ursache und Wirkung.
Den einzigen logischen Fehler bzw. eher Widerspruch bei Reckwitzens soziologischer Analyse sehe ich darin, dass das "Besondere", sobald es zum "Megatrend" geworden ist, eben nix mehr Besonderes ist. "Du warst tatsächlich dabei als die Band sowieso ihr letztes Konzert gab?" Und du hast bei irgendeiner Plattform auch noch ein Foto von dir direkt am Bühnenrand reingestellt? Ja, aber neben dir standen noch Dutzende von Leuten, die gar nicht richtig auf die Musik hörten sondern mit ihren Smartphones herummachten. Alle genau wie Du. "Immer mehr Einsiedler". Ein ganzes Meer von Einsiedlern.

Dass es aber umgekehrt nicht 3 oder 5 sondern zig Dutzend TV-Programme gibt. Dass es - anders als in den 70ern oder 80ern ein wildes Gemisch von Szenen gibt. Und keine zeitlich mehr oder weniger lineare Abfolge von Trends oder auch eine lineare Abfolge von konsumtechnologischen Neuerungen ... das ist wohl Fakt. Anything goes. Mach was dir entspricht. Verwirkliche dich. Sei nicht nur ein einzigartiges Inidviduum sondern lebe dies auch aus. Entwickle deinen persönlichen Lifestyle.

So. Und bezogen auf das Territorium der Ex-DDR? Gibt es keine einheitliche Aussagen. Regionen mit einer mehr oder weniger monolithischen Kultur ("Bei uns hier", "Wir hier", "Bei uns hier gilt immer noch" usw. usf.) liegen oft unmittelbar neben Regionen mit einer - wie es Reckwitz beschreibt - "Explosion des Besonderen". Ich denke da zum Beispiel an den Großraum Leipzig.
Ich habe nie in meinem Leben irgendein Volk oder Kollektiv geliebt ... ich liebe in der Tat nur meine Freunde und bin zu aller anderen Liebe völlig unfähig (Hannah Arendt)
Benutzeravatar
Dark Angel
Moderator
Beiträge: 23386
Registriert: Freitag 7. August 2009, 08:08
user title: From Hell

Re: Gibt es immer noch 2 Deutschland?

Beitrag von Dark Angel »

schokoschendrezki hat geschrieben: Montag 24. Oktober 2022, 20:40 Dass es aber umgekehrt nicht 3 oder 5 sondern zig Dutzend TV-Programme gibt. Dass es - anders als in den 70ern oder 80ern ein wildes Gemisch von Szenen gibt. Und keine zeitlich mehr oder weniger lineare Abfolge von Trends oder auch eine lineare Abfolge von konsumtechnologischen Neuerungen ... das ist wohl Fakt. Anything goes. Mach was dir entspricht. Verwirkliche dich. Sei nicht nur ein einzigartiges Inidviduum sondern lebe dies auch aus. Entwickle deinen persönlichen Lifestyle.
Wer, bitte sehr, hat behauptet, es gäbe eine "zeitlich mehr oder weniger lineare Abfolge von Trends oder auch eine lineare Abfolge von konsumtechnologischen Neuerungen"?
Du weißt aber schon, dass das "Verwirkliche dich" = Selbstverwirklichung die Spitze der Maslowschen Bedürfnispyramide darstellt und erst dann möglich ist, wenn alle essentiellen Bedürfnisse befriedigt sind.
So lange diese essentiellen Bedürfnisse nicht befriedigt sind und das ist bei der übergroßen Mehrheit der Angehörigen der Fall, bleibt das Gerede von Selbstverwirklichung a) nur einer kleinen Minderheit (die die Reckwitz abspricht) vorbehalten und/oder b) nur leeres, hohles Geschwätz ohne jede Substanz.
Was übrig bleibt, ist das Bestreben (der Menschen) , eine eigene unverwechselbare Identität zu entwickeln - wohlgemerkt das Bestreben ...
schokoschendrezki hat geschrieben: Montag 24. Oktober 2022, 20:40So. Und bezogen auf das Territorium der Ex-DDR? Gibt es keine einheitliche Aussagen. Regionen mit einer mehr oder weniger monolithischen Kultur ("Bei uns hier", "Wir hier", "Bei uns hier gilt immer noch" usw. usf.) liegen oft unmittelbar neben Regionen mit einer - wie es Reckwitz beschreibt - "Explosion des Besonderen". Ich denke da zum Beispiel an den Großraum Leipzig.
Und NICHT nur bezogen auf das Territorium der Ex-DDR, sondern grundsätzlich, wird es immer ein "bei uns hier ...", "wir hier ..." etc geben, weil dieses Zusammen- und Zugehörigkeitsgefühl eines der essentiellen Bedürfnisse ist. Maslow denn es soziale Bedürfnisse und die sind eine menschliche Grundeigenschaft, die wiederum nicht im geringsten etwas mit (einer ganz bestimmten) Kultur bzw Kulturentwicklungzu tun und noch viel weniger mit "monolithische[r] Kultur".
Eine monolithische Kultur gibt es nur in deiner Phantasie, ist nur eine Projektion deiner Ablehnung jedes Zugehörigkeits- und Zusammengehörigkeitsgefühls auf Kultur.
Gegen die menschliche Dummheit sind selbst die Götter machtlos.

