Ist unsere Demokratie in Gefahr?

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Dark Angel
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Re: Ist unsere Demokratie in Gefahr?

Beitrag von Dark Angel »

Selina hat geschrieben:(09 Jul 2018, 17:52)

Wie differenziert die Motive für das Tragen eines Kopftuches oder für das Ablegen selbiges sind, zeigt dieser Zeit-Beitrag recht gut. Darin wird alles bestätigt, was ich weiter oben sagte. Nämlich, dass das Kopftuch-Thema sehr breit gefächert ist und vom Protest dagegen über Angepasstheit bis hin zum neu interpretierten Accessoire der Selbstbestimmung reicht. Das Leben ist eben nicht nur schwarz-weiß.

Zitat:

Während in Iran Frauen ihr Kopftuch als Zeichen ihrer feministischen Befreiung ablegen, setzten es manche muslimische Mädchen und Frauen in Deutschland auf – als Zeichen ihrer Selbstbestimmung. Doch oft sendet das Tuch noch sehr widersprüchliche Botschaften.

Zu meiner Schulzeit waren Mädchen mit Tuch in der Minderheit, selbst an Schulen mit hohem Anteil von Migrantinnen und Migranten. Wenn eine eines trug, hielt ich es für ein Zeichen einer religiös-devoten Persönlichkeit. Wer sich damals dafür entschied, tat dies ähnlich einer Nonne, die sich aus dem Weltlichen zurückzieht. Heute als Lehrer erlebe ich viele Schülerinnen mit Kopftuch, die sich modisch anziehen und sogar einen festen Freund haben. Sie verheimlichen das nicht, weder zu Hause noch in der Schule. Das Tuch passt zum Lippenstift und zur Handtasche. Sie kombinieren es mit Jogginganzug, Partyoutfit oder langen, weiten Gewändern. Heute ist es immer seltener eine Nachricht an die Männer: Ich bin sexuell nicht verfügbar. Es ist nicht einmal unbedingt ein Zeichen für religiöse Frömmigkeit. Das irritiert – und soll es wohl auch.

Die Entwicklung des Kopftuchs zu einem weltlichen Kleidungsstück ist aber nicht abgeschlossen. Es bleibt auch in Deutschland ein widersprüchliches Zeichen und hat seine patriarchale Bedeutung nicht verloren.


https://www.zeit.de/gesellschaft/zeitge ... ettansicht
Das muslimische Kopftuch ist kein weltliches Kleidungsstück und wird es auch nicht werden - egal ob es zum Lippenstift oder Nagellack passt. Die Muslima grenzt sich damit ganz bewusst von der Mehrheitsgsellschaft ab und auch aus.
Und natürlich wird jede kopftuchtragende Muslima behaupten, sie trage das Kopftuch freiwillig. Sie trägt es, weil sie es zu ihren Vorstellungen einer ehrbaren Frau gehört. Das nennt man Indoktrination! Zunehmender Fundamentalismus unter Muslimen, zunehmender Druck auf liberale gut integrierte Muslima, die auf das Kopftuch verzichten, ist ja nun wirklich nichts Neues.
Dass das Kopftuch sichtbaren äußeres Zeichen der Unterordnung der Frau unter den Mann - im Islam - ist ebeso wenig.
Immer schön relativieren und die tatsächliche Stellung der Frau in der islamischen Gesellschaft leugnen.
Genau das tut der Religionslehrer für islamische Religion nämlich.
Er blendet diese Tatsache ganz gekonnt aus - ein wunderbares Zeichen für Taqiyya!

Man muss schon ziemlich blind und/oder verblendet sein, wenn man die äußeren Zeichen/Symbole der Unterordnung der Frau unter den Mann nicht erkennt, nicht erkennen will.
Ich habe noch keine - nicht eine einzige - kopftuchtragende Muslima gesehen, die neben ihrem Mann geht. Immer trottet sie brav drei bis fünf Schritte hinter ihm her. Gleichberechtigung - "auf Augenhöhe" sieht anders aus!
Gegen die menschliche Dummheit sind selbst die Götter machtlos.

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Billie Holiday
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Re: Ist unsere Demokratie in Gefahr?

Beitrag von Billie Holiday »

Dark Angel hat geschrieben:(09 Jul 2018, 19:16)

Das muslimische Kopftuch ist kein weltliches Kleidungsstück und wird es auch nicht werden - egal ob es zum Lippenstift oder Nagellack passt. Die Muslima grenzt sich damit ganz bewusst von der Mehrheitsgsellschaft ab und auch aus.
Und natürlich wird jede kopftuchtragende Muslima behaupten, sie trage das Kopftuch freiwillig. Sie trägt es, weil sie es zu ihren Vorstellungen einer ehrbaren Frau gehört. Das nennt man Indoktrination! Zunehmender Fundamentalismus unter Muslimen, zunehmender Druck auf liberale gut integrierte Muslima, die auf das Kopftuch verzichten, ist ja nun wirklich nichts Neues.
Dass das Kopftuch sichtbaren äußeres Zeichen der Unterordnung der Frau unter den Mann - im Islam - ist ebeso wenig.
Immer schön relativieren und die tatsächliche Stellung der Frau in der islamischen Gesellschaft leugnen.
Genau das tut der Religionslehrer für islamische Religion nämlich.
Er blendet diese Tatsache ganz gekonnt aus - ein wunderbares Zeichen für Taqiyya!

Man muss schon ziemlich blind und/oder verblendet sein, wenn man die äußeren Zeichen/Symbole der Unterordnung der Frau unter den Mann nicht erkennt, nicht erkennen will.
Ich habe noch keine - nicht eine einzige - kopftuchtragende Muslima gesehen, die neben ihrem Mann geht. Immer trottet sie brav drei bis fünf Schritte hinter ihm her. Gleichberechtigung - "auf Augenhöhe" sieht anders aus!
Mal aus Neugierde....na und? Falls die Damen wirklich unterdrückt werden, ist das zwar bedauerlich, aber ich habe damit nichts zu tun. Es tangiert mich wenig und ich kann es nicht ändern.
Wichtiger ist mir, dass weder ICH noch meine Töchter in irgendeiner Art zu sowas gezwungen werden, und danach sieht es nicht aus. Wir leben in Parallelgesellschaften, und jeder hat sich an die Gesetze zu halten.
Die muslimischen Frauen in meinem Bekannten- und Kollegenkreis tragen kein Kopftuch, die anderen, die das tun, interessieren mich nicht. Ihre Unterdrückung, gibt es sie denn, ist mir völlig egal. Sowas müssen die Muslime selbst ändern. Ich misch mich da nicht ein, diese Kultur ist mir fremd. Nicht schlecht oder falsch, nur fremd.
Also, solange DU nicht unters Kopftuch oder viel viel schlimmer Burka gezwungen wirst....was regst Du dich auf? :) ;)
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Re: Ist unsere Demokratie in Gefahr?

Beitrag von schokoschendrezki »

Dark Angel hat geschrieben:(09 Jul 2018, 16:40)

Und wieder stellst du deine Ahnungslosigkeit bezüglich Geschichte und kultureller Veränderung(en) unter Beweis!
Der Kampf um die Gleichberechtigung der Frau reicht zurück bis in die Zeit der Französischen Revolution!
Bereits 1791(!) legte Olympe de Gouge ihre "Déclaration des droits de la Femme et de la Citoyenne" bei der Französischen Nationalversammlung vor. Ab Mitte des 19.Jh. kämpften Frauen für grundsätzliche politische und bürgerliche Rechte (Erwerbstätigkeit, Wahlrecht, freier Zugang zu Universitäts- und Hochschulbildung etc).
Entscheident IST, dass Frauen grundsätzlich die gleichen Rechte haben wie Männer - genau das und nichts anderes bedeutet Gleichberechtigung. Frauen haben auch in Deutschland seit Beginn des 20. Jahrhunderts grundsätzliche politische und bürgerliche Rechte - sie haben seit Beginn des 20. Jh. grundsätzlich das Recht, sich politisch zu betätigen (aktives und passives Wahlrecht).
Darum geht es und NICHT darum, ob sie "für's Kaffee kochen zuständig waren".
Ja. Und bis vor nicht allzulanger Zeit in der BR nichtmal das Recht, ohne Erlaubnis des Ehemanns ein Konto zu eröffnen. Über derlei Kulturdifferenzen wird in diesem Forum endlos und unendlich diskutiert und du wirst mich in einigen Punkten sogar von deinem Standpunkt überzeugen. Aber dass der reale Gang der politischen Entwicklung - einschließlich das Schicksal der Demokratie betreffend - von solchen Fragen maßgeblich entschieden wird ... Dass die bewegungsrelevanten Kraftfelder entlang solcher Linien verlaufen ... Ich kann das nur hochgradig infantil nennen. Unter anderem arabische Investmentfonds sind maßgeblich an europäischen Unternehmen beteiligt. Investmentfonds, In denen Leute sitzen, die mutmaßlich Islamistische Terroristen unterstützen. Unter anderem in arabischen Staaten befinden sich maßgebliche westliche Militärbasen. Es gibt taktische und auch strategische Bündnisse ... Bei der Verflechtung des Westens mit der muslimischen Welt sind wir dort wo's wirklich um was geht längst über einen Point of No Return hinaus. Nimm nur einmal die aktuelle Entwicklung der WM-Ausrichtung, Stichpunkt Katar. Es geht im Rohstoffhandel um milliardenschwere Pipelinekonzepte pro und kontra des einen oder des anderen Lieferanten. Es geht um ökologische Katastrophen wie den akuten Wassermangel im Nahen Osten. Die Demokratie ist hochgradig in Gefahr. Weil wirklich maßgebliche Entscheidungen gar nicht an einer Neuköllner Grundschule getroffen werden sondern in Gremien, Organisationen, zu denen DU und ich keinen ZUtritt haben.

Gut: Dass Kinder, die anderen Kindern den Buddeleimer wegnehmen, keinen Zutritt zum Sandkasten haben sollten ... wenns dich beruhigt: Zustimmung.
Ich habe nie in meinem Leben irgendein Volk oder Kollektiv geliebt ... ich liebe in der Tat nur meine Freunde und bin zu aller anderen Liebe völlig unfähig (Hannah Arendt)
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Re: Ist unsere Demokratie in Gefahr?

Beitrag von Tom Bombadil »

Dark Angel hat geschrieben:(09 Jul 2018, 19:16)

Man muss schon ziemlich blind und/oder verblendet sein, wenn man die äußeren Zeichen/Symbole der Unterordnung der Frau unter den Mann nicht erkennt, nicht erkennen will.
Linksradikale freuen sich über möglichst viele Fremde aus möglichst fremden Kulturen, damit das deutsche Volk und die deutsche Kultur so schnell wie möglich verschwindet. Anders kann man sich das permanente In-Schutz-nehmen der totalitären Ideologie nicht mehr erklären. Auch Islamisten und deren Fans haben schnell gemerkt, dass die Moralkeule ähnlich gut wie die Nazikeule funktioniert und hängen sich an den Zug mit dran.
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Selina
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Re: Ist unsere Demokratie in Gefahr?

Beitrag von Selina »

schokoschendrezki hat geschrieben:(09 Jul 2018, 22:15)

Ja. Und bis vor nicht allzulanger Zeit in der BR nichtmal das Recht, ohne Erlaubnis des Ehemanns ein Konto zu eröffnen. Über derlei Kulturdifferenzen wird in diesem Forum endlos und unendlich diskutiert und du wirst mich in einigen Punkten sogar von deinem Standpunkt überzeugen. Aber dass der reale Gang der politischen Entwicklung - einschließlich das Schicksal der Demokratie betreffend - von solchen Fragen maßgeblich entschieden wird ... Dass die bewegungsrelevanten Kraftfelder entlang solcher Linien verlaufen ... Ich kann das nur hochgradig infantil nennen. Unter anderem arabische Investmentfonds sind maßgeblich an europäischen Unternehmen beteiligt. Investmentfonds, In denen Leute sitzen, die mutmaßlich Islamistische Terroristen unterstützen. Unter anderem in arabischen Staaten befinden sich maßgebliche westliche Militärbasen. Es gibt taktische und auch strategische Bündnisse ... Bei der Verflechtung des Westens mit der muslimischen Welt sind wir dort wo's wirklich um was geht längst über einen Point of No Return hinaus. Nimm nur einmal die aktuelle Entwicklung der WM-Ausrichtung, Stichpunkt Katar. Es geht im Rohstoffhandel um milliardenschwere Pipelinekonzepte pro und kontra des einen oder des anderen Lieferanten. Es geht um ökologische Katastrophen wie den akuten Wassermangel im Nahen Osten. Die Demokratie ist hochgradig in Gefahr. Weil wirklich maßgebliche Entscheidungen gar nicht an einer Neuköllner Grundschule getroffen werden sondern in Gremien, Organisationen, zu denen DU und ich keinen ZUtritt haben.

