Stehen wir vor Bücherverbrennungen zwecks Antirassismus?

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Senexx

Re: Stehen wir vor Bücherverbrennungen zwecks Antirassismus?

Beitrag von Senexx »

Elmar Brok hat geschrieben:(12 Nov 2020, 14:06)

Beantwortet meine Frage nicht. Wann wäre es für dich vertretbar?
Ein Stadtrat kann jederzeit ein Denkmal Im öffentlichen Raum entfernen lassen. Das ist eine politische Entscheidung. Er kann aber nicht ins Urheberreht eingreifen.
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Tom Bombadil
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Re: Stehen wir vor Bücherverbrennungen zwecks Antirassismus?

Beitrag von Tom Bombadil »

JJazzGold hat geschrieben:(12 Nov 2020, 11:27)

Mein Vorschlag mit dem Beipackzettel war durchaus ernst gemeint.
Das ist für mich die einzig akzeptable Form, der nachträglichen Anmerkungen.
Das sehe ich auch so, zumindest bei Büchern, die für Kinder und Jugendliche gedacht sind. Ob das bei Literatur für Erwachsene unbedingt nötig ist, wäre noch zu diskutieren.
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gallerie
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Re: Stehen wir vor Bücherverbrennungen zwecks Antirassismus?

Beitrag von gallerie »

Elmar Brok hat geschrieben:(12 Nov 2020, 14:13)

Und was wäre mit dem Fall, wenn dort zB Neubauten geplant sind? Ein Abriß aus Platzgründen quasi?
...dann muss ich passen!
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naddy
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Re: Stehen wir vor Bücherverbrennungen zwecks Antirassismus?

Beitrag von naddy »

Elmar Brok hat geschrieben:(12 Nov 2020, 14:04)

Warum sollte das pauschal Zensur sein?
Weiß ich auch nicht, deshalb habe ich das auch nicht behauptet.
Tom Bombadil hat geschrieben:(12 Nov 2020, 14:10)

Das brauchst du auch nicht, es sei denn, du hast im Geschiunterricht gepennt. Das ist aber dann nicht mein Problem, ich bin auch nicht dafür da, dir hier Nachhilfe zu erteilen. Du kannst ja auch gerne Fakten ignorieren, sie werden dadurch aber nicht verschwinden.
Dein Unverständnis gegenüber meinem Argument ist ein weiterer Grund, das Thema hier nicht weiter zu vertiefen.

Deine ad-hominems kannst Du Dir mir gegenüber übrigens gerne ersparen. Sonst greift womöglich noch ein Moderator ein. :|
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Re: Stehen wir vor Bücherverbrennungen zwecks Antirassismus?

Beitrag von Elmar Brok »

Senexx hat geschrieben:(12 Nov 2020, 14:13)

Ein Stadtrat kann jederzeit ein Denkmal Im öffentlichen Raum entfernen lassen. Das ist eine politische Entscheidung. Er kann aber nicht ins Urheberreht eingreifen.
Ok. Das “wir” ist für dich der Stadtrat. Habe ich kein Problem mit.
Senexx

Re: Stehen wir vor Bücherverbrennungen zwecks Antirassismus?

Beitrag von Senexx »

Elmar Brok hat geschrieben:(12 Nov 2020, 14:19)

Ok. Das “wir” ist für dich der Stadtrat. Habe ich kein Problem mit.
Nö, das ist ein anderes Thema.
Elmar Brok
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Re: Stehen wir vor Bücherverbrennungen zwecks Antirassismus?

Beitrag von Elmar Brok »

Senexx hat geschrieben:(12 Nov 2020, 14:20)

Nö, das ist ein anderes Thema.
Welches Thema denn? Ich bin beim Umgang mit Denkmälern.
Senexx

Re: Stehen wir vor Bücherverbrennungen zwecks Antirassismus?

Beitrag von Senexx »

Elmar Brok hat geschrieben:(12 Nov 2020, 14:21)

Welches Thema denn? Ich bin beim Umgang mit Denkmälern.
Lassen Sie das Trollen.
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Tom Bombadil
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Re: Stehen wir vor Bücherverbrennungen zwecks Antirassismus?

Beitrag von Tom Bombadil »

naddy hat geschrieben:(12 Nov 2020, 14:17)
...ein weiterer Grund, das Thema hier nicht weiter zu vertiefen.
Da werden Sie geholfen: https://www.erstenachhilfe.de/nachhilfe-geschichte :p
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Re: Stehen wir vor Bücherverbrennungen zwecks Antirassismus?

Beitrag von Elmar Brok »

Senexx hat geschrieben:(12 Nov 2020, 14:22)

Lassen Sie das Trollen.
Wie sagte ein User vorhin? Ich nehme deine Kapitulation an ;)
Stoner

Re: Stehen wir vor Bücherverbrennungen zwecks Antirassismus?

Beitrag von Stoner »

Elmar Brok hat geschrieben:(12 Nov 2020, 14:11)

Nein, nur weil du mich in eine Ecke drängst. Stehe ich dort nicht.
Weil Sie liegen. Deshalb schüttle ich Sie ja. :D

Versuchen wir's noch einmal konkret:

Heidegger, in den Schwarzen Heften 1939-1941 (Band 96 der Gesamtausgabe) schreibt:
Durch den Rassegedanken wird »das Leben« in die Form der Züchtbarkeit gebracht, die eine Art der Berechnung darstellt. Die Juden »leben« bei ihrer betont rechnerischen Begabung am längsten schon nach dem Rasseprinzip, weshalb sie sich auch am heftigsten gegen die uneingeschränkte Anwendung zur Wehr setzen (a.a.O. Seite 56)
In den Briefen an seinen Bruder geht's in dieser Hinsicht noch "lustiger" zu.

Mal von urheberrechtlichen Fragen abgesehen - Ihrer Ethik nach müsste das jetzt getilgt werden oder durch den Verlag kommentiert oder anderweitig zensiert?