Moralische Entrüstung ist der Heiligenschein der Scheinheiligen
Benutzeravatar
Selina
Beiträge: 17855
Registriert: Donnerstag 29. September 2016, 15:33

Re: Noch nie war Deutschland so gespalten...

Beitrag von Selina »

schokoschendrezki hat geschrieben: Samstag 22. Oktober 2022, 22:26 Wenn man jemandem die DDR-Gesellschaft erklären will, dann darf man meiner Ansicht nach eins nicht vergessen zu fragen: Woher diese ausgeprägte Lustfeindlichkeit eigentlich herkommt. Das hat vielleicht viel mit der Ideologie und dem System zu tun. Aber vielleicht auch nicht nur. Das Gebiet der Ex-DDR ist bekanntermaßen geprägt von Lutheranertum. Die DDR war das das sozialistische Lutherland. Mit "Karl-Marx-Stadt" und "Lutherstadt Wittenberg". Kleiner Bruder der SU und Fortsetzer des einsamen Luthertums. "Trabant und Wartburg". Und dann zumindest in den nördlichen Teilen geprägt von der Hanse. Und dann und vor allem vom Preußentum. Das spezifische DDR-Klima war nach meinen (unguten) Erinnerungen eine Kombination aus dem üblichen sowjetisch dominierten Realsozialismus und der historischen Tradition von Preußentum und Reformation. Es gibt auch einen Zusammenhang zwischen der protestantischen Ethik und dem spezifischen Geist des DDR-Sozialismus. Ich habe mein ganzes Leben hindurch den Vergleich zur, wie es hieß, "fröhlichsten Baracke des sozialistischen Lagers", Ungarn.Die politisch im Großen und Ganzen und zumindest bis Mitte der 80er ähnlich aufgestellt war wie die DDR. Da sieht man den Unterschied.

Und jetzt kommt eine der einflussreichsten Linken, Sarah Wagenknecht, mit einem Buch, überschrieben "Die Selbstgerechten. Mein Gegenprogramm – für Gemeinsinn und Zusammenhalt" ... ein regelrechtes neues Testament der Lustfeindlichkeit. Eine große graue Wolke am Horiziont, auf der die Buchstaben "DDR" draufgepinselt sind. Alles was irgendwie Spaß macht ... ausgiebig einen persönlichen Lifestyle kultuvieren zum Beispiel. Selbsverwirklichung. Etwas Besonderes sein wollen. Einen guten Rotwein zu schätzen wissen und sich in der Tango- oder Jazz-Szene Berlins bewegen. (Bzw. diese nach der Pandemie wieder zur Auferstehung verhelfen) ... das soll alles schlecht und verdorben sein. Du bist nix, die Gemeinschaft ist...
Lustfeindlichkeit in der DDR? Nö, das habe ich völlig anders erlebt. Es kommt doch drauf an, wo und wie man dort gelebt hat, mit wem man Zeit verbracht hat. Im Nachhinein kann ich feststellen, dass vieles geherrscht hat, aber keine Lustfeindlichkeit. Wirklich nicht. Da gehts in der Jetzt-Zeit und im "wiedervereinigten" Deutschland oft viel lustfeindlicher und spießiger zu.