Gut: Dass Kinder, die anderen Kindern den Buddeleimer wegnehmen, keinen Zutritt zum Sandkasten haben sollten ... wenns dich beruhigt: Zustimmung.
Die Anhänger eines imaginären "Kampfes der Kulturen" haben eben andere Prioritäten, als wirtschaftliche, militärische und geopolitische Ursachen für die Krisen der Welt zu sehen. Die Thesen dieses eingebildeten "Kulturkampfes" werden gebetsmühlenartig von bestimmten Leuten wiederholt, dass sich angeblich unverträgliche Kulturen gegenüberstünden, was dann den Blick zukleistert für die von dir beschriebenen wirklichen Weltprobleme. Ein Schelm, der Böses dabei denkt. Dabei hat es natürlich Methode, tief in den banalsten Alltag bis zum Kopftuch einzutauchen und es so lange zu wiederholen, bis es auch der Letzte begriffen hat.
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Re: Ist unsere Demokratie in Gefahr?

Beitrag von Tomaner »

Tom Bombadil hat geschrieben:(09 Jul 2018, 23:04)

Linksradikale freuen sich über möglichst viele Fremde aus möglichst fremden Kulturen, damit das deutsche Volk und die deutsche Kultur so schnell wie möglich verschwindet. Anders kann man sich das permanente In-Schutz-nehmen der totalitären Ideologie nicht mehr erklären. Auch Islamisten und deren Fans haben schnell gemerkt, dass die Moralkeule ähnlich gut wie die Nazikeule funktioniert und hängen sich an den Zug mit dran.
Wenn ich Linksradikaler wäre und wirklich wollte das das deutsche Volk und die Kultur so schnell wie möglich verschwindet, würde ich AfD wählen. Mit eine AfD an der Macht, wäre es unverantwortlich Kinder in die Welt zu setzen und diese so eine perverse Menschenhassmaschinerie auszusetzen, die auf den Menschenrechte pissen. Ohnehin würde Wirtschaft zusammenbrechen und eine soziale Eiswüste entstehen. Eine AfD könnte auch nur ihre Gesetze mit Polizeistaatmittel durchsetzen und wir befänden uns im Bürgerkrieg.

Wie oft wollt ihr eure Nazilügen noch wiederholen? Wird dadurch Schwachsinn besser? Es geht nicht um möglichst viele Fremde, sondern darum Geflüchteten zu helfen, also Humanität. Nichts anderes steht auch im Testament der Christen! Wollen Christen auch das deutsche Volk ausrotten?

Also wenn ich mal so analysiere, wer wirklich das Lebensrecht der Deutschen abgesprochen hat, kommt dies von etwas andere Richtung und inzwischen erstaunlich nahe an AfD Ideologie: Es war Adolf Hitler!! Also die "großen Deutschlandfreunde" und Nationalisten haben uns Deutsche verschwinden lassen wollen! Und immer wieder die alte Nazitaktik, Fakten umzudrehen, die Antifaschisten wären Faschisten und die Linksradikalen wollen Deutschland abschaffen.
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Re: Ist unsere Demokratie in Gefahr?

Beitrag von unity in diversity »

Wenn den Volksparteien das Volk wegläuft, sollten Demokraten ihre Köpfe anstrengen, um die Ursachen herauszufinden.
Die AfD ist keine Alternative.
Gibt es in Deutschland sonst noch was zu wählen?
Was kommt nach den Volksparteien?
Ochlokratie oder Plutokratie?
Für jedes Problem gibt es 2 Lösungsansätze:
Den Falschen und den Unsrigen.
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Re: Ist unsere Demokratie in Gefahr?

Beitrag von schokoschendrezki »

Tom Bombadil hat geschrieben:(09 Jul 2018, 23:04)

Linksradikale freuen sich über möglichst viele Fremde aus möglichst fremden Kulturen, damit das deutsche Volk und die deutsche Kultur so schnell wie möglich verschwindet.
Jetzt mal: Meinst Du das wirklich ernst? Meinst Du, dass tatsächlich eine relevante Menge von - sagen wir mal - mehr als 5 Prozent der deutschen Bevölkerung über das "Verschwinden der deutschen Kultur und des deutschen Volkes" nachdenkt? Lebe ich womöglich in einer Parallelwelt?

Es gibt natürlich "Linksradikale". Ebenso wie Satanisten und Evangelikale. Hier gehts aber nicht um soziologische Extremerscheinungen sondern um das ganz reale Problem des weltweiten Demokratieverlusts.

Nur schlaglichtartig die tagesaktuelle Lage:

- sowohl in den USA als auch in Polen finden momentan entscheidende Weichenstellungen die Unabhängigkeit der Justiz betreffend statt. Mit der Einsetzung von Brett Kavanaugh für den Supreme Court soll auf Jahre hinaus eine rechtskonservative Judikative erstellt werden. Umgekehrt soll in Polen mit der Zwangsberentung von Richtern eine angeblich nicht rechtskonservative Judikative zwangsausgetauscht werden.

- Das NATO-Land Türkei wird gerade (nach Russland) in eine Art Zarenreich umgewandelt und unser Altbundeskanzler Schröder ist als guter Freund und inzwischen sowas wie der Bundesautokratenbeauftragte persönlich dabei.

- In UK stehlen sich zwei Minister einfach aus der Regierungsverantwortung. Weil sie sich nur einem Referendumsauftrag verpflichtet fühlen.

Das alles sind im SInne Demokratieverlustgefahr höchstrelevante Vorgänge. Die aber - wie so vieles andere - in diesem Dauerrauschen der "Kultur"-Debatten völlig untergehen. Ja klar. Kopftuch, Koran, Neukölln, christliches Abendland .... nur darum gehts doch ... :rolleyes:
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Re: Ist unsere Demokratie in Gefahr?

Beitrag von schokoschendrezki »

unity in diversity hat geschrieben:(10 Jul 2018, 00:59)

Wenn den Volksparteien das Volk wegläuft, sollten Demokraten ihre Köpfe anstrengen, um die Ursachen herauszufinden.
Die AfD ist keine Alternative.
Gibt es in Deutschland sonst noch was zu wählen?
Was kommt nach den Volksparteien?
In zahlreichen politischen Analysen las, hörte ich in jüngerer Zeit, dass mit dem Aufgreifen der "sozialen Fragen" ebenjene AfD endgültig zu einer neuen Volkspartei werden könne. Dass also das problem nicht lautet "was kommt nach den Volksparteien?" sondern "wer wird die neue Volkspartei?" FN in Frankreich, FPÖ in Österreich zum Beispiel weisen klar in eine solche Richtung.

Aber ebenso klar zeigt das Beispiel Macron, dass eine solche Richtung in keinster Weise unaufhaltbar ist.
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Dark Angel
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Re: Ist unsere Demokratie in Gefahr?

Beitrag von Dark Angel »

Billie Holiday hat geschrieben:(09 Jul 2018, 19:27)

Mal aus Neugierde....na und? Falls die Damen wirklich unterdrückt werden, ist das zwar bedauerlich, aber ich habe damit nichts zu tun. Es tangiert mich wenig und ich kann es nicht ändern.
Wichtiger ist mir, dass weder ICH noch meine Töchter in irgendeiner Art zu sowas gezwungen werden, und danach sieht es nicht aus. Wir leben in Parallelgesellschaften, und jeder hat sich an die Gesetze zu halten.
Die muslimischen Frauen in meinem Bekannten- und Kollegenkreis tragen kein Kopftuch, die anderen, die das tun, interessieren mich nicht. Ihre Unterdrückung, gibt es sie denn, ist mir völlig egal. Sowas müssen die Muslime selbst ändern. Ich misch mich da nicht ein, diese Kultur ist mir fremd. Nicht schlecht oder falsch, nur fremd.
Also, solange DU nicht unters Kopftuch oder viel viel schlimmer Burka gezwungen wirst....was regst Du dich auf? :) ;)
Ich rege mich nicht auf!
Wenn eine Muslima Kopftuch tragen will, soll sie es tragen, wenn sie es nicht tragen will, dann muss sie das nicht tun. Diese Freiheit hat sie in unserer Kultur. Niemand wird ihr diesbezüglich Vorschriften machen.
Und wie aus dem Zitat Bassam Tibis hervorgeht, gibt es auch im Islam keine diesbezüglichen Vorschriften/Zwänge.

Aber - besondere Bekleidungsvorschriften sagen etwas über die gesellschaftliche und soziale Stellung desjenigen aus, für den sie gelten. Insofern haben Bekleidungsvorschriften per se nichts mit Religion zu tun, sondern mit sozialen bzw gesellschaftlichen Hierarchien. In diesem Zusammenhang ist das Kopftuch, sind Bekleidungsvorschriften für Frauen auch äußeres Symbol für die Stellung der Frau in der Gesellschaft/Kultur und genau das ist auch mit kulturellem Hintergrund gemeint.
Und diesen bringen Menschen mit. Sie leben entweder ihre kulturellen Traditionen und Wertevorstellungen in der Aufnahmekultur weiter - grenzen sich damit auch von dieser Aufnahmegesellschaft ab - oder sie passen sich den Wertvorstellungen der Aufnahmegesellschaft an.
Darauf hinzuweisen, dass Kopftuch/Bekleidungsvorschriften etwas mit kulturellen Unterschieden/kulturellem Hintergrund zu tun haben, hat nichts mit Einmischung zu tun, enthält nicht einmal eine Wertung in "gut oder schlecht" zu tun, sondern beschreibt schlicht ein "anders sein", beschreibt aber auch ob bestimmte kulturelle Wertvorstellungen miteinander kompatibel sind.
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Selina
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Re: Ist unsere Demokratie in Gefahr?

Beitrag von Selina »

Diese beschriebene weltweite Gefahr für die Demokratie kann man auch Rechtsruck nennen. Auch wenns einigen weh tut, das Wort zu hören. Schaut man sich die Leute an, die in Polen, Ungarn, Österreich und Amerika hinter diesen beängstigenden nationalistischen Aktionen stecken, dann wird das bestätigt. Und hier gehts eben nicht darum, dass es nach einem angeblichen Linksruck konservativer Kräfte nur logisch sei, dass das Pendel nun mal nach rechts ausschlagen müsse. Nein, hier gehts um den Verlust an realer Demokratie, um Demokratie-Abbau. Rechtsruck ist Demokratie-Abbau. Mögen das die deutschen Demokraten wenigstens in diesen Breiten hier verhindern. Noch ist das möglich. Das wäre wichtig für Europa.
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Re: Ist unsere Demokratie in Gefahr?

Beitrag von rain353 »

Selina hat geschrieben:(10 Jul 2018, 08:47)

Diese beschriebene weltweite Gefahr für die Demokratie kann man auch Rechtsruck nennen. Auch wenns einigen weh tut, das Wort zu hören. Schaut man sich die Leute an, die in Polen, Ungarn, Österreich und Amerika hinter diesen beängstigenden nationalistischen Aktionen stecken, dann wird das bestätigt. Und hier gehts eben nicht darum, dass es nach einem angeblichen Linksruck konservativer Kräfte nur logisch sei, dass das Pendel nun mal nach rechts ausschlagen müsse. Nein, hier gehts um den Verlust an realer Demokratie, um Demokratie-Abbau. Rechtsruck ist Demokratie-Abbau. Mögen das die deutschen Demokraten wenigstens in diesen Breiten hier verhindern. Noch ist das möglich. Das wäre wichtig für Europa.
Heißt das, dass du gegen eine konservative Revolution bist? :eek:
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Re: Ist unsere Demokratie in Gefahr?

Beitrag von Selina »

Ich wüsste nicht, was das ausmachen soll, wenn neben mir eine Kopftuch tragende Muslima die Straße lang läuft. Das geht mich doch nichts an, was sie trägt. Im Gegenteil, mich interessieren andere Bekleidungssitten. Und nie käme ich auf die Idee, sofort zu denken, "die arme unterdrückte Frau". Niemand von uns kennt doch die genauen Motive fürs Kopftuchtragen. Und die sind - wie ich oben mehrfach sagte - sehr unterschiedlich. Und wers genau wissen will, muss fragen. Da wird absichtlich viel hineingedeutet. Dabei ist das wirklich jedem selbst überlassen. Und nicht im Entferntesten birgt dieser "kulturelle Hintergrund" eine Gefahr für mich als Deutsche. Für keinen von uns. Wie soll das überhaupt gehen? Vom Kopftuch unterwandert? Oder was? Einfach mal ein wenig Gelassenheit zeigen im Umgang mit Menschen anderer Nationen und Religionen.
Zuletzt geändert von Selina am Dienstag 10. Juli 2018, 09:00, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Ist unsere Demokratie in Gefahr?

Beitrag von Europa2050 »

rain353 hat geschrieben:(10 Jul 2018, 08:50)

Heißt das, dass du gegen eine konservative Revolution bist? :eek:
Die Ergebnisse „konservativer Revolutionen“ in Russland, Ungarn, Polen, USA und Türkei bis hin zur teilweisen Wiederauferstehung faschistischen Gedankengutes sind jetzt nichts, das Appetit auf mehr macht.