Eine Grundsatzfrage über alle "Fälle" hinaus wäre die folgende:

Was gibt eigentlich einer Generation das Recht, Kunstwerke oder Literatur, die, zumal wenn es große Kunst oder Literatur ist, niemals für diese Generation allein gestaltet bzw. geschrieben wurden, nach ihren kurzfristigen politischen und emotionalen Vorlieben zu verfälschen?

Verstehen Sie jetzt ein bisschen besser, warum ich diese Art von Idee für einen säkularen Talibanismus, für Wiedertäufertum und für noch ein paar schlimmere Dinge halte? Neben reinen Fragen des positiven Rechts, wer ermächtigt notfalls auch eine demokratische Mehrheit hierzu, das Werk von Autoren oder Künstlern zu verfälschen oder zu vernichten?

Meine Auffassung ist eben: Der Kölner Dom darf unter diesen Vorzeichen letztendlich gesprengt werden - es wäre entweder eine Frage der demokratischen Mehrheit und/oder ggf. des Minderheitenschutzes. Aber es gäbe kein (ethisches) Kriterium, nach dem dies unter den von Ihnen vertretenen Vorzeichen verurteilt werden dürfte.
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Re: Stehen wir vor Bücherverbrennungen zwecks Antirassismus?

Beitrag von JJazzGold »

naddy hat geschrieben:(12 Nov 2020, 12:42)

Da befindest Du dich aber im Widerspruch zu der in den meisten Parteien verbreiteten Überzeugung, man müsse den Bürger um jeden Preis vor den "falschen Wahrheiten" beschützen. Ich übrigens auch. Schon weil mir die selbsternannten "Beschützer" in dem meisten Fällen als arg kleine geistige Leuchten erscheinen. ;)
Genauso wird's sein, selbst unbelesen sein, aber mit dem Rotstift schnüffelnd auf der Suche nach heute verpönten Begriffen und Ausdrucksweisen durch die Werke gehen. Nein danke, ohne mich.
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Re: Stehen wir vor Bücherverbrennungen zwecks Antirassismus?

Beitrag von JJazzGold »

Stoner hat geschrieben:(12 Nov 2020, 12:43)

Es geht nicht um Zwischenkommentierungen frivoler Art, sondern um wohlkommentierte Ausgaben, wie beispielsweise die Nabokov-Gesamtausgabe, die Große Brandenburger Ausgabe Fontanes usw., in denen historische Zusammenhänge und Figuren, sprachliche Dinge (vor allem bei Nabokov) usw. in einem Erläuterungsteil vorhanden sind.
Zu wessen Wohl sollte eine wohlkommentierte Ausgabe sein?
Zu meinem?
Dessen bedarf ich nicht. Auch nicht nach einem ausgiebigen Interview meinerseits mit dem wohlmeinenden Kommentator.
:)
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Re: Stehen wir vor Bücherverbrennungen zwecks Antirassismus?

Beitrag von Elmar Brok »

Stoner hat geschrieben:(12 Nov 2020, 14:37)
Mal von urheberrechtlichen Fragen abgesehen - Ihrer Ethik nach müsste das jetzt getilgt werden oder durch den Verlag kommentiert oder anderweitig zensiert?.
Nein, mir ist das erst einmal völlig egal. Es muss nichts bzw. wenig. Ich habe aber kein Problem damit, wenn ein Verlag aus “Negerkönig” “Südseekönig” macht. Von mir aus kann aber auch “Negerkönig” stehen bleiben. Oder ein anderer Umgang damit gefunden werden.

Den Rest müsste ich mir später genauer durchlesen.
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Re: Stehen wir vor Bücherverbrennungen zwecks Antirassismus?

Beitrag von gallerie »

JJazzGold hat geschrieben:(12 Nov 2020, 14:47)

Genauso wird's sein, selbst unbelesen sein, aber mit dem Rotstift schnüffelnd auf der Suche nach heute verpönten Begriffen und Ausdrucksweisen durch die Werke gehen. Nein danke, ohne mich.
...die eigene Degeneration der Gesellschaft und Kultur beginnt mit der Sprachpolizei!
Das geschah im Schriftentum der Ägypter wie zur Zeit chinesischen Dynastien, wo Zeichen als Sprache dienen mussten, weil sie verboten waren.
Beide Dynastien sind untergegangen, der christlichen Blühte könnte gleiches geschehen.
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Re: Stehen wir vor Bücherverbrennungen zwecks Antirassismus?

Beitrag von gallerie »

Elmar Brok hat geschrieben:(12 Nov 2020, 14:52)

Nein, mir ist das erst einmal völlig egal. Es muss nichts bzw. wenig. Ich habe aber kein Problem damit, wenn ein Verlag aus “Negerkönig” “Südseekönig” macht. Von mir aus kann aber auch “Negerkönig” stehen bleiben. Oder ein anderer Umgang damit gefunden werden.
...wenn aber die Mehrheit der Leser den Begriff "Negerkönig" für richtig hält, was dann?
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Re: Stehen wir vor Bücherverbrennungen zwecks Antirassismus?

Beitrag von JJazzGold »

Billie Holiday hat geschrieben:(12 Nov 2020, 12:53)

Naja, nackerte Menschen, von Künstlern gezaubert, sind ja auch sowas von sexistisch. Wer zwar bei Google am häufigsten Pornos sucht, muß aber zwingend vor nackter Kunst beschützt werden.
Botticellis Venus beleidigt das vermeintlich prüde Auge....weg damit. :dead:
Die verbrannten Bilder hätte ich gerne heutzutage betrachtet. Aber dieser Kretin Savonarola hat das verhindert.
Ohnehin scheinen mir die Ausmerzer gestern wie heute alle einen an der Waffel zu haben und sollten erst einmal einer psychologischen Prüfung unterzogen werden.
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Re: Stehen wir vor Bücherverbrennungen zwecks Antirassismus?