Und was die Russland-Haltung vieler Ostdeutscher anbelangt, das sehe ich so wie der sächsische Ministerpräsident Kretschmer (CDU), der im Moment viel Dresche für seine Positionen von den eigenen Leuten kriegt. Seinen unideologischen Pragmatismus finde ich gut.
Drüben im Walde kängt ein Guruh - Warte nur balde kängurst auch du. Joachim Ringelnatz
Benutzeravatar
Dark Angel
Moderator
Beiträge: 23386
Registriert: Freitag 7. August 2009, 08:08
user title: From Hell

Re: Noch nie war Deutschland so gespalten...

Beitrag von Dark Angel »

Selina hat geschrieben: Freitag 28. Oktober 2022, 08:29 Lustfeindlichkeit in der DDR? Nö, das habe ich völlig anders erlebt. Es kommt doch drauf an, wo und wie man dort gelebt hat, mit wem man Zeit verbracht hat. Im Nachhinein kann ich feststellen, dass vieles geherrscht hat, aber keine Lustfeindlichkeit. Wirklich nicht.
Hier muss ich dir ausnahmsweise mal vollumfänglich zustimmen. In der DDR mag vieles geherrscht haben, aber ganz bestimmt keine Lustfeindlichkeit (welcher Art auch immer).
Selina hat geschrieben: Freitag 28. Oktober 2022, 08:29Da gehts in der Jetzt-Zeit und im "wiedervereinigten" Deutschland oft viel lustfeindlicher und spießiger zu.
Und auch hier muss ich dir zustimmen, will nur hinzufügen ... und prüder.
Gegen die menschliche Dummheit sind selbst die Götter machtlos.

Moralische Entrüstung ist der Heiligenschein der Scheinheiligen
Benutzeravatar
Billie Holiday
Beiträge: 35809
Registriert: Mittwoch 11. Juni 2008, 11:45
user title: Mein Glas ist halbvoll.
Wohnort: Schleswig-Holstein, meerumschlungen

Re: Noch nie war Deutschland so gespalten...

Beitrag von Billie Holiday »

Dark Angel hat geschrieben: Freitag 28. Oktober 2022, 11:06 Hier muss ich dir ausnahmsweise mal vollumfänglich zustimmen. In der DDR mag vieles geherrscht haben, aber ganz bestimmt keine Lustfeindlichkeit (welcher Art auch immer).


Und auch hier muss ich dir zustimmen, will nur hinzufügen ... und prüder.
Ja, heute.
Ich denke gern an meine Jugend in den 80ern zurück. Bikinioberteile? Hatten wir nicht. Wir hatten unseren Spaß und konnten sehr viel ab. Nicht immer jugendfrei.
Der Westen war auch kein Hort von Prüderei.

Heute jung sein zu müssen….so lust-, humorbefreit und woke….entsetzlich.
„Wer mich beleidigt, bestimme ich.“ (Klaus Kinski)

„Just because you’re offended, doesn’t mean you’re right.“ (Ricky Gervais)
Ogmios
Beiträge: 247
Registriert: Samstag 24. September 2022, 10:52

Re: Noch nie war Deutschland so gespalten...

Beitrag von Ogmios »

Selina hat geschrieben: Freitag 28. Oktober 2022, 08:29 Lustfeindlichkeit in der DDR? Nö, das habe ich völlig anders erlebt. Es kommt doch drauf an, wo und wie man dort gelebt hat, mit wem man Zeit verbracht hat. Im Nachhinein kann ich feststellen, dass vieles geherrscht hat, aber keine Lustfeindlichkeit. Wirklich nicht. Da gehts in der Jetzt-Zeit und im "wiedervereinigten" Deutschland oft viel lustfeindlicher und spießiger zu.
Es käme jetzt darauf an, hierzu entweder eine tragfähige Theorie herauszuarbeiten oder bereits bestehende darzulegen und mit Daten zu unterfüttern, um nicht im Reich subjektiver Eindrücke stehen zu bleiben.
Benutzeravatar
Billie Holiday
Beiträge: 35809
Registriert: Mittwoch 11. Juni 2008, 11:45
user title: Mein Glas ist halbvoll.
Wohnort: Schleswig-Holstein, meerumschlungen

Re: Noch nie war Deutschland so gespalten...

