Rechtsextremismus

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schokoschendrezki
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Re: Rechtsextremismus

Beitrag von schokoschendrezki »

Quatschki hat geschrieben:(27 Jun 2019, 10:40)

Und die tausenden Menschen, die sich für die Heimat engagieren, für den Sportplatz, das Schwimmbad, die Schule, ein Naturschutzgebiet, eine Kirche oder einen alten Dorfkern.
Getrieben nicht von Geschäftsinteressen, aber dem Interesse, das Land, in dem man lebt, zu einen schöneren Ort zu machen und als solchen zu bewahren?
Wenn das alles für dich die Vorstufe zum Faschismus ist, was soll man davon halten?
Nihilismus mag für dich persönlich ein Weg sein, das Leben über die Runden zu bringen.
Aber es ist nichts, worauf man eine funktionierende Gesellschaft organisieren kann!
Was heißt "Nihilismus"? Andreas Trautvetter ist bei den Alten Herren einer schlagenden Studentenverbindung. Demonstrativ. Und ein armer Kerl. Der seine 3-Jahres-Verpflichtung bei den Grenztruppen der NVA wegen familiärer sachen abschloss. Schlittenverband und Rennsteiglied. Er ist ein armer Kerl und ein hochgeachtetes Verbandstier. Glaubs mir.

"Vaterland" und "Heimat" sind Begriffe, die noch nicht ganz tot sind aber doch schon sehr streng riechen. Frei nach Frank Zappa.

Was willst du mir unterstellen? Mach einfach Kultur. Ibn welcher Form auch immer.
Ich habe nie in meinem Leben irgendein Volk oder Kollektiv geliebt ... ich liebe in der Tat nur meine Freunde und bin zu aller anderen Liebe völlig unfähig (Hannah Arendt)
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Dark Angel
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Re: Rechtsextremismus

Beitrag von Dark Angel »

Selina hat geschrieben:(26 Jun 2019, 18:08)

Nö. Das unterscheidet sich nicht gewaltig von dem, was ich darunter verstehe. Dich irritiert nur das Phänomen, dass es auch unter einigen Konservativen bei bestimmten Fragestellungen einzelne rechtsextreme Ausrutscher gibt. Da sind die Grenzen oft fließend. Obwohl sich die Leute da durchaus noch im rechtlich möglichen Rahmen bewegen. Haben wir schon oft und lang und breit diskutiert.
Mich irritiert gar nichts, weil ich im Gegensatz zu Dir, differenzieren kann und das auch tue und weil ich, wiederum im Gegensatz zu Dir, Menschen nicht in vorgefertigte Schubladen schiebe.
Im Gegensatz zu Dir erkenne ich die Gefährdung der Demokratie/der FDGO von BEIDEN politischen Rändern - rechts genauso wie links - her und zwar in gleichem Maße.
Beide politischen Ränder bedingen und benötigen einander, der eine verliert ohne den anderen seine Existenzberechtigung.
So lange sich die Leute mit ihren Äußerungen im rechtlichen Rahmen bewegen, diese durch Art. 5 GG gedeckt sind, stellen sie keine Gefährdung der FDGO dar, auch dann nicht, wenn sie Begriffe wie Volk, Vaterland und/oder Heimat verwenden, diese mit bestimmten Emotionen verbinden UND sich für die Bewahrung von Traditionen und den Werten der Aufklärung einsetzen.

"Tradition ist gesiebte Vernunft eines gesamten Volkes aus einem Jahrhundert in das andere" (Ricarda Huch)

Dies sollte man bedenken, bevor man alles ablehnt und als räächts verteufelt, nur weil man persönlich nichts damit anfangen kann.
Dazu passt auch:
"Wer seine Wurzeln nicht kennt, kennt keinen Halt." (Stephan Zweig)

oder

"Wer die Vergangenheit nicht kennt, kann die Gegenwart nicht verstehen und die Zukunft nicht gestalten." (Helmut Kohl 1995)
Gegen die menschliche Dummheit sind selbst die Götter machtlos.

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schokoschendrezki
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Re: Rechtsextremismus

Beitrag von schokoschendrezki »

Selina hat geschrieben:(27 Jun 2019, 11:00)

Und was die Begriffe "Vaterland", "Nation", "Volk" und neuerdings auch wieder "Heimat" anbelangt: Da kommt es immer darauf an, wer sie wo wann und warum verwendet. Kontext. Im Allgemeinen bin ich immer skeptisch bei allzuviel Pathos in der Begriffswelt. Bohrt man nur ein wenig nach, ist es meistens ziemlich hohl dahinter.
"Heimat" und "Vaterland". Was bedeutete das etwa im 18. Jahrhundert in Deutschland und was im 19. Jahrhundert und was danach? Goehtes Mutter, las ich mal irgendwann, soll sich an ihren Sohn gewandt haben, Bücher doch bitte in deutscher Frakturschrift zu veröffentlichen und nicht in Antiqua. "Heimat" und "Vaterland" sind - historisch gesehen - kurzzeitige Phänomene, Streichholzaufglühungen des 19. Jahrhunderts. Die deutschen Klassiker sahen sich als Selbst-Genies. Und ein Jahrhundert später war "Heimat" und "Vaterland" für die Intellektuellen ein Unbegriff. Ja, irgendwann dazwischen, da galt "Heimat" und "Vaterland" was. Kuzzeitig und übergangsweise.
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Re: Rechtsextremismus

Beitrag von Dark Angel »

Selina hat geschrieben:(27 Jun 2019, 11:00)

Und was die Begriffe "Vaterland", "Nation", "Volk" und neuerdings auch wieder "Heimat" anbelangt: Da kommt es immer darauf an, wer sie wo wann und warum verwendet. Kontext. Im Allgemeinen bin ich immer skeptisch bei allzuviel Pathos in der Begriffswelt. Bohrt man nur ein wenig nach, ist es meistens ziemlich hohl dahinter.
Ach, Du bist im Allgemeinen skeptisch ...?
Bist Du das wirklich oder nur wenn es um Deutsche um Deutschland geht?
Ist es nicht eher so, dass Du jedem Patriotismus (Vaterlandsliebe) Nationalbewusstsein und kulturelle Identität zugestehst, so lange nicht Deutsche sich zu diesem Emotionen bekennen?
Nur wenn Deutsche die Begriffe Heimat, Vaterland oder Volk verwenden ist das "anrüchig", ist das rääächts, werden sie von anderen verwendet, ist das vollkommen in Ordnung.
Erkennst Du eigentlich die Bigotterie hinter Deiner Einstellung und Denkweise?
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Re: Rechtsextremismus

Beitrag von schokoschendrezki »

Dark Angel hat geschrieben:(27 Jun 2019, 13:14)

Dazu passt auch:
"Wer seine Wurzeln nicht kennt, kennt keinen Halt." (Stephan Zweig)
Genaue Quelle bitte. Ich glaube, dieses Zitat stammt gar nicht von Stefan sondern von Arnold Zweig, die nicht miteinander verwandt sind. Stefan Zweig hat sich 1942 selbst ins Nirvana befördert, weil ihm "die geistige Heimat Europa" (wörtlich im Abshiedsbrief) abhanden gekommen war. Sprich: Die Welt der liberalen jüdisch.kosmopoitischen Intellektuellen. Das Arnold-Zweig-Zitat gibts auf unendlich vielen Rudervereins- und Freiwillige-Feuerwehr-Seiten. Ich bezfeifle doch sehr, dass ein Weltmann und Dandy wie Stefan Zwig irgendwas von "Verwurzelung" geschrieben hat. Aber wie gesagt: Bitte um genaue Quellenangabe.
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Re: Rechtsextremismus

Beitrag von Keoma »

schokoschendrezki hat geschrieben:(27 Jun 2019, 14:00)

Genaue Quelle bitte. Ich glaube, dieses Zitat stammt gar nicht von Stefan sondern von Arnold Zweig, die nicht miteinander verwandt sind. Stefan Zweig hat sich 1942 selbst ins Nirvana befördert, weil ihm "die geistige Heimat Europa" (wörtlich im Abshiedsbrief) abhanden gekommen war. Sprich: Die Welt der liberalen jüdisch.kosmopoitischen Intellektuellen. Das Arnold-Zweig-Zitat gibts auf unendlich vielen Rudervereins- und Freiwillige-Feuerwehr-Seiten. Ich bezfeifle doch sehr, dass ein Weltmann und Dandy wie Stefan Zwig irgendwas von "Verwurzelung" geschrieben hat. Aber wie gesagt: Bitte um genaue Quellenangabe.
Die Verbindung Zweig-Wurzeln ist dir nicht bekannt? :D

Ich hoffe doch, dass der Herr nicht irrt.

https://www.km.bayern.de/epaper/SUW%202 ... page3.html
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Re: Rechtsextremismus

Beitrag von Selina »

schokoschendrezki hat geschrieben:(27 Jun 2019, 13:29)

