Gesellschaft der Singles oder doch Familie?

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Hiob
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Gesellschaft der Singles oder doch Familie?

Beitrag von Hiob »

Wie seht ihr die Zukunft und wie ist eure Planung? Selber bin ich nun seit einigen Jahren schon Single und irgendwie kann ich mich für eine feste Beziehung einfach nicht mehr erwärmen. Soll nich nicht heißen, dass ich das völlig ablehnen würde, aber wirklich Lust habe ich eigentlich nicht darauf. Gerade verheiratete Paare schrecken mich oft ab. Erst der Beziehungsknatsch, dann die Trennung mit oft dramatischen (finanziellen) Folgen, und zu guter Letzt dann noch der Zoff wegen den Kindern :|
Kann es sein, dass diese Zeit einfach die Zeit der Singles ist, während Familien mehr und mehr der Vergangenheit angehören? Wird sich dies vielleicht in absehbarer Zeit wieder ändern? Mir scheint aber, dass der Mensch in der spätkapitalistischen Gesellschaft kein Herdentier mehr ist, sondern ein Einzelkämpfer, für den Familie oft nur Balast darstellt. Bindungen, so scheint mir, werden generell nur noch auf Zeit geschlossen, da irgendwann überall die Luft draussen ist. Ist das aber nur der Zeitgeist oder steckt da doch mehr dahinter? Entspricht die heutige Bindungsarmut vielleicht sogar am ehesten der menschlichen Natur oder ist es doch nur eine Folge der Ellbogengesellschaft. Was meint ihr?
Der erste Schluck aus dem Becher der Wissenschaft führt zum Atheismus, aber auf dem Grund des Bechers wartet Gott! (Werner Heisenberg, Physik-Nobelpreisträger)
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Liegestuhl
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Re: Gesellschaft der Singles oder doch Familie?

Beitrag von Liegestuhl »

Wenn ich so darüber nachdenke, fällt mir auf, dass ich bei diesem Thema immer sehr opportunistisch bin. Letztlich habe ich aber gemerkt, dass meine persönliche Freiheit sehr wichtig ist. Vielleicht sollte ich mich mal beim Kuschelkurs anmelden.
Ich schulde dem Leben das Leuchten in meinen Augen.
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Pandora
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Re: Gesellschaft der Singles oder doch Familie?

Beitrag von Pandora »

Hmm - ich denke schon, dass genug Menschen gerne eine feste Bindung eingehen und Familie gründen wollen... heute wird aber sehr viel mehr Wert auf echte Liebe gelegt und da wird man eben wählerisch (Männer und Frauen)... früher war es ja wohl wirklich so (wie der Kapitän so gerne betont), dass man geheiratet hat und oftmals dann doch lebenslang zusammen blieb... Liebe war da aber zweitrangig - es war nicht wichtig glücklich zu sein... Pflichten waren angesagt... wenn sich dann mal 2 trafen, bei denen auch wirklich LEIBE vorhanden war - wunderbar, aber die Regel war das nicht.

Heute macht man sich viele Gedanken darüber, ob man mit besagtem Partner wirklich ein Leben lang glücklich sein kann und will... darüber vergißt man oft die Zeit und irgendwann wird Bindung immer schwieriger, weil es immer schwieriger wird den passenden Topf oder Deckel zu finden - je älter man wird, umso weniger anpassungsfähig wird man auch... jeder entwickelt seine "Marotten" die zu einem gehören und die man bitte auch behalten möchte...

Die Liebe macht es sicherlich nicht leichter Familie zu gründen, eher im Gegenteil, aber wenn sie da ist, dann ist eben jeder glücklich und so sollte es eben auch sein...
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Guinevere
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Re: Gesellschaft der Singles oder doch Familie?

Beitrag von Guinevere »

Hiob hat geschrieben:Wie seht ihr die Zukunft und wie ist eure Planung? Selber bin ich nun seit einigen Jahren schon Single und irgendwie kann ich mich für eine feste Beziehung einfach nicht mehr erwärmen. Soll nich nicht heißen, dass ich das völlig ablehnen würde, aber wirklich Lust habe ich eigentlich nicht darauf. Gerade verheiratete Paare schrecken mich oft ab. Erst der Beziehungsknatsch, dann die Trennung mit oft dramatischen (finanziellen) Folgen, und zu guter Letzt dann noch der Zoff wegen den Kindern :|
Kann es sein, dass diese Zeit einfach die Zeit der Singles ist, während Familien mehr und mehr der Vergangenheit angehören? Wird sich dies vielleicht in absehbarer Zeit wieder ändern? Mir scheint aber, dass der Mensch in der spätkapitalistischen Gesellschaft kein Herdentier mehr ist, sondern ein Einzelkämpfer, für den Familie oft nur Balast darstellt. Bindungen, so scheint mir, werden generell nur noch auf Zeit geschlossen, da irgendwann überall die Luft draussen ist. Ist das aber nur der Zeitgeist oder steckt da doch mehr dahinter? Entspricht die heutige Bindungsarmut vielleicht sogar am ehesten der menschlichen Natur oder ist es doch nur eine Folge der Ellbogengesellschaft. Was meint ihr?
Der Mensch ist kein Einzelwesen und der hat schon immer in Familien gelebt. Ich glaub nicht, dass Singles und Eremiten echt glücklich sind. Ich will das volle Programm, Kinder kriegen, heiraten und so alt werden, auch wenn das manchmal Nachteile hat, aber die sind viel kleiner wie allein und besonders ohne Kinder zu leben. :cry:
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Tirolerin
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Re: Gesellschaft der Singles oder doch Familie?

Beitrag von Tirolerin »

Wie gut die Menschen ohne fixen Langzeitbindung zurecht kommen, sieht man ja wunderbar an der Nachfrage nach Psychotherapeuten. Manche gehen da ja nur mehr hin, damit sie mal jemanden haben, mit dem sie ernsthaft reden können :blink:

Es mag Menschen geben, die tatsächlich für das Einzelgängertum geboren sind. Die hats auch schon immer gegeben. Aber ich bezweifle, dass sie die Mehrheit stellen. Auch heute nicht.

Heute ist das Leben allerdings "komplizierter" als früher. Es gibt viel mehr mögliche Lebenswege, viel mehr mögliche Entscheidungen. Wenn man zurückdenkt, was ist man denn früher groß geworden? Viel Wahlmöglichkeit bezüglich des Lebensmodells hatte man nicht. Diesbezüglich war es dann auch leichter, jemanden zu treffen und mit jemandem zu leben, der dasselbe Modell hatte - weil quasi alle danach lebten.

Heute gibt es so viele Facetten, so viele Einflüsse, so viele Reize.. da noch jemanden zu finden, der passend tickt, mit dem man gemeinsam planen kann, ist eben schwerer. Das heißt aber nicht, dass sich nicht viele danach sehen.



Was mich persönlich angeht:
Ich möchte eine lebenslange Partnerschaft, ich möchte heiraten, ich möchte Kinder haben und Enkel und im Kreise meiner großen Familie dann irgendwann sterben. Ich möchte Vertrauen, Halt und Treue, Respekt und Liebe, und Familiensinn. Das ganze, klassische Programm, diesbezüglich. Und ich kann mir kaum vorstellen, dass ich anders jemals glücklich würde.
Ich bin ein nostalgischer, treuer, schüchterner Mensch, der das Stabile braucht. Kurzzeitaffären, ONS etc. wären absolut nichts für mich.
"Höret, was Erfahrung spricht: Hier ist's so wie anderswo. Nichts Genaues weiß man nicht, dieses aber ebenso."
(Otto - Ein Komiker muss ja nicht immer aus der Politik kommen - Grünmandl)
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Cash!
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Re: Gesellschaft der Singles oder doch Familie?

Beitrag von Cash! »

Tirolerin hat geschrieben:Wie gut die Menschen ohne fixen Langzeitbindung zurecht kommen, sieht man ja wunderbar an der Nachfrage nach Psychotherapeuten. Manche gehen da ja nur mehr hin, damit sie mal jemanden haben, mit dem sie ernsthaft reden können :blink:
Soso, und was ist mit den ganzen Leuten aus den kaputten Therapien und die Paarberatungen? das scheint mir auch ein Problem zu sein.
Es mag Menschen geben, die tatsächlich für das Einzelgängertum geboren sind. Die hats auch schon immer gegeben. Aber ich bezweifle, dass sie die Mehrheit stellen. Auch heute nicht.
Das stimm allerdings. Liebe und Partnerschaft sind wohl dinge die dem menschen imannent sind. Was nicht heißt, das dies von der Wiege bis zur Bare sein muss......
Heute ist das Leben allerdings "komplizierter" als früher. Es gibt viel mehr mögliche Lebenswege, viel mehr mögliche Entscheidungen. Wenn man zurückdenkt, was ist man denn früher groß geworden? Viel Wahlmöglichkeit bezüglich des Lebensmodells hatte man nicht. Diesbezüglich war es dann auch leichter, jemanden zu treffen und mit jemandem zu leben, der dasselbe Modell hatte - weil quasi alle danach lebten.
Richtig! Allerdings müsste die vermehrung der Lebenswegmöglichkeiten ja eigentlich zu mehr "Glück" führen. immerhin kann man nun selbst entscheiden und wird nicht mehr in ein Muster gezwungen.
Heute gibt es so viele Facetten, so viele Einflüsse, so viele Reize.. da noch jemanden zu finden, der passend tickt, mit dem man gemeinsam planen kann, ist eben schwerer. Das heißt aber nicht, dass sich nicht viele danach sehen.
Ich denke eher, das man in der globalisierten Welt wesentlich mehr Möglichkeiten der Partnerwahl hat. Früher musste es halt jemand aus der geographisch nächsten Umgebung sein, dass ist heute nicht mehr der Fall.
Tatsache ist doch, dass erst seit der Anwesendheit von Cash das Forum den Bach runtergeht.
schallundrauch
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Re: Gesellschaft der Singles oder doch Familie?