Beitrag von gallerie »

...und was passiert, wenn sich ein Lübecker Gastronom als Label den "Neger "auf sein Hausschild druckt, obwohl oder weil er selbst "Schwarzer/Neger/Farbiger/Dunkelhäutiger" ist?..
Müssen wir Deutsche jetzt einem anders aussehenden Menschen erklären was Diskrimination heißt???
Ich empfinde es als diskriminierend einen Menschen aufzuzeigen was für ihn zu verachtend gilt !
Zuletzt geändert von gallerie am Donnerstag 12. November 2020, 15:05, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Stehen wir vor Bücherverbrennungen zwecks Antirassismus?

Beitrag von JJazzGold »

naddy hat geschrieben:(12 Nov 2020, 12:58)

Mag sein, aber bei Künstlern ist das so eine Sache. Ich kenne fast keinen, der heute noch mit dem zufrieden ist, was er früher geschaffen hat. Das ist zwangläufige Folge des stetigen Strebens nach Verbesserung, zumindest der herausragenden Künstler. Die empfinden die Resultate früherer Schaffensperioden auch schonmal als persönliche Beleidigung. :D

Aber derartige L'art pour l'art-Betrachtungen gehören wohl in einen anderen Strang. ;)
Auch Künstler gehen eine persönliche Entwicklung durch und die meisten dürften ihre frühen Werke dementsprechend einordnen können ohne Tränen darüber zu vergießen. ;)
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Re: Stehen wir vor Bücherverbrennungen zwecks Antirassismus?

Beitrag von gallerie »

JJazzGold hat geschrieben:(12 Nov 2020, 15:02)

Auch Künstler gehen eine persönliche Entwicklung durch und die meisten dürften ihre frühen Werke dementsprechend einordnen können ohne Tränen darüber zu vergießen. ;)
...bitte was???
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Re: Stehen wir vor Bücherverbrennungen zwecks Antirassismus?

Beitrag von JJazzGold »

Tom Bombadil hat geschrieben:(12 Nov 2020, 14:15)

Das sehe ich auch so, zumindest bei Büchern, die für Kinder und Jugendliche gedacht sind. Ob das bei Literatur für Erwachsene unbedingt nötig ist, wäre noch zu diskutieren.
Den Kompromiss würde ich eingehen, denn der Beipackzettel wäre nicht nur für Lehrkräfte, sondern bei Bedarf auch für Eltern hilfreich, falls denen die eigenen erklärenden Worte fehlen. Nachträgliche Korrekturen im Werk lehne ich ab.
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Re: Stehen wir vor Bücherverbrennungen zwecks Antirassismus?

Beitrag von JJazzGold »

gallerie hat geschrieben:(12 Nov 2020, 15:06)

...bitte was???
Das gibt es öfter, dass ein Künstler erklärt, Dieses und Jenes würde ich heute nicht mehr so malen, schreiben, entwerfen, die Rolle annehmen, etc. Das ist doch ok.
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Re: Stehen wir vor Bücherverbrennungen zwecks Antirassismus?

Beitrag von gallerie »

JJazzGold hat geschrieben:(12 Nov 2020, 15:10)

Das gibt es öfter, dass ein Künstler erklärt, Dieses und Jenes würde ich heute nicht mehr so malen, schreiben, entwerfen, die Rolle annehmen, etc. Das ist doch ok.
...Quatsch!
Kunstwerke werden der Epoche und des sozialen Friedens zugeordnet.
Ich habe noch nie gehört das Marc Chagall sich dem Mainstream unterworfen hätte.
Der Unterschied zwischen Kunst und Gebrauchsgrafik ist eben kulturelle Überbau von Kunst ohne Rücksicht auf Kultur, Gesellschaft und Politik!!
Stoner

Re: Stehen wir vor Bücherverbrennungen zwecks Antirassismus?

Beitrag von Stoner »

Elmar Brok hat geschrieben:(12 Nov 2020, 14:52)

Nein, mir ist das erst einmal völlig egal. Es muss nichts bzw. wenig. Ich habe aber kein Problem damit, wenn ein Verlag aus “Negerkönig” “Südseekönig” macht. Von mir aus kann aber auch “Negerkönig” stehen bleiben. Oder ein anderer Umgang damit gefunden werden.

Den Rest müsste ich mir später genauer durchlesen.
Das wäre schön.

Was den Negerkönig angeht, ist der zwiespältig. Ich weiß nicht, was im Original steht, und die Frage von (Neu)Übersetzungen ist wieder etwas anderes als ein Umgang mit dem Original.

Schaut man sich jedoch an, was bei Vom Winde verweht herausgekommen ist, dann wird's angesichts der Selbstüberlistung mit "Darky" (Wörter dieser Art auf "y" am Ende wirken wohl Deutschen halt freundlich) allerdings grotesk.
Zuletzt geändert von Stoner am Donnerstag 12. November 2020, 16:36, insgesamt 1-mal geändert.
Stoner

Re: Stehen wir vor Bücherverbrennungen zwecks Antirassismus?

Beitrag von Stoner »

JJazzGold hat geschrieben:(12 Nov 2020, 15:02)

Auch Künstler gehen eine persönliche Entwicklung durch und die meisten dürften ihre frühen Werke dementsprechend einordnen können ohne Tränen darüber zu vergießen. ;)
In der Regel geht es dabei aber um Qualität und nicht um Moral, sofern der Künstler nicht gerade vom Wüstling zum Tugendbold mutiert ist. Schönes Negativbeispiel hierfür ist Pitigrilli mit seinem "Kokain" - böse, defätistisch, rabenschwarz, und dann konventiert der zu den Katholen :rolleyes:
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Re: Stehen wir vor Bücherverbrennungen zwecks Antirassismus?

Beitrag von JJazzGold »

gallerie hat geschrieben:(12 Nov 2020, 15:15)

...Quatsch!
Kunstwerke werden der Epoche und des sozialen Friedens zugeordnet.
Ich habe noch nie gehört das Marc Chagall sich dem Mainstream unterworfen hätte.
Der Unterschied zwischen Kunst und Gebrauchsgrafik ist eben kulturelle Überbau von Kunst ohne Rücksicht auf Kultur, Gesellschaft und Politik!!
Es geht nicht um Mainstream und externe Katalogisierung, es geht um persönliche Entwicklungsstufen. Meine Cousine ist Malerin, sie kann ihren Frühwerken heute nicht mehr viel abgewinnen, während sie uns immer noch gut gefallen.
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Re: Stehen wir vor Bücherverbrennungen zwecks Antirassismus?

