Freiwillig befristet?
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Freiwillig befristet?
Hallo.
Neulich habe ich eine (wiss.) Mitarbeiterbefragung durchgeführt und stellte unter anderem die Fragen, ob der/die Befragte a) aktuell befristet angestellt ist und b), ob er/sie mit diesem Status zufrieden ist. Erstaunlicherweise sind fast 60 Prozent von allen Befristeten zufrieden damit. Angenommen, das Ergebnis entspringt keinem methodischen Fehler: Womit erklärt ihr euch das? Welche Vorteile hat denn eine Befristung für einen Beschäftigten?
Neulich habe ich eine (wiss.) Mitarbeiterbefragung durchgeführt und stellte unter anderem die Fragen, ob der/die Befragte a) aktuell befristet angestellt ist und b), ob er/sie mit diesem Status zufrieden ist. Erstaunlicherweise sind fast 60 Prozent von allen Befristeten zufrieden damit. Angenommen, das Ergebnis entspringt keinem methodischen Fehler: Womit erklärt ihr euch das? Welche Vorteile hat denn eine Befristung für einen Beschäftigten?
Re: Freiwillig befristet?
In einer guten wirtschaftlichen Situation wie jetzt, hat gutes Personal wenig Angst vor Jobverlust. Die Angst liegt viel mehr beim Unternehmen gute Mitarbeiter zu verlieren. Da liegt der psychologische Vorteil beim Arbeitnehmer. Und wenn man den geschickt ausspielt, verdient man mit befristeten Verträgen mehr Geld als die fest angestellten Kollegen.
Der Anarchist ist kein Feind der Ordnung. Er liebt die Ordnung so sehr, daß er ihre Karikatur nicht erträgt.
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Re: Freiwillig befristet?
Konkordanz hat geschrieben:(05 Sep 2017, 10:42)
Hallo.
Neulich habe ich eine (wiss.) Mitarbeiterbefragung durchgeführt und stellte unter anderem die Fragen, ob der/die Befragte a) aktuell befristet angestellt ist und b), ob er/sie mit diesem Status zufrieden ist. Erstaunlicherweise sind fast 60 Prozent von allen Befristeten zufrieden damit. Angenommen, das Ergebnis entspringt keinem methodischen Fehler: Womit erklärt ihr euch das? Welche Vorteile hat denn eine Befristung für einen Beschäftigten?
Insbesondere sind viele dann zufrieden damit, wenn sie interviewt werden und der Chef hört gerade mit. So musste ich denn vor einiger Zeit doch sehr schmunzeln, in der hiesigen Presse wurde darüber berichtet, dass ein hier ansässiges, grosses Unternehmen von einer "Heuschrecke" aufgekauft worden war und den Mitarbeitern den Kaufpreis aufgedrückt wurde, was sie mit einer 8 %igen Gehaltskürzung
beisteuern mussten. Das Interview wurde In Anwesenheit der neuen Eigner geführt und alles war "Friede, Freude, Eierkuchen...". Vielleicht hätte gar der ein oder andere sogar umsonst gearbeitet oder noch Geld mit gebracht, so kann man Mitarbeiter auch suggestiv beeinflussen. Anders allerdings sieht es dagegen aus, wenn ein(e) Mitarbeiter/in jung und befristet eingestellt worden ist und zwecks Einrichtung eines eigenen Hausstandes möglicherweise fremde Mittel benötigt. Dann heisst es eiskalt "nicht kredidwürdig"! Aber für Menschen, die es gewohnt sind, voraus eilenden Gehorsam zu leisten, ist auch das kein Hindernis, anstelle von hochwertigen Möbeln gibt es ja auch die altbewährten Apfelsinen Kisten, neuerdings werden ja auch aus Paletten Sitzmöbel und Tische gefertigt, da freut sich die Seele.
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Re: Freiwillig befristet?
MoOderSo hat geschrieben:(05 Sep 2017, 14:11)
In einer guten wirtschaftlichen Situation wie jetzt, hat gutes Personal wenig Angst vor Jobverlust. Die Angst liegt viel mehr beim Unternehmen gute Mitarbeiter zu verlieren. Da liegt der psychologische Vorteil beim Arbeitnehmer. Und wenn man den geschickt ausspielt, verdient man mit befristeten Verträgen mehr Geld als die fest angestellten Kollegen.
Die Befristung veranlasst der Chef natürlich aus reinster Menschenfreundlichkeit, er leidet mit seinen Mitarbeitern, denen er es nicht zumuten mag, sich allzulange an seinen Betrieb zu binden. So kann man sich auch die fieseste Situation schön reden...
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Re: Freiwillig befristet?
Zugegeben, der Arbeitsmarkt mag befriedigender sein als in Spanien oder Griechenland. So gut, wie du es aber umschreibst, ist sie nicht. Die Abnahme der Arbeitslosigkeit liegt letztlich vor allem in der Zunahme von Teilzeit und prekären Arbeitsverhältnissen begründet. Die Konkurrenz auf dem Arbeitsmarkt ist nach wie vor riesig, pro freie Arbeitsstelle kommt ein X-faches an potentiellen Arbeitskräften. Aber gut, das ist ein anderes Thema. Jedenfalls denke ich nicht, dass der hohe Anteil an zufriedenen Befristeten auf einen angeblich so guten Arbeitsmarkt zurückzuführen ist. Das glaube ich schon allein deshalb nicht, weil in der selben Umfrage rund 83 Prozent der Leute meinen, dass es immer schwerer wird, eine Arbeit zu finden, von der man gut leben kann (ablehnende Haltung hatten nur rund 5 %).MoOderSo hat geschrieben:In einer guten wirtschaftlichen Situation wie jetzt, hat gutes Personal wenig Angst vor Jobverlust. Die Angst liegt viel mehr beim Unternehmen gute Mitarbeiter zu verlieren. Da liegt der psychologische Vorteil beim Arbeitnehmer. Und wenn man den geschickt ausspielt, verdient man mit befristeten Verträgen mehr Geld als die fest angestellten Kollegen.