Beitrag von schallundrauch »

Cash! hat geschrieben: Richtig! Allerdings müsste die vermehrung der Lebenswegmöglichkeiten ja eigentlich zu mehr "Glück" führen. immerhin kann man nun selbst entscheiden und wird nicht mehr in ein Muster gezwungen.


Ich denke eher, das man in der globalisierten Welt wesentlich mehr Möglichkeiten der Partnerwahl hat. Früher musste es halt jemand aus der geographisch nächsten Umgebung sein, dass ist heute nicht mehr der Fall.
Eine größere Auswahlmöglichkeit verlangt zumindest nach mehr eigenverantwortlichem Handeln. Jeder ist letzten Endes großteils seines Glückes Schmied und kann sich nicht damit herausreden, gesellschaftlichen Zwängen unterlegen zu sein.
Deshalb bin auch ich der Meinung, wer nach engen gesellschaftlichen Regeln und Sanktionen verlangt, weigert sich einfach nur, selbst Verantwortung für sein Tun zu übernehmen.
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Tirolerin
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Re: Gesellschaft der Singles oder doch Familie?

Beitrag von Tirolerin »

Cash! hat geschrieben: Soso, und was ist mit den ganzen Leuten aus den kaputten Therapien und die Paarberatungen? das scheint mir auch ein Problem zu sein.
Leute mit Eheproblemen sind früher zum Dorfpfarrer gegangen, oder haben mit den Eltern / dem Freundeskreis darüber geredet. Aber wer hat heute noch eine weise alte Tante, die gute Ratschläge gibt und zuhört, und auf die man selbst auch hört? Da geht man lieber zu einer neutralen Instanz, "weil der hat das ja studiert", und blättert halt das Geld hin.

Das soll nicht heißen, dass ich den Beruf des Therapeuten als generell unnütz empfinde. Er ist manchmal sehr wichtig und kann viel bewirken. Nur der geradezu inflationäre Gebrauch davon, dass man bei jedem Scheißerchen überall gleich schwerst traumatisiert sich ein paar Stunden auf der Couch ausheulen muss, das klingt für mich halt nach Einsamkeit und dringendem Redebedarf.

Es heißt ja, manche würden sich Prostituierte zahlen, und dann mit denen die ganze Zeit nur reden. Gut, günstiger als der Therapeut ists allemal... :blink:

Das stimm allerdings. Liebe und Partnerschaft sind wohl dinge die dem menschen imannent sind. Was nicht heißt, das dies von der Wiege bis zur Bare sein muss......
Ein Leben, das nicht von der Wiege bis zur Bahre von Liebe begleitet wird, möchte ich persönlich nicht führen.

Von "Liebe" bei irgendwelchen Affären, Kurz-Beziehungen oder gar ONS zu sprechen, halte ich für verwegen ;) Das ist bestenfalls Triebbefriedigung, und selbst das dürfte nicht immer klappen ;) Liebe braucht Zeit, Dauer und Beständigkeit. Liebe ist keine Verliebtheit.

Richtig! Allerdings müsste die vermehrung der Lebenswegmöglichkeiten ja eigentlich zu mehr "Glück" führen. immerhin kann man nun selbst entscheiden und wird nicht mehr in ein Muster gezwungen.
Glück ist relativ. Ich weiß nicht, wie glücklich die Leute früher waren.
Es hat halt alles seine Vorteile und seine Nachteile.
Ich sag ja nicht, dass dieses facettenreiche Leben heute nicht schön und gut sein kann, aber es ist eben auch etwas komplexer, als das früher. Je nach Persönlichkeit gingen halt manche früher unter, und manche heute, weil sie für die jeweilige Situation nicht geschaffen sind. Tragisch, aber unvermeidlich. Man kanns nicht allen recht machen.
Ich denke eher, das man in der globalisierten Welt wesentlich mehr Möglichkeiten der Partnerwahl hat. Früher musste es halt jemand aus der geographisch nächsten Umgebung sein, dass ist heute nicht mehr der Fall.
Wenn es nur drei mögliche Tapeten gibt, dann hat man sich wahrscheinlich schnell entschieden. Wenn man dann aber in irgendeinen MegaGigaBaumarkt geht, und dort gibts glatte 2475 verschiedene Varianten, dann wirds halt schwerer. Klar, man hat eine größere Auswahl. Aber vielleicht kann man sich gar nicht mehr entscheiden, steht sich die Füße in den Bauch und ist am Ende des Tages komplett fertig. Allerdings: mit Glück und etwas Geschick bei der Suche findet man genau die perfekte Tapete, von der man immer geträumt hat, während man im Fall der Dreierauswahl vermutlich eher einen Kompromiss eingehen musste.
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Zeta

Re: Gesellschaft der Singles oder doch Familie?

Beitrag von Zeta »

Ich kann dir eine Familie nur empfehlen. Ich habe drei Kinder und wollte mein Leben nicht mehr als Single oder unverkindertes Paar führen wollen.
Und wenn ich einige meiner Nachbarn, die keine Kinder haben, ansehe, fängt es schon so langsam an, seltsam zu werden. Katzen werden da zu Ersatzkindern, die Leute werden immer spleeniger. Ne, Kinder halten einen im Leben. :friend:
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denkmal
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Re: Gesellschaft der Singles oder doch Familie?

Beitrag von denkmal »

Hiob hat geschrieben:Wie seht ihr die Zukunft und wie ist eure Planung? Selber bin ich nun seit einigen Jahren schon Single und irgendwie kann ich mich für eine feste Beziehung einfach nicht mehr erwärmen. Soll nich nicht heißen, dass ich das völlig ablehnen würde, aber wirklich Lust habe ich eigentlich nicht darauf. Gerade verheiratete Paare schrecken mich oft ab. Erst der Beziehungsknatsch, dann die Trennung mit oft dramatischen (finanziellen) Folgen, und zu guter Letzt dann noch der Zoff wegen den Kindern :|
Kann es sein, dass diese Zeit einfach die Zeit der Singles ist, während Familien mehr und mehr der Vergangenheit angehören? Wird sich dies vielleicht in absehbarer Zeit wieder ändern? Mir scheint aber, dass der Mensch in der spätkapitalistischen Gesellschaft kein Herdentier mehr ist, sondern ein Einzelkämpfer, für den Familie oft nur Balast darstellt. Bindungen, so scheint mir, werden generell nur noch auf Zeit geschlossen, da irgendwann überall die Luft draussen ist. Ist das aber nur der Zeitgeist oder steckt da doch mehr dahinter? Entspricht die heutige Bindungsarmut vielleicht sogar am ehesten der menschlichen Natur oder ist es doch nur eine Folge der Ellbogengesellschaft. Was meint ihr?
Das ist natürlich schwierig. Denn wie alles ist auch dies nicht so einfach über einen Kamm zu scheren. Menschen sind halt verschieden. Manche leben gerne für sich und andere brauchen engere Beziehungen. Eine Definition der persänlichen "Fluchtdistanz" vielleicht.
Vom gesellschaftlichen Standpunkt habe ich fast den Verdacht, es SOLL in Richtung Singlegesellschaft gehen, damit der Grundsatz "Divide et impera" sich leichter verwirklichen lässt. Singles - egal ob Mann oder Frau - sind anfälliger für Veränderungen in der Arbeitswelt, weil sie eben Einzelkämpfer (ohne Rückzugspositionen) sind. Aber, wie gesagt, manchen gefällt das eben.
Natürlich sind Familien auch anfällig - was das Einkommen betrifft, aber Probleme der Aussenwelt können eben intern gemeinsam verarbeitet werden.
Single ohne Arbeit und ohne Hobby hat - nüscht.
Und der Mensch ist eben im Allgemeinen eher ein Herdentier als ein Einzelkämpfer nach meinen Erfahrungen. Arbeitsteilung eben.

Und wenn aus Bindungen heutzutage "schenll die Luft 'raus ist" liegt es auch an den Beteiligten. Es herrscht nach meiner Erfahrung heute vermehrt ein "Ich WILL" und zwar "SOFORT" vor. Alles kommt auf Knopfdruck, aber kaum einen interessiert es, WIE das kommt.

Kompromisse werden immer schwieriger.
Ein Kommunikationsproblem.
Im Laufe ihres steinernen Daseins nehmen sogar manche Denkmäler menschliche Züge an.
© Martin Gerhard Reisenberg
(1949 - 2023), Diplom-Bibliothekar und Autor
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Caschny
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Re: Gesellschaft der Singles oder doch Familie?

Beitrag von Caschny »

Seitdem meine letzte Lebensabschnittsgefährtin (ich glaube, so nennt man heutzutage einen Fickpartner) mir vorwurfsvoll offenbart hatte, dass sie keinen Bock darauf hätte, ein Leben 'wie ein altes Ehepaar' zu führen, habe ich erkannt, dass das Singledasein im Elfenbeinturm eher meinem Naturell entspricht als die Anmietung eines solchen Turmes als Bestandteil einer zwei- oder mehrfachen Vertragsgemeinschaft oder gar das Leben zwischen allen Stühlen. Geahnt hatte ich das Dilemma allerdings schon immer - dafür sind meine Augen zu offen, wenn ich durch die Welt gehe... .