Beitrag von gallerie »

JJazzGold hat geschrieben:(12 Nov 2020, 15:23)

Es geht nicht um Mainstream und externe Katalogisierung, es geht um persönliche Entwicklungsstufen. Meine Cousine ist Malerin, sie kann ihren Frühwerken heute nicht mehr viel abgewinnen, während sie uns immer noch gut gefallen.
...diese persönliche Krise findet man in allen Kunstwerken der Gegenwart.
Kunst ist eben der kritische Punkt seine Wirken genauer zu betrachten und zu relativieren.
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Re: Stehen wir vor Bücherverbrennungen zwecks Antirassismus?

Beitrag von JJazzGold »

Stoner hat geschrieben:(12 Nov 2020, 15:21)

In der Regel geht es dabei aber um Qualität und nicht um Moral, sofern der Künstler nicht gerade vom Wüstling zum Tugendbold mutiert ist. Schönes Negativbeispiel hierfür ist Pitigrilli mit seinem "Kokain" - böse, defätistisch, rabenschwarz, und dann konventiert der zu den Katholen :rolleyes:
Das Problem der Ausmerzern, sie messen Qualität ausschließlich anhand ihrer persönlichen moralischen Messlatte.
Die Künstler selbst legen bei ihrer persönlichen Messlatte in der Regel Qualität zugrunde und vernachlässigen die
gerade gängige Moral.
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Re: Stehen wir vor Bücherverbrennungen zwecks Antirassismus?

Beitrag von Elmar Brok »

gallerie hat geschrieben:(12 Nov 2020, 14:56)

...wenn aber die Mehrheit der Leser den Begriff "Negerkönig" für richtig hält, was dann?
Ich bin nicht der Meinung, dass alles, was den Begriff "Neger" enthält, abgeändert werden MUSS.
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Re: Stehen wir vor Bücherverbrennungen zwecks Antirassismus?

Beitrag von Elmar Brok »

Stoner hat geschrieben:(12 Nov 2020, 15:17)

Das wäre schön.

Was den Negerkönig angeht, ist der zwiespältig. Ich weiß nicht, was im Original steht, und die Frage von (Neu)Übersetzungen ist wieder etwas anderes als.

Schaut man sich jedoch an, was bei Vom Winde verweht herausgekommen ist, dann wird's angesichts der Selbstüberlistung mit "Darky" (Wörter dieser Art auf "y" am Ende wirken wohl Deutschen halt freundlich) allerdings grotesk.
So wie ich es verstanden habe, wurde auch das schwedische Original abgeändert. In Absprache mit den Erben von Frau Lindgren. Zu Lebzeiten war Frau Lindgren aber dagegen. Habe ich in zwei Minuten im Internet überflogen. Keine Garantie auf Korrektheit. Das wäre für mich auch der größte Diskussionspunkt. Ob man sich über ihre Meinung hinwegsetzen darf. Ohne diesen Punkt sehe ich aber kein Problem.

Um das nochmal klar zu stellen. Ich bin nicht der Meinung, dass das Wort "Neger" oder sämtliche rassistische Textpassagen (oder Inhalte, die heute als rassistisch angesehen werden) gestrichen, kommentiert, verboten oder sonst was werden sollte. Ich bin aber der Meinung, dass eine Abänderung, wie zum Beispiel von "Negerkönig" zu "Südseekönig" (genügend andere Beispiele gibt es) aus meiner Sicht vertretbar sein kann. Sie muss es aber nicht. Wenn der Bundestag sagen würde, das Wort "Neger" muss getilgt werden, würde ich dies kritisch sehen.
Eine Grundsatzfrage über alle "Fälle" hinaus wäre die folgende:

Was gibt eigentlich einer Generation das Recht, Kunstwerke oder Literatur, die, zumal wenn es große Kunst oder Literatur ist, niemals für diese Generation allein gestaltet bzw. geschrieben wurden, nach ihren kurzfristigen politischen und emotionalen Vorlieben zu verfälschen?

Verstehen Sie jetzt ein bisschen besser, warum ich diese Art von Idee für einen säkularen Talibanismus, für Wiedertäufertum und für noch ein paar schlimmere Dinge halte? Neben reinen Fragen des positiven Rechts, wer ermächtigt notfalls auch eine demokratische Mehrheit hierzu, das Werk von Autoren oder Künstlern zu verfälschen oder zu vernichten?

Meine Auffassung ist eben: Der Kölner Dom darf unter diesen Vorzeichen letztendlich gesprengt werden - es wäre entweder eine Frage der demokratischen Mehrheit und/oder ggf. des Minderheitenschutzes. Aber es gäbe kein (ethisches) Kriterium, nach dem dies unter den von Ihnen vertretenen Vorzeichen verurteilt werden dürfte.
Zur Grundsatzfrage:
Ich denke nicht, dass z.B. Pipi Langstrumpf durch eine Abänderung von "Negerkönig" zu "Südseekönig" verfälscht wird. Zumindest nicht dann, wenn diese Änderung transparent macht und wenn dies nur in neu-aufgelegten Büchern passiert. Es kommt auch auf die Nutzung des Buches an und wie ich an es herangehe. Im Kontext eines Kinderbuches ist eine solche Änderung anders zu bewerten als wenn Pipi Langstrumpf als Quelle für eine Untersuchung zur Person Lindgren herangezogen wird. In Bezug auf Denkmäler halte ich diese für wandelbar. Wandelbar in der Gestaltung und Nutzung. Und nein, an keiner Stelle spreche ich von vernichten. Rechtliche Aspekte kenne ich zu wenig.

Mir würde kein Szenario einfallen, indem ich den Abriss des Kölner Doms befürworten würde. Zumindest nicht im Kontext von emotionalen und politischen Motiven.
Stoner

Re: Stehen wir vor Bücherverbrennungen zwecks Antirassismus?