Ich glaube nicht, dass die soziale Erwünschtheit zu dem Ergebnis führt. Der Chef hört bei einer quantitativ durchgeführten Umfrage ja nicht zu und auch konnte er bei der Fragenerstellung und Durchführung kaum etwas beeinflussen. Auch auf die Ergebnisinterpretation hat er keinen Einfluss und ich selbst bin nicht einmal Teil des Unternehmens.Orwellhatterecht hat geschrieben:
Insbesondere sind viele dann zufrieden damit, wenn sie interviewt werden und der Chef hört gerade mit. So musste ich denn vor einiger Zeit doch sehr schmunzeln, in der hiesigen Presse wurde darüber berichtet, dass ein hier ansässiges, grosses Unternehmen von einer "Heuschrecke" aufgekauft worden war und den Mitarbeitern den Kaufpreis aufgedrückt wurde, was sie mit einer 8 %igen Gehaltskürzung
beisteuern mussten. Das Interview wurde In Anwesenheit der neuen Eigner geführt und alles war "Friede, Freude, Eierkuchen...". Vielleicht hätte gar der ein oder andere sogar umsonst gearbeitet oder noch Geld mit gebracht, so kann man Mitarbeiter auch suggestiv beeinflussen. Anders allerdings sieht es dagegen aus, wenn ein(e) Mitarbeiter/in jung und befristet eingestellt worden ist und zwecks Einrichtung eines eigenen Hausstandes möglicherweise fremde Mittel benötigt. Dann heisst es eiskalt "nicht kredidwürdig"! Aber für Menschen, die es gewohnt sind, voraus eilenden Gehorsam zu leisten, ist auch das kein Hindernis, anstelle von hochwertigen Möbeln gibt es ja auch die altbewährten Apfelsinen Kisten, neuerdings werden ja auch aus Paletten Sitzmöbel und Tische gefertigt, da freut sich die Seele.
Re: Freiwillig befristet?
Die reichsten Staaten Europas habe allesamt keinen Kündigungsschutz:
1. Luxemburg: Kein Kündigungsschutz
2. Schweiz: kein Kündigungssschutz
3. Dänemark: Kein Kündigungsschutz
4. Irland: Kein Kündigungsschutz
5. UK: Kündigungsschutz erst nach 2 Jahren und dann auch nur sehr gering
Sprich: Da sind alle Mitarbeiter befristet und trotzdem sind die Leute wohl nicht so unglücklich.
1. Luxemburg: Kein Kündigungsschutz
2. Schweiz: kein Kündigungssschutz
3. Dänemark: Kein Kündigungsschutz
4. Irland: Kein Kündigungsschutz
5. UK: Kündigungsschutz erst nach 2 Jahren und dann auch nur sehr gering
Sprich: Da sind alle Mitarbeiter befristet und trotzdem sind die Leute wohl nicht so unglücklich.
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Re: Freiwillig befristet?
Es geht hier ja nicht um "Glück" oder "Zufriedenheit" im Allgemeinen, sondern, ob die Befragten mit ihrer Befristung zufrieden sind. Und ich sehe in einer Befristung kaum Vorteile für Arbeitnehmer...Boracay hat geschrieben:(05 Sep 2017, 15:46)
Die reichsten Staaten Europas habe allesamt keinen Kündigungsschutz:
1. Luxemburg: Kein Kündigungsschutz
2. Schweiz: kein Kündigungssschutz
3. Dänemark: Kein Kündigungsschutz
4. Irland: Kein Kündigungsschutz
5. UK: Kündigungsschutz erst nach 2 Jahren und dann auch nur sehr gering
Sprich: Da sind alle Mitarbeiter befristet und trotzdem sind die Leute wohl nicht so unglücklich.
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Re: Freiwillig befristet?
Kommt wohl sehr darauf an, wie gefragt das Berufsbild des Arbeitnehmers auf dem Arbeitsmarkt gerade ist. Daher müsstes du evtl. konkretisieren, welche Berufsgruppen du in deinem Betrieb hast, damit man sich ein besseres Bild davon machen kann.Konkordanz hat geschrieben:(05 Sep 2017, 15:48)
Es geht hier ja nicht um "Glück" oder "Zufriedenheit" im Allgemeinen, sondern, ob die Befragten mit ihrer Befristung zufrieden sind. Und ich sehe in einer Befristung kaum Vorteile für Arbeitnehmer...
Das Banale braucht man nicht zu schälen.
Re: Freiwillig befristet?
Falls einem der Job nicht so gut gefällt weiß man wie lange man es noch aushalten muss und man bekommt sofort ALG1 (Im Gegensatz zu einer eigenen Kündigung, die eine Sperre nach sich zieht)Konkordanz hat geschrieben:(05 Sep 2017, 10:42)Welche Vorteile hat denn eine Befristung für einen Beschäftigten?
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Re: Freiwillig befristet?
Ich kenne niemanden, der mit seinem befristeten Vertrag zufrieden ist. Ausser die vielleicht, die sowieso vorhaben, sich nach einer bestimmten Zeit zu verändern oder sich weiter bilden wollen.
Duldsamkeit heißt nicht, dass ich auch billige, was ich dulde.
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Re: Freiwillig befristet?
Das Berufsbild ist in der Tat eines mit gesellschaftlich relativ geringer Anerkennung - Gebäudereinigung. Von 58,1 Prozent der Befragten wird angegeben, dass sie mit dem Beruf "allgemein zufrieden" sind (sehr zufrieden oder zufrieden).relativ hat geschrieben:(05 Sep 2017, 15:51)
Kommt wohl sehr darauf an, wie gefragt das Berufsbild des Arbeitnehmers auf dem Arbeitsmarkt gerade ist. Daher müsstes du evtl. konkretisieren, welche Berufsgruppen du in deinem Betrieb hast, damit man sich ein besseres Bild davon machen kann.
Ja, daran habe ich auch schon gedacht. Aber das hieße ja, dass sich von mehreren hundert Befragten 60 Prozent nur durch den Job hangeln, um endlich wieder aufs Amt zu können. Die Interpretation halte ich zumindest in dem Ausmaß für gewagt. Da muss es doch noch andere Gründe geben...jack000 hat geschrieben: Falls einem der Job nicht so gut gefällt weiß man wie lange man es noch aushalten muss und man bekommt sofort ALG1 (Im Gegensatz zu einer eigenen Kündigung, die eine Sperre nach sich zieht)
Ja, mir geht es genauso. Das ist der Grund meiner Fragethink twice hat geschrieben:Ich kenne niemanden, der mit seinem befristeten Vertrag zufrieden ist. Ausser die vielleicht, die sowieso vorhaben, sich nach einer bestimmten Zeit zu verändern oder sich weiter bilden wollen.