Ernsthaft: Angesichts der kulturellen Mentalität von immer mehr Menschen in den westlich geprägten Kreisen halte ich Ehe und Familie für ein typisches Auslaufmodell, ersetzt durch den egozentrisch orientierten Aspekt der Selbstverwirklichung um jeden Preis.

Unter dem Motto: "This castle is not big enough for both of us" oder "My home is my castle".

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Caschny
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Re: Gesellschaft der Singles oder doch Familie?

Beitrag von Caschny »

Guinevere hat geschrieben:
Der Mensch ist kein Einzelwesen und der hat schon immer in Familien gelebt. Ich glaub nicht, dass Singles und Eremiten echt glücklich sind. Ich will das volle Programm, Kinder kriegen, heiraten und so alt werden, auch wenn das manchmal Nachteile hat, aber die sind viel kleiner wie allein und besonders ohne Kinder zu leben. :cry:
Wenn es so einfach wäre... .

Der eigene Weg, glücklich zu werden, mag eine zentrale Rolle spielen, doch er ist seltenst auch dauerhaft begehbar. "Und erstens kommt es anders und zweitens, als man denkt"... . Wer kennt nicht diese Binsenweisheit und wer hat dieses Phänomen nicht sogar schon selbst am eigenen Leibe erfahren müssen?

Die Frage ist also, diese Wünsche und Ziele auch hinsichtlich ihrer Umsetzbarkeit kritisch zu würdigen. Es macht halt keinen Sinn, diese Ziele und Wünsche stur zu verfolgen, wenn sie von vornherein zum Scheitern verurteilt sind.

Deshalb rate ich dazu, sich mit dem Menschen zu befassen, insbesondere mit ihrer Irrationalität und mit ihren Unzulänglichkeiten. Auf Altruismus oder auch nur Fairness oder Ehrlichkeit zu bauen, ist höchst gefährlich. Meist holt einen die Realität ein. Heute weiß ich: Ich verzichte lieber bewusst auf etwas, als mir etwas vorzumachen. Das, wie ich einen Menschen als 'ideal' bewerten würde, gibt es nicht, nicht einmal einen kleinsten gemeinsamen Nenner.

Und Menschen, die meinem Ideal nicht entsprechen, bedeuten mir nichts.

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Re: Gesellschaft der Singles oder doch Familie?

Beitrag von Erkenntnis »

Hiob hat geschrieben:Wie seht ihr die Zukunft und wie ist eure Planung? Selber bin ich nun seit einigen Jahren schon Single und irgendwie kann ich mich für eine feste Beziehung einfach nicht mehr erwärmen. Soll nich nicht heißen, dass ich das völlig ablehnen würde, aber wirklich Lust habe ich eigentlich nicht darauf. Gerade verheiratete Paare schrecken mich oft ab. Erst der Beziehungsknatsch, dann die Trennung mit oft dramatischen (finanziellen) Folgen, und zu guter Letzt dann noch der Zoff wegen den Kindern :|
Kann es sein, dass diese Zeit einfach die Zeit der Singles ist, während Familien mehr und mehr der Vergangenheit angehören? Wird sich dies vielleicht in absehbarer Zeit wieder ändern? Mir scheint aber, dass der Mensch in der spätkapitalistischen Gesellschaft kein Herdentier mehr ist, sondern ein Einzelkämpfer, für den Familie oft nur Balast darstellt. Bindungen, so scheint mir, werden generell nur noch auf Zeit geschlossen, da irgendwann überall die Luft draussen ist. Ist das aber nur der Zeitgeist oder steckt da doch mehr dahinter? Entspricht die heutige Bindungsarmut vielleicht sogar am ehesten der menschlichen Natur oder ist es doch nur eine Folge der Ellbogengesellschaft. Was meint ihr?
Mach es so wie ich. Nie verheiratet gewesen. Mit der Lebenspartnerin gemeinsame Sorgerecht vereinbaren und amtlich eintragen lassen. Das Kind, bzw. die Kinder können deine Familienname tragen. Auch amtlich möglich.
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Hiob
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Re: Gesellschaft der Singles oder doch Familie?

Beitrag von Hiob »

Ich empfinde mein Leben manchmal als Hamsterrad. Man läuft und läuft, aber eigentlich weiß man genau, dass man niemals ankommen wird. So sehe ich auch die modernen Beziehungen, d.h. man läuft dann eine Weile gemeinsam, aber ans Ziel kommt man trotzdem nicht. Alles vergebliche Liebesmüh'!
Ich kenne einfach keine Beziehung, die nach Jahren noch so funktioniert, als das ich mir so etwas wünschen würde. Möglicherweise fehlen mir einfach nur die positiven Vorbilder!?
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Re: Gesellschaft der Singles oder doch Familie?

Beitrag von Erkenntnis »

Hiob hat geschrieben:Ich empfinde mein Leben manchmal als Hamsterrad. Man läuft und läuft, aber eigentlich weiß man genau, dass man niemals ankommen wird. So sehe ich auch die modernen Beziehungen, d.h. man läuft dann eine Weile gemeinsam, aber ans Ziel kommt man trotzdem nicht. Alles vergebliche Liebesmüh'!
Ich kenne einfach keine Beziehung, die nach Jahren noch so funktioniert, als das ich mir so etwas wünschen würde. Möglicherweise fehlen mir einfach nur die positiven Vorbilder!?
Versuche es einfach, es ist immer 50% zu 50%, enweder findest du diese 50% und bildest dann 100% oder eben nicht. Auch nichts tun, nur mit Überlegungen leben, bringt nichts ...
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Lupus
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Re: Gesellschaft der Singles oder doch Familie?

Beitrag von Lupus »

Hiob hat geschrieben:Ich empfinde mein Leben manchmal als Hamsterrad. Man läuft und läuft, aber eigentlich weiß man genau, dass man niemals ankommen wird. So sehe ich auch die modernen Beziehungen, d.h. man läuft dann eine Weile gemeinsam, aber ans Ziel kommt man trotzdem nicht. Alles vergebliche Liebesmüh'!
Ich kenne einfach keine Beziehung, die nach Jahren noch so funktioniert, als das ich mir so etwas wünschen würde. Möglicherweise fehlen mir einfach nur die positiven Vorbilder!?
Das ist der in dieser Gesellschaft latent vorhandene Trennungszwang. Gerade Frauen sind dafür sehr anfällig. Keine will sich nachsagen lassen, sie würde keinen anderen mehr finden. Torschlusspanik war früher gemeint für die, die noch keinen hatten. Heute ist das ausgeweitet worden auch auf diejenigen, die sich in einer Partnerschaft befinden. Oftmals gibt es für langjährige Beziehungen keine Anerkennung mehr, sondern Mitleid. Mit den entsprechenden Folgen.
Caschny hat geschrieben:Seitdem meine letzte Lebensabschnittsgefährtin (ich glaube, so nennt man heutzutage einen Fickpartner) mir vorwurfsvoll offenbart hatte, dass sie keinen Bock darauf hätte, ein Leben 'wie ein altes Ehepaar' zu führen,
Ich finde es sehr traurig, dass "Leben wie ein altes Ehepaar" an sich schon einen Trennungsgrund darstellt. Sie hätte auch sagen können, ihr ist langweilig. Denn Langeweile kommt ja bei den meisten schon auf, wenn die Schmetterlinge im Bauch weg sind. Man kann nur hoffen, dass diese dekadenten Zeiten bald vorüber sind.
Bitte sehen Sie weiter! Es gibt hier nichts zu gehen!
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Caschny
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Re: Gesellschaft der Singles oder doch Familie?

Beitrag von Caschny »

Caschny hat geschrieben:Seitdem meine letzte Lebensabschnittsgefährtin (ich glaube, so nennt man heutzutage einen Fickpartner) mir vorwurfsvoll offenbart hatte, dass sie keinen Bock darauf hätte, ein Leben 'wie ein altes Ehepaar' zu führen,
Lupus hat geschrieben:Ich finde es sehr traurig, dass "Leben wie ein altes Ehepaar" an sich schon einen Trennungsgrund darstellt. Sie hätte auch sagen können, ihr ist langweilig. Denn Langeweile kommt ja bei den meisten schon auf, wenn die Schmetterlinge im Bauch weg sind. Man kann nur hoffen, dass diese dekadenten Zeiten bald vorüber sind.
Ja, es ist in der Tat traurig. Obwohl ich mit großer Wahrscheinlichkeit nichts mehr davon haben werde, wünsche ich mir das auch. Im Interesse der Menschheit.

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Caschny
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Re: Gesellschaft der Singles oder doch Familie?

Beitrag von Caschny »

Anavlis hat geschrieben:Hmm - ich denke schon, dass genug Menschen gerne eine feste Bindung eingehen und Familie gründen wollen... heute wird aber sehr viel mehr Wert auf echte Liebe gelegt und da wird man eben wählerisch (Männer und Frauen)... früher war es ja wohl wirklich so (wie der Kapitän so gerne betont), dass man geheiratet hat und oftmals dann doch lebenslang zusammen blieb... Liebe war da aber zweitrangig - es war nicht wichtig glücklich zu sein... Pflichten waren angesagt... wenn sich dann mal 2 trafen, bei denen auch wirklich LEIBE vorhanden war - wunderbar, aber die Regel war das nicht.