Beitrag von Billie Holiday »

Ogmios hat geschrieben: Freitag 28. Oktober 2022, 11:29 Es käme jetzt darauf an, hierzu entweder eine tragfähige Theorie herauszuarbeiten oder bereits bestehende darzulegen und mit Daten zu unterfüttern, um nicht im Reich subjektiver Eindrücke stehen zu bleiben.
Die Erinnerungen an die eigene Jugend sind höchst subjektiv. Wer selbst nackt übern Strand lief, hatte keinen Blick für andere, brav im Badeanzug verharrende. :)
Dennoch kann man allgemein feststellen, dass früher nicht jeder Blick aufs Dekollete hysterisch bekreischt wurde.
„Wer mich beleidigt, bestimme ich.“ (Klaus Kinski)

„Just because you’re offended, doesn’t mean you’re right.“ (Ricky Gervais)
Benutzeravatar
harry52
Beiträge: 2984
Registriert: Freitag 30. Januar 2015, 09:35

Re: Noch nie war Deutschland so gespalten...

Beitrag von harry52 »

Selina hat geschrieben: Freitag 28. Oktober 2022, 08:29 Lustfeindlichkeit in der DDR? Nö, das habe ich völlig anders erlebt. Es kommt doch drauf an, wo und wie man dort gelebt hat, mit wem man Zeit verbracht hat. Im Nachhinein kann ich feststellen, dass vieles geherrscht hat, aber keine Lustfeindlichkeit. Wirklich nicht.
So denken die Täter und Mitläufer der DDR Diktatur, die Opfer sehen das aber anders.

Wenn jmd in der DDR auf einem Platz ein kritisches Plakat hochhielt,
erging es ihm exakt so wie im heutigen Russland. Wir kennen die Bilder. Binnen weniger Sekunden stürmen irgendwelche junge Männer auf den Demonstranten zu, reißen ihn und sein Plakat runter auf den Boden und führen ihn dann ab.

Daß jeder ausnahmslos jeder, der die DDR damals nicht so toll und auch nicht lustvoll fand
und verzweifelt war und den Versuch startete, dass öffentlich zu zeigen, so brutal zum Schweigen gebracht wurde, mag Dir Selina Lust bereitet zu haben, aber die armen Opfer fanden das ganz bestimmt nicht lustvoll.

Du Selina siehst es nur aus Sicht der Täter und fanatischer Sozis,
die ihr System immer noch verherrlichen, weil sie unbelehrbare rote ... sind, aber denk auch mal an die Mauer.

Wenn die DDR Bürger so glücklich gewesen wären,
warum habt ihr sie dann eingesperrt? Und was war mit mit einem leckeren Essen in Italien, Frankreich. Spanien ... Gab es das für DDR Bürger? Und was war mit der vielen geilen Musik aus dem Westen und den Kinofilmen und den Büchern, Zeitungen .... War doch fast alles verboten und gar nicht zu bekommen, oder nicht?

Deswegen sind auch viele von euch Ossis so schlecht informiert. Ihr wisst ja gar nicht, was der Westen alles an Lustvollem hatte.
"Gut gemeint" ist nicht das Gleiche wie "gut gemacht".
Ogmios
Beiträge: 247
Registriert: Samstag 24. September 2022, 10:52

Re: Noch nie war Deutschland so gespalten...

Beitrag von Ogmios »

Billie Holiday hat geschrieben: Freitag 28. Oktober 2022, 11:35 Die Erinnerungen an die eigene Jugend sind höchst subjektiv. Wer selbst nackt übern Strand lief, hatte keinen Blick für andere, brav im Badeanzug verharrende. :)
Dennoch kann man allgemein feststellen, dass früher nicht jeder Blick aufs Dekollete hysterisch bekreischt wurde.
Hätte es in den Fünfzigern, Sechzigern und Siebzigern schon Internet und Shitstürme gegeben, wäre der moralische Empörungspegel sicher nicht weniger stark ausgeschlagen, weil die damaligen "Eliten" und "Meinungsmacher" sicher nicht lustfreundlicher und unverkrampfter waren wie die heutigen. Der Zusammenhang zwischen Eindruck und Wirklichkeit ist sicher schwierig aufzudröseln.
Benutzeravatar
Ammianus
Beiträge: 6403
Registriert: Samstag 17. Dezember 2011, 22:05

Re: Noch nie war Deutschland so gespalten...

Beitrag von Ammianus »

harry52 hat geschrieben: Freitag 28. Oktober 2022, 11:36 So denken die Täter und Mitläufer der DDR Diktatur, die Opfer sehen das aber anders.

Wenn jmd in der DDR auf einem Platz ein kritisches Plakat hochhielt,
erging es ihm exakt so wie im heutigen Russland. Wir kennen die Bilder. Binnen weniger Sekunden stürmen irgendwelche junge Männer auf den Demonstranten zu, reißen ihn und sein Plakat runter auf den Boden und führen ihn dann ab.