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Re: Freiwillig befristet?
Konkordanz hat geschrieben:(05 Sep 2017, 14:44)
Zugegeben, der Arbeitsmarkt mag befriedigender sein als in Spanien oder Griechenland. So gut, wie du es aber umschreibst, ist sie nicht. Die Abnahme der Arbeitslosigkeit liegt letztlich vor allem in der Zunahme von Teilzeit und prekären Arbeitsverhältnissen begründet. Die Konkurrenz auf dem Arbeitsmarkt ist nach wie vor riesig, pro freie Arbeitsstelle kommt ein X-faches an potentiellen Arbeitskräften. Aber gut, das ist ein anderes Thema. Jedenfalls denke ich nicht, dass der hohe Anteil an zufriedenen Befristeten auf einen angeblich so guten Arbeitsmarkt zurückzuführen ist. Das glaube ich schon allein deshalb nicht, weil in der selben Umfrage rund 83 Prozent der Leute meinen, dass es immer schwerer wird, eine Arbeit zu finden, von der man gut leben kann (ablehnende Haltung hatten nur rund 5 %).
Ich glaube nicht, dass die soziale Erwünschtheit zu dem Ergebnis führt. Der Chef hört bei einer quantitativ durchgeführten Umfrage ja nicht zu und auch konnte er bei der Fragenerstellung und Durchführung kaum etwas beeinflussen. Auch auf die Ergebnisinterpretation hat er keinen Einfluss und ich selbst bin nicht einmal Teil des Unternehmens.
Es stand ausdrücklich in der Zeitung, dass die Geschäftsleitung zugegen war, als die Befragung stattfand.
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Re: Freiwillig befristet?
Mag sein, dass das bei deiner zitierten Befragung der Fall war. Hier geht es ja aber um jene, die ich durchgeführt habeOrwellhatterecht hat geschrieben:(05 Sep 2017, 16:45)
Es stand ausdrücklich in der Zeitung, dass die Geschäftsleitung zugegen war, als die Befragung stattfand.

Re: Freiwillig befristet?
Generell wäre es denkbar dass es sich um eine Branche handelt in der Befristungen üblich sind und die AN sich dann mit den direkten Kollegen vergleichen.Konkordanz hat geschrieben:(05 Sep 2017, 10:42)
Hallo.
Neulich habe ich eine (wiss.) Mitarbeiterbefragung durchgeführt und stellte unter anderem die Fragen, ob der/die Befragte a) aktuell befristet angestellt ist und b), ob er/sie mit diesem Status zufrieden ist. Erstaunlicherweise sind fast 60 Prozent von allen Befristeten zufrieden damit. Angenommen, das Ergebnis entspringt keinem methodischen Fehler: Womit erklärt ihr euch das? Welche Vorteile hat denn eine Befristung für einen Beschäftigten?
In Dänemark ist die Job Zufriedenheit ja auch nicht niedriger obwohl defakto jeder befristet ist (noch nicht mal mit Kündigungsfrist und sehr geringem ALG1). Das hat dann einfach weniger Einfluss auf die Zufriedenheit.
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Re: Freiwillig befristet?
Sind sie nun mit ihrem Beruf oder befristeten Vertrag zufrieden?Konkordanz hat geschrieben:(05 Sep 2017, 16:38)
Das Berufsbild ist in der Tat eines mit gesellschaftlich relativ geringer Anerkennung - Gebäudereinigung. Von 58,1 Prozent der Befragten wird angegeben, dass sie mit dem Beruf "allgemein zufrieden" sind (sehr zufrieden oder zufrieden).
Duldsamkeit heißt nicht, dass ich auch billige, was ich dulde.
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Re: Freiwillig befristet?
Es wäre die einzige Erklärung. Eine andere höchstens noch, das ein Interesse besteht nicht bis zur Rente in ein und den selben Job zu arbeiten und das es deswegen den Betroffenen egal ist.Konkordanz hat geschrieben:(05 Sep 2017, 16:38)
Ja, daran habe ich auch schon gedacht. Aber das hieße ja, dass sich von mehreren hundert Befragten 60 Prozent nur durch den Job hangeln, um endlich wieder aufs Amt zu können. Die Interpretation halte ich zumindest in dem Ausmaß für gewagt. Da muss es doch noch andere Gründe geben...
Ansonsten sind Befristungen nicht freiwillig.
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Re: Freiwillig befristet?
Vielleicht sollte man die Frage anders stellen. Die Frage müsste lauten: "Wären sie mit einem unbefristeten Job zufriedener?". Ansonsten könnte es sein, dass die Arbeitnehmer einfach zufrieden sind, überhaupt einen Job zu haben.Konkordanz hat geschrieben:(05 Sep 2017, 10:42)
Hallo.
Neulich habe ich eine (wiss.) Mitarbeiterbefragung durchgeführt und stellte unter anderem die Fragen, ob der/die Befragte a) aktuell befristet angestellt ist und b), ob er/sie mit diesem Status zufrieden ist. Erstaunlicherweise sind fast 60 Prozent von allen Befristeten zufrieden damit. Angenommen, das Ergebnis entspringt keinem methodischen Fehler: Womit erklärt ihr euch das? Welche Vorteile hat denn eine Befristung für einen Beschäftigten?
http://www.presseportal.de/pm/53006/3657533Hamburg, 12. Juni 2017 - Für die jungen Erwachsenen in Deutschland haben die berufliche Laufbahn und Sicherheit im Job oberste Priorität bei ihrer Lebensplanung. Fast drei Viertel der 18- bis 35-Jährigen (72 Prozent) ist die eigene Karriere und für noch deutlich mehr ein sicherer Arbeitsplatz (86 Prozent) wichtig oder sehr wichtig.