Heute macht man sich viele Gedanken darüber, ob man mit besagtem Partner wirklich ein Leben lang glücklich sein kann und will... darüber vergißt man oft die Zeit und irgendwann wird Bindung immer schwieriger, weil es immer schwieriger wird den passenden Topf oder Deckel zu finden - je älter man wird, umso weniger anpassungsfähig wird man auch... jeder entwickelt seine "Marotten" die zu einem gehören und die man bitte auch behalten möchte...

Die Liebe macht es sicherlich nicht leichter Familie zu gründen, eher im Gegenteil, aber wenn sie da ist, dann ist eben jeder glücklich und so sollte es eben auch sein...
Ich denke, dass wir grundverschiedene Vorstellungen vom Begriff 'Liebe' haben, denn anders kann ich mir diese seltsame Argumentation (sorry) nicht erklären.

Für mein Verständnis ist eine echte Liebe ohne die Bereitschaft, auch dauerhaft zusammenzubleiben, überhaupt nicht denkbar, diese Bereitschaft ist vielmehr eine Voraussetzung! Ist es nicht gerade ein Aspekt der Liebe zu einem Menschen, seine Marotten und Fehler bewusst hinzunehmen und bereit dazu zu sein, damit dauerhaft zu leben?

Vielleicht sollten die Menschen sich einmal wieder traditionelle Werte ins Bewusstsein holen. Mir ist klar, dass dies angesichts des herrschenden Zeitgeistes nicht einfach ist, aber einem aufgeklärten und halbwegs intelligenten Menschen sollte dies möglich sein. Abstriche machen im Bewusstsein, dass der Andere das ebenfalls im Gegenzug tut - das ist eigentlich derart logisch, dass es keiner weiteren Erklärungen bedarf. Es ist höchst rational, weil beide Seiten von einer derartigen stillschweigenden Vereinbarung profitieren.

Für mein Verständnis hast Du akkurat Ursache und Wirkung vertauscht.

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Re: Gesellschaft der Singles oder doch Familie?

Beitrag von Tirolerin »

Caschny hat geschrieben: Für mein Verständnis ist eine echte Liebe ohne die Bereitschaft, auch dauerhaft zusammenzubleiben, überhaupt nicht denkbar, diese Bereitschaft ist vielmehr eine Voraussetzung! Ist es nicht gerade ein Aspekt der Liebe zu einem Menschen, seine Marotten und Fehler bewusst hinzunehmen und bereit dazu zu sein, damit dauerhaft zu leben?
Vorhin sagtest du noch, dass dir ein Mensch, der nicht deinem Ideal entspricht, nichts bedeuten kann.

Heißt das, dass du dich für komplett unfähig hältst, jemand anderen als dich selbst zu lieben?
:?:
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Re: Gesellschaft der Singles oder doch Familie?

Beitrag von Gretel »

Die Geburtenrate ist aber in den letzten Jahren gestiegen.

Tiolerin, was ist das für ein Avatar?! Sieht so unanständig aus...
Muck watt jü wüllt - de Lüüd snackt doch.
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Re: Gesellschaft der Singles oder doch Familie?

Beitrag von Tirolerin »

Gretel hat geschrieben: Tiolerin, was ist das für ein Avatar?! Sieht so unanständig aus...
:?: Wimpern und ein Tropfen, was ist daran unanständig? :confused:
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Re: Gesellschaft der Singles oder doch Familie?

Beitrag von Caschny »

Tirolerin hat geschrieben:
Vorhin sagtest du noch, dass dir ein Mensch, der nicht deinem Ideal entspricht, nichts bedeuten kann.

Heißt das, dass du dich für komplett unfähig hältst, jemand anderen als dich selbst zu lieben?
:?:
Nein, allerdings bedeutet dies, dass es wahnsinnig schwierig ist, jemanden zu finden, der wenigstens die Mindeststandards erfüllt. Ich war aber bislang immer bereit, einen gewissen Vertrauensvorschuss zu investieren. Das nutzt sich mit der Zeit aber natürlich ab. Dass auch bei einem Ideal beidseitig Kompromisse einzugehen sind, halte ich dagegen für einen Selbstgänger.

Bei der Suche nach der Stecknadel im Heuhaufen wird es, je länger diese Suche dauert, immer unerquicklicher, weiterzumachen. Bist Du allerdings erst am Anfang, bist Du noch zuversichtlich, die Nadel auch zu finden... .

Caschny.
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Re: Gesellschaft der Singles oder doch Familie?

Beitrag von Tirolerin »

Caschny hat geschrieben:
Nein, allerdings bedeutet dies, dass es wahnsinnig schwierig ist, jemanden zu finden, der wenigstens die Mindeststandards erfüllt.
Darf ich fragen, welche das für dich wären?

Bei der Suche nach der Stecknadel im Heuhaufen wird es, je länger diese Suche dauert, immer unerquicklicher, weiterzumachen. Bist Du allerdings erst am Anfang, bist Du noch zuversichtlich, die Nadel auch zu finden... .
Es gibt sehr viele Menschen, die diese Nadel finden. Kann man denn die Verantwortung stets auf den (nichtgefundenen) Gegenüber schieben? Immerhin gehören zu einer Beziehung zwei.
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Re: Gesellschaft der Singles oder doch Familie?

Beitrag von Pandora »

Caschny hat geschrieben:Für mein Verständnis ist eine echte Liebe ohne die Bereitschaft, auch dauerhaft zusammenzubleiben, überhaupt nicht denkbar, diese Bereitschaft ist vielmehr eine Voraussetzung! Ist es nicht gerade ein Aspekt der Liebe zu einem Menschen, seine Marotten und Fehler bewusst hinzunehmen und bereit dazu zu sein, damit dauerhaft zu leben?

Vielleicht sollten die Menschen sich einmal wieder traditionelle Werte ins Bewusstsein holen. Mir ist klar, dass dies angesichts des herrschenden Zeitgeistes nicht einfach ist, aber einem aufgeklärten und halbwegs intelligenten Menschen sollte dies möglich sein. Abstriche machen im Bewusstsein, dass der Andere das ebenfalls im Gegenzug tut - das ist eigentlich derart logisch, dass es keiner weiteren Erklärungen bedarf. Es ist höchst rational, weil beide Seiten von einer derartigen stillschweigenden Vereinbarung profitieren.

Für mein Verständnis hast Du akkurat Ursache und Wirkung vertauscht.

Caschny.
Um das Thema Liebe wird sich seit Ewigkeiten gestritten, jeder sieht es anders und jeder meint er habe damit Recht ;)

Ich denke nicht, dass ich da was vertauscht habe. Ich find e auch nicht falsch, was du geschrieben hast - ich steh trotzdem weiter auf Kompromissbereitschaft beim hinnehmen und anpassen - also nicht nur die Macken des anderen hinnehmen, sondern auch an den eigenen Macken was zu ändern versuchen, wenn man jemanden liebt, der z. B. gerne spazieren geht und man selber kann es nicht ausstehen, dann reicht es eben nicht vom Partner zu erwarten, dass er dies einfach bedingungslos hinnimmt... Liebe (für mich) wäre es, wenn man sich wenigstens ab und an mal mit aufrafft und mit spazieren geht. So kann man auch zeigen wie sehr man seinen Partner liebt, ohne viele Worte ;)

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Caschny
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Re: Gesellschaft der Singles oder doch Familie?

Beitrag von Caschny »

Tirolerin hat geschrieben:Darf ich fragen, welche das für dich wären?
Selbstverständlich darfst Du. Der Mensch müsste ein Wertegefüge verinnerlicht haben, das meinem zumindest ähnlich ist. Mindeststandards wären für mich offene Kommunikation, Ehrlichkeit, Treue und Kompromissbereitschaft.

Tirolerin hat geschrieben:Es gibt sehr viele Menschen, die diese Nadel finden. Kann man denn die Verantwortung stets auf den (nichtgefundenen) Gegenüber schieben? Immerhin gehören zu einer Beziehung zwei.
Das habe ich nicht getan bzw. bestritten. Nur ist es halt auch eine Frage der Energie, der Risikobereitschaft, der Ausgewogenheit und des schlichten Glaubens, einen solchen Menschen zu finden. Mit alledem bin ich nicht oder nicht mehr unbedingt reich gesegnet. Es hat bereits eine Menge Energie gekostet, diese Zusammenhänge überhaupt zu begreifen. Gelehrt hat es mir nämlich niemand, die Reaktionen meiner 'neutralen' Mitmenschen bestanden vielmehr meist aus Hohn und Spott, was meinem Menschenbild natürlich nicht unbedingt zuträglich war und ist.

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Re: Gesellschaft der Singles oder doch Familie?

Beitrag von Caschny »

Anavlis hat geschrieben:Um das Thema Liebe wird sich seit Ewigkeiten gestritten, jeder sieht es anders und jeder meint er habe damit Recht ;)
Nun, es war schließlich Du, die von 'echter' Liebe gesprochen hast. Man muss sich schon die Mühe machen, darüber nachzudenken, was das ist, denn wenn bereits in dieser Frage unüberbrückbare Differenzen bestehen, dann geht überhaupt nichts, jedenfalls nichts Dauerhaftes. Aber Deine Begründung, man schrecke heute vor einer festen Bindung eher zurück, weil man diese Grundlagen nicht findet, kann ich immer noch nicht nachvollziehen. Du begründest also eine Beziehungsunfähigkeit mit einem Verhalten, das erst diese Beziehungsunfähigkeit überhaupt hervorruft. Das ist schlicht unlogisch, denn es setzt Ursache und Wirkung gleich.

