Hallo Selina. Ich sag dazu nur eins: Schau dir den Film "Leviathan" von Swjaginzew an (falls du ihn nicht schon kennst). Als oskar-nominierter Film sollte das kein Problem sein. Auf der einen Seite nur eins von abertausend Beispielen dafür, was für ein geistiger Dünnschiss dieses ganze Gerede von der angeblichen Zurückgebliebenheit der russischen Kultur oder überhaupt von irgendeiner "Kultur" ist. Kunstwerke wie auch wissenschaftliche Artikel werden von Individuen fabriziert, nicht von Angehörigen irgendeiner "Kultur". Aber der Film zeigt genau dies: Den geistig-kulturellen Niedergang der Welt am Beispiel des Staates, der am ehesten dafür steht: Russland. Ergänzt werden müsste: den zivilisatorischen Niedergang. "Machtmissbrauch, Justizwillkür und eine unheilige Allianz zwischen Kirche und Staat" wie es in einer der Rezensionen dazu völlig richtig heißt. Der Film motiviert auch für die 180-Grad-Kehrtwende, die in der Kritik am politischen System Russlands nötig ist: Weg von der Stalinismus- und Staatsozialismuskritik und hin zu einer Kritik an einer rechskonservativ-nationalistisch-imperialen Politik. Die Solidarität hat den verfolgten Intellektuellen und Oppositionellen und nicht dem System Putin zu gelten.Selina hat geschrieben:(11 Aug 2020, 15:49)
Alles richtig. Bis auf den letzten Abschnitt: Putin in einem Atemzug mit den Rechtspopulisten Orban, Bolsonaro und Trump zu nennen, ist schon sehr gewagt. Auch gibts in Russland keinen "schier unfassbaren geistig-kulturellen Niedergang". Der autokratische Führungsstil von Putin ist schon sehr kritikwürdig, stimmt, auch seine Schwulenfeindlichkeit, stimmt, und die Medien-Gleichschaltung unter Putins Ägide, ja, alles richtig. Aber "geistig-kultureller Niedergang" ist schon noch mal einen Zacken schärfer, umfassender und so nicht angemessen. Das kann man unter "deutscher Arroganz" zusammenfassen:
https://russische-botschaft.ru/de/infor ... -russland/
Und das gilt genauso auch für Belarus.