...
Man muss die Sache differenzierter sehen. Das sage ich als erklärter Antikommunist, der die DDR sehr wohl als Unrechtsstaat sieht und die Verbrechen des SED-Regimes niemals bagatellisieren würde.

Tatsächlich aber herrschte in dieser Nischengesellschaft - Nischen in denen sich die Menschen vor den Bevormundungen durch das System zurückzogen und ihr Leben zu leben versuchten - eine interessante Offenheit speziel in Beziehungsfragen.
Das lag auch an einer anderen Familienpolitik. Dazu ein Beispiel: Ich konnte nach der Wende nur den Kopf schütteln und wollte es fast nicht glauben, dass bei Scheidungen eine Anwaltspflicht bestand. Zum Glück betraf mich so was nicht. Eine sichere Methode immerhin Juristen Gelder für Nichsttun zuzuschanzen. Wenn in der DDR ein Paar sich trennen wollte, auch mit Kindern, und die waren sich absolut einig, dann konnte das vor Gericht in einer Viertelstunde erledigt sein. Es gab auch so gut wie keine Männer, die dann jahrelang Unterhalt für die geschiedene Dame zu zahlen hatten. Denn die meisten Frauen hatten einen sicheren Arbeitsplatz. Bei Kindern gab es dann ganz schnell einen Krippen- oder Kindergartenplatz und sie konnten weiterhin arbeiten gehen. Selbstverständlich musste natürlich für die Kinder unterhalt vom jeweiligen Elternteil gezahlt werden.
Schon damit war einiges in dieser Beziehung, also in den Beziehungen allgemein, deutlich lockerer. Die Frage, kann mich und meine Kinder denn der Mann ernähren als Ausgangspunkt für die Partnerwahl stand wohl nur sehr wenig im Mittelpunkt. Das macht schon einen deutlichen Unterschied. Dazu kam dann natürlich auch noch, dass die Lohnunterschiede nicht so groß waren.
"Ich möchte an einem Ort sein, an dem es keine Politik gibt, keine Waffen, keine Religion."
Libanesin Anfang August 2020
Benutzeravatar
Dark Angel
Moderator
Beiträge: 23386
Registriert: Freitag 7. August 2009, 08:08
user title: From Hell

Re: Noch nie war Deutschland so gespalten...

Beitrag von Dark Angel »

