Höcke: Denkmal der Schande

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Selina
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Re: Höcke: Denkmal der Schande

Beitrag von Selina »

Edmund hat geschrieben:(30 Jan 2017, 00:40)

Es geht um eine irrsinnige, antideutsche "Erinnerungskultur" der nationalen Selbstgeißelung, die "den Deutschen" und "der deutschen Nation" den Holocaust kollektiv anlastet, das deutsche Volk als "Tätervolk" brandmarkt und die mehr als tausendjährige deutsche Nationalgeschichte in den Schatten des Holocaust stellt.

Das hat Höcke kritisiert.
Es wird doch niemand "gebrandmarkt", keiner bezeichnet das deutsche Volk als "Tätervolk". Das ist alles wieder so eine Blase im Kopf dieses Herren. Er denkt halt "völkisch" wie seine entsprechenden Vorfahren. Und in dieses zusammengebastelte Weltbild passt unsere normale und menschlich nachvollziehbare Erinnerungskultur eben nicht. Deshalb bekämpft er sie. Und nicht nur er.
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Hyde
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Re: Höcke: Denkmal der Schande

Beitrag von Hyde »

Antonius hat geschrieben:(29 Jan 2017, 15:30)

Wir sollten uns hier vielleicht noch einmal der Rede von Bundespräsident Gauck am 27.1.2015 anläßlich des Jahrestages der Befreiung des KZ Ausschwitz'
durch die Rote Armee bewußt werden:

http://www.bundespraesident.de/SharedDo ... enken.html

Der Absatz, der mich besonders schmerzlich berührt:
  • Solange ich lebe, werde ich darunter leiden, dass die deutsche Nation mit ihrer so achtenswerten Kultur zu den ungeheuerlichsten Menschheitsverbrechen fähig war.
    Selbst eine noch so überzeugende Deutung des schrecklichen Kulturbruchs wäre nicht imstande, mein Herz und meinen Verstand zur Ruhe zu bringen.
    Denn da ist ein Bruch eingewebt in die Textur unserer nationalen Identität, der im Bewusstsein quälend lebendig bleibt.
    Wer "in der Wahrheit leben" will, wird dies niemals leugnen.
Ich sehe diese Sache mit der "besonderen deutschen Verantwortung" vor allem als eine Generationenfrage. Diejenigen, die direkt (also selbst) oder indirekt (eigene Eltern) von der Zeit des Nationalsozialismus betroffen waren, haben darauf naturgemäß einen anderen Blick als jüngere Leute, die nicht einmal die deutsche Teilung noch selbst miterlebt haben.
Zu letzterer Generation gehöre ich, und ich habe in dieser Frage einen anderen Blick auf die Dinge als frühere Generationen wie Helmut Schmidt, Schäuble oder Gauck.

Wenn es zum Beispiel um die Frage der Beteiligung an militärischen Konflikten in der Welt geht und dann von der alten Politikergarde das Argument kommt "gerade wir Deutschen sollten nicht...", oder "in Anbetracht unserer deutschen Geschichte sollten wir nicht...", dann war mir als Kind der Nach-1990-Weltordnung dieses rückwärtsgewandte Denken immer fremd, suspekt und überholt erschienen.

Auch das Argument, "wir Deutschen" hätten eine "besondere Verantwortung, die sich aus der Geschichte ergibt" ist eigentlich ein Thema, das vor allem ältere Generationen beschäftigt. Die junge Generation denkt diesbezüglich sowieso nicht mehr so sehr in nationalen Mustern. Warum sollte beispielsweise ein 25-jähriger Deutscher, der in der globalisierten Welt des 21. Jahrhunderts aufgewachsen ist, denken, dass sein 24-jähriger Studienkollege aus Frankreich weniger "Verantwortung" hätte, sich gegen Rechtsextremismus stark zu machen, als er selbst? Nur, weil sie beide zufällig nicht die gleiche Nationalität haben?

Letztendlich hat jeder, der sich als aufgeklärter Demokrat sieht, die Verantwortung, gegen Extremismus, Populismus usw die Stimme zu erheben. Unabhängig davon, ob durch seine Adern zufällig deutsches Blut, schwedisches Blut oder portugiesisches Blut fließt. Das wäre letztendlich auch nur völkisches Denken, wenn man da irgendeine Verantwortung rein an der Nationalität festmacht.

Ich kann verstehen, dass ältere Generationen darüber anders denken und mit einem anderen Verständnis aufgewachsen sind, da sie oder ihre eigenen Eltern den Nationalsozialismus noch miterlebt haben und es für sie noch unmittelbar präsent war.
Andererseits ist aber auch verständlich, dass junge Leute, die in eine Welt hineingeboren wurden, in der selbst der Kalte Krieg und die DDR nur noch in Geschichtsbüchern existierten und wo das Dritte Reich 80 Jahre zurückliegt, einen anderen Blick auf die Welt haben. Und eben nicht denken, dass sie als Deutsche irgendeine größere Verantwortung hätten als ihre französischen oder englischen Kollegen, warum auch?

Es ist weiterhin wichtig, in Deutschland an die Verbrechen zu erinnern und zu gedenken, die in der Nazi-Zeit auf deutschem Boden verübt wurden. Gleichzeitig kann daraus aber nicht abgeleitet werden, dass "der deutsche Bürger" eine besondere heutige Verantwortung trage Rechtsextremismus und Diktatur zu bekämpfen, die größer sei als die der anderen europäischen Mitbürger. Auch kann daraus nicht abgeleitet werden, dass Deutschland sich in bestimmten außenpolitischen Fragen "besonders zurückhalten" müsse. Das wäre im 21. Jahrhundert auch der völlig falsche Ansatzpunkt.
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Zunder
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Re: Höcke: Denkmal der Schande

Beitrag von Zunder »

Edmund hat geschrieben:(30 Jan 2017, 00:49)

Ich verachte diese Großmäuler nach nachgeborenen Generationen, die in ihrem Leben noch gar nichts für Deutschland geleistet und sich in das gemachte Nest ihrer Eltern und Großeltern gesetzt haben, die überhaupt nicht wissen wie es ist in einer totalitären Diktatur zu leben, aber verlogen mit ihren Fingern auf die Kriegsgeneration zeigen, weil sie angeblich alles etwas gewußt und nichts getan hätten.
Ich verachte Idioten, die auch nach 2 Weltkriegen und Auschwitz nicht ihre klebrigen Finger und ihre verkorksten Hirne von Nationalismus und Rassismus lassen können.
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Selina
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Re: Höcke: Denkmal der Schande

Beitrag von Selina »

Edmund hat geschrieben:(30 Jan 2017, 00:49)

Wenn Deine Mutter sich persönlich schuldig gemacht hat oder sich aus irgendeinem Grund schuldig fühlt, muß sie das mit sich selbst ausmachen. Schuld ist eben immer individuell.

Ich verbitte mir hingegen, daß meinen Großeltern und Ur-Großeltern eine "Schuld" am Holocaust angedichtet wird. Die haben sich daran nämlich in keiner Weise beteiligt, genauso wie über 99% der Deutschen.