Eine untergeordnete Rolle bei der Arbeit spielen für die jungen Erwachsenen dagegen Motive wie Spaß oder Selbstverwirklichung. Dass für die Mehrheit der NEON-Umfrage-Teilnehmer Sicherheit wichtiger ist als Leidenschaft, zeigt auch ein anderes Ergebnis: 56 Prozent wären nicht dazu bereit, ihren festen Job für eine spannendere, dafür aber befristete Stelle aufzugeben
http://www.zeit.de/karriere/bewerbung/2 ... ettansichtIn einer Studie des Meinungsforschungsinstituts forsa vom Januar 2016, die im Auftrag des Onlinebusinessnetzwerks Xing erstellt wurde, gaben 35 Prozent der befragten Arbeitnehmer an, noch im gleichen Jahr den Job wechseln zu wollen. Laut einer Statistik des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung wechseln pro Jahr aber nur 3,4 Prozent der Beschäftigten.
Das ist Kapitalismus:
Die ständige Wahl der Bürger bestimmt das Angebot.
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Re: Freiwillig befristet?
Lieber einen befristeten Job als gar keinen Job denken sich diese Menschen wohl größtenteils. Hätten sie die Wahl würden sie wohl einen unbefristeten Vertrag vorziehen. Als ich vor 15 Jahren neu in der Firma, in der ich jetzt arbeite, angefangen habe, war ich über den befristeten Vertrag auch froh. Über den unbefristeten Vertrag 2 Jahre später aber noch mehr.
In einigen Monaten werde ich aber die Arbeitsstelle wechseln. Unbefristet natürlich.
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Re: Freiwillig befristet?
Ich fände detailliertere Angaben etwas hilfreicher. Vielleicht waren die Personen ja vorher erwerbslos und sind nun zufrieden, überhaupt etwas zu haben. Vielleicht sind sie einfach mit ihrer Tätigkeit zufrieden. Sind sie "eher", "sehr" oder "voll" zufrieden? Und was für ein Betrieb ist es? Im Hochschulbereich resultieren viele befristete Arbeitsverhältnisse aus begonnenen Promotionen. Da kann ich schon verstehen, wenn ein Doktorand zufrieden ist, promoviert zu werden, auch wenn er bei Beginn seiner Dissertation nicht gleich eine unbefristete Stelle an der Universität erhielt, sondern es erstmal nur bis zur Fertigstellung seiner Doktorarbeit befristet ist.Konkordanz hat geschrieben:(05 Sep 2017, 10:42)
Hallo.
Neulich habe ich eine (wiss.) Mitarbeiterbefragung durchgeführt und stellte unter anderem die Fragen, ob der/die Befragte a) aktuell befristet angestellt ist und b), ob er/sie mit diesem Status zufrieden ist. Erstaunlicherweise sind fast 60 Prozent von allen Befristeten zufrieden damit. Angenommen, das Ergebnis entspringt keinem methodischen Fehler: Womit erklärt ihr euch das? Welche Vorteile hat denn eine Befristung für einen Beschäftigten?
Ich selbst hatte auch mal eine unbefristete Stelle, die ich kündigte, weil sich eine projektbezogene, interessantere Arbeitsmöglichkeit ergab, deren Ende von Anfang an feststand. So eine seltene Chance wollte ich mir nicht entgehen lassen, obwohl ich über den vorigen Job nicht meckern konnte. Mit dem Wechsel war ich auch ziemlich zufrieden und konnte gut damit leben, dass es irgendwann abgeschlossen sein wird. Gut, am Ende bot man mir noch eine unbefristete Stelle im Betrieb für die Leitung weiterer Projekte an, aber die klangen erstmal nicht so spannend (Standardkrams halt) und ich hatte mir vor Ablauf des Vertrags schon eine andere (unbefristete) Stelle besorgt, die aufregender klang und auch viel Spaß macht(e). Dass jeder Wechsel nochmal mit einer ordentlichen Gehaltssteigerung einherging, machte die Sache auch nicht schlechter. Zufrieden war ich bei allen Tätigkeiten und hätte es im Nachhinein wieder genau so gemacht.
Ansonsten seh ich nicht den konkreten Vorteil, befristet statt unbefristet zu sein; außer man hat eh andere Ziele (z.B. Wechsel des Wohnorts/Landes) und kein unbefristetes Arbeitsverhältnis, was einen noch manch Zweifel in den Weg legen könnte, ob der Schritt der richtige ist. Damit tun sich ja manchmal Beamte schwer, die gerne nochmal etwas anderes im Leben machen würden und dies möglicherweise eine deutlich geringere Pension/Rente bedeutet. Ich glaube aber, dass das eher selten der Fall ist.

Labskaus!
Ob Mailand oder Madrid -- Hauptsache Europa.
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Geplantes Prekariat
Angeblich waren im letzten Jahr 40% der Neueinstellungen befristet.
http://www.focus.de/finanzen/news/arbei ... 62099.html
Immer mehr gehen Arbeitgeber dazu über, nur noch befristet einzustellen. Ist das normal? Muss man diese Entwicklung hinnehmen? Was bedeutet das für die gesellschaftliche Stabilität?
http://www.focus.de/finanzen/news/arbei ... 62099.html
Immer mehr gehen Arbeitgeber dazu über, nur noch befristet einzustellen. Ist das normal? Muss man diese Entwicklung hinnehmen? Was bedeutet das für die gesellschaftliche Stabilität?
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Re: Geplantes Prekariat
Senexx hat geschrieben:(06 Sep 2017, 19:26)
Angeblich waren im letzten Jahr 40% der Neueinstellungen befristet.
http://www.focus.de/finanzen/news/arbei ... 62099.html
Immer mehr gehen Arbeitgeber dazu über, nur noch befristet einzustellen. Ist das normal? Muss man diese Entwicklung hinnehmen? Was bedeutet das für die gesellschaftliche Stabilität?
bedeutet gar nix
denn bei allen Unternehmen mit weniger als 10 MA gilt ja auch kein Kündigungsschutz.
dieses "fester Arbeitsplatz" Gedöns ist eine typische deutsche Thematik
Laut Aussage der linken Ideologen sind alle ökonomisch erfolgreichen dumm, und die wahre Intelligenz tritt sich in der untersten ökonomischen Etage auf die Füße.....daher muss diese Etage ausgebaut werden
Re: Freiwillig befristet?