"Heimat" und "Vaterland". Was bedeutete das etwa im 18. Jahrhundert in Deutschland und was im 19. Jahrhundert und was danach? Goehtes Mutter, las ich mal irgendwann, soll sich an ihren Sohn gewandt haben, Bücher doch bitte in deutscher Frakturschrift zu veröffentlichen und nicht in Antiqua. "Heimat" und "Vaterland" sind - historisch gesehen - kurzzeitige Phänomene, Streichholzaufglühungen des 19. Jahrhunderts. Die deutschen Klassiker sahen sich als Selbst-Genies. Und ein Jahrhundert später war "Heimat" und "Vaterland" für die Intellektuellen ein Unbegriff. Ja, irgendwann dazwischen, da galt "Heimat" und "Vaterland" was. Kuzzeitig und übergangsweise.
Genau. Sprachlich kann man das auch als Bedeutungswandel bezeichnen.
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Re: Rechtsextremismus

Beitrag von schokoschendrezki »

Keoma hat geschrieben:(27 Jun 2019, 14:06)

Die Verbindung Zweig-Wurzeln ist dir nicht bekannt? :D

Ich hoffe doch, dass der Herr nicht irrt.

https://www.km.bayern.de/epaper/SUW%202 ... page3.html
Das ist auch nur eines dieser "Stefan Zweig" hat gesagt/geschrieben-Zitate. Ich würde gern wissen, wo genau und an welcher Stelle er das geschrieben hat. Ich kann mich ja irren ... aber ich glaub', das hat er gar nicht geschrieben. Bis zum Nachweis des Gegenteils. Es ist normalerweise eigentlich sehr einfach, ein Klassikerzitat mit Buchtitel und Seitennummer zu belegen.
Zuletzt geändert von schokoschendrezki am Donnerstag 27. Juni 2019, 14:39, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Rechtsextremismus

Beitrag von Selina »

Dark Angel hat geschrieben:(27 Jun 2019, 13:14)

Mich irritiert gar nichts, weil ich im Gegensatz zu Dir, differenzieren kann und das auch tue und weil ich, wiederum im Gegensatz zu Dir, Menschen nicht in vorgefertigte Schubladen schiebe.
Im Gegensatz zu Dir erkenne ich die Gefährdung der Demokratie/der FDGO von BEIDEN politischen Rändern - rechts genauso wie links - her und zwar in gleichem Maße.
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So lange sich die Leute mit ihren Äußerungen im rechtlichen Rahmen bewegen, diese durch Art. 5 GG gedeckt sind, stellen sie keine Gefährdung der FDGO dar, auch dann nicht, wenn sie Begriffe wie Volk, Vaterland und/oder Heimat verwenden, diese mit bestimmten Emotionen verbinden UND sich für die Bewahrung von Traditionen und den Werten der Aufklärung einsetzen.

"Tradition ist gesiebte Vernunft eines gesamten Volkes aus einem Jahrhundert in das andere" (Ricarda Huch)

Dies sollte man bedenken, bevor man alles ablehnt und als räächts verteufelt, nur weil man persönlich nichts damit anfangen kann.
Dazu passt auch:
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oder

"Wer die Vergangenheit nicht kennt, kann die Gegenwart nicht verstehen und die Zukunft nicht gestalten." (Helmut Kohl 1995)
Ich kenne meine Wurzeln durchaus und finde das auch hochspannend, mich mit der Dialektik Vergangenheit-Gegenwart-Zukunft zu befassen. Ohne dieses widersprüchliche Zusammenspiel und ohne die Erkenntnis, dass es das gibt, wäre man ein Nichts. Trotzdem muss ich derartige Reflexionen nicht mit solchen aufgeblasenen Begriffen wie "Patriotismus", "Vaterland", "Volk", "Nation" und "kulturelle Identität" in Zusammenhang bringen. In bestimmten wissenschaftlichen Untersuchungen, Essays, Kommentaren und dergleichen mehr, wo es um derartige Begriffe geht, ist das ja ok. Da gehts wohl auch nicht anders, weil es sich ja um Untersuchungsgegenstände handelt. Aber das pausenlose alltägliche Drin-Suhlen in dieser Begriffswelt mit lautem Tschinderassassa, das ist eben nicht mein Ding. Und wie ich sowas bei Deutschen und bei Menschen anderer Nationen finde? Kommt immer auf den Zusammenhang an und darauf, wer so etwas sagt und wie er das tut. Wenn dabei auch Selbstironie und Augenzwinkern mit im Spiel ist, hab ich kein Problem damit, nirgendwo.
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Re: Rechtsextremismus

Beitrag von Vongole »

schokoschendrezki hat geschrieben:(27 Jun 2019, 14:00)

Genaue Quelle bitte. Ich glaube, dieses Zitat stammt gar nicht von Stefan sondern von Arnold Zweig, die nicht miteinander verwandt sind. Stefan Zweig hat sich 1942 selbst ins Nirvana befördert, weil ihm "die geistige Heimat Europa" (wörtlich im Abshiedsbrief) abhanden gekommen war. Sprich: Die Welt der liberalen jüdisch.kosmopoitischen Intellektuellen. Das Arnold-Zweig-Zitat gibts auf unendlich vielen Rudervereins- und Freiwillige-Feuerwehr-Seiten. Ich bezfeifle doch sehr, dass ein Weltmann und Dandy wie Stefan Zwig irgendwas von "Verwurzelung" geschrieben hat. Aber wie gesagt: Bitte um genaue Quellenangabe.
Bezweifelst Du, ja? Ist zwar sehr OT, aber wer hat das wohl geschrieben?

" Am Tage, da ich meinen Pass verlor, entdeckte ich mit 58 Jahren, dass man mit seiner Heimat mehr verliert als einen Fleck umgrenzter Erde."
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Re: Rechtsextremismus

Beitrag von watisdatdenn? »

Selina hat geschrieben:(14 May 2019, 14:29)
Was sagt ihr dazu?
Als Nazi finde ich das ganz Ok :).
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Re: Rechtsextremismus

Beitrag von schokoschendrezki »

Vongole hat geschrieben:(27 Jun 2019, 15:03)

Bezweifelst Du, ja? Ist zwar sehr OT, aber wer hat das wohl geschrieben?

" Am Tage, da ich meinen Pass verlor, entdeckte ich mit 58 Jahren, dass man mit seiner Heimat mehr verliert als einen Fleck umgrenzter Erde."
So off topic ist das gar nicht. Ich habe geschrieben: Ich kann mich auch irren. Stefan Zweig ist ein absoluter Klassiker. Man möge mir bitte wenigstens Buchtitel und Kapitel nennen. Sollte kein Problem sein! Ich bin gespannt!

"Die Welt von Gestern", aus der das Pass-Zitat stammt, beschreibt genau das: Die Welt der kosmopolitisch-jüdischen Intellektuellen in der Zeit des k.u.k-Reichs. Und dieses Buch hat er geschrieben kurz bevor er sich das Leben nahm, weil es diese Welt nämlich nicht mehr gab. Sondern nur noch die Welt von Volk, Nation und Heimat.
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Re: Rechtsextremismus

Beitrag von schokoschendrezki »

Der letzte mir zu Gehör gekommene Kommentar zum eigentlichen Strang-Thema lautete sinngemäß: Wir haben eine Art braune RAF. Mit dem UNterschied nur, dass damals die RAF und ihre Ziele am Rand der Gesellschaft standen. Die braune RAF von heute bekommt Beifall und Likes von allen Seiten.
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Re: Rechtsextremismus

Beitrag von PeterK »

schokoschendrezki hat geschrieben:(27 Jun 2019, 15:35)
Die braune RAF von heute bekommt Beifall und Likes von allen Seiten.
... und hat einen politischen Arm.
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Re: Rechtsextremismus

Beitrag von Keoma »

schokoschendrezki hat geschrieben:(27 Jun 2019, 15:35)

Der letzte mir zu Gehör gekommene Kommentar zum eigentlichen Strang-Thema lautete sinngemäß: Wir haben eine Art braune RAF. Mit dem UNterschied nur, dass damals die RAF und ihre Ziele am Rand der Gesellschaft standen. Die braune RAF von heute bekommt Beifall und Likes von allen Seiten.
Besonders von links wird viel applaudiert.
Geht's noch?
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Re: Rechtsextremismus

Beitrag von Neandertaler »

schokoschendrezki hat geschrieben:(27 Jun 2019, 15:35)

Der letzte mir zu Gehör gekommene Kommentar zum eigentlichen Strang-Thema lautete sinngemäß: Wir haben eine Art braune RAF. Mit dem UNterschied nur, dass damals die RAF und ihre Ziele am Rand der Gesellschaft standen. Die braune RAF von heute bekommt Beifall und Likes von allen Seiten.

Sorry diese Wunschvorstellung ist vollkommener Quatsch. Klammheimliche Freude gab es auch bei der RAF schon (nur noch kein Internet) Die Braune RAF wird von allen Seiten verdammt. Bis auf ein paar Hohlköpfe die es wie gesagt auch damals, bei der RAF schon gab.
Ich bin linksliberal, ich habe mich testen lassen.
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Re: Rechtsextremismus

Beitrag von watisdatdenn? »

schokoschendrezki hat geschrieben:(27 Jun 2019, 15:35)
Die braune RAF von heute bekommt Beifall und Likes von allen Seiten.
Unsinn.
Niemand findet den Mörder von Lübcke gut!

Ich sehe da keinen "Beifall von allen Seiten"!