"Gewußt" haben sie auch nichts, zumindest nichts davon, daß diese Menschen alle ermordet werden. Und selbst wenn sie es gewußt hätten, wären sie machtlos gewesen daran etwas zu ändern. Mit einem "Hitler muß weg!"-Plakat vor die Reichkanzlei zu ziehen war nicht ganz ohne, solltest Du wissen. :rolleyes:

Ich verachte diese Großmäuler nach nachgeborenen Generationen, die in ihrem Leben noch gar nichts für Deutschland geleistet und sich in das gemachte Nest ihrer Eltern und Großeltern gesetzt haben, die überhaupt nicht wissen wie es ist in einer totalitären Diktatur zu leben, aber verlogen mit ihren Fingern auf die Kriegsgeneration zeigen, weil sie angeblich alles etwas gewußt und nichts getan hätten.
Unterstelle mir nicht irgendwelches Zeug. Meine Eltern haben sich in keinster Weise schuldig gemacht. Sie haben immer und jederzeit darüber gesprochen. Zumindest sofort nach Kriegsende. In der Nazizeit selbst sprachen sie als ganz junge Menschen natürlich auch über einzelne schlimme Details (siehe die oben geschilderte Sache mit den prügelnden SA-Leuten), aber immer heimlich und im Bewusstsein der harten Strafe, die folgen würde, wenn sie laut und mit jedermann darüber diskutiert hätten. Und wenn ich hier schlicht feststelle, sehr viele wussten durchaus, was los war, habe ich damit nicht gesagt, sie hätten doch auch was dagegen tun müssen. Viele konnten eben nichts tun. Andere wiederum waren im aktiven Widerstand und wurden ebenfalls ermordet für das, was sie gegen das Naziregime taten. Geschichtsunterricht Klasse sieben.
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Selina
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Re: Höcke: Denkmal der Schande

Beitrag von Selina »

Zunder hat geschrieben:(30 Jan 2017, 00:55)

Ich verachte Idioten, die auch nach 2 Weltkriegen und Auschwitz nicht ihre klebrigen Finger und ihre verkorksten Hirne von Nationalismus und Rassismus lassen können.
:thumbup:
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Selina
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Re: Höcke: Denkmal der Schande

Beitrag von Selina »

Hyde hat geschrieben:(30 Jan 2017, 00:54)

Es ist weiterhin wichtig, in Deutschland an die Verbrechen zu erinnern und zu gedenken, die in der Nazi-Zeit auf deutschem Boden verübt wurden. Gleichzeitig kann daraus aber nicht abgeleitet werden, dass "der deutsche Bürger" eine besondere heutige Verantwortung trage Rechtsextremismus und Diktatur zu bekämpfen, die größer sei als die der anderen europäischen Mitbürger. Auch kann daraus nicht abgeleitet werden, dass Deutschland sich in bestimmten außenpolitischen Fragen "besonders zurückhalten" müsse. Das wäre im 21. Jahrhundert auch der völlig falsche Ansatzpunkt.
Doch, all das kann daraus "abgeleitet werden". Mehr noch: Es muss daraus abgeleitet werden. Darum geht es ja gerade :)
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Re: Höcke: Denkmal der Schande

Beitrag von Edmund »

Selina hat geschrieben:(30 Jan 2017, 01:02)
Und wenn ich hier schlicht feststelle, sehr viele wussten durchaus, was los war, habe ich damit nicht gesagt, sie hätten doch auch was dagegen tun müssen. Viele konnten eben nichts tun.
Warum diskutiert man dann überhaupt darüber, wer etwas wußte oder nicht wußte, wenn aus dem Wissen keine moralische Pflicht ableitbar ist unter den gegebenen Umständen etwas zu tun?

Es wird doch ständig suggeriert, daß aus Wissen bereits Schuld oder Mitschuld erwachsen würde. :rolleyes:

Übrigens bitte mal mit dem Forschungsstand beschäftigen. Von Vernichtungslagern und Gaskammern wußte nahezu niemand etwas oder zumindest nur sehr wenige. Von Massenerschießungen hinter der Front wußten schon mehr, aber auch nur eine Minderheit und die wußte auch nicht das genaue Ausmaß der Morde und die Informationen/Gerüchte waren auch eher schwammig.

Und selbst von denen, die etwas wußten, nimmt die historische Forschung nur eine sehr, sehr geringe Zustimmung im Volk an.
Selina hat geschrieben:(30 Jan 2017, 01:02)
Andere wiederum waren im aktiven Widerstand und wurden ebenfalls ermordet für das, was sie gegen das Naziregime taten. Geschichtsunterricht Klasse sieben.
Ja ist mir bekannt. Übrigens waren Stauffenberg, Goerdeler, Beck, Tresckow und wie sie alle heißen glühende Patrioten und Nationalisten. Dagegen ist Höcke ein Waisenknabe.
CaptainJack

Re: Höcke: Denkmal der Schande

Beitrag von CaptainJack »

Selina hat geschrieben:(30 Jan 2017, 00:45)

Wenn du schon solchen Unfug erzählen musst, dann zitiere mich wenigstens richtig. Das muss richtig heißen: "Aber dass sie auch hinterher nach der Befreiung immer noch behaupteten, nichts gewusst zu haben..."
Also, um das abschließend zu behandeln, muss man nur seinen gesunden Menschenverstand einsetzen, um zu erkennen, dass die Bevölkerung gar nichts wissen konnte. Bewiesen ist: es gab keine Information durch die Presse - es gab keine Information durch das Radio - es gab keine Information durch die Beteiligten - es gab keinen Augenschein vor Ort - es gab keine Opfer, die darüber berichten konnten (erst nach dem Krieg). Wie sollte also eine Millionenbevölkerung davon wissen? :?: Völlig unmöglich!
Einzelfälle zählen absolut nicht!
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Hyde
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Re: Höcke: Denkmal der Schande

Beitrag von Hyde »

Selina hat geschrieben:(30 Jan 2017, 01:08)

Doch, all das kann daraus "abgeleitet werden". Mehr noch: Es muss daraus abgeleitet werden. Darum geht es ja gerade :)
Das sehe ich nicht so. Es ist falsch, die Franzosen, die Holländer oder die restlichen Europäer aus ihrer Verantwortung für eine bessere Welt zu entlassen - bloß weil sie kein deutsches Blut in sich haben.

Wenn es zum Beispiel heutzutage darum geht, den Rechtspopulismus einzudämmen, dann ist das eine Aufgabe, die jeden Europäer gleichermaßen etwas angeht. Ob das nun ein Franzose ist, ein Deutsch-Türke aus Berlin, ein Niederländer oder ein Bayer, dessen Urgroßeltern Nazis waren. Verantwortung gegenüber der Demokratie und der Rechtsstaatlichkeit hat jeder Mensch, dem diese Werte etwas bedeuten. Unabhängig von seiner eigenen Nationalität.
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Re: Höcke: Denkmal der Schande

Beitrag von Selina »

Hyde hat geschrieben:(30 Jan 2017, 01:23)

Das sehe ich nicht so. Es ist falsch, die Franzosen, die Holländer oder die restlichen Europäer aus ihrer Verantwortung für eine bessere Welt zu entlassen - bloß weil sie kein deutsches Blut in sich haben.

