Bleibtreu hat geschrieben:(05 Apr 2017, 16:25)
Ich finde den DI gar nicht so schlecht als Anhaltspunkt, er macht durchaus interessante Angaben und setzt sich aus folgenden Indikatoren zusammen
* Wahlprozess & Pluralismus
* Funktionsweise der Regierung
*politische Teilhabe
* politische Kultur
* Buergerrechte
Diese Punkte sind grundsaetzlich nicht schlecht. Die Frage ist, ob die Ergebnisfindung befriedigend durchgefuehrt wird. Naeheres zum Verfahren wird auf der von mir bereits verlinkten englischen Seite erlaeutert. Was auf der deutschen wieder mal fehlt.
https://en.wikipedia.org/wiki/Democracy_Index
Ich hatte AS ursprünglich nur eine Frage beantwortet, nämlich ob es laut Demokratieindex (nur laut diesem) islamische Demokratien gibt. Die Antwort ist, ja, mehrere.
Thailand, das er als Beispiel genannt hatte, liegt dort sogar noch hinter der Türkei von Erdogan zurück.
Glaube ich nun das all diese Länder liberale, einwandfreie Demokratien sind? Ganz sicher nicht. Mein Hinweis auf die ostasiatischen Demokratien sollte darauf hinweisen, das eigentlich alle Kulturkreise ausser der europäische so ihre liebe Mühe mit der Demokratie haben. Mich hätte es interessiert warum dies der Fall ist. Stattdessen wird alles immer wieder auf dasselbe Thema verengt (das ja durchaus ein Problemfeld ist). So als ob es das alles sonstwo nicht gäbe. Schade und auch mittlerweile sehr langweilig.
Bleibtreu hat geschrieben:(05 Apr 2017, 16:25)
Das ist wieder dieses WischiWaschiArgument: Es gibt kaum vollstaendige Demokratien, also sind die islamischen halb so wild. Stellt mich ueberhaupt nicht zufrieden. Die Bezeichnung
islamische Demokratien zeigt doch schon auf woran es hakt. Wie viel Islam steckt in diesen Demokratien, sind sie rechtsstaatlich, wie pluralistisch sind sie, haben sie eine GewaltenTeilung etc pp?
Siehe oben. Es ist halt beileibe kein alleiniges Phänomen der islamischen Welt, daher ist die Frage wo die Ursachen zu suchen sind. Es kann natürlich auch für jeden Kulturkreis ein anderes Set an Problemen dafür verantwortlich sein, aber aus meiner Sicht ist es so:
Die Demokratie konnte sich erst im Zuge der französischen Revolution entwickeln, ist damit ein ziemlich europäisches Konstrukt und konnte sich ebenfalls erst in Korrelation mit dem Rückgang des Einflusses des Christentums voll entfalten. Eine islamische Demokratie, die auch wirklich diesen Namen verdient, kann es erst geben wenn der Einfluss des Islams auf eine abstrakte Ebene zurückgedrängt wird.
Ansätze gibt es, aber in den meisten islamischen Ländern sind die Grundlagen gar nicht gegeben und das wäre auch nicht anders wenn diese buddhistisch oder christlich wären.
Es fehlt eine intakte, gebildete Zivilgesellschaft, Wohlstand (besonders wichtig), Arbeit, Frieden. Nur auf dem Fundament kann eine Demokratie überhaupt entstehen.
Welcher religiöse Hokuspokus da vorherrscht ist dabei ziemlich irrelevant.
Bleibtreu hat geschrieben:(05 Apr 2017, 16:25)
Da kommen wir zum Indikator Pluralismus. Es kann nur eine Partei gewaehlt werden die sich aufstellt, bzw. erlaubt wurde an Wahlen teil zu nehmen. Und ist sie aufgestellt, von wie vielen Buergern wird sie unterstuetzt?
Zu sagen - ja, ich will Freiheit und waehlen koennen, bedeutet noch lange nicht eine rechtsstaatliche Demokratie zu wuenschen. Zu sagen - ja, ich bin fuer die MenschenRechte sagt mir nichts darueber, welche Vorstellungen diese Personen von den MenschenRechten haben. Es gibt ja bekanntlich die islamischen Menschenrechte [Kairo]. Die UN MenschenrechtsCharta beinhaltet die Gleichberechtigung der Geschlechter, Homosexueller und auch von uns Juden. Und bei diesen Punkten sieht es in der Bevoelkerung von islamischen Laendern erbaermlich aus. Da gibt es nichts chic zu reden.

Die Menschenrechtserklärung von Kairo ist für mich bereits Geschichte, sprich irrelevant. Die meisten Unterzeichner leben nicht mehr und viele der Staaten die sei vertraten auch nicht. Da gibt es in meinen Augen überhaupt keine Rechtstradition oder auch nur eine irgendwie geartete Relevanz. Ganz abgesehen davon das sie schon damals reine Comedy war ohne jeglichen Geltungsanspruch für die Wirklichkeit.
Ich bin mir auch nicht sicher wie du darauf kommst das etwas schick geredet wird, weil ich eine falsch Aussage anhand der verlangten Quelle des die Behauptung aufstellenden korrigiert habe?
Die Realität zu benennen ist ja jetzt nichts schönreden, sondern einfach nur die Realität. Und wenn das nicht-islamische Asien und die islamische Welt ungefähr ähnliche Demokratiedefizite haben, dann ist das eben so. Es schmeckt halt einigen nicht, warum weiss ich auch nicht.
Es gibt halt ein paar islamische Länder die Demokratien auf osteuropäischem Niveau sind (Senegal, Malaysia, Indonesien, Tunesien und die Türkei, naja, auf dem Weg zur Rolle rückwärts). Der Rest ist politisch auf dem Niveau von China, Russland oder auch Nordkorea.
Gibt es islamische Demokratien? Ja. Sind es genug? Nein. Könnten sie noch wesentlich demokratischer und liberaler werden? Ja.
Ich denke die nichteuropäischen Länder werden irgendeinen eigenen Weg finden.
Wie gesagt, ich habe nicht wirklich Lust dieses ganze Thema durchzukauen und ausserdem jetzt nen längeren Urlaub (auf Balkonien) und klinke mich daher erstmal aus.