Das Thema ist wirklich sehr stark von Branche und Qualifikationsniveau der jeweiligen Tätigkeit abhängig.
Generell kann man wohl sagen: je höher die Qualifikationsanforderungen an die jeweilige Tätigkeit, desto günstiger ist die Befristung für den Arbeitnehmer (da der Arbeitgeber schwer Ersatz findet), und vice versa. In der Gebäudereinigung gilt wohl eher letzteres.
Generell kann man wohl sagen: je höher die Qualifikationsanforderungen an die jeweilige Tätigkeit, desto günstiger ist die Befristung für den Arbeitnehmer (da der Arbeitgeber schwer Ersatz findet), und vice versa. In der Gebäudereinigung gilt wohl eher letzteres.
History doesn't repeat itself, but it often rhymes (Twain). Unfortunately, we can't predict the rhyme.
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Re: Freiwillig befristet?
Die 60%, die zufrieden waren, wären sicherlich auch alle mit einer unbefristeten Stelle zufrieden.Konkordanz hat geschrieben:(05 Sep 2017, 10:42)
Hallo.
Neulich habe ich eine (wiss.) Mitarbeiterbefragung durchgeführt und stellte unter anderem die Fragen, ob der/die Befragte a) aktuell befristet angestellt ist und b), ob er/sie mit diesem Status zufrieden ist. Erstaunlicherweise sind fast 60 Prozent von allen Befristeten zufrieden damit. Angenommen, das Ergebnis entspringt keinem methodischen Fehler: Womit erklärt ihr euch das? Welche Vorteile hat denn eine Befristung für einen Beschäftigten?
Libertas veritasque.
Lesen und verstehen: http://www.feynmanlectures.caltech.edu/I_01.html
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Re: Geplantes Prekariat
In der Schweiz, Dänemark, Irland, Luxemburg, UK,... sind es 100%. Da gibt es den behinderten Kündigungsschutz nicht und folglich keine bzw. ausschließlich Befristungen. Schlimm?Senexx hat geschrieben:(06 Sep 2017, 19:26)
Angeblich waren im letzten Jahr 40% der Neueinstellungen befristet.
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Re: Geplantes Prekariat
Realist2014 hat geschrieben:(06 Sep 2017, 19:28)
bedeutet gar nix
denn bei allen Unternehmen mit weniger als 10 MA gilt ja auch kein Kündigungsschutz.
dieses "fester Arbeitsplatz" Gedöns ist eine typische deutsche Thematik
Doch, z.B. bedeutet es enorme Benachteiligung des betr. Arbeitnehmers, denn ohne eine Festanstellung ist er gegenüber Geldinstituten nicht kreditfähig. Soll insbesondere bei jungen Familien ein nicht zu unterschätzendes Problem sein. Ausserdem sollte die Zeit der Tagelöhner doch eigentlich überwunden sein.
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Re: Geplantes Prekariat
Tagelöhner gibt es immernoch hier in D. Toller Fortschritt.Orwellhatterecht hat geschrieben:(07 Sep 2017, 11:49)
Doch, z.B. bedeutet es enorme Benachteiligung des betr. Arbeitnehmers, denn ohne eine Festanstellung ist er gegenüber Geldinstituten nicht kreditfähig. Soll insbesondere bei jungen Familien ein nicht zu unterschätzendes Problem sein. Ausserdem sollte die Zeit der Tagelöhner doch eigentlich überwunden sein.
http://www.dw.com/de/als-tagel%C3%B6hne ... l-37836801
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Re: Freiwillig befristet?
jack000 hat geschrieben:(05 Sep 2017, 16:01)
Falls einem der Job nicht so gut gefällt weiß man wie lange man es noch aushalten muss und man bekommt sofort ALG1 (Im Gegensatz zu einer eigenen Kündigung, die eine Sperre nach sich zieht)
Genau dazu dient die Probezeit, die lt. BGB § 622 3-6 Monate betragen kann, nach spätestens 6 Monaten allerdings beendet ist und in ein Normal Arbeitsverhältnis mündet. Dank der Herren Schröder/Fischer wurde ausserdem am Kündigungsschutz gedreht, galt er bis 31.12.2003 nur für Kleinbetriebe bis zu 5 Beschäftigten nicht, so gilt er seit dem 1.1.2004 für Kleinbetriebe unter 10 Beschäftigten ebenfalls nicht mehr.Ein nicht unerheblicher Teil der Arbeitnehmer ist in solchen Kleinbetrieben beschäftigt, als "soziales Schmankerl" hat ihnen die einstige rot/grüne Regierung diese wenig beachtete Schlechterstellung der AN beschert. Und durch die Zulassung befristeter Tätigkeit ohne sachlichen Hintergrund (z.B. Schwangerschaftsvertretung, Vertretung wg. Krankheit) wurde dem Mißbrauch mit befristeten Arbeitsverträgen Tor und Tür geöffnet.
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Re: Geplantes Prekariat
Du wirst bei der Kreditvergabe lediglich nach Probezeit Ja/nein gefragt, nicht nach der Firmengröße. Die Frage könnte ebenfalls entfallen wenn es diesen gestörten Kündigungsschutz nicht gäbe. In DK, CH, Irland, UK,...bekommt man ja trotzdem einen Kredit.Orwellhatterecht hat geschrieben:(07 Sep 2017, 11:49)
Doch, z.B. bedeutet es enorme Benachteiligung des betr. Arbeitnehmers, denn ohne eine Festanstellung ist er gegenüber Geldinstituten nicht kreditfähig.
Das ist überhaupt gar kein Problem, meine Frau arbeitet selbst in einem Kleinbetrieb mit weniger als 10 MA.Soll insbesondere bei jungen Familien ein nicht zu unterschätzendes Problem sein.
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Re: Geplantes Prekariat
Boracay hat geschrieben:(07 Sep 2017, 12:18)
Du wirst bei der Kreditvergabe lediglich nach Probezeit Ja/nein gefragt, nicht nach der Firmengröße. Die Frage könnte ebenfalls entfallen wenn es diesen gestörten Kündigungsschutz nicht gäbe. In DK, CH, Irland, UK,...bekommt man ja trotzdem einen Kredit.