Sogar Nazis wie ich wenden sich da angewidert ab und beziehen klar Stellung dagegen!
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Re: Rechtsextremismus

Beitrag von Wolverine »

watisdatdenn? hat geschrieben:(27 Jun 2019, 16:58)

Unsinn.
Niemand findet den Mörder von Lübcke gut!

Ich sehe da keinen "Beifall von allen Seiten"!

Sogar Nazis wie ich wenden sich da angewidert ab!
Nee, sehe ich auch nicht. Eine solche "Hinrichtung" ist nur abscheulich und ich würde diesen "Kameraden" bis an sein Lebensende einsperren.
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Re: Rechtsextremismus

Beitrag von Dark Angel »

schokoschendrezki hat geschrieben:(27 Jun 2019, 14:00)

Genaue Quelle bitte. Ich glaube, dieses Zitat stammt gar nicht von Stefan sondern von Arnold Zweig, die nicht miteinander verwandt sind. Stefan Zweig hat sich 1942 selbst ins Nirvana befördert, weil ihm "die geistige Heimat Europa" (wörtlich im Abshiedsbrief) abhanden gekommen war. Sprich: Die Welt der liberalen jüdisch.kosmopoitischen Intellektuellen. Das Arnold-Zweig-Zitat gibts auf unendlich vielen Rudervereins- und Freiwillige-Feuerwehr-Seiten. Ich bezfeifle doch sehr, dass ein Weltmann und Dandy wie Stefan Zwig irgendwas von "Verwurzelung" geschrieben hat. Aber wie gesagt: Bitte um genaue Quellenangabe.
Ich muss Dich enttäuschen, das Zitat IST von Stefan Zweig! Brauchst nur bei google "Zitate von Stefan Zweig" eingeben, da wirste fündig:

Guxstu hier oder hier oder hier!

Reichen Dir diese Quellen?
Liegt's vielleicht daran, dass Dir die Aussage der Zweigschen Aussage nicht in den Kram passt?

Nebenbei, Zweigs Freitod hat nicht das geringste mit der Aussagekraft seiner Aphorismen zu tun.
Wieder eine(r) Deiner beliebten Strohmänner und Nebelkerzen, um vom eigentlichen Thema abzulenken.

Die Begriffe Volk, Vaterland und/oder Heimat sind nur in Deiner (Eurer) Phantasie räächts oder "kontaminiert", weil kein normal denkender und fühlender Mensch Ereignisse des Vormärz oder der Nazizeit (Holocaust) in Verbindung bringt.
Auch wenn Du irgendwelche unbelegten Behauptungen alá

""Heimat" und "Vaterland" sind - historisch gesehen - kurzzeitige Phänomene, Streichholzaufglühungen des 19. Jahrhunderts. Die deutschen Klassiker sahen sich als Selbst-Genies. Und ein Jahrhundert später war "Heimat" und "Vaterland" für die Intellektuellen ein Unbegriff. Ja, irgendwann dazwischen, da galt "Heimat" und "Vaterland" was. Kuzzeitig und übergangsweise."

als historische Tatsachen zu verkaufen versuchtst, bedeutet das noch lange nicht, dass es sich auch tatsächlich um Tatsachen handelt. Wohl eher um Phantasiegebilde/Hinrngespinste von jemandem, der mit diesen Begriffen nichts anfangen kann bzw sich nirgends zugehörig fühlt.
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Re: Rechtsextremismus

Beitrag von Dark Angel »

Selina hat geschrieben:(27 Jun 2019, 14:38)

Ich kenne meine Wurzeln durchaus und finde das auch hochspannend, mich mit der Dialektik Vergangenheit-Gegenwart-Zukunft zu befassen. Ohne dieses widersprüchliche Zusammenspiel und ohne die Erkenntnis, dass es das gibt, wäre man ein Nichts. Trotzdem muss ich derartige Reflexionen nicht mit solchen aufgeblasenen Begriffen wie "Patriotismus", "Vaterland", "Volk", "Nation" und "kulturelle Identität" in Zusammenhang bringen. In bestimmten wissenschaftlichen Untersuchungen, Essays, Kommentaren und dergleichen mehr, wo es um derartige Begriffe geht, ist das ja ok. Da gehts wohl auch nicht anders, weil es sich ja um Untersuchungsgegenstände handelt. Aber das pausenlose alltägliche Drin-Suhlen in dieser Begriffswelt mit lautem Tschinderassassa, das ist eben nicht mein Ding. Und wie ich sowas bei Deutschen und bei Menschen anderer Nationen finde? Kommt immer auf den Zusammenhang an und darauf, wer so etwas sagt und wie er das tut. Wenn dabei auch Selbstironie und Augenzwinkern mit im Spiel ist, hab ich kein Problem damit, nirgendwo.
1. sind das keine "aufgeblasenen" Begriffe, sondern ganz normale Begriffe, die emotionale Aspekte aufweisen.
Zumindest sind sie dann normal, wenn man nicht gerade hypermoralisierender, gesinnungsethischer deutscher Linker ist.
Franzosen, Briten, Amerikaner oder Spanier (um nur einige zu nennen) haben mit diesen Begriffen absolut kein Problem. ganz im Gegenteil, die schütteln nur den Kopf über die Bekopptheit bestimmter Deutscher, die alles eigene ablehnen.

2. Stimmt, man muss sie nicht verwenden, aber man darf sie verwenden und zwar OHNE als rääächts oder gar rechtsextrem abestempelt zu werden.

3. sind es nur Du und Deinesgleichen, die in der bloßen Erwähnung dieser Begriffe oder in der emotionalen Verbindung mit diesen Begriffen ein "Drin-Suhlen mit lautem Tschinderassassa" sieht.

4. was kulturelle Identität angeht, lehnst Du die grundsätzlich ab oder nur wenn Deutsche eine kulturelle Identität haben und sich auf diese berufen?
Wie sieht das denn mit dem Kopftuch oder Niqab als Zeichen religiöser und damit kultureller Identität - und dem Bekenntnis dazu - aus, lehnst Du die auch ab?
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Re: Rechtsextremismus

Beitrag von Trifels »

Dark Angel hat geschrieben:(27 Jun 2019, 17:21)

1. sind das keine "aufgeblasenen" Begriffe, sondern ganz normale Begriffe, die emotionale Aspekte aufweisen.
Zumindest sind sie dann normal, wenn man nicht gerade hypermoralisierender, gesinnungsethischer deutscher Linker ist.
Franzosen, Briten, Amerikaner oder Spanier (um nur einige zu nennen) haben mit diesen Begriffen absolut kein Problem. ganz im Gegenteil, die schütteln nur den Kopf über die Bekopptheit bestimmter Deutscher, die alles eigene ablehnen.

2. Stimmt, man muss sie nicht verwenden, aber man darf sie verwenden und zwar OHNE als rääächts oder gar rechtsextrem abestempelt zu werden.

3. sind es nur Du und Deinesgleichen, die in der bloßen Erwähnung dieser Begriffe oder in der emotionalen Verbindung mit diesen Begriffen ein "Drin-Suhlen mit lautem Tschinderassassa" sieht.

4. was kulturelle Identität angeht, lehnst Du die grundsätzlich ab oder nur wenn Deutsche eine kulturelle Identität haben und sich auf diese berufen?
Wie sieht das denn mit dem Kopftuch oder Niqab als Zeichen religiöser und damit kultureller Identität - und dem Bekenntnis dazu - aus, lehnst Du die auch ab?

Richtig

weil = Auslandsaufenthalte bilden ( besonders darin)

3 = wird unterstützt. Noch verschärft gefasst = Nur beziehungslose ,emotional falsch gepolte Typen machen diesen Eiertanz

4 = einmalige Möglichkeit der Vielfalt in der Identitätsfindung in Westeuropa ( Deutschland ) daraus einmaliger kultureller Stand über 200 Jahre weltweit. Heute Eiertänzer mit bankrotter Schlingesiefen Kultur nur sichtbar. Kollegha, wass du sagge jäz ?
Denkanstoß. Gesicherte Quelle/Info -> take it or leave it.
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Re: Rechtsextremismus

Beitrag von Selina »

Dark Angel hat geschrieben:(27 Jun 2019, 17:21)

