Astrocreep2000 hat geschrieben:(29 Nov 2021, 17:27)
Es werden Szenarien modelliert, die voraussagen, wieviel Tote wir bei welchen Maßnahmen zum Zeitpunkt X haben werden [...]
Das liegt auch daran, dass die Modellierung von Szenarien (Wichtig: Nicht Prognosen!) erstmal keine so große Kunst oder Rocket Science ist. Wir kennen ja die Infektionssterblichkeit, aufgegliedert nach Altersgruppen (vgl.
https://en.wikipedia.org/wiki/COVID-19# ... by_age.png). Um die zu ermitteln brauchte man nicht mehr, als ein paar gute Samples und entsprechende Beobachtung. Die hatten wir schon recht früh in der Pandemie (Christian Drostens Schätzung von 0,5 Prozent im Februar 2020 war schon sehr dicht dran. Es schwankt, je nach Altersstruktur einer Population). Danach ist es quasi nur noch Prozentrechnen, Konvergenz gegen den Erwartungswert. Den Rest erledigt schlicht das Gesetz der großen Zahlen.
Schon etwas schwieriger ist die Schätzung, wie größere Maßnahmen Rt beeinflussen, aber auch das ist mit anspruchsvoller Methodik machbar. Es ist deshalb machbar, weil da so viele Reduktionen von Kontakten auf einmal passieren, z.B bei Schulschließungen. Das "mittelt" Zufälle und Rauschen erstmal raus.
Konkrete Übertragungswege und Wahrscheinlichkeiten für Ansteckungen zu schätzen ist tatsächlich gar nicht so einfach, weil es so kleinteilig ist. Natürlich gibt es da Tendenzen: Schlecht sind Innenräume, enger Kontakt über einen längeren Zeitraum etc. Ich kann es nicht beurteilen, weil es nicht mein Fachgebiet ist, aber offenbar ist es virologisch nicht so einfach festzustellen, was im einzelnen Detail nun für Ansteckungen sorgt. Da braucht man viel qualitative Forschung und hat es mit quantitativen Ansätzen gar nicht so leicht. Das ist nur meine Meinung, weshalb es methodisch so schwierig ist, hier im Einzelnen zu Ergebnissen zu kommen.
Die größte Schwierigkeit liegt imho darin, Rt selbst zu modellieren. Das ist ein komplexes Problem auf der Mikroebene, für das man eigentlich Ansätze der Mikrosimulation bräuchte. Da das schwer zu leisten ist, behelfen wir uns da mit modernen Methoden der angewandten Statistik.