Ein Tag später kam die Reaktion von Großayatollah Ali Khamenei, der eigentliche Chef im Iran:Die US-Regierung muss ihre Fehler der Vergangenheit anerkennen und sie reparieren, um Meinungsverschiedenheiten aus dem Weg zu räumen
Bei aller Begeisterung für diesen Schritt Obamas sollte man sich noch einmal in Erinnerung rufen, dass die islamische Revolution 1979 eine antiwestliche und auch antiamerikanische war."Sie beglückwünschen die Iraner zu ihrem Neujahr, aber gleichzeitig beschuldigen sie das große iranische Volk, den Terrorismus zu unterstützen und nach Nuklearwaffen zu streben", so Chamenei. "Sie sagen: Lasst uns verhandeln und neue Beziehungen aufnehmen. Sie reden von Wechsel in der Politik. Aber wo ist denn dieser Wechsel? Was hat sich eigentlich geändert?" Er habe den Eindruck, so unterstrich Chamenei, dass Obama seine Hand reiche mit einem samtenen Handschuh, unter dem eine gusseiserne Faust stecken könnte.
Deshalb werde sich sein Land mit Blick auf mögliche Verhandlungen nicht unter Druck setzen lassen. Erst müssten den jetzigen Worten Taten folgen: "Hat sich eure Feindschaft gegenüber dem iranischen Volk geändert?", fragt Chamenei in seiner Neujahrsrede. "Woran kann man das sehen? Habt ihr etwa die Guthaben des iranischen Volkes freigegeben? Habt ihr die ungerechten Sanktionen etwa aufgehoben? Habt ihr aufgehört, das iranische Volk und deren politischen Führung zu beschuldigen und zu verleumden? Habt ihr die bedingungslose Unterstützung des zionistischen Regime beendet? Was hat sich denn überhaupt geändert?"
Richtete sie sich doch einmal gegen einen westlichen Lebensstil, dem man den eigenen islamisch-fundamentalistischen entgegenstellte und es war ein von den USA unterstützter Schah den man bemüht war zu stürzen. Folgerichtig ist für die Islamisten-Propaganda die USA der große Satan den es zu bekämpfen gilt. Ein Feindbild welches durch die Hautfarbe von Obama, dessen Zweitnamen Hussein und der Neujahrsgrüße sendet doch arge Risse bekommen hat.
Und so ist es zu erklären, dass die Reaktion des Irans keineswegs überschwänglich sondern im Gegenteil von Misstrauen geprägt ausgefallen ist. Dennoch sucht der interessierte Beobachter in all diesen Aussagen eines vergeblich - und zwar eine Ablehnung.
Es scheint eine historische Chance zu bestehen für Frieden und Stabilität in der gesamten Region. Nehmen wir einmal an die USA und der Iran kommen zu einer Übereinkunft. Die USA heben ihre Sanktionen auf und geben dem Iran eine Sicherheitsgarantie, woraufhin dieser sein Atomprogramm offenlegt, die Unterstützung von Hamas und Hisbollah einstellt und im Südirak mit den USA zusammenarbeitet. Daneben erzielt Israel mit dem nun noch weiter isolierten Syrien eine Übereinkunft über die Rückgabe der Golanhöhen. Im Gegenzug wendet sich Syrien von der Hisbollah ab und schließt einen Friedensvertrag. Was dann auch den Hamas-Führern in Damaskus sehr deutlich macht, dass auf syrischem Boden kein Krieg gegen Israel mehr vorbereitet/geplant werden kann. Die international nun vollkommen isolierte Hamas muss sich in eine Einheitsregierung mit der Fatah fügen. Was den Friedensprozess deutlich vorantreiben könnte. Gleichzeitig kann die Hisbollah sich weiterhin auf innerlibanesische Politik konzentrieren was alles in allem zu einem Abkühlen der Konflikte in der gesamten Region führt.
Doch es könnte auch alles anders kommen. Es könnte unter der neu gewählten rechten bzw. ultrarechten Koalition in Israel zu einem weiteren Krieg in Gaza oder gegen die Hisbollah kommen. Daraufhin erhalten die fundamentalistischen antiisraelischen Kräfte in der Region wieder mehr Zulauf. Die Jugend radikalisiert sich weiter, es kommt zu Proteste in Ägypten, Syrien, Jordanien und im Libanon die sich anfangs gegen Israel, dann aber doch gegen die eigenen, in dieser Frage untätigen, Machthaber richten. In Ägypten kommt es daraufhin zu Anschlägen und zu einem Aufstand gegen das Mubarak-Regime. Welcher nach einigen Wochen in eine Machtübernahme durch fundamentalistische Kräfte mündet. Dieses neue Regime öffnet nun "aus humanitären Gründen" die Grenze zum Gaza-Streifen woraufhin Hamas-Kämpfer über Ägypten nach Israel strömen um dort Anschläge zu verüben. Was wiederum Israel zu einer Aufkündigung des Friedensvertrages mit dem Land am Nil veranlasst, weil es sie zu einem Militäreinsatz auf der Sinai-Halbinsel zwingt. Die Proteste in der arabischen Welt weiten sich aus und destabilisieren die umliegenden Regime weiter. Die Hisbollah bringt durch den Druck der immer radikaler werdenden Bevölkerung einen weiteren Krieg im Norden Israels zur Eskalation, Syrien am Rande eines Staatsstreichs ist gezwungen mitzumachen und schon führt Israel einen Mehrfronten-Krieg gegen alle Nachbarn aus Jordanien. Auch im Irak regt sich Widerstand, der Iran nutzt die Gunst der Stunde, seinen Einfluss durch Unterstützung der islamischen Regime zu vergrößern, hält gleichzeitig Obama hin und von Bagdad über Damaskus, Beirut, Tel Aviv bis Kairo kommt es zu Anschlägen und Krieg - der gesamte Middle East versinkt in Bomben und Terror mit ungewissem Ausgang.
Und so muss man sich als interessierter Beobachter fragen "Quo Vadis - Middle East?" Wohin gehst du - Middle East?. Führt der Weg wieder in die Abgründe von Krieg und Terror oder kann der Traum von Frieden und Stabilität in dieser Region der Welt wirklich wahr werden? Den normalen Menschen, den Vätern, Müttern, oder Kindern, seien sie Iraner, Iraker, Israelis, Libanesen oder Ägypter, wünsche ich es.
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