Anavlis hat geschrieben:Ich denke nicht, dass ich da was vertauscht habe. Ich find e auch nicht falsch, was du geschrieben hast - ich steh trotzdem weiter auf Kompromissbereitschaft beim hinnehmen und anpassen - also nicht nur die Macken des anderen hinnehmen, sondern auch an den eigenen Macken was zu ändern versuchen, wenn man jemanden liebt, der z. B. gerne spazieren geht und man selber kann es nicht ausstehen, dann reicht es eben nicht vom Partner zu erwarten, dass er dies einfach bedingungslos hinnimmt... Liebe (für mich) wäre es, wenn man sich wenigstens ab und an mal mit aufrafft und mit spazieren geht. So kann man auch zeigen wie sehr man seinen Partner liebt, ohne viele Worte ;)

romantisch und praktisch zugleich :giggle:
An anderer Stelle sagte ich ja schon, dass ich Kompromissbereitschaft ebenfalls für sehr wichtig halte. Diese Bereitschaft muss aber einigermaßen ausgewogen verteilt sein und darf keine Grundsätzlichkeiten betreffen. Es kann nicht sein, dass sich die eine Seite völlig verbiegen muss, ohne den Partner zu verlieren. Es gibt für mich also durchaus Kriterien, die nicht kompromissfähig sind. Dazu zählen aber sicher keine 'Macken' oder kleine Unzulänglichkeiten. Man muss da also schon sehr unterscheiden, wie ich finde. Sehe ich die Kompromissbereitschaft bei meiner Partnerin, bin ich doch viel eher auch selbst dazu bereit, Abstriche zu machen. Das Dilemma ist doch, dass die allermeisten auf Grund ihrer Egozentrik zunächst nur sich selbst sehen. Und genau das ist der Grund dafür, weshalb die Beziehungen immer brüchiger und kürzer werden. Man behandelt einen Menschen wie eine Ware, die beliebig austauschbar ist.

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Re: Gesellschaft der Singles oder doch Familie?

Beitrag von Gretel »

Tirolerin hat geschrieben: :?: Wimpern und ein Tropfen, was ist daran unanständig? :confused:
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Ich habe wie in einem Vexierbild etwas anderes gesehen....

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Re: Gesellschaft der Singles oder doch Familie?

Beitrag von watisdatdenn? »

Anavlis hat geschrieben:früher war es ja wohl wirklich so (wie der Kapitän so gerne betont), dass man geheiratet hat und oftmals dann doch lebenslang zusammen blieb... Liebe war da aber zweitrangig - es war nicht wichtig glücklich zu sein... Pflichten waren angesagt... wenn sich dann mal 2 trafen, bei denen auch wirklich LEIBE vorhanden war - wunderbar, aber die Regel war das nicht.
liebe (verliebtsein) hat eine biologische halbwertszeit (so ca. 4 jahre) und ist deswegen logischerweise alles andere als eine stabile basis für eine längerfristige beziehung, da es immer wieder aufgefrischt werden müsste.

freundschaftliche gemeinsame aktivitäten sind für eine langfristige beziehung weitaus wichtiger, als das überschwengliche verliebtsein, welches höchstens der startschuss sein kann.

es ist für mich äußerst verwirrend, warum viele menschen dies anscheinend nicht verstehen und nur das verliebtsein als legitime basis für eine beziehung zu akzeptieren scheinen.
wer nur die verliebtheit als basis für eine langfristige beziehung nimmt, braucht sich logischerweise auch nicht zu wundern, wenn diese in die brüche geht.
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Re: Gesellschaft der Singles oder doch Familie?

Beitrag von Billie Holiday »

watisdatdenn? hat geschrieben: liebe (verliebtsein) hat eine biologische halbwertszeit (so ca. 4 jahre) und ist deswegen logischerweise alles andere als eine stabile basis für eine längerfristige beziehung, da es immer wieder aufgefrischt werden müsste.

freundschaftliche gemeinsame aktivitäten sind für eine langfristige beziehung weitaus wichtiger, als das überschwengliche verliebtsein, welches höchstens der startschuss sein kann.

es ist für mich äußerst verwirrend, warum viele menschen dies anscheinend nicht verstehen und nur das verliebtsein als legitime basis für eine beziehung zu akzeptieren scheinen.
wer nur die verliebtheit als basis für eine langfristige beziehung nimmt, braucht sich logischerweise auch nicht zu wundern, wenn diese in die brüche geht.
Liebe und Verliebtsein sind aber zwei Paar Schuh.
Wer jemanden heiratet, weil er so in ihn verknallt ist, der hat selbst Schuld.
Liebe wächst mit der Zeit, sie entwickelt sich. Wer jemanden mit all seinen Fehlern, Macken, Spleens wirklich liebt, kann ihn ebensogut heiraten.

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Re: Gesellschaft der Singles oder doch Familie?

Beitrag von Tirolerin »

Caschny hat geschrieben:
Selbstverständlich darfst Du. Der Mensch müsste ein Wertegefüge verinnerlicht haben, das meinem zumindest ähnlich ist. Mindeststandards wären für mich offene Kommunikation, Ehrlichkeit, Treue und Kompromissbereitschaft.
Das sind schöne, verständliche, gute Voraussetzungen, die man an seinen Partner hat. Doch gibt es von diesen Menschen in deinen Augen so wenige, dass du aufgeben musstest? :(


Das habe ich nicht getan bzw. bestritten. Nur ist es halt auch eine Frage der Energie, der Risikobereitschaft, der Ausgewogenheit und des schlichten Glaubens, einen solchen Menschen zu finden. Mit alledem bin ich nicht oder nicht mehr unbedingt reich gesegnet. Es hat bereits eine Menge Energie gekostet, diese Zusammenhänge überhaupt zu begreifen. Gelehrt hat es mir nämlich niemand, die Reaktionen meiner 'neutralen' Mitmenschen bestanden vielmehr meist aus Hohn und Spott, was meinem Menschenbild natürlich nicht unbedingt zuträglich war und ist.
Wenn ich mal Sprüche klopfen darf: Mit Hoffnung lebt man, ohne sie existiert man nur.
Es ist schwer, wenn man viele negative Erfahrungen machen musste, aber wenn man sich dann ganz einigelt, sich einen Schutzschild baut und niemanden durchlässt, dann geht man ja nicht nur nicht mehr suchen, sondern verhindert auch konsequent, vom anderen Part gefunden zu werden.

Ich wünsche dir sehr, dass du dich dazu aufraffen kannst und reich belohnt wirst! :friend:
"Höret, was Erfahrung spricht: Hier ist's so wie anderswo. Nichts Genaues weiß man nicht, dieses aber ebenso."
(Otto - Ein Komiker muss ja nicht immer aus der Politik kommen - Grünmandl)
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Re: Gesellschaft der Singles oder doch Familie?

Beitrag von Caschny »

Tirolerin hat geschrieben:Das sind schöne, verständliche, gute Voraussetzungen, die man an seinen Partner hat. Doch gibt es von diesen Menschen in deinen Augen so wenige, dass du aufgeben musstest? :(
Ja. Mein Menschenbild ist geprägt durch ständige Desillusionierungen. Übrigens nicht nur in Bezug auf meine eigene Person, sondern auch dadurch, was ich bei meinen Mitmenschen sehe.

Tirolerin hat geschrieben:Wenn ich mal Sprüche klopfen darf: Mit Hoffnung lebt man, ohne sie existiert man nur.
Es ist schwer, wenn man viele negative Erfahrungen machen musste, aber wenn man sich dann ganz einigelt, sich einen Schutzschild baut und niemanden durchlässt, dann geht man ja nicht nur nicht mehr suchen, sondern verhindert auch konsequent, vom anderen Part gefunden zu werden.

Ich wünsche dir sehr, dass du dich dazu aufraffen kannst und reich belohnt wirst! :friend:
Danke, aber der Zug ist aus mehreren Gründen abgefahren. Altruismus gibt es lediglich in ganz kleinen Teilbereichen des menschlichen Alltags. Und wenn, dient er meist dafür, sich selbst bestätigt zu sehen oder er ist beruflich bedingt. Irgendwann hat man einfach keine Lust mehr und will nur noch seine Ruhe haben.

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Re: Gesellschaft der Singles oder doch Familie?

Beitrag von Caschny »

@watisdatdenn? und @Billie Holiday:

Kann Euren Beiträgen nur zustimmen :hat: !

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Re: Gesellschaft der Singles oder doch Familie?

Beitrag von Pandora »

Caschny hat geschrieben: An anderer Stelle sagte ich ja schon, dass ich Kompromissbereitschaft ebenfalls für sehr wichtig halte. Diese Bereitschaft muss aber einigermaßen ausgewogen verteilt sein und darf keine Grundsätzlichkeiten betreffen. Es kann nicht sein, dass sich die eine Seite völlig verbiegen muss, ohne den Partner zu verlieren. Es gibt für mich also durchaus Kriterien, die nicht kompromissfähig sind. Dazu zählen aber sicher keine 'Macken' oder kleine Unzulänglichkeiten. Man muss da also schon sehr unterscheiden, wie ich finde. Sehe ich die Kompromissbereitschaft bei meiner Partnerin, bin ich doch viel eher auch selbst dazu bereit, Abstriche zu machen. Das Dilemma ist doch, dass die allermeisten auf Grund ihrer Egozentrik zunächst nur sich selbst sehen. Und genau das ist der Grund dafür, weshalb die Beziehungen immer brüchiger und kürzer werden. Man behandelt einen Menschen wie eine Ware, die beliebig austauschbar ist.