Das ist überhaupt gar kein Problem, meine Frau arbeitet selbst in einem Kleinbetrieb mit weniger als 10 MA.
Stimmt, für Menschen, die genügend geerbt haben oder schon mal einen größeren Betrag im Lotto oder der Lotterie gewonnen haben, dürfte es kein Problem sein, für junge Menschen, die sich zunächst erst einmal eine eigene Existenz aufbauen müssen, dagegen schon. Das können/wollen manche überaus "satten" Bundesbürger nicht oder nur schwerlich begreifen, es handelt sich aber um dieselbe Logik:
"Arm und reich ist es gleichermassen verboten, zu hehlen, zu stehlen, zu betteln, zu hausieren, unter Brücken zu schlafen, nur dass sich für letztere das Problem so niemals stellt.
Und mal im Vertrauen, ich halte nicht den Kündigungsschutz für gestört, sondern jene Menschen, die krampfhaft versuchen, ihn zu beseitigen und denen die dümmsten Argumente dazu nicht blöd genug sind.
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Re: Geplantes Prekariat
Orwellhatterecht hat geschrieben:(07 Sep 2017, 12:25)
Stimmt, für Menschen, die genügend geerbt haben oder schon mal einen größeren Betrag im Lotto oder der Lotterie gewonnen haben, dürfte es kein Problem sein, für junge Menschen, die sich zunächst erst einmal eine eigene Existenz aufbauen müssen, dagegen schon. Das können/wollen manche überaus "satten" Bundesbürger nicht oder nur schwerlich begreifen, es handelt sich aber um dieselbe Logik:
"Arm und reich ist es gleichermassen verboten, zu hehlen, zu stehlen, zu betteln, zu hausieren, unter Brücken zu schlafen, nur dass sich für letztere das Problem so niemals stellt.
Und mal im Vertrauen, ich halte nicht den Kündigungsschutz für gestört, sondern jene Menschen, die krampfhaft versuchen, ihn zu beseitigen und denen die dümmsten Argumente dazu nicht blöd genug sind.
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Re: Geplantes Prekariat
Orwellhatterecht hat geschrieben:(07 Sep 2017, 12:25)Und mal im Vertrauen, ich halte nicht den Kündigungsschutz für gestört, sondern jene Menschen, die krampfhaft versuchen, ihn zu beseitigen und denen die dümmsten Argumente dazu nicht blöd genug sind.

Um mal auf den Strangeröffner zurück zu kommen. Es mag ja sein, daß befristet Beschäftigte damit momentan gut leben können. Aber ein Ziel dürfte das kaum sein. Welchen Vorteil sollte denn ein AN von einem befristeten Arbeitsverhältnis gegenüber einem unbefristeten haben? Gut, er kann während der Befristung ggf. nicht ordentlich gekündigt werden. Das gilt dann aber auch für ihn selbst.
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Re: Geplantes Prekariat
man weiss, wann man sich wieder um eine neue Stelle bewerben kann und man ist flexibler, denn bei unbebfristeteten Arbeitsvertraegen muss auch der AN Fristen bei der Keundigung beachten und das macht unflexibler.Dampflok94 hat geschrieben:(07 Sep 2017, 13:50)
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Um mal auf den Strangeröffner zurück zu kommen. Es mag ja sein, daß befristet Beschäftigte damit momentan gut leben können. Aber ein Ziel dürfte das kaum sein. Welchen Vorteil sollte denn ein AN von einem befristeten Arbeitsverhältnis gegenüber einem unbefristeten haben? Gut, er kann während der Befristung ggf. nicht ordentlich gekündigt werden. Das gilt dann aber auch für ihn selbst.
Besser ist es einen unbefristeten Arbeitsplatz zu haben und auf Kuendigungsfristen zu verzichten. Dann kann man sehr schnell eine besser dotierte Stelle annehmen.
Re: Freiwillig befristet?
Wie ist das eigentlich, darf ein Arbeitnehmer sagen, dass er unzufrieden ist? Meinungsfreiheit bedeutet ja nur, dass das strafrechtlich keine Konsequenzen hat. Aber in unserer Bananenrepublik könnte ein Arbeitgeber die Unzufriedenheit eines AN sicherlich schon als "Vertrauensbruch" ansehen und ihm fristlos kündigen.
Ich meine, in einem Land, in dem eine Verkäuferin fristlos rausfliegt, weil sie einen abgelaufenen Joghurt "geklaut" hat, ...
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Re: Geplantes Prekariat
Das ist jetzt nicht dein ernst, oder?pikant hat geschrieben:(07 Sep 2017, 13:57)
man weiss, wann man sich wieder um eine neue Stelle bewerben kann und man ist flexibler, denn bei unbebfristeteten Arbeitsvertraegen muss auch der AN Fristen bei der Keundigung beachten und das macht unflexibler.

Unflexibel? Also ich habe z. B. ein Kündigungsfrist von 6 Wochen zum Quartalsende. Das ist doch nicht unflexibel. Bei einer Befristung ist das viel unflexibler. Man hat genau diesen einen Zeitpunkt und keinen anderen. Würde ich z. B. zum Jahresende wechseln wollen und finde aber zu diesem Zeitpunkt keinen neuen Job, dann wechsle ich eben später. Würde mein Arbeitsvertrag zum 31.12. auslaufen und ich finde nix neues, dann wäre ich erst mal arbeitslos. Das ist ja mal so richtig flexibel.
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Re: Freiwillig befristet?
natuerlich kannst Du Deinem Arbeitgeber sagen, dass Du mit Deiner Arbeit unzufrieden bist.KarlRanseier hat geschrieben:(07 Sep 2017, 14:03)
Wie ist das eigentlich, darf ein Arbeitnehmer sagen, dass er unzufrieden ist? Meinungsfreiheit bedeutet ja nur, dass das strafrechtlich keine Konsequenzen hat. Aber in unserer Bananenrepublik könnte ein Arbeitgeber die Unzufriedenheit eines AN sicherlich schon als "Vertrauensbruch" ansehen und ihm fristlos kündigen.
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Bei Unzufriedenheit wuerde ich aber selbst kuendigen und mir eine neue Stelle suchen, wo ich zufrieden bin.
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Re: Freiwillig befristet?
