Im Grunde nicht anders wie bei den Türken in Deutschland bzgl. Erdogan - die Russen in Deutschland stehen der deutschen Politik, den deutschen Medien, vielleicht sogar auch dem westlichen Weltbild sowie der Demokratie kritisch bis abwertend gegenüber, weil hier in Deutschland Putin und seine Politik nicht automatisch bis selbstverständlich über den Klee und darüber hinaus gelobt wird. Im Gegensatz zu den Türken wird bei den Russen deswegen aber kein Fass aufgemacht; hinsichtlich offensichtlicher Integrationsverweigerung, Entstehung von Parallelgesellschaften, Abschaffung von doppelter Staatsbürgerschaft usw. - WARUM?

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Meine persönliche Erfahrung:
Schon von Kleinauf habe ich Russen in meinem direkten gesellschaftlichen Umfeld - und mit keinen anderen ausländischen Mitmenschen habe so ein Problem wie mit denen (bzw. eigentlich habe ich gar keine Probleme mit den Russen, weil da einfach GAR NICHTS passiert - das ist ja das Problem!). In der Grundschule hatten wir einige Russenkinder, die redeten aber ständig (auch während des Unterrichts) immer in ihrer Landessprache und blieben regelmäßig unter sich. Mit den türkischen, jugoslawischen und italienischen Kindern gab es derlei Schwierigkeiten nicht. Diese lernten auch schnell akzentfreies deutsch, während die Russenkinder weiters übelst radebrechten. Wir haben die Russenkinder aber nicht gemieden, im Gegenteil - aber sie rannten immer vor uns weg. Fragwürdigerweise landeten die Russenkinder nach der Grundschule mehrheitlich auf dem Gymnasium, während die südeuropäischen Kinder hauptsächlich eine Hauptschulempfehlung erhielten.
Auf der Realschule war es mit den Russen ein wenig besser; man konnte sich miteinander unterhalten, nachhaltiger Kontakt oder gar Freundschaften entstanden jedoch nicht - auf dem Pausenhof gab es die "Russenecke", wo sich in der großen Pause ausschließlich Russenkinder aufhielten und russisch gesprochen wurde. Auch hier: Andersartige "Ausländerbereiche" gab es nicht. Auch vergleichsweise "reine" deutsche Cliquen existierten nicht.
Ich arbeite in der Altenpflege und seit gut einem halben Jahr ist auf meiner Station eine schnucklige, leider demente, russische Omi - kein Problemfall, auch wenn sie kein deutsch spricht und man sich folglich kaum mit ihr verständigen kann. Man kann sich ja auch mit Gestik und Mimik verständigen. Klappt wunderbar, die Omi macht einen zufriedenen Eindruck. Ihren Angehörigen reicht das nicht. Sie möchten, dass nur das russischsprachige Personal sich um die Omi kümmert; sie holen sich auch nur (freilich auf russisch!) von entsprechenden Kolleginnen ihre Infos. Laut meinen russischen Kolleginnen lästert diese Familie auch heftigst über uns anderen Nicht-Russen ab und unterstellt uns die wüstesten Dinge - obgleich sie uns ansonsten höflich und freundlich gegenüber treten. Details möchten meine russischen Kolleginnen nicht nennen ("Dafür gibt es keine deutschen Worte"), auch eine Klärung zusammen mit Einrichtungs- und Pflegedienstleitung ist nicht machbar, weil meine russischen Kolleginnen nicht als "Petzen" oder "Verräterinnen" vor ihren Landsleuten auftreten möchten.
In meiner Stadt gibt es seit Anfang der 90er zwei "Russenviertel" - man nennt sie hier hinter vorgehaltener Hand "Klein-Moskau" und "Klein-Sibirien" - keine trostlosen Plattenbausiedlungen, sondern hübsche, gepflegte und moderne Stadtteile mit Ein- bis Mehrfamilienhäusern samt Gärten. Wir haben gleich drei russische Supermärkte und seit einigen Jahren auch einen Nachtclub, in welchem nur russische Staatbürger Zutritt haben (Ausweiskontrolle!). Deutsche und andere Nationalitäten sind dort unerwünscht und werden von Wachpersonal am Zutritt gehindert. Seit ein paar Monaten ist dort auch die russische Flagge gehisst.
Wenn ich dem Gerede, bzw. dem Gehetze, der mir persönlich bekannten AfD-Anhänger und sonstiger Flüchtlingsgegner in meiner Stadt Glauben schenken würde, wären derlei Verhältnisse eigentlich von anderen Volksgruppen - vorrangig muslimischen Glaubens - zu erwarten. Und nein, ich wohne nicht nicht, wie man vielleicht klischeehaft vermuten könnte, in Ostdeutschland, sondern in einer verschlafenen Stadt im Südwesten Baden-Württembergs mit rund 40 000 Einwohnern; davon angeblich rund 35% Ausländeranteil.