Und da muss man nicht einmal „Links“ sein, um das zu empfinden, da reicht einfaches Nachdenken.
Synonym für Mörder: Russland
Synonym für Verräter: USA

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Re: Ist unsere Demokratie in Gefahr?

Beitrag von schokoschendrezki »

Dark Angel hat geschrieben:(10 Jul 2018, 08:43)
Aber - besondere Bekleidungsvorschriften sagen etwas über die gesellschaftliche und soziale Stellung desjenigen aus, für den sie gelten. Insofern haben Bekleidungsvorschriften per se nichts mit Religion zu tun, sondern mit sozialen bzw gesellschaftlichen Hierarchien. In diesem Zusammenhang ist das Kopftuch, sind Bekleidungsvorschriften für Frauen auch äußeres Symbol für die Stellung der Frau in der Gesellschaft/Kultur und genau das ist auch mit kulturellem Hintergrund gemeint.
Und diesen bringen Menschen mit. Sie leben entweder ihre kulturellen Traditionen und Wertevorstellungen in der Aufnahmekultur weiter - grenzen sich damit auch von dieser Aufnahmegesellschaft ab - oder sie passen sich den Wertvorstellungen der Aufnahmegesellschaft an.
Darauf hinzuweisen, dass Kopftuch/Bekleidungsvorschriften etwas mit kulturellen Unterschieden/kulturellem Hintergrund zu tun haben, hat nichts mit Einmischung zu tun, enthält nicht einmal eine Wertung in "gut oder schlecht" zu tun, sondern beschreibt schlicht ein "anders sein", beschreibt aber auch ob bestimmte kulturelle Wertvorstellungen miteinander kompatibel sind.
Auch wenn ich mir vorgenommen habe, durch Eingehen auf solche kultursoziologischen Dinge nicht auch noch selbst dazu beizutragen, den Fokus vom eigentlich Politischen wegzurücken ... Du gehst mit einer solchen Vorstellung von mehr oder weniger homogenen Gesellschaften aus. Mit mehr oder weniger homogenen Wertvorstellungen. Nimm anstelle von "Das Kopftuch" mal "Das Auto". In den Wertvorstellungen der deutschen Gesellschaft. Die sich sowohl in informellen Werten wie auch in formellen Rechtsvorschriften wiederfindet. Dass die Wertvorstellungen einer relativen Mehrheit der Deutschen zum Thema "Das Auto" die einzig vorhandenen seien, ist schlicht die Unwahrheit. Dass sie dies zu seien haben ist zutiefst undemokratisch. Jeder Mensch mit eigenem Willen und Antrieb stößt von Kindesbeinen an auf Wertvorstellungen, die seinen eigenen widersprechen. Und ein ganz wichtiger Punkt dabei ist, dass gerade die kreativen Köpfe ... die, die unsere Gesellschaft technoligisch, wissenschaftlich, künstlerisch usw. voranbringen ... in den meisten Fällen Querköpfe sind. Kreative Leistungen sind in vielen Fällen Aufarbeitungen, Umsetzungen, Bewältigungen einer (zumindest empfundenen) Außenseiterperspektive. Was Du mit den immer wieder beschworenen "unsere kulturelle Traditionen" heraufbeschwörst, ist in meinen Augen die Dystopie einer Rückkehr in die DDR-Gesellschaft mit ihren normativen soziokulturellen Vorgaben auch über formales Recht hinaus.

Die tatsächlich notwendige gemeinsame Mindestbasis besteht in der Verfassung. Und dabei noch nicht einmal in ihrer Wertschätzung sondern in ihrer Beachtung. Vielleicht ist es ja wirklich nicht so einfach zu verstehen, dass es zum Kern unseres Demokratieverständnisses gehört, dass man das Grundgesetz beachten, einhalten aber nicht mögen muss.
Zuletzt geändert von schokoschendrezki am Dienstag 10. Juli 2018, 09:08, insgesamt 2-mal geändert.
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Re: Ist unsere Demokratie in Gefahr?

Beitrag von Selina »

rain353 hat geschrieben:(10 Jul 2018, 08:50)

Heißt das, dass du gegen eine konservative Revolution bist? :eek:
Selbstverständlich. Schon mal nachgelesen, was "konservative Revolution" bedeutet? Hier bitte:

https://faktenfinder.tagesschau.de/inla ... n-101.html

https://de.wikipedia.org/wiki/Konservative_Revolution
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Re: Ist unsere Demokratie in Gefahr?

Beitrag von rain353 »

Selina hat geschrieben:(10 Jul 2018, 09:04)

Selbstverständlich. Schon mal nachgelesen, was "konservative Revolution" bedeutet? Hier bitte:

https://faktenfinder.tagesschau.de/inla ... n-101.html

https://de.wikipedia.org/wiki/Konservative_Revolution
Damit meinte er doch nur eine Gegenrevolution(Konterrevolution) zur 68er Bewegung....
"Es ist nichts so klein und wenig, woran man sich nicht begeistern könnte." - Friedrich Hölderlin
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Re: Ist unsere Demokratie in Gefahr?

Beitrag von Dark Angel »

schokoschendrezki hat geschrieben:(09 Jul 2018, 22:15)

Ja. Und bis vor nicht allzulanger Zeit in der BR nichtmal das Recht, ohne Erlaubnis des Ehemanns ein Konto zu eröffnen. Über derlei Kulturdifferenzen wird in diesem Forum endlos und unendlich diskutiert und du wirst mich in einigen Punkten sogar von deinem Standpunkt überzeugen. Aber dass der reale Gang der politischen Entwicklung - einschließlich das Schicksal der Demokratie betreffend - von solchen Fragen maßgeblich entschieden wird ... Dass die bewegungsrelevanten Kraftfelder entlang solcher Linien verlaufen ... Ich kann das nur hochgradig infantil nennen. Unter anderem arabische Investmentfonds sind maßgeblich an europäischen Unternehmen beteiligt. Investmentfonds, In denen Leute sitzen, die mutmaßlich Islamistische Terroristen unterstützen. Unter anderem in arabischen Staaten befinden sich maßgebliche westliche Militärbasen. Es gibt taktische und auch strategische Bündnisse ... Bei der Verflechtung des Westens mit der muslimischen Welt sind wir dort wo's wirklich um was geht längst über einen Point of No Return hinaus. Nimm nur einmal die aktuelle Entwicklung der WM-Ausrichtung, Stichpunkt Katar. Es geht im Rohstoffhandel um milliardenschwere Pipelinekonzepte pro und kontra des einen oder des anderen Lieferanten. Es geht um ökologische Katastrophen wie den akuten Wassermangel im Nahen Osten. Die Demokratie ist hochgradig in Gefahr. Weil wirklich maßgebliche Entscheidungen gar nicht an einer Neuköllner Grundschule getroffen werden sondern in Gremien, Organisationen, zu denen DU und ich keinen ZUtritt haben.

Gut: Dass Kinder, die anderen Kindern den Buddeleimer wegnehmen, keinen Zutritt zum Sandkasten haben sollten ... wenns dich beruhigt: Zustimmung.
Ich schrieb: "Frauen haben sich grundsätzliche politische und bürgerliche Rechte erkämpft" und " der kulturelle Wandel dauerte etwa 250 Jahre".
Diese Aussagen beinhalten bereits, dass erkämpftem Recht UND deren praktischer Um- bzw Durchsetzung eine Diskrepanz bestand, dass es am intersubjektiven Konsens fehlte, an gesamtgesellschaftlicher Akzeptanz.
Das sind allerdings KEINE Kulturdifferenzen, sondern genau das IST der Prozess kulturellem Wandels, kultureller Veränderungen.
Kulturelle Veränderungen vollziehen sich NICHT von "jetzt auf gleich", die brauchen Zeit brauchen gesamtgesellschaftliche Akzeptanz!
Und was du wiederum unterschlägst, ist die Tatsache, dass Frauen in Deutschland - und nur in Deutschland - in ihren Rechten, die während der Weimarer Republik bereits durchgesetzt waren, in der Zeit der nationalsozialistischen Diktatur (wieder) kassiert wurden und in der jungen Bundesrepublik wieder durchgesetzt werden mussten.
Und genau diese Durchsetzung folgte demokratischen Prinzipien, basiert auf unserer Kultur!
Du vergisst - wieder mal - dass Deutschland überhaupt erst nach 1945 eine Demokratie entwickeln konnte!

Was der Rest deines Sermons mit Demokratie zu tun haben soll, ist mir ein Rätsel!
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Selina
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Re: Ist unsere Demokratie in Gefahr?

Beitrag von Selina »

Europa2050 hat geschrieben:(10 Jul 2018, 09:00)

Die Ergebnisse „konservativer Revolutionen“ in Russland, Ungarn, Polen, USA und Türkei bis hin zur teilweisen Wiederauferstehung faschistischen Gedankengutes sind jetzt nichts, das Appetit auf mehr macht.

Und da muss man nicht einmal „Links“ sein, um das zu empfinden, da reicht einfaches Nachdenken.
Auch wenn ich Russland und die Türkei aus deiner Liste als Sonderfälle rausnehmen würde, weil das nochmal andere Hausnummern sind, da der dortige Autokratismus nicht mit neurechter Politik gleichgesetzt werden kann, so hast du im Prinzip recht. Die größte Gefahr dieser so genannten "konservativen Revolution" (Ungarn, Polen, USA, Österreich und ansatzweise auch in Deutschland) ist ganz klar die "Wiederauferstehung faschistischen Gedankengutes", wie du richtig schreibst.
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Dark Angel
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Re: Ist unsere Demokratie in Gefahr?

Beitrag von Dark Angel »

Selina hat geschrieben:(10 Jul 2018, 08:47)

Diese beschriebene weltweite Gefahr für die Demokratie kann man auch Rechtsruck nennen. Auch wenns einigen weh tut, das Wort zu hören. Schaut man sich die Leute an, die in Polen, Ungarn, Österreich und Amerika hinter diesen beängstigenden nationalistischen Aktionen stecken, dann wird das bestätigt. Und hier gehts eben nicht darum, dass es nach einem angeblichen Linksruck konservativer Kräfte nur logisch sei, dass das Pendel nun mal nach rechts ausschlagen müsse. Nein, hier gehts um den Verlust an realer Demokratie, um Demokratie-Abbau. Rechtsruck ist Demokratie-Abbau. Mögen das die deutschen Demokraten wenigstens in diesen Breiten hier verhindern. Noch ist das möglich. Das wäre wichtig für Europa.
Dass Linke überall nur einen Rechtsruck sehen, ist ja nun wirklich nicht neu!
Es gibt keinen Rechtsruck, der die Demokratie in Gefahr bringt. Ganz im Gegenteil - die gegenwärtige gesellschaftliche/politische Entwicklung IST Ausdruch demokratischer Prinzipien, IST Ausdruck des Mehrheitswillens. Auch wenn das Linken nicht in den Kram passt.
Die Regierungen in Ungarn, Polen, den USA etc wurden mehrheitlich gewählt. Das ist keine Gefahr für die Demokratie, sondern das IST Demokratie!
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Re: Ist unsere Demokratie in Gefahr?

Beitrag von rain353 »

Selina hat geschrieben:(10 Jul 2018, 09:13)

Auch wenn ich Russland und die Türkei aus deiner Liste als Sonderfälle rausnehmen würde, weil das nochmal andere Hausnummern sind, da der dortige Autokratismus nicht mit neurechter Politik gleichgesetzt werden kann, so hast du im Prinzip recht. Die größte Gefahr dieser so genannten "konservativen Revolution" (Ungarn, Polen, USA, Österreich und ansatzweise auch in Deutschland) ist ganz klar die "Wiederauferstehung faschistischen Gedankengutes", wie du richtig schreibst.
Viele setzen ja konservative Revolution mit Hitlers Bewegung gleich oder im diesem Zusammenhang(bzw. seine Verbündete), aber er kämpfte ja 1918 auf Seite der Kommunisten für eine Räterepublik.
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Re: Ist unsere Demokratie in Gefahr?

Beitrag von Keoma »

Selina hat geschrieben:(10 Jul 2018, 09:13)

Auch wenn ich Russland und die Türkei aus deiner Liste als Sonderfälle rausnehmen würde, weil das nochmal andere Hausnummern sind, da der dortige Autokratismus nicht mit neurechter Politik gleichgesetzt werden kann, so hast du im Prinzip recht. Die größte Gefahr dieser so genannten "konservativen Revolution" (Ungarn, Polen, USA, Österreich und ansatzweise auch in Deutschland) ist ganz klar die "Wiederauferstehung faschistischen Gedankengutes", wie du richtig schreibst.
Also bitte, dass es so gut wie überall ein Potential von etwa 20% Wählern mit weit rechtem Gedankengut gibt, ist wirklich keine Wiederauferstehung faschistischen Gedankengutes.
Und auch die Regierung in Österreich wird Mauthausen nicht aufsperren.
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Selina
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Re: Ist unsere Demokratie in Gefahr?