Nein, das darf er nicht. Aber ein Karriereknick kann schon passieren. Meinungsfreiheit heißt nicht, das das Aussprechen der eigenen Meinung keine Konsequenzen haben darf!KarlRanseier hat geschrieben:(07 Sep 2017, 14:03)
Wie ist das eigentlich, darf ein Arbeitnehmer sagen, dass er unzufrieden ist? Meinungsfreiheit bedeutet ja nur, dass das strafrechtlich keine Konsequenzen hat. Aber in unserer Bananenrepublik könnte ein Arbeitgeber die Unzufriedenheit eines AN sicherlich schon als "Vertrauensbruch" ansehen und ihm fristlos kündigen.
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Re: Geplantes Prekariat
Sicher, habe ich selbst vor vielen Jahren erlebt.
Hatte eine unbefristrete Stelle und dann wurde ich von einem anderen AG angesprochen und der wollte mich sofort mit mehr Gehalt - Hatte dann Probleme schnell aus dem Arbeitsvertrag rauszukommen.
Kuendigungsschutz war Hemmschwelle fuer mich als AN und habe dann noch was dem AG bezahlt, dass ich sofort rauskonnte.
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Re: Geplantes Prekariat
Aus einem befristeten Arbeitsvertrag kommst Du auch nicht so einfach raus. Nach dem Gesetz sogar erst zum Ende der Befristung. (Kann allerdings vertraglich anders geregelt werden.)pikant hat geschrieben:(07 Sep 2017, 14:10)
Sicher, habe ich selbst vor vielen Jahren erlebt.
Hatte eine unbefristrete Stelle und dann wurde ich von einem anderen AG angesprochen und der wollte mich sofort mit mehr Gehalt - Hatte dann Probleme schnell aus dem Arbeitsvertrag rauszukommen.
Kuendigungsschutz war Hemmschwelle fuer mich als AN und habe dann noch was dem AG bezahlt, dass ich sofort rauskonnte.
Kündigungsfristen solltest Du im übrigen nicht mit Kündigungsschutz gleichsetzen. Andere Baustelle. Kündigungsfristen haben wohl selbst die meisten Staaten, die sonst einen eher unterentwickelten Kündigungsschutz haben.
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Re: Geplantes Prekariat
die Kuendigungsfrist hat mich am Ende Geld gekostet, deshalb bin ich bei unbefristeten Vertraegen dafuer diese Fristen sehr, sehr gering zu halten, damit der AN schnell eine besser dotierte Stelle annehmen kann.Dampflok94 hat geschrieben:(07 Sep 2017, 14:19)
Aus einem befristeten Arbeitsvertrag kommst Du auch nicht so einfach raus. Nach dem Gesetz sogar erst zum Ende der Befristung. (Kann allerdings vertraglich anders geregelt werden.)
Kündigungsfristen solltest Du im übrigen nicht mit Kündigungsschutz gleichsetzen. Andere Baustelle. Kündigungsfristen haben wohl selbst die meisten Staaten, die sonst einen eher unterentwickelten Kündigungsschutz haben.
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Bei befristeten Arbeitsvertraegen bin ich auch dafuer vertraglich zu vereinbaren, dass man sofort kuendigen kann, wenn man eine besser dotierte Stelle in Aussicht hat - unser Arbeitsmarkt ist zu starr.
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Re: Geplantes Prekariat
Letzteres kannst Du gerne tun. Kein Gesetz hindert dich. Du mußt nur einen Arbeitgeber finden, der darauf eingeht. Da wünsche ich dir viel Glück.pikant hat geschrieben:(07 Sep 2017, 14:23)
Bei befristeten Arbeitsvertraegen bin ich auch dafuer vertraglich zu vereinbaren, dass man sofort kuendigen kann, wenn man eine besser dotierte Stelle in Aussicht hat - unser Arbeitsmarkt ist zu starr.
Sorry, aber die Behauptung Kündigungsfristen wären ein grundsätzlich Problem ist eine Mär. Im Einzelfall mag jemand kurzfristig mal was besseres finden. Aber das ist eben genau das: Ein Einzelfall. Alle Arbeitgeber kennen das Thema. Und wenn sich jemand umschaut, weil er was besseres sucht, so wird er das beachten. Und nur wenn er sich an das Arbeitsamt wendet kann ein Arbeitgeber erwarten, daß ein Arbeitnehmer schon am nächsten Tag zur Verfügung steht.
Auch einem Arbeitgeber muß man zugestehen, daß er disponieren muß, wenn ihm ein Arbeitnehmer von der Stange geht.
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Re: Geplantes Prekariat
ja, das ist ja das Problem!Dampflok94 hat geschrieben:(07 Sep 2017, 14:28)
Letzteres kannst Du gerne tun. Kein Gesetz hindert dich. Du mußt nur einen Arbeitgeber finden, der darauf eingeht. Da wünsche ich dir viel Glück.
Sorry, aber die Behauptung Kündigungsfristen wären ein grundsätzlich Problem ist eine Mär. Im Einzelfall mag jemand kurzfristig mal was besseres finden. Aber das ist eben genau das: Ein Einzelfall. Alle Arbeitgeber kennen das Thema. Und wenn sich jemand umschaut, weil er was besseres sucht, so wird er das beachten. Und nur wenn er sich an das Arbeitsamt wendet kann ein Arbeitgeber erwarten, daß ein Arbeitnehmer schon am nächsten Tag zur Verfügung steht.
Auch einem Arbeitgeber muß man zugestehen, daß er disponieren muß, wenn ihm ein Arbeitnehmer von der Stange geht.
lange Kuendigungsfristen sind oft zum Nachteil des AN, weil dieser nicht kurzfristig auf eine besser dotierte Stelle oder dorthin wechseln kann, wo die Arbeit mehr Spass macht.
ich habe da mehr die Interessen des AN als die des AG im Blick.
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Re: Geplantes Prekariat
Nochmal: Die Kündigungsfristen, die für den AN gelten, sind nicht gesetzlich geregelt. Das macht ein Tarifvertrag oder der Arbeitsvertrag. Das hat aber mit dem hier besprochenem Thema der Befristung nichts zu tun.pikant hat geschrieben:(07 Sep 2017, 14:31)
ja, das ist ja das Problem!
lange Kuendigungsfristen sind oft zum Nachteil des AN, weil dieser nicht kurzfristig auf eine besser dotierte Stelle oder dorthin wechseln kann, wo die Arbeit mehr Spass macht.