harry52 hat geschrieben: Freitag 28. Oktober 2022, 11:36 Wenn jmd in der DDR auf einem Platz ein kritisches Plakat hochhielt,
erging es ihm exakt so wie im heutigen Russland. Wir kennen die Bilder. Binnen weniger Sekunden stürmen irgendwelche junge Männer auf den Demonstranten zu, reißen ihn und sein Plakat runter auf den Boden und führen ihn dann ab.
Ich denke, du verwechselst hier etwas, aber ganz gewaltig.
"Lust" ist eine psychologische Kategorie, beschreibt ein starkes Bedürfnis nach etwas, einen starken Wunsch etwas zu tun bzw zu haben/haben zu wollen, ein Verlangen.
Und das hat mit dem, was du hier unter "Lust" verstehen willst bzw als "Lust" zu suggerieren versuchst, rein gar nichts zu tun.
harry52 hat geschrieben: Freitag 28. Oktober 2022, 11:36Daß jeder ausnahmslos jeder, der die DDR damals nicht so toll und auch nicht lustvoll fand
und verzweifelt war und den Versuch startete, dass öffentlich zu zeigen, so brutal zum Schweigen gebracht wurde, mag Dir Selina Lust bereitet zu haben, aber die armen Opfer fanden das ganz bestimmt nicht lustvoll.
Auch das hat mit dem, was der User Schokoschendretzki oder die Userin Selina unter "Lust" bzw "Lustfeindlichkeit" verstehen - oder was in der Psychologie darunter verstanden wird - nicht das Geringste zu tun - ganz im Gegenteil.
Gerade WEIL die Politik/Ideologie in der DDR versuchte, in alle Lebensbereiche vorzudringen und vorzuschreiben, nutzten die Menschen die wenigen verbliebenen Nischen und schufen sich Freiräume, in denen sie ihr Leben genießen konnten - durchaus lustvoll.
harry52 hat geschrieben: Freitag 28. Oktober 2022, 11:36Du Selina siehst es nur aus Sicht der Täter und fanatischer Sozis,
die ihr System immer noch verherrlichen, weil sie unbelehrbare rote ... sind, aber denk auch mal an die Mauer.
Nein, das tut die Userin Selina gerade NICHT!
Unterlass deine bösatigen Unterstellungen, indem du den Lustbegriff vollkommen verdrehst und pervertierst!
Lust, Lustgewinn, Lustfeindlichkeit hat weder etwas mit der Parteidiktatur noch mit der Mauer auch nur das geringste zu tun, sondern damit, wie man sein ganz persönliches Leben gestaltet.
harry52 hat geschrieben: Freitag 28. Oktober 2022, 11:36Wenn die DDR Bürger so glücklich gewesen wären,
warum habt ihr sie dann eingesperrt? Und was war mit mit einem leckeren Essen in Italien, Frankreich. Spanien ... Gab es das für DDR Bürger? Und was war mit der vielen geilen Musik aus dem Westen und den Kinofilmen und den Büchern, Zeitungen .... War doch fast alles verboten und gar nicht zu bekommen, oder nicht?
Wer ist "ihr"?
Stell dir vor "wir" kannten die geile Musik aus dem Westen, die wurde - wenn auch sehr selten - auch von DDR-Sendern gespielt, die wurde in Discos gespielt, Filme "aus den Westen" liefen auch in DDR-Kinos und im DDR-Fernsehen und wenn man nicht gerade im "Tal der Ahnungslosen" - also östlich der Elbe bzw im Raum Dresden lebte, konnten ARD und (teilweise) ZDF durchaus empfangen werden.
Und was das leckere Essen angeht, so kannten wir durchaus auch die kulinarischen Genüsse Spaniens, Frankreichs oder Italiens, aber auch die Polens, Ungarns oder die der verschiedenen Regionen der damaligen SU. Es gab sogar Kochbücher mit Rezepten aus der ganzen Welt.
Und JA "wir" waren glücklich - im Rahmen unserer Möglichkeiten - "wir" haben getanzt und gelacht, gelebt und geliebt und wir sind NICHT ständig mit einer Leidensmiene durch die Gegend gelatscht und "wir" haben auch NICHT ständig darüber nachgedacht, was passiert, wenn ... oder wie es Regimegegnern ergeht.
harry52 hat geschrieben: Freitag 28. Oktober 2022, 11:36Deswegen sind auch viele von euch Ossis so schlecht informiert. Ihr wisst ja gar nicht, was der Westen alles an Lustvollem hatte.
Ach ja - wir wissen nicht ... Geht's nicht noch ein bisschen dümmer und/oder arroganter?
Ich verrate dir was: Leute wie DU sind die eigentlichen Spalter, die Leuten wie mir (oder der Userin Selina) unser Leben erklären wollen, uns erklären, wie wie unsere Erfahrungen einzuordnen haben.
Die Spalter sind Leute wie DU, die auf "uns" herabblicken und "uns" für dumm und minderbemittelt erkären wollen.
Gegen die menschliche Dummheit sind selbst die Götter machtlos.

Moralische Entrüstung ist der Heiligenschein der Scheinheiligen
Benutzeravatar
Selina
Beiträge: 17855
Registriert: Donnerstag 29. September 2016, 15:33

Re: Noch nie war Deutschland so gespalten...

Beitrag von Selina »

Danke, Dark Angel, kann man nicht besser beschreiben. Nun brauch ich mir nicht mehr die Mühe machen, selbst auf den User zu antworten. Hast alles gesagt.

Und genau, diese Arroganz, dieses ständige "Erklären", wie das eigene Leben gewesen sein soll damals, das ist einer der Hauptgründe dafür, dass die Spaltung wieder zunimmt.
Drüben im Walde kängt ein Guruh - Warte nur balde kängurst auch du. Joachim Ringelnatz
Benutzeravatar
JJazzGold
Beiträge: 59105
Registriert: Montag 25. Mai 2009, 01:34
user title: L'État, c'est moi

Re: Noch nie war Deutschland so gespalten...