Beitrag von Selina »

Dark Angel hat geschrieben:(10 Jul 2018, 09:14)

Dass Linke überall nur einen Rechtsruck sehen, ist ja nun wirklich nicht neu!
Es gibt keinen Rechtsruck, der die Demokratie in Gefahr bringt. Ganz im Gegenteil - die gegenwärtige gesellschaftliche/politische Entwicklung IST Ausdruch demokratischer Prinzipien, IST Ausdruck des Mehrheitswillens. Auch wenn das Linken nicht in den Kram passt.
Die Regierungen in Ungarn, Polen, den USA etc wurden mehrheitlich gewählt. Das ist keine Gefahr für die Demokratie, sondern das IST Demokratie!
Das, was du hier so politisch verkündest, hat nix mit "Mehrheitswillen" zu tun. Du vertrittst immer noch Theorien einer Randgruppe. Auch wenn die wieder ein wenig zulegte in den Umfragen. Trotzdem noch Rand. Und ich hoffe, das bleibt auch so.
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Re: Ist unsere Demokratie in Gefahr?

Beitrag von Dark Angel »

schokoschendrezki hat geschrieben:(10 Jul 2018, 09:03)

Auch wenn ich mir vorgenommen habe, durch Eingehen auf solche kultursoziologischen Dinge nicht auch noch selbst dazu beizutragen, den Fokus vom eigentlich Politischen wegzurücken ... Du gehst mit einer solchen Vorstellung von mehr oder weniger homogenen Gesellschaften aus. Mit mehr oder weniger homogenen Wertvorstellungen. Nimm anstelle von "Das Kopftuch" mal "Das Auto". In den Wertvorstellungen der deutschen Gesellschaft. Die sich sowohl in informellen Werten wie auch in formellen Rechtsvorschriften wiederfindet. Dass die Wertvorstellungen einer relativen Mehrheit der Deutschen zum Thema "Das Auto" die einzig vorhandenen seien, ist schlicht die Unwahrheit. Dass sie dies zu seien haben ist zutiefst undemokratisch. Jeder Mensch mit eigenem Willen und Antrieb stößt von Kindesbeinen an auf Wertvorstellungen, die seinen eigenen widersprechen. Und ein ganz wichtiger Punkt dabei ist, dass gerade die kreativen Köpfe ... die, die unsere Gesellschaft technoligisch, wissenschaftlich, künstlerisch usw. voranbringen ... in den meisten Fällen Querköpfe sind. Kreative Leistungen sind in vielen Fällen Aufarbeitungen, Umsetzungen, Bewältigungen einer (zumindest empfundenen) Außenseiterperspektive. Was Du mit den immer wieder beschworenen "unsere kulturelle Traditionen" heraufbeschwörst, ist in meinen Augen die Dystopie einer Rückkehr in die DDR-Gesellschaft mit ihren normativen soziokulturellen Vorgaben auch über formales Recht hinaus.

Die tatsächlich notwendige gemeinsame Mindestbasis besteht in der Verfassung. Und dabei noch nicht einmal in ihrer Wertschätzung sondern in ihrer Beachtung. Vielleicht ist es ja wirklich nicht so einfach zu verstehen, dass es zum Kern unseres Demokratieverständnisses gehört, dass man das Grundgesetz beachten, einhalten aber nicht mögen muss.
Du drischt wieder mal auf Strohmänner ein!
Auto und Kopftuch haben sowas von gar nichts miteinander zu tun! Das kommt davon, wenn man "Stellung in der Gesellschaft/soziale Stellung" mit "sozialem Status" verwechselt! Und das kommt davon, wenn man nicht mitgriegt, dass im GG KEINE informellen Regeln verankert sind, sondern normative/formelle Regeln.
Und das kommt davon, wenn man ein Problem mit dem Kulturbegriff hat und nicht wahrhaben will, DASS die europäische Kultur eine relativ homogene Kultur IST und dass ebenso die islamisch geprägte Kultur eine relativ homogene Kultur ist, wie auch die gernöstliche Kultur eine relativ homogne Kultur ist.
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Re: Ist unsere Demokratie in Gefahr?

Beitrag von schokoschendrezki »

Dark Angel hat geschrieben:(10 Jul 2018, 09:09)

Ich schrieb: "Frauen haben sich grundsätzliche politische und bürgerliche Rechte erkämpft" und " der kulturelle Wandel dauerte etwa 250 Jahre".
Diese Aussagen beinhalten bereits, dass erkämpftem Recht UND deren praktischer Um- bzw Durchsetzung eine Diskrepanz bestand, dass es am intersubjektiven Konsens fehlte, an gesamtgesellschaftlicher Akzeptanz.
Das sind allerdings KEINE Kulturdifferenzen, sondern genau das IST der Prozess kulturellem Wandels, kultureller Veränderungen.
Kulturelle Veränderungen vollziehen sich NICHT von "jetzt auf gleich", die brauchen Zeit brauchen gesamtgesellschaftliche Akzeptanz!
Und was du wiederum unterschlägst, ist die Tatsache, dass Frauen in Deutschland - und nur in Deutschland - in ihren Rechten, die während der Weimarer Republik bereits durchgesetzt waren, in der Zeit der nationalsozialistischen Diktatur (wieder) kassiert wurden und in der jungen Bundesrepublik wieder durchgesetzt werden mussten.
Und genau diese Durchsetzung folgte demokratischen Prinzipien, basiert auf unserer Kultur!
Du vergisst - wieder mal - dass Deutschland überhaupt erst nach 1945 eine Demokratie entwickeln konnte!
Du willst die Demokratie der Bundesrepublik als Ergebnis einer langen kulturellen Traditionslinie sehen und stellst sie gleichzeitig als bewusste Durchsetzung von gewollten Prinzipien dar ... Wir alle wissen, dass im Sonderfall Deutschland nach 1945 Demokratie den Deutschen tatsächlich in gewissem Sinne "übergeholfen" wurde.

Aber das ist doch gar nicht das Thema. Ich bin aus meiner persönlichen Perspektive beständig und dauernd mit aus meiner Sicht vollständig inkompatibler Kultur konfrontiert. Nicht nur mit religiösem Fanatismus. Ich brauch mir frühmorgens am Bahnhofskiosk nur das Compact-Magazin oder die Junge Freiheit kaufen. Oder in irgendeines der verschiedenen sozialen Medien schauen, die (zu großen Teilen berechtigterweise) von vielen inzwischen als "Kloaken" umschrieben werden. Dafrü einzutreten, dass die alle in Umerziehungslager gesperrt oder des Landes verwiesen werden statt nach Rechtsstaatsprinzip mit der heute üblichen extremen kulturellen Heterogenität umgehen zu können und Demokratiegefährdung als ein politisches Phänomen wahrzunehmen ... gehört aus meiner Sicht zur Grundanforderung an einen Zeitgenossen, der etwas mit Demokratie am Hut zu haben vorgibt.
Ich habe nie in meinem Leben irgendein Volk oder Kollektiv geliebt ... ich liebe in der Tat nur meine Freunde und bin zu aller anderen Liebe völlig unfähig (Hannah Arendt)
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Re: Ist unsere Demokratie in Gefahr?

Beitrag von Marmelada »

Dark Angel hat geschrieben:(10 Jul 2018, 09:14)

Dass Linke überall nur einen Rechtsruck sehen, ist ja nun wirklich nicht neu!
Es gibt keinen Rechtsruck, der die Demokratie in Gefahr bringt. Ganz im Gegenteil - die gegenwärtige gesellschaftliche/politische Entwicklung IST Ausdruch demokratischer Prinzipien, IST Ausdruck des Mehrheitswillens. Auch wenn das Linken nicht in den Kram passt.
Die Regierungen in Ungarn, Polen, den USA etc wurden mehrheitlich gewählt.
Es hat hier keiner behauptet, die Wahl an sich sei antidemokratisch. Die NSDAP wurde ebenfalls mehrheitlich gewählt, trotzdem entsprach das, was sie mit ihrer Macht anstellte, keiner "Demokratie".
Das ist keine Gefahr für die Demokratie, sondern das IST Demokratie!
Demnach IST es also "Demokratie", wenn die Mehrheit Parteien wählt, welche die Demokratie nach und nach abbauen und damit hat es sich. Demnach SIND EU-Institutionen, die dagegen vorgehen wollen, antidemokratisch.

Ungarn:
EU-Bericht beklagt "systemische Bedrohung von Demokratie"

Demokratie, Rechtsstaat und Grundrechte: All das ist in Ungarn laut einem Bericht aus dem Europaparlament ernsthaft bedroht. Das Papier listet Maßnahmen auf, wie das Land sanktioniert werden könnte.


Polen:
Die Regierung in Polen ist dabei, das Fundament der Demokratie zu verlassen, auf dem Streit und Meinungsverschiedenheiten ausgetragen werden können. Da hilft es wenig, sich regelmäßig zu demokratischen Werten zu bekennen.

Eine ausgereifte Demokratie besteht nicht allein aus "Ich bin die Mehrheit"-Gekreische, es gehören noch Elemente wie Rechtsstaat, Gewaltenteilung, Meinungs-, Presse-, Versammlungsfreiheit und Minderheitenrechte dazu.
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Re: Ist unsere Demokratie in Gefahr?

Beitrag von schokoschendrezki »

Dark Angel hat geschrieben:(10 Jul 2018, 09:38)

Du drischt wieder mal auf Strohmänner ein!
Auto und Kopftuch haben sowas von gar nichts miteinander zu tun! Das kommt davon, wenn man "Stellung in der Gesellschaft/soziale Stellung" mit "sozialem Status" verwechselt! Und das kommt davon, wenn man nicht mitgriegt, dass im GG KEINE informellen Regeln verankert sind, sondern normative/formelle Regeln.
Und das kommt davon, wenn man ein Problem mit dem Kulturbegriff hat und nicht wahrhaben will, DASS die europäische Kultur eine relativ homogene Kultur IST und dass ebenso die islamisch geprägte Kultur eine relativ homogene Kultur ist, wie auch die gernöstliche Kultur eine relativ homogne Kultur ist.
Ich muss auch damit klarkommen, dass es schlagende Verbindungen gibt, in denen weibliche Mitglieder nicht zugelassen sind. Kultur in Europa ist erstens alles andere als homogen und zweitens schon seit längerem und in ganz eklatantem Maße gar nicht nur von genuin europäischer sondern inzwischen weit mehr von ursprünglich afro-amerikanischer Kultur geprägt. Und damit meine ich nicht Jazz, Blues und Pop in engerem rein musikalischen Sinne sondern in einem sehr weiten Sinn was Lebensart, Attitüde, Präferenzen anbelangt.

Die Einforderung bzw. dasAngebot der Durchsetzung von Kulturhomogenität war eine der Ursachen dafür, dass die Weimarer Republik von einer Diktatur abgelöst wurde. Das Berlin der 20er Jahre mit "Negerjazz", Dadaismus und Russenkultur war - im Verbund mit der Währungskrise - in den Augen vieler Deutscher Ausdruck eines Kulturchaos, das von einer volksgemeinschaftlichen Homogenität abgelöst werden sollte. In einer parallelen Situation befinden wir uns in Europa heute. Heterogenität ist ein Faktum. Und nicht etwa ein von linken Verschwörern absichtlich herbeigeführter Zustand. Und Demokratie heißt unter anderem, mit den Mitteln von Parlamentarismus, Rechtsstaatlichkeit, gewaltenteilung, Pressefreieheit usw. damit umzugehen.

Mal davon abgesehen und zum wiederholten Male: Die entscheidenden Fäden der politischen (und wirtschaftlichen und militärischen) Entwicklung werden im kulturellen Alltagsleben weder geknüpft noch wird dort an ihnen gezogen. Ich will nicht behaupten, dieses kulturalistische Beharren auf das Primat "gemeinsamer Kultur" sei ein vorstätzliches Ablenkungsmanöver. Es ist wahrscheinlich eher eine Mischung aus Infantilität und Blindheit.
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Re: Ist unsere Demokratie in Gefahr?

Beitrag von Dark Angel »

schokoschendrezki hat geschrieben:(10 Jul 2018, 09:03)

Auch wenn ich mir vorgenommen habe, durch Eingehen auf solche kultursoziologischen Dinge nicht auch noch selbst dazu beizutragen, den Fokus vom eigentlich Politischen wegzurücken ... Du gehst mit einer solchen Vorstellung von mehr oder weniger homogenen Gesellschaften aus. Mit mehr oder weniger homogenen Wertvorstellungen. Nimm anstelle von "Das Kopftuch" mal "Das Auto".

Auch wenn ich es nicht wollte, gehe ich dennoch auf den absoluten Dummsinn ein, den du hier von dir gegeben hast.