Wenn es zum Beispiel heutzutage darum geht, den Rechtspopulismus einzudämmen, dann ist das eine Aufgabe, die jeden Europäer gleichermaßen etwas angeht. Ob das nun ein Franzose ist, ein Deutsch-Türke aus Berlin, ein Niederländer oder ein Bayer, dessen Urgroßeltern Nazis waren. Verantwortung gegenüber der Demokratie und der Rechtsstaatlichkeit hat jeder Mensch, dem diese Werte etwas bedeuten. Unabhängig von seiner eigenen Nationalität.
Das ist alles richtig. Und niemand entlässt "die Franzosen, Holländer oder die restlichen Europäer aus ihrer Verantwortung". Da hast du mich missverstanden. Was ich sagen wollte: Dennoch - trotz aller gemeinsamen europäischen und internationalen Verantwortung - haben wir Deutschen eben eine besondere Verantwortung, dass so ein Nazigeist nicht wieder solches Unheil anrichten kann, auf Grund unserer Geschichte. Das sind zwei Seiten ein und derselben Medaille.
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Re: Höcke: Denkmal der Schande

Beitrag von Selina »

CaptainJack hat geschrieben:(30 Jan 2017, 01:21)

Wie sollte also eine Millionenbevölkerung davon wissen? :?: Völlig unmöglich!
Einzelfälle zählen absolut nicht!
Ich schrieb nichts von einer Millionenbevölkerung. Daher zitiere ich mich selbst nochmals, da du es offenbar nicht richtig gelesen hattest. Ich schrieb: "Sehr viele Menschen haben vieles gewusst, manche einiges und nur wenige gar nichts." Das ist weitaus differenzierter, als du mir jetzt unterstellst. Außerdem gab es noch andere Wege außer den öffentlichen, wie man an Informationen gelangen konnte. So etwas wurde sich zum Beispiel ständig zugeflüstert. Und das machte dann die Runde. Und die grausamen Dinge, die ich weiter oben schilderte, konnte jeder sehen, wenn er nur aus dem Fenster schaute oder zur Tür hinausging.
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DarkLightbringer
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Re: Höcke: Denkmal der Schande

Beitrag von DarkLightbringer »

Edmund hat geschrieben:(30 Jan 2017, 01:14)

(...)
Ja ist mir bekannt. Übrigens waren Stauffenberg, Goerdeler, Beck, Tresckow und wie sie alle heißen glühende Patrioten und Nationalisten. Dagegen ist Höcke ein Waisenknabe.
Viele Widerstandskämpfer waren Patrioten, etwa in der französischen Resistance. Warum sollten denn Faschisten patriotischer sein?

Jemand wie Höcke steht ja auch nicht zu diesem Land und selbst die NPD gab mal programmatisch ihre Orientierung an Moskau und China an.
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Hyde
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Re: Höcke: Denkmal der Schande

Beitrag von Hyde »

Selina hat geschrieben:(30 Jan 2017, 01:36)

Das ist alles richtig. Und niemand entlässt "die Franzosen, Holländer oder die restlichen Europäer aus ihrer Verantwortung". Da hast du mich missverstanden. Was ich sagen wollte: Dennoch - trotz aller gemeinsamen europäischen und internationalen Verantwortung - haben wir Deutschen eben eine besondere Verantwortung, dass so ein Nazigeist nicht wieder solches Unheil anrichten kann, auf Grund unserer Geschichte. Das sind zwei Seiten ein und derselben Medaille.
Ich verstehe aber nicht, wie beispielsweise ein Franzose weniger Verantwortung haben kann, dass in seinem Land keine Nazis an die Macht kommen, als ein Deutscher Verantwortung hat dass in Deutschland keine Nazis an die Macht kommen. Beides wäre gleich schlimm, und deswegen wäre es auch paradox, beiden eine unterschiedliche Verantwortung aufzuladen. Jedes Land hat die heilige Pflicht, die hundertprozentige Verantwortung, zu verhindern dass Nazis an die Macht kommen. Da hat nicht die eine Bevölkerung 90%-ige Verantwortung und die andere Bevölkerung 100%-ige Verantwortung. Da kann man doch keine Abstufungen machen oder sagen "bei euch wäre es nicht so schlimm wie bei uns" oder "ihr müsst nicht so sehr dafür kämpfen wie wir".

Ich persönlich bin in den 90ern und 00ern aufgewachsen. Bis ich ca 15 Jahre alt war, wusste ich nicht mal, dass es überhaupt mal so etwas wie eine europäische Teilung oder einen Ost-West-Konflikt gegeben hat, als Spätfolge des 2. Weltkriegs. Sprich: seit meiner Geburt bin ich in einer Welt grossgeworden, in der Zusammenarbeit und globalisiertes Denken selbstverständlich war, eine Welt auch, in der es keine Spätfolgen des 2. Weltkriegs (europäische Teilung) mehr gegeben hat. Auch meine Eltern sind lange nach Gründung der BRD überhaupt erst geboren.
Dementsprechend hatte ich nie irgendwelche persönlichen Berührungspunkte mit der Zeit des Nationalsozialismus und hatte von kleinauf das Lebensgefühl eines globalisierten Europäers. Dementsprechend erschien mir der Gedanke schon immer fremd, warum ich eine besonders große Verantwortung haben sollte, die sich bloß aus meinem Pass oder meinem zufälligen Geburtsort ergibt. Oder anders gesagt, warum meine französischen Freunde weniger Verantwortung haben sollten als ich? Nur, weil wir auf unterschiedlichen Flecken Erde geboren wurden? Wir, die wir alle im 21. Jhd grossgeworden sind, mit den gleichen Werten, Träumen und Zukunftsängsten?

Ich übernehme gerne Verantwortung, um für eine demokratische und liberale Weltordnung zu kämpfen. Ich tue das aber nicht "weil ich Deutscher bin" oder aus irgendeinem nationalistischen Verantwortungsgefühl heraus oder aus irgendeinem Schuldbewusstsein heraus, sondern weil ich an die Werte glaube. Und genauso erwarte ich das auch von den Franzosen, Belgiern oder Amerikanern meiner Generation, dass sie für die Werte eintreten, die ihnen wichtig sind. Ich kann nicht ableiten, dass ich aufgrund meiner Blutsherkunft eine größere Verantwortung habe als meine ausländischen Mitmenschen, oder dass sie sich hinter mir verstecken können und weniger Verantwortung für die Welt tragen, was ist das denn für eine Argumentation? Wir sind alle in der gleichen Welt aufgewachsen, und wir tragen alle die gleichen Rechten und Pflichten und die gleiche Verantwortung für unsere Zukunft.
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Adlerauge
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Re: Höcke: Denkmal der Schande

Beitrag von Adlerauge »

Es gab sehr wohl Widerstandskämpfer im dritten Reich:

https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_von ... ozialismus

Ich hoffe doch,dass man auch ihnen Denkmäler errichtet.
Recht muss Recht bleiben, dem Unrecht muss das Recht entzogen werden!
CaptainJack

Re: Höcke: Denkmal der Schande

Beitrag von CaptainJack »

Selina hat geschrieben:(30 Jan 2017, 01:44)

Ich schrieb nichts von einer Millionenbevölkerung. Daher zitiere ich mich selbst nochmals, da du es offenbar nicht richtig gelesen hattest. Ich schrieb: "Sehr viele Menschen haben vieles gewusst, manche einiges und nur wenige gar nichts." Das ist weitaus differenzierter, als du mir jetzt unterstellst. Außerdem gab es noch andere Wege außer den öffentlichen, wie man an Informationen gelangen konnte. So etwas wurde sich zum Beispiel ständig zugeflüstert. Und das machte dann die Runde. Und die grausamen Dinge, die ich weiter oben schilderte, konnte jeder sehen, wenn er nur aus dem Fenster schaute oder zur Tür hinausging.
Aber das sind ja absolut abstrakte, nicht greifbare Aussagen, die gerade einen (beabsichtigten?) Effekt der Verunglimpfung einer voraussichtlich unschuldigen Bevölkerung hervorrufen sollen! :rolleyes:
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Billie Holiday
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Re: Höcke: Denkmal der Schande

Beitrag von Billie Holiday »

Aufgenähte gelbe Sterne auf Mantelaufschlägen oder Plakate mit der Aufschrift "Deutsche, kauft nicht bei Juden" waren für jedermann sichtbar. Dass der jüdische Nachbar plötzlich weg war und Fremde seine Wohnung leergeräumt haben, war auch für die Nachbarschaft sichtbar. Dass auch zwei Straßen weiter plötzlich die jüdischen Familien alle weg waren, muß sich auch rumgesprochen haben.
Es ist nicht so, dass man so gar nichts ahnen oder wissen konnte. Auch wenn mit Sicherheit "Otto-Normalverbraucher" nichts von Gaskammern wußte, wußten alle, wie mit Juden umgegangen wird.

