Cash! hat geschrieben:
Soso, und was ist mit den ganzen Leuten aus den kaputten Therapien und die Paarberatungen? das scheint mir auch ein Problem zu sein.
Leute mit Eheproblemen sind früher zum Dorfpfarrer gegangen, oder haben mit den Eltern / dem Freundeskreis darüber geredet. Aber wer hat heute noch eine weise alte Tante, die gute Ratschläge gibt und zuhört, und auf die man selbst auch hört? Da geht man lieber zu einer neutralen Instanz, "weil der hat das ja studiert", und blättert halt das Geld hin.
Das soll nicht heißen, dass ich den Beruf des Therapeuten als generell unnütz empfinde. Er ist manchmal sehr wichtig und kann viel bewirken. Nur der geradezu inflationäre Gebrauch davon, dass man bei jedem Scheißerchen überall gleich schwerst traumatisiert sich ein paar Stunden auf der Couch ausheulen muss, das klingt für mich halt nach Einsamkeit und dringendem Redebedarf.
Es heißt ja, manche würden sich Prostituierte zahlen, und dann mit denen die ganze Zeit nur reden. Gut, günstiger als der Therapeut ists allemal...
Das stimm allerdings. Liebe und Partnerschaft sind wohl dinge die dem menschen imannent sind. Was nicht heißt, das dies von der Wiege bis zur Bare sein muss......
Ein Leben, das nicht von der Wiege bis zur Bahre von Liebe begleitet wird, möchte ich persönlich nicht führen.
Von "Liebe" bei irgendwelchen Affären, Kurz-Beziehungen oder gar ONS zu sprechen, halte ich für verwegen

Das ist bestenfalls Triebbefriedigung, und selbst das dürfte nicht immer klappen

Liebe braucht Zeit, Dauer und Beständigkeit. Liebe ist keine Verliebtheit.
Richtig! Allerdings müsste die vermehrung der Lebenswegmöglichkeiten ja eigentlich zu mehr "Glück" führen. immerhin kann man nun selbst entscheiden und wird nicht mehr in ein Muster gezwungen.
Glück ist relativ. Ich weiß nicht, wie glücklich die Leute früher waren.
Es hat halt alles seine Vorteile und seine Nachteile.
Ich sag ja nicht, dass dieses facettenreiche Leben heute nicht schön und gut sein kann, aber es ist eben auch etwas komplexer, als das früher. Je nach Persönlichkeit gingen halt manche früher unter, und manche heute, weil sie für die jeweilige Situation nicht geschaffen sind. Tragisch, aber unvermeidlich. Man kanns nicht allen recht machen.
Ich denke eher, das man in der globalisierten Welt wesentlich mehr Möglichkeiten der Partnerwahl hat. Früher musste es halt jemand aus der geographisch nächsten Umgebung sein, dass ist heute nicht mehr der Fall.
Wenn es nur drei mögliche Tapeten gibt, dann hat man sich wahrscheinlich schnell entschieden. Wenn man dann aber in irgendeinen MegaGigaBaumarkt geht, und dort gibts glatte 2475 verschiedene Varianten, dann wirds halt schwerer. Klar, man hat eine größere Auswahl. Aber vielleicht kann man sich gar nicht mehr entscheiden, steht sich die Füße in den Bauch und ist am Ende des Tages komplett fertig. Allerdings: mit Glück und etwas Geschick bei der Suche findet man genau die perfekte Tapete, von der man immer geträumt hat, während man im Fall der Dreierauswahl vermutlich eher einen Kompromiss eingehen musste.
"Höret, was Erfahrung spricht: Hier ist's so wie anderswo. Nichts Genaues weiß man nicht, dieses aber ebenso."
(Otto - Ein Komiker muss ja nicht immer aus der Politik kommen - Grünmandl)