lobozen hat geschrieben:(20 Nov 2016, 16:57)
Ich fuehle mich weder vom Wissensstand, noch vom Interesse befaehigt, vergleichende Religionsforschung zu betreiben. Aber selbst mir ist bekannt, dass das Neue Testament im Christentum das Alte abgeloest hat, bzw, das Alte nur aus dem Neuen interpretiert werden kann. Ausserdem ist das NT keine Handlungsanweisung fuer den Alltag des Glaeubigen wie der Koran in weiten Teilen.
Mir ist auch keine katholische Institution bekannt, die die Todesstrafe fuer vom Glauben Abgefallene rechtfertigt - jedenfalls nicht in den letzten paar hundert Jahren.
Es gibt also sehr wohl sehr relevante Unterschiede.
Warum wurden denn im Christentum hundertausende von Hexen verbrannt? Auf welcher damaligen Basis? Doch wohl nicht auf Basis von einem Koran!
Wenn der Pastor die Gläubigen auffordert, den Zehnten zu geben, begründet er dies mit dem Alten Testament (AT) (vgl. z. B. Mal 3,10). Im Neuen Testament (NT) gibt es nämlich keine Anweisung, den Zehnten zu geben. Allerdings gehen die Christen überwiegend sehr selektiv mit dem AT um. Manche Gebote begrüßen sie und halten sie wörtlich ein, z. B. 5Mose 22,5:
„Eine Frau soll nicht Männersachen tragen, und ein Mann soll nicht Frauenkleider anziehen; denn wer das tut, der ist dem HERRN, deinem Gott, ein Gräuel.“
Manche Gebote halten sie nur sinngemäß ein, z. B. 2Mose 20,8ff:
„Gedenke des Sabbattages, dass du ihn heiligest … “
Sie nehmen sich irgend einen Tag der Woche als arbeitsfrei heraus, nicht aber den Samstag. Und manche Gebote lehnen sie völlig ab, z. B. 3Mose 20,10:
„Wenn jemand die Ehe bricht mit der Frau seines Nächsten, so sollen beide des Todes sterben.“
Gilt für Christen das AT noch? Wenn ja, gilt es uneingeschränkt oder gelten nur gewisse Teile? Kann jeder Christ selbst bestimmen, was gilt und was nicht gilt? Im Folgenden wird versucht, diese Fragen zu beantworten.
Das AT ist den Christen zur Belehrung gegeben. Die vielen Gebote, Geschichten, Sprüche, Psalmen usw. sollen uns lehren, warnen, trösten und erziehen. Sie zeigen uns Gottes Heiligkeit und Majestät, seine Barmherzigkeit und Liebe, aber auch seinen Zorn und seine Gerichte. Gottes Handeln am Volk Israel ist ein Bild für seinen Umgang mit der Gemeinde. Gottes Verheißungen für die Zukunft des Volkes Israel haben sich entweder schon erfüllt oder werden sich noch erfüllen. Daran sehen wir, dass Gott zu seinem Wort steht.
Fazit: Das AT ist Wort Gottes, besitzt aber einen vorläufigen Charakter. Die christliche Gemeinde kann es nicht wortwörtlich in die heutige Zeit übernehmen. Vielmehr ist das AT heilsgeschichtlich auszulegen. Wie dies geschieht, zeigt uns Jesus Christus und das NT. Wir leben heute im neuen Bund und haben uns nach den Grundsätzen dieses Bundes und seines Stifters, Jesus, zu richten. Jesus und das NT zeigen, dass das kultische Gesetz endgültig vorbei ist und dass das sittliche Gesetz im Doppelgebot der Liebe aufgeht. Christen befolgen das Doppelgebot der Liebe nicht, um dadurch gerecht zu werden; sondern weil sie durch den Glauben an Jesus gerecht geworden sind, halten sie gerne die Gebote Gottes.