Das Berliner Mahnmal ist richtig und befindet sich am richtigen Platz.
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Re: Höcke: Denkmal der Schande

Beitrag von Kael »

Das Berliner Mahnmal ist Richtig - Aber nicht so wie es umgesetzt wurde.

https://assets.vice.com/content-images/ ... 0Kopie.jpg


Das Monument sagt nichts aus, außer das dort ein paar Steine rumstehen auf denen man rumhüpfen kann. Ganz ehrlich: Ich denke in 100 Jahren haben die Leute vergessen was das ist.

Kurz: Es ist wieder eine Steuerverschwendung. Das einzige was schlimmer ist, ist BER.

Aber Berlin steht ja mittlerweile eh für Dekadenz und Ausschweifungen. Gomorrha der Neuzeit.
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Re: Höcke: Denkmal der Schande

Beitrag von Selina »

Hyde hat geschrieben:(30 Jan 2017, 02:13)

Ich verstehe aber nicht, wie beispielsweise ein Franzose weniger Verantwortung haben kann, dass in seinem Land keine Nazis an die Macht kommen, als ein Deutscher Verantwortung hat dass in Deutschland keine Nazis an die Macht kommen. Beides wäre gleich schlimm, und deswegen wäre es auch paradox, beiden eine unterschiedliche Verantwortung aufzuladen. Jedes Land hat die heilige Pflicht, die hundertprozentige Verantwortung, zu verhindern dass Nazis an die Macht kommen. Da hat nicht die eine Bevölkerung 90%-ige Verantwortung und die andere Bevölkerung 100%-ige Verantwortung. Da kann man doch keine Abstufungen machen oder sagen "bei euch wäre es nicht so schlimm wie bei uns" oder "ihr müsst nicht so sehr dafür kämpfen wie wir".
Das hat keiner gesagt. Wo steht etwas bei mir, dass die Franzosen weniger Verantwortung hätten oder all die anderen? Wir aber sind Deutsche. Und dazu gehört nun mal die genaue Kenntnis unserer Geschichte, das Wissen der Schuld vieler unserer Vorväter (= geschichtlich gemeint und nicht persönlich) und das Wissen um die besondere Verantwortung, die für uns Nachgeborene daraus erwächst. Da gibts nichts dran zu deuteln. Die Franzosen tun das dann ihrerseits, ihre eigene Geschichte kennen und die entsprechenden Lehren daraus ziehen. Eigentlich eine ganz einfache Sache. Aber so wie du denken ja viele junge Leute, das ist auch ok. Wenn dabei dann eine friedliche nazifreie Welt rauskommt, ist es doch alles gut so. Ich bin halt nur gegen das Vergessen. Dabei auch auf europäischer Ebene gemeinsam etwas gegen den Rechtsruck in den meisten Ländern zu tun, ist darin natürlich eingeschlossen. So sollten solche Koblenzer Treffen stets mit ähnlichen oder größeren Protesten begleitet werden, wie wir das ja zum Glück erleben durften.
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Re: Höcke: Denkmal der Schande

Beitrag von Selina »

CaptainJack hat geschrieben:(30 Jan 2017, 02:32)

Aber das sind ja absolut abstrakte, nicht greifbare Aussagen, die gerade einen (beabsichtigten?) Effekt der Verunglimpfung einer voraussichtlich unschuldigen Bevölkerung hervorrufen sollen! :rolleyes:
Dieser zusammengeschlagene Kommunist vor der Haustür meiner Mutter und der Holzpantinen-Zug voller abgemagerter Leute in derselben Stadt, denen die Leute am Straßenrand kein Brot zustecken durfen, das ist alles nichts Abstraktes. Das ist bittere traurige Vergangenheit. Deutsche Vergangenheit. Aber bleib doch von mir aus bei deiner Meinung, niemand habe etwas gewusst. Stattdessen kannst du ja auch heute noch jede Menge Zeitzeugenberichte lesen, hören oder sehen. Dafür ist es nie zu spät.
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Re: Höcke: Denkmal der Schande

Beitrag von Welfenprinz »

Mann,der grösste gesellschaftliche Konflikt in der Bundesrepublik hat sich an der Frage “Papa,was hast du im Krieg gemacht “ entzündet. ( 68er)
Und da ging es noch nicht mal um Verantwortung oder Schuld sondern darum,dass die Alten überhaupt erstmal nur zu dem stehen,was sie gemacht haben. Immerhin wollten sie die moralischen Autoritäten sein in Familie,Betrieb und Uni.

Und jetzt geistern hier immer noch welche rum “Hitler wars,ich hab nix gemacht“.
Unfassbar. Solange noch einer so ne Scheisse rumtrompetet brauchen wir in jedem Dorf so ein Denkmal. :mad2:
Sterben kann nicht so schlimm sein,sonst würden es nicht so viele tun.
Lt. griinpissstudien stirbt eine Ratte, wenn ihr ein 200l-Fass Glyphosat auf den Kopf fällt.
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Re: Höcke: Denkmal der Schande

Beitrag von JJazzGold »

Billie Holiday hat geschrieben:(30 Jan 2017, 05:20)

Aufgenähte gelbe Sterne auf Mantelaufschlägen oder Plakate mit der Aufschrift "Deutsche, kauft nicht bei Juden" waren für jedermann sichtbar. Dass der jüdische Nachbar plötzlich weg war und Fremde seine Wohnung leergeräumt haben, war auch für die Nachbarschaft sichtbar. Dass auch zwei Straßen weiter plötzlich die jüdischen Familien alle weg waren, muß sich auch rumgesprochen haben.
Es ist nicht so, dass man so gar nichts ahnen oder wissen konnte. Auch wenn mit Sicherheit "Otto-Normalverbraucher" nichts von Gaskammern wußte, wußten alle, wie mit Juden umgegangen wird.

Das Berliner Mahnmal ist richtig und befindet sich am richtigen Platz.
Zu Deiner, wie auch meiner Sichtweise passt das Interview mit dem Historiker Peter Longerich, der seine Recherche im Buch “Davon haben wir nichts gewusst“ veröffentlichte.

http://www.deutschlandradiokultur.de/hi ... _id=132265

Die Nazis nahmen die Bevölkerung in Legitimation und Mitverantwortung für ihren Verbrechen und das Volk gab ihnen diese bereitwillig.