Beitrag von JJazzGold »

Die "So war die DDR/BRD Spalter in Ost und West" müssten eigentlich in Kürze ausgestorben sein.
Wird das Spalten anerzogen?
Oder weshalb versuchen auch Nachkommen der nächsten beiden Generationen in Ost und West zu spalten, zurzeit nicht mehr in Treuhandfreund und Treuhandfeind, sondern in in Putinfeind und Putinfreund?
Die gefährlichste aller Weltanschauungen ist die der Leute, welche die Welt nie angeschaut haben.
Alexander Freiherr von Humboldt

https://www.youtube.com/watch?v=9FBu2rVuXGI
Benutzeravatar
harry52
Beiträge: 2984
Registriert: Freitag 30. Januar 2015, 09:35

Re: Noch nie war Deutschland so gespalten...

Beitrag von harry52 »

Dark Angel hat geschrieben: Freitag 28. Oktober 2022, 17:28 Die Spalter sind Leute wie DU, die auf "uns" herabblicken und "uns" für dumm und minderbemittelt erkären wollen.
Du verstehst mich nicht einmal.

Ich kritisiere nur die alten Sozis und früher auch die alten Nazis,
die ihre brutale, ekelige und verlogene Diktatur bis heute schön quatschen. Unbelehrbare Nazis und Sozis haben nichts anderes verdient, als das man sie scharf kritisiert.

Da sie unbelehrbar sind,
ist das sogar die beste Art mit solchen Menschen umzugehen, nämlich sie lächerlich zu machen und null Verständnis zu zeigen.

-------

Ich habe viel in der ehemaligen DDR gearbeitet und
viele Ossis kennen- und schätzen gelernt. Die meisten waren nicht unbelehrbar. Im Gegenteil:

Nur eine Minderheit ist unbelehrbar
und kann nicht mehr heraus aus der Diktatursozialisierung!

Die Mehrheit hat im Nachhinein verstanden,
dass nahezu nichts besser war als im Westen und dass sie jahrzehntelang belogen wurden. Die haben sich auch mal die Dokus angeschaut, beispielsweise auch über Kultur, Musik etc.

Lustvoller war das Leben in der DDR ganz bestimmt auch nur für Leute,
die noch spießiger waren, als die blöden, humorlosen, schmutzigen, alten Säcke aus der SED Führung.

Guck Dir nur mal diese widerlichen Aufmärsche der FDJ an.
Alle in gleichen Klamotten wie die HJ, oder wie in Nordkorea und anstatt mal ein bißchen rebellisch zu sein, wie es eine lustvolle Jugend normalerweise ist, bejubeln sie die Greise aus dem Politbüro.
"Gut gemeint" ist nicht das Gleiche wie "gut gemacht".
Benutzeravatar
Selina
Beiträge: 17855
Registriert: Donnerstag 29. September 2016, 15:33

Re: Noch nie war Deutschland so gespalten...

Beitrag von Selina »

harry52 hat geschrieben: Freitag 28. Oktober 2022, 18:28 Du verstehst mich nicht einmal.

Ich kritisiere nur die alten Sozis und früher auch die alten Nazis,
die ihre brutale, ekelige und verlogene Diktatur bis heute schön quatschen. Unbelehrbare Nazis und Sozis haben nichts anderes verdient, als das man sie scharf kritisiert.

Da sie unbelehrbar sind,
ist das sogar die beste Art mit solchen Menschen umzugehen, nämlich sie lächerlich zu machen und null Verständnis zu zeigen.

-------

Ich habe viel in der ehemaligen DDR gearbeitet und
viele Ossis kennen- und schätzen gelernt. Die meisten waren nicht unbelehrbar. Im Gegenteil:

Nur eine Minderheit ist unbelehrbar
und kann nicht mehr heraus aus der Diktatursozialisierung!

Die Mehrheit hat im Nachhinein verstanden,
dass nahezu nichts besser war als im Westen und dass sie jahrzehntelang belogen wurden. Die haben sich auch mal die Dokus angeschaut, beispielsweise auch über Kultur, Musik etc.

Lustvoller war das Leben in der DDR ganz bestimmt auch nur für Leute,
die noch spießiger waren, als die blöden, humorlosen, schmutzigen, alten Säcke aus der SED Führung.