Meine Aussage war:
"Aber - besondere Bekleidungsvorschriften sagen etwas über die gesellschaftliche und soziale Stellung desjenigen aus, für den sie gelten. Insofern haben Bekleidungsvorschriften per se nichts mit Religion zu tun, sondern mit sozialen bzw gesellschaftlichen Hierarchien."

Bekleidungsvorschrift ==> gesellschaftliche und soziale Stellung: die römische Toga war während der Zeit der Römischen Republik Angehörigen der Aristokratie, Senatoren und Volkstribunen vorbehalten.
Angehörige anderer Bevlkerungsschichten durften dieses Kleidungsstück NICHT tragen und zwar unabhängig ihres sozialen Status.
Der Purpurstreifen auf der Toga wiederum war Senatoren und Konsuln vorbehalten, er unterschied sich nur in der Breite.
Erst in der Kaiserzeit wurden Toga und Purpur Ausdruck des soziales Status.

Der Ausdruck "unter die Haube kommen" stammt aus dem Mittelalter und war äußeres Symbol für eine verheiratete Frau, aber es gab diesbezüglich nochmals Vorschriften: bestimmte Formen, Stoffe und Assessoirs an den "Hauben"/Kopfbedeckungen waren auf die jeweilige soziale Schicht/den sozialen Stand beschränkt. Edelsteinbesatz war ausschließlich Angehörigen der Aristokratie/Hocharistokratie vorbehalten. Die bürgerliche Patrizierin durfte keinen Edelsteinbesatz an ihrer Haube/Kopfbedeckung tragen - auch wenn sie zehnmal reicher war als die Aritokratin, auch durfte die bürgerliche Patrizierin nicht alle Formen tragen. etc pp.

Im Gegensatz zu DIR, weiß ich wovon ich spreche, wenn ich von Bekleidungsvorschriften als Ausdruck gesellschaftlicher/sozialer Stellung spreche und komme nicht auf so schwachsinnige Vergleiche wie du ==> "Nimm anstelle von "Das Kopftuch" mal "Das Auto"."
Kulturimmanente Wertvorstellungen haben per se nichts, aber auch gar nichts mit Politik zu tun. Dasist aber das Problem all derer, die alles, aber auch wirklich alles politisieren müssen.
Und was - ganz speziell - das Kopftuch betrifft, ist das der ganz individuelle Ausdruck der Einstellung der Trägerin zur Aufnahmegesellschaft/-kultur bzw zur Mehrheitsgesellschaft/-kultur und hat mit Politik primär gar nix zu tun!
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Re: Ist unsere Demokratie in Gefahr?

Beitrag von Europa2050 »

rain353 hat geschrieben:(10 Jul 2018, 09:02)

Also du nennst eine Leugnung eines Völkermordes, evtl. den Opfer des Völkermordes bezichtigen und koalieren mit einer rechtsextremen Nazi-Partei konservativ?? lol
Ich nenne erstmal die Rückbesinnung auf „früher war alles besser“ konservativ.
Des Weiteren ist ein starker Religionsbezug (unabhängig, um welche Religion es geht) ein Wesensmerkmal sowie die Akzeptanz einer vorgegebenen hierarchischen Ordnung konservativ.

Oder im Ausschlussverfahren: alles ist konservativ, was nicht liberal, faschistisch oder sozialistisch ist.

Nun lässt sich bei den von mir genannten Ländern drüber streiten, welche eine „konservative Revolution“ durchmachen, und welche eher faschistisch unterwegs sind.

Führerprinzip, Militarisierung der Gesellschaft, Entmenschlichung der Gegner, Ablehnung des Individualismus und letztlich auch des Kapitalismus sind klar faschistische Marotten, die dem Konservativismus nicht eigen sind.

Aber die Anerkennung gegebener Hierarchien, die Neigung zurAbgrenzung der Völker und der Historienbezug bieten natürlich Schnittstellen und da kann der Übergang Konservativismus-Faschismus auch geschehen.

In deinem Post vermute ich, spielst Du auf die Türkei an. Da ist der konservativen (islamischen) Werteveränderung inzwischen ein knallhartes Führersystem gefolgt.
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Re: Ist unsere Demokratie in Gefahr?

Beitrag von Dark Angel »

Selina hat geschrieben:(10 Jul 2018, 09:25)

Das, was du hier so politisch verkündest, hat nix mit "Mehrheitswillen" zu tun. Du vertrittst immer noch Theorien einer Randgruppe. Auch wenn die wieder ein wenig zulegte in den Umfragen. Trotzdem noch Rand. Und ich hoffe, das bleibt auch so.
Seit wann wurden Orbán, Trump, Kurz etc von einer Randgruppe gewählt?
In Ungarn, Östereich und den USA etc war/ist die Wahlenstscheidung eine Mehrheitsentscheidung und KEINE Entscheidung einer "Randgruppe"!
Linke sollten langsm mal kapieren, dass sie selbst mit ihren 9% eine Randgruppe darstellen und die 68% die weder links- noch rechtsaußen gewählt haben, die Mehrheit!
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Re: Ist unsere Demokratie in Gefahr?

Beitrag von Tom Bombadil »

schokoschendrezki hat geschrieben:(10 Jul 2018, 07:53)

Meinst Du, dass tatsächlich eine relevante Menge von - sagen wir mal - mehr als 5 Prozent der deutschen Bevölkerung über das "Verschwinden der deutschen Kultur und des deutschen Volkes" nachdenkt
Warum sollte ich das meinen? Von irgendwelchen relevanten oder irrelevanten Mengen habe ich nichts geschrieben. Der Vers "Deutschland verrecke, damit wir leben können" der Punkband Slime ist nur einer der Slogans, die in diesen Kreisen kursieren. Das ist auch alles nicht wirklich neu: https://www.welt.de/print-welt/article4 ... ngnis.html oder http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-13491885.html Du solltest mein posting auch nicht aus dem Kontext reißen, es ging lediglich um einen Ansatz, das paradoxe Verhalten von Linksaußen, erklären zu können.
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Re: Ist unsere Demokratie in Gefahr?

Beitrag von Dark Angel »

Marmelada hat geschrieben:(10 Jul 2018, 09:50)

Es hat hier keiner behauptet, die Wahl an sich sei antidemokratisch. Die NSDAP wurde ebenfalls mehrheitlich gewählt, trotzdem entsprach das, was sie mit ihrer Macht anstellte, keiner "Demokratie".

Demnach IST es also "Demokratie", wenn die Mehrheit Parteien wählt, welche die Demokratie nach und nach abbauen und damit hat es sich. Demnach SIND EU-Institutionen, die dagegen vorgehen wollen, antidemokratisch.

Ungarn:
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Demokratie, Rechtsstaat und Grundrechte: All das ist in Ungarn laut einem Bericht aus dem Europaparlament ernsthaft bedroht. Das Papier listet Maßnahmen auf, wie das Land sanktioniert werden könnte.


Polen:
Die Regierung in Polen ist dabei, das Fundament der Demokratie zu verlassen, auf dem Streit und Meinungsverschiedenheiten ausgetragen werden können. Da hilft es wenig, sich regelmäßig zu demokratischen Werten zu bekennen.

Eine ausgereifte Demokratie besteht nicht allein aus "Ich bin die Mehrheit"-Gekreische, es gehören noch Elemente wie Rechtsstaat, Gewaltenteilung, Meinungs-, Presse-, Versammlungsfreiheit und Minderheitenrechte dazu.
Die EU - in ihrem heutigen Zustand - hat es grade nötig, eine Bedrohung der Demokratie zu beklagen, unternimmt die doch gegenwärtig alles, um Souveränitätsrechte und Demokratie zu untergraben. Gerade die EU entwickelt sich doch gegenwärtig zu einen überregulierendem bürokratischen Monster, ohne demokratische Legitimation.
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Re: Ist unsere Demokratie in Gefahr?

Beitrag von Selina »

Dark Angel hat geschrieben:(10 Jul 2018, 10:42)

Seit wann wurden Orbán, Trump, Kurz etc von einer Randgruppe gewählt?
In Ungarn, Östereich und den USA etc war/ist die Wahlenstscheidung eine Mehrheitsentscheidung und KEINE Entscheidung einer "Randgruppe"!
Linke sollten langsm mal kapieren, dass sie selbst mit ihren 9% eine Randgruppe darstellen und die 68% die weder links- noch rechtsaußen gewählt haben, die Mehrheit!
In diesen Ländern ja. In Deutschland ist die Neue Rechte immer noch eine Randgruppe. Das wird sich zwischen 15 bis 20 Prozent einpegeln. Hoffe ich zumindest. Und viele andere hoffen das auch. Nicht auszudenken, wenn es in Deutschland ebenfalls die gewünschte und von Leuten wie Dobrindt erträumte "konservative Revolution" gäbe. Furchtbarer Gedanke.
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Re: Ist unsere Demokratie in Gefahr?

Beitrag von Dark Angel »

schokoschendrezki hat geschrieben:(10 Jul 2018, 10:26)

Ich muss auch damit klarkommen, dass es schlagende Verbindungen gibt, in denen weibliche Mitglieder nicht zugelassen sind. Kultur in Europa ist erstens alles andere als homogen und zweitens schon seit längerem und in ganz eklatantem Maße gar nicht nur von genuin europäischer sondern inzwischen weit mehr von ursprünglich afro-amerikanischer Kultur geprägt. Und damit meine ich nicht Jazz, Blues und Pop in engerem rein musikalischen Sinne sondern in einem sehr weiten Sinn was Lebensart, Attitüde, Präferenzen anbelangt.

Die Einforderung bzw. dasAngebot der Durchsetzung von Kulturhomogenität war eine der Ursachen dafür, dass die Weimarer Republik von einer Diktatur abgelöst wurde. Das Berlin der 20er Jahre mit "Negerjazz", Dadaismus und Russenkultur war - im Verbund mit der Währungskrise - in den Augen vieler Deutscher Ausdruck eines Kulturchaos, das von einer volksgemeinschaftlichen Homogenität abgelöst werden sollte. In einer parallelen Situation befinden wir uns in Europa heute. Heterogenität ist ein Faktum. Und nicht etwa ein von linken Verschwörern absichtlich herbeigeführter Zustand. Und Demokratie heißt unter anderem, mit den Mitteln von Parlamentarismus, Rechtsstaatlichkeit, gewaltenteilung, Pressefreieheit usw. damit umzugehen.

Mal davon abgesehen und zum wiederholten Male: Die entscheidenden Fäden der politischen (und wirtschaftlichen und militärischen) Entwicklung werden im kulturellen Alltagsleben weder geknüpft noch wird dort an ihnen gezogen. Ich will nicht behaupten, dieses kulturalistische Beharren auf das Primat "gemeinsamer Kultur" sei ein vorstätzliches Ablenkungsmanöver. Es ist wahrscheinlich eher eine Mischung aus Infantilität und Blindheit.
Wann kapierst du mal, dass mit Kultur/dem Kuklturbegriff NICHT das "kulturelle Alltagsleben" gemeint ist, sondern die Gesamtheit gesellschaftlicher und historischer Prozesse?
Zur Kultur gehören Politik, genauso wie Wirtschaft/Wirtschaftsform und Militär - sie sind Teil der jeweiligen Kultur!
Meine Fresse - ich weiß nicht, wie oft ich das nun schon erklärt habe und du kommst mit immer dem gleichen Schwachsinn. :mad:
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Re: Ist unsere Demokratie in Gefahr?

Beitrag von Dark Angel »

Selina hat geschrieben:(10 Jul 2018, 10:50)

In diesen Ländern ja. In Deutschland ist die Neue Rechte immer noch eine Randgruppe. Das wird sich zwischen 15 bis 20 Prozent einpegeln. Hoffe ich zumindest. Und viele andere hoffen das auch. Nicht auszudenken, wenn es in Deutschland ebenfalls die gewünschte und von Leuten wie Dobrindt erträumte "konservative Revolution" gäbe. Furchtbarer Gedanke.
Dass eine so genannte "konservative Revolution" wie sie Dobrindt oder der "Werte-Union" vorschwebt, für Linke ein furchtbarer Gedanke ist, kann ich sehr gut nachvollziehen. Allerdings gehören weder Dobrindt noch die "Werte-Union" zur Neuen Rechten!
Tja siehste und ich hätte nix dagegen, wenn "die LINKE" unter die 5%-Hürde rutscht, die FDP dafür aber richtig zulegt. :p
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Re: Ist unsere Demokratie in Gefahr?

Beitrag von Selina »

Die von Dobrindt erträumte "konservative Revolution" hat sehr wohl etwas mit der Neuen Rechten zu tun. Da hast du offenbar den oben verlinkten Text nicht gelesen. Hier bitte nochmal für dich, DA:

Zitat:

Eine "Konservative Revolution" hat CSU-Politiker Dobrindt gefordert - und dafür viel Kritik geerntet. Denn der Begriff hat eine lange Geschichte und wurde vor allem geprägt durch einen Publizisten, der nach dem Krieg die deutsche Rechte vom Nationalsozialismus reinwaschen wollte.