Beitrag von Stoner »

Elmar Brok hat geschrieben:(12 Nov 2020, 16:40)

Mir würde kein Szenario einfallen, indem ich den Abriss des Kölner Doms befürworten würde. Zumindest nicht im Kontext von emotionalen und politischen Motiven.
Das wollte ich auch nicht unterstellt haben. Ich habe es lediglich als den Hinweis angeführt, dass die aktuellen Diskussionen um das Verändern von Werken oder auch das Verbieten oder Ächten oder gar Vernichten im Rahmen von identitätspolitischen Ansprüchen sich den Vorwurf gefallen lassen muss, dass die ethische Begründung, mit der solches gefordert wird, letztendlich darauf hinausliefe, dass man die Zerstörung der beiden Buddhastatuen oder des Baal-Tempels aus den gleichen ethischen Gründen dann zumindest nicht mehr kritisieren kann. Das ist mein wesentlichster Punkt.

Dazu gehört auch die Überlegung, dass Kunst, wo der Künstler tot ist, nicht der aktuellen Generation gehört, sondern, sofern sie noch betrachtet oder ein Buch gelesen wird, den Heutigen ebenso gehört wie der nächsten Generation. Sie ist, aus meiner Sicht, so zu übergeben, wie sie war bzw. gemeint war, und darf kein Opfer kontingenter subjektiver Empfindungen werden. Und schließlich ist Kunst auch immer ein Ausdruck ihrer Zeit, die sie beschreibt, darstellt, widerspiegelt, abwägt, kommentiert, interpretiert etc. Daher ist jeder Eingriff einer späteren Generation um solcher kontingenter politischer Opportunismen oder subjektiven Empfindungen willen gleichzeitig auch eine Verfälschung der Geschichte, die diese Kunst und Literatur zum Inhalt hat. Es ist ein Eingriff am offenen Gehirn ins kollektive Erbe.

(Übersetzungen oder Feldherrenstatuen sehe ich dabei nicht einbezogen, das würde ich als andere Baustelle bezeichnen).

Kommentare von vielen hier erwünscht ;)
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Re: Stehen wir vor Bücherverbrennungen zwecks Antirassismus?

Beitrag von DarkLightbringer »

Auch lebende und nicht ganz unbedeutende Autoren sind zuweilen unbequem.
Und ein Beipackzettel löst auch nicht jede Meinungsverschiedenheit.

Der S. Fischer Verlag trennte sich von Monika Maron. Diese hat nun aber einfach einen neuen Verlag gefunden - Hoffmann und Campe.

Laut Maron werde dieser Verlag im Geiste Heinrich Heines geführt.

https://www.spiegel.de/kultur/literatur ... b89dc020eb
>>We’ll always have Paris<<
[Humphrey Bogart als Rick Blaine in >Casablanca<, 1942]
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Re: Stehen wir vor Bücherverbrennungen zwecks Antirassismus?

Beitrag von Tom Bombadil »

DarkLightbringer hat geschrieben:(13 Nov 2020, 12:03)

Der S. Fischer Verlag trennte sich von Monika Maron.
Die hat sich ja auch der "Kontaktschuld" mit "rrrächts" schuldig gemacht :dead:
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Re: Stehen wir vor Bücherverbrennungen zwecks Antirassismus?

Beitrag von naddy »

JJazzGold hat geschrieben:(12 Nov 2020, 15:23)

Es geht nicht um Mainstream und externe Katalogisierung, es geht um persönliche Entwicklungsstufen. Meine Cousine ist Malerin, sie kann ihren Frühwerken heute nicht mehr viel abgewinnen, während sie uns immer noch gut gefallen.
Diesen Effekt kennen viele Künstler, ich aus eigener Erfahrung und durch vielfache Bestätigung. Genau darauf habe ich in diesem Statement angespielt.

Der Grund dafür ist relativ simpel. Künstler-sein bedeutet einen permanenten Entwicklungsprozeß, die jeweiligen "Werke" sind aus Sicht des Künstlers nur Wegmarker des bis dahin Erreichten und erscheinen rückblickend häufig als unzulänglich und fehlerhaft.

Natürlich spreche ich hier von ernstzunehmenden Künstlern und nicht von solchen, die als "Brotkünstler" das "Kunst-Business" bedienen.
Kant hat geschrieben:Man wird deutlich einsehen, dass es der Philosophie sehr un­natürlich sei, eine Brotkunst zu sein, indem es ihrer wesentlichen Beschaffenheit widerstreitet, sich dem Wahne der Nachfrage und dem Gesetze der Mode zu bequemen, und dass nur die Notdurft, deren Gewalt noch über die Philosophie ist, sie nötigen kann, sich in die Form des gemeinen Beifalls zu schmiegen.
Was Kant in der für unser Ohr verquasten Sprache seiner Zeit von der Pilosophie aussagt, kann eins-zu-eins auf die Kunst übertragen werden.

Um die Kurve zum Thema wenigstens noch halbwegs zu kriegen: Es handelt sich beim Kant-Zitat zwar um einen "ungiftigen" Text ohne moralischen Korrekturbedarf, aber auch den möchte ich auf keinen Fall in "unsere" Sprache übersetzt oder von "Bildungsbürgern" kommentiert lesen. Ich brauche weder betreutes Denken noch eine von Hinz und Kunz massenkompatibel zurechtgestutzte Vergangenheit, das kriege ich schon alleine hin.
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Re: Stehen wir vor Bücherverbrennungen zwecks Antirassismus?

Beitrag von Elmar Brok »

Stoner hat geschrieben:(12 Nov 2020, 17:11)

Das wollte ich auch nicht unterstellt haben. Ich habe es lediglich als den Hinweis angeführt, dass die aktuellen Diskussionen um das Verändern von Werken oder auch das Verbieten oder Ächten oder gar Vernichten im Rahmen von identitätspolitischen Ansprüchen sich den Vorwurf gefallen lassen muss, dass die ethische Begründung, mit der solches gefordert wird, letztendlich darauf hinausliefe, dass man die Zerstörung der beiden Buddhastatuen oder des Baal-Tempels aus den gleichen ethischen Gründen dann zumindest nicht mehr kritisieren kann. Das ist mein wesentlichster Punkt.