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Kann ich dir 100 % zustimmen, sehe ich absolut genauso!
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Re: Gesellschaft der Singles oder doch Familie?

Beitrag von Kapitän »

Lupus hat geschrieben:Ich finde es sehr traurig, dass "Leben wie ein altes Ehepaar" an sich schon einen Trennungsgrund darstellt. Sie hätte auch sagen können, ihr ist langweilig. Denn Langeweile kommt ja bei den meisten schon auf, wenn die Schmetterlinge im Bauch weg sind. Man kann nur hoffen, dass diese dekadenten Zeiten bald vorüber sind.
Das wird auch bald zuende sein. Wenn erstmal der Schein-Wohlstand den wir heute haben zusammengebrochen und der Staat pleite ist, dann wird nur und ausschließlich die Familie noch dem Einzelnen Rückhalt bieten.
Das ist dann eben Pech für die "selbstverwirklichende", alleinerziehende Mutter die auf fetten Utnerhalt spekulierte, oder für die ganzen kinderlosen Dinkies.

Alles kommt früher oder später dahin zurück wo es hergekommen ist - und nur Familien haben bisher dem Einzelnen Rückhalt geboten und wer eben familienfeindlich ist, der geht halt dann sang und klanglos unter.
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Kapitän
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Re: Gesellschaft der Singles oder doch Familie?

Beitrag von Kapitän »

[quote="watisdatdennliebe (verliebtsein) hat eine biologische halbwertszeit (so ca. 4 jahre) und ist deswegen logischerweise alles andere als eine stabile basis für eine längerfristige beziehung, da es immer wieder aufgefrischt werden müsste.

freundschaftliche gemeinsame aktivitäten sind für eine langfristige beziehung weitaus wichtiger, als das überschwengliche verliebtsein, welches höchstens der startschuss sein kann.

es ist für mich äußerst verwirrend, warum viele menschen dies anscheinend nicht verstehen und nur das verliebtsein als legitime basis für eine beziehung zu akzeptieren scheinen.
wer nur die verliebtheit als basis für eine langfristige beziehung nimmt, braucht sich logischerweise auch nicht zu wundern, wenn diese in die brüche geht.[/quote]

Die heutigen Liebesheiraten sind der größte Betrug und funktionieren nicht, eben weil alle sChemtterlinge im Bauch mal verfliegen!
Wer da eine lebenslange Beziehung auf Emotionen aufbaut, der kann gleich ein Haus auf Sand bauen.

Früher war es stabil, weil man eben NICHT auf Emotionen, sondern auf knallharte Fakten setzte - "Liebe geht, Hektar bleibt"
Früher ist man zweckgemeinschaften eingegangen und ist mit niedrigen ERwartungen in die Ehe gegangen - diese ERwartungen konnten also nur übertroffen werden, es konnte sich Zuneigung, Liebe entwickeln.

Heute meint man mit irgendwelchen "Schmetterlingen" in die Ehe gehen zu müssren, verbunden mit astronomischen eRwartungen - sowas kann NUR enttäuscht werden!
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Re: Gesellschaft der Singles oder doch Familie?

Beitrag von aloa5 »

Früher bedeutete eine Familie finanzielle Sicherheit. Die Frau hat im Betrieb mitgearbeitet oder der Mann hat das Geld heimgebracht -- die Eltern wurden öfter von den Kindern versorgt.

Heute sind schon alleine Lohnsystem und Arbeitsmarkt anders strukturiert. Durch die vielen Arbeitnehmer und die Konzern-Konzentrationen weltweit ist es nicht mehr ohne weiteres möglich, das einer zu Hause bleibt. Es wird der Lohn immer "pro Kopf" gemessen und bezahlt.

Gleichzeitig sind die Ansprüche an Beziehungen gestiegen und die Freiheit/Selbstständigkeit der Frau hat sich erweitert.


Aber vielleicht ist es auch hauptsächlich eine Folge der sog. "Spaßgesellschaft" mit Urlaub, Fernsehen und Co.. Der Knick war ja Anfang der 70er Jahre in West und Ost.

Grüße
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Re: Gesellschaft der Singles oder doch Familie?

Beitrag von denkmal »

Caschny hat geschrieben:
An anderer Stelle sagte ich ja schon, dass ich Kompromissbereitschaft ebenfalls für sehr wichtig halte. Diese Bereitschaft muss aber einigermaßen ausgewogen verteilt sein und darf keine Grundsätzlichkeiten betreffen. Es kann nicht sein, dass sich die eine Seite völlig verbiegen muss, ohne den Partner zu verlieren. Es gibt für mich also durchaus Kriterien, die nicht kompromissfähig sind. Dazu zählen aber sicher keine 'Macken' oder kleine Unzulänglichkeiten. Man muss da also schon sehr unterscheiden, wie ich finde. Sehe ich die Kompromissbereitschaft bei meiner Partnerin, bin ich doch viel eher auch selbst dazu bereit, Abstriche zu machen. Das Dilemma ist doch, dass die allermeisten auf Grund ihrer Egozentrik zunächst nur sich selbst sehen. Und genau das ist der Grund dafür, weshalb die Beziehungen immer brüchiger und kürzer werden. Man behandelt einen Menschen wie eine Ware, die beliebig austauschbar ist.

Caschny.
Das ist sicher richtig. Man darf aber nicht daraus schliessen, das es IMMER so ist, was das angesprochenen Dilemma betrifft. Die Zahl "negativer Partnerschaften" nimmt zwar zu, aber ich sehe (eingeschränkt auch hier im Forum) Gottseidank immer noch Ausnahmen vom egozentrischen Partnerschaftsverständnis (nicht zuletzt auch bei mir ;) - und ich bin sicher, auch bei dir, wenn es so wäre ). Leider sind es eben Ausnahmen.

Ich verstehe und akzeptiere ja auch, dass es für dich sozusagen eine abgeschlossene (erfolglose) Suche ist. Trotzdem bin ich eher ein Anhänger des Sichtweise "Die Hoffnung stirbt zuletzt" und du solltest trotzdem offen bleiben für positive "Überraschungen" in deinem Leben - was diese Sache betrifft (Achtung, KEINE Lebensberatung! ;) ).
Und das die immer weiter fortschreitende Ökonomisierung des Einzelnen nur der Wirtschaft und nicht dem Einzelnen dient, ist für mich offensichtlich. Fremdinteressen werden einem als Eigeninteressen verkauft.
Im Laufe ihres steinernen Daseins nehmen sogar manche Denkmäler menschliche Züge an.
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Re: Gesellschaft der Singles oder doch Familie?

Beitrag von Archetype »

Billie Holiday hat geschrieben:
Liebe und Verliebtsein sind aber zwei Paar Schuh.
Wer jemanden heiratet, weil er so in ihn verknallt ist, der hat selbst Schuld.
Liebe wächst mit der Zeit, sie entwickelt sich. Wer jemanden mit all seinen Fehlern, Macken, Spleens wirklich liebt, kann ihn ebensogut heiraten.

Mein Mann und ich waren erst 10 Jahre so zusammen, bis wir vor 11 Jahren geheiratet haben - wir wußten, uns nimmt kein anderer mehr :giggle:
Ich stimme dir zu, aber um nochmal auf die von dir erwähnten Fehler und Macken einzugehen:
Das ist ist ja der springende Punkt!
Die sinkende Quote an Eheschließungen und die mangelhafte Stabilität vieler Ehen ist ja nicht nur den veränderten ökonomischen Bedingungen anzulasten sondern auch einer massiven, über Jahrzehnte betriebenen Gehirnwäsche, die eine Welt des Perfekten, des Makellosen vorlebt und zum Ideal erhebt. Von Fehlern, Macken, Spleens, Schwächen wird sich kein Mensch freisprechen können, doch sind diese in unserer Scheinwelt nicht mehr gefragt. Es ist der perfekte Mensch gefragt, der seine Probleme für sich behält und bloß nicht den Partner damit belastet! Probleme, Anstrengungen passen nicht in eine Welt des ''Vergnügens'', der ''Leichtigkeit'', in eine Spaßgesellschaft! Also kaschieren die Leute auf Teufel komm raus, sie lügen und verleugnen sich selbst um teilzuhaben an diesem verlogenen Leben, was sich letztlich darin äußert, dass man sich überhaupt nicht mehr die Mühe macht, auf einen Menschen und seine Lebensgeschichte einzulassen, seine Einzigartigkeit anzuerkennen sondern ihn ihn fast schon kaltschnäutzig auf seine ''Verträglichkeit'' seine ''Angepaßtheit'' hin scannt. So kann sich nicht finden, was sich eigentlich wie selbstverständlich finden müßte, oder?

Entspricht der Partner nicht der Norm, wird er aussortiert. So bewegen wir uns im Kreis und das dies auch so ist erkennt man daran, dass offensichtlich viele nicht die Kraft haben, ein Leben in Lüge zu leben. Irgendwann fällt die Maske und die Partner merken, dass sie sich was vorgespielt haben, dass für die Liebe in unserer Zeit kein Platz mehr ist...

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Re: Gesellschaft der Singles oder doch Familie?