Von Silvia Stöber, tagesschau.de

"Auf die linke Revolution der Eliten folgt eine konservative Revolution der Bürger", schrieb der Chef der CSU-Landesgruppe im Bundestag, Alexander Dobrindt, gerade in einem Gastbeitrag für "Die Welt", und weiter: "Wir unterstützen diese Revolution und sind ihre Stimme in der Politik."

Wenn Dobrindt von einer "Konservativen Revolution" spricht, verwendet er - bewusst oder unbewusst - einen Begriff, der einen historischen Hintergrund hat. Schon in der Weimarer Zeit tauchte dieser als politischer Kampfbegriff auf. Nach dem Zweiten Weltkrieg griff der Schweizer Armin Mohler auf die "Konservative Revolution" zurück. Mohler gilt als ein Vordenker der Neuen Rechten, der als Publizist "Zeit seines Lebens zwischen Nationalsozialismus, europäischem Faschismus und Radikalkonservatismus" changierte, wie ihn der Historiker Volker Weiß beschreibt.

Mohler verfasste 1949 eine Dissertation mit dem Titel "Die Konservative Revolution in Deutschland 1918 - 1932", die er später zu einem Handbuch erweiterte. Weiß zufolge versuchte Mohler aus verschiedensten Autoren des deutschen Radikalnationalismus eine eigenständige Denkschule zu entwickeln, die nichts mit dem Dritten Reich und den Nazis zu tun haben sollte.
Gratwanderung "zwischen Mythos und Wissenschaft"

Mohler wollte so den Rechten nach dem Zweiten Weltkrieg eine Orientierungshilfe geben, wie der Historiker Helmut Kellershohn erklärt. Die Konstruktion einer intellektuellen, von den Nazis unbelasteten Rechten sei ihm jedoch nicht gelungen, da eine klare Trennung vom Nationalsozialismus in Fällen wie den "Völkischen", die Mohler zu jenen Intellektuellen zählte, gar nicht möglich sei. Das Werk sei eine Gratwanderung "zwischen Mythos und Wissenschaft", so Kellershohn.

Mohler habe "gewagte Konstruktionen, Auslassungen und Legenden" verwendet, schreibt der Historiker Weiß. Er habe "einerseits höchst heterogene Phänomene aufseiten der Rechten" zusammengefasst, "um sie andererseits mit dem gemeinsamen Merkmal zu versehen, nichts mit dem Nationalsozialismus zu tun zu haben", so Weiß. "Mit der Erfindung einer 'Konservativen Revolution' sollte der durch Nationalsozialismus, Shoah und Kriegsniederlage belasteten deutschen Rechten wieder zu einer positiven Tradition verholfen werden", fasst der Historiker zusammen.

Weiß verweist darauf, dass die Dissertation Mohlers eng mit dessen Biographie verbunden war und zitiert einen Brief von Mohlers Doktorvater, dem deutschen Philosophen Karl Jaspers, an seinen Studenten:

"Ihre Arbeit ist eine großangelegte Entnazifizierung dieser Autoren, die besticht und heute in Deutschland mit Begierde gelesen werden wird. Wenn ich nicht wüsste, dass Deutschland politisch nichts mehr zu sagen hat, sondern dass alles auf USA und Russland ankommt, könnte ich die Verantwortung für ihre Dissertation nicht übernehmen. Da sie aber bloß begrenzten Unfug stiften wird, nehme ich sie an."

Der Schweizer Mohler, der 1920 in Basel zur Welt kam, hat eine schillernde, von Legenden umrankte Biografie. Zu den wichtigsten Aspekten seines Lebens zählt, dass er 1942 versuchte, sich als Freiwilliger bei der Waffen-SS zu melden. Sein Ziel, in deutscher Uniform gegen die Sowjetunion zu kämpfen, habe er aber nie erreicht, schreibt Weiß. Nach seiner Rückkehr in die Schweiz musste Mohler eine Haftstrafe absitzen.

Die Dissertation und viele bereits geknüpfte Verbindungen eröffneten Mohler eine Karriere in der Bundesrepublik, zunächst als Privatsekretär des Schriftstellers Ernst Jünger, dann als Korrespondent in Paris, von wo er unter anderem für die "Zeit" schrieb, bis hin zu Beratertätigkeit für den CSU-Politiker Franz Josef Strauß. Er scharte junge Autoren um sich, mit denen er eine "Nationale Opposition" aufbauen wollte.

Auf seine Jahre in Paris gehen Verbindungen zur französischen Nouvelle Droite (Neue Rechte) um den Publizisten Alain de Benoist und seinen Think Tank Groupement de Recherche et des Étudiants Nationalistes (GRECE) zurück. Er brachte ihnen Jünger, Oswald Spengler, Arthur Moeller van den Bruck und Carl Schmitt nahe. Die Nouvelle Droite wiederum lieferte der Neuen Rechten in Deutschland wichtige Impulse.

Mohler selbst isolierte sich politisch jedoch im Laufe der Jahre und geriet sogar mit der Zeitung "Junge Freiheit" in Konflikt, die mit dem Slogan "Jedes Abo eine konservative Revolution" warb.

Doch den Neuen Rechten in Deutschland gilt er als Vordenker. Einer ihrer Hauptvertreter, Karlheinz Weißmann, sah sich als Schüler Mohlers und fertigte eine Biografie über ihn an, die im Verlag Antaios von Götz Kubitschek herausgegeben wurde. Weißmann würdigte Mohler nach dessen Tod 2003: Er habe stärker als jeder andere Vertreter der rechten Intelligenz prägend gewirkt.

Der Historiker Weiß zweifelt jedoch, ob Mohler eine epochale Wirkung für den Konservatismus hat. Vielmehr sei er ein zentraler Denker der äußersten Rechten gewesen, der den Hauptfeind im Liberalismus gesehen habe.


https://faktenfinder.tagesschau.de/inla ... n-101.html
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Re: Ist unsere Demokratie in Gefahr?

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Dark Angel hat geschrieben:(10 Jul 2018, 10:46)

Die EU - in ihrem heutigen Zustand - hat es grade nötig, eine Bedrohung der Demokratie zu beklagen, unternimmt die doch gegenwärtig alles, um Souveränitätsrechte und Demokratie zu untergraben. Gerade die EU entwickelt sich doch gegenwärtig zu einen überregulierendem bürokratischen Monster, ohne demokratische Legitimation.
Wenn die Regierungen Polens und Ungarns Elemente wie Gewaltenteilung und Pressefreiheit als "bürokratische Monster" sehen, die abzuschaffen seien, sind sie in der EU falsch aufgehoben. Wer EU-Mitglied sein will, muss diese Kriterien erfüllen, das war schon lange vor dem Eintritt Polens und Ungarns der Fall.
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Re: Ist unsere Demokratie in Gefahr?

Beitrag von Dark Angel »

schokoschendrezki hat geschrieben:(10 Jul 2018, 09:43)

Du willst die Demokratie der Bundesrepublik als Ergebnis einer langen kulturellen Traditionslinie sehen und stellst sie gleichzeitig als bewusste Durchsetzung von gewollten Prinzipien dar ... Wir alle wissen, dass im Sonderfall Deutschland nach 1945 Demokratie den Deutschen tatsächlich in gewissem Sinne "übergeholfen" wurde.
Ich betrachte Demokratie als Teil unserer europäischen Kultur und die Bundesrepublik ist in diese Kultur eingebunden!
Und ich betrachte die Demokratie in der Bundesrepublik gerade NICHT als "Ergebnis einer langen kulturellen Traditionslinie", weil Kultur immer noch ein Erklärungsmodell für gesellschaftlich und historisch gewachsene Prozesse ist ==> Entwicklungsprozess vom Einfachen zum Komplexen. Es gibt eben KEINE "kulturelle Traditionslinie", sondern nur Traditionen innerhalb einer Kultur.

Kapierst du das irgendwann?
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Beitrag von schokoschendrezki »

Dark Angel hat geschrieben:(10 Jul 2018, 11:22)

Ich betrachte Demokratie als Teil unserer europäischen Kultur und die Bundesrepublik ist in diese Kultur eingebunden!
Und ich betrachte die Demokratie in der Bundesrepublik gerade NICHT als "Ergebnis einer langen kulturellen Traditionslinie", weil Kultur immer noch ein Erklärungsmodell für gesellschaftlich und historisch gewachsene Prozesse ist ==> Entwicklungsprozess vom Einfachen zum Komplexen. Es gibt eben KEINE "kulturelle Traditionslinie", sondern nur Traditionen innerhalb einer Kultur.

Kapierst du das irgendwann?
Das Wesen des Demokratiebegriffs der Aufklärung besteht in seiner eigenen Transzendierung über kulturelle und religiöse Grenzen hinaus.
Es ist die Botschaft der europäischen Aufklärung, dass die normativen Fundamente des gesellschaftlichen Zusammenlebens nicht abhängig von konfessioneller Bindung sind, sondern diese transzendieren.
Aber ich glaube, das ist in seiner Abstraktion etwas zu hoch für dich. Man kanns auch an einem einfachen Beispiel erklären: Die Beschränkung der Anwendung der Eulerschen Funktion auf das Gebiet der heutigen Schweiz wäre eine ziemlich dumme Idee.
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Re: Ist unsere Demokratie in Gefahr?

Beitrag von Dark Angel »

Selina hat geschrieben:(10 Jul 2018, 10:53)

Schoko vertritt nun mal nicht den Kulturalismus, den du vertrittst, DA. Dazwischen liegen Welten.
Ich vertreten KEINEN Kulturalismus! Im Gegensatz zu euch Kulturrealtivisten, die nur innerhalb ihrer engen ideologischen Grenzen denken können, weiß ich etwas mit dem Kulturbegriff anzufangen, weiß dass "Kultur" ein Erklärungsmodell für gesellschaftlich und historisch gewachsene Prozesse ist und ich weiß dass es Unterschiede in diesen gesellschaftlich und historisch gewachsenen Prozessen gibt, welche wiederum zu unterschiedlichen Ausformungen/Ausprägungen von Kultur führen.

Das hat allerdings mit Ideologie nicht das Geringste zu tun, Kulturrelativismus - wie DU und Schoko ihn vertreten, aber sehr wohl.
Also spar dir deine permanenten Diffamierungen!
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Re: Ist unsere Demokratie in Gefahr?

Beitrag von Dark Angel »

Selina hat geschrieben:(10 Jul 2018, 11:05)

Die von Dobrindt erträumte "konservative Revolution" hat sehr wohl etwas mit der Neuen Rechten zu tun. Da hast du offenbar den oben verlinkten Text nicht gelesen. Hier bitte nochmal für dich, DA:

Zitat:

Eine "Konservative Revolution" hat CSU-Politiker Dobrindt gefordert - und dafür viel Kritik geerntet. Denn der Begriff hat eine lange Geschichte und wurde vor allem geprägt durch einen Publizisten, der nach dem Krieg die deutsche Rechte vom Nationalsozialismus reinwaschen wollte.

Von Silvia Stöber, tagesschau.de

"Auf die linke Revolution der Eliten folgt eine konservative Revolution der Bürger", schrieb der Chef der CSU-Landesgruppe im Bundestag, Alexander Dobrindt, gerade in einem Gastbeitrag für "Die Welt", und weiter: "Wir unterstützen diese Revolution und sind ihre Stimme in der Politik."

Wenn Dobrindt von einer "Konservativen Revolution" spricht, verwendet er - bewusst oder unbewusst - einen Begriff, der einen historischen Hintergrund hat. Schon in der Weimarer Zeit tauchte dieser als politischer Kampfbegriff auf. Nach dem Zweiten Weltkrieg griff der Schweizer Armin Mohler auf die "Konservative Revolution" zurück. Mohler gilt als ein Vordenker der Neuen Rechten, der als Publizist "Zeit seines Lebens zwischen Nationalsozialismus, europäischem Faschismus und Radikalkonservatismus" changierte, wie ihn der Historiker Volker Weiß beschreibt.

Mohler verfasste 1949 eine Dissertation mit dem Titel "Die Konservative Revolution in Deutschland 1918 - 1932", die er später zu einem Handbuch erweiterte. Weiß zufolge versuchte Mohler aus verschiedensten Autoren des deutschen Radikalnationalismus eine eigenständige Denkschule zu entwickeln, die nichts mit dem Dritten Reich und den Nazis zu tun haben sollte.
Gratwanderung "zwischen Mythos und Wissenschaft"

Mohler wollte so den Rechten nach dem Zweiten Weltkrieg eine Orientierungshilfe geben, wie der Historiker Helmut Kellershohn erklärt. Die Konstruktion einer intellektuellen, von den Nazis unbelasteten Rechten sei ihm jedoch nicht gelungen, da eine klare Trennung vom Nationalsozialismus in Fällen wie den "Völkischen", die Mohler zu jenen Intellektuellen zählte, gar nicht möglich sei. Das Werk sei eine Gratwanderung "zwischen Mythos und Wissenschaft", so Kellershohn.