1. sind das keine "aufgeblasenen" Begriffe, sondern ganz normale Begriffe, die emotionale Aspekte aufweisen.
Zumindest sind sie dann normal, wenn man nicht gerade hypermoralisierender, gesinnungsethischer deutscher Linker ist.
Franzosen, Briten, Amerikaner oder Spanier (um nur einige zu nennen) haben mit diesen Begriffen absolut kein Problem. ganz im Gegenteil, die schütteln nur den Kopf über die Bekopptheit bestimmter Deutscher, die alles eigene ablehnen.
Ich weiß nicht, wie viele Briten, Franzosen, Amerikaner und Spanier du kennst, aber ich gehe mal davon aus, dass es auch unter ihnen etliche Leute gibt, die sich ebenfalls nicht gerne mit so viel Pathos umgeben.
Dark Angel hat geschrieben:(27 Jun 2019, 17:21)
2. Stimmt, man muss sie nicht verwenden, aber man darf sie verwenden und zwar OHNE als rääächts oder gar rechtsextrem abestempelt zu werden.
Genau. Du kannst sie gerne verwenden. Und niemand hier hat dich deshalb "als rääächts oder gar rechtsextrem abgestempelt". Ich sagte lediglich, dass das alltägliche Verwenden der Begriffe "Patriotismus", "Nation", "Volk", "kulturelle Identität" nicht meine Sache ist. Mir ist das zu viel Pathos. Mir sind andere Dinge wichtiger. Das kann aber jeder halten wie ein Dachdecker.
Dark Angel hat geschrieben:(27 Jun 2019, 17:21)
3. sind es nur Du und Deinesgleichen, die in der bloßen Erwähnung dieser Begriffe oder in der emotionalen Verbindung mit diesen Begriffen ein "Drin-Suhlen mit lautem Tschinderassassa" sieht.
"Emotionale Verbindung" mit solchen Begriffen? Aha. Ok. Emotionale Verbindungen habe ich eher mit meiner Familie, meinen Freunden.
Dark Angel hat geschrieben:(27 Jun 2019, 17:21)
4. was kulturelle Identität angeht, lehnst Du die grundsätzlich ab oder nur wenn Deutsche eine kulturelle Identität haben und sich auf diese berufen?
Wie sieht das denn mit dem Kopftuch oder Niqab als Zeichen religiöser und damit kultureller Identität - und dem Bekenntnis dazu - aus, lehnst Du die auch ab?
Wieso ablehnen? Ich finde einfach, dass Frauen Kopftücher und Gewänder aller Art tragen können, ohne dass ich mir da einen Kommentar dazu erlauben würde. Das käme mir nicht zu. Ich würde ja ebenfalls nicht wollen, dass mir unbekannte Leute irgendwas zu meinem Outfit sagen. Mal abgesehen von einem Kompliment, was ich gerne auch mal von Unbekannten entgegennehme :D Und du kannst gerne "emotionale Verbindungen" zu deiner "kulturellen Identität" als Deutsche hegen und pflegen. Hab nichts dagegen. Kommt für mich selbst nur einfach nicht in Frage.
Zuletzt geändert von Selina am Donnerstag 27. Juni 2019, 22:17, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Rechtsextremismus

Beitrag von DarkLightbringer »

watisdatdenn? hat geschrieben:(27 Jun 2019, 16:58)

Unsinn.
Niemand findet den Mörder von Lübcke gut!

Ich sehe da keinen "Beifall von allen Seiten"!

Sogar Nazis wie ich wenden sich da angewidert ab und beziehen klar Stellung dagegen!
Wie hätte der Mörder Kommentare wie "An die Wand stellen!" auffassen können?
>>We’ll always have Paris<<
[Humphrey Bogart als Rick Blaine in >Casablanca<, 1942]
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Dark Angel
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Re: Rechtsextremismus

Beitrag von Dark Angel »

Selina hat geschrieben:(27 Jun 2019, 22:08)

Ich weiß nicht, wie viele Briten, Franzosen, Amerikaner und Spanier du kennst, aber ich gehe mal davon aus, dass es auch unter ihnen etliche Leute gibt, die sich ebenfalls nicht gerne mit so viel Pathos umgeben.
Da ich diese Länder besucht und die Menschen dort vor Ort erlebt habe, kann ich ihren Nationalstolz, ihren Patriotismus - insbesondere den der Spanier und Amerikaner, mit Sicherheit besser einschätzen als Du.
Insbesondere die Amerikaner habe ich an ihrem Independeceday erlebt - mehr Patriotismus geht gar nicht.
Ich kann Dir versichern, so ablehnend wie sich deutsche Linke (und Grüne) der eigenen Nation, dem eigenen Volk und dem Vaterland gegenüber verhalten, verhält sich niemand in den Ländern, die ich genannt habe.
Für die ist die Verbundenheit mit dem eigenen Land/Volk etwas selbstverständliches.
Selina hat geschrieben:(27 Jun 2019, 22:08)
Genau. Du kannst sie gerne verwenden. Und niemand hier hat dich deshalb "als rääächts oder gar rechtsextrem abgestempelt". Ich sagte lediglich, dass das alltägliche Verwenden der Begriffe "Patriotismus", "Nation", "Volk", "kulturelle Identität" nicht meine Sache ist. Mir ist das zu viel Pathos. Mir sind andere Dinge wichtiger. Das kann aber jeder halten wie ein Dachdecker.
Wenn das jeder halten kann, wie er will, warum bringst Du diese Begriffe dann immer in Zusammenhang mit Rechtsextremismus?
Wenn das jeder halten kann, wie er will, warum stellst Du Deine Einstellung/Sichtweise dann immer als Maß der Dinge dar?
Selina hat geschrieben:(27 Jun 2019, 22:08)"Emotionale Verbindung" mit solchen Begriffen? Aha. Ok. Emotionale Verbindungen habe ich eher mit meiner Familie, meinen Freunden.
Ja eine emotionale Verbindung!
Egal in welchem Land ich gerade bin, egal wie sehr ich mich mit den Menschen dort verstehe und egal wie faszinierend die Landschaft dort ist und wie wohl ich mich dort fühle - es IST etwas anderes als das Gefühl in der Heimat/zu Hause zu sein, es IST ein anderes Gefühl. Es sind die Menschen mit ihren besonderen Macken, ihren eigenen Bräuchen und Traditionen, es ist ein anderes Gefühl von Sicherheit.
Wenn Du so etwas nicht nachvollziehen kannst, ist das nicht mein Problem.
Nicht ohne Grund habe ich das Zitat von Ricarda Huch gebracht und ich wiederhole es gern noch einmal:

"Tradition ist gesiebte Vernunft eines gesamten Volkes aus einem Jahrhundert in das andere"
Selina hat geschrieben:(27 Jun 2019, 22:08)Wieso ablehnen? Ich finde einfach, dass Frauen Kopftücher und Gewänder aller Art tragen können, ohne dass ich mir da einen Kommentar dazu erlauben würde. Das käme mir nicht zu. Ich würde ja ebenfalls nicht wollen, dass mir unbekannte Leute irgendwas zu meinem Outfit sagen. Mal abgesehen von einem Kompliment, was ich gerne auch mal von Unbekannten entgegennehme :D Und du kannst gerne "emotionale Verbindungen" zu deiner "kulturellen Identität" als Deutsche hegen und pflegen. Hab nichts dagegen. Kommt für mich selbst nur einfach nicht in Frage.
Aha - Du kriegst Deine eigene Bigotterie also gar nicht mit, kriegst es nicht einmal auf die Reihe, dass das Outfit - wie Du das nennst - etwas mit kultureller Identität zu tun hat.
In Deinem Kulturrelativismus gestehst Du jedem eine/seine kulturelle Identität zu, so lange es keine Deutscher oder Europäer ist ...
Gegen die menschliche Dummheit sind selbst die Götter machtlos.

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Milady de Winter
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Re: Rechtsextremismus

Beitrag von Milady de Winter »

MOD - guten Morgen. Ihr bewegt Euch im Moment schon wieder sehr stark in Richtung "kulturelle Identität" etc. Diese Diskusion habt Ihr in der Kombination bereits andernorts geführt bzw. existieren Stränge rund um dieses Thema. Es ist nicht gleichzusetzen mit dem Thema "Rechtsextremismus", folglich verwässert es den Strang. Ich würde Euch daher sehr bitten, Euch dem Thema in dem Bereich zu widmen, in dem es bereits diskutiert wurde.

Darüberhinaus würde ich Euch bitten, auf Euren Ton einander gegenüber zu achten. Ihr schaukelt Euch unnötig hoch, das muss doch nicht sein. Danke für Eure Kooperation!
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Selina
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Re: Rechtsextremismus

Beitrag von Selina »

Milady de Winter hat geschrieben:(28 Jun 2019, 07:47)

MOD - guten Morgen. Ihr bewegt Euch im Moment schon wieder sehr stark in Richtung "kulturelle Identität" etc. Diese Diskusion habt Ihr in der Kombination bereits andernorts geführt bzw. existieren Stränge rund um dieses Thema. Es ist nicht gleichzusetzen mit dem Thema "Rechtsextremismus", folglich verwässert es den Strang. Ich würde Euch daher sehr bitten, Euch dem Thema in dem Bereich zu widmen, in dem es bereits diskutiert wurde.

Darüberhinaus würde ich Euch bitten, auf Euren Ton einander gegenüber zu achten. Ihr schaukelt Euch unnötig hoch, das muss doch nicht sein. Danke für Eure Kooperation!
Ich hab im Moderatoren-Strang, also dort, wo es hingehört, gerade geantwortet. Allerdings scheint da technisch etwas nicht in Ordnung zu sein. Schaust du bitte mal nach? Danke.
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Re: Rechtsextremismus

Beitrag von schokoschendrezki »

Dark Angel hat geschrieben:(27 Jun 2019, 17:08)

Ich muss Dich enttäuschen, das Zitat IST von Stefan Zweig! Brauchst nur bei google "Zitate von Stefan Zweig" eingeben, da wirste fündig:

Guxstu hier oder hier oder hier!