Dazu gehört auch die Überlegung, dass Kunst, wo der Künstler tot ist, nicht der aktuellen Generation gehört, sondern, sofern sie noch betrachtet oder ein Buch gelesen wird, den Heutigen ebenso gehört wie der nächsten Generation. Sie ist, aus meiner Sicht, so zu übergeben, wie sie war bzw. gemeint war, und darf kein Opfer kontingenter subjektiver Empfindungen werden. Und schließlich ist Kunst auch immer ein Ausdruck ihrer Zeit, die sie beschreibt, darstellt, widerspiegelt, abwägt, kommentiert, interpretiert etc. Daher ist jeder Eingriff einer späteren Generation um solcher kontingenter politischer Opportunismen oder subjektiven Empfindungen willen gleichzeitig auch eine Verfälschung der Geschichte, die diese Kunst und Literatur zum Inhalt hat. Es ist ein Eingriff am offenen Gehirn ins kollektive Erbe.

(Übersetzungen oder Feldherrenstatuen sehe ich dabei nicht einbezogen, das würde ich als andere Baustelle bezeichnen).

Kommentare von vielen hier erwünscht ;)
Naja, ich denke schon, dass ich hier in eine gewisse Ecke gedrängt werde. Zum Beispiel der Hinweis eines Users, ob ich es denn bei einem Marx-Denkmal genauso sehen würde. Warum sollte ich das anders sehen? Absurd. Da steckt der implizite Vorwurf drin, ich sei ein Linker, der die ganzen rechten Statuen fallen sehen wolle, aber bei linken Statuen eine Doppelmoral an den Tag legen würde. Dann wird mir hier wiederholt vorgeworfen, ich wäre für Zensur, ich sei verbrannt, ich würde mich winden blablabla. Da hält sich meine Bereitschaft, sich zu äußern, in Grenzen. Wie gesagt, ich habe mich nicht dafür ausgesprochen, Dinge, speziell Bücher, zu vernichten. Warum auch? Selbst bei Denkmälern bevorzuge ich eine andere Art der Gestaltung oder Nutzung (sei es z.B. in Museen).

Da ich eigentlich nur von Feldherrenstatuen und Übersetzungen (im Schwedischen wurde es übrigens auch geändert) spreche, denke ich nicht, dass mein Standpunkt ein groß anderer ist. Ich bin lediglich der Ansicht, dass bei Denkmälern oder neuaufgelegten Büchern nicht jede Veränderung automatisch schlecht ist. Das scheint aber teilweise zu überfordern und heißt dann wiederum nicht, dass ich zum Denkmalsturm aufrufe oder Bücher verbannen will. Aber ich spreche mich durchaus für Abänderungen, z.B. einzelner Worte, bei Kinderliteratur aus. Bzw. kann die Empörung über solche Abänderungen nicht nachvollziehen.
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Re: Stehen wir vor Bücherverbrennungen zwecks Antirassismus?

Beitrag von JJazzGold »

naddy hat geschrieben:(13 Nov 2020, 12:28)

Diesen Effekt kennen viele Künstler, ich aus eigener Erfahrung und durch vielfache Bestätigung. Genau darauf habe ich in diesem Statement angespielt.

Der Grund dafür ist relativ simpel. Künstler-sein bedeutet einen permanenten Entwicklungsprozeß, die jeweiligen "Werke" sind aus Sicht des Künstlers nur Wegmarker des bis dahin Erreichten und erscheinen rückblickend häufig als unzulänglich und fehlerhaft.

Natürlich spreche ich hier von ernstzunehmenden Künstlern und nicht von solchen, die als "Brotkünstler" das "Kunst-Business" bedienen.


Was Kant in der für unser Ohr verquasten Sprache seiner Zeit von der Pilosophie aussagt, kann eins-zu-eins auf die Kunst übertragen werden.

Um die Kurve zum Thema wenigstens noch halbwegs zu kriegen: Es handelt sich beim Kant-Zitat zwar um einen "ungiftigen" Text ohne moralischen Korrekturbedarf, aber auch den möchte ich auf keinen Fall in "unsere" Sprache übersetzt oder von "Bildungsbürgern" kommentiert lesen. Ich brauche weder betreutes Denken noch eine von Hinz und Kunz massenkompatibel zurechtgestutzte Vergangenheit, das kriege ich schon alleine hin.

Hier sind wir bei beiden Punkten völlig übereinstimmender Meinung. Was ich übrigen schon öfter anhand Ihrer Beiträge feststellte. :thumbup:
Die gefährlichste aller Weltanschauungen ist die der Leute, welche die Welt nie angeschaut haben.
Alexander Freiherr von Humboldt

https://www.youtube.com/watch?v=9FBu2rVuXGI
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Re: Stehen wir vor Bücherverbrennungen zwecks Antirassismus?

Beitrag von Elmar Brok »

Stoner hat geschrieben:(12 Nov 2020, 17:11)