Beitrag von Caschny »

denkmal hat geschrieben:Das ist sicher richtig. Man darf aber nicht daraus schliessen, das es IMMER so ist, was das angesprochenen Dilemma betrifft. Die Zahl "negativer Partnerschaften" nimmt zwar zu, aber ich sehe (eingeschränkt auch hier im Forum) Gottseidank immer noch Ausnahmen vom egozentrischen Partnerschaftsverständnis (nicht zuletzt auch bei mir ;) - und ich bin sicher, auch bei dir, wenn es so wäre ). Leider sind es eben Ausnahmen.
Klar, diese Ausnahmen gibt es. Nur meine ich wahrzunehmen, dass die Tendenz eindeutig ist, soll heißen, diese löblichen Ausnahmen werden immer seltener.
denkmal hat geschrieben:Ich verstehe und akzeptiere ja auch, dass es für dich sozusagen eine abgeschlossene (erfolglose) Suche ist. Trotzdem bin ich eher ein Anhänger des Sichtweise "Die Hoffnung stirbt zuletzt" und du solltest trotzdem offen bleiben für positive "Überraschungen" in deinem Leben - was diese Sache betrifft (Achtung, KEINE Lebensberatung! ;) ).
Nein, als Lebensberatung fasse ich das auch nicht auf, denn Du und ich wissen ja, worum es geht. Der Begriff 'Hoffnung' ist m. E. sehr dehnbar. Sicherlich lehne ich dieses Prinzip nicht vollständig ab, ich hätte es in diesem Zusammenhang klarer formulieren müssen: Ich suche nicht mehr gezielt, weil ich die Wahrscheinlichkeit, fündig zu werden, als relativ klein einstufe und den Misserfolg psychologisch doch als recht problematisch bewerte, jedenfalls für mich. Das bedeutet aber nicht, dass ich einen Erfolg (oder auch 'Glück') kategorisch ausschließen würde. Falls dieser Fall eintritt: Um so besser!

denkmal hat geschrieben:Und das die immer weiter fortschreitende Ökonomisierung des Einzelnen nur der Wirtschaft und nicht dem Einzelnen dient, ist für mich offensichtlich. Fremdinteressen werden einem als Eigeninteressen verkauft.
Ein sehr interessanter Themenbereich. Meine ehemalige Freundin hat das immer 'Denkgifte' genannt - das trifft es wohl... .

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Re: Gesellschaft der Singles oder doch Familie?

Beitrag von Caschny »

Archetype hat geschrieben:
Ich stimme dir zu, aber um nochmal auf die von dir erwähnten Fehler und Macken einzugehen:
Das ist ist ja der springende Punkt!
Die sinkende Quote an Eheschließungen und die mangelhafte Stabilität vieler Ehen ist ja nicht nur den veränderten ökonomischen Bedingungen anzulasten sondern auch einer massiven, über Jahrzehnte betriebenen Gehirnwäsche, die eine Welt des Perfekten, des Makellosen vorlebt und zum Ideal erhebt. Von Fehlern, Macken, Spleens, Schwächen wird sich kein Mensch freisprechen können, doch sind diese in unserer Scheinwelt nicht mehr gefragt. Es ist der perfekte Mensch gefragt, der seine Probleme für sich behält und bloß nicht den Partner damit belastet! Probleme, Anstrengungen passen nicht in eine Welt des ''Vergnügens'', der ''Leichtigkeit'', in eine Spaßgesellschaft! Also kaschieren die Leute auf Teufel komm raus, sie lügen und verleugnen sich selbst um teilzuhaben an diesem verlogenen Leben, was sich letztlich darin äußert, dass man sich überhaupt nicht mehr die Mühe macht, auf einen Menschen und seine Lebensgeschichte einzulassen, seine Einzigartigkeit anzuerkennen sondern ihn ihn fast schon kaltschnäutzig auf seine ''Verträglichkeit'' seine ''Angepaßtheit'' hin scannt. So kann sich nicht finden, was sich eigentlich wie selbstverständlich finden müßte, oder?

Entspricht der Partner nicht der Norm, wird er aussortiert. So bewegen wir uns im Kreis und das dies auch so ist erkennt man daran, dass offensichtlich viele nicht die Kraft haben, ein Leben in Lüge zu leben. Irgendwann fällt die Maske und die Partner merken, dass sie sich was vorgespielt haben, dass für die Liebe in unserer Zeit kein Platz mehr ist...

...nur aber für die Geilheit und das kurze Vergnügen!
Auch wenn Du Billie Holiday (der ich ja zugestimmt hatte) geantwortet hast, möchte ich Deine vortreffliche Analyse kommentieren: Du sprichst völlig zu Recht das verbreitet überzogene Anspruchsdenken an. Mir persönlich erscheinen diese Zusammenhänge absolut schlüssig und weshalb ich es in diesem Bereich sehr viel schwerer hatte und habe, liegt schlicht daran, dass ich weder bereit dazu war bzw. bin, mich selbst zu verleugnen, als auch andere zu belügen. Klingt ungewöhnlich, ist aber tatsächlich so... .

Diese 'Scheinwelt', von der Du sprichst, ist Schein und Realität zugleich. Schein ist sie, weil sie elementare menschliche Bedürfnisse (Geborgenheit, Sicherheit, Dauerhaftigkeit) verleugnet; Realität ist sie, weil die aktuelle Kultur tatsächlich von Oberflächlichkeiten, diffusem Anspruchsdenken und Gleichförmigkeit geprägt ist. Das seltsame Bestreben vieler Menschen, mit dem Strom zu schwimmen, rundet dieses Bild ab.

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Re: Gesellschaft der Singles oder doch Familie?

Beitrag von denkmal »

Archetype hat geschrieben:
Ich stimme dir zu, aber um nochmal auf die von dir erwähnten Fehler und Macken einzugehen:
Das ist ist ja der springende Punkt!
Die sinkende Quote an Eheschließungen und die mangelhafte Stabilität vieler Ehen ist ja nicht nur den veränderten ökonomischen Bedingungen anzulasten sondern auch einer massiven, über Jahrzehnte betriebenen Gehirnwäsche, die eine Welt des Perfekten, des Makellosen vorlebt und zum Ideal erhebt. Von Fehlern, Macken, Spleens, Schwächen wird sich kein Mensch freisprechen können, doch sind diese in unserer Scheinwelt nicht mehr gefragt. Es ist der perfekte Mensch gefragt, der seine Probleme für sich behält und bloß nicht den Partner damit belastet! Probleme, Anstrengungen passen nicht in eine Welt des ''Vergnügens'', der ''Leichtigkeit'', in eine Spaßgesellschaft! Also kaschieren die Leute auf Teufel komm raus, sie lügen und verleugnen sich selbst um teilzuhaben an diesem verlogenen Leben, was sich letztlich darin äußert, dass man sich überhaupt nicht mehr die Mühe macht, auf einen Menschen und seine Lebensgeschichte einzulassen, seine Einzigartigkeit anzuerkennen sondern ihn ihn fast schon kaltschnäutzig auf seine ''Verträglichkeit'' seine ''Angepaßtheit'' hin scannt. So kann sich nicht finden, was sich eigentlich wie selbstverständlich finden müßte, oder?

Entspricht der Partner nicht der Norm, wird er aussortiert. So bewegen wir uns im Kreis und das dies auch so ist erkennt man daran, dass offensichtlich viele nicht die Kraft haben, ein Leben in Lüge zu leben. Irgendwann fällt die Maske und die Partner merken, dass sie sich was vorgespielt haben, dass für die Liebe in unserer Zeit kein Platz mehr ist...

...nur aber für die Geilheit und das kurze Vergnügen!
So sieht das aus. Vermehrt bei der jüngeren Generation habe ich festgestellt: Es ist eine Erwartungshaltung da, die man als Älterer vielleicht gar nicht mehr nachvollziehen kann.
Alles geht sofort, auf Knopfdruck und ist immer verfügbar. Wenn nicht, nimmt man einen anderen Anbieter. Und wie es funktioniert - dafür gibt es Fachleute, muss man nicht selbst wissen.
Viele sehen das nicht mehr, dass man etwas INVESTIEREN muss, um etwas zu erhalten.
Und das ist bei zwischenmenschlichen Beziehungen genau so. Du erfüllst meine Erwartung nicht, next one, please. Warum soll ich was tun, nehme ich halt das nächste Angebot wahr, das verspricht mir mehr Erfolg bei weniger INPUT.

Beziehungsarbet beinhaltet ARBEIT - und die gilt es ja zu minimieren. Der Erfolg liegt (leider) auf der Hand.
Der Mensch wurde soeben vollständig ökonomisiert.:cry:

Orwell, Huxley, Bradbury & Co. - als junger Mensch war das tatsächlich Fiktion für mich, gedacht hatte ich immer "Nee, so etwas kann man sich in Wirklichkeit doch nicht vorstellen, so blöd sind die Menschen nicht".
Leider sieht es momentan aber genauso aus. :evil:
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Re: Gesellschaft der Singles oder doch Familie?

Beitrag von Archetype »

Caschny hat geschrieben: Das seltsame Bestreben vieler Menschen, mit dem Strom zu schwimmen, rundet dieses Bild ab.
Caschny.
Das ist in der Tat seltsam, doch bei genauerem Hinsehen erkennt man, dass der moderne Mensch ganz bewusst zur Unmündigkeit, Verantwortungslosigkeit erzogen wird und sich (ich zitiere mal aus einem kürzlich bei SPON veröffentlichten Artikel, weil es so vortrefflich passt) „dem Phänomen der kollektiven, hyperrealistischen, global synchronisierten Halluzination, (…) einer industriellen Psychomacht“ regelrecht ergibt.