Reichen Dir diese Quellen?
Ehrlich gesagt: Nein. Absolut nicht. Alle drei Verweise führen einfach nur auf diese typischen Zitatensammlungen fürs Poseiealbum oder die Ortsvereinschronik ohne jeden Quellenverweis. Nochmal: In welchem Roman, welcher Erzählung, welchem Zeitungsinterview genau hat Stefan Zweig das geschrieben. Ich bezweifle nach wie vor, dass das Zitat von ihm stammt. Bis mir jemand die tatsächliche Quelle nennt. Fast alles von Stefan Zweig dürfte auf google-books und auf gutenberg.spiegel.de zu finden sein. Das Zitat aber nicht!
Nebenbei, Zweigs Freitod hat nicht das geringste mit der Aussagekraft seiner Aphorismen zu tun.
Wieder eine(r) Deiner beliebten Strohmänner und Nebelkerzen, um vom eigentlichen Thema abzulenken.
Nur mal nebenbei: Stefan Zweig hat Novellen, Erzählungen, Gedichtbände, Rezensionen und noch einiges andere geschrieben. Nicht, dass ich von irgendeiner Aphorismensammlung wüsste.

In seinem kurzen Abschiedsbrief vor seinem Freitod heißt es an entscheidender Stelle:
Mit jedem Tage habe ich dies Land [Brasilien] mehr lieben gelernt und nirgends hätte ich mir mein Leben lieber vom Grunde aus neu aufgebaut, nachdem die Welt meiner eigenen Sprache für mich untergegangen ist und [Streichung] meine geistige Heimat Europa sich selber vernichtet.
Diese "geistige Heimat Europa" .... was ist damit wohl gemeint? Volk, Nation, Ethnie? Ganz gewiss nicht!

Es ist sogar ganz genau und ohne Zweifel so, dass die Dominanz von Volk, Vaterland und Heimat einer der Gründe für Zweigs Freitod war. Das Europa der liberal-jüdisch-kosmopolitischen Intellektuellen versank für Zweig in einer nicht mehr lebenswerten Welt von Volk, Heimat und Vaterland.
Ich habe nie in meinem Leben irgendein Volk oder Kollektiv geliebt ... ich liebe in der Tat nur meine Freunde und bin zu aller anderen Liebe völlig unfähig (Hannah Arendt)
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Re: Rechtsextremismus

Beitrag von Dark Angel »

schokoschendrezki hat geschrieben:(28 Jun 2019, 12:28)

Ehrlich gesagt: Nein. Absolut nicht. Alle drei Verweise führen einfach nur auf diese typischen Zitatensammlungen fürs Poseiealbum oder die Ortsvereinschronik ohne jeden Quellenverweis. Nochmal: In welchem Roman, welcher Erzählung, welchem Zeitungsinterview genau hat Stefan Zweig das geschrieben. Ich bezweifle nach wie vor, dass das Zitat von ihm stammt. Bis mir jemand die tatsächliche Quelle nennt. Fast alles von Stefan Zweig dürfte auf google-books und auf gutenberg.spiegel.de zu finden sein. Das Zitat aber nicht!
Was willst du mit diesem Strohmann eigentlich bezwecken?
Bei dem Zitat handelt es sich um einen Aphorismus, welcher sich NICHT ZWINGEND in einem Roman oder einer Erzählung wieder findet.
Was meinst Du denn, wie viele Aphorismen/Aussagen wie vieler Schriftsteller, Philosophen oder Politiker sich nur in Aphorismen- und/oder Zitatensammlungen finden?
Ich denke eher, Du hast ein Problem mit der eigentlichen Aussage, des Zitates, welches genau die Situation beschreibt, in der sich all diejenigen befinden, die Begriffe wie Volk, Vaterland, Heimat etc ablehnen, deshalb (auch) als rächts/rechtsextrem definieren oder schlicht mit ihnen nichts anfangen können und dieses (ihr) Problem verallgemeinern bzw zum "Maß der Dinge" erheben.
schokoschendrezki hat geschrieben:(28 Jun 2019, 12:28)Nur mal nebenbei: Stefan Zweig hat Novellen, Erzählungen, Gedichtbände, Rezensionen und noch einiges andere geschrieben. Nicht, dass ich von irgendeiner Aphorismensammlung wüsste.

In seinem kurzen Abschiedsbrief vor seinem Freitod heißt es an entscheidender Stelle:
Ein weiterer Strohmann, der mit dem eigentlichen Thema nichts zu tun hat!

schokoschendrezki hat geschrieben:(28 Jun 2019, 12:28)Diese "geistige Heimat Europa" .... was ist damit wohl gemeint? Volk, Nation, Ethnie? Ganz gewiss nicht!

Es ist sogar ganz genau und ohne Zweifel so, dass die Dominanz von Volk, Vaterland und Heimat einer der Gründe für Zweigs Freitod war. Das Europa der liberal-jüdisch-kosmopolitischen Intellektuellen versank für Zweig in einer nicht mehr lebenswerten Welt von Volk, Heimat und Vaterland.
Mit der "geistige[n] Heimat Europa" ist die ganz spezielle europäische Kultur gemeint, die mit den, in der griechisch-römischen Antike hervor gebrachten Indeen des Humanismus beginnt, sich über die Reneaissance und das Zeitalter der Aufklärung fortsetzt - eine Kultur, an deren Gestaltung christliche und jüdische Humanisten und Philosophen maßgeblichen Anteil haben.
Und JA, diese geistige Heimat kann Menschen genommen werden, u.a. durch veränderte gesellschaftlich-politische Verhältnisse.
Das ändert aber nicht das geringste an der Tatsache, dass diejenigen, die ihre Wurzeln nicht kennen, sie ignorieren und/oder verleugnen, keinen Halt haben und/oder finden - nirgends(!)
Hat mit Kosmopolit sein absolut gar nichts zu tun und hat auch nichts mit dem zu tun, was Du da so gerne hinein interpretierst.
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Re: Rechtsextremismus

Beitrag von schokoschendrezki »

Dark Angel hat geschrieben:(27 Jun 2019, 23:14)

Da ich diese Länder besucht und die Menschen dort vor Ort erlebt habe, kann ich ihren Nationalstolz, ihren Patriotismus - insbesondere den der Spanier und Amerikaner, mit Sicherheit besser einschätzen als Du.
Insbesondere die Amerikaner habe ich an ihrem Independeceday erlebt - mehr Patriotismus geht gar nicht.
Ich kann Dir versichern, so ablehnend wie sich deutsche Linke (und Grüne) der eigenen Nation, dem eigenen Volk und dem Vaterland gegenüber verhalten, verhält sich niemand in den Ländern, die ich genannt habe.
Für die ist die Verbundenheit mit dem eigenen Land/Volk etwas selbstverständliches.
Stefan Zweig. Diesmal aber belegt und mit Quellenangabe (Brief an Abraham Schwadron, undatiert; vermutlich Frühjahr 1917. In: Zweig: Briefe an Freunde. S. 71)
Für mich ist es der Ruhm und die Größe des jüdischen Volkes, das einzige zu sein, das nur eine geistige Heimat, ein ewiges Jerusalem anstrebt, während er zur Wiederkehr ins reale Palästina gravitiert. Für mich ist das Große des Judentums, übernational zu sein, Ferment und Bindung aller Nationen in seiner eigenen Idee, er [Martin Buber, Anm.] wünscht die jüdische Nation, und ich sehe in jedem Nationalismus die Gefahr der Entzweiung, des Stolzes, der Eingrenzung und der Eitelkeit.
Großartig!
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Re: Rechtsextremismus

Beitrag von schokoschendrezki »

Dark Angel hat geschrieben:(28 Jun 2019, 13:03)

Was willst du mit diesem Strohmann eigentlich bezwecken?
Darauf hinweisen, dass das angebliche Stefan-Zweig-Zitat mit großer Wahrscheinlichkeit gar nicht von Stefan Zwig ist. Nach wie vor lasse ich mich durch korrekte Quellenangaben natürlich eines besseren belehren.
Ich denke eher, Du hast ein Problem mit der eigentlichen Aussage, des Zitates, welches genau die Situation beschreibt, in der sich all diejenigen befinden, die Begriffe wie Volk, Vaterland, Heimat etc ablehnen, deshalb (auch) als rächts/rechtsextrem definieren oder schlicht mit ihnen nichts anfangen können und dieses (ihr) Problem verallgemeinern bzw zum "Maß der Dinge" erheben.
Es ist politischen Diskussionen nicht förderlich, wenn Diskutanten nicht über die Probleme der Welt sondern über imaginierte Probleme von Diskutanten diskutieren. Eine entsprechende Moderation wäre hier ganz gut.
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Re: Rechtsextremismus

Beitrag von schokoschendrezki »

Dark Angel hat geschrieben:(27 Jun 2019, 17:21)