Das wollte ich auch nicht unterstellt haben. Ich habe es lediglich als den Hinweis angeführt, dass die aktuellen Diskussionen um das Verändern von Werken oder auch das Verbieten oder Ächten oder gar Vernichten im Rahmen von identitätspolitischen Ansprüchen sich den Vorwurf gefallen lassen muss, dass die ethische Begründung, mit der solches gefordert wird, letztendlich darauf hinausliefe, dass man die Zerstörung der beiden Buddhastatuen oder des Baal-Tempels aus den gleichen ethischen Gründen dann zumindest nicht mehr kritisieren kann. Das ist mein wesentlichster Punkt.
Ergänzung: Mir selbst ist der Zerstörungswahn teilweise unangenehm. Vor einigen Jahren habe ich eine Einführungsvorlesung in die Erziehungswissenschaften belegt. In dieser wurde unter anderem auch Kant und seine vier Phasen der Erziehung thematisiert. Ein Student meldete sich und hielt einen mehr-minütigen Vortrag über Kants Rassismus. Das empfand ich schon damals als unangenehm. Kants Rassismus dürfte auf seine Vier-Phasen-Erziehung einen minimalen bis keinen Einfluss haben. Auch war nicht Kant generell Thema der Vorlesung. Sollen wir Kant und seine Theorien deshalb verbannen? Ebenso unangebracht halte ich die Forderungen danach, Kants Denkmäler einfach abzureißen. Kant hatte rassistische Züge --> Verbannen. Das ist mir zu simpel. Deshalb kann ich auch den Denkmalstürzen durch BLM in England und den USA wenig abgewinnen. Ich kann die Wut über Rassismus nachvollziehen. Aber alles, was irgendwie mit Rassismus in Verbindung steht, zu verbannen. Ist nicht der Weg, den ich einschlagen würde. Vor allem weil ich kein Gegenargument haben würde, wenn rechte Protestler eine Marx-Statue abreißen würden. Die Konsequenzen einer solchen Herangehensweise wären fatal.
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Re: Stehen wir vor Bücherverbrennungen zwecks Antirassismus?

Beitrag von DarkLightbringer »

Tom Bombadil hat geschrieben:(13 Nov 2020, 12:16)

Die hat sich ja auch der "Kontaktschuld" mit "rrrächts" schuldig gemacht :dead:
Man nennt es auch "Kontamination durch Nähe".
Der Schriftstellerin Maron wird der Kontakt zur Buchhändlerin Dagen vorgehalten, die wiederum Kontakt zu Sellner hatte.
Und jetzt wird auch dem Verlag Hoffmann und Campe der Kontakt zu Maron vorgehalten - ausgerechnet in der SZ, die mit einem Peter Handke keinerlei Problem hat.

Arbeitsthese: Der Verbrennungsgeist der Abbruchskultur-Linken ist ein Rechtsschwenk, die Forderung nach Argumentation - wie sie etwa von Gunnar Kaiser erhoben wird - ist indes progressiv.
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Re: Stehen wir vor Bücherverbrennungen zwecks Antirassismus?

Beitrag von Stoner »

DarkLightbringer hat geschrieben:(14 Nov 2020, 11:09)

Und jetzt wird auch dem Verlag Hoffmann und Campe der Kontakt zu Maron vorgehalten - ausgerechnet in der SZ, die mit einem Peter Handke keinerlei Problem hat.
Das ist mir ganz entgangen, deshalb hatte ich mal Freund Google bemüht, woraufhin ich auf das hier stieß.

Was mich fasziniert ist diese subtile Art des Rufmords: Umstrittene Autorin. Was soll man da noch kommentieren? Durs Grünbein schrieb neulich in der Zeit einen Artikel gegen diese Art von Ungeist, in dem er forderte, sich endlich wieder mit Texten und nicht mit irgendwelchen persönlichen Dingen von Autoren zu beschäftigen.
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Re: Stehen wir vor Bücherverbrennungen zwecks Antirassismus?

Beitrag von Zunder »

DarkLightbringer hat geschrieben:(14 Nov 2020, 11:09)
Der Schriftstellerin Maron wird der Kontakt zur Buchhändlerin Dagen vorgehalten, die wiederum Kontakt zu Sellner hatte.
Diese Darstellung ist falsch.
Es geht nicht um einen "Kontakt", sondern um die Veröffentlichung eines Essaybandes in einem, zurückhaltend formuliert, stark rechtslastigen Verlag, der eng mit Götz Kubitschek verbandelt ist. Erschienen ist dieses Buch in einer Reihe, die als "Exil" betitelt ist und somit die extreme Rechte auf eine Stufe stellt mit den Verfolgten des Nazi-Regimes.
Bezeichnenderweise wird die Verkommenheit einer solchen Verdrehung von einigen schon gar nicht mehr wahrgenommen.

Kontakt zu dieser Verlegerin hat Monika Maron schon seit Jahrzehnten.
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Re: Stehen wir vor Bücherverbrennungen zwecks Antirassismus?

Beitrag von naddy »

DarkLightbringer hat geschrieben:(14 Nov 2020, 11:09)

Man nennt es auch "Kontamination durch Nähe".
Die nächste Eskalationsstufe auf dem Weg, nicht mehr Meinungen, sondern die Personen in den Blick zu nehmen, die diese äußern. Zum pauschalen Verdammungsurteil reichen jetzt auch zufällige Bekanntschaftsverhältnisse.

Irrsinnigerweise erfreut sich diese "Argumentationsweise" ausgerechnet bei jenen größter Beliebtheit die nicht müde werden, Anderen Pauschal- und Vorurteile zu unterstellen. Eigentlich sollte sich da jeder Kommentar erübrigen. Eigentlich...
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Re: Stehen wir vor Bücherverbrennungen zwecks Antirassismus?

Beitrag von DarkLightbringer »

Zunder hat geschrieben:(14 Nov 2020, 12:38)

Diese Darstellung ist falsch.
Es geht nicht um einen "Kontakt", sondern um die Veröffentlichung eines Essaybandes in einem, zurückhaltend formuliert, stark rechtslastigen Verlag, der eng mit Götz Kubitschek verbandelt ist. Erschienen ist dieses Buch in einer Reihe, die als "Exil" betitelt ist und somit die extreme Rechte auf eine Stufe stellt mit den Verfolgten des Nazi-Regimes.
Bezeichnenderweise wird die Verkommenheit einer solchen Verdrehung von einigen schon gar nicht mehr wahrgenommen.

Kontakt zu dieser Verlegerin hat Monika Maron schon seit Jahrzehnten.
Also geht es eben doch um "Kontamination", oder worin besteht das Argument?

Anja Seeliger feuert im Kulturmagazin "Perlentaucher" zurück - ob man im SZ-Feuilleton denn die Heuchelei zum Geschäftsmodell erhoben habe, fragt sie ebenso rhetorisch wie giftig.
Mit Handke habe man kein Problem, obwohl dieser Kränze für einen Kriegsverbrecher geflochten hätte.

https://www.perlentaucher.de/interventi ... andke.html
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Re: Stehen wir vor Bücherverbrennungen zwecks Antirassismus?