Mohler habe "gewagte Konstruktionen, Auslassungen und Legenden" verwendet, schreibt der Historiker Weiß. Er habe "einerseits höchst heterogene Phänomene aufseiten der Rechten" zusammengefasst, "um sie andererseits mit dem gemeinsamen Merkmal zu versehen, nichts mit dem Nationalsozialismus zu tun zu haben", so Weiß. "Mit der Erfindung einer 'Konservativen Revolution' sollte der durch Nationalsozialismus, Shoah und Kriegsniederlage belasteten deutschen Rechten wieder zu einer positiven Tradition verholfen werden", fasst der Historiker zusammen.

Weiß verweist darauf, dass die Dissertation Mohlers eng mit dessen Biographie verbunden war und zitiert einen Brief von Mohlers Doktorvater, dem deutschen Philosophen Karl Jaspers, an seinen Studenten:

"Ihre Arbeit ist eine großangelegte Entnazifizierung dieser Autoren, die besticht und heute in Deutschland mit Begierde gelesen werden wird. Wenn ich nicht wüsste, dass Deutschland politisch nichts mehr zu sagen hat, sondern dass alles auf USA und Russland ankommt, könnte ich die Verantwortung für ihre Dissertation nicht übernehmen. Da sie aber bloß begrenzten Unfug stiften wird, nehme ich sie an."

Der Schweizer Mohler, der 1920 in Basel zur Welt kam, hat eine schillernde, von Legenden umrankte Biografie. Zu den wichtigsten Aspekten seines Lebens zählt, dass er 1942 versuchte, sich als Freiwilliger bei der Waffen-SS zu melden. Sein Ziel, in deutscher Uniform gegen die Sowjetunion zu kämpfen, habe er aber nie erreicht, schreibt Weiß. Nach seiner Rückkehr in die Schweiz musste Mohler eine Haftstrafe absitzen.

Die Dissertation und viele bereits geknüpfte Verbindungen eröffneten Mohler eine Karriere in der Bundesrepublik, zunächst als Privatsekretär des Schriftstellers Ernst Jünger, dann als Korrespondent in Paris, von wo er unter anderem für die "Zeit" schrieb, bis hin zu Beratertätigkeit für den CSU-Politiker Franz Josef Strauß. Er scharte junge Autoren um sich, mit denen er eine "Nationale Opposition" aufbauen wollte.

Auf seine Jahre in Paris gehen Verbindungen zur französischen Nouvelle Droite (Neue Rechte) um den Publizisten Alain de Benoist und seinen Think Tank Groupement de Recherche et des Étudiants Nationalistes (GRECE) zurück. Er brachte ihnen Jünger, Oswald Spengler, Arthur Moeller van den Bruck und Carl Schmitt nahe. Die Nouvelle Droite wiederum lieferte der Neuen Rechten in Deutschland wichtige Impulse.

Mohler selbst isolierte sich politisch jedoch im Laufe der Jahre und geriet sogar mit der Zeitung "Junge Freiheit" in Konflikt, die mit dem Slogan "Jedes Abo eine konservative Revolution" warb.

Doch den Neuen Rechten in Deutschland gilt er als Vordenker. Einer ihrer Hauptvertreter, Karlheinz Weißmann, sah sich als Schüler Mohlers und fertigte eine Biografie über ihn an, die im Verlag Antaios von Götz Kubitschek herausgegeben wurde. Weißmann würdigte Mohler nach dessen Tod 2003: Er habe stärker als jeder andere Vertreter der rechten Intelligenz prägend gewirkt.

Der Historiker Weiß zweifelt jedoch, ob Mohler eine epochale Wirkung für den Konservatismus hat. Vielmehr sei er ein zentraler Denker der äußersten Rechten gewesen, der den Hauptfeind im Liberalismus gesehen habe.


https://faktenfinder.tagesschau.de/inla ... n-101.html
Ja latürnich alles was rechts, vom linksradikalen Rand einzuordnen ist, ist nach linker Lesart "Neue Rechte", dabei wird zweierlei immer wieder ignoriert und geleugnet - nämlich 1. dass die Linksverschiebung/der Linksruck der CDU unter Merkel eine Partei, wie die AfD überhaupt erst ermöglicht hat. Remember: die AfD wurde 2012 gegründet, während der zweiten Legislaturperiode unter Kanzlerschaft von Merkel und.

2. die wenigsen Wähler haben die AfD aus Überzeugung gewählt, sondern aus Protest gegenüber der Merkelpolitik.

Nein Dobrindt gehört NICHT zur Neuen Rechten - ganz im Gegenteil! Das ganze "Faktenfinder-Geschreibsel" fällt unter das schlechten Argumente "Schuld durch Zugehörigkeit" und "Genetischer Fehlschluss". Weil der Begriff "geschichtlich belastet" ist und von Rechtsextremen intrumentalisiert wurde, wird Dobrindt in die Rechtsextreme Ecke gerückt. Wenn man sachlich und inhaltlich nix entgegen zu setzen hat, wie diese Silvia Stöber von der ARD greift man halt auf schlechte Argumente zurück und nennt das dann Fakten. :s
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Re: Ist unsere Demokratie in Gefahr?

Beitrag von Dark Angel »

schokoschendrezki hat geschrieben:(10 Jul 2018, 11:40)

Das Wesen des Demokratiebegriffs der Aufklärung besteht in seiner eigenen Transzendierung über kulturelle und religiöse Grenzen hinaus.
Wo hast du denn den Quatsch her?
Demokratie IST Teil unserer Kultur, hat ihren Ursprung IN unserer Kultur!
Demokratie = Herrschaft des Volkes hat mit Religion sowas von gar nichts zu tun, mit der Kultur, in der sie entstanden ist, aber sehr wohl!
schokoschendrezki hat geschrieben:(10 Jul 2018, 11:40)Aber ich glaube, das ist in seiner Abstraktion etwas zu hoch für dich. Man kanns auch an einem einfachen Beispiel erklären: Die Beschränkung der Anwendung der Eulerschen Funktion auf das Gebiet der heutigen Schweiz wäre eine ziemlich dumme Idee.
Das ist keine Abstraktion, sondern Quatsch!
Die Übernahme dieser Herrschafts-/Regierungsform durch andere Kulturen ist das Ergebnis kultureller Wechselwirkung und Einflussnahme ==> freiwillig Übernahme externer Einflüsse!

Ps.: wie wäre es, wenn du für deine Zitate die Quelle angeben würdest, damit die Aussagen nachvollziehbar und überprüfbar sind
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Re: Ist unsere Demokratie in Gefahr?

Beitrag von schokoschendrezki »

Dark Angel hat geschrieben:(10 Jul 2018, 12:07)

Wo hast du denn den Quatsch her?
Demokratie IST Teil unserer Kultur, hat ihren Ursprung IN unserer Kultur!
Demokratie = Herrschaft des Volkes hat mit Religion sowas von gar nichts zu tun, mit der Kultur, in der sie entstanden ist, aber sehr wohl!
Wenn Demokratie reklamatorisch vor allem als "Teil unserer Kultur" angesehen wird, verliert der Begriff seinen eigentlichen humanistischen, aufklärerischen Sinn als universeller Weltgemeinschaftswert und wird antidemokratisch (auch) zum Vertretretungsanspruch einer Gemeinschaft, der mit diesem Sinn nicht in Übereinstimmung zu bringen ist.

De facto ist eine "Volksherrschaft", deren Organisierung ausschließlich im nationalstaatlichen Rahmen gedacht wird, ohnehin schon lange fragwürdig geworden. DIe Arme der Nationalstaaten müssen - wenn das einen Sinn machen soll - mindestens ebenso lang sein wie die Arme international agierender Unternehmen. Alle diese Ansätze, Demokratie als Teil einer/unserer Kultur zu denken, führen in einer immer stärker vernetzten Welt unweigerlich zu Widersprüchen. Das merken die Menschen letztendlich auch. Jeden Tag können sie Berichte in den Medien sehen/hören/lesen, dass z.B. Agrarunternehmen, denen die Verhältnisse in Deutschland zu "demokratisch" sind, eben ihre Waren (die später bei uns im Regal liegen) woanders produzieren lassen. Das Ergebnis ist Demokratiemüdigkeit bei den einen und die Reduzierung von Demokratie auf einen "Teil unserer Kultur" bei anderen. Wie eine Lederhosentracht oder ein Dirndlkleid. Die passende Antwort kann aber nur eine Globalisierung des Demokratieverständnisses in einem Maße sein, das (mindestens) der Globalisierung auf allen anderen Gebieten entspricht.
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Re: Ist unsere Demokratie in Gefahr?

Beitrag von Dark Angel »

schokoschendrezki hat geschrieben:(10 Jul 2018, 13:16)

Wenn Demokratie reklamatorisch vor allem als "Teil unserer Kultur" angesehen wird, verliert der Begriff seinen eigentlichen humanistischen, aufklärerischen Sinn als universeller Weltgemeinschaftswert und wird antidemokratisch (auch) zum Vertretretungsanspruch einer Gemeinschaft, der mit diesem Sinn nicht in Übereinstimmung zu bringen ist.
Demokratie IST Teil unserer Kultur, weil sie IN unserer Kultur entstanden ist, ihre Wurzeln in der griechisch-römischen Antike hat - das ist zunächst mal ein Fakt.
Ein weiterer Fakt ist, dass Demokratie gar nichts verliert, wenn mann diese Tatsache akzeptiert.
Und Fakt ist ebenso, dass es KEINE "universelle Weltgemeinschaft" gibt und somit auch keinen "universellen Weltgemeinschaftswert".
Demokratie bedeutet Herrschaft des (Staats)Volkes/Macht des (Staats)Volkes - nicht mehr, aber auch nicht weniger!
Und es bedarf der Menschen, die bereit sind, diese Herrschaftsform anzuwenden und durchzusetzen. Es bedarf der Menschen (als Kulturträger), die bereit sind Demokratie als externen Einfluss (einer anderen Kultur) in ihre eigene Kultur zu integrieren.
schokoschendrezki hat geschrieben:(10 Jul 2018, 13:16)De facto ist eine "Volksherrschaft", deren Organisierung ausschließlich im nationalstaatlichen Rahmen gedacht wird, ohnehin schon lange fragwürdig geworden.

Demokratie funktioniert überhaupt NUR im nationalstaatlichen Rahmen, eng mit Demokratie verbunden sind die Souveränitätsrechte eines Staates.
Supranationale Organisationen und Regime sind gerade NICHT demokratisch legitimiert.
schokoschendrezki hat geschrieben:(10 Jul 2018, 13:16)DIe Arme der Nationalstaaten müssen - wenn das einen Sinn machen soll - mindestens ebenso lang sein wie die Arme international agierender Unternehmen.
Das ist Unsinn! Nationalstaaten können den Einfluss bzw die Aktivitäten von international agierenden Unternehmen einschränken - ganz demokratisch. Nennt sich Souveränitätsrechte.
schokoschendrezki hat geschrieben:(10 Jul 2018, 13:16)Alle diese Ansätze, Demokratie als Teil einer/unserer Kultur zu denken, führen in einer immer stärker vernetzten Welt unweigerlich zu Widersprüchen. Das merken die Menschen letztendlich auch. Jeden Tag können sie Berichte in den Medien sehen/hören/lesen, dass z.B. Agrarunternehmen, denen die Verhältnisse in Deutschland zu "demokratisch" sind, eben ihre Waren (die später bei uns im Regal liegen) woanders produzieren lassen. Das Ergebnis ist Demokratiemüdigkeit bei den einen und die Reduzierung von Demokratie auf einen "Teil unserer Kultur" bei anderen. Wie eine Lederhosentracht oder ein Dirndlkleid. Die passende Antwort kann aber nur eine Globalisierung des Demokratieverständnisses in einem Maße sein, das (mindestens) der Globalisierung auf allen anderen Gebieten entspricht.
Und wieder hat er gaaar nix verstanden!
Auch eine "immer stärker vernetzte Welt" ändert nichts an der Existenz verschiedener Kulturen und sie ändert nichts an der Tatsache, dass Demokratie ihren Ursprung/ihre Wurzeln in unserer europäischen Kultur hat und es führt auch NICHT zu Widersprüchen!
Die "Wiege" der Demokratie ist unsere europäische Kultur, die Wechselwirkung mit anderen Kulturen, diese beeinflusst und zur Übernahme/Integration dieses externen Einflusses (Demokratie) in die jeweils eigene Kultur geführt hat.
An dieser schlichten historischen Tatsache ändern weder Vernetzung noch Globalisierung etwas.
Es gibt KEINE Globalisierung des Demokratieverständnisses, weil es KEINEN "globalen Staat" gibt!
Die (vitalen) Interessen der verschiedenen Völker/Ethnien - what ever - sind jenseits der Vernetzung viel zu verschieden, als dass sie supranational durchgestzt werden könnten.
Die Auflösung souveräner Nationalstaaten zugunsten einer "Weltgemeinschaft" vertreten durch supranationaler Organisationen und Regime wäre das Ende der Demokratie - sozusagen der Kallateralschaden, den "One-World-Utopisten" offensichtliche gern in Kauf nehmen.
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Re: Ist unsere Demokratie in Gefahr?