Zuletzt geändert von JJazzGold am Montag 30. Januar 2017, 08:37, insgesamt 1-mal geändert.
Die gefährlichste aller Weltanschauungen ist die der Leute, welche die Welt nie angeschaut haben.
Alexander Freiherr von Humboldt

https://www.youtube.com/watch?v=9FBu2rVuXGI
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Re: Höcke: Denkmal der Schande

Beitrag von busse »

Zunder hat geschrieben:(29 Jan 2017, 13:06)

Was du für eine vorgegebene Linie hältst, ist der bloße Anstand, der Respekt vor den Opfern, die Anerkennung historischer Tatsachen.
Daß du schon für ein unter Vernunftbegabten selbstverständliches Verhalten eine Vorgabe brauchst, spricht für sich.

Wenn du ernsthaft behaupten willst, Havemann und Bahro wäre ein Gedenken an die NS-Ofer verwehrt worden, solltest du mal dein Verhältnis zur Realität neu einrichten.
Ich behaupte dies nicht, das hat Bahro selbst nach der Wende in einer Podiumsdiskussion verlautbart und bei Havemann steht es in den Stasiakten , veröffentlicht von seiner Frau Katja Havemann. Noch Fragen zur Realität ?
busse
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Re: Höcke: Denkmal der Schande

Beitrag von busse »

Billie Holiday hat geschrieben:(30 Jan 2017, 05:20)

Aufgenähte gelbe Sterne auf Mantelaufschlägen oder Plakate mit der Aufschrift "Deutsche, kauft nicht bei Juden" waren für jedermann sichtbar. Dass der jüdische Nachbar plötzlich weg war und Fremde seine Wohnung leergeräumt haben, war auch für die Nachbarschaft sichtbar. Dass auch zwei Straßen weiter plötzlich die jüdischen Familien alle weg waren, muß sich auch rumgesprochen haben.
Es ist nicht so, dass man so gar nichts ahnen oder wissen konnte. Auch wenn mit Sicherheit "Otto-Normalverbraucher" nichts von Gaskammern wußte, wußten alle, wie mit Juden umgegangen wird.

Das Berliner Mahnmal ist richtig und befindet sich am richtigen Platz.
Verwechselst Du da vielleicht etwas ? Die Plakate gab es einen Tag 1933 und bei den Pogromen 1938. Der Judenstern kam erst später.
Diese moralisch hyperventilierenden User hier haben Null Gespür für eine vergangene Zeit. Ab 1942 , denn wir sprechen genau über diese Zeit haben die Leute ganz andere Probleme gehabt, die da hießen ist mein Mann, Bruder an der Front etc. noch am Leben, wann wird er eingezogen, wann kommt der nächste Bombenangriff , wann ist unsere Stadt dran bombardiert zu werden, wann kann ich meine Lebensmittelkarten einlösen etc.pp.., In der Nachbarschaft war durch die Bombenangriffe ein einziges Kommen und Gehen, durch Einquartierung Bombengeschädigter, Umquartierungen etc., das war der Lebensalltag. Da paßte dann keiner mehr auf , ob eine jüdische Familie in den Osten zum "Arbeitseinsatz" kam, W. Kempowski hat das eindrucksvoll beschrieben.
Aber mit Euren moralischen Ansprüchen wärt ihr damals selbstverständlich in der ersten Abwehrreihe gewesen *lach*, vorgenannte Alltagssorgen hättet ihr völlig ignoriert.
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Re: Höcke: Denkmal der Schande

Beitrag von Selina »

Billie Holiday hat geschrieben:(30 Jan 2017, 05:20)

Aufgenähte gelbe Sterne auf Mantelaufschlägen oder Plakate mit der Aufschrift "Deutsche, kauft nicht bei Juden" waren für jedermann sichtbar. Dass der jüdische Nachbar plötzlich weg war und Fremde seine Wohnung leergeräumt haben, war auch für die Nachbarschaft sichtbar. Dass auch zwei Straßen weiter plötzlich die jüdischen Familien alle weg waren, muß sich auch rumgesprochen haben.
Es ist nicht so, dass man so gar nichts ahnen oder wissen konnte. Auch wenn mit Sicherheit "Otto-Normalverbraucher" nichts von Gaskammern wußte, wußten alle, wie mit Juden umgegangen wird.

Das Berliner Mahnmal ist richtig und befindet sich am richtigen Platz.
Genau :thumbup: Auch die "Reichspogromnacht" mit ihren grausamen Ereignissen haben ja wohl die meisten gesehen.

Zitat:

Die Novemberpogrome 1938 – bezogen auf die Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 auch (Reichs-)Kristallnacht oder Reichspogromnacht genannt – waren vom nationalsozialistischen Regime organisierte und gelenkte Gewaltmaßnahmen gegen Juden im gesamten Deutschen Reich.

Dabei wurden vom 7. bis 13. November 1938 etwa 400 Menschen ermordet oder in den Suizid getrieben. Über 1.400 Synagogen, Betstuben und sonstige Versammlungsräume sowie tausende Geschäfte, Wohnungen und jüdische Friedhöfe wurden zerstört. Ab dem 10. November wurden ungefähr 30.000 Juden in Konzentrationslagern inhaftiert, von denen Hunderte ermordet wurden oder an den Haftfolgen starben.

Die Pogrome markieren den Übergang von der Diskriminierung der deutschen Juden seit 1933 zur systematischen Verfolgung, die knapp drei Jahre später in den Holocaust mündete.


Und das Ergebnis des Holocaust, sechs Millionen vergaste, erschlagene und erschossene Juden, das kennt ja nun jeder.

https://de.wikipedia.org/wiki/Novemberpogrome_1938
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JJazzGold
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Re: Höcke: Denkmal der Schande

Beitrag von JJazzGold »

Hyde hat geschrieben:(30 Jan 2017, 00:54)

Ich sehe diese Sache mit der "besonderen deutschen Verantwortung" vor allem als eine Generationenfrage. Diejenigen, die direkt (also selbst) oder indirekt (eigene Eltern) von der Zeit des Nationalsozialismus betroffen waren, haben darauf naturgemäß einen anderen Blick als jüngere Leute, die nicht einmal die deutsche Teilung noch selbst miterlebt haben.
Zu letzterer Generation gehöre ich, und ich habe in dieser Frage einen anderen Blick auf die Dinge als frühere Generationen wie Helmut Schmidt, Schäuble oder Gauck.

Wenn es zum Beispiel um die Frage der Beteiligung an militärischen Konflikten in der Welt geht und dann von der alten Politikergarde das Argument kommt "gerade wir Deutschen sollten nicht...", oder "in Anbetracht unserer deutschen Geschichte sollten wir nicht...", dann war mir als Kind der Nach-1990-Weltordnung dieses rückwärtsgewandte Denken immer fremd, suspekt und überholt erschienen.

Auch das Argument, "wir Deutschen" hätten eine "besondere Verantwortung, die sich aus der Geschichte ergibt" ist eigentlich ein Thema, das vor allem ältere Generationen beschäftigt. Die junge Generation denkt diesbezüglich sowieso nicht mehr so sehr in nationalen Mustern. Warum sollte beispielsweise ein 25-jähriger Deutscher, der in der globalisierten Welt des 21. Jahrhunderts aufgewachsen ist, denken, dass sein 24-jähriger Studienkollege aus Frankreich weniger "Verantwortung" hätte, sich gegen Rechtsextremismus stark zu machen, als er selbst? Nur, weil sie beide zufällig nicht die gleiche Nationalität haben?

Letztendlich hat jeder, der sich als aufgeklärter Demokrat sieht, die Verantwortung, gegen Extremismus, Populismus usw die Stimme zu erheben. Unabhängig davon, ob durch seine Adern zufällig deutsches Blut, schwedisches Blut oder portugiesisches Blut fließt. Das wäre letztendlich auch nur völkisches Denken, wenn man da irgendeine Verantwortung rein an der Nationalität festmacht.