Beitrag von Zunder »

Es geht nicht um irgendeine alberne "Kontamination", sondern um aktive Unterstützung faschistoider Tendenzen.

Ein Kommentar in der Süddeutschen zu Handke:
https://www.sueddeutsche.de/kultur/handke-1.4661842
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Re: Stehen wir vor Bücherverbrennungen zwecks Antirassismus?

Beitrag von DarkLightbringer »

Stoner hat geschrieben:(14 Nov 2020, 11:55)

Das ist mir ganz entgangen, deshalb hatte ich mal Freund Google bemüht, woraufhin ich auf das hier stieß.

Was mich fasziniert ist diese subtile Art des Rufmords: Umstrittene Autorin. Was soll man da noch kommentieren? Durs Grünbein schrieb neulich in der Zeit einen Artikel gegen diese Art von Ungeist, in dem er forderte, sich endlich wieder mit Texten und nicht mit irgendwelchen persönlichen Dingen von Autoren zu beschäftigen.
Maron verwies 2015 auf einen tatsächlichen Widerspruch - wir preisen die offene Gesellschaft und verweigern die offene Diskussion.

Man mag von ihren sonstigen Ansichten, Äußerungen oder Beziehungen halten, was man will, aber wenn sich eine Nomenklatura ihre Opposition oder Kritik selbst auszusuchen hat, dann ist es in der Tat eine geschlossene Gesellschaft. Aktuell wird genau das in Hongkong angestrebt.
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Re: Stehen wir vor Bücherverbrennungen zwecks Antirassismus?

Beitrag von DarkLightbringer »

Zunder hat geschrieben:(14 Nov 2020, 13:23)

Es geht nicht um irgendeine alberne "Kontamination", sondern um aktive Unterstützung faschistoider Tendenzen.

Ein Kommentar in der Süddeutschen zu Handke:
https://www.sueddeutsche.de/kultur/handke-1.4661842
Im Kern geht es um Attribution ohne Beleg oder Debatte, um Polarisierung der Polarisierung wegen.
Das bringt die Kultur- und Literaturszene in ein gewisses Schlingern. Symptomatisch etwa die Panorama-Affäre, die Kontroverse um einen Auftritt der Lisa Eckhard, und weitere.

Zum Fall Manon sagt die bekannte Literaturkritikerin und Fernsehmoderatorin ("Das literarisches Quartett") Thea Dorn, die Entscheidung des Fischer-Verlages sei ein „fatales Einschüchterungssignal an alle Autoren" (zitiert nach: https://de.wikipedia.org/wiki/Monika_Maron).
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Re: Stehen wir vor Bücherverbrennungen zwecks Antirassismus?

Beitrag von Senexx »

Zunder hat geschrieben:(14 Nov 2020, 12:38)

Diese Darstellung ist falsch.
Es geht nicht um einen "Kontakt", sondern um die Veröffentlichung eines Essaybandes in einem, zurückhaltend formuliert, stark rechtslastigen Verlag, der eng mit Götz Kubitschek verbandelt ist. Erschienen ist dieses Buch in einer Reihe, die als "Exil" betitelt ist und somit die extreme Rechte auf eine Stufe stellt mit den Verfolgten des Nazi-Regimes.
Was ist mit dem Essayband? Steht das irgendwas Schlimmes drin?
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Re: Stehen wir vor Bücherverbrennungen zwecks Antirassismus?

Beitrag von Zunder »

Im Kern geht es um faschistische Tendenzen und die Frage, wie mit ihnen umgegangen werden soll.

Monika Maron darf publizieren, wo sie will.
Der Fischer-Verlag darf publizieren, wen er will.

Diskutiert wird demnach nicht ein rechtliches Problem, sondern ein politisches, ideologisches und moralisches.

Wer den Fischer-Verlag kritisiert, weil er mit Monika Maron nicht mehr zusammenarbeiten will, nicht aber Monika Maron für die Unterstützung eines rechtsextremen Verlages, positioniert sich jedenfalls eindeutig.
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Zunder
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Re: Stehen wir vor Bücherverbrennungen zwecks Antirassismus?

Beitrag von Zunder »

Senexx hat geschrieben:(14 Nov 2020, 14:10)

Was ist mit dem Essayband? Steht das irgendwas Schlimmes drin?
Da stehen Essays drin, die Monika Maron schon im Fischer-Verlag veröffentlicht hat. Es ging als nicht um eine Neupublikation, sondern um die Unterstützung eines rechtsextremen Verlages.
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Re: Stehen wir vor Bücherverbrennungen zwecks Antirassismus?

Beitrag von Senexx »

Zunder hat geschrieben:(14 Nov 2020, 14:21)

Da stehen Essays drin, die Monika Maron schon im Fischer-Verlag veröffentlicht hat. Es ging als nicht um eine Neupublikation, sondern um die Unterstützung eines rechtsextremen Verlages.
Achso. Sie hat dort publiziert und Sie behaupten, damit wolle sie den Verlag unterstützen.
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Re: Stehen wir vor Bücherverbrennungen zwecks Antirassismus?

Beitrag von BlueMonday »

Ach so ein Phänomen, wenn Linke plötzlich marktkonform, also rechts argumentieren, wenn sie auf Vertragsfreiheit/Assoziationsfreiheit pochen, und wie sie ihre Reihen säubern und reinhalten wollen. Also letztlich einer kulturellen Segregation das Wort reden und die Durchmischung und Verunreinigung durch "Kontakt" tunlichst vermeiden. Reinheit und Eindeutigkeit als oberstes Ziel. Der Schmutz und die Verirrung soll draußen bleiben und sehen, wo er bleibt. Who cares about the scum. Dabei: Alle Menschen sind gleich. Jede folgenschwere Differenz ein Rassismus.
ensure that citizens are informed that the vaccination is not mandatory and that no one is under political, social or other pressure to be vaccinated if they do not wish to do so;
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