Skeptiker hat geschrieben:(25 Feb 2018, 16:14)
Die AfD definiert sich zu einem gewissen Teil auch dadurch sprachliche Tabus zu brechen, um einem Trend entgegenzuwirken durch das verbiegen der Sprache das Denken und Handeln der Menschen zu steuern. Das ist auch keine Verschwörungstheorie - dazu gibt es entsprechende Abhandlungen in der linken Szene. Das ist der Hintergrund der Anti-PC-Bewegung, welche von rechts als Reaktion auf ein manipulatives Instrument verstanden wird.
Da steht also Provokation gegen Agitation - letztendlich eine Auseinandersetzung zweier Gruppen, die eher demokratischen Randlagen entstammen.
Das sag ich ja, die schattige Randlage macht sich bemerkbar. Militär und Polizei nutzen ebenfalls Sicht- und Gesprächsaufklärung, um mögliche Gegen-Akteure zu erkennen.
Die Frage ob die AfD durch den Sprachgebrauch schon das Lager der Demokraten verlassen hat, oder noch drin ist, ist dadurch alleine nicht zu beantworten. Naturgemäß sehen Linke die draußen - kann ich verstehen.
Über die Strategien und Taktiken von Extremisten aller Coleur, von links über rechts bis zum Taliban, gibt es ausführliche Abhandlungen. Der Verfassungsschutzbericht beispielsweise erläutert das präzise und nüchtern.
Der Sprachgebrauch allein ist es nicht, liefert aber doch schon verräterische Hinweise.
Nochmal Prof. Dr. Salzborn:
"Begriffe völkisch umzudeuten, antiaufklärerische Forderungen öffentlich zu verankern und so Affekte gegen den Verstand zu mobilisieren mit dem Ziel, die Demokratie von innen heraus zu zerstören".
Der Affekt ist hierbei das Wichtige, denn nur dieser kann Zwietracht jenseits der Rationalität auslösen. So ist das auch in Ruanda 1994 gemacht worden, nicht von Nazis, sondern von Hutus, der Appell an niedere Instinkte ist ein universelles Prinzip.
Dennoch verfolgt die AfD mit dem Sprachgebrauch heute andere Ziele als die Nazis früher. So einfach läßt sich das nicht über einen Kamm scheren.
Die AfD verfolgt eine Politik die nationale Interessen in den Vordergrund stellt, oft auch unterstützt von dumpfen Nationalismus. Dennoch kann ich da nicht näherungsweise die menschenverachtenden und totalitaristischen (um die ging es ja gerade) Tendenzen erkennen, wie es sie bei den Nazis gab.
Die Nazis hatten auch vor 1933 ihren typischen Sprachgebrauch, der sich gegen das System von Pluralismus, Liberalismus und Humanismus wendete.
Ein nationales Interesse an AfD-Politik vermag ich nicht zu erkennen, eher umgekehrt - die Zersetzungsbemühungen im Innern und die Gefälligkeit gegenüber revisionistischen, auswärtigen Mächten widerspricht den vitalen Sicherheitsinteressen des Bundes und seiner Alliierten.
Ich verlasse mich da auf die Einschätzung des Verfassungsschutzes. Das ist seine Aufgabe und die macht er bislang gut, und ohne sich politisch instrumentalisieren zu lassen. Das kann man von der Presse leider so nicht vollständig behaupten - da fehlt sehr oft die Distanz.
Auch deutsche Behörden stuften den AfD-Kontaktmann Mateusz Piskorski als russischen Agenten ein, dessen Aufgabe es ist, Nachbarstaaten zu destabilisieren - festgenommen wurde er allerdings erst in Polen.
Denke auch, da wird noch einiges öffentlich bekannt werden. Insbesondere dann, wenn die Gegen-Akteure allzu unvorsichtig sind.
Die Presse braucht nicht Distanz, sondern eher Nähe zum Leser. Für die Agitation gegen eine freie Presse ist es aber natürlich unerlässlich, ein Freund-Feind-Schema in die Köpfe zu pflanzen. Man spricht ja nicht umsonst auch vom Informationskrieg.