1. sind das keine "aufgeblasenen" Begriffe, sondern ganz normale Begriffe, die emotionale Aspekte aufweisen.
Zumindest sind sie dann normal, wenn man nicht gerade hypermoralisierender, gesinnungsethischer deutscher Linker ist.
Franzosen, Briten, Amerikaner oder Spanier (um nur einige zu nennen) haben mit diesen Begriffen absolut kein Problem. ganz im Gegenteil, die schütteln nur den Kopf über die Bekopptheit bestimmter Deutscher, die alles eigene ablehnen.
Die mit Abstand großartigste gegenwärtige Rockband der USA nennt sich "The National". Du musst dich aber darauf einstellen, dass bereits dieser Bandname ambivalent und provokativ ist. Es handelt sich um alles andere als national gesinnte Amijungs. Alles andere!
2. Stimmt, man muss sie nicht verwenden, aber man darf sie verwenden und zwar OHNE als rääächts oder gar rechtsextrem abestempelt zu werden.
Ob Du dich "abgestempelt" fühlst, wenn man die Verwendung von Begriffen wie "Vaterland" als poliitsch "rechts" einordnet, ist deine Sache. Es handelt sich nicht um den Tatsbestand einer persönlichen Beleidigung. Ich werde etwas als "politisch rechts" einordnen wann immer mir das angebracht erscheint!
3. sind es nur Du und Deinesgleichen, die in der bloßen Erwähnung dieser Begriffe oder in der emotionalen Verbindung mit diesen Begriffen ein "Drin-Suhlen mit lautem Tschinderassassa" sieht.
Der Begriff "Deinesgleichen" ist nicht nur politisch rechts einzuordnen sondern ganz klar faschistisch angehaucht. "Deinesgleichen" verwendet man, um aus Verwandtschaftsverhältnissen Gruppendefinitionen zu konstruieren und auf diese dann Sippschafts-Urteile zu projizieren.
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Selina
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Re: Rechtsextremismus

Beitrag von Selina »

schokoschendrezki hat geschrieben:(28 Jun 2019, 12:28)

Ehrlich gesagt: Nein. Absolut nicht. Alle drei Verweise führen einfach nur auf diese typischen Zitatensammlungen fürs Poseiealbum oder die Ortsvereinschronik ohne jeden Quellenverweis. Nochmal: In welchem Roman, welcher Erzählung, welchem Zeitungsinterview genau hat Stefan Zweig das geschrieben. Ich bezweifle nach wie vor, dass das Zitat von ihm stammt. Bis mir jemand die tatsächliche Quelle nennt. Fast alles von Stefan Zweig dürfte auf google-books und auf gutenberg.spiegel.de zu finden sein. Das Zitat aber nicht!


Nur mal nebenbei: Stefan Zweig hat Novellen, Erzählungen, Gedichtbände, Rezensionen und noch einiges andere geschrieben. Nicht, dass ich von irgendeiner Aphorismensammlung wüsste.

In seinem kurzen Abschiedsbrief vor seinem Freitod heißt es an entscheidender Stelle:



Diese "geistige Heimat Europa" .... was ist damit wohl gemeint? Volk, Nation, Ethnie? Ganz gewiss nicht!

Es ist sogar ganz genau und ohne Zweifel so, dass die Dominanz von Volk, Vaterland und Heimat einer der Gründe für Zweigs Freitod war. Das Europa der liberal-jüdisch-kosmopolitischen Intellektuellen versank für Zweig in einer nicht mehr lebenswerten Welt von Volk, Heimat und Vaterland.
Genauso sieht es aus. Und wir Heutigen müssen auch schon wieder aufpassen, nicht in einer solchen pathetischen Volk-Heimat-Vaterland-Welt zu versinken. Während damals die Wellen schnell sehr hoch schlugen und alle Andersdenkenden und Anderslebenden rücksichtslos verschlangen, blubbert heute erst noch so dicker zäher brauner Morast herum, den man gerade noch umlaufen kann, wo es noch trockene Wege hindurch gibt. Aber was, wenn sich dieser Tümpel immer weiter ausbreitet? Werden die trockenen Wege und Stege reichen? Und ja, all das passt genau ins Thread-Thema hinein.
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Re: Rechtsextremismus

Beitrag von Dark Angel »

Selina hat geschrieben:(28 Jun 2019, 14:24)

Genauso sieht es aus. Und wir Heutigen müssen auch schon wieder aufpassen, nicht in einer solchen pathetischen Volk-Heimat-Vaterland-Welt zu versinken. Während damals die Wellen schnell sehr hoch schlugen und alle Andersdenkenden und Anderslebenden rücksichtslos verschlangen, blubbert heute erst noch so dicker zäher brauner Morast herum, den man gerade noch umlaufen kann, wo es noch trockene Wege hindurch gibt. Aber was, wenn sich dieser Tümpel immer weiter ausbreitet? Werden die trockenen Wege und Stege reichen? Und ja, all das passt genau ins Thread-Thema hinein.
"wir Heutigen" - wer soll das sein? Wer oder was seid "Ihr Heutigen"?
Ihr habt aus der Geschichte genauso wenig gelernt, wie diejenigen, die Ihr anprangert. Ihr seid genauso intolerant, beharrt genauso darauf, im Recht zu sein (wähnt Euch genau so im Besitz einer absoluten Wahrheit) und könnt andere Meinungen genauso wenig gelten lassen, wie die, die Ihr anprangert.
Auf die Idee, dass man sich seiner Heimat verbunden fühlen kann, sich für sein Vaterland engagieren (es verteidigt) kann, Traditionen bewahren will UND weltoffen ist, kommt Ihr gar nicht erst.
Weltoffenheit hat entgegen Eurer Definition/Sichtweise nämlich a) nichts mit Multikulti, b) nichts mit Kosmopolitismus und c) erst rechts nichts mit links sein zu tun.
Weltoffenheit bedeutet nichts anderes als Aufgeschlossenheit gegenüber anderen Kulturen. Das wiederum bedeutet, zu akzeptieren, DASS es andere Kulturen gibt, die sich wiederum von der eigenen unterscheiden.
Aufgeschlossenheit gegenüber anderen Kulturen bedeutet jedoch NICHT, alles gutzuheißen, zu übernehmen und/oder die eigene Kultur zu leugnen oder gar abzulehnen. Ganz im Gegenteil!
Nicht ohne Grund lautet eine Sprichwort:
"Wer nach allen Seiten offen ist, kann nicht ganz dicht sein"

Und noch etwas: bezüglich Totalitarismus nehmen sich "brauner Morast" und "roter Morast" gar nichts!
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Re: Rechtsextremismus

Beitrag von imp »

Selina hat geschrieben:(28 Jun 2019, 14:24)

Genauso sieht es aus. Und wir Heutigen müssen auch schon wieder aufpassen, nicht in einer solchen pathetischen Volk-Heimat-Vaterland-Welt zu versinken. Während damals die Wellen schnell sehr hoch schlugen und alle Andersdenkenden und Anderslebenden rücksichtslos verschlangen, blubbert heute erst noch so dicker zäher brauner Morast herum, den man gerade noch umlaufen kann, wo es noch trockene Wege hindurch gibt. Aber was, wenn sich dieser Tümpel immer weiter ausbreitet? Werden die trockenen Wege und Stege reichen? Und ja, all das passt genau ins Thread-Thema hinein.
Die Lage sieht dieser Tage eher beunruhigend aus, was den Rechtssächstremismus betrifft. Der Verfassungsschutz hat alarmierende Zahlen, wir erleben die Morde und die beunruhigenden Wortmeldungen aus dem Parlamentsbetrieb. Das ist alles sehr bedenklich.
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Re: Rechtsextremismus

Beitrag von schokoschendrezki »

Selina hat geschrieben:(28 Jun 2019, 14:24)

Genauso sieht es aus. Und wir Heutigen müssen auch schon wieder aufpassen, nicht in einer solchen pathetischen Volk-Heimat-Vaterland-Welt zu versinken. Während damals die Wellen schnell sehr hoch schlugen und alle Andersdenkenden und Anderslebenden rücksichtslos verschlangen, blubbert heute erst noch so dicker zäher brauner Morast herum, den man gerade noch umlaufen kann, wo es noch trockene Wege hindurch gibt. Aber was, wenn sich dieser Tümpel immer weiter ausbreitet? Werden die trockenen Wege und Stege reichen? Und ja, all das passt genau ins Thread-Thema hinein.
Das Stefan Zweig untergeschobene Zitat "Wer seine Wurzeln nicht kennt ..." stammt meiner Ansicht nach mit großer Wahrscheinlichkeit von Arnold Zweig. Mit dem Stefan Zweig nur soviel gemeinsam hat, als dass beide jüdisch-deutsche Schriftsteller waren. Ich bekomme auch noch heraus, wo Arnold Zweig das geschrieben hat. "Der Streit um den Sergeanten Grischa" von 1927 ist A. Zweigs bekanntestes Buch und war in der DDR Schulpflichtlektüre. Dort wird es wahrscheinlich nicht auftauchen. Eher schon in "Erziehung vor Verdun" oder einer seiner Novellen. Ich hab' einige Bücher von ihm. Arnold Zweig war in gewisser Hinsicht das, sagen wir mal, linkszionistisch-sozialdemokratische Gegenmodell zum bürgerlichen Dandy und Kosmopoliten Stefan Zweig. Aber viel weniger bekannt. Online ist da nicht viel zu finden.
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Re: Rechtsextremismus

Beitrag von Selina »

imp hat geschrieben:(28 Jun 2019, 15:05)

Die Lage sieht dieser Tage eher beunruhigend aus, was den Rechtssächstremismus betrifft. Der Verfassungsschutz hat alarmierende Zahlen, wir erleben die Morde und die beunruhigenden Wortmeldungen aus dem Parlamentsbetrieb. Das ist alles sehr bedenklich.
Genau. Das zu verharmlosen und zu bagatellisieren, bedeutet in der Konsequenz, sehenden Auges unterzugehen. Daher freue ich mich immer über Anzeichen von demokratischen und humanistischen Willensbekundungen quer durch die Parteienlandschaft von rot über grün bis gelb und schwarz. Das sieht man auf der Straße genauso wie in den Parlamenten. Könnte nur noch etwas mehr sein ;)
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Re: Rechtsextremismus

Beitrag von Sevastopol »

Dark Angel hat geschrieben: Franzosen, Briten, Amerikaner oder Spanier (um nur einige zu nennen) haben mit diesen Begriffen absolut kein Problem. ganz im Gegenteil, die schütteln nur den Kopf über die Bekopptheit bestimmter Deutscher, die alles eigene ablehnen.
Genau so ist es.

