jack000 hat geschrieben:(17 Dec 2019, 20:17)
Nun, da ist es ja mal gut jemanden zu haben, der aus der Praxis berichten kann. Da du dein Publikum nun gut kennengelernt hast, wäre meine Frage:
Wieviel % haben aus deiner Sicht
mindestens eine der folgenden Eigenschaften?
- Ungebildet/Kaum bildungsfähig
- Antisemitische Ansichten / Judenfeindlich
- Problematisches Verhalten zu weiblichen Mitbürgen
- Langfristig nicht in der Lage den eigenen Lebensunterhalt
vollständig mit Arbeit zu bestreiten
- Religös bedingte Ablehnung unseres Gesellschaftssystems
- Neigt zur Gewalt
- Stellt die eigene Religion über das Grundgesetz
- Hat ein archaisches Weltbild
Mischt man meine Teilnehmer international, ist der Bildungsstand anständig, denn ich habe ja auch Inder und Südamerikaner, Iraner.
Filtern man die Araber, ist schon ein Bildungsdefizit feststellbar. Ganz deutlich ist das Gefälle zwischen Iranern und Arabern.
Iraner sind viel stärker!
- Ungebildet/Kaum bildungsfähig
Aus Afrika kommt eben auch alles, was es gibt, vom gut verdienenden BWLer über den Bauern hin zur tiefmuslimischen Mama, wo gar nichts geht.
Insgesamt sind die Afrikaner, die ich kennengelernt habe, sehr schwierige Fälle, die wirklich wenige Schuljahre mitbringen, aber wenigstens
nur wenige Analphabten, die halbwegs 2 Sprachen können, z. B. Tigrini und ein bisschen Arabisch. Englisch war meistens irgendwie genug, dass man
klar machen konnte, was man gerade voneinander will.
Aber da die Masse ja Araber sind, hier ein paar gesonderte Beobachtung:
Aufgefallen ist mir mal ein irakischer Agraringenieur, mit dem ich zufällig auf das Thema Nahrungsmittelveredelung kam. Er interessierte sich sehr, aber er machte
den Eindruck, dass das etwas völlig Neues für ihn ist...
Auffällig ist ein Bildungsgefälle zwischen Syrien und Irak. Die Syrer scheinen mir unterm Strich den weit größeren
Horizont zu haben. Das Stadt-Land-Gefälle ist jedoch in beiden Ländern drastisch. Man könnte meinen, wen es nicht in die großen Städte verschlägt, kommt über 4-6 Jahre
Schule kaum hinaus. Handwerker haben kaum eine Ausbildung und sie verstehen nicht immer, wozu das nötig ist, wenn man doch genug Erfahrung hat.
Unbestreibar gibt es ein Bildungsgefälle zwischen Nicht-Muslimen und Muslimen sowie eines zwischen Männern und Frauen. Dort ist der Horizont meist sehr gering.
Allerdings ist die Lernbereitschaft sehr vielr mulimischer Frauen durchaus bemerkenswert. Sie überholen gerne mal ihre Ehemänner, die nicht selten zur Faulheit neigen.
Ledige arabische junge Erwachsene sind meist auch sehr lernbereit, Ehemänner tendenziell weniger.
Nun darf man aber nicht übersehen, dass Sprachprobleme die Eindrücke von Bildungsständen sehr stark verzerren. Man unterschätzt die Leute sehr schnell, wenn sie schlicht Probleme
mit dem Spracherwerb haben. Man stelle sich einen deutschen IT-Experten vor, einen hochbezahlten Nerd, der plötzlich Arabisch lernen soll - der sieht auch schnell ziemlich dumm aus.
Und Deutsch gehört zweifellos zu den schwierigen Sprachen. Arabisch fällt übrigens immer wieder damit auf, dass sie 1 Wort haben für etwas, wo wir mit 2 der 3 unterschiedlichen Vokabeln
uns wesentlich präziser ausdrücken können. Aber man merkt eben, dass wie wichtig Englisch ist. Wer schon mal eine Sprache gelernt hat, der bringt diese Erfahrung in das Erlernen neuer Sprachen ein.
Dabei geht es gar nicht immer um hilfreiche Ähnlichkeiten, sondern beispielsweise um Fähigkeiten wie Ambiguitätstoleranz (Fähigkeit, mit Widersprüchlichkeiten, Ausnahmen umzugehen; Sprache ist ja nicht wirklich
logisch).
Erst auf hohem Niveau wird der sprachliche Fortschritt durch mangelnde Bildung gebremst. Schnell wirkt ein Landwirt aus der Savanne gebildeter als der Offizier der irakischen Armee, einfach weil er sich leichter tut
mit deutschen Sätzen ... auch wenn man dem Offizier wohl damit unrecht tut.
Trotzdem lasse ich mal zu einem sehr kritisch zu sehenden Quantifizierungsversuch hinreißen: Unter den Arabern sind erfolgreiche Berufsbiographien in Deutschland bei etwa 20 % unwahrscheinlich. Unter Muslimen vielleicht 40 %. Betrachtet man muslimische Frauen, würde ich 90 % sagen.
- Antisemitische Ansichten / Judenfeindlich
Israelkritisch würde ich denkbarerweise bei Arabern 100 % sagen. Die meisten Araber weisen mich darauf hin, dass sie Israel als Palästina bezeichnen.
Judenfeindlich ist sehr schwer zu sagen (nun kann man ja bekanntlich trefflich darüber streiten, wie man das trennen kann/sollte).