Beitrag von Selina »

Dark Angel hat geschrieben:(10 Jul 2018, 11:51)

Ich vertreten KEINEN Kulturalismus! Im Gegensatz zu euch Kulturrealtivisten, die nur innerhalb ihrer engen ideologischen Grenzen denken können, weiß ich etwas mit dem Kulturbegriff anzufangen, weiß dass "Kultur" ein Erklärungsmodell für gesellschaftlich und historisch gewachsene Prozesse ist und ich weiß dass es Unterschiede in diesen gesellschaftlich und historisch gewachsenen Prozessen gibt, welche wiederum zu unterschiedlichen Ausformungen/Ausprägungen von Kultur führen.

Das hat allerdings mit Ideologie nicht das Geringste zu tun, Kulturrelativismus - wie DU und Schoko ihn vertreten, aber sehr wohl.
Also spar dir deine permanenten Diffamierungen!
Ich vertrete keinen Kulturrelativismus. Das sind Ansichten (siehe Definition unten), die mit den meinigen nichts zu tun haben. Das passt eher auf dich. Genauso wie der Kulturalismus. Mal mit meinen Worten: Für dich stehen die Kultur, der kulturelle Hintergrund, eine deutsche und eine europäische Kultur sowie die "kulturelle Identität" über allem. Davon leiten sich alle deine Wertungen gesellschaftlicher Zusammenhängen ab. Du schaust danach, ob eine Kultur mit der anderen kompatibel ist oder nicht. Ich dagegen sehe bei all diesen Betrachtungen immer den konkreten Menschen in seinem konkreten Umfeld und in seinem konkreten Handeln. Und ich sehe die Umstände und Verhältnisse, die ihn zu dem machten, was er ist. Es gibt nicht die Deutschen oder die Franzosen oder die Russen. Das bedeutet, dass es für mich durchaus auch Menschen derselben Nation oder Religion/Weltsicht geben kann, die sich "unverträglich" gegenüberstehen, wo einer den anderen für "nicht integrierbar" hält. Und das bedeutet umgekehrt, dass mir mitunter ein Franzose, Russe, Bulgare, Engländer, Finne oder Amerikaner näherstehen kann als ein Deutscher. Warum? Weil es etwas gibt, das uns verbindet, interessiert, das uns Freude bereitet, das uns gemeinsam ärgert, wogegen und wofür man zusammen etwas unternehmen will. Das ist universal und geht über nationale Grenzen (staatlich-geografische und mentale) hinaus.

Und einen verbissenen Multikulturalismus vertrete ich ebenso wenig. Ich bin schon für Integration, die ein gegenseitiges Nehmen und Geben ist. Dazu gehört selbstverständlich das Erlernen der Sprache des aufnehmenden Landes. Logisch. Und dazu gehört natürlich auch die Akzeptanz der Gesetzlichkeiten des Gastgebers. Auch logisch. Und ich registriere selbstverständlich auch Unterschiede in den Ansichten und Gewohnheiten zwischen Menschen verschiedener Herkunft. Die gilt es jedoch nicht völlig zu verwischen oder gar zu bekämpfen und zu diffamieren, sondern, im Gegenteil, zu bewahren und in die eigene Horizont-Erweiterung einzubauen. Und bei Konflikten weist man sich gegenseitig auf diese hin (damit sind jetzt nicht die Kriminellen gemeint, die es hier wie da gibt; die gehören verurteilt und bestraft) und versucht sie zu lösen. Ich lehne nur die völlige Assimilation ab, wo der Geflüchtete oder Eingewanderte nun alles ablegen muss, was er an Traditionen, Sitten und Bräuchen mitbringt, wo er sich bedingungslos anpassen und unterordnen muss.

Zitat:

Kulturrelativismus ist ein Gegenbegriff zum ethischen bzw. soziologischen Universalismus. Während universalistische Positionen davon ausgehen, dass es nur eine allgemein gültige Ethik bzw. eine soziologische Theorie gibt, die für alle Menschen und Situationen gilt, schränkt der Kulturrelativismus die Anwendbarkeit bestimmter ethischer Begriffe und soziologischer Kategorien auf die Kultur ein, die sie hervorgebracht hat, und hält bestenfalls eine partielle Entsprechung, keinesfalls aber eine vollständige Übersetzung in die Begriffe einer anderen Kultur für möglich. Er versteht sich jedoch auch als Alternative zur Ethnomethodologie. Der Kulturrelativismus ist ein wichtiger Bestandteil des Multikulturalismus.

https://de.wikipedia.org/wiki/Kulturrelativismus
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Re: Ist unsere Demokratie in Gefahr?

Beitrag von Xexes »

schokoschendrezki hat geschrieben:(10 Jul 2018, 13:16)

Wenn Demokratie reklamatorisch vor allem als "Teil unserer Kultur" angesehen wird, verliert der Begriff seinen eigentlichen humanistischen, aufklärerischen Sinn als universeller Weltgemeinschaftswert und wird antidemokratisch (auch) zum Vertretretungsanspruch einer Gemeinschaft, der mit diesem Sinn nicht in Übereinstimmung zu bringen ist.

De facto ist eine "Volksherrschaft", deren Organisierung ausschließlich im nationalstaatlichen Rahmen gedacht wird, ohnehin schon lange fragwürdig geworden. DIe Arme der Nationalstaaten müssen - wenn das einen Sinn machen soll - mindestens ebenso lang sein wie die Arme international agierender Unternehmen. Alle diese Ansätze, Demokratie als Teil einer/unserer Kultur zu denken, führen in einer immer stärker vernetzten Welt unweigerlich zu Widersprüchen. Das merken die Menschen letztendlich auch. Jeden Tag können sie Berichte in den Medien sehen/hören/lesen, dass z.B. Agrarunternehmen, denen die Verhältnisse in Deutschland zu "demokratisch" sind, eben ihre Waren (die später bei uns im Regal liegen) woanders produzieren lassen. Das Ergebnis ist Demokratiemüdigkeit bei den einen und die Reduzierung von Demokratie auf einen "Teil unserer Kultur" bei anderen. Wie eine Lederhosentracht oder ein Dirndlkleid. Die passende Antwort kann aber nur eine Globalisierung des Demokratieverständnisses in einem Maße sein, das (mindestens) der Globalisierung auf allen anderen Gebieten entspricht.
Statt unsere Demokratie, und damit unseren bürokratische Ordnung auf supranationale Größen auszudehnen, um mit globalen Konzernen mithalten zu können, kann ein Staat auch einfach Regeln für den Marktzugang aufstellen. Wenn die Regeln gebrochen werden, muss man nur diesen Konzernen konsequent die Marktzulassung streichen. Damit umgeht man auch auf einfache Weise das Problem, anderen Länderen eine Demokratie aufzuzwängen, und das Subsidiartätsprinzip zu unterwandern.
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Re: Ist unsere Demokratie in Gefahr?

Beitrag von Uffzach »

Selina hat geschrieben:(10 Jul 2018, 11:05)
"Auf die linke Revolution der Eliten folgt eine konservative Revolution der Bürger", schrieb der Chef der CSU-Landesgruppe im Bundestag, Alexander Dobrindt, gerade in einem Gastbeitrag für "Die Welt", und weiter: "Wir unterstützen diese Revolution und sind ihre Stimme in der Politik."
ich überleg grade ... gibt es ein Beispiel in der Geschichte für eine bürgerliche Revolution? Die französische könnte man als "bürgerliche Revolution" bezeichnen, aber das ist sicher nicht was Dobrindt vorschwebt. :D

Dann 1848 ... aber die war ja nicht wirklich erfolgreich.

Alle bürgerlichen Revolutionen richteten sich gegen Systeme, die den Bürgern Mitsprache vorenthielten. Das ist aber heutzutage nicht gegeben.

Dobrindt will tatsächlich einen Wechsel der vorherrschenden Ideologie. Aber auf beiden ideologischen Seiten steht doch das Bürgertum. Vielleicht will er ja einen Bürgerkrieg und hat das Wort verwechselt. :cool:
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Re: Ist unsere Demokratie in Gefahr?

Beitrag von Selina »

Dark Angel hat geschrieben:(10 Jul 2018, 11:58)

Ja latürnich alles was rechts, vom linksradikalen Rand einzuordnen ist, ist nach linker Lesart "Neue Rechte", dabei wird zweierlei immer wieder ignoriert und geleugnet - nämlich 1. dass die Linksverschiebung/der Linksruck der CDU unter Merkel eine Partei, wie die AfD überhaupt erst ermöglicht hat. Remember: die AfD wurde 2012 gegründet, während der zweiten Legislaturperiode unter Kanzlerschaft von Merkel und.

2. die wenigsen Wähler haben die AfD aus Überzeugung gewählt, sondern aus Protest gegenüber der Merkelpolitik.

Nein Dobrindt gehört NICHT zur Neuen Rechten - ganz im Gegenteil! Das ganze "Faktenfinder-Geschreibsel" fällt unter das schlechten Argumente "Schuld durch Zugehörigkeit" und "Genetischer Fehlschluss". Weil der Begriff "geschichtlich belastet" ist und von Rechtsextremen intrumentalisiert wurde, wird Dobrindt in die Rechtsextreme Ecke gerückt. Wenn man sachlich und inhaltlich nix entgegen zu setzen hat, wie diese Silvia Stöber von der ARD greift man halt auf schlechte Argumente zurück und nennt das dann Fakten. :s
Alle Aussagen über diesen Mohler und die Affinität der Neuen Rechten zu ihm sind wahr und jederzeit nachprüfbar. Und dass der Dobrindt nichts gewusst haben will vom oben beschriebenen Hintergrund der "konservativen Revolution", kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen. Das ist ganz gewiss kein Zufall, dass er diesen Begriff verwendet. Und auch, wenn solche Konservativen wie Dobrindt selbst nicht zur Neuen Rechten gehören, so vertreten sie des Öfteren dieselben Positionen. "Konservative Revolution", das ist etwas, von dem Demokraten tunlichst die Finger lassen sollten. Das wird in dem von mir verlinkten Text sehr anschaulich rübergebracht.
Zuletzt geändert von Selina am Dienstag 10. Juli 2018, 17:06, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Ist unsere Demokratie in Gefahr?

Beitrag von Selina »

Uffzach hat geschrieben:(10 Jul 2018, 15:38)

ich überleg grade ... gibt es ein Beispiel in der Geschichte für eine bürgerliche Revolution? Die französische könnte man als "bürgerliche Revolution" bezeichnen, aber das ist sicher nicht was Dobrindt vorschwebt. :D

Dann 1848 ... aber die war ja nicht wirklich erfolgreich.

Alle bürgerlichen Revolutionen richteten sich gegen Systeme, die den Bürgern Mitsprache vorenthielten. Das ist aber heutzutage nicht gegeben.

Dobrindt will tatsächlich einen Wechsel der vorherrschenden Ideologie. Aber auf beiden ideologischen Seiten steht doch das Bürgertum. Vielleicht will er ja einen Bürgerkrieg und hat das Wort verwechselt. :cool:
Die Antworten auf deine Fragen findest du, wenn du den gesamten obigen Text liest. Mit "Revolution" hat das Ganze nix zu tun. Wiedermal ein die eigentlichen Absichten verschleiernder mystifizierender Begriff.
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Re: Ist unsere Demokratie in Gefahr?

Beitrag von SirToby »

Uffzach hat geschrieben:(10 Jul 2018, 15:38)

ich überleg grade ... gibt es ein Beispiel in der Geschichte für eine bürgerliche Revolution? Die französische könnte man als "bürgerliche Revolution" bezeichnen, aber das ist sicher nicht was Dobrindt vorschwebt. :D

Dann 1848 ... aber die war ja nicht wirklich erfolgreich.

Alle bürgerlichen Revolutionen richteten sich gegen Systeme, die den Bürgern Mitsprache vorenthielten. Das ist aber heutzutage nicht gegeben.
Doch leider ist das schon gegeben: Wenn Sie sich gegen den grünen Zeitgeist positionieren, werden Sie in aller erdenklichen Art und Weise diffamiert. Zumindest ist dies das Gefühl, dass sich in einer wachsenden Gruppe von Bürgern manifestiert...
Daniel Patrick Moynihan: "Sie haben ein Recht auf ihre eigene Meinung! Sie haben kein Recht auf ihre eigenen Fakten!"
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