Hauptsache schön gebückt durchs Leben gehen und ja nicht die Brust anschwellen lassen für seine Heimat und Vaterland. Sowas gibt es nur in Deutschland.
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Re: Rechtsextremismus

Beitrag von Ammianus »

schokoschendrezki hat geschrieben:(28 Jun 2019, 15:07)

Das Stefan Zweig untergeschobene Zitat "Wer seine Wurzeln nicht kennt ..." stammt meiner Ansicht nach mit großer Wahrscheinlichkeit von Arnold Zweig. Mit dem Stefan Zweig nur soviel gemeinsam hat, als dass beide jüdisch-deutsche Schriftsteller waren. Ich bekomme auch noch heraus, wo Arnold Zweig das geschrieben hat. "Der Streit um den Sergeanten Grischa" von 1927 ist A. Zweigs bekanntestes Buch und war in der DDR Schulpflichtlektüre. Dort wird es wahrscheinlich nicht auftauchen. Eher schon in "Erziehung vor Verdun" oder einer seiner Novellen. Ich hab' einige Bücher von ihm. Arnold Zweig war in gewisser Hinsicht das, sagen wir mal, linkszionistisch-sozialdemokratische Gegenmodell zum bürgerlichen Dandy und Kosmopoliten Stefan Zweig. Aber viel weniger bekannt. Online ist da nicht viel zu finden.
Das "Unterschieben" scheint aber sehr erfolgreich gewesen zu sein, gibt man den Satz bei Google ein.

Und nur so nebenbei: Der 17. Juni wurde natürlich auf den unterschiedlichsten Kanälen auch dieses Jahr ins Bild gesetzt. Und natürlich auch in der Tagesschau vom Tag. Schließlich gab es in Berlin eine Kranzniederlegung - Seehofer glaub ich. Und es gab auch die üblichen Bilder: Russische Panzer umgeben von protestierenden Menschen.

Nachtrag:

Dein Musiktipp mit Godspeech war allerdings ganz gut. Ist ein schönes Hörerlebnis ...
"Ich möchte an einem Ort sein, an dem es keine Politik gibt, keine Waffen, keine Religion."
Libanesin Anfang August 2020
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Re: Rechtsextremismus

Beitrag von schokoschendrezki »

Selina hat geschrieben:(28 Jun 2019, 15:10)

Genau. Das zu verharmlosen und zu bagatellisieren, bedeutet in der Konsequenz, sehenden Auges unterzugehen. Daher freue ich mich immer über Anzeichen von demokratischen und humanistischen Willensbekundungen quer durch die Parteienlandschaft von rot über grün bis gelb und schwarz. Das sieht man auf der Straße genauso wie in den Parlamenten. Könnte nur noch etwas mehr sein ;)
Es ist aber die Frage, wo die Grenze verläuft. Ein Slogan wie "Kampf gegen Rechts" ist eben das: Billige Kampfrhetorik. Selbst ein Seehofer spricht im Moment vom "Kampf gegen Rechts". Ich halte es für genauso normal und akzeptabel, dass es rechtskonservative Intellekuelle gibt, wie die Tatsache, dass ich mich selbst als eher linksliberal sehe. Irgendwo zwischen einer rechtskonservativen Pulbikation und der Mitgliedschaft in einer schlagenden Verbindung für Volk und Vaterland verläuft diese Grenze. Und da sollte man schon unterscheiden. Ich kann manchmal selbst den Vorwurf der "Rechtsbezichtigung" der Rechten nicht nachvollziehen. Wenn ich eine politisch eher rechte Position, rechtskonservative Position vertrete ... ja, was soll denn schlimm daran sein, dass man mich "in die rechte Ecke einordnet" oder "als Rechten abstempelt"?
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Re: Rechtsextremismus

Beitrag von schokoschendrezki »

Ammianus hat geschrieben:(28 Jun 2019, 15:32)

Das "Unterschieben" scheint aber sehr erfolgreich gewesen zu sein, gibt man den Satz bei Google ein.
Das ist aber jetzt nix besonderes. Im Handumdrehen gibts im Netz Verhundertfachungen von allen möglichen falschen Aussagen. Es fehlt einfach die Quellenangabe. In welcher Veröffentlichung kann ich das nachlesen? Ganz normale Frage, ja? Bis zur Beanwortung und einer Anders-Belehrung bleib ich dabei: Das hat Stefan Zweig nie geschrieben!
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Re: Rechtsextremismus

Beitrag von Tomaner »

schokoschendrezki hat geschrieben:(28 Jun 2019, 15:45)

Es ist aber die Frage, wo die Grenze verläuft. Ein Slogan wie "Kampf gegen Rechts" ist eben das: Billige Kampfrhetorik. Selbst ein Seehofer spricht im Moment vom "Kampf gegen Rechts". Ich halte es für genauso normal und akzeptabel, dass es rechtskonservative Intellekuelle gibt, wie die Tatsache, dass ich mich selbst als eher linksliberal sehe. Irgendwo zwischen einer rechtskonservativen Pulbikation und der Mitgliedschaft in einer schlagenden Verbindung für Volk und Vaterland verläuft diese Grenze. Und da sollte man schon unterscheiden. Ich kann manchmal selbst den Vorwurf der "Rechtsbezichtigung" der Rechten nicht nachvollziehen. Wenn ich eine politisch eher rechte Position, rechtskonservative Position vertrete ... ja, was soll denn schlimm daran sein, dass man mich "in die rechte Ecke einordnet" oder "als Rechten abstempelt"?
Ich denke, weder Gewerkschafter, Sozialdemokraten, Grüne, Linke sehen sich kaum in der Mitte und haben wenig Probleme damit links eingeordnet zu werden. Je weiter es aber nach rechts geht, bekennt man sich nicht dazu, sondern sieht sich in der Mitte. Man scheint sich selbst für Rechts zu schämen und steht nicht dazu. Geht man selbst davon aus, Interessen zu verkaufen um Vorurteile bestädigt zu bekommen? Hauptsächlich mal gut gelebt auf Kosten anderer? Egoismus?
Zuletzt geändert von Tomaner am Freitag 28. Juni 2019, 17:07, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Rechtsextremismus

Beitrag von Wolverine »

schokoschendrezki hat geschrieben:(28 Jun 2019, 15:45)

Es ist aber die Frage, wo die Grenze verläuft. Ein Slogan wie "Kampf gegen Rechts" ist eben das: Billige Kampfrhetorik. Selbst ein Seehofer spricht im Moment vom "Kampf gegen Rechts". Ich halte es für genauso normal und akzeptabel, dass es rechtskonservative Intellekuelle gibt, wie die Tatsache, dass ich mich selbst als eher linksliberal sehe. Irgendwo zwischen einer rechtskonservativen Pulbikation und der Mitgliedschaft in einer schlagenden Verbindung für Volk und Vaterland verläuft diese Grenze. Und da sollte man schon unterscheiden. Ich kann manchmal selbst den Vorwurf der "Rechtsbezichtigung" der Rechten nicht nachvollziehen. Wenn ich eine politisch eher rechte Position, rechtskonservative Position vertrete ... ja, was soll denn schlimm daran sein, dass man mich "in die rechte Ecke einordnet" oder "als Rechten abstempelt"?
Ein sehr guter Beitrag wie ich finde. :thumbup:
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Selina
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Re: Rechtsextremismus

Beitrag von Selina »

schokoschendrezki hat geschrieben:(28 Jun 2019, 15:07)

Das Stefan Zweig untergeschobene Zitat "Wer seine Wurzeln nicht kennt ..." stammt meiner Ansicht nach mit großer Wahrscheinlichkeit von Arnold Zweig. Mit dem Stefan Zweig nur soviel gemeinsam hat, als dass beide jüdisch-deutsche Schriftsteller waren. Ich bekomme auch noch heraus, wo Arnold Zweig das geschrieben hat. "Der Streit um den Sergeanten Grischa" von 1927 ist A. Zweigs bekanntestes Buch und war in der DDR Schulpflichtlektüre. Dort wird es wahrscheinlich nicht auftauchen. Eher schon in "Erziehung vor Verdun" oder einer seiner Novellen. Ich hab' einige Bücher von ihm. Arnold Zweig war in gewisser Hinsicht das, sagen wir mal, linkszionistisch-sozialdemokratische Gegenmodell zum bürgerlichen Dandy und Kosmopoliten Stefan Zweig. Aber viel weniger bekannt. Online ist da nicht viel zu finden.
Interessant. Ja, dumpf erinnere ich mich an diese Pflichtlektüre. Hab bisschen gegoogelt nach Arnold Zweig und dabei das Zitat hier gefunden: „Verstand ist die beste Vaterlandsliebe, und Militarismus kein gutes Prinzip." Junge Frau von 1914. Aufbau-Verlag 2001, S. 279“ — Arnold Zweig. Kann mich noch an die DEFA-Verfilmung von Egon Günther aus den 70ern erinnern, wo Jutta Hoffmann die Hauptrolle spielte. Tolle Schauspielerin, die ja auch auf dem Index stand in der DDR, als sie in später verbotenen Filmen mitspielte, ich glaube, die waren auch von Egon Günther.