Es bleibt dabei: Wenn es die Wahl gäbe zwischen einem ansonsten gleichen befristeten oder unbefristeten Vertrag, gibt es keinen Grund den ersteren zu wählen.
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Re: Geplantes Prekariat
ich wuerde den Vertrag waehlen, der mir ermoeglicht sofort einen anderen Job anzunehmen, wenn dieser besser bezahlt wird und mir mehr Spass macht.Dampflok94 hat geschrieben:(08 Sep 2017, 09:15)
Es bleibt dabei: Wenn es die Wahl gäbe zwischen einem ansonsten gleichen befristeten oder unbefristeten Vertrag, gibt es keinen Grund den ersteren zu wählen.
Wenn ein Job befristet ist muss das kein Nachteil sein, auch ein unbefristeter Job braucht kein Nachteil zu sein, wenn man da schnell, flink rauskommt

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Re: Geplantes Prekariat
Ein letztes mal: Die Befristung hat nichts mit der Kündigungsfrist zu tun. Wenn überhaupt, ist da der befristete Job von Nachteil.pikant hat geschrieben:(08 Sep 2017, 09:18)
ich wuerde den Vertrag waehlen, der mir ermoeglicht sofort einen anderen Job anzunehmen, wenn dieser besser bezahlt wird und mir mehr Spass macht.
Wenn ein Job befristet ist muss das kein Nachteil sein, auch ein unbefristeter Job braucht kein Nachteil zu sein, wenn man da schnell, flink rauskommt
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Re: Geplantes Prekariat
sehe ich nicht so und oefter mal den Arbeitsplatz wechseln ist doch nicht per see ein Nachteil!Dampflok94 hat geschrieben:(08 Sep 2017, 09:20)
Ein letztes mal: Die Befristung hat nichts mit der Kündigungsfrist zu tun. Wenn überhaupt, ist da der befristete Job von Nachteil.
Zudem kann der AG bei Befristung Auftragsueberhaenge ausgleichen - win win
Wenn ich einen Grossauftrag erhalte und absehbar ist, dass der Folgeauftrag aus bleibt ist Befristung ideal.
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Re: Geplantes Prekariat
Der feine Unterschied: Hast Du einen unbefristeten Vertrag, dann kannst Du ihn nach belieben wechseln. Ist er befristet, dann mußt Du. Wenn Du einen neuen findest.pikant hat geschrieben:(08 Sep 2017, 09:22)
sehe ich nicht so und oefter mal den Arbeitsplatz wechseln ist doch nicht per see ein Nachteil!
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Re: Geplantes Prekariat
Daran kann doch die Motivation liegen sich intensiv um einen neuen Job bemuehen, der einem mehr bringt.Dampflok94 hat geschrieben:(08 Sep 2017, 09:25)
Der feine Unterschied: Hast Du einen unbefristeten Vertrag, dann kannst Du ihn nach belieben wechseln. Ist er befristet, dann mußt Du. Wenn Du einen neuen findest.
Bei diesem grossen Fachkraeftemangel in Deutschland kann das viel Geld wert sein

Bei Unbefristet ruht man sich eher auf den Lorbeeren aus und sucht nicht so intensiv als bei Befristung.
alles hat seine Vor- und Nachteile und da von besser oder schlechter zu sprechen ist meine Ansicht nicht.
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Re: Geplantes Prekariat
Klar, für den Arbeitgeber ist das natürlich ideal, er wälzt das wirtschaftliche Risiko der Nicht Beschäftigung auf den Arbeitnehmer ab.pikant hat geschrieben:(08 Sep 2017, 09:22)
sehe ich nicht so und oefter mal den Arbeitsplatz wechseln ist doch nicht per see ein Nachteil!
Zudem kann der AG bei Befristung Auftragsueberhaenge ausgleichen - win win
Wenn ich einen Grossauftrag erhalte und absehbar ist, dass der Folgeauftrag aus bleibt ist Befristung ideal.
Die Großen hören auf zu herrschen, wenn die Kleinen aufhören zu kriechen!“
(Friedrich Schiller)
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Re: Geplantes Prekariat
das wirtschaftliche Risiko hat immer der AG und der AN erhaelt Lohn fuer die Leistung, die er im Unternehemen fuer eine bestimmte Zeit erbringt.Orwellhatterecht hat geschrieben:(08 Sep 2017, 10:49)
Klar, für den Arbeitgeber ist das natürlich ideal, er wälzt das wirtschaftliche Risiko der Nicht Beschäftigung auf den Arbeitnehmer ab.
Bei Befristung ist diese Zeit im Gegensatz zum unebfristeten Arbeitsvertrag genau geregelt - nur das ist der Unterschied
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Re: Geplantes Prekariat
pikant hat geschrieben:(08 Sep 2017, 10:52)
das wirtschaftliche Risiko hat immer der AG und der AN erhaelt Lohn fuer die Leistung, die er im Unternehemen fuer eine bestimmte Zeit erbringt.
Bei Befristung ist diese Zeit im Gegensatz zum unebfristeten Arbeitsvertrag genau geregelt - nur das ist der Unterschied
Ein Werkvertrag hat mit einem Arbeitsvertrag überhaupt nichts zu tun, beim Werkvertrag wird eine Leistung geschuldet und zwar nur dann, wenn sie auch zur Zufriedenheit des Auftraggebers erfüllt wurde. Die eingesetzte Zeit und die eingesetzten Mittel spielen dabei überhaupt keine Rolle, sind Verhandlungsgeschick, der Erfüller des Werkvertrages muss also zuvor kalkulieren, ob er mit dem in Aussicht gestellten Preis bzw. seiner Preisforderung durchkommt oder nicht. Das wirtschaftliche Risiko, das eigentlich der Arbeit vergebende Unternehmer trägt, wird so auf den Arbeitnehmer, pardon "Unternehmer" bezüglich Werkvertrag abgewälzt, keine Arbeit - kein zu erledigender Auftrag.
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(Friedrich Schiller)
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