Guck Dir nur mal diese widerlichen Aufmärsche der FDJ an.
Alle in gleichen Klamotten wie die HJ, oder wie in Nordkorea und anstatt mal ein bißchen rebellisch zu sein, wie es eine lustvolle Jugend normalerweise ist, bejubeln sie die Greise aus dem Politbüro.
Sorry, harry52, du hast leider keine Ahnung, wie der Alltag in der DDR war. Deine holzschnittartigen Aufzählungen lesen sich wie Bildzeitungs-Überschriften, aber nicht wie ein kenntnisreicher Text. Du generalisierst und vereinfachst stark. Das ist wenig hilfreich für eine Diskussion, die einen vielleicht irgendwo weiterbringen könnte.
Drüben im Walde kängt ein Guruh - Warte nur balde kängurst auch du. Joachim Ringelnatz
Benutzeravatar
Ammianus
Beiträge: 6403
Registriert: Samstag 17. Dezember 2011, 22:05

Re: Noch nie war Deutschland so gespalten...

Beitrag von Ammianus »

harry52 hat geschrieben: Freitag 28. Oktober 2022, 18:28
...

Guck Dir nur mal diese widerlichen Aufmärsche der FDJ an.
Alle in gleichen Klamotten wie die HJ, oder wie in Nordkorea und anstatt mal ein bißchen rebellisch zu sein, wie es eine lustvolle Jugend normalerweise ist, bejubeln sie die Greise aus dem Politbüro.
Eigentlich habe ich deine Beiträge immer ganz gut gefunden. Aber was du hier zusammenschreibst, dass geht auf die Haut keine Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaftskuhhaut.

Es war 1. Mai 1976. Wir Lehrlinge des 1. Lehrjahres trafen uns wie verlangt brav in der Berufsschule um von dort im Blauhemd vor den Genossen des Bla Bla Bla vorbeizumarschieren. Da wurden wir erstmal alle in den Keller geschickt und bekamen eine der grünen Uniformen der Gesellschaft für Sport und Technik (GST) verpasst. Irgend ein Organisator war wohl der Meinung gewesen, dass es sonst zu wenig grüne Blöcke geben würde. Also zogen wir das Zeug an und dann ging es los.
Diese Pseudodemonstration war natürlich der blanke Unsinn. Die meiste Zeit wartete man, dass es weiterging. Schließlich sollten zig Tausende ihre Zustimmung zur Politik der Partei der Arbeiterklasse bekunden. Wir wussten das und hatten uns natürlich reichlich Verpflegung mitgebracht - egal in welchem Aufzug wir da langlatschen sollten. Also, dass waren so Flaschen mit durchsichtigen oder bräunlichen Flüssigkeiten. Und die Dinger ließen wir bei jeder Gelegenheit, wenn der Zug wieder mal stoppte lustig kreisen. Der Gelegenheiten gab es überreichlich. Fleißig knutschten wir dabei mit den Mädels rum die man auch in den Pseudomilitärplunder gesteckt hatte machten die drolligsten Bemerkungen und waren nach jedem Schluck bei besserer Laune. Als es dann endlich soweit war und wir am noch sehr neuen Balast der Republik vor den Augen der Staatsführung defilieren sollten, da hatten unser Aufsichtspersonal so einige Mühe dafür zu sorgen, dass unsere Reihen wenigstens ein bischen einer geordneten Marschformation glichen.

Als wir dann dran vorbei waren, sahen wir zu uns schnellsten aus dem Staub zu machen. Alles fuhr nach Hause zogen den normale Klamotten, z.B. hauteng genähte Lewis an und den US-Parka. Denn Nachmittags und Abends gab es Rockkonzerte und die wollte man - neben natürlich auch dem üblichen Bierkonsum - auf keinen Fall verpassen. Die Renft-Combo spielte leider nicht. Die hatten die Schweine ja bereits im vorigen Jahr verboten.

Tja, und 1 Jahr später am Republiksgeburtstag, dem 7. Oktober 1977 wurde es dann richtig lustig:

https://www.mdr.de/geschichte/ddr/polit ... n-100.html

"Biermann! Biermann!", "Freiheit! Freiheit!" waren die Parolen und ein Steinhagel zerstörte die Scheiben der zum Fernsehturm gehörenden Gebäude. Die Bullen waren zu Anfang regelrecht hilflos. Damit hatte keiner gerechnet. Dann allerdings war der Spass vorbei für die, welche unter die Knüppel und Fäuste der Büttel des Regimes gerieten. Besonders die Stasischweine zeigt ihr wahres Gesicht. Die griffen sich zu dritt oder viert Einzelne zogen sie raus und bearbeiteten sie dann mit Fäusten und Füßen ...
"Ich möchte an einem Ort sein, an dem es keine Politik gibt, keine Waffen, keine Religion."
Libanesin Anfang August 2020
Antworten