Misterfritz hat geschrieben:(15 Feb 2021, 10:38)
Benoten kann man ja nur geleistete Arbeit - was also hat die AfD auf der Liste zu suchen?
Eine Oppositions-Partei leistet ja auch Arbeit, insofern gehört die AfD auf die Liste. Sie ist allerdings in der bequemen Lage, immer das Gegenteil der Regierungslinie zu fordern, ohne ihren alternativen Ansatz beweisen zu müssen ... Die AfD gerät auch hoffentlich nie in diese Verlegenheit.
Zur Bewertung der (oppositions-)Arbeit dieser Partei muss auch bedacht werden, dass sie aus Prinzip eine Gegenhaltung zu dem einnimmt, was sie als "Mainstream" wittert. Mit inhaltlicher Konsequenz udn Kontinuität hat das wenig zu tun. Wäre bspw. der Regierungskurs vergleichbar mit dem Schwedens gewesen, wäre die AfD die Partei gewesen, die einen harten Lockdown gefordert hätte... Zumal Covid-19 gerade das Aussterben der letzten Generation beschleunigt, die sich noch - theroretisch ... - in verklärter Erinnerung an das "3. Reich" lebt und die der AfD deshalb ("Fliegenschiss in der Geschichte") besonders am Herzen liegt. Zumindest, solange sie noch in der Lage sind, ein Kreuz auf einem Stimmzettel zu machen.
Weiter zum Thema:
relativ hat geschrieben:(15 Feb 2021, 10:52)(...) Die Komplexität der Entscheidungen waren einfach zu groß, da ja wirklich fast jede Branche und jeder Bürger betroffen war und ist. (...) Im nachhinein glaube ich, daß es die beste Strategie gewesen wäre, nicht auf Schließungen nach einem Gießkannensystem zu setzen, sondern auf Reduzierung und Teilverboten. (...)
Da stimme ich Dir zu, gerade auch bzgl. der Maßnahmen.
Es gab/gibt da allerdings keine keine Partei-einheitliche Linien, für meinen Geschmack hätte es sogar noch viel mehr offene/öffentliche Diskussionen zur Konsenz-Findung geben müssen. Nicht zu Beginn der Pandemie, als noch keiner die Lage einschätzen konnte, da wurde mit dem ersten Lockdown angemessen gehandelt. Aber ab da. Da lief aber schon alles in Richtung undifferenzierter Verbote.
Wenn ich das Handling der einzelnen Bundesländer anschauen, finde ich, dass folgende Länder im Vergleich zu anderen ganz gut stehen:
Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern: Klar, die haben aufgrund der geringen Bevölkerungsdichte und von der Mentalitäöt her das "social distancing" schon eingebaut. Beides hilft natürlich. Aber: Sie haben es hinbekommen, den für beide Länder lebensnotwendigen Tourismus im Sommer trotzdem nicht komplett zu killen, sondern kontrolliert zuzulassen. Der Landkreis Nordfriesland z.B. hat mit die niedrigsten Infektions- und Todeszahlen in Deutschland, obwohl die Inseln (Sylt, Föhr, Amrum) im Sommer voll waren.
NRW: Ja, hohe Zahlen, aber es ist auch das Land mit den anspruchsvollsten Voraussetzungen: Das bevölkerungsreichste Land mit der größten Bevölkerungsdichte, größten Ballungsräumen, diversesten Bevölkerung - und daszu das Transit-Land Nr. 1, durch das nun wirklich jeder Verkehr in Nord-Süd wie Ost-West-Richtung durchgeht.
Ich persönlich bin kein Fan von Laschet, aber was beim Bashing von Spiegel & Co. gerne ausgeblendet wird ist, dass er in NRW für seinen Kurs hohe Zustimmungswerte bekommen hat. Was ich eben - schaut man sich zum Vergleich die Diskrepanz zwischen Söders Getöne und der Lage in Bayern an - auch nachvollziehen kann.
relativ hat geschrieben:(15 Feb 2021, 10:52)
Fakt ist m.M. ein harter Lookdown an dem sich ca. 20% der Bürger nicht wirklich dran halten (...)
Worauf bezieht sich das? 20%, die sich nicht an die Regeln halten wollen? Das schätze ich viel zu hoch ein. Oder 20%, die sich de facto gar nicht an den Lockdown gebunden waren/sind, weil sie in Bereichen arbeiten, die nicht kontrolliert werden (die Zahl würde ich für noch deutlich höher einschätzen).
Letztlich ist es doch so: Wir wissen dazu zu wenig, weil ja offensichtlich bei der "Nachverfolgung" durch die Gesundheitsämter keine Daten erfasst wurden, die Aufschluss darüber geben, wo es verhaltensbedingt (Berufsgruppen, Orte, Tätigkeiten) Infektionsschwerpunkte gibt.
Auch so'n Widerspruch: Womit füttern Priesemann, Brockmann & Co. ihre Vorhersage- Modelle zum Infektionsgeschehen, wenn so wenig über das Verhalten der Menschen bekannt ist und über die Bedingungen, unter denen sie sich anstecken?