Hallo Balsamico.
Im Grunde genommen hast Du die Ausgangssituation teilweise schon gut beschrieben: viele Arbeitslose, etc. - also alles in allem: schlechte, wirtschaftliche Aussichten. Bei den Aussichten ging Schroeder von Annahmen aus, die schon Biedenkopf beschrieben hat: ein
"Weiter so" wäre schlecht für unsere Sozialsysteme ... letztlich also für unsere Gesellschaft ... für den sozialen Frieden. Also war ein Umdenken nötig!
Daß dabei etwa die Ausweitung der Zeit- oder Leiharbeit herauskam, war noch einem anderen Umstand geschuldet ... lag noch an einer weitergehenden Forderung. Seitens der Wirtschaft wurde nämlich immer vorgebracht, daß etwa zu Auftragsspitzen die Arbeitgeberseite mehrere Möglichkeiten hätte (von denen aber nur eine realistisch wäre), man könne entweder die vorhandene Belegschaft Überstunden machen lassen (was aber nicht unbedingt in deren Sinne wäre: mehr Freizeit.) oder eben zusätzliche Arbeitnehmer einstellen. Diese zusätzlichen Arbeitnehmer bekomme man aber nach den
"Auftragsspitzen" nicht so einfach wieder aus dem Betrieb - sie hätten ja Kündigungsschutz.
- (denn diese Leiharbeiter würden ja nicht entlassen - also arbeitslos, sie sind ja weiterhin im Entleihbetrieb beschäftig.)
Also ging es um die Frage:
- Kündigungsschutz lockern - aber eben für alle, oder eben Ausweitung der Zeit- oder Leiharbeit ... der Möglichkeit für Betriebe, diese leichter in Anspruch nehmen zu können.
Leiharbeit aber setzt irgendwo eine weitere Firma voraus - nämlich eine Firma, welches auch Arbeitnehmer beschäftigt und verleiht.
Selbiges dürfte in abgewandelter Form auch für Zeitarbeit gelten. Zeitarbeit ist nun nicht mit Zeitarbeit im Sinne von Leiharbeit zu verwechseln - es meint
"zeitlich begrenzte Arbeitsverträge". Beide Formen der Beschäftigungsmöglichkeiten dürften schon irgendwie ... in gewißer Art und Weise zu heutigem Aufschwung beigetragen haben - JA!
Balsamico hat geschrieben:massive Einsparungen am Sozialsystem um die Staatskasse zu entlasten ...
Auch dies dürfte leicht dazu beigetragen haben - allerdings war bestimmt nicht der Hauptaugenmerk, daß dies nur auf Kosten der Arbeitslosen geschehen kann.
Ausgangslage:
- für die die vorher gearbeitet haben und Arbeitslos wurden gab es Arbeitslosengeld - danach Arbeitslosenhilfe. Ansonsten (wenn man nie gearbeitet hat) gab es Sozialhilfe.
(ohne jetzt auf deren Höhe einzugehen:) - Arbeitslosenhilfe ist ... war eine "bedürftigkeitsgeprüfte Sozialleistung für Arbeitssuchende" und wurde von den damaligen Arbeitsämtern ausgezahlt - war also staatlich.
- Sozialhilfe ist ... war als "Grundsicherung im Alter und bei Erwerbsminderung" gedacht - sie ist zwar ebenfalls eine staatliche Sozialleistung, wird aber von den Städten ausgezahlt. Und da diese zwei Auszahlungsstellen immense Kosten verursachen, wollte er diese zusammenlegen.
- (über deren Auswirkungen möchte ich hier und jetzt nicht diskutieren.)
Auch dies dürfte dazu beigetragen haben, daß wir besser dastehen als andere.
Daß diverse Maßnahmen, die anders gedacht waren als diese nun angenommen haben - nachdem diese letztendlich praxistauglich umgesetzt wurden, daß diese solche prekäre Ausmaße angenommen haben, hat vorher niemand bedacht. Da Maßnahmen aber auch immer nur mit Verzögerung wirken, daher beginnt nun ein Streit, wer dafür letztlich verantwortlich ist ... wer sich diesen Erfolg letztendlich auf die Fahnen schreiben kann?
Ich würde grundsätzlich sagen, daß die Agenda 2010 schon zum
"Erfolg" beigetragen hat - JA! Aber im Angesicht dessen, daß diese Agenda 2010 zwar ein ROT-GRÜNES Projekt war, letztlich aber (mehr oder weniger) von allen Parteien (außer den LINKEN) mit verabschiedet wurde, ...
wäre ich vorsichtig, wenn es darum geht, wer sich diesen
"Erfolg" zugute schreiben kann - die Prügel dafür bekommt allerdings alleine die SPD.
"Ich teile Ihre Meinung nicht, ich werde aber bis zu meinem letzten Atemzug kämpfen, daß Sie Ihre Meinung frei äußern können." (Voltaire)