Immerhin ist aber bei frommen Muslimen eine Tendenz feststellbar, dass ihnen irgendwie Juden im Zweifelsfall sympathischer zu sein scheinen als Atheisten. Mit ersteren haben Sie eine Gemeinsamkeit
(freilich auch mit Christen); Atheisten aber sind ihnen oft suspekt. Wenn ich darauf hinweise, dass ich nur auf dem Papier evangelisch bin und nicht glaube, scheinen die frommen Muslime irgendwie ein bisschen enttäuscht
zu sein. Sehr viele Araber geben zu verstehen, dass sie den Antisemitismus in Deutschland verurteilen, da immer sie damit in Verbindung gebracht werden, obwohl er doch hierzulande weit überwiegend von rechts kommt.
Judenfeindlichkeit wird zumindest mir gegenüber gut versteckt, sofern er denn tatsächlich vorhanden ist.
- Problematisches Verhalten zu weiblichen Mitbürgen
Ich würde weniger sagen "problematisch", als eher "unsicher". Einige würden die Stärke der Frauen grundsätzlich nicht ablehnen, wenn sie denn damit umgehen könnten. Es gibt Araber, die sehr stark darunter leiden,
wenn sie sich blamieren in Gegenwart von Frauen, wohingegen sie unter Männern deutlich gelassener sind. Gegenüber Lehrerinnen verhalten sie sich fast immer respektvoll.
Hier ist aber immer der große Unwägbarkeitsfaktor, dass sie in der Klasse sind und da eine deutsche Lehrkraft steht. Sie haben großen Respekt vor Lehrkräften. Manchmal so ehrfürchtig, so dass es fremdschämig wird.
Daher ist arabisches Machverhalten im Klassenzimmer eher selten und stößt auf die Kritik oder Verachtung vieler Geschlechtsgenossen.
Wenn aber vom klassischen Rollenbild zu reden ist, nachdem er arbeitet und sie im Haushalt, wird das fast immer von der Zustimmung der muslimischen Frauen flankiert.
- Langfristig nicht in der Lage den eigenen Lebensunterhalt vollständig mit Arbeit zu bestreiten
Ich schätze, bei 90 % der über-50-jährigen ist Hopfen und Malz verloren. Und man muss hier wieder zwischen Muslimen und Nicht-Muslimen differenzieren. Unter den Muslimen gibt es vor allem bei den Frauen eine weit verbreitete Haltung, dass der Lebensunterhalt Sache des Mannes ist und die Frauen bleiben gerne im Haushalt.
Bei den jungen Leuten ist das anders. Die allermeisten jungen Nicht-Muslime wollen was und viele können auch was.
Fromme junge ledige Muslima, die mir sowohl als Lehrer also auch als Coach (diverses) alles abverlangen und besser als alle anderen in der Familie deutsch sprechen. Viele Eltern definieren sich über den Erfolg ihrer Kinder.
Unter den jungen Männer ist alles dabei, bunt gemischt. Hoch ehrgeizig bis stinkfaul. Leute, die perfektionistisch lernen und Leute, die glauben, sie würden beim Arbeiten schneller lernen als im Kurs - was natürlich Bullshit ist.
Ich sehe in puncto Sitzfleisch und Auffassungsgabe bei den jungen muslimischen Frauen großes Potenzial (nichtmuslimische junge Frauen ebenso). Schade, wenn sie aus ihrem Rollenbild nicht rauskommen. Je größer der mitgebrachte Bildungsstand (bzw. die Urbanität), desto höher sind die Chancen und desto geringer ist die Rolle, die die Religion spielt. Oft geht aber auch Frömmigkeit und Potenzial zusammen - wenn der Bildungsstand passt. Das ist aber quantitativ ernüchternd.
Junge Männer haben Potenzial. Aber der Faktor Deutsch verzerrt hier sehr stark, denn da geht es nicht nur um Fleiß. Zum Sprachenlernen braucht es auch ein wenig Eignung und die bringt nicht jeder einfach so mit. Ich beobachte aber sehr oft die Konstellation, dass bei Ehepaaren im Kurs sie arbeitet und er pennt. Schwer zu sagen warum. Neigung allein ist das nicht immer.
- Religös bedingte Ablehnung unseres Gesellschaftssystems
Ablehnung unserer Gesellschaftssystems stelle ich nicht fest, aber was ganz extrem ist, sind die Vorbehalte gegen Alkoholismus und vor allem gegen Homosexualität. Und einige lassen durchblicken, dass sie es nicht völlig abwegig finden, wenn der Lehrer mit dem Stock käme, zu Hause (Irak, Syrien schon länger nicht)war das auch so. Dass in Deutschland es so dramatisch ist, wenn man die eigenen Kinder mal ohrfeigt, verstehen auch nicht alle. Ich denke, die sind da von der Haltung her auf dem Stand unserer Großeltern.
- Neigt zur Gewalt
Das kann ich kaum beurteilen. Ich möchte auch nicht immer wissen, was da manch lustiger, sehr beliebter Klassenclown in Syrien alles gemacht hat ...
Gegenüber dem Lehrer herrscht großen Respekt. Manchmal liegen einfach die Nerven blank, aber ich hatte noch nie ernsthafte Schwierigkeiten.
- Stellt die eigene Religion über das Grundgesetz
In keinem einzigen Fall. Allenfalls besteht ein bisschen Irritation, wenn ich merklich überbetone, dass die Religionen in den Staat nichts mitreinzuschnabeln haben. Mir scheint,
dass das manchmal als Vorwurf aufgefasst wird, wenn ich hier so deutlich werde, so nach dem Motto "schaut mal, wir haben alle Tassen im Schrank, aber ihr ..."
Regelmäßig wird kritisch nachgefragt, was dann das "C" in den Unionsparteien soll. Und ich erweitere dann die Palette an deutschen Widersprüchlichkeiten, indem ich auf die Kirchensteuer verweise ...
- Hat ein archaisches Weltbild
Was ist das?
Ich denke, hier musst du erläutern, was du meinst.