Ich kann verstehen, dass ältere Generationen darüber anders denken und mit einem anderen Verständnis aufgewachsen sind, da sie oder ihre eigenen Eltern den Nationalsozialismus noch miterlebt haben und es für sie noch unmittelbar präsent war.
Andererseits ist aber auch verständlich, dass junge Leute, die in eine Welt hineingeboren wurden, in der selbst der Kalte Krieg und die DDR nur noch in Geschichtsbüchern existierten und wo das Dritte Reich 80 Jahre zurückliegt, einen anderen Blick auf die Welt haben. Und eben nicht denken, dass sie als Deutsche irgendeine größere Verantwortung hätten als ihre französischen oder englischen Kollegen, warum auch?

Es ist weiterhin wichtig, in Deutschland an die Verbrechen zu erinnern und zu gedenken, die in der Nazi-Zeit auf deutschem Boden verübt wurden. Gleichzeitig kann daraus aber nicht abgeleitet werden, dass "der deutsche Bürger" eine besondere heutige Verantwortung trage Rechtsextremismus und Diktatur zu bekämpfen, die größer sei als die der anderen europäischen Mitbürger. Auch kann daraus nicht abgeleitet werden, dass Deutschland sich in bestimmten außenpolitischen Fragen "besonders zurückhalten" müsse. Das wäre im 21. Jahrhundert auch der völlig falsche Ansatzpunkt.

Mehr oder weniger Verantwortung ist wie "ein bisschen schwanger". Die Verantwortung selbst ist immer gleich groß, nur die Wahrnehmung und Umsetzung kann umfassender oder weniger umfassend oder jede Verantwortung verweigernd sein. Letzteres ein Ziel dieses braunen Höcke und seinen Followern.
Die gefährlichste aller Weltanschauungen ist die der Leute, welche die Welt nie angeschaut haben.
Alexander Freiherr von Humboldt

https://www.youtube.com/watch?v=9FBu2rVuXGI
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Re: Höcke: Denkmal der Schande

Beitrag von becksham »

Welfenprinz hat geschrieben:(30 Jan 2017, 08:31)

Mann,der grösste gesellschaftliche Konflikt in der Bundesrepublik hat sich an der Frage “Papa,was hast du im Krieg gemacht “ entzündet. ( 68er)
Und da ging es noch nicht mal um Verantwortung oder Schuld sondern darum,dass die Alten überhaupt erstmal nur zu dem stehen,was sie gemacht haben. Immerhin wollten sie die moralischen Autoritäten sein in Familie,Betrieb und Uni.

Und jetzt geistern hier immer noch welche rum “Hitler wars,ich hab nix gemacht“.
Unfassbar. Solange noch einer so ne Scheisse rumtrompetet brauchen wir in jedem Dorf so ein Denkmal. :mad2:
:thumbup:
Beim Lesen einiger Beiträge ging mir auch durch den Kopf, wir haben anscheinend noch zu wenig Erinnerungskultur.
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Re: Höcke: Denkmal der Schande

Beitrag von busse »

Welfenprinz hat geschrieben:(30 Jan 2017, 08:31)

Mann,der grösste gesellschaftliche Konflikt in der Bundesrepublik hat sich an der Frage “Papa,was hast du im Krieg gemacht “ entzündet. ( 68er)
Und da ging es noch nicht mal um Verantwortung oder Schuld sondern darum,dass die Alten überhaupt erstmal nur zu dem stehen,was sie gemacht haben. Immerhin wollten sie die moralischen Autoritäten sein in Familie,Betrieb und Uni.

Und jetzt geistern hier immer noch welche rum “Hitler wars,ich hab nix gemacht“.
Unfassbar. Solange noch einer so ne Scheisse rumtrompetet brauchen wir in jedem Dorf so ein Denkmal. :mad2:

Unfassbar ist das Denkmäler regelrecht gerodet werden, genau von der Klientel der s.g. Hinterfrager und "moralisch Aufrechten".
Dann ist ja genug Platz für eine neue Denkmalkultur ganz nach Deinem Sinne.
Ach ja, Papa hat das Land aufgebaut und Sorge dafür getragen das sich die '68er in ihrer moralischen Überlegenheit suhlen konnten und kommunistischen Massenvernichtern zujubeln konnten, den Schießbefehlen gleich um die Ecke im eigenen Land , in der Stadt wo sie lebten aber kein Auge schenkten. Der Marsch durch die Institutionen ist ihnen aber voll gelungen, wenn bei bei Studienabschlüssen es vielfach haperte.
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Re: Höcke: Denkmal der Schande

Beitrag von Selina »

becksham hat geschrieben:(30 Jan 2017, 09:11)

:thumbup:
Beim Lesen einiger Beiträge ging mir auch durch den Kopf, wir haben anscheinend noch zu wenig Erinnerungskultur.
Welfenprinz und becksham :thumbup: Ihr sprecht mir beide aus dem Herzen. Dass das die Jüngeren nun nicht jeden Tag und immer wieder hören wollen, ist doch klar. Sagt ja auch keiner, dass sie das müssen. Gibt halt nur gerade einen Anlass für die Diskussion. Aber sich so wie die drei berühmten Affen "nichts sehen, nichts hören, nichts sagen" verhalten, das kanns ja nun auch nicht sein ;)
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Re: Höcke: Denkmal der Schande

Beitrag von CaptainJack »

Selina hat geschrieben:(30 Jan 2017, 08:25)

Dieser zusammengeschlagene Kommunist vor der Haustür meiner Mutter und der Holzpantinen-Zug voller abgemagerter Leute in derselben Stadt, denen die Leute am Straßenrand kein Brot zustecken durfen, das ist alles nichts Abstraktes. Das ist bittere traurige Vergangenheit. Deutsche Vergangenheit. Aber bleib doch von mir aus bei deiner Meinung, niemand habe etwas gewusst. Stattdessen kannst du ja auch heute noch jede Menge Zeitzeugenberichte lesen, hören oder sehen. Dafür ist es nie zu spät.
Es ist einfach nicht möglich gewesen (ich habe dir die Gründe geschildert), dass die Millionenbevölkerung von den tatsächlichen Gräueltaten in den KZs gewusst hat. Irgendwelche Ausnahmen mag es gegeben haben! Und jetzt verlasse ich dieses Thema!
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Re: Höcke: Denkmal der Schande

Beitrag von Alexyessin »

CaptainJack hat geschrieben:(30 Jan 2017, 09:45)

Es ist einfach nicht möglich gewesen (ich habe dir die Gründe geschildert), dass die Millionenbevölkerung von den tatsächlichen Gräueltaten in den KZs gewusst hat. Irgendwelche Ausnahmen mag es gegeben haben! Und jetzt verlasse ich dieses Thema!
Behauptungen aufstellen und dann verpissen. Des hamma gerne.

Du hast Recht. Es wird diese Ausnahmen gegeben haben und es wird wohl auch ein größerer Teil von den Gräueltaten nichts gewußt haben wollen.
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Re: Höcke: Denkmal der Schande

Beitrag von CaptainJack »

Alexyessin hat geschrieben:(30 Jan 2017, 09:48)

Behauptungen aufstellen und dann verpissen. Des hamma gerne.