Von Stefan Zweig hab ich zum Beispiel das hier gefunden: "Als meinen einzig sicheren Besitz empfinde ich das Gefühl der inneren Freiheit." Quelle: Zweig, Die Welt von Gestern. Erinnerungen eines Europäers. Entstanden im Exil 1939-1941, posthum erschienen im Bermann-Fischer Verlag AB in Stockholm 1942.
Zuletzt geändert von Selina am Freitag 28. Juni 2019, 16:13, insgesamt 1-mal geändert.
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Selina
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Re: Rechtsextremismus

Beitrag von Selina »

schokoschendrezki hat geschrieben:(28 Jun 2019, 15:45)

Es ist aber die Frage, wo die Grenze verläuft. Ein Slogan wie "Kampf gegen Rechts" ist eben das: Billige Kampfrhetorik. Selbst ein Seehofer spricht im Moment vom "Kampf gegen Rechts". Ich halte es für genauso normal und akzeptabel, dass es rechtskonservative Intellekuelle gibt, wie die Tatsache, dass ich mich selbst als eher linksliberal sehe. Irgendwo zwischen einer rechtskonservativen Pulbikation und der Mitgliedschaft in einer schlagenden Verbindung für Volk und Vaterland verläuft diese Grenze. Und da sollte man schon unterscheiden. Ich kann manchmal selbst den Vorwurf der "Rechtsbezichtigung" der Rechten nicht nachvollziehen. Wenn ich eine politisch eher rechte Position, rechtskonservative Position vertrete ... ja, was soll denn schlimm daran sein, dass man mich "in die rechte Ecke einordnet" oder "als Rechten abstempelt"?
Meines Erachtens sprach ich nicht von "Kampf gegen Rechts". Und Seehofer ist generell mit Vorsicht zu genießen. Dem glaube ich kein Wort. Worum es mir geht, ist so eine stille (und manchmal auch ein wenig lautere, siehe Kraftklub) Übereinkunft von möglichst vielen Leuten, dass sie so etwas wie 33 nicht noch mal wollen. Auch nicht annähernd. Ja klar sollte man wissen, wo die Grenze verläuft. Aber ich denke mal, Rechtsradikalismus und Rechtsextremismus kann man schon recht gut von rechtskonservativ unterscheiden. Die Grenze verläuft eindeutig dort, wo es menschenfeindlich und rassistisch wird. Gegen die meisten klassischen rechtskonservativen Positionen habe ich nichts bzw. ich kann sie locker tolerieren, ohne sie mitzutragen. Im Gegenteil: Diese Leute sollten sich deutlich und deutlicher artikulieren. Das verhindert ein weiteres Abdriften vieler Wähler nach ganz rechts außen. Weil die dann wieder sowas wie ihre gewünschte "politische Heimat" haben oder zurückgewinnen.
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Ammianus
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Re: Rechtsextremismus

Beitrag von Ammianus »

schokoschendrezki hat geschrieben:(28 Jun 2019, 15:48)

Das ist aber jetzt nix besonderes. Im Handumdrehen gibts im Netz Verhundertfachungen von allen möglichen falschen Aussagen. Es fehlt einfach die Quellenangabe. In welcher Veröffentlichung kann ich das nachlesen? Ganz normale Frage, ja? Bis zur Beanwortung und einer Anders-Belehrung bleib ich dabei: Das hat Stefan Zweig nie geschrieben!
Da kann man doch mal sehen, was Ludwig Spaenle, jetziger Antisemitismusbeauftragter der Bayerischen Staatsregierung für ein Idiot ist. Ein Opfer des Netzes ist er, die arme Sau.
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Re: Rechtsextremismus

Beitrag von sünnerklaas »

schokoschendrezki hat geschrieben:(28 Jun 2019, 15:45)

Es ist aber die Frage, wo die Grenze verläuft. Ein Slogan wie "Kampf gegen Rechts" ist eben das: Billige Kampfrhetorik. Selbst ein Seehofer spricht im Moment vom "Kampf gegen Rechts". Ich halte es für genauso normal und akzeptabel, dass es rechtskonservative Intellekuelle gibt, wie die Tatsache, dass ich mich selbst als eher linksliberal sehe. Irgendwo zwischen einer rechtskonservativen Pulbikation und der Mitgliedschaft in einer schlagenden Verbindung für Volk und Vaterland verläuft diese Grenze. Und da sollte man schon unterscheiden. Ich kann manchmal selbst den Vorwurf der "Rechtsbezichtigung" der Rechten nicht nachvollziehen. Wenn ich eine politisch eher rechte Position, rechtskonservative Position vertrete ... ja, was soll denn schlimm daran sein, dass man mich "in die rechte Ecke einordnet" oder "als Rechten abstempelt"?
Da können wir uns bei denen bedanken, die zwischen 1933 und 1945 so eine riesengroße Scheiße gebaut haben.
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Re: Rechtsextremismus

Beitrag von watisdatdenn? »

In Sachsen werden auch mal friedliche Rechtsextreme beim Buch lesen von gewalttätigen Linken attackiert:

[youtube][/youtube]

Krass..
Tomaner
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Re: Rechtsextremismus

Beitrag von Tomaner »

watisdatdenn? hat geschrieben:(28 Jun 2019, 20:02)

In Sachsen werden auch mal friedliche Rechtsextreme beim Buch lesen von gewalttätigen Linken attackiert:

[youtube][/youtube]

Krass..
Nazis brechen Nazis die Nase und schieben es auf Linke! Eine einmalige Opfer Vorführung, der in Wirklichkeit ein Menschensrechtsfeind ohne Ende ist. Halt zum Kotzen wie die Nazis halt so sind.
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Re: Rechtsextremismus

Beitrag von watisdatdenn? »

Tomaner hat geschrieben:(29 Jun 2019, 06:05)
Opfer Vorführung, der in Wirklichkeit ein Menschensrechtsfeind ohne Ende ist.
Wie kommst du da drauf?

Aber ja ich stimme dir zu, dass die Antifa die das getan hat, von der Methodik und auch großteils von der Ideologie nicht von gewalttätigen Nazis zu unterscheiden ist.

Darum ist die Frage ob man auch Antifa Übergriffe wie im obigen Fall nicht dem gewalttätigen Rechtsextremismus zuordnen kann?
Oft schmieren Antifa-Aktivisten ja auch schon Hakenkreuze in der Gegend rum, da verschwimmen also die Grenzen zu "echten Nazis" (nicht nur in der Ideologie sondern auch in der Ausführung) sehr stark..
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Selina
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Re: Rechtsextremismus

Beitrag von Selina »

Eine interessante lesenswerte Betrachtung zum Rechtsextremismus: "Der Rechtsrausch".

Zitat:

Was ist Rechtsextremismus? Eine »Meinung«? Eine »Überzeugung«? Eine »Ideologie«? Ein »Weltbild«? Eine bizarre Verblendung, in der moralische Grundwerte abhandenkommen? Eine antimoralische und antirationale Herrschaftsform? Eine Bündelung aller antiliberalen und antihumanistischen Impulse aus der Geschichte der bürgerlichen Gesellschaften: Retromanie, Rassismus, Sexismus, Homophobie, Nationalismus, Blut-und-Boden-Geraune, Führerprinzip, völkische Gesinnung, Identitätspolitik, Untertanengeist, Fremdenfeindlichkeit, Anti-Modernismus, Anti-Intellektualismus - und am Ende und immer wieder: Antisemitismus?

Alles das, ja. Und jede dieser Definitionen wird zu einer Antwort auf die Frage führen, ob man »mit Rechten reden« kann oder nicht. Die Erfahrungen dabei sind indes eher negativ: Widerspricht man, gar noch mit Argumenten und Fakten, ist man automatisch Verräter und Feind; sucht man den Kompromiss, tritt das Gesetz vom kleinen Finger und der ganzen Hand in Kraft. Man spricht dann gern von einem »geschlossenen« Weltbild, da ist kein Heran- und kein Hereinkommen mehr möglich.

Vielleicht hilft es, den Rechtsextremismus noch einmal von einer anderen Seite her anzusehen, von seinen Subjekten her, die sich so offenkundig darin besser fühlen als vorher. Rechtsextremismus ist offenbar (unter anderem) der Versuch, eine angeschlagene, widersprüchliche, enttäuschende, schwer erträgliche, langweilige oder einsame Biografie zu »heilen«. Ein fundamentaler Eingriff in die eigene Psyche. Nennen wir es: eine Droge.


https://www.neues-deutschland.de/artike ... ausch.html
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