Gruß
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Re: Gesellschaft der Singles oder doch Familie?

Beitrag von Archetype »

denkmal hat geschrieben: So sieht das aus. Vermehrt bei der jüngeren Generation habe ich festgestellt: Es ist eine Erwartungshaltung da, die man als Älterer vielleicht gar nicht mehr nachvollziehen kann.
Alles geht sofort, auf Knopfdruck und ist immer verfügbar. Wenn nicht, nimmt man einen anderen Anbieter. Und wie es funktioniert - dafür gibt es Fachleute, muss man nicht selbst wissen.
Viele sehen das nicht mehr, dass man etwas INVESTIEREN muss, um etwas zu erhalten.
Und das ist bei zwischenmenschlichen Beziehungen genau so. Du erfüllst meine Erwartung nicht, next one, please. Warum soll ich was tun, nehme ich halt das nächste Angebot wahr, das verspricht mir mehr Erfolg bei weniger INPUT.

Beziehungsarbet beinhaltet ARBEIT - und die gilt es ja zu minimieren. Der Erfolg liegt (leider) auf der Hand.
Der Mensch wurde soeben vollständig ökonomisiert.:cry:

Orwell, Huxley, Bradbury & Co. - als junger Mensch war das tatsächlich Fiktion für mich, gedacht hatte ich immer "Nee, so etwas kann man sich in Wirklichkeit doch nicht vorstellen, so blöd sind die Menschen nicht".
Leider sieht es momentan aber genauso aus. :evil:
Absolute Zustimmung. Da schlägt schon der homo oeconomicus durch: eigeninteressiert, den eigenen Vorteil und Nutzen im Sinn. Die Fähigkeit zur Empathie scheint vollkommen verloren gegangen, wobei ich diese aber als grundlegend für eine Beziehung ansehe.
Es ist ja in vielen Bereichen so, dass man kaum noch für die Zukunft planen kann und im Prinzip immer auf dem Sprung ist. Der Flexibilitätswahn, das Ausschöpfen möglichst vieler Möglichkeiten, dieses Streben nach irgendwelchen Glücksverheißungen macht die Menschen nur noch blinder und lässt sie vollkommen übersehen, dass es eigentlich gar nicht viel zum Glück braucht….
Doch die Menschen sind mutlos geworden. Es scheint wohl in der Natur des Menschen zu liegen, sich immer den bequemsten Weg auszusuchen....
Vielleicht wird die Phase des Abschwungs - so schlimm sie auch sein mag - manchen Menschen die Augen öffnen!? Wer weiß….

Gruß
Archetype
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Caschny
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Re: Gesellschaft der Singles oder doch Familie?

Beitrag von Caschny »

Archetype hat geschrieben:
Das ist in der Tat seltsam, doch bei genauerem Hinsehen erkennt man, dass der moderne Mensch ganz bewusst zur Unmündigkeit, Verantwortungslosigkeit erzogen wird und sich (ich zitiere mal aus einem kürzlich bei SPON veröffentlichten Artikel, weil es so vortrefflich passt) „dem Phänomen der kollektiven, hyperrealistischen, global synchronisierten Halluzination, (…) einer industriellen Psychomacht“ regelrecht ergibt.

Gruß
Archetype
Auch ich habe mir über die Ursachen schon eine Menge Gedanken gemacht: Es scheint hauptsächlich ein Phänomen des sozial-psychologischen Bereiches zu sein: Bequemlichkeit, das Bestreben nach einem trügerischen WIR-Gefühl und damit eine vorgegaukelte Sicherheit durch Bestätigung seitens der entsprechenden Mitmenschen sowie schlicht die Unterrepräsentanz, Kritikfähigkeit zu entwickeln. Das Trugbild der kollektiven, hyperrealistischen und global synchronisierten Halluzination (eine sehr schöne Umschreibung!) lässt sich so relativ einfach entwickeln.

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Caschny
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Re: Gesellschaft der Singles oder doch Familie?

Beitrag von Caschny »

Archetype hat geschrieben: ...
Doch die Menschen sind mutlos geworden. Es scheint wohl in der Natur des Menschen zu liegen, sich immer den bequemsten Weg auszusuchen....
Vielleicht wird die Phase des Abschwungs - so schlimm sie auch sein mag - manchen Menschen die Augen öffnen!? Wer weiß….
Gruß
Archetype
Da bin ich eher Pessimist, denn die bereits verloren gegangene oder niemals vorhandene Orientierung lässt sich nur sehr schwer wieder herstellen bzw. überhaupt entwickeln. Schauen wir uns diese so genannten Verlierer dieses Abschwungs an: Sie werden eher noch mutloser, als dass sie aufbegehren würden. Ganz anschaulich: Man geht überhaupt nicht mehr zur Wahl, als geschlossen dieses System in Frage zu stellen und Alternativen an Bedeutung gewinnen zu lassen. Allein die Vorstellung dessen, was sich hinter Politik verbirgt, scheint mir dort überaus diffus zu sein.

Caschny.
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Re: Gesellschaft der Singles oder doch Familie?

Beitrag von gan001nx »

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Re: Gesellschaft der Singles oder doch Familie?

Beitrag von hafenwirt »

Hiob » Do 5. Jun 2008, 10:10 hat geschrieben: Kann es sein, dass diese Zeit einfach die Zeit der Singles ist, während Familien mehr und mehr der Vergangenheit angehören? Wird sich dies vielleicht in absehbarer Zeit wieder ändern?
Es ist die Zeit der individuellen Optimierung auf dem Arbeitsmarkt und daher auch der Singles.

Familien, Liebesbeziehungen sind nur Hemmnis. Wer z.B. in Kiel eine langjährige Freundin hat und dann nach der Ausbildung / Studium auf dem Arbeitsmarkt landet, und die Arbeitsagentur einem sagt "bewerben sie sich deutschlandweit, wie wäre es mit München oder Freiburg i.B.?" dann gibt es ja nur zwei Möglichkeiten:

- er nimmt die Reduzierung vom Hartz hin und hofft, dass demnächst in der Nähe etwas frei wird
- er zieht nach München, huldigt einmal vor dem Altar des Kapitals und trennt sich zwangsläufig von der Freundin, weil die kein Bock auf eine Wochenendbeziehung hat, was verständlich ist, wer möchte schon seine Liebe nur 40 Stunden die Woche bei sich haben?
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Re: Gesellschaft der Singles oder doch Familie?

Beitrag von JJazzGold »

hafenwirt » Do 30. Mai 2013, 21:30 hat geschrieben:
Es ist die Zeit der individuellen Optimierung auf dem Arbeitsmarkt und daher auch der Singles.

Familien, Liebesbeziehungen sind nur Hemmnis. Wer z.B. in Kiel eine langjährige Freundin hat und dann nach der Ausbildung / Studium auf dem Arbeitsmarkt landet, und die Arbeitsagentur einem sagt "bewerben sie sich deutschlandweit, wie wäre es mit München oder Freiburg i.B.?" dann gibt es ja nur zwei Möglichkeiten:

- er nimmt die Reduzierung vom Hartz hin und hofft, dass demnächst in der Nähe etwas frei wird
- er zieht nach München, huldigt einmal vor dem Altar des Kapitals und trennt sich zwangsläufig von der Freundin, weil die kein Bock auf eine Wochenendbeziehung hat, was verständlich ist, wer möchte schon seine Liebe nur 40 Stunden die Woche bei sich haben?

Zu kurz gesprungen, Möglichkeit 1 muß lauten:
- sie (oder er) sucht sich ebenfalls einen Arbeitsplatz am neuen Ort.

Hartz IV ist inakzeptabel.
Die gefährlichste aller Weltanschauungen ist die der Leute, welche die Welt nie angeschaut haben.
Alexander Freiherr von Humboldt

https://www.youtube.com/watch?v=9FBu2rVuXGI
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Re: Gesellschaft der Singles oder doch Familie?

Beitrag von lila-filzhut »

Hiob » Do 5. Jun 2008, 09:10 hat geschrieben:Wie seht ihr die Zukunft und wie ist eure Planung? Selber bin ich nun seit einigen Jahren schon Single und irgendwie kann ich mich für eine feste Beziehung einfach nicht mehr erwärmen. Soll nich nicht heißen, dass ich das völlig ablehnen würde, aber wirklich Lust habe ich eigentlich nicht darauf. Gerade verheiratete Paare schrecken mich oft ab. Erst der Beziehungsknatsch, dann die Trennung mit oft dramatischen (finanziellen) Folgen, und zu guter Letzt dann noch der Zoff wegen den Kindern :|
Kann es sein, dass diese Zeit einfach die Zeit der Singles ist, während Familien mehr und mehr der Vergangenheit angehören? Wird sich dies vielleicht in absehbarer Zeit wieder ändern? Mir scheint aber, dass der Mensch in der spätkapitalistischen Gesellschaft kein Herdentier mehr ist, sondern ein Einzelkämpfer, für den Familie oft nur Balast darstellt. Bindungen, so scheint mir, werden generell nur noch auf Zeit geschlossen, da irgendwann überall die Luft draussen ist. Ist das aber nur der Zeitgeist oder steckt da doch mehr dahinter? Entspricht die heutige Bindungsarmut vielleicht sogar am ehesten der menschlichen Natur oder ist es doch nur eine Folge der Ellbogengesellschaft. Was meint ihr?
Single, Familiengründung wenn nur im Ausland.
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Re: Gesellschaft der Singles oder doch Familie?

Beitrag von lila-filzhut »

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