Du hast Recht. Es wird diese Ausnahmen gegeben haben und es wird wohl auch ein größerer Teil von den Gräueltaten nichts gewußt haben wollen.
Dann sind wir ja einer Meinung!
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Re: Höcke: Denkmal der Schande

Beitrag von Alexyessin »

CaptainJack hat geschrieben:(30 Jan 2017, 09:53)

Dann sind wir ja einer Meinung!
Das glaube ich jetzt weniger.
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Re: Höcke: Denkmal der Schande

Beitrag von relativ »

Edmund hat geschrieben:(29 Jan 2017, 19:49)

Im Februar 45, als eh schon alles vorbei war, haben die Alliierten Dresden und zigtausende Menschen vernichtet.



Dachau und Bergen-Belsen waren Konzentrations- und keine Vernichtungslager. Die Vernichtungslager lagen alle außerhalb Deutschlands, weit im Osten.

Außerdem sagst Du doch selbst, daß jeder Deutsche ebenfalls fürchten mußte selbst ins KZ zu kommen, wenn er sich gegen das Regime positionierte. Schon wer öffentlich Sympathien für drangsalierte Juden zeigte, konnte dafür mit KZ-Haft bestraft werden. Von öffentlicher Kritik an der Politik des Regimes oder dem Verstecken von Juden gar nicht zu sprechen. Damit hat man sein Leben riskiert.
...und du meinst, dies wäre nur mit 0,6 % der Bevölkerung so möglich gewesen. Nein es gab einen hohen Grad an Menschen, die dieses Nazi Regime mitgetragen haben, erst durch ihre Wahl und später Aktiv , indem sie z.B. gesellschaftlichen Druck mit aufbauten, z.B. an denjenigen die sie meinen, die nicht mitmachen wollten, aber im Endeffekt den Kopf eingezogen haben. Nur die wenigsten Deutschen begehrten Aktiv auf.
Darum ist der 2. Weltkrieg und der Holocoust auch eine kollektive Verantwortung, selbst wenn viele nicht wussten was Hitler vor hatte, so haben sie sich auch nicht Informiert und sind diesem Kerl und seiner Partei in Scharen hinterhergelaufen.
Genau deshalb muessen wir als Deutsche auch diese Historie lebendig halten, denn wenn man dies nicht tut, besteht die Gefahr, daß nächste Generationen denselben Fehler begehen, wie unsere Eltern bzw. Großeltern.
Höcke will dieses kollektive Bewusstsein, die Verantwortung unser Geschichte, aus den Köpfen unser Nation löschen, damit seine Idee eines neuen Deutschlands erst wieder Mehrheiten bekommen kann. Dageben muessen wir uns wehren und wenn es mit kratzen und beißen sein muss.
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Re: Höcke: Denkmal der Schande

Beitrag von relativ »

Edmund hat geschrieben:(30 Jan 2017, 00:49)

Wenn Deine Mutter sich persönlich schuldig gemacht hat oder sich aus irgendeinem Grund schuldig fühlt, muß sie das mit sich selbst ausmachen. Schuld ist eben immer individuell.

Ich verbitte mir hingegen, daß meinen Großeltern und Ur-Großeltern eine "Schuld" am Holocaust angedichtet wird. Die haben sich daran nämlich in keiner Weise beteiligt, genauso wie über 99% der Deutschen.

"Gewußt" haben sie auch nichts, zumindest nichts davon, daß diese Menschen alle ermordet werden. Und selbst wenn sie es gewußt hätten, wären sie machtlos gewesen daran etwas zu ändern. Mit einem "Hitler muß weg!"-Plakat vor die Reichkanzlei zu ziehen war nicht ganz ohne, solltest Du wissen. :rolleyes:

Ich verachte diese Großmäuler nach nachgeborenen Generationen, die in ihrem Leben noch gar nichts für Deutschland geleistet und sich in das gemachte Nest ihrer Eltern und Großeltern gesetzt haben, die überhaupt nicht wissen wie es ist in einer totalitären Diktatur zu leben, aber verlogen mit ihren Fingern auf die Kriegsgeneration zeigen, weil sie angeblich alles etwas gewußt und nichts getan hätten.
Es geht heutzutage auch nicht mehr um die Individuelle Schuld, diesbezüglich werden nicht mehr allzuviele dieser Menschen Leben, die diese auf sich geladen haben. Viel wichtiger ist die Erinnerung was passiert, wenn man seinen Kopf ausschaltet und menschverachtenden Ideologien hinterherläuft, in der Hoffung, die würden einen in irgendeiner Weise besser stellen, indem sie andere Verachten, Ausschließen und später sogar gezielt Umbringen.
Diese kollektive Schuld hat sich Deutschland aufgeladen und es gibt nur wenige, die diesbezüglich wirklich frei von Schuld sind.
Solange wir als Nachfolgestaat diese Erinnerung lebendig halten und in unsere Bildung und Erziehung mit einbinden, sind wir gesellschaftlich Immun gegen diese "Hitlers" der Welt, wenn wir versuchen die Schuld zu relativieren , oder sogar von uns zu weisen, so wie Höcke es vor hat, dann ist unsere Gesellschaft wieder empfänglich für solche Rattenfänger, gerade in vermeidlichen Krisenzeiten.
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Re: Höcke: Denkmal der Schande

Beitrag von Quatschki »

Selina hat geschrieben:(30 Jan 2017, 08:54)

Genau :thumbup: Auch die "Reichspogromnacht" mit ihren grausamen Ereignissen haben ja wohl die meisten gesehen.
Abends im Fernsehen?
Oder wie stellst du dir das vor?

Das war die Wochenschau mit der offiziellen Nachrichtenlage jener Tage:


Und im Völkischen Beobachter hieß es immer "Stadt xy ist jetzt judenfrei".
Also versuch hier nicht das Bild der unwissenden Masse aufzubauen.
Drauf so sprach Herr Lehrer Lämpel:
„Dies ist wieder ein Exempel!“
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Re: Höcke: Denkmal der Schande

Beitrag von Selina »

Alexyessin hat geschrieben:(30 Jan 2017, 09:48)

Behauptungen aufstellen und dann verpissen. Des hamma gerne.

Du hast Recht. Es wird diese Ausnahmen gegeben haben und es wird wohl auch ein größerer Teil von den Gräueltaten nichts gewußt haben wollen.
Betonung liegt meines Erachtens auf "wollen". Was auch nicht böse gemeint ist von mir. Denn es ist nur zu verständlich, dass man in Panik und Angst die Augen verschließt vor schlimmen Dingen. Dennoch waren es keine Ausnahmen, von denen ich sprach. Ich sage noch mal, es war differenziert. Viele wussten etwas, einige wussten nichts, andere wiederum sahen es und konnten sich nur das grausame Ende nicht vorstellen. Das liegt ja auch außerhalb des menschlichen Vorstellungsvermögens. Andere wiederum wussten sogar auch von den KZ und davon, was dort geschah.
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Re: Höcke: Denkmal der Schande

Beitrag von Alexyessin »

Edmund hat geschrieben:(29 Jan 2017, 19:49)

Im Februar 45, als eh schon alles vorbei war, haben die Alliierten Dresden und zigtausende Menschen vernichtet.
Es gab einen Bombenangriff auf Dresden. Hier von Vernichtung zu sprechen ist schon zynisch genug - erst Recht in Bezug auf das Threadthema.
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Re: Höcke: Denkmal der Schande

Beitrag von Selina »

Quatschki hat geschrieben:(30 Jan 2017, 10:24)

Abends im Fernsehen?
Oder wie stellst du dir das vor?
Sag mal, gehts noch? Die Leute, die direkt in der jeweiligen Straße wohnten, wo Juden aus ihren Geschäften gezerrt und misshandelt wurden, wo die Scheiben ihrer Geschäfte von den braunen Horden zerschlagen wurden, die haben das selbstverständlich gesehen.
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Re: Höcke: Denkmal der Schande

Beitrag von relativ »

Quatschki hat geschrieben:(30 Jan 2017, 10:24)

Abends im Fernsehen?
Oder wie stellst du dir das vor?

Das war die Wochenschau mit der offiziellen Nachrichtenlage jener Tage:
Die "Judensäuberung" aus der deutschen Gesellschaft war wohl in jeden kleinen Städtchen in Deutschland für jeden sichtbar.
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Re: Höcke: Denkmal der Schande

Beitrag von Alexyessin »

Selina hat geschrieben:(30 Jan 2017, 10:24)

Betonung liegt meines Erachtens auf "wollen". Was auch nicht böse gemeint ist von mir. Denn es ist nur zu verständlich, dass man in Panik und Angst die Augen verschließt vor schlimmen Dingen. Dennoch waren es keine Ausnahmen, von denen ich sprach. Ich sage noch mal, es war differenziert. Viele wussten etwas, einige wussten nichts, andere wiederum sahen es und konnten sich nur das grausame Ende nicht vorstellen. Das liegt ja auch außerhalb des menschlichen Vorstellungsvermögens. Andere wiederum wussten sogar auch von den KZ und davon, was dort geschah.
Freilich. Das meinte ich ja.
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Re: Höcke: Denkmal der Schande

Beitrag von CaptainJack »

Alexyessin hat geschrieben:(30 Jan 2017, 09:57)

Das glaube ich jetzt weniger.
Wie soll ich "Du hast Recht." noch deuten?
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Re: Höcke: Denkmal der Schande

Beitrag von Alexyessin »

CaptainJack hat geschrieben:(30 Jan 2017, 10:36)

Wie soll ich "Du hast Recht." noch deuten?
Lies doch den ganzen Beitrag. Selina hat es schön erklärt.
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Re: Höcke: Denkmal der Schande

Beitrag von Selina »

Alexyessin hat geschrieben:(30 Jan 2017, 10:31)

Freilich. Das meinte ich ja.
Alles klar :)
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Re: Höcke: Denkmal der Schande

Beitrag von aleph »

Selina hat geschrieben:(29 Jan 2017, 23:36)

Das ist wirklich das Letzte. Danke für die Info. Wie ist das eigentlich mit einigen Bundeswehrkasernen? Eine soll ja immer noch Rommel-Kaserne heißen.
Das Grab ist privat. Wenn seine Ehefrauen(?) da ein Kreuz anbringen, kann sie niemand daran hindern.

2018 läuft das Grabnutzungsrecht aus.
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Re: Höcke: Denkmal der Schande

Beitrag von Welfenprinz »

busse hat geschrieben:(30 Jan 2017, 09:22)

Unfassbar ist das Denkmäler regelrecht gerodet werden, genau von der Klientel der s.g. Hinterfrager und "moralisch Aufrechten".
Dann ist ja genug Platz für eine neue Denkmalkultur ganz nach Deinem Sinne.
Ach ja, Papa hat das Land aufgebaut und Sorge dafür getragen das sich die '68er in ihrer moralischen Überlegenheit suhlen konnten und kommunistischen Massenvernichtern zujubeln konnten, den Schießbefehlen gleich um die Ecke im eigenen Land , in der Stadt wo sie lebten aber kein Auge schenkten. Der Marsch durch die Institutionen ist ihnen aber voll gelungen, wenn bei bei Studienabschlüssen es vielfach haperte.
busse
Papa hat das Land erstmal zerstört.
Deswegen war er moralisch von vornherein unterlegen.

Gut,solange sowas wie du es hier äusserst,weiter durchs Land geistert,gehts eben weiter. :mad2:
Sterben kann nicht so schlimm sein,sonst würden es nicht so viele tun.
Lt. griinpissstudien stirbt eine Ratte, wenn ihr ein 200l-Fass Glyphosat auf den Kopf fällt.
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Re: Höcke: Denkmal der Schande

Beitrag von CaptainJack »

Nicht "wollen", sondern tatsächlich "nicht wissen"!
Es ist ja wohl nachgewiesen, dass die Bevölkerung weder durch Presse, durch Radio, durch eigene Ansicht, durch Verkündung überlebender Opfer dies erfahren konnte. Selbst wenn einige wenige Beteiligte, unter Missachtung ihres eigenen Lebens, irgendwelchen Familienmitgliedern dies mitgeteilt hätten, hätte das nicht mal im Entferntesten mit "einem Wissen der Bevölkerung" zu tun gehabt.
Mich würde mal die Erklärung der Personen, die unbedingt der damaligen Bevölkerung diesen Stempel aufdrücken wollen, interessieren, wie sie zu dieser phantastischen Aussage gekommen sind!? :rolleyes:
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Re: Höcke: Denkmal der Schande

Beitrag von Welfenprinz »

relativ hat geschrieben:(30 Jan 2017, 10:30)

Die "Judensäuberung" aus der deutschen Gesellschaft war wohl in jeden kleinen Städtchen in Deutschland für jeden sichtbar.

Dörfchen. <500 Einwohner
Meine Mutter kann heute noch die Familiennamen nennen,die da verschwanden.
Sterben kann nicht so schlimm sein,sonst würden es nicht so viele tun.
Lt. griinpissstudien stirbt eine Ratte, wenn ihr ein 200l-Fass Glyphosat auf den Kopf fällt.
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Re: Höcke: Denkmal der Schande

Beitrag von Welfenprinz »

CaptainJack hat geschrieben:(30 Jan 2017, 11:11)

Nicht "wollen", sondern tatsächlich "nicht wissen"!
Es ist ja wohl nachgewiesen, dass die Bevölkerung weder durch Presse, durch Radio, durch eigene Ansicht, durch Verkündung überlebender Opfer dies erfahren konnte. Selbst wenn einige wenige Beteiligte, unter Missachtung ihres eigenen Lebens, irgendwelchen Familienmitgliedern dies mitgeteilt hätten, hätte das nicht mal im Entferntesten mit "einem Wissen der Bevölkerung" zu tun gehabt.
Mich würde mal die Erklärung der Personen, die unbedingt der damaligen Bevölkerung diesen Stempel aufdrücken wollen, interessieren, wie sie zu dieser phantastischen Aussage gekommen sind!? :rolleyes:
Hast du die links z. B. zu den “Hasenjagden“ überhaupt gelesen?
Sterben kann nicht so schlimm sein,sonst würden es nicht so viele tun.
Lt. griinpissstudien stirbt eine Ratte, wenn ihr ein 200l-Fass Glyphosat auf den Kopf fällt.
CaptainJack

Re: Höcke: Denkmal der Schande

Beitrag von CaptainJack »

Welfenprinz hat geschrieben:(30 Jan 2017, 11:13)

Dörfchen. <500 Einwohner
Meine Mutter kann heute noch die Familiennamen nennen,die da verschwanden.
Damit wusste sie damals noch lange nicht, was mit ihnen geschah.
CaptainJack

Re: Höcke: Denkmal der Schande

Beitrag von CaptainJack »

Welfenprinz hat geschrieben:(30 Jan 2017, 11:15)

Hast du die links z. B. zu den “Hasenjagden“ überhaupt gelesen?
Was ist das und warum sollte ich